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Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 10. Aug 2010, 08:04
von Iris2010
Hallo zusammen,schreibe hier zum 1. Mal und möchte mich kurz vorstellen.
Ich leide seit 2 1/2 Jahren unter einer schweren rezidivierenden Depression. War im letzten Jahr mit kurzen Unterbrechungen fast ausschließlich in Kliniken. Habe dort eine 13er Serie einer Elektrokrampftherapie erhalten weil gar nichts anschlug. Aber auch diese war ohne merklichen Erfolg. Schließlich sind es jetzt doch Medikamente,die die Erkrankung so einigermaßen in Schach halten.
Ich war früher eine lebenslustige leistungsfähige intelligente Frau.Von all dem ist nicht viel übriggeblieben. Fühle mich total minderwertig, beziehe momentan Rente wegen voller Erwerbsminderung.
Ich habe seit der EkT Behandlung starke Gedächnisdefizite,leide unter Vergesslichkeit. Konzentrations-und Merkfähigkeitsstörungen.Meine Leistungsfähigkeit ist stark reduziert.

Hat Jemand von Euch schon einmal Erfahrungen mit der Elektrokrampftherapie gemacht?

Es ist kein lebenswertes Leben mehr.Ich fühle mich micht mehr vollwertig und habe ehrlich gesagt auch keine Hoffnung mehr. Man darf ja in diesem Forum keine suizidalen Gedanken äußern aber.........

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 10. Aug 2010, 08:11
von DepriXX
Hallo

Du schriebst: Ich habe seit der EkT Behandlung starke Gedächnisdefizite,leide unter Vergesslichkeit. Konzentrations-und Merkfähigkeitsstörungen.Meine Leistungsfähigkeit ist stark reduziert.

Bis auf die Gedächtnisdefizite dürftest du die anderen Symptome auch schon vor der EKT gehabt haben. Das sind auch Symptome oder Begleiterscheinungen der Depression.

Du benötigst extrem viel Geduld. Mache das, was du schaffst. Ich habe auch schon vieles hinter mir. Seit 1 Jahr kann ich wenigstens wieder etwas machen. Einmal die Woche einkaufen, etwas Haushalt etc. Vorher war mein Aktivitäts-Level ziemlich bei Null.
Heute habe ich auch noch Tage, an denen ich einfach nichts mache, weil es nicht geht.

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 10. Aug 2010, 13:11
von Maximiliane
Liebe Bobi,

herzlich Willkommen, ich bin auch erst seit 2 Tagen hier offiziell angemeldet.

> Es ist kein lebenswertes Leben mehr.Ich fühle mich micht mehr vollwertig und habe ehrlich gesagt auch keine Hoffnung mehr. Man darf ja in diesem Forum keine suizidalen Gedanken äußern aber.........

Ach, da würde ich dich am liebsten mal in den Arm nehmen. Ich kenne solche resignativen Phasen zu genüge, das war für mich auch der Grund, warum ich hier im Forum angefangen habe. Und ich finde es toll, das du auch jetzt den Mut dazu aufgebracht hast!

Es tut gut, nicht die einzigste zu sein, die mit dieser Erkrankung versucht, im Leben zurecht zu kommen. Es ist und bleibt eine schwere Aufgabe. Vor allem in unserer Leistungsgesellschaft, wo man sich oft über seine Erfolge gelernt hat zu definieren.

Aber du bist viel mehr als das!!!!

Ich glaube mittlerweile, dass diese Krankheit es erfordert, ein neues Wertesystem für sich zu entwickeln, weg von den konventionellen Vorstellungen wie Leistung u.dgl.
Anders geht es glaube ich nicht, auch mit dieser Krankheit ein zufriedenes Leben zu finden. Und das geht nicht von heute auf morgen, leider. Daran verzweifel ich auch oft, bin aber auch schon ein gutes Stück daran gewachsen.
Gibt dir eine Chance, mit der Zeit zu entdecken, was noch in dir schlummert, was du bisher vielleicht noch gar nicht weißt!

Durch meine Krankheit habe ich ein hohes künstlerisches Potential entwickelt und male Bilder, wie ich sie ohne diese Krankheit vermutlich so nie gemalt hätte. Wer weiß, was sich da vielleicht in dir anbahnt, was raus ins Leben will!
Gib dir eine Chance!

Auch ich mache schon sehr lange mit der Erkrankung meinen Lebensweg, seit Jahrzehnten. Trotz vieler, vieler Tiefphasen und Enttäuschungen ging es dann doch immer wieder weiter. Manchmal ergaben sich unverhoffte Lösungen.

Ich möchte dir Mut machen, ganz ganz viel Mut!!!!
Auch ich stecke momentan in einer Krise, habe aber mittlerweile gelernt, gerade in diesen Zeiten bewusst ein langsames Tempo zu gehen, manchmal weniger als Minischritte zu machen, mich auch gerade dafür zu loben, alles, was irgendwie belastend erscheint, abzublocken und so liebevoll wie möglich mit mir umzugehen. Und wenn es nur ein Schokoladenpudding ist, den ich mir koche.
Wer sonst sollte "Ja" zu mir sagen, wenn nicht ich?
Du bist der wichtigste Mensch auf der Welt, wie alle anderen Menschen auch!!!!!!

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig Mut machen. Lass dir Zeit und erlaube dir kleine, langsame Schritte, du hast es verdient, mit dabei zu sein im Leben, egal wie!!!!

Herzliche Grüße,
Häuptling

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 10. Aug 2010, 14:43
von Kätterli
hallo bobi,

gut dass du dich hier meldest. es gibt hier sicher viele gute zusprüche, ratschläge und hoffnungen abzuholen. schau aber vor allem nach den positiven rückmeldungen und pflück dir diesen strauss vorsichtig in eine schöne vase.
(vielleicht bist du sogar in der lage dir einen wirklichen strauss hinzustellen?)

leider kann ich dir über die ekT keinen austausch anbieten. aber welche medikamente nimmst du im moment? sie scheinen zu helfen und du bist wieder zu hause?

du schreibst diese krankheit zu hassen und dich dazu, kann ich gut verstehen! ging mir auch mal so oder ähnlich. diese starken emotionen hoff ich für dich kannst du in positive energie umsetzen und deinem denken und fühlen eine gute wende geben. es scheint dass du etwas verändern willst!

grüsse dich, kätterli

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 10. Aug 2010, 17:58
von Iris2010
Hallo,
hab vielen Dank für Deine Antwort. Ja natürlich, das ist schon wahr,die Konzentrations-und Merkfähigkeitsstörungen gehören zum Krankheitsbild bzw. sind Begleitsymptome.Mein Neurologe macht mir auch immer wieder Mut und sagt, dass mit der Zeit diese Störungen sich bessern. Aber wie gesagt nach nun mehr als 2 1/2 Jahren kann ich keinerlei Verbesserung feststellen und habe eher das Gefühl, dass die Vergesslichkeit und die Aufmerksamkeitsstörungen zunehmen.Von der Gedächnisleistung ganz zu schweigen.

Aber Du hast auch Recht, wenn Du schreibst, dass man nur so viel machen sollte, wie man kann und wenns halt mal gar nichts ist. Vielleicht setzt man sich selbst zu sehr unter Druck.
Allerdings hab ich 2 Kinder ,Teile des Haushalts, Hausaufgaben etc.sind eine extreme Herausforderung und müssen jedenTag bewältigt werden und man merkt jeden Tag aufs neue, wie schnell man an seine Grenzen kommt, das tut weh- macht Angst.

Dir Jedenfalls wünsch ich von Herzen alles Gute!

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 10. Aug 2010, 18:32
von Iris2010
Hallo Häuptling,

Ich danke Dir ganz doll für Deine mutmachenen Worte.
Es ist toll zu hören, dass man mit der Krankheit oder vielleicht sogar durch diese etwas Neues wie Du auf die Beine stellt.Dass Du Deine künstlerische Seite an Dir entdeckt hast, find ich spannend.
Ich bewundere Dich und wünsche Dir, dass das auch so bleibt.

Ich wünschte, mehr Gelassenheit zu haben und Ruhe zu bewahren. Momentan bin ich einigermaßen stabil, nehme aber noch ziemlich viele Medis.
Ich habe wahnsinnige Angst vor der Zukunft.
Die Gesellschaft verlangt stetige Leistung ab. Sei es im Beruf oder auch im Privatleben. Ich bin diesen Anforderungen einfach nicht mehr gewachsen, aber es war doch mal anders! Kann ich je wieder arbeiten? Ich glaube, nichts beschäftigt mich so sehr wie diese Frage. Im nächsten Jahr läuft die Rente aus, was dann? natürlich kann ich einen erneuten Antrag stellen, aber es war schon bei der ersten Antragstellung trotz der zahlreichen Klinikbefunde, Stellungnahme meines Psychiaters und Gutachten einerseits vom Arbeitsamt und von der Rentenversicherung nicht einfach.

Aber noch einmal ein herzliches Dankeschön an Dich. Es tut gut sich mit Betroffenen auszutauschen und sich alles mal von der Seele zu reden, denn die "Normalen" haben meist kein Ohr bzw. sind damit total
überfordert.

ganz liebe Grüße
bobi2010

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 10. Aug 2010, 18:45
von Iris2010
Hallo kätterli,

herzlichen Dank für Deine Antwort.
Ich werde versuchen mir aus Allem einen wie Du sagtest, positiven Strauß zu pflücken. Freue mich über jede Antwort

Ja, bin seit Ende Oktober vergangenen Jahres zu Hause. Nehme noch 4 Medikamente.
2x tägl.Moclobemid, als Antidepressivum,
2x tägl. Valproat, als Stimmungsstabilisator,
2x tägl. Lyrica, als angstreduzierendes Mittel und zur Nacht Dominal, ein Neuroleptikum, da ich sonst nicht zur Ruhe komme und weder ein-noch durchschlafen kann.
Wie geht es Dir im Moment so?

Herzliche Grüße Bobi2010

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 10. Aug 2010, 19:16
von Maximiliane
Hallo bobi!

Da hast du recht, das Leben verlangt ne ganze Menge von uns, erst recht, wenn man krank ist. Und auch ich weiß manchmal nicht, wie das alles so weiter gehen soll und kann.
Eine Erleichterung war es, als ich in den Ruhestand versetzt wurde und dem bruflichen Druck nicht mehr ausgesetzt war. Zwar ging das einher mit erheblichen finanziellen Einbußen und auch solchen Selbstzweifeln wie du sie momentan hast, doch es bleibt dennoch eine große Erleichterung, diese Belastung weniger zu haben. Nächstes Jahr steht wieder der Gutachter an, doch bisher habe ich da unterstützende Hilfe erfahren. Ich glaube, das ist recht selten bei Gutachtern, wenn ich hier so manchen Beitrag lese. Der war bei mir sogar einsichtiger als ich selbst, sonderbar !?!?!

Da du zwei Kinder hast, bist du nicht nur für dich alleine Verantwortlich. Das ist manchmal sicher schwierig, oder? Da ich selbst mal im Schuldienst war, weiß ich, welche Anforderungen die Schule an Kinder stellt, und die Eltern zu Hause oft damit überfordert sind. Zumal ja ein guter Schulabschuss angeblich das ein und alles ist.
Aber ich könnte mir auch vorstellen, dass deine Kinder für dich eine gute Kraftquelle und Triebfeder sein könnten, um weiter zumachen, oder?
Sind sie denn in einem Alter, wo du sie ein wenig mit Einbinden könntest in den Haushalt?
Oder hättest du Freunde, Verwandte, Partner, die irgendwie behilflich sein könnten.
Oder hast du gar eine therapeutische Begleitung, neben dem Psychiater?
Glaub mir, ich habe zwar meine künstlerische Ader entdeckt, aber momentan läuft auch das nicht,obwohl ich alle nötigen Materialien hier habe, es geht einfach nur das Nötigste wie Haushalt etc, wenn überhaupt. Also ein neues Problem Mist!

Wenn ich Tiefphasen habe, versuche ich den Gedanken an die Zukunft abzublocken, denn das zieht mich noch mehr runter. Manchmal klappt es sogar, und ich konzentriere mich auf den Moment, was JETZT ansteht, was ich JETZT machen kann und machen muss.
Da ich dank der Medis jetzt seit einigen Wochen Nachts schlafen kann, fällt auch das angsterfüllte Aufwachen weg, wo sonst sofort die Zukunftsangst im Vordergrund steht.

Ich glaube, du bist immer noch eine Powerfrau, wenn jetzt auch auf anderer Ebene als früher. Schau mal, der lange Klinikaufenthalt, die EKT, das hast du alles schon geschafft!!!!!!
Und jetzt wieder zu Hause!!!!! Das wird vermutlich noch seine Zeit brauchen, bis du mit allem so zurecht kommst, es ist halt jetzt alles anders und neu, das braucht wirklich Zeit und Mut und Kraft, damit klar zu kommen, damit Wege zu finden in deinem Alltag!
Und ich wünsche dir von Herzen, einen Weg zu finden, denn ich weiß selbst, wie schwer das sein kann.

Liebe Grüße,

Häuptling

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 10. Aug 2010, 19:25
von remi
hallo, ihr´s !

dieser SELBSTHASS ist auch ein großer teil von mir,
ich frage mich, was war zuerst da, die depression oder mein selbsthass ??

ich bin seit fast 8 jahren wegen der depri in behandlung, nehme lfd. medikamente, hatte 3 stationäre aufenthalte und mache zz kognitive verhaltenstherapie.

"ich hasse diese krankheit" .... konnte ich am anfang meiner depris gar nicht sagen, weil ich depri bei mir ?? ich doch nicht !!!
einfach nicht anerkennen mochte.
auch hatte ich ein wirrwarr von gefühlen - oder keine gefühle - ich weiß es nicht mehr, es war jedenfalls schrecklich -
und ich habe mich dafür gehaßt, fühlte mich als versager, taugenichts, faulenzer, chaotin. . . einfach schlecht.

jaja, ich liebe diese krankheit inzwischen immer noch nicht, mich selber auch nicht immer, doch ich habe nach so vielen jahren gelernt, dieses an mir oder bei mir als gegeben anzuerkennen.

lg, kreati

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 11. Aug 2010, 14:16
von Kätterli
hallo bobi,

danke der nachfrage wie es mir momentan geht, bin grad ganz guter dinge, schlafe ordentlich durch nachts und kann den haushalt, garten, kind, mann und mich vorzüglich versorgen. die letzte depressive phase ist vorbei, nehme aber weiterhin fluoxetin und mirtazapin.

zum thema arbeit auswärts tätigen und sich darüber definieren habe ich mich lange auseinandergesetzt. es ist nun mal häufig die erste frage wenn man leute kennenlernt, was man denn so arbeite. selten fragt einem jemand wer man denn so ist und an was man denkt oder fühlt, geschweige denn wie man nach aussen wirkt und somit bewirkt.
oder hausfrau z.b. ist ja, was jeder noch so nebenher erledigt. und wir machen das im moment hauptberuflich, erziehen kind(er) und pflegen ein schönes daheim, organisieren alles mögliche usw.usf.
(also ich vermisse meine arbeit nicht, im gegenteil, ich geniesse es richtig.!)

ja liebe bobi so sieht es aus bei mir. und bei dir kommt das auch wieder zurück, dieses gute gefühl in einem drin zu wohnen!
denk an den blumenstrauss,
sei gedrückt,
grüsse kätterli

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 11. Aug 2010, 16:11
von Maximiliane
Hallo Bobi, hallo die anderen,

jetzt hatte ich fast ne halbe Stunde etwas als Beitrag geschrieben, und durch einen blöden Tastendruck ist alles weg.
Könnte grad heulen, als ob es nicht sowieso schon alles lang genug dauert bei mir.
Ach, ich mach jetzt ne Pause und melde mich vielleicht heute abend noch mal.

Alles Gute, eine gute Zeit,

Häuptling

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 12. Aug 2010, 19:21
von Maximiliane
Hi hallo,

das begegnet mir auch immer wieder, dass ich mich wie nix fühle, nicht mehr zugehörig, als Versager, nur weil ich nicht mehr arbeiten kann, keine Familie gründen konnte und immer noch nicht verheiratet bin und gerade mal meinen dürftigen Haushalt hinkriege. Da kommen richtige Schamgefühle zum Vorschein, und das ärgert mich dann. Wieso schäme ich mich, weil ich nicht mehr arbeiten kann? Wieso schäme ich mich, immer noch Single zu sein? Wieso schäme ich mich, dass ich schon so lange krank bin,
wieso .... ????
Und das meinte ich, was ich letzten zu dir sagte, Bobi, dass man wohl ein andere Wertesystem für sich entwickeln muss, weg von denen der Leistungsgesellschaft. Und das finde ich verdammt schwer. Denn da muss ich einen Haufen anerzogene Einstellungen über den Haufen werfen, und die sind hartnäckig.
Und dann fühle ich mich erst recht einsam,denn wer teilt denn dann meine neuen Sichtweisen?
Da finde ich dann so was wie hier dem Forum gut, wo man auf Gleichgesinnte trifft. Die ähnliches erlebt haben, die sich neu in der Welt orientieren müssen, weil sie durch die Depression aus der Bahn geworfen wurden.
Ich habe mich von allen Menschen soweit es ging, getrennt, die mir mit ihren Einstellungen nicht gut getan haben. Und momentan habe ich Leute um mich rum, die mir einfach gut tun und mich unterstützen können. Es sind nicht nur Leute aus den KLinikzeiten, auch solche, die im Berufsleben stehen und Depressionen selbst noch nicht erlebt haben, aber offen sind für das Thema Therapie/Krankheit.
Und mein Selbstbewusstsein ist sehr mickrig und wacklig, so dass ich in der Welt der "Normalos" oft ganz schnell wieder in die gleichen Ängste und Selbstzweifel komme. Die Hochzeit meiner viel jüngeren Cousine zum Beispiel hat mich in eine ziemliche Krise gestürzt, weil ich mal wieder gesehen habe, was ich durch die jahrzehntelange Depression alles verpasst habe im Leben. Und das tut soooo weh. Warum? Was habe ich falsch gemacht, dass ich so bestraft werde? Vermutlich sind das genau die falschen Fragen, die einen dann ert recht runter ziehen, oder?
Ich habe jedenfalls noch keinen festen Weg für mich gefunden, um damit klar zu kommen und nicht immer wieder zu straucheln auf meinem Heilungspfad. Da bin ich dann froh, die Pferde zu haben, die mich dann ein Stück meines Weges tragen, bis ich wieder gefestigter bin.
Habt ihr vielleicht eine Idee, eine Erfahrung oder einen Impuls, der mir dabei weiterhelfen könnte?

Bis dann,

Häuptling

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 18. Aug 2010, 19:53
von heut
Hi Bobbi, hi Häuptling,
ging mir schon nahe, so eure Texte zu lesen. Bin erst das 3.x im Forum- und für Häuptling 'erst' seit 4 Jahren mit der Krankheit 'beschäftigt'. Ich hab dich bewundert, wie gut du deinen ersten langen tröstenden Text an Bobbi geschrieben hast. Eigentlich hat der den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Wertesystem für sich neu definieren. Schwammig so in etwa hab ich es letztens auch für mich gedacht. Ich glaub nur so kann es gehen. Auch wenn uns die Tiefschläge immer wieder einholen. Und wir brauchen die Menschen um uns rum, die uns verstehen! Naja, und vielleicht eine klitzekleine Aufgabe, mit der wir mal für andere was Gutes tun können. Und da hast du, Häuptling - mit deinem vorletzten Text an Bobbi wieder ne Menge geleistet.
Ich halte auch noch an diesem Wunschtraum fest, es irgendwann mal wieder ein bissel mehr in diese Richtung zu schaffen. Und wir müssen vor allem unsere 'kleinen Brötchen, die wir backen' sehen und akzeptieren lernen!!! Halte bitte, bitte die Ohren steif und gestatte dir den Hänger dann kommt die nächste bessere Zeit. (Vielleicht ein bissel schneller)
Liebe Bobbi, ich kann deinen Druck und deine Verzweiflung gut nachvollziehen. Wie alt sind deine Kinder. Meine - für die Krankheit Gott sei Dank - schon groß, z. T. aus dem Haus. Und nimm alle!!!!!!! Hilfe die du bekommen kannst. Es gibt auch unterschiedliche Vereine, die Müttern mit Depressionen ev. helfen. Weiß das eher von kleinen Kindern, aber man müsste da ggf. weiterforschen. Wie gehen deine beiden mit deiner Krankheit um?? Forder dich nicht so sehr und gestatte dir alle Pausen, die du irgend bekommen kannst. Lern aus meinen Fehlern. Ich kann erst jetzt, im 5. Jahr die Depr. als Krankheit mehr anerkennen. Ich glaube, bei der der Satz den ich letzten um die Ohren gefleddert bekam auch gepasst hätte: So wie du alles perfekt machen wolltest, hast du auch deine Depression perfekt gemacht. Hab ich an anderer Stelle hier schon mal geschrieben und hat mich ziemlich gebeutelt.
Euch liebe Grüße und holt euch Kraft aus den schönen klitzekleinen Dingen der Welt.
(Soll ich noch mal schön klug reden??: Wärme können wir immer geben. Und damit können wir manchmal mehr leisten als mancher Arbeitender)
(Wir müssen nur noch lernen es selbst zu akzeptieren -
ich auch
alles Theorie
grins, grins .....

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 22. Aug 2010, 09:22
von Kätterli
hallo ihr lieben,
melde mich mal wieder und wollte fragen wie es euch so geht.
grüsse kätterli

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 22. Aug 2010, 12:36
von Maximiliane
Hallo kätterli, hallo die anderen,

danke für deine Nachfrage.
Für heute habe ich meine Eltern zum Kaffee eingeladen. Meine Therapeutin war sehr überrascht, dass ich das gemacht habe, denn eigentlich weiß ich, dass es mir besser geht, wen ich dem Einfluss dieses "Familienenergiefeldes" momentan nicht ausgesetzt bin.
Tja, selbst dran schuld. Ich habe die Einladung mal wieder aus einem schlechten Gewissen heraus ausgesprochen. Wir haben uns seit März nicht mehr gesehen. Mist, wieder voll ins alte Programm gegangen.
Jetzt heißt es durch und das beste drauß machen.Ich werde versuchen ruhig zu bleiben, und das ganze nicht zu sehr an mich ran zu lassen. Super schwer!
An hand meiner zittrigen Hände, die mir gerade beim mühsamen Schreiben auffallen, merke / spüre ich, wieviel Stress das für mich ist. Eigentlich ein "Zuviel", und meine Therapeutin hat das genaus richtig gesehen.
Ich lese jetzt ein wenig im Forum, um mir selbst Mut zu machen und meine Nervosität auf Aktiviät zu lenken.
Der Kuchen wird aber bestimmt lecker schmecken. Mein erster Kuchen seit "ewigen" Zeiten, den ich da gestern noch gebacken habe. Also gibt es durchaus etwas sehr Positives an diesem Besuch, und vielleicht sind meine inneren Dämonen mal wieder schlimmer am wüten, als es eigentlich nötig wäre.
Nunja, heute abend bin ich schlauer.

bis bald,
und ich hoffe, ihr seid momentan ÜBER Wasser!

Herzlich,

Häuptling

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 22. Aug 2010, 13:42
von heut
He Häuptling,
drück dir alle 31 Daumen für den Besuch.
Ärger dich nicht, wegen dem "alten Programm". Denk dir, du wolltest bewusst trainieren. Und belohn dich hinterher!!! Und wenn es nicht so gut war, dann erst recht. Dann war es eben nicht die richtige Zeit. Vielleicht hilft dir es, dir zu verdeutlichen, woran du eine gute Zeit erkennen würdest.
Aber dies lass für die nächsten Tage.
Ich hoffe, du kannst nach einem guten Tag einen wunderschönen Abend genießen. (Und geh die nächsten Tage auch erst mal sanft an. Solche Projekte schlauchen mehr, als wir es meist wahrhaben wollwn.
Alles Gute!
Autsch

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 22. Aug 2010, 20:09
von Maximiliane
Hallo Autsch,

danke für deine Worte, und gut, dass du mich daran erinnerst, mir was gutes zu tun bzw. mit mir sanft umzugehen die nächsten Tage. Das vergesse ich häufig.
Es war ein unerwartet entspanntes Kaffetrinken (das Telefonat gestern fühlte sich überhaupt nicht danach an) und ich war überrascht, dass meine Eltern von sich aus mal nachfragten, wie dass denn jetzt so wäre mit der Pensionierung und meiner Erkrankung und so. Und auch da ging es erstaunlich entspannt zu. Ich glaube, sie haben sich jetzt so langsam damit angefreundet, das es bei mir so ist, wie es ist. Und meine Mutter hat mich total erstaunt, weil sie sehr verständlichvoll über psychische Erkrankungen sprach. Das hatte ich nicht von ihr gedacht. bisher habe ich da andere Erfahrungen gehabt.
Bin froh und erleichtert, dass meine inneren Dämonen tatsächlich mehr gewütete haben vor dem Besuch als es dann tatsächlich von Nöten gewesen wäre. Und ich habe dann meine Eltern mit einem guten Gefühl verabschiedet, als sie dann gefahren sind.
Ja, jetzt bin ich tatsächlich sehr müde, und hoffe, heute gut schlafen zu können. In mir macht es "Ratter-Ratter", den heutigen Tag muss ich jetzt erst mal IN RUHE (!!!!!) verarbeiten.
Danke dir sehr für die "moralische" Unterstützung,

Häuptling

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 23. Aug 2010, 21:17
von Kätterli
Hallo ihr lieben,

ja das liest sich ja gut; schön dass es momente gibt alte ängst zu vertreiben um neuen erfahrungen überhaupt platz zu schaffen. das braucht in der tat viel mut und es hat sich wohl gelohnt. (hätt grad lust auf ein stück kuchen wenn ich so vor dem bildschirm sitze
meine letzte woche waren wir in meiner alten heimat und trafen da auch meine mutter. es war so schwierig ihr dabei zuzusehen wie sie die kleine enkelin zwar geniesst, aber doch nicht so kann wie sie es gerne möchte da ihre depressive phase diesmal sehr lange geht. ich musste mich enorm abgrenzen um mit ihr kein mitleid zu haben. bei dem letzten treffen hatte ich einen richtigen kloss im hals.

wünsche euch eine gute nacht, knall mich jetzt vor die glotze, mein mann ist mal wieder auf geschäftsreise

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 23. Aug 2010, 21:38
von heut
Hi ihr alle,
hi Häuptling. Ich freu mich sehr für dich, dass du deinen Sonntag so gut hinbekommen hast!! Manchmal gehen die Sachen, vor denen wir uns fürchten so ungewohnt einfach.
Hab jetzt noch mal rückwärts eure Texte angelesen. Sag Käterli, als du deine Mutter besucht hast, warum hast du dir so sehr das Mitleid verboten. Hat bestimmt einen überlegten Grund, der mir aber noch nicht so aufgegangen ist.
Und dann bin ich in Gedanken bei dem Text hängengeblieben, wo es darum ging, dass man bei neuen Bekanntschaften immer gleich nach dem Beruf gefragt und definiert wird. Ist aber auch ein schwierig Ding. Mit dieser Hintergrundnachricht kann man in Kürze eine Menge deuten. Ich glaub, wir würden ganz schön komisch gucken, wenn einen gleich jemand fragen würde, was sein wichtigstes Ding im Leben ist oder für die Seele besonders bedeutsam.
Ich bin auch 'vorübergehend' berentet.- Und noch längst nicht so alt. Wenn ich nach dem Job gefragt werd, will ich sagen, was ich gelernt hab. Und wenn's gar nicht anders geht fällt mir vielleicht ein Unsinnwitz ein. So nach "großes Geheimnis" oder: das verrat ich erst nach dem 13 Tanz oder 8 Glas Sekt. Naja, irgendso helfen halt.
Aber ich hab noch 'nen Tipp für euch. Meine Freundin vom Stern : Gesund leben Heft 3/2010 ans Herz gelegt. Hab heut mehr drin gelesen. Titel ist zwar: 'Raus aus dem Stress', aber es sind auch viele gute Gedanken für uns mit drin. Gerade das Achtsamkeitsthema, wie schaffe ich mir Energie und Freude und so. Die kochen natürlich auch nur mit Wasser, aber mir hat es gut getan. Das Heft kann man noch unter www.stern/gesundlebenshop oder per 0180586180000 bestellen.
Okay, jetzt hab ich euch genug vollgeblubbert. Schlaft alle schön!
LG
Autsch

Re: Ich hasse die Krankheit aber auch mich

Verfasst: 22. Sep 2010, 14:14
von Kätterli
hallo forum,

nach langem habe ich wieder den compi mittags für mich. der urlaub vorbei, anschliessender krankenhaus aufenthalt wegen nierenbeckenentzündung auch überstanden...
jetz musste ich doch mal gucken was so an themen sind und stoss auf eine frage. nämlich die, warum ich mir das mitleid mit meiner mutter so permanent verbiete und unterdrücke. muss erst ausfühlich mal darüber nachdenken... danke für die anregung.
grüsse euch alle, kätterli