Was soll ich tun? Krank "genug" für Akutklinik?

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scv5vi
Beiträge: 23
Registriert: 3. Aug 2010, 19:10

Was soll ich tun? Krank "genug" für Akutklinik?

Beitrag von scv5vi »

Hallo zusammen,

ich lese schon seit ein paar Tagen hier im Forum und habe mich bislang noch nicht so recht getraut selber was zu schreiben.
Vermutlich liegt es daran, dass ich selber ewig gebraucht habe, um mir einzugestehen, dass ich dringend Hilfe brauche. Es fiel mir oder fällt mir immer noch sehr schwer mich mit dem Thema Depressionen zu beschäftigen und mich mit der Problematik auseinanderzusetzen.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, wo ich anfangen soll.
Ich fühle mich momentan einfach nur verloren. Endlich habe ich kapiert, dass es so nicht mehr weitergehen kann und dass ich was machen muss, aber ich weiß nicht wie….Was ist die richtige Therapie an wen soll ich mich wenden?
Ich war letztes Jahr schon mal an einem ähnlichen Punkt wie jetzt, nur nicht ganz so am Boden. Damals war ich wegen starker psychosomatischer Beschwerden (Magen) und Burnout Symptomatik in ärztlicher Behandlung und habe dann auch eine tiefenpsychologische Psychotherapie gemacht. Meiner Ansicht nach war und ist mein Hauptproblem, dass es mir extrem schwer fällt anderen Menschen zu vertrauen und eine Beziehung zuzulassen. Je älter ich werde (jetzt 30) und je mehr ich mir eine eigene Familie und Kinder wünsche, desto so schlimmer ist das Ganze für mich, desto mehr Gedanken mache ich mir, desto größer wird meine Angst, desto aussichtloser erscheint mir alles. Immer wieder frage ich mich, warum ich dieses Misstrauen, diese Angst und diese Unsicherheit in mir trage…
Die Therapie habe ich im März diesen Jahres beendet, obwohl meine Therapeutin eine Folgetherapie empfohlen hat, aber ich wollte einfach nicht mehr weil ich nicht das Gefühl hatte, dass es mich weiterbringt und ich wollte auch einfach wieder meine Ruhe haben. Hört sich vielleicht blöd an, aber ich hoffe, ihr versteht vielleicht, wie ich das meine. Ich habe auch wirklich geglaubt, dass ich das irgendwie alleine auf die Reihe kriege. Das war wohl ein Trugschluss. In ziemlich regelmässigen Abständen war ich dann immer mal wieder ein paar Tage krank mit immer den gleichen Symptomen: Kopfschmerzen, extreme Müdigkeit und Erschöpfung, habe mich einfach krank gefühlt. Mein Hausarzt hat mir dann auch ganz direkt und auf den Kopf zugesagt, dass er der Meinung ist, dass meine Beschwerden psychisch bedingt sind. Ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet und mir ging es sehr schlecht nach diesem Termin, vermutlich weil ich sofort wusste, dass er recht hat. Mittlerweile hat mein Hausarzt eine depressive Symptomatik diagnostiziert und seit Mitte Juni nehme ich jetzt Venlafaxin 75, die mir kurzzeitig auch geholfen haben, seit ca. zwei Wochen aber gar nicht mehr und ich verstehe das einfach alles nicht mehr. Meine Müdigkeit und Antriebslosigkeit sind so extrem geworden, dass es mir nicht mehr gelingt meinen normalen Alltag zu bewältigen. Die Arbeit und das „normale Leben“ kosten mich so viel Kraft, dass am Wochenende gar nichts mehr geht und ich am liebsten zwei Tage durchschlafen würde. Jeden Morgen ist es ein innerer Kampf, dass ich mich überhaupt aufraffe und dann in allerletzter Minute aufstehe, um doch noch zur Arbeit zu kommen. Ich sehne mich so sehr nach Ruhe in meinem Leben…Ich habe mich sehr von allem isoliert, mich auch lange nicht bei Freunden gemeldet weil ich niemanden belasten möchte. Mein Hausarzt hat mich nun an eine Ärztin für Psychatrie und Psychotherapie/ Neurologin überwiesen, da er nicht entscheiden wollte, ob die Dosierung der AD erhöht werden soll. Ich glaube er weiß auch nicht mehr richtig was zu tun ist und möchte keine Verantwortung übernehmen. Der Termin ist nun morgen und ich weiss überhaupt nicht, was mich erwartet. Ich habe erst nach langem Zögern überhaupt einer Behandlung mit AD zugestimmt und ich habe Angst dass man mir jetzt nur wieder irgendwas anderes verschreibt und mir sagt, dass ich es noch mal mit Psychotherapie versuchen soll. Aber ich muss JETZT aus diesem Tief heraus, eine neue Therapeutin zu finden dauert wieder Monate. Mittlerweile glaube ich, dass es das Beste wäre in eine Klinik zu gehen, wobei da ja eigentlich nur eine Akutklinik in Frage kommen würde weil alles andere auch viel zu lange dauert. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das bei der Ärztin am Donnerstag aussprechen soll oder lieber nicht. Ich möchte nicht, dass sie was falsches von mir denkt und mich nicht ernst nimmt. Geht es mir schlecht genug für eine Akutklinik? Was wäre eine Alternative?

Ich hoffe so sehr, dass das überhaupt jemand alles gelesen hat, ist doch ziemlich viel geworden und alles ein bisschen durcheinander…Wäre so dankbar, wenn mir jemand einen guten Rat geben könnte.

Vielen lieben Dank vorab!

Liana
Salvatore
Beiträge: 3868
Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
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Re: Was soll ich tun? Krank "genug" für Akutklinik?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Liana!
Erstmal herzlich Willkommen im Forum. Das war jetzt wirklich viel Text, aber ist doch in Ordnung! (Wär nur schön, wenn du ab und an mal eine Absatz spendieren würdest, @Übersichtlichkeit )

Also, wenn ich dich richtig verstanden habe, dann ist dein Hauptanliegen der Termin beim Psychiater morgen und was dich da erwartet.
Zunächst mal: kaum ein Hausarzt kennt sich mit Psychopharmaka aus, das hat also nicht zwingend was mit 'Verantwortung abschieben' zu tun, wenn dich dein HA an einen Fachmann überweist.

Der Psychiater ist also das für die Seele, was der Kardiologe fürs Herz ist.
Offenheit heißt die Devise!!!
Und du kannst dir immer sagen: der Frau ist nichts menschliches fremd.
Es ist völlig in Ordnung, Zweifel zu haben und zu hinterfragen.
Dabei kommt es nicht darauf an, sich zu fragen: oh weh, was denkt die bloß von dir?
Sie wird wahrscheinlich denken: da ist jemand, der Hilfe braucht und dem ich evtl helfen kann.

Wenn du Fragen hast oder Bedenken, sprich das an.
Sag ihr ganz offen, dass du über eine Akutklinik nachdenkst aber deine Zweifel hast ob das wirklich notwendig ist. Frag sie nach ihrer Meinung und danach, was sie dir rät.

Sie kann dir auch die Möglichkeiten aufzählen, so dass du entscheiden kannst.
Vollstationär, Teilstationär, Ambulant...

Und, Liana: es gibt KEINE DUMMEN FRAGEN...
Es geht ja um deine Gesundheit, du brauchst dich für nix schämen!

Viel Glück und Erfolg morgen!
Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Kira2005
Beiträge: 47
Registriert: 26. Sep 2009, 12:51

Re: Was soll ich tun? Krank "genug" für Akutklinik?

Beitrag von Kira2005 »

Hallo Liana

auch von mir ein herzliches Willkommen.
Ich hatte anfangs auch nur 75mg, bin aber seit ca.5 Wochen bei einem Neurologen, Psychiater. Bei dem mache ich eine Therapie und er hat die Dosierung höher angesetzt. Hat es mir erklärt, wieso, weshalb und warum. Er hat es mir aber überlassen, es zu übernehmen.
Wenn du beim Arzt bist, sage ihm einfach wie es dir tatsächlich geht. Wenn er gut ist, wird er dir auch zuhören und dir alles erklären und vor allem sollte er ZEIT mitbringen.
Ich wünsche dir für heute viel Erfolg.
Lieben Gruß
Kira2005
scv5vi
Beiträge: 23
Registriert: 3. Aug 2010, 19:10

Re: Was soll ich tun? Krank "genug" für Akutklinik?

Beitrag von scv5vi »

Hallo ihr beiden,

erstmal vielen lieben Dank für Eure Antworten und Ratschläge.

Der Termin ist eigentlich ganz gut gelaufen, zumindest habe ich mich verstanden gefühlt.

Ich soll die Dosierung an Venlafaxin auf 150 mg erhöhen. Aber natürlich hat sie mir auch gesagt, dass ich was machen muss und es mit AD nicht getan ist. Das weiss ich ja auch, aber ich habe im Moment nicht die Kraft mir einen neuen Therapeuten zu suchen. Sie hat mich dann gefragt, ob ich schon mal über eine stationäre Behandlung nachgedacht habe und mir die Rhein-Klinik in Bad Honnef empfohlen. Soll mir das ganze jetzt mal anschauen, darüber nachdenken, ob ich diesen Schritt gehen möchte und ein Erstgespräch dort vereinbaren.

Was mich sehr positiv überrascht hat, ist das ich direkt einen neuen Termin bei ihr bekommen habe. In drei Wochen soll ich wieder kommen und berichten, wie es mir mit der höheren Dosierung geht und ob sich wegen der Klinik schon etwas ergeben hat.

Mal sehen, werde am WE mal nachdenken, ob ich die Klinik in Angriff nehme oder lieber nicht. Weiss nicht so recht, was ich denken soll...

Liebe Grüße
Liana
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