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Therapeutenwechsel?

Verfasst: 12. Jul 2010, 22:47
von fletzy
Hallo liebe Leute,

ich hab' zu dem Thema schon ein wenig im Sektor "Umgang mit der Krankheit" geschrieben, aber da es mich so sehr beschäftigt, trau' ich mich einfach mal, darüber noch einen eigenen thread zu eröffnen:

ich bin seit April letzten Jahres zum dritten Mal in psychotherapeutischer Behandlung (vorher hatte ich bereits eine vollständige Verhaltenstherapie und eine Therapie mit tiefenpsychologischem Ansatz durchlaufen, die ich allerdings abbrach, da sie mir absolut nichts brachte).

Auch die VT brachte mir leider so gut wie nichts ein, obwohl ich immer schön fleißig die "Hausaufgaben" des Thera machte und immer seine Vor- und Ratschläge befolgte.

Die Therapie, die ich zur Zeit mache, nennt sich CBASP-Therapie, ist noch recht neu in Deutschland und ist speziell auf chronische Depressionen zugeschnitten.

Jetzt mache ich diese Therapie wie gesagt seit weit über einem Jahr, aber es haben sich leider immer noch keine Besserungen meiner Symptome eingestellt, die da wären:
tiefe Lebensängste, absolut mangelndes Selbstwertgefühl, starke Antriebsschwäche, mangelnde Konfliktfähigkeit (will es immer allen und jedem Recht machen) und wegen diesem mangelnden SElbstwertgefühl starke Sozialphobien (ich arbeite als Dozent und trau mich nicht mal ins Lehrerzimmer, wenn da mehr als drei Leute drin sind!).
Außerdem bin ich für mein Alter (40) sehr unselbständig, komme mir immer wie ein kleines Kind vor, das Hilfe braucht.

Warum ich jetzt einen Therapeutenwechsel in Betracht ziehe, liegt daran, das mein Thera zwar sehr nett und hilfsbereit ist, aber irgendwie auch unprofessionell arbeitet:

dreimal habe ich ihn bereits dabei "erwischt", wie er fröhlich mit seiner SEkretärin einen Stock tiefer plauderte, während unser Termin bereits eine Viertelstunde vorher angesetzt war.

Zweimal hat er schon einen Termin verschoben (was ja mal passieren kann), sagte aber, dass er mich wieder anrufen würde, um einen neuen Termin zu vereinbaren, was er aber beide Male nicht tat und ich ihn anrufen mußte.

Nun ist es so, dass er wirklich ein feiner, sympathischer und hilfsbereiter Mensch ist,aber irgendwie ja auch unprofessionell arbeitet, wie ich gerade beschrieben habe; zudem hat mir diese Form der Therapie eben auch leider so gut wie gar nichts gebracht und deswegen bin ich zur Zeit auch wieder ganz shön hilf- und ratlos und auch ein wenig verzweifelt, da bei mir keine Therapie so richtig "anzuschlagen" scheint.

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich nach so langer Zeit noch den Therapeuten wechseln, aber mit der CBASP-Therapie weiter fortfahren soll, oder ob ich's nicht doch noch Mal mit einer VT und damit natürlich auch mit einem anderen Therapeuten probieren soll?

(Verhaltenstherapie ist ja erwiesenermaßen die effektivste Therapieform bei DEpressionen)

Was würdet ihr mir raten bei meiner Symptomatik, habt Ihr ähnliche Symptome oder seid Ihr vielleicht in einer ähnlichen Lage wie ich?

Ich freue mich schon jetzt auf eure Antworten, möchte euch im Voraus ganz herzlich dafür danken und nochmal sagen, dass mir wirklich jede Antwort willkommen ist.

Euch alles Gute und viel, viel Kraft zum Weitermachen,

GLG,

fletzy

P.S.:

Vielen Dank auch, dass Du dich nach meinem jetzigen Therapeutenstand (s.topic!)erkundigst:

ich war vor drei Tagen wieder mal bei meinem Thera und was passierte?

Ich mußte 45 Minuten warten - bis ich dann schließlich doch leicht angesäuert zu seiner Sekretärin gegangen bin, die ihn dann "anpiepste" und er dann auch prompt leibhaftig erschien!
Ich konnte meine Wut nicht so lange anhalten und als er dann sagte: " jetzt haben Sie sich einen Espresso verdient", konnte ich ihm nicht mehr böse sein.

Und er ist schon ein engagierter (er kümmert sich zur Zeit ums ganze Klinikgelände) und auch vertrauenswürdiger Arzt, zu dem ich vollstes Vertrauen habe.

Jetzt bleib ich einfach mal bei ihm - ich fühle mich trotz seiner unglaublichen terminlichen Unzuverlässigkeit gut bei ihm aufgehoben!

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 12. Jul 2010, 23:28
von Salvatore
Hallo fletzy,

ich habe deine Threads mitgelesen, dir aber vorher nicht geschrieben weil ich mich im Lehrerdasein nicht auskenne...
Trotzdem lese ich ganz gerne von dir und mich berührt auch deine Geschichte.

Was deine Fragen oben angeht... Mich würde interessieren, ob du deinen Therapeuten auf diese Dinge mal angesprochen hast?
Habt ihr darüber gesprochen wie es dir mit seinem Verhalten geht?

Und hast du mit ihm über deine Zweifel bzgl. der Wirksamkeit der Therapie gesprochen und dass es dir in den Sinn gekommen ist, abzubrechen?

Sorry, falls du das vorher schonmal erzählt hattest - mein Gedächtnis ist z.Zt. echt miserabel!

So, wünsche dir nach dem anstrengenden (aber erfolgreichen!) Tag eine gute Nacht. Hoffe, du kannst schlafen... Bei uns im Norden ist's trotz heftigstem Gewitter wieder schwül-warm...

Lg, Salvatore

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 07:23
von Sister-Act
Liebe fletzy,

vielleicht wartet dein Therapeut ja nur darauf, dass du mal auf den Tisch haust (Verspätung beim Termin, nicht zurückgerufen wegen Termin usw.).

Hast du daran schon mal gedacht?

Du schreibst ja auch, dass mangelnde Kritikfähigkeit und mangelndes Selbstbewusstsein ein Problem von dir ist.

LG, Sister-Act

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 07:54
von mbm22
Liebe fletzy,

leider bin über diese spezielle Therapieform, die Du gerade machst, nicht so gut informiert, würde sie mir aber vielleicht ähnlich wie eine VT vorstellen.

Ich selber bin seit einem guten Jahr bei einem Verhaltenstherapeuten, der ein Verfechter der kognitiven VT nach A.Beck ist, in Behandlung. Manchmal bin ich mir auch nicht wirklich sicher, ob dieses die richtige Therapieform für mich ist. So meine ich nach 45 Stunden inzwischen eigentlich weiter sein zu müssen. Aber stattdessen habe ich das Gefühl, dass sich ständig neue Baustellen auftun, so dass ich manchmal denke vor einem riesigen Trümmerfeld zu stehen und nicht weiß wo ich anfangen soll, meine Probleme zu bearbeiten.

Da die GKV mir ja nicht ewig die Therapie bezahlen wird und ich bereits jetzt um jede Verlängerung bange, habe ich für mich beschlossen, mehr Struktur von meinem Therapeuten einzufordern.

Für den letzten Verlängerungsantrag haben wir dann (war meine Hausaufgabe) mal eine Zwischenbilanz gezogen:
Was hat die VT mir bisher gebracht?
Was will / muss ich noch bearbeiten und lernen?

Dieses hat zwar bei mir bewirkt, dass ich erstmal wieder in ein riesengroßes Loch gefallen bin, weil mir das ganze Ausmaß meiner Erkrankung wieder ganz deutlich geworden ist, aber ich weiß jetzt wo ich stehe und sehe wo ich etwas verändern muss, wenn ich dieses Leben weiterleben möchte, auch wenn ich zur Zeit nicht viel Hoffnung und Zuversicht habe, es schaffen zu können.

Weiß oder ahnt Dein Therapeut, wie Du ihn, bzw. den Therapieverlauf siehst?
Wenn nicht, würde ich Dich gerne ermutigen wollen, ihn mit Deinen Gedanken zu konfrontieren und mit ihm eine Zwischenbilanz zu erstellen.
Da ich ja selbst in einem therapeutischen Beruf arbeite, weiß ich wie wichtig ein gutes Therapiekonzept ist und dass man dieses auch ständig wieder überarbeiten muss. So muss ich mir häufig wieder einen neuen Auftrag von meinen Klienten holen, wie wir gemeinsam weiterarbeiten wollen und welche nächsten Schritte wir gehen wollen, welche Maßnahmen hilfreich und nützlich, welche weniger effektiv waren. Ich arbeite übrigens auch in der Institution Schule.

Erstmal liebe Grüße

lernfee

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 08:28
von Andreas01
Hallo fletzy,
http://www.diskussionsforum-depression. ... 1278053438

vielleicht hat er ganz einfach die Lust an Dir verloren und hofft darauf das er mit seiner Termin-Taktik Dich los wird.

Gruß
Andreas

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 10:11
von chrigu
Hallo Andreas,
sollte ich hier je mal ein positives Posting zum Thema Therapie oder Psychiater von Dir finden, dann bekommt das gesamte KND-Forum mitsamt Moderatoren einen ausgegeben, echt!

Hallo fletzy,
sorry für das obige off-topic, aber bei so viel negativer Energie muss ich einfach gegenhalten, die Ausstrahlung von Andreas' Posting ist regelrecht depressionsfördernd.

Ich würde Dir auch raten, das Thema beim Therapeuten anzusprechen. Vielleicht ist es ihm nicht bewusst, vielleicht ist es aber tatsächlich auch eine Strategie, Dich mal zu mehr Selbstbewusstsein zu locken. So oder so, auflösen kannst Du es nur, wenn Du es bei ihm ansprichst. Denn wenn sonst alles stimmig ist, dann wäre es doch schade, wenn die Therapie deshalb einen üblen Beigeschmack und die Vertrauensbasis Risse bekäme. Ich würde auch ansprechen, dass Du keine Fortschritte erkennen kannst. Vielleicht ist es an der Zet für Euch beide, gemeinsam eine Zwischenbilanz zu ziehen. Oft erkennt man mittendrin auch gar nicht, was man schon alles gelernt und erreicht hat.

Also, ich würde das als Chance sehen, mit der Therapie und für Dich selbst einen Schritt weiterzukommen. Insofern gar nicht so schlecht.

Viele Grüße!
Chrigu

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 19:24
von umd
Hallo fletzy,
bin ganz neu im Forum und dachte beim Lesen Deines Beitrages, ich hätte ein deja-vus. Vor anderthalb Jahren stand ich vor dem selben Problem, die Therapie(VT- 1,5 Jahre) hatte scheinbar keinen Erfolg, es ging mir zusehends schlechter, meine vorsichtigen, zaghaften Forderungen nach mehr Struktur im Laufe der Thera wurden als unberechtigt abgewiesen("Struktur brauchen nur unerfahrene Therapeuten").
Und auch ich würde mich als sehr disziplinierten und bemühten Patienten bezeichnen: keine ausgefallenen Termine, immer pünktlich, fleißige Hausaufgabenerledigung...einer von den "Guten" eben.
Als mir richtig klar wurde, wie wenig es in dieser Therapie um mich und meine Bedürfnisse ging, habe ich sie in einem Brief konfrontiert(sicher nicht die beste Art, aber beim Termin konnte ich es einfach nicht tun). Eigentlich war es meine einzige Möglichkeit mitzuteilen, was ich von dieser Therapie und von ihr wollte.
Das Ergebnis der folgenden Stunde zeigte mir, wie richtig mein negatives Empfinden war: Sie warf mich raus.

Was ich damit sagen will: Wenn Dein Gefühl, auch nach einigem Hinterfragen, noch immer nicht besser wird und wenn Du denkst, Dein Therapeut ist unprofessionell, dann wirst Du wahrscheinlich recht haben. Denn Du bist doch der, um den es geht, der Hilfe sucht. Ich denke, solange Du nicht sicher bist, solltest Du ihn ansprechen und Dein Missempfinden mitteilen. An seiner Reaktion wirst Du merken, ob Dein Gefühl stimmig ist oder andere Gründe mit schwingen.

Ich mache jetzt seit einem Jahr eine Analyse, nehme seit dem keine Medis mehr, und im Moment geht es mir alles andere als gut. Resigniert, desillusioniert, verloren in der Welt.
Aber trotzdem fühle ich mich gut aufgehoben in der Therapie, unterstützt und meistens verstanden. Und wenn mir etwas unklar ist oder zwiespältige Gefühle auftauchen, kann ich das ansprechen. Und ich traue mich das auch. Und - ich weiß nicht wie Dir das geht - ich traue mich, Fragen zu stellen!

Du schreibst, dass VT die erfolgversprechendste Thera bei Depressionen ist. Für mich ist VT reine Symptombekämpfung. Keine Frage, es ist gut, wenn ein belastendes Symptom verschwindet, aber es wird wieder kommen. Der Konflikt ist noch da, er wird nicht angetastet. Er wird sich auch weiter Gehör verschaffen wollen. Er wird andere Symptome finden, vielleicht einen Zwang, eine Phobie, ein psychosomatisches Geschehen... Der Möglichkeiten sind viele...

Alles Gute beim Finden der richtigen Entscheidung! Schröder

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 19:38
von fletzy
Hallo Salvatore,

vielen, vielen Dank für deine Antwort!
Du schreibst übrigens immer sehr verständnisvoll und einfühlsam, so dass ich deine Beiträge auch immer sehr gene lese - das beruht also ganz auf Gegenseitigkeit .

Nebenbei warst Du auch die allererste, die mir hier im Forum auf meinen ersten thread geantwortet hat, das war vor ca. 3 Monaten, vielleicht erinnerst Du dich noch.

Du hast mir damals durch deine nette mail wieder etwas Hoffnung gemacht und auf jeden Fall sehr viel Verständnis für meine Situation gezeigt! Danke dir noch mals ganz herzlich dafür!

Jetzt zu meinem eigentlichen topic:

(Du mußt dir keine Sorgen um dein Gedächtnis machen - keine Angst ) Ich habe meinen Thera eben noch nicht auf seine Unpünktlichkeit und UNzuverlässigkeit angesprochen, weil ich es mich einfach nicht getraut habe.

Aber Du hast Recht: er muß es einfach wissen, dass mich das sehr geärgert hat und ich hoffe, ich bringe am Freitag bei meinem nächsten Termin echt den Mut auf, die Sache deutlich zur Sprache zu bringen.

Ein Vorzug bei dieser Sache ist sicherlich, dass ich nie persönlich werde und auch einigermaßen diplomatisch formulieren kann, so dass er es schon nicht persönlich nehmen wird...

Ich konnte übrigens letzte Nacht wieder sehr gut schlafen, da ich heut nicht arbeiten mußte und da habe ich gemerkt, dass das Alles vorletzte Nacht fast nur Angst war, die mich nicht schlafen ließ und gar nicht mal so sehr die hohen Temperaturen.

Liebe Salvatore,

ich wünsche dir von ganzem Herzen alles, alles Gute und möchte dir für deine Anteilnahme an meiner "Geschichte" ein herzliches DANKESCHÖN schicken.

Hoffentlich lese ich mal wieder von dir auf diesem thread oder auch woanders,

mach es gut,

fletzy

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 19:53
von fletzy
Liebe sister-act,

daran, dass mein Therapeut mich nur aus der "Reserve locken" will, habe ich übrigens auch schon desöfteren gedacht.
(Das hat nebenbei auch schon meine Ex gemeint, mit der ich über diese Thema sprach.)
Eines der Hauptsymptome ist nun mal meine mangelnde Kritikfähigkeit und mein absolut mangelndes Selbstwertgefühl.

Hoffentlich fasse ich mir am Freitag, bei meinem nächsten Besuch, mal ein Herz und sprech' die ganze Sache bestimmt aber höflich an - und dann wird sich ja herausstellen, ob das Ganze von seiner Seite aus vielleicht doch als Therapie gedacht war oder aber zumindest als Möglichkeit, zu testen, wie weit ich mit meinem SElbstbewußtsein und Kritikfähigkeit schon gekommen bin!
Oder vielleicht ist er einfach wirklich nur etwas konfus im Umgang mit seinen Terminen.

Vielen Dank auf jeden Fall für deinen Beitrag, ich werde euch/dir nach meinem nächsten Besuch mitteilen, wie es mir so erging.

SEi ganz lieb gegrüßt,

fletzy

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 20:28
von fletzy
Liebe Lernfee,

ganz herzlichen Dank für deinen Beitrag über den ich mich so gefreut habe, nicht weil es dir nach einer so langen Psychotherapie auch nicht wesentlich besser geht als vorher, sondern weil dein posting auch einige wertvolle Hinweise für mich enthält.

Die Erfahrungen, die Du mit der VT machtest (ob es bei mir eine VT nach A.Beck war, kann ich dir absolut nicht sagen),
kann ich nur teilen:

Im Laufe der Therapie entdeckten mein Thera und ich immer wieder neue Baustellen, die es zu bearbeiten galt und dabei kamen wir ganz von den "Anfangssymptomen" ab und mir wurde erst richtig im Laufe dieser Therapie bewußt, WIEVIELE Probleme ich eigentlich habe und dann hatte ich zuweilen mehr Angst wieder vor der Therapie, die mir ja eigentlich helfen sollte.

An meinem Therapeuten lag das Ganze garantiert nicht - er war ein seriöser, engagierter und vertrauenswürdiger Mensch, bei dem ich mich wirklich gut aufgehoben fühlte. Ich vertraute ihm alles an und er wollte mir wirklich helfen, da er auch merkte , wie ernst ich die ganze Therapie nahm - ich machte immer meine "Hausaufgaben", kam pünktlich und war fast immer für seine Ausführungen, Vor- und Ratschläge offen.

Und jetzt bin ich wirklich ein wenig ratlos, was die Wirksamkeit dieser CBASP-Therapie angeht - über ein Jahr mache ich das Ganze jetzt schon und etwas WESENTLICHES hat sich an meinen Symptomen eben noch nicht geändert!

Da könnte man wirklich verzweifeln und resignieren, aber ich möchte dir, soweit ich das kann, auch Mut zusprechen, liebe Lernfee - es kann doch eigentlich nur besser werden - ich habe auch andere threads von dir gelesen, in denen deine ganze Resignation deutlich wird - aber bitte, bitte verzweifel nicht, liebe Lernfee.

Ich hab' mit dieser Krankheit die tiefsten Tiefen erlebt, die eine Seele auch nur ertragen kann (mich strengte es bereits an, auf einem Sofa zu liegen und NICHTS zu tun!).
Und ich bin immer wieder aus diesen Tiefen herausgekommen und daran klammer ich mich jetzt ganz fest, auch wenn mich mein Psychiater bereits vorgewarnt hat:

Durch Krankheit wird man nicht gesünder, fletzy und außerdem müssen Sie auch noch die Einschränkungen und Schwierigkeiten des Alters berücksichtigen (bin jetzt gerade mal 40!).

Also er schwankt so zwischen vorsichtigem Optimismus und auch Warnungen, dass ich über eine gewisse Grenze nicht mehr herauskommen werde, hin und her.

Liebe Lernfee, Du hast Recht, wenn Du mir nahelegst, meine Sorgen und auch meine Wut meinem Therapeuten deutlich zu machen - wenn ich alles nur in mich hineinfresse ist eigentlich weder ihm noch mir gedient und um mich geht es ja schließlich bei dieser ganzen Sache!

Ich wünsche Dir alles, alles Gute und dass Du NIE die Hoffnung aufgibst - ich finde es sehr interessant, dass Du selbst in einem therapeutischen Beruf arbeitest und dazu noch in einer Schule, also tust Du auch eine sehr wertvolle Arbeit!

Ich grüße dich ganz herzlich und würde mich natürlich freuen, wieder was von Dir in diesem thread oder woanders lesen zu können!

Pass auf dich auf,

fletzy

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 20:40
von fletzy
Liebe chrigu,

ganz herzlichen Dank für deinen echt positiven und konstruktiven Beitrag!

Das mit der Zwischenbilanz ist wirklich ein guter Gedanke - da muß nicht NUR Negatives herauskommen. Insofern kann man so eine Bilanz auch als Chance sehen...
WEnn ich herusfinden möchte, ob diese Unzuverlässigkeit und Nachlässigkeit von ihm nur Strategie ist oder er wirklich ein wenig konfus in Bezug auf seine Terminpolitik ist, MUSS ich einfach dieses Thema bei ihm ansprechen - hoffentlich finde ich den Mut und die Kraft dazu!

Ich danke dir auf alle Fälle ganz herzlich für deinen Beitrag, der mir in meiner Verwirrung etwas Orientierung gegeben hat!

Mach es gut,

LG,

fletzy

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 22:08
von fletzy
Hallo Schröder,

vielen Dank für deinen Beitrag, der soviele Informationen enthält!

Ach ja, und natürlich herzlich willkommen hier im Forum , in dem ich mich immerhin schon seit 3 Monaten tummle.

Ist ja heftig die Reaktion deiner Thera, nachdem Du ihr einfach nur deine Empfindungen, deine Wünsche und Bedürfnisse, vielleicht auch deine Wut und Enttäuschung mitgeteilt hattest!

Die Frau war offenbar nicht fähig, selbst mit Kritik umzugehen.

Und um rauszubekommen, wie sehr mein Thera mit Kritik umgehen kann, muß ich mein MIssempfinden ihm gegenüber ganz offen mitteilen, da hast Du vollkommen REcht!
Wie ich in meinen anderen Antworten schon mitteilte, weiß ich halt nun echt nicht, ob bei ihm das Ganze Strategie, Therapie oder ganz einfach nur Chaos in seinem Terminkalender ist!

Er hat sich halt auch nicht so richtig für sein Zuspätkommen entschuldigt, so dass es durchaus sein kann, dass er meine Reaktion testen, mich aus der "REserve locken" wollte, um einfach zu sehen, wie selbstbewußt ich ihm gegenüber bereits auftreten kann.

Ich hoffe, ich finde am Freitag den Mut und kann mir ein Herz fassen, das Ganze bei ihm anzusprechen.

Wie geht es dir mit deiner Analyse?

Du schreibst, dass Du zwar immer noch keine richtigen Fortschritte erkennen kannst, dich aber trotzdem bei deiner Therapeutin gut aufgehoben und verstanden fühlst.

Ich hoffe, dass es dir im Laufe der Zeit besser geht und Du ganz langsam Fortschritte erzielst!

Du kommst ohne Medis aus?

Das ist doch wunderbar, wenn Du daruf verzichten kannst.

Mir wäre das Risiko zu hoch, die Medis wegzulassen, sehr wahrscheinlich würde ich dann wieder in ein tiefes Loch fallen und das brauch' ich im Moment überhaupt nicht!

Ich danke dir für Deine guten Wünsche und wünsche dir ebenfalls alles, alles Gute,

sei herzlich von mir gegrüßt,

fletzy

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 22:20
von Clown
Hallo Fletzy,

>weiß ich halt nun echt nicht, ob bei ihm das Ganze Strategie, Therapie oder ganz einfach nur Chaos in seinem Terminkalender ist!
Wenn du es wüsstest, was würde das denn ändern? Würde sich an deinem Ärger, Frust, Zukurzgekommensein etwas ändern?

Nicht wirklich, ne?
Du HAST alles Recht der Welt, deinem Thera zu sagen, dass diese Dinge für dich nicht in Ordnung sind, egal aus welchen Gründen heraus er sich so verhält!

Viel Erfolg, ich bin gespannt, welche Erfahrungen du machst.

Grüße vom Deich,

Clown

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 22:40
von fletzy
Hallo Clown,

danke auch dir für deinen Beitrag!

Ne, ändern würde das an meinem Frust nichts, egal aus welchen Gründen er mich bereits dreimal hat warten lassen, da hast Du Recht!

Ich muß das Ganze bei ihm ansprechen und muß dabei riskieren, dass er sich in irgendeiner Form vor den Kopf gestoßen fühlt und daher beleidigt oder sauer reagiert- das wäre dann aber eine große Schwäche von ihm und dann würde ich auf jeden Fall den Thera wechseln!

Grüße aus Franggn,

fletzy

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 13. Jul 2010, 23:41
von Salvatore
Hallo fletzy,

habe mich über deine netten Worte sehr gefreut und bin fast ein bisschen rot geworden bei so vielen Liebenswürdigkeiten... Danke!

Ich selbst habe wenig Schwierigkeiten, meinen Unmut zu äußern.
Das ist früher anders gewesen, da war ich ein echter Duckmäuser. Irgendwann habe ich begriffen, dass ich ebensoviel wert bin wie jeder andere auch, und es ist in Ordnung Kritik zu äußern, wenn sie angemessen vorgetragen wird.

Ich habe mich schon ein paar Mal mit meinem Therapeuten 'gezankt', allerdings nie bösartig.
Zum Beispiel sagte er mir eines Tages im Nebensatz: "Ich habe darüber mit meinem Supervisor gesprochen und der meint..."
War ja meine erste Therapie und ich hatte keine Ahnung, was so üblich ist. War dann ziemlich vor den Kopf gestoßen und habe ihm das auch gesagt - ich war davon ausgegangen, dass unsere Gespräche vertraulich seien und da sagt er mir plötzlich, dass er mit jemand Drittem über mich gesprochen hat. Das fand ich nicht in Ordnung.

Er hat sich dann entschuldigt dafür, dass er es versäumt hat, mich darüber in Kenntnis zu setzen.
Wir haben darüber gesprochen und die Sache war aus der Welt.

Ich habe auch privat die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, kleine 'Aufreger' sofort anzusprechen, denn man wird sie sonst nicht los und sie werden ein immer größeres Gebilde das irgendwann kaum noch abgebaut werden kann.
Irgendwann sucht man dann regelrecht nach weiteren Aufregern und wird fast immer fündig.
Währenddessen hat der andere aber keine Ahnung, dass er etwas falsch gemacht hat und kann es auch nicht ändern...

Ich wünsche dir alle Gute für das Gespräch Freitag. Ich weiß, wie schwer dir das fallen muss, denn es gibt ja auch bei mir Dinge, die ich seit zwanzig Stunden nicht über die Lippen bringe.
Du befindest dich also in bester Gesellschaft!

Gute Nacht,
Salvatore

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 14. Jul 2010, 00:44
von Salvatore
Grad fällt mir noch was ein, vielleicht macht es dir das Ansprechen ein klein wenig leichter:

Für mich ist der Therapeut immer noch auch ein Dienstleister, den ich für seine Arbeit bezahle. Ich habe ein Recht darauf, dass diese Arbeit einwandfrei ausgeführt wird.
Ist dies nicht der Fall, dann habe ich auch das gute Recht, die Leistung zu reklamieren.
Und du auch!

Jetzt aber ab ins Bett.

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 14. Jul 2010, 09:11
von mbm22
Liebe fletzy,

Du hast mich mit Deiner Antwort sehr berührt. Ich freue mich für Dich, dass Du den Mut aufbringen möchtest, die besagten Probleme anzusprechen. Das kann eigentlich nur hilfreich sein und Klärung in die Situation bringen.

In meiner nächsten Sitzung am Montag werde ich mit meinem Therapeuten auch noch mal ein ähnliches Gespräch führen müssen. Oft fühle ich mich in meiner Therapie von ihm nicht richtig angenommen. Das ist so schade, weil ich gerade ganz mühsam versuche mich ihm gegenüber zu öffnen, dann seine "Gleichgültigkeit" spüre und dann versucht bin, mich wieder zu distanzieren. Außerdem geht mir sein Satz "Sie müssen sich selber Halt geben" nicht aus dem Kopf. Klar muss oder sollte ich das irgendwann. Aber im Moment schaffe ich es alleine einfach noch nicht und meine Frage an ihn ist, welchen Beitrag er dazu leisten kann und möchte, um mich dorthin zu bringen.

In meiner Therapie habe ich oft das Gefühl, dass er mir etwas überzustülpen versucht, dass für mich noch garnicht passt. Ich bin noch so in meinen Verhaltensmustern gefangen, dass ich wahrscheinlich oft nicht so kooperativ bin, wie er es sich vorstellt. Daher habe ich auch oft das Gefühl als "schwierige Patientin" bereits in einer Schublade gelandet zu sein. Dabei versuche ich auch in der Therapie mein Bestes zu geben, komme immer pünktlich, verschiebe nie einen Termin, mache immer meine Hausaufgaben usw.. Vielleicht ist es bescheuert, aber ich fühle mich einfach schlecht, wenn ich das Gefühl habe, dass er so über mich denkt und es setzt mich zusätzlich unter Druck.

Erstmal ganz liebe Grüße

lernfee

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 14. Jul 2010, 17:59
von fletzy
Hallo salvatore,

besten Dank für deine Antwort! Hat mich wiederum sehr gefreut von dir zu hören.

Das ist glaube ich ein langer Lernprozeß, seinen Unmut sofort aber in angemessener Form zu äußern, weißt Du, ich schluck einfach noch zu viel hinunter, freß zu viel in mich hinein,bis sich dann ein richtiger Kloß in mir aufstaut und ich meinem Unmut lauthals Ausdruck verleihe.

Als Duckmäuser würde ich mich nicht bezeichnen, aber irgendwie als sehr friedliebenden Menschen, der Streit über alles haßt (bin vom Sternzeichen her Waage, vielleicht spielt das auch noch eine Rolle )

Mit deiner Sicht, dass der Thera ja ein Dienstleister ist, der seinen Job zur Zufriedenheit des "Kunden" erledigen muß hast Du völlig Recht und diese Sicht wird mir hoffentlich den Mut geben, am Freitag die Sache zur Sprache zu bringen.

Ich ertrag es einfach nicht , wenn jemand sauer auf mich sein könnte oder auf mich nicht gut zu sprechen ist und aus dem Grund steck ich meine Bedürfnisse zurück und schluck lieber meinen Ärger hinunter, als dass ich meine ureigenen Wünsche, Rechte und Forderungen zur Sprache bringe, ich schaff' das einfach nicht.

Wenn ich nur ein wenig mehr Selbstwertgefühl hätte....

Ich habe jetzt zum Beispiel den kompletten UMzug meiner Ex-Mitbewohnerin mit einem guten Freund und meiner Ex mitgemacht.

Ich habe zwei tage (mit den anderen beiden) ihre neuen Räume gestrichen und zwei Tage mit MEINEM Auto ihre Sachen und Möbel hin und her transportiert (in der gleichen Stadt)

Als Dankeschön hat sie die Zutaten für die Abendessen für uns an diesen beiden Tagen gezahlt, 3 Kästen Bier und schließlich noch ihre Kreditkarte gezückt und gemeint:

"Tank' mal soviel Benzin , wie Du brauchst."

Was macht unser lieber fletzy?

Er tankt gerade mal für 12 € (dabei habe ich wesentlich mehr für ihren Umzug gebraucht), nur um nicht "negativ aufzufallen", oder was auch immer.

Ich glaube, ich werde es nie lernen, MEINE Ansprüche und mein gutes Recht zur Sprache zu bringen - meni Psychotherapeut meinte eben auch schon zu mir: Es ist ja ganz schön, dass Sie sind wie Sie sind, aber so werden Sie halt auch leicht über den Tisch gezogen."

Womit er sehr Recht hat (meine Gutmütigkeit wurde mir in meinem Leben schon oft genug zum Verhängnis - eigentlich ist es schon mehr als Gutmütigkeit, sondern bereits sowas wie Blödheit. Meine Ex räumte z.B. mein ganzes Konto leer, so dass ich jetzt von Hartz IV leben muß!)

Ich muß endlich wieder mehr SElbstbewußtsein bekommen, mir selbst wichtig sein, dass ich, so wie Du, meinem Unmut in angemessener Form Ausdruck verleihen kann.

Jetzt bin ich mal gespannt, wie`s am Freitag läuft - danke für die guten Wünsche - ich hoffe, dass ich mir ein Herz fassen kann.

Mach es mal gut und ich schicke Dir ganz herzliche und sommerlich-heiße Grüße aus dem Frankenland,

fletzy

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 14. Jul 2010, 18:26
von umd
Hallo fletzy,

danke für Dein Willkommen!
Du schreibst, Du weißt nicht, welche Absichten Dein Thera verfolgt. Nun, wenn Du nicht fragst, wirst Du es nie wissen. Du wirst weiter all die vielen Möglichkeiten erwägen und doch nie sicher sein, oder?

Als ich in meiner VT das Gefühl hatte, die Thera wolle mich testen oder mich mit ihrem "Handwerkszeug" zu Einsichten bringen, fühlte ich mich äußerst unwohl. Obwohl ich es z.T. nicht bewusst merkte, bauten sich negative Gefühle in mir auf. Ich fühlte mich manipuliert, ausgeliefert, nicht ernst- und wahrgenommen. Das war keine Partnerschaft auf Augenhöhe mit gleichem Ziel. Das war die Manifestation meiner Rolle in der Kindheit. Ich - abhängig, unmündig, fremdbestimmt. Sie - mächtig, allwissend, manipulierend.
Wie sollte ich da gesund werden können?!

Dass ich heute, nach einem Jahr Analye keine Fortschritte sehe, habe ich so nicht geschrieben. Es geht mir im Moment schlecht, z.T. wie vor jeder Thera, das ist wahr. Aber ich habe enorme Fortschritte gemacht: Ich habe begonnen, meine Wut zu äußern, mich abzugrenzen, meine Mutter mit der Wahrheit meiner Kindheit zu konfrontieren. Ich habe für viele meiner Symptome Erklärungen gefunden, habe neue Verhaltensweisen ausprobiert, habe im Ansatz für mich klären können, welche Erwartungen ich habe und auch überprüft, ob sie realistisch sind und und und...
Und ich bin noch lange nicht am Ende. Und auch das stimmt: Es tun sich immer neue Baustellen auf. Aber ich entscheide über das Tempo, über die Themen, die ich bereden will. Es ist meine Therapie - ich entscheide!
Die Thera hilft, in dem sie mir Mut macht, meine Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Wenn ich nicht weiter weiß, kommt mal ein Anstoß, eine Überlegung. Mehr nicht.

Mit den Medis aufzuhören, war meine Entscheidung, nachdem ich mich mit dem Thema Analyse intensiv beschäftigt hatte und ich wusste, dass ich die Thera beginne. Ich habe das immer im Gespräch mit meiner Neurologin gemacht, und wenn es nicht funktioniert hätte, hätten wir eine andere Lösung gefunden.
Es geht ja gerade in der Analyse darum, Gefühle ans Tageslicht zu holen, sie zu erleben, auszuhalten, anzusehen, durchzuarbeiten. Wenn sie künstlich positiv sind, was soll ich da bearbeiten?
Und, um ehrlich zu sein, geholfen haben die Medis ja auch nicht wirklich. Am Anfang, kurze Zeit, war es gut. Aber der Effekt hatte sich schnell verflüchtigt, trotz Dosisanpassung, Med-Wechsel etc.
Meine Thera sagt, sie hat erwartet, dass es mir emotional eine Zeit lang schlechter gehen wird. Das ist normal und gehört dazu. Es wird nicht ewig so bleiben, aber im Moment ist es eben so. Was mir enorm hilft, sind die häufigen Termine, 2x die Woche. Da kann sich nicht so viel anstauen.

Für Freitag wünsche ich Dir allen Mut! Und wenn Du Dich getraut hast, dann genieße das Gefühl.
Liebe Grüße, Schröder

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 14. Jul 2010, 19:18
von mbm22
Hallo fletzy,

leider habe ich Dich in meinen beiden Postings wohl versehentlich mit dem falschen Geschlecht angesprochen. Sorry, tut mir wirklich Leid. Ich hätte trotz der Hitze ein bischen genauer lesen sollen. Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel.

Lieben Gruß

lernfee

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 14. Jul 2010, 21:39
von fletzy
Hallo lernfee,

iwo, ich nehm' dir das überhaupt nicht übel - Du mußt dich auch nicht dafür entschuldigen.

Das Verwirrende in diesem Forum ist ja, dass sich viele Frauen Männernamen geben und da bestimmt 80% der Menschen, die sich hier tummeln, Frauen sind, hast Du das eben auch bei mir angenommen.

Aber nun zum eigentlichen Thema:

Du schreibst sehr viel über deine Beziehung zu deinem Thera und dass Du dich nicht ernstgenommen fühlst.

Ein ganz wichtiger Aspekt ist glaube ich auch der von Salvatore, die geschrieben hat, dass man dieses Thera/Patientenverhältnis durchaus auch als Dienstleistungsverhältnis sehen kann und sollte.

Und das ist es, was ich auch noch lernen muß:

Das , was mir nicht paßt, gleich anzusprechen, quasi sofort ein "feedback" zu geben, damit auch der Thera sofort weiß, was schief läuft.

Natürlich muss es einem dazu schon einigermaßen gut gehen, sonst kommt man sich wirklich hilflos vor und man hat das Gefühl, dass der Thera, wie Du schreibst, einem etwas "überstülüen" will, was einem überhaupt nicht paßt.

Ich denke auch, dass ich ein "guter" Patient bin: (Hausaufgaben (fast) immer gemacht, nie einen Termin verschoben, immer pünktlich gewesen) und dann gehöre ich bestimmt nicht (was mir mein Thera auch gleich in einer der ersten Stunden bestätigt hat) zu den Querulanten, denen nie etwas paßt oder zu den extrem verschlossenen oder mißtrauischen Patienten, mit denen es sehr schwer ist zu arbeiten, ich zähle mich wirklich nicht zu den schwierigen Patienten und mein Thera sieht das bestimmt ganz genauso.

Und gerade deshalb komme ich mir irgendwie "veräppelt" vor, bzw. was noch schlimmer ist, irgendwie abgeschoben, nicht gewollt, als jemand, der ihn belästigt, der ihm die Zeit stiehlt, usw. und das kann es doch nun wirklich nicht sein!

Aber um das rauszukriegen, MUSS ich dieses Thema ansprechen, da führt kein Weg dran vorbei! Und Du,liebe Lernfee, hast mich ja dazu auch ermuntert und mir Mut zugesprochen. Danke Dir herzlich dafür!

Ich möchte dir noch einmal ganz viel Mut zusprechen, deinen Weg in der Therapie weiter zu gehen, NIE, wirklich NIE zu verzweifeln, ich bin mir sicher, dass es dir Stückchen für Stückchen besser gehen wird , auch wenn vielleicht - wie bei mir - ein Restchen von depressiven Gedanken- und Verhaltensstrukturen bleiben wird (das sagte mit mein Thera gleich in der ersten Stunde!)

Wir leisten so viel mehr als "Normalos"!

Ganz, ganz liebe, solidarische Grüße,

fletzy

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 14. Jul 2010, 23:46
von fletzy
Hallo Schröder,

danke dir für deinen echt interessanten und auch klugen Beitrag!

Du hast ja mit deiner VT keine so guten Erfahrungen gemacht, aber wenn ich das richtig verstanden habe, lag das mehr an der Therapeutin als an dem Therapieverfahren an sich, oder?

Wenn man in seinem Rollenverhalten "festgezurrt" wird und sogar von der Therapeutin manipuliert wird (manchmal wollen die Therapeuten ja auch nur ihre Macht demonstrieren), kann man nun wahrlich nicht gesund werden.

Und noch schlechter ist es, wenn man das Gefühl hat, nicht einmal ernst- oder wahrgenommen zu werden! ( ich hab' das jetzt bei Lernfee reingeschrieben, sorry, war mein fehler!)

Könntest Du dir vorstellen, noch einmal eine VT zu beginnen, mit einer(m) anderen Therapeuten oder ist das Kapitel für dich abgeschlossen?

Ich hab' das offenbar falsch wiedergegeben, dass Du keinerlei Fortschritte gemacht hast in deiner Psychoanalyse - wie Du schreibst hast Du sogar einige Erfolge erzielt, wie dich abzugrenzen, deine Wut "rauszulassen" (daran arbeite ich noch intensiv!), neue Verhaltensmuster ausprobiert, usw.

Das hört sich doch alles recht positiv an und auch sehr selbstbewußt, wenn Du schreibst, DU entscheidest, welche Themen angesprochen werden, in welchem Tempo vorgegangen wird usw.

Ich wünschte, ich wär soweit!

Aber eines kann ich schon mal als Zwischenbilanz meines threads ziehen:

die Empfehlung, das, was mir nicht passt, bei meinem Thera anzusprechen, zieht sich wie ein roter Faden durch eure Antwortschreiben.

Sonst werde ich nie erfahren, ob das Ganze nun Strategie, Therapie oder "nur" Chaos in seiner Terminvergabe ist.

Im schlechtesten Fall ist es wirklich so, wie Andreas geschrieben hat, dass er mich wirklich loshaben will - das wäre allerdings eine recht schäbige Methode, die ich ihm nicht unterstellen möchte.

Vielleicht hält er mich wirklich für "austherapiert" oder für nicht therapierbar, was er ja bei unserem ertsen oder zweiten Termin deutlich ausgesprochen hat: Sie werden immer an Selbstzweifeln und Grübelneigung leiden.

Aber warum hat er dann überhaupt mit der Therapie angefangen, wenn ich nach seiner Ansicht verschiedene Symptome beibehalten werde?

Was ist dann überhaupt nach seiner Ansicht therapierbar?

Fragen über Fragen, die ich nur beantwortet bekomme, wenn ICH ihn direkt darauf anspreche, da gibt es wohl keine Alternative!

Jetzt wünsche ich dir weiterhin alles Gute (bleib' weiter am Ball!), danke dir für deine Wünsche für meinen nächsten Termin am Freitag und grüße dich ganz herzlich,

Bis zum nächsten Mal und ein gutes Nächtle,

fletzy

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 14. Jul 2010, 23:54
von Salvatore
Hallo fletzy,

bei mir kam das auch nicht von heute auf morgen, dass ich mich gegen Ungerechtigkeiten durchsetzen konnte.
Es ist eben, wie du sagst, ein Lernprozess. Aber das Gute ist, man kann es üben.
Und dein Therapeut ist der perfekte Übungspartner!

Es ist schwer und braucht sehr viel Überwindung, aber ich denke auch dass du dieses Thema sehr gut in der Therapie behandeln kannst.

Und vielleicht schaffst du es, ihm zu sagen, dass du dich von seinem Verhalten abgewiesen gefühlt hast, es dir aber unangenehm war ihm davon zu berichten.
Es wäre für ihn sicherlich hilfreich, wenn du ihm sagst, dass du Angst vor Missbillung hast und davor, dass er deine Kritik als Angriff empfindet und dies die Atmosphäre zwischen euch trübt.

Hast du während deiner VT vom ABC-Schema gehört? Denn es könnte sein, dass es für dich hilfreich ist, dieses Thema dort einzuordnen.
Wie du auf eine Situation reagierst, hat immer mit dir selbst zu tun.

Alles Liebe,
Salvatore

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 15. Jul 2010, 01:23
von umd
Hallo fletzy,
ist zwar schon spät, aber ich will noch schnell antworten.
Ich denke, VT ist für mich abgeschlossen. Die bringt mir nichts, was ich nicht auch allein schaffen könnte. Ich muss dazu sagen, auch wenn es sich blöd anhört, dass ich mich ziemlich gut selbst konfrontieren kann. Ich habe mit 22 meine erste Agoraphobie-Attacke selbst therapiert. Ich hatte etwas gelesen und dachte, das kriegst du hin. Und ich habe es geschafft. Es war nicht einfach, hat mich jede Menge Überwindung gekostet, habe viel zu viel Alkohol getrunken und so(was man halt so macht, um den Schmerz nicht zu fühlen), aber am Ende hatte ich die Phobie besiegt. Viele Jahre später habe ich mittels Konfrontation meine Spinnenphobie überlistet. Habe meine sozialen Ängste immer wieder hinterfragt, mich in die belasteten Situationen begeben, nur um herauszufinden, wie ich die Angst besiegen kann.
Es ist mir gelungen, jedes mal. Oft dachte ich, es geht nicht mehr, ich beende mein Leben, weil einfach meine Kraft nicht ausreichte. Aber letzten Endes war immer noch genug Kraft da.
Ich weiß nicht, woher ich diese Kräfte mobilisiere, aber ich WILL einfach nicht aufgeben.
Als sich mein Vater suizidierte, waren meine Kräfte wirklich am Ende und ich suchte Hilfe in der VT. Aber ich bekam sie nicht, jedenfalls nicht auf die Art oder in dem Maße, wie ich sie gebraucht hätte. Ich will noch dazu sagen, dass diese Thera eine anerkannte Thera mit gutem Ruf ist, immerhin leitet sie die Institutsambulanz an der Uni meines Wohnortes. Da überlegst du zweimal, ob deine Wahrnehmung stimmt oder nicht...

Ich habe beruflich mit verschiedenen Therapeuten zu tun ( ich arbeite mit geistig behinderten Menschen), und ich bin maßlos enttäuscht von den Ansichten vieler VT´s. Vielleicht ist meine Meinung auch deshalb inzwischen negativ gefärbt. Aber ich habe den Eindruck, dass es den meisten Theras um schnelle Problemlösung geht: Ich sage dir, wie du in bestimmten Situationen handeln sollst. Wenn du es nicht tust, bist du selber Schuld. Ich als Thera habe dir gesagt, was du tun sollst. Wenn du dich nicht an meine Anweisungen hältst, kann ich die nicht helfen.
Aber wo bleibe ich als Patient? Pass dich an, oder du bist verloren. Was ist das für eine Strategie? Ich finde sie menschenfeindlich. Sie impliziert eine Schuld an meinem Befinden. Aber wenn ich anders könnte, würde ich mich dann nicht auch anders verhalten?
Ein VT sagte mal zu mir, VT ist wie Super-Nanny. Kennen Sie Super-Nanny? Ich sagte, ja, habe ich schon mal gesehen, aber begeistert bin ich davon nicht. Er: Ja, nee, aber so ist das Schema von VT.
Er sagte noch vieles andere, das mich an seiner Menschenfreundlichkeit massiv zweifeln ließ. Aber ich denke, das ist tatsächlich VT - krass formuliert und zugespitzt - sicher. Aber deswegen nicht weniger wahr.

Dass der Klient entscheidet, worüber im der Analyse gesprochen wird, ist elementarer Grundsatz in der Analyse. Du darfst alles bringen, was Dir im Hirn rumgeistert - das ist gewollt. Und so wird eben auch kein Thema dran sein, dass Dir im Moment nicht zugänglich ist, oder Dir mehr Angst macht, als Du zu ertragen bereit bist.

Ich denke, Analyse will, dass Du erwachsen wirst und selbst Verantwortung übernimmst. VT sagt Dir, was Du tun sollst und belässt Dich in der Opferrolle. Du machst das, was andere Dir vorgeben.

Was für Dich richtig ist, kannst nur Du entscheiden.
Meine Entscheidung ist inzwischen klar, und ich weiß, dass es meine ganz persönliche ist - mein Weg eben.

Vielleicht ist das der Sinn aller Thera: Entscheiden, welcher Weg der richtige ist. Hört sich doch spannend an, oder?

Ich schick Dir Mut und Kraft für Freitag. Du schaffst das!
Liebe Grüße, Schröder

Re: Therapeutenwechsel?

Verfasst: 15. Jul 2010, 02:36
von Salvatore
Hallo fletzy,

muss dir kurz noch mal ein FETTES DANKE sagen, denn dein Post und die Tatsache, dass ich darüber nachgedacht habe, hat mich auf den Weg zu einer bahnbrechenden Selbsterkenntnis geführt.

Es ist wirklich krass, was sich emotional gerade bei mir tut. Es tut weh, aber es ist auch gut.

Salvatore