Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

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kormoran
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Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

Beitrag von kormoran »

hallo leute,

ich habe die suchfunktion betätigt und ein bisschen was gefunden (s. links unten). ich wäre dankbar, wenn welche, die vielleicht inzwischen solche oder andere erfahrungen gemacht haben, ein bisschen berichten, raten, mut machen könnten!

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1170963536
http://www.diskussionsforum-depression. ... 1198753967
bei mir ist das absetzen erst 4 wochen her. davor war ich ca. drei monate bei nur mehr 10mg, davor 20mg.

mir war es lange zeit wirklich gut gegangen, ich war stabil und kleine tiefs waren erstens seicht und zweitens rasch vorbei. so wirklich depressive symptome kannte ich praktisch nicht mehr.

zu ende der phase mit den 10mg war ich ein bisschen mau drauf, dachte aber, na, das ist jetzt gerade wieder so eine mulde, durch die du rasch durch bist. dann ging's auf 0mg, und irgendwie komme ich seither nicht langfristig gänzlich raus - aber so richtig anhaltend schlecht und schlechter geht es mir auch nicht. es gibt tage, einzelne oder ein paar hintereinander, wo ich mich schlecht fühle, fremd, langsam, rückzug will, angst vor überlastung fast bis zur weinerlichkeit, etc. - nicht massiv, aber doch ganz typisch der depression zuordenbar. und dann wieder mehrere tage oder eine woche alles paletti.

dazu kommt so ein seltsames schwummriges schwindelgefühl im kopf, das jetzt schon recht regelmäßig da ist. als ob sich die hirnmasse unmotiviert herumbewegen wollte, oder die druckverhältnisse nicht stimmen würden.

kurz und gut: ein bisschen verunsichert bin ich schon. es gab tage dazwischen, heute ist im laufe des nachmittags auch wieder so geworden, da möchte ich fast die ärztin anrufen, früher hingehen und das ganze infragestellen.
dann rapple ich mich wieder und erinnere mich, dass das nie allzu lange anhält, dass ich das als einzelne symptome wahrnehme, denen ich mich nicht restlos ausgeliefert fühle.
und denke mir, ich möchte doch dem körper die chance geben, sich auf die veränderte situation einzustellen - schließlich hat es am anfang auch gut 2 monate gedauert, bis die nebenwirkungen ganz weg waren und sich normalität eingestellt hat.

ach je. manchmal beschleicht mich die angst, dass die letzten 2 jahre eine glückliche illusion waren, die es ohne die krücke im hirn für mich nicht gibt.
aber noch gebe ich nicht auf.

und wie war das bei euch?
neugierige grüße
kormoranin
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CJ43
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Re: Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

Beitrag von CJ43 »

Hallo Kormoranin!

Ich bin gerade bei 10mg, seit einigen Tagen, davor hatte ich seit einem guten halben Jahr 40mg, das ich Anfang Mai auf 20mg reduziert hatte.

Ganz abgesetzt hatte ich Fluoxetin 2009, von März bis Oktober. In Absprache mit meiner Ärztin.
Nun geht es mir normalerweise im Sommer immer gut, aber im letzten Jahr hatte ich gerade die Arbeit gewechselt und es war nicht leicht im neuen Job: Schichtdienst, eine unnette (um nicht zu sagen: mobbende) Kollegin...
Kurz und gut, mir ging es schlecht! Gedrückte Stimmung, Heulkrämpfe, Versagensgefühle, dazu noch Probleme mit dem Therapeuten.

Habe dann beides gewechselt, Arbeit und Therapeuten, bin im Herbst voll in die Depression gerutscht, daher Fluoxetin wieder angesetzt.

Dieses Jahr nun läuft ruhiger und besser, ich komme mir endlich wieder wie ein normaler Mensch vor .

Nun horche ich in mich hinein: kommt was, werde ich depri, fangen die Ängste wieder an? Bisher nicht, aber ich bin ja auch noch nicht bei Null.
Heute habe ich mir vorgenommen, auf jedem Fall im Herbst wieder mit Fluoxetin anzufangen, um nicht im Winter nur noch ein Schatten meiner selbst zu sein.

Bisher also, wie gesagt, nix. Beim Absetzen hatte ich noch nie körperliche Symptome, die hatte ich immer nur beim Ansetzen (Kopfschmerzen, Benommenheit, Gedämpftheit), da wird also kaum was kommen.
Mal sehen, was die Psyche so sagt.

Was rät dein Arzt dir denn momentan? Willst du es noch eine Weile ohne AD versuchen?
Ich meine, das man Stimmungsschwankungen hat ist an sich doch normal, oder?
Mir ist manchmal die A....ruhe unheimlich, die ich mit AD habe. Da frage ich mich dann, bin ich das, oder ist das nur das Fluoxetin?

Liebe Grüße, Constanze!
kormoran
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Re: Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

Beitrag von kormoran »

hallo constanze,

danke für deinen bericht.

ich habe den nächsten termin bei der ärztin kommende woche - da werde ich mal berichten und sehen, was sie dazu sagt. sie hat letztes mal wie immer gesagt, wenn inzwischen was ist, soll ich mich eben melden und früher kommen, nur dachte ich mir jetzt von einem mal aufs andere, dass ich es schon schaffe bis zum nächsten termin und dann habe ich wenigstens ein klares bild über mehrere wochen - bzw. vielleicht hat sich dann schon alles gegeben. tja, ich hatte mir das einfacher vorgestellt ...

eigentlich ja, wollte ich ab jetzt wieder ohne AD auskommen. und ich war sehr optimistisch, dass das auch klappen wird - die ärztin auch.

stimmungsschwankungen sind in der tat normal, dafür will ich auch kein medikament! aber die symptome, die ich da in diesen komischen löchern wahrnehme, fühlen sich einfach eindeutig depri an, krank. ich kann unterscheiden, ob ich einfach schlapp von der arbeit bin oder ein bisschen genervt, oder mal ein bisschen down vielleicht vor der menstruation - oder eben dieser seltsame sog ins tiefe.

da es aber nicht anhaltend immer tiefer geht, sondern ich tageweise wieder komplett rauskomme, habe ich das bisher tatsächlich als eine art absetzproblem aufgefasst.

tja. vielleicht meldet sich ja noch wer - fluoxetin ist doch total häufig, da müssten doch schon mehr leute erfahrungen mit dem absetzen haben?

liebe grüße
kormoranin
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kormoran
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Re: Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

Beitrag von kormoran »

*hochschubs*

ich bin ein bisschen verzagt, dass so wenige von ihren erfahrungen berichten - aber vielleicht sind die ja alle nimmer im forum oder hatten gar keine absetzerscheinungen.
ich hatte heute einen schwindelfreien tag in in positiver stimmung und bin fest entschlossen, durchzutauchen und immer noch optimistisch, dass ich dann auch mal eine ganze weile ... open end ... ohne AD werde leben können
kormoranin
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Sister-Act

Re: Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

Beitrag von Sister-Act »

Hallo Kormoranin,

nach jahrelanger Einnahme dieses Medikamentes hatte ich nie Absetzerscheinungen.
Das Fluoxetin 40 mg nahm ich seit 1994. Bei meiner ersten depr. Episode war die Einnahmedauer noch kurz (1/2 Jahr), später nahm ich das Medikament über längere Zeiträume (1-2 Jahre). Nachdem die Phasen abgeebbt hatten konnte ich das Fluoxetin immer problemlos ausschleichen. Dies ging bis 2009 gut, danach hatte das „Medi“ keine Wirkung mehr bei mir. Auch eine Erhöhung der Dosis war ohne Erfolg und mir blieb nur ein Medikamentenwechsel übrig.

Das einzige Problem das in all den Jahren auftrat, bekam ich 2009 zu spüren, als sich das restless-legg-syndrom versuchte einzuschleichen, nachdem ich den Wirkungsverlust nicht wahrhaben wollte und bei meinem bisher gut verträglichen Arzneimittel bleiben wollte.
Ob da wirklich ein Zusammenhang war, lässt sich von mir nur vermuten.
kormoran
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Re: Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

Beitrag von kormoran »

danke!

hm - so weit so gut, bis auf das aufhören der wirksamkeit nach einigen einsätzen . dann hoffe ich, du hast einen guten ersatz gefunden?

liebe grüße
kormoranin
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Sister-Act

Re: Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

Beitrag von Sister-Act »

Zu deiner Frage nach gutem Ersatz:
Momentan nehme ich Venlafaxin 225 mg und habe wieder etwas Antrieb verspürt. Das Schwitzen unter diesem Medikament empfinde ich fast unmenschlich; aber was solls, da muss man durch. Wer schon so lange krank ist, ist froh für jeden Strohhalm, der einem gereicht wird.
Begeistert bin ich nicht, weil es unter Venlafaxin zu noch mehr Übergewicht bei mir kam (Heißhunger auf Schokolade).
Wichtig ist nur die antidepressive Wirkung und die stellt sich nun bei 225 mg ein.
Das Leben kann wieder weitergehen.

Alles Gute
912318798
Beiträge: 1590
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Re: Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

Beitrag von 912318798 »

Schönen Abend Kormoranin und alle!

Meine Erfahrungen mit der Wirkung des Fluoxetin kennst Du ja schon, deshalb muß ich sie nicht wiederholen,
aber sie spielen schon ein wenig mit Deinen aktuellen Erlebnissen zusammen.

Ich meine nämlich, was Du oben beschreibst, ist weniger eine Absetzerscheinung, als ein wieder Zurückgleiten in den Zustand ohne AD-Einwirkung.

Nachdem sich das Präparat bei mir wie eine Happy-Pille ausgewirkt hatte, kommt für mich nicht überraschend, daß Du jetzt komplett entwöhnt den Unterschied zwischen sozusagen "euphorisch" und dem nun folgenden vollkommen ungeschützten "grauer Alltag - Blues" recht massiv wahrnimmst.

Wenn Du Dich erinnerst, habe ich im direkten Anschluß an das Fluoxetin ein anderes AD bekommen, das diesen freien Fall offensichtlich aufgefangen hat,
wobei ich mich dennoch auch eines gewissen Gefühls der Ernüchterung noch entsinne.

Etwa Entzugserscheinungen physischer Natur kenne nicht, obwohl mir damals das Fluoxetin von heute auf morgen weggenommen wurde.
(Da war der Anfang ein gänzlich anderes Prozedere, ich weiß noch, daß ich durch die wochenlange Übelkeit und den Schwummerzustand auf allerhand Hausmittel hingewiesen wurde, so zum Beispiel Gittseidank auf den köstlichen Ingwer ... )

Hoffentlich handelt es sich bei Dir nur um ein vorübergehendes Tief, aus dem Du Dich OHNE wieder heraus ziehen kannst!

Sister-act'S Gewichtsgeschichte kann ich auch bestätigen - man kann fressen wie Kuh, man nimmt nix zu!


Lieben Gruß und "hold the line"
Jojo
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

Beitrag von CJ43 »

Hallo Kormoranin!

Mir fällt es sehr schwer, zwischen depressiven Symptomen und "normalen" Tiefs zu unterscheiden.
Das finde ich fast beneidenswert, dass du das recht gut trennen kannst. Im Ergebnis fange ich mit der Einnahme des ADs viel zu spät an, weil ich meinen Zustand zu lange als normal (und nur eben mal verstimmt) wahrnehme, und hänge dann viel länger im tiefen Depriloch, ehe das AD wirken kann.

Fluoxetin wirkt bei mir nicht euphorisierend, wenn ich wieder stabil bin falle ich nach dem Ausschleichen nicht in das Alltagsgrau zurück.
Es ist eher andersherum, dass Fluoxetin meine Stimmung etwas gleichförmig im positiven Bereich hält und mir die richtig guten Hochgefühlphasen fehlen. (Übrigens auch sexuelles Verlangen und Orgasmusfähigkeit, jedenfalls bei 40mg, leider!)

Über die Möglichkeit, dass es irgendwann gar nicht mehr wirken könnte, habe ich noch nicht nachgedacht...
Ob ich die 10mg noch absetze oder nicht, weiß ich nicht, eigentlich wollte ich zum Winter hin sowieso wieder etwas einnehmen, da lohnt es sich vielleicht gar nicht, völlig auf 0 zu gehen.

Wie geht es denn jetzt bei dir so? Gibt es vielleicht in deinem Leben einge aktuelle Stolpersteine, also irgendeine Erklärung für Deprischwankungen?
Ich kann mich auch nicht so recht mit einer rein endogenen Erklärung für Depressionen anfreunden, also dass ADs notwendig sein sollten, egal wie das Leben läuft.
Wozu dann Therapie, wenn´s nur an der Biochemie liegt?

Mmmmh, und sicher leben alle übrigen Fluoxetin-Absetzer glücklich und zufrieden fern des Forums...

Liebe Grüße, Constanze!
kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Bitte um Erfahrungen mit Absetzen von Fluoxetin

Beitrag von kormoran »

hallo jojo, hallo constanze,

kurz vorneweg: der schwindel ist weg, und die stimmung ist die letzten tage normal gewesen.

constanze, jetzt wo ich dein posting lese, habe ich mich selbst gefragt: kenne ich depression und "normales tief" wirklich auseinaner? es kann sein, dass ich es mir einbilde. aber bei dem, was da in jüngster zeit aufgetreten ist, schien mir der unterschied doch recht deutlich.

wobei ich ja zeitweise fast mehr angst davor habe, in einen allgemeinen schwammigen dauerhaften 'losigkeits'brei zu geraten, ein farbloses existieren knapp über der energiegrenze; als vor einem eindeutigen tief.

das mit der "happy-pille", jojo, kann ich für mich nicht ganz unterschreiben ... aber, ja, eine unsicherheit ist da. die "euphorisierung" hat sich doch rasch eingependelt und ich war die letzten 2 jahre denn doch nicht manisch oder euphorisch (zeugen können bei bedarf bestätigen, wie euphorisch ich z.b. an wochenenden morgens aus der falle sprang, um über-drüber-freudig den tag zu beginnen )

aber, ja, die gelassenheit, mit der ich mit unbilden umgehen konnte, die hartnäckig positiv-dankbare sicht auf die welt und mein leben, das war vielleicht wirklich künstlich? ich weiß es noch nicht.

ich habe doch nach langem zweifel, ob ein anderes leben als eine ständige sinnlose anstrengung bei allem, in selbstablehnung und erlebter ablehnung von außen, trübem hirn und null antrieb/interesse überhaupt noch möglich sein kann, dann nach und nach endlich für mich zugestimmt, dass das, was ich "unter" fluoxetin erlebe, vielleicht doch einfach das "richtige" leben ist, das mir durch die depression verstellt war, dass das ich bin und dass dieses schwungvolle, manchmal sehr frohe, offene, das leichte, dass mir das doch zusteht.

dass diese leichtigkeit doch nur ein chemischer hype gewesen sein könnte, und dass das bei mir in natura einfach nicht installiert ist, oder irgendwo früh für immer verlorenging (man behauptet ja, so sei ich als kind gewesen, positiv, mutig, lustig, mit selbstvertrauen ausgestattet); dieser gedanke bekümmert mich doch sehr.

nun, um im hier und jetzt und der nahen zukunft zu bleiben: ich warte noch ein wenig ab, denn jetzt ist es ja wieder recht normal. was ich dieser tage an leichter gedämpftheit empfinde, das würde ich tatsächlich in den rahmen normaler schwankung einordnen. es ist nicht ein grundsätzlich negativer filter vorgeschaltet.

ich werde mir wohl erst in einigen monaten wirklich ein bild machen können.

habt vielen dank für eure berichte und den zuspruch. ihr kennt das ja: in dem moment, wo man da unten sitzt, ist es so tief und so finster. und ich war überrascht, dass ich nicht einfach nahtlos aus der AD-phase rauswandern konnte. ich hatte wirklich auch arg das bedürfnis, nicht allein damit zu sein.

danke euch und liebe grüße
kormoranin
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