Rückfälle - wie damit umgehen?

Antworten
ronja196666
Beiträge: 8
Registriert: 26. Mär 2010, 12:00

Rückfälle - wie damit umgehen?

Beitrag von ronja196666 »

Hallo,
mir geht es seit dieser Woche wieder fast gut, nachdem ich seit Anfang des Jahres krankgeschrieben bin. Meine 1. Depression mit Suizidversuch war 2000, inzwischen hatte ich 4 Rückfälle, jeweils mit mehrwöchiger Fehlzeit bei der Arbeit. Diese 5. Depression hat mich schon wegen ihrer Länge aus der Bahn geworfen, und nun habe ich einfach Angst, wie das in Zukunft weitergeht. Zwischen den Phasen ging es mir immer richtig gut, daher jedes Mal die riesige Enttäuschung. Als Prophylaxe nehme ich seit ca. 3 Jahren 200 mg Lamotrigin , was ja wohl auch nicht geholfen hat. Man sagt mir, ich müßte die Krankheit akzeptieren, aber das ist halt nicht so einfach, wenn man noch ca. 20 Jahre Berufsleben vor sich hat. Ich kann damit nicht so richtig umgehen. Hat jemand ähnliche Erfahrungen? - Vielen Dank für eure Antwort.
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Rückfälle - wie damit umgehen?

Beitrag von wennfrid »

Hi Bautz
Erstmal willkommen!
Rückfälle wird es immer wieder geben, so schmerzvoll sie auch sind. In so einen Fall hilft mir folgende Vorstellung. Wenn ein kleines Kind laufen lernt, fällt es immer wieder, steht aber auch immer wieder auf.
So kannst du nach einem Rückfall auch immer wieder aufstehen.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Rückfälle - wie damit umgehen?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Diese Frage stelle ich mir auch oft.
Bei mir sind die Rückfälle sogar noch häufiger, als bei dir, so ein bis zwei mal im Jahr. Mich hat das inzwischen an den Rand der Berufsunfähigkeit gebracht.
Ich nehme auch Lamotrigin, frage mich inzwischen genauso wie du, ob es was bringt. Mir wurde kürzlich Lithium angeraten, aber ich kann mich nicht recht dafür entscheiden.

Bei mir schleichen sich mittlerweile leider immer häufiger Gedanken ein, dass ich es nicht mehr ertragen werde, wieder eine Depression zu bekommen. Schon die letzte (auch Anfang des Jahres, 10 Wochen davon war ich stationär in Behandlung - mal wieder)war irgenwie einmal zu oft. Ich hatte total resigniert, im Gegensatz zu früher habe ich nicht mal mehr versucht zu kämpfen. Irgendwie wurde es dann doch wieder besser, ganz über den Berg bin ich aber noch nicht.

Ich weiß nicht, wie ich mit der Vorstellung umgehen soll, immer wieder Rückfälle zu erleiden. Akzeptieren gelingt mir nicht.
Das was ich im Moment versuche, ist ein wenig mehr Gelassenheit zu finden. In dem Sinne, dass ich versuche, weniger an den nächsten Rückfall (der bestimmt kommt) zu denken, und die guten Tage mehr zu genießen und zu nutzen.

Allerdings bin ich im mittlerweile arbeitslos und immer noch krank geschrieben Der Gedanke an Arbeit macht mir Angst. einerseits weil ich nicht weiß, wie es da weiter gehen soll, ob ich überhaupt was finde und andererseits, weil ich nicht weiß, ob ich überhaupt wieder arbeiten kann. Welcher Betrieb nimmt schon voraussehbare Fehlzeiten von mehreren Wochen oder Monaten im Jahr hin?

Ich fürchte, dass ist nicht, das, was dir im Moment Mut macht. Vielleicht finden sich hier noch andere, die da positiver eingestellt sind. Das war eben meine Antwort auf deine Frage.

LG, jolanda


------------------------------------------------------------------------

Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
quarktasche
Beiträge: 299
Registriert: 9. Nov 2009, 12:18

Re: Rückfälle - wie damit umgehen?

Beitrag von quarktasche »

Hallo Bautz,

auch ich kann dich gut verstehen. Vor allem die Angst um die berufliche Zukunft.

Wahrscheinlich hat Fridolin recht, dass man die Krankheit irgendwie akzeptieren muss. Das Bild von einem Kind, das laufen lernt, ist schon passend. Ich persönlich fühle mich eher wie ein Klappergreis, der sich anstrengt noch ein paar Schritte zu laufen.

Sorry, auch mir fällt nichts wirklich hilfreiches ein.

Ich weiß inzwischen nicht mehr, ob ich immer noch oder wieder in einer depressiven Phase bin (seit mehr als einem Jahr). Meine Situation ist so, dass ich mitten in der Ausbildung für meinen Zweitberuf bin und weiß, wenn ich das nicht schaffe, ist es erstmal zappenduster. Ganz zu schweigen von fast einem Jahr Klinik ( mit TK). Ja, wer nimmt einen dann noch? Inzwischen bin ich auch nicht mehr 20.

Aber viele von uns haben sich nicht vorstellen können, mal an einer Depression zu erkranken. Vielleicht können wir uns auch einfach nicht vorstellen, dass es auch beruflich trotz allem irgendwie weiter geht!?

Alles Gute
Lg bohne
ronja196666
Beiträge: 8
Registriert: 26. Mär 2010, 12:00

Re: Rückfälle - wie damit umgehen?

Beitrag von ronja196666 »

Vielen Dank für eure Beiträge - man ist wohl nicht allein. Ich versuche nun, die Gedanken an Rückfälle zu vermeiden und die "gesunde" Phase doppelt zu genießen. Es stimmt schon: irgendwie geht's immer weiter.
Ich dachte die ersten paar Male, dass ich an meiner Wohnsitutation oder Beruf was ändern müßte, so langsam glaube ich, dass es nicht an äußeren Einflüssen liegt, zumal ich eigentlich bis Ende 2009 ganz zufrieden war.!?!?
maps
Beiträge: 48
Registriert: 14. Dez 2008, 20:08
Kontaktdaten:

Re: Rückfälle - wie damit umgehen?

Beitrag von maps »

Hallo zusammen,

die Angst vor dem Rückfall, Angst das es wieder so schlimm wird, Angst das ein Leben lang im wiederkehrend aushalten zu müssen, Angst geliebte Menschen zu verlieren, Angst vor der Angst. Die Angst kommt und schon bin ich drin.
Zur Zeit habe ich wieder schlechte Tage.

Ich habe seit (wie ich meine) meiner Jugend Depressionen. Behandelt wird es seit 11 Jahren. Mehrere schlimme Phasen, ein teilstationärer Klinikaufenthalt. Es wurde wieder besser, dank Medikamte, Therapie und meiner Familie.

Ich habe in den letzten Jahren unglaublich viel geschafft. Ich bin alleinerziehen und kümmere mich um meine Tochter. Als sie klein war, war mir das wegen totaler Überforderung und Ängsten kaum möglich. Ich arbeite Vollzeit und habe im letzten Jahr mit meiner Schwester ein Haus gebaut. Ich kümmere mich um eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depressionen die sich vor 2 Jahren gegründet hat. Ich war und bin stolz auf meine Leistung.

Aber wenn das depressive Denken und die Ängste kommen fühle ich mich fürchterlich allein. Unbegründete und manchmal auch unrealistische Ängste und Sorgen bestimmen mich dann. 2 Mal mit dem Absturz in eine ganz tiefe Depression und ich habe solche Angst dieses Gefühl nochmal erleben zu müssen. Aber wie die meisten depressiven Menschen werde ich das wohl müssen ... und ich werde es wohl auch überwinden.

Immer wenn ich ein Stimmungstief bekomme, kommt auch die Panik wieder tief zu fallen. Ich versuche mich dann so gut es geht zu wehren. Ich halte meinen Alltag aufrecht und gehe arbeiten. Dazu muss ich sagen das ich auch beruflich ein tolles Umfeld habe. Kollegen die mich verstehen und da sind; ein grossteil meiner Arbeit erledige ich sogar zu Hause, weil ich ein Telearbeitsplatz habe. Wie ein Schlosshund heulend am Schreibtisch ...... aber ..... ich arbeite !!!!! Und dies ist dann schon ein kleiner Erfolg.

Meist ist es morgens schlimm und gegen Nachmittag wird die Stimmung besser. Nach ein paar Tagen merke ich dann das es wieder bergauf geht, das Gedankenkarussel sich nicht mehr so heftig dreht. Das gibt dann auch Aufschwung weil ich merke das es besser wird.

In meiner Familie gibt es mit mir 6 Personen die an Depressionen mit verschiedenen Formen leiden. Eine entfernte Cousine nahm sich 2007 das Leben und deren Mutter ist zur Zeit in der Klinik weil sie den Verlust nicht verkraftet. Ich hoffe das ich in so eine Situation niemals gerate.

Jetzt habe ich so schrecklich viel geschrieben obwohl es hier um Rückfälle und wie man damit umgeht ging. Es hat aber gut getan sich alles ein wenig von der Seele zu schreiben. Ich sollte mir nur vornehmen hier auch regelmässig rein zu schauen und zu schreiben .... nicht nur wenn es mir schlecht geht.

Allen einen schönen Tag...
Antworten