Wie kann es nur weitergehen (lang)?

Antworten
D.Duck
Beiträge: 2
Registriert: 18. Okt 2009, 19:33

Wie kann es nur weitergehen (lang)?

Beitrag von D.Duck »

Hallo,

ich habe mich bereits vor längerer Zeit angemeldet, möchte aber heute erstmals um Eure Unterstützung bitten. Mir geht es vor allem darum, mich selbst zu „sortieren“ und herauszufinden, was zu tun ist.
Hier meine Geschichte:
Ich bin 37 Jahre alt und lebe seit langem in einer Partnerschaft. Kinder haben wir keine – ich möchte nicht.
Wegen psychischer Probleme (u. a. leichte Depressionen) war ich das erste Mal vor 14 Jahren in Psychotherapie. Nach 40 Sitzungen war die Therapie zwar zuende, ich jedoch weiterhin ständig innerlich unzufrieden.
Vor einigen Jahren dann war ich für lange Zeit zweimal wöchentlich in Therapie – wegen ähnlicher, nun jedoch ausgeprägterer Probleme wie zuvor (Depressionen, keine Libido, Alpträume usw.). Insgesamt hatte ich weit mehr als 200 Sitzungen. Ich muss dazu sagen, dass ich nie einen richtigen „Draht“ zur Therapeutin fand und ihr manche Dinge, die vielleicht jedoch wichtig gewesen wären, gar nicht erzählt habe. Mir war die Atmosphäre zu kühl, zu distanziert und ich hätte mir hin und wieder die ein oder andere Meinung oder auch mal einen Tipp erhofft.
Den Therapien vorausgegangen waren Trennungen, die ich wohl nie wirklich verwunden habe. Zudem erkrankte meine damals noch berufstätige Mutter plötzlich und starb fast (sie ist bis heute schwer behindert und in ihrem Wesen extrem anstrengend). Sie hatte mir schon die Jahre zuvor mit ständigem manisch-depressiven Verhalten bis hin zu häufigen Selbstmorddrohungen das Leben schwer gemacht. Dann starb auch noch – aus bis heute nicht bekannten Gründen – mein großer Bruder, als er auf einer Party war. Die Auflösung des Haushaltes usw. blieben an mir hängen, mein anderer Bruder kümmerte sich um das Finanzielle. Damals wurde mir „alles zuviel“ und – wie bereits gesagt – ich ging in Therapie.
Eine der Dinge, die dabei deutlich wurden war, dass ich nicht streiten kann. „Aggressive Hemmung“ ist der Fachbegriff. Dies hat sich bis heute nicht geändert und bringt mich zum Verzweifeln. Nach außen hin immer nett und lieb würde ich am liebsten diverse Leute mal ordentlich rund machen. Kann ich nicht … geht nicht.
Nunmehr drei Jahre nach Ende der Therapie ist es schlimmer als je zuvor: Beziehungsprobleme, Schlafstörungen, ständige und wiederkehrende Erkrankungen (ganz neu: Neurodermitis), das Gefühl, gefangen zu sein in einem Leben, das ich so nie wollte. Fast alles ist grau oder schwarz, dabei war es zwischenzeitlich kurzzeitig besser. Ich fand ein Hobby, Bekannte, endlich Anschluss. Trotzdem verschlechtert sich meine Stimmung tagtäglich. Schlimmer geht immer! Nicht einmal Urlaub, tolle Reisen o. ä. können mich aus dieser Stimmung reißen.
Finanzielle Nöte, Angst um den Arbeitsplatz – das alles betrifft mich nicht. Also habe ich auch noch ein schlechtes Gewissen, so mies drauf zu sein.
Ende des letzten Jahres suchte ich einmalig zur Beratung einen mir bekannten Facharzt auf, der mir zu Antidepressiva (Cipralex) riet. Ich habe sie zuhause, mich bisher aber nicht aufraffen können, diese zu nehmen. Mein Hausarzt rät zu einer Kur (Richtung Psychosomatik und Haut). Ich kann mich nicht entscheiden, schaffe es nicht, einen Rat umzusetzen. Ich bin nicht gesetzlich versichert (privat / Beihilfe) und muss mir selbst eine Klinik aussuchen.
Zudem habe ich große Angst, auf der Arbeit als Weichei und nicht belastbar darzustehen. Das ist ja teilweise schon jetzt der Fall, eben weil ich z. B. immer wieder heftige Erkältungen bekomme. Mag schon gar nichts mehr sagen und habe Angst, mich krank zu melden.

Wie seht Ihr das alles? Wo sollte ich ansetzen?

Danke fürs Lesen!

Gruß
bradforhelp
Beiträge: 344
Registriert: 11. Nov 2009, 13:55

Re: Wie kann es nur weitergehen (lang)?

Beitrag von bradforhelp »

Hallo,

ich glaube, ich kann verstehen, was du meinst. Von außen betrachtet, würde ich dir raten, auf deinen Hausarzt zu hören, ihm hast du von dir erzählt und er kann deinen Zustand vermutlich ganz gut einschätzen. Wenn du zu einer Kur fährst, bist du zumindest erst einmal aus allem 'raus. Das könnte meines Erachtens hilfreich sein. Um die richtige Klinik zu finden, gibt es Broschüren. Ich überlege auch schon seit längerem, eine Kur zu machen. Hier im Forum findest du bestimmt auch Hilfen bei der Suche nach einer geeigneten Klinik.

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
quarktasche
Beiträge: 299
Registriert: 9. Nov 2009, 12:18

Re: Wie kann es nur weitergehen (lang)?

Beitrag von quarktasche »

Hallo D.Duck,

ich glaube, das kennen viele hier - diese Ratlosigkeit.

Kur hört sich doch ganz gut an. Allerdings muss man darauf ziemlich lange warten, oder!?

Wenn es dir so schlecht geht, würde ich an deiner Stelle überlegen, ob ich das AD nehmen würde. Wovor hast du Angst? Abhängig wird man nicht, auch kein völlig anderer Mensch, nur (bei etwas Glück) ruhiger, stabiler, klarer etc. Ich habe auch sehr lange gezögert, jetzt frage ich mich warum.

Oder hol dir noch eine zweite/dritte Meinung.

Ich fühl mich Kollegen gegenüber auch oft als Versagerin, zu wenig belastbar etc. Das sind wohl auch deren Ängste.

Alles Gute
bohne
Rosenkranz
Beiträge: 591
Registriert: 19. Feb 2010, 21:19
Kontaktdaten:

Re: Wie kann es nur weitergehen (lang)?

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo!

Bist bestimmt kein Weichei, kenne diese Phasen die du beschreibst auch, ich denke der Vorschlag deiner Hausärztin geht schon in die richtige Richtung, deine Psyche ist krank und wiederspiegelt sich in den verschiedensten Krankheiten wieder, auch Neurodermitis kann von der Psyche kommen, außerdem wird dein Immunsystem schon etwas geschwächt sein, damit will ich sagen solltest du etwas unternehmen, damit es sich wieder Stabilisiert, da wäre eine Kur sicher das beste. Ich habe meistens immer zu lange gewartet, eben auch wegen der Arbeit, aber damit habe ich mir selber nichts gutes getan, da ging es mir dann so richtig schlecht und dauerte dann auch ziemlich lange. Ich habe bereits 2 Rehas hinter mir die erste hat mir viel gebracht und ich war danach auch längere Zeit stabil, bei der letzten lief es nicht ganz so gut, bin schon ziemlich ausgebrannt hin, habe mich nur noch durchgeschleppt auf Arbeit und dann kam dort der Absturz, hab eben auch zu lange gewartet und dann dauerte es noch ca. ein halbes Jahr eh ich zur Reha fahren konnte, meiner Meinung viel zu spät.

Du hattest es bisher nicht einfach und wie du schreibst auch kein ventil, wo du alles rauslassen kannst, ich muss berufsmäßig auch immer nett und freundlich sein, auch wenn es mir nicht gut geht, kann aber im Gegenteil zu dir auch mal schreien, allerdings nicht auf Arbeit. Ist aber auch nicht immer ideal. Da leidet die Familie darunter.

Sich nicht entscheiden können ist leider auch ein Teil der Depression, ich hoffe aber das du dich für etwas durchringen kannst, mach für dich.

Viele liebe Grüße und viel Kraft Rosalie
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Wie kann es nur weitergehen (lang)?

Beitrag von wennfrid »

Hi D. Duck
Wenn Erlebnisse in einer Therapie verschwiegenen werden, ist das Vertrauensverhältnis nicht 100-prozentig. Ein Vetrauensverhältnis ist nötig, sollte die Therapie erfolgreich sein. Die "Chemie" scheint nicht zu stimmen und in so einem Fall solte der Therapeut gewechselt werden. Schuld- und Schamgefühle können auch dazubeitragen, um "peinliche" Dinge einfach zu verschweigen. Meist sind es Ängste, oft im Unterbewußtsein, die verhindern, seine Schwächen zu besprechen. Angst, nicht richtig verstanden zu werden, Angst, vieles nicht gemacht zu haben. Durch die Schickschalschläge innerhalb deiner Familie, könnte ich mir vorstellen, daß du vieles verdrängt hast. Verdrängte Gefühle kommen immer wieder zum Vorschein, um verarbeitet zu werden. Diese Themen solten aber mit einem Therapeuten besprochen werden. Dadurch können Lösungswege "erarbeitet" werden, die der Patient in die Realität umsetzen sollte.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Antworten