So, wie ich bin

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NiLiT
Beiträge: 1
Registriert: 1. Mär 2010, 19:56

So, wie ich bin

Beitrag von NiLiT »

So, wie ich bin
Ich träume davon,
dass jemand mich annähme,
einfach so, wie ich bin,
mit meinen ungereimten Wünschen,
unfertigem Charakter
und alten Ängsten.
Ich träume davon,
dass jemand mich gelten lässt,
ohne mich zu erziehen,
mit mir übereinstimmt,
ohne sich anzustrengen.
Ich träume davon,
dass ich mich nicht verteidigen muss,
nicht erklären und kämpfen muss,
dass einer mich liebt.

Schön wäre es *seufz* Aber ist das überhaupt möglich, mit der -mit meiner Diagnose ? Depression, Ängste, Phobien, bipolare Störungen ...

Wenn ich selber doch ganz oft Schwierigkeiten habe, mit mir selber umzugehen, wie sollen es dann andere schaffen ?
Im Berufsleben kann man sich ja verstellen, das klappt recht gut. Aber zu Hause, auf die Dauer, da geht es nicht. Dann sagt man, daß man heute einen schlechten Tag hat und lieber in Ruhe gelassen werden möchte, nicht reden mag, einfach nur vor sich hingucken, und der Andere akzeptiert es nicht.
Ja, ich weiß, es ist furchtbar schwer. Deswegen hält auch keine Beziehung. Es hält einfach keiner mit mir aus.
Wie gesagt, manchmal halte ich es ja selber nicht mit mir aus.
Ein guter Tag geht zu Ende, ich gehe schlafen, naja, ich versuche es zumindest (weiß nicht, wann ich das letzte Mal eine ganze Nacht erholsam durchgeschlafen habe...), wache am nächsten Morgen auf und es ist grundlos alles düster ...
Himmelhochjauchzend - zu Tode betrübt ...

Sorry, vielleicht sollte ich doch erstmal Hallo sagen und mich kurz vorstellen ? ! Wo bleiben denn meine Manieren ? ;o)
Bin neu hier. Habe nun schon so unglaublich viel hier gelesen, mich vorhin registriert und diesen Beitrag einfach so geschrieben, ohne groß nachzudenken. Eben das, was mir gerade in den Sinn kam, in mir vorgeht.

Habe Ende des letzten Jahres mal wieder eine Beziehung beendet, weil Mann nicht mit mir klarkam... Haben uns auf Grund meiner gesundheitlichen Probleme und den damit verbundenen negativen Aspekten für den Partner (keine Nähe zulassen z.B.) auseinandergelebt.
Ich denke manchmal, ich bin es doch gar nicht wert, daß mich jemand liebt ? !

Habe vor Jahren eine Therapie gemacht bezüglich meiner Ängste + Phobien. Hat 4,5 Jahre gedauert. Mittlerweile behrrsche ich meine Ängste und nicht mehr die Ängste mein Leben.
Dann kamen aber die Depressionen. Oder waren sie vorher auch schon da ? Wer weiß es. Ängste + Depressionen gehören zusammen. Eines spielt ins andere rein.
Nehme jetzt seit einem Jahr Sertralin, gegen den Serotonon-Mangel. Hilft auch im Großen und Ganzen recht gut. Ja, das Leben ist schön, aber trotzdem ist es so unendlich schwer.
Ich habe momentan keine Lust, mich wieder in eine Therapie zu begeben. Möchte mich nicht wieder mit mir und all meinen Problemen auseinandersetzen. Möchte am liebsten vor mir davonlaufen. Zumindest dann, wenn ich nicht gut drauf bin.

Das Schlimmste ist, daß man nicht sagen kann, so, jetzt war soundso lange eine schlechte Phase, jetzt kommt eine gute, die soundsolange hält. Es kann täglich wechseln. Es ist so anstrengend, dagegen anzukämpfen, und das muß man, denn das Leben muß ja weitergehen. Der Kühlschrank füllt sich nicht von alleine.

Das Allerschlimmste aber ist, daß ich diese fiesen Gene wahrscheinlich an meinen Sohn weitervererbt habe. Na, ich habe sie ja auch vererbt bekommen.

Nochmal sorry, ich weiß schon gar nicht mehr, was ich alles geschrieben habe. Habe einfach so drauflos geschrieben, so, wie es mir in den Sinn kam. Aber es hat ein klein wenig gut getan. Verzeiht, wenn es ziemlich durcheinander und chaotisch klingt.

Vielen Dank fürs Lesen,
liebe Grüße,
Nicolette mit düsteren Gedanken
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: So, wie ich bin

Beitrag von ben1 »

Hallo Nicolette

ja, das wär schon schön, wenn es jemanden gibt, der mich genau so will, wie ich bin. Diese "unbedingte" Liebe, die an keine Bedingungen geknüpft ist. Am ehesten würde man das einer Mutter oder einem Vater zutrauen (und die damit auch heillos überfordern - zumindest, wenn diese Liebe wirklich immer und überall gezeigt werden soll (Eltern im Forum werden mich verstehen ). Diese Forderung scheint mir ein wenig unrealistisch und zu hoch gegriffen. Ich würde mal vorschlagen, es reicht, wenn jemand "JA" zu mir als Person sagt. Das beinhaltet durchaus auch, das er mit ein paar meiner Verhaltensweisen nix anfangen kann - das halte ich für eher wünschenswert.

Und dieses grundsätzliche "JA" (nicht zu jeder Verhaltensweise, wohl aber zum "Gesamtpaket Ich") muss oder darf ich erst mal selber zu mir sagen, ehe ich es von anderen erwarte.

Wenn man dieses "Ja" zu sich selbst im Grundsatz (noch) nicht sagen kann, kann von außen kommen, was will - es erreicht den Kern nicht. Wenn man es schafft, sich selbst so zu sehen, wie man ist, kann die Arbeit beginnen (und dabei sollten die Stärken nicht zu kurz kommen! Was Du über die Angst-Therapie schreibst, finde ich sehr, sehr bemerkenswert! Gratulation!).

Und jetzt noch was provokatives - wenn mich jemand so will, wie ich (jetzt) bin, verbaue ich mir auch sämtliche Veränderungen und Entwicklungsschritte. Der Wunsch nach nicht-Veränderung ist depressionstypisch, aber lebensfremd. Das Leben ist Veränderung, ist Wandel, ist Entwicklung. So auch bei Dir - Du musst nicht gegen Veränderung ankämpfen (das sich gute und schlechte Phasen abwechseln) - viel besser setzt Du die Energie ein, indem Du in einem ersten Schritt mit diesen Unwegbarkeiten leben lernst und in einem zweiten Schritt für Dich überlegst, wie, wann und ob Du konkret Einfluss nehmen kannst.

Die alles Gute! Vielleicht hast Du Lust, was zu meinen Gedanken zu schreiben.

Ben
himmelskörper
Beiträge: 778
Registriert: 10. Jul 2009, 14:13

Re: So, wie ich bin

Beitrag von himmelskörper »

Hallo Nicolette,

herzlich willkommen, hier im Forum.
Ich wünsche dir viele wertvolle Tipps und Ratschläge, die dir Mut machen und Kraft geben.

Ja, es gibt nichts schöneres, als jemanden der einen so annimmt wie man ist, mit all den Fehlern und Schwächen die man hat.
Nicht nur davon träumen, sondern in Wirklichkeit geniessen.

Hast du schon im Thread, "Selbstwert/Selbstachtung" gelesen.

Deinen Träumen wirst du ein großes Stück näher kommen, wenn du es lernt, dich selbst so zu lieben und anzunehmen wie du bist.
Dich zu akzeptieren mit all deinen Schwächen und Fehlern.
Einfach zu dir stehen und dir selbst ein zuhause geben.
Dich in dir wohlfühlen und dich geborgen wissen.


Ich weiß, dass dies ein langer und schwieriger Weg ist, aber ein Grundbaustein um seine Depression in den Griff zu bekommen, zu heilen oder mit ihr leben zu können.

Jahrzehntelang, habe ich genausolche Träume wie du gehabt, geträumt, geträumt, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, Jahr für Jahr.
Aber geändert hat sich nie was, Beziehungen gingen auseinander, ich hielt es mit niemand aus, oder keiner mit mir.

Nein, es war ein ganz anderes Problem, erkannt habe ich das letztes Jahr in meinem dreimonatigen Klinikaufenthalt.

Das Problem war dies, ich habe mich nicht geliebt, so wie ich bin, wie ich war, was ich in meinem Leben erreicht habe.

Nach drei Monaten habe ich es geschafft ja zu mir zu sagen, das Leben ist um so viel schöner geworden.

Man gibt sich ganz anderst, dadurch gehen andere auch ganz anderst auf dich zu.
Wenn du dich so nimmst wie du bist, tun das die anderen auch, denen du wichtig bist.

Natürlich heißt es jetzt auch für mich, dranbleiben, kein Stillstand.
45 Jahre war ich der Meinung, so wie ich bin, ist es nicht ok.
Es sind eingefahrene Muster entstanden, die immer wieder hochkommen.
Das neue Leben muss sich erst festigen.

Aber es lohnt sich daran zu Arbeiten.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut, diesen Weg zu gehen, so dass deine Träume in Erfüllung gehen.

Liebe Grüße sedna


wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: So, wie ich bin

Beitrag von wennfrid »

Hi Nicolette
Den Menschen nehmen, wie er halt ist, mit seinen guten und mit seinen weniger guten Eigenschaften. Für mich ist diese Einstellung sehr wichtig und ich denke, ich schaff es ganz gut. Leider Gottes habe ich festgestellt, daß der Großteil unserer Gellschaft den Menschen nach seinen Äußeren beurteilt. Was hast du, was bist du, wie siehst du aus, diese Äußerlichkeiten stehen im Vordergrund.
Somit wundert es mich nicht, das viele psychischen Erkrankungen im Vormarsch sind. Die Wartezimmer bei den Ärzten werden immer voller. Mit Drogensucht, Alkoholismus und Workaholic ist es ähnlich.
Mir hat folgende Erkenntnis geholfen: Ich habe keine Macht über andere. Ich habe 100 % Macht, bei mir Änderungen zuzulassen. Was Andere denken oder tun, ich versuche es nicht an mich heranzulassen. Schließlich möchte ich nicht von Einstellung Anderer abhängig sein. (Nicht einfach, tut es doch zu gut, verstanden zu werden.)
Daß Leistungen sein müssen, ist mir klar. Schließlich füllt sich mein Kühlschrank auch nicht von selber. Trotzdem gibt es viele Menschen, mit denen man einen guten Gedankenaustausch hat und die einem verstehen. Depri, Ängste oder was es sonst noch alles gibt, verschwinden dadurch nicht und es bleibt nur übrig, das Beste daraus zu machen. Viele Grüße und die Erkenntnis. Es gibt soviele Menschen mit Depressionen, wir sind nicht allein.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Reve
Beiträge: 754
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: So, wie ich bin

Beitrag von Reve »

Hallo Nicolette,

auch von mir herzliche Willkommensgrüße.

Du schreibst
>Das Schlimmste ist, daß man nicht sagen kann, so, jetzt war soundso lange eine schlechte Phase, jetzt kommt eine gute, die soundsolange hält. Es kann täglich wechseln. Es ist so anstrengend, dagegen anzukämpfen, und das muß man, denn das Leben muß ja weitergehen. Der Kühlschrank füllt sich nicht von alleine.

So erlebe ich es auch bei mir. Das schnelle Wechseln innerhalb eines Tages, begonnen vor 5 Jahren nach einem schlimmen Erlebnis, latent schon immer vorhanden, ohne dass ich es wusste. Es brodelt seitdem immer an der Oberfläche, kommt eine wirklich schwere Belastung hinzu, bricht der Vulkan aus.

Aber Nicolette, man kann damit leben, wenn man sich voll und ganz auf die Sache einlässt und sie als lebenslange Herausforderung ansieht. Der tägliche, mehr oder weniger positive Umgang damit ist mindestens so wichtig die wie eine eventuelle Einnahme eines Medikamentes, worauf ich jetzt nicht eingehe.

Auch ich kann nicht mehr zuviel Nähe zulassen, auch wenn oder gerade weil ich in einer langjährigen Beziehung lebe. Doch es geht und muss gehen, innerhalb einer Beziehung Grenzen abzustecken, weil meiner Meinung nach jeder für sich ein „Single“ ist, der für sich selbst Verantwortung zu tragen hat. Zunächst für sich selbst und dann für die anderen.

Für den anderen, sei es der Mann, die Kinder, vielleicht der Vater, bedeutet für mich schon, meine schlimmsten Gefühle zu verbergen. Ich bemühe mich immer wieder, Fröhlichkeit vorzutäuschen und sei es nur für meine Katze und wie durch ein Wunder färbt es auch auf mich und meine Stimmung ab.

Du sagst du hast Angst, es auf dein Kind weitergegeben zu haben, das hab ich auch. (3 Kinder) Und darum ist es für mich umso wichtiger, einen guten Umgang damit zu zeigen, denn ich würde es mir auch von meinen Kindern wünschen – und habe das auch schon oft angedeutet – dass sie sich im Ernstfall nicht aufgeben, sondern gezielt angreifen.

Angreifen bedeutet für mich eine feste Struktur zu haben, die allerdings Freiraum lässt für Spontanität. Es bedeutet für mich einen achtsamen Lebenswandel, feste Rituale, ein sehr strenges „Pflegeprogramm“, weil mir das Äußere so wichtig ist, ein schönes häusliches Umfeld, da Ordnung Ruhe in mein chaotisches Gefühlsleben bringt. Es bedeutet Bewegung, mein Garten, ein paar Hobbys Herausforderungen und jetzt kommt ich zum letzten Punkt, es bedeutet für mich das Glück, sehr gute Freunde behalten zu haben und auch neue innerhalb dieses Forums gefunden zu haben. Neue Freunde, die meine Erfahrungen und Empfindungen teilen können. Bekanntschaften, die nur über Mail laufen, aber die mir doch immer wieder Trost spenden können und die auch nicht locker lassen, wenn ich am Boden zerstört den Kontakt für eine Weile abbrechen lassen möchte. Einen großen Dank an dieser Stelle Milly. Und natürlich auch E und C.

Meine schlimmste Belastung ist, dass ich mich von meinen Kindern nicht trennen kann und immer dann, wenn die Auszugsfrage auch nur im Raum steht, bricht der Vulkan aus. Ich habe bislang keine Lösung gefunden…

Liebe Nicolette, vielleicht war in der Flut dieser Gedanken auch was für dich dabei, alles Gute…

Carin
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: So, wie ich bin

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Nicolette,

"So,wie ich bin" hängt seit einiger Zeit eingerahmt über meinem Bett.

Irgendwann habe ich gemerkt, nur ICH selbst kann dieser Mensch sein, der sich so liebt wie er nun mal ist, mit all seinen Fehlern und Macken.
Erst dann kann er von anderen angenommen und ebenfalls geliebt werden.

Irgendwann wirst Du Deine Abhängigkeit aufgeben können und spüren wie klasse sich diese Freiheit anfühlt.

Alles Liebe,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Katja70
Beiträge: 10
Registriert: 1. Mär 2010, 03:11

Re: So, wie ich bin

Beitrag von Katja70 »

Liebe Nicolette,
ich kann dich sehr gut verstehen. Auch ich habe eine bipolare Störung und bin gerade aus einer monatelangen Depression aufgetaucht. Die Ängste, den Partner zu verlieren, zu viel an Belastung zu sein, kenne ich. Trotzdem möchte ich dir Mut und Hoffnung aussprechen. Ich war gerade eine Woche in einer Klinik für Naturheilverfahren - Sport- und Ernährungstherapie und da hab' ich viel dazu gelernt. Achtsamkeit mit mir selbst, meinem Körper, meinen Kräften. Als Medikation habe ich Quilonum (Lithium) und neuerdings Abilify - das scheint mir gut zu bekommen. Therapie würde ich dir auf jeden Fall empfehlen, ich bin seit 4 Jahren in Behandlung und habe ein stabiles Vertrauensverhältnis zu meinem Arzt.
Sei lieb gegrüßt - ich wünsche dir etwas Frühlingssonne in die düsteren Gedanken,
Katja
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