ein haufen symptome oder doch depression?

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neue
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ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von neue »

Hallo an alle!
Ich fange anfach mal mit Fragen an:
- Depression soll vom Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn kommen. Müsste sie dann nicht irgendwie nachzuweisen sein (z.B. im Blut)? Ich tue mir schwer mit der Diagnose, denn fast alles was micht stimmt mit der Psyche, kann man als Depression auslegen. Außerdem hat ein Psychiater vor ca. 5 Jahren bei mir eine leicht Depression festgestellt, aber den halte ich inzwischen für äußerst inkompetent und oberflächlich.
- Woran erkennt man, dass man eine Therapie braucht, wenn man funktioniert? Ich weiss schon seit ich denken kann, dass irgendwas in meinem Leben nicht stimmt, aber wessen Leben ist schon perfekt?
- Kann man Depressive Reaktinen durch Beobachten lernen (Mutter ist depressiv) und woran erkennt man, dass sie nur gelernt sind und nicht "echt"?

Wäre schön, wenn ihr mit mir redet!
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von kormoran »

hallo auf-der-flucht befindliche neue,
willkommen im forum !

an deine erste frage knüpfte sich auch bei mir einst die hoffnung, da müsse sich doch irgendwas messen lassen ... leider ist es nicht so. man kann das nicht im blut nachweisen oder im hirn messen. das mit dem ungleichgewicht wurde (soweit ich weiß) quasi dadurch entdeckt, dass die antidepressiva wirken (die, wo in diesen botenstoffhaushalt eingreifen)

außerdem steht dahinter noch so ein henne-ei-problem: es ist eher nicht so, dass aus heiterem himmel oder zufällig der botenstoffhaushalt krankt, und dann hat die person das symptom depression;
eher ist es so, dass psychisch krankmachende faktoren (stress, angst, traumatische erfahrungen, selbstverurteilung) mit der zeit auf den hirnstoffwechsel einen einfluss haben.

woran merkt man, dass man therapie braucht? oder vielleicht so gefragt: dass eine therapie sinnvoll wäre?

naja, wenn du selbst von dir sagen kannst, dass, seit du denken kannst! du meinst, es stimmt etwas nicht mit deinem leben: wenn das kein grund ist, dem "stimmt nicht" auf den grund zu gehen?! und sei es nur, dieser annahme auf den grund zu gehen?

es ist in der tat leichter, diese frage zu beantworten, wenn du, sagen wir, seit monaten nicht mehr aus dem haus gegangen wärest, dein job flöten gegangen ist etc. aber auch eine lange zeit geschickt kompensierte depression kann eine depression sein, unter der die betroffene nicht weniger leidet. das gilt es vielleicht einfach herauszufinden, mit dem ansatz: ich würd gerne von mir sagen können, "ich find mein leben ok, so wie ich es lebe und empfinde".

was das "abschauen" von depressiven verhaltensmustern betrifft, bin ich schlicht überfragt. als kind mit einem depressiven elternteil aufzuwachsen ist sicherlich an und für sich ein risikofaktor: je nachdem, wie gut deine mutter dir all das vermitteln konnte, was ein kind braucht; dass du nichts mit der depression zu tun hast (kinder übernehmen leicht die schuld); auch, welche anderen bezugspersonen da noch waren?

das sind nur ein paar gedanken, zu dem thema melden sich sicherlich noch andere foris.

ich wünsche dir, dass du hier anregungen und feedback findest, die dich auf deiner suche weiterbringen.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Rosenkranz
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Re: ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von Rosenkranz »

Hey, auf deine Frage ob man es im Blut nachweisen kann, weiß ich daß man den Serotoninspiegel über Blut bestimmen kann, Serotonin soll ein wichtiger Botenstoff sein,ist er zu niedrig ist er mitverantwortlich für Depris. außerdem habe ich gelesen, das im ganzen Gehirn chemische Prozesse stattfinden und auch äußere Faktoren das beeinflussen. so z.b. wenn du angst hast, produziert der Körper adrenalin.
Depressionen kann man meiner Meinung nach nicht erlernen. Ich glaube das bei mir genetische Faktoren eine große Rolle spielen, aber auch das Umfeld, was sich aber auch auf die Kinder negativ auswirken kann. Sie erleben dich so wie du bist.
Abraxas
Beiträge: 77
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Re: ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von Abraxas »

wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von wennfrid »

Hi auf der Flucht
Eine Depression wird durch fehlende/verkehrte Botenstoffe im Gehirn ausgelöst. Das sehe ich auch so.
Die Diagnose dauert meist Jahre, bis man erkennt daß hinter den Problemen eine Depression stecket. Weiter geht's wie mit der Henne und dem Ei, löst die Depression meine Symptome aus oder ist meine Lebensstruktur für die Depression verantwortlich. Eine Depression zu diagnostizieren ist schwierig, da die Grenzen der Probleme fließend sind. Die Depression wirkt auf die Psyche und kann weder mit einer Blutuntersuchung, EKG oder Ähnliches festgestellt werden. Meistens leidet der Depressive an zuwenig Selbstvertrauen, seine Persönlichkeit ist gering und die Kritikfähigkeit eingeschränkt. Ängste verschiedenster Art plagen ihn und er kann sich seine Symtome nicht erklären. Ich schreibe hier von meinen Erfahrungen, denn die genaue Diagnostizierung darf und sollte nur bei einem Facharzt erfolgen. Die Probleme sind individuell. Jedes Symtom zeigt sich verschieden stark, bzw. ist nicht bei allen gleich.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
cocorosie
Beiträge: 84
Registriert: 8. Apr 2008, 13:22

Re: ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von cocorosie »

Hallo auf der Flucht,

die Frage, ob depressive Verhaltensmuster gelernt werden können, habe ich mir lange gestellt. Meine Mutter ist depressiv und einige andere aus dem Kreis der Famile auch. Ich bin der Meinung, dass ich bestimmte Reaktionen auf Situationen, z.B. Konfliktvermeidung, übernommen hatte und ich weiss jetzt auch um die genetische Dispostion. Aber letztendlich half mir dieses Wissen nicht weiter, meinen eigenen Weg im Umgang mit der Krankheit zu finden.

Ich habe allerdings den Kontakt auf Eis gelegt, um mich vor dem Zurückfallen in alte Rollen zu schützen.

Liebe Grüsse, Claudia
neue
Beiträge: 4
Registriert: 21. Feb 2010, 20:30

Re: ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von neue »

Hallo!
Danke erst mal für eure Antworten!
Ich habe so gehofft, dass man sich irgendwie sicher sein kann, dass man tatsächlich an Depression leidet, bevor man Medikamente schluckt. Die mag ich nämlich gar nicht, was auch eines meiner Symptome ist. Ich habe Angst vor den Nebenwirkungen, aber nicht vor Schläfrigkeit, Mundtrockenheit o.ä., sondern vor richtig schlimmen Sachen, die zwar selten passieren, aber doch auf dem Beipackzettel stehen.
Wenn mindestens ein Paar meiner Probleme gelernte Reaktionen sind, rechne ich mit größerer Wahrscheinlichkeit, sie umzuprogramieren. Das schwache Selbstvertrauen werde ich mir wohl in mühewoller Kleinarbeit abtainieren müssen, denn das entstand durch erlebte Kränkungen, aber dass man beim Stress aus der Situation einfach flieht, das habe ich gelernt. In Moment weiss ich nicht wie man sich konfrontiert, was macht man da. Klingt banal, aber es ist wirklich so. Mein Hirn weiss, dass die Flucht nichts bringt und dass ich etwas unternehmen muss, aber ich habe keine Ahnung was oder wie.
Gehören auch die Ängste wie Flugangst, Angst vor Nebenwirkungen, Angst vor Tauben und fliegenden Insekten auch zu Depression?
Liebe Grüße und herzlichen Dank an alle, die sich mit mir unterhalten!
Gloorebach
Beiträge: 34
Registriert: 5. Mär 2010, 08:38

Re: ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von Gloorebach »

Hallo, "auf der flucht",

auf der Suche nach ganz anderem, fand ich Deinen Beitrag und war fasziniert von Deinem
Alias-Namen "auf der Flucht". Beim Lesen Deiner Mitteilung fand ich so viele Analogien zu meiner Situation, daß ich spontan diese Zeilen anfügen mußte.

Ja, wir sind auf der Flucht. Fliehen ist meist sehr spontan und eine sehr "gesunde" Reaktion, denn damit gehen wir (hoffentlich) problematischen Situationen von vornherein aus dem Weg. Es ist Angst vor diesen Problemen, die uns zur Flucht treibt; also ist auch die Angst gesund - solange sie nicht übergroß und alles dominierend wird. Und das Blöde ist dann: Flucht wird unsere Probleme nicht lösen können, denn wir nehmen uns mit, wohin wir auch gehen. Dann kommen die Grübeleien, weil wir erkennen, wie unsinnig die Flucht war.

In den letzten 4 Jahren bin ich viermal umgezogen, zuerst, weil ich Angst hatte, daß das Ersparte in fernerer Zukunft nicht reichen wird. Dann, weil ich den Unsinn erkannte und suchte und suche, was mich wieder ähnlich wohlfühlen läßt, wie die Ausgangssituation. (Dann halt mit weniger Geld als vorher.) Zur Zeit bin ich ziemlich regelmäßig zur Verhaltenstherapie bei einem (Glück gehabt: sehr, sehr guten) Therapeuten und hoffe, mit dessen Hilfe eine Lösung für mein übersteigertes Angst-Flucht-Verhalten zu finden.

Nach Deinen Texten vermute ich viele Parallelen in unseren Situationen; vielleicht kann uns die Diskussion darüber helfen. Würde mich freuen!

Servus, Dading. (m, 65 J.)
groove
Beiträge: 19
Registriert: 24. Feb 2010, 12:02

Re: ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von groove »

Hallo auf der Flucht,

Depression würde ich eher mit Niedergedrückt worden sein (wovon auch immer) beschreiben; was dann mit Ängsten einhergehen kann. Vielleicht findest du einen anderen Arzt oder Therapeuten, der besser zu dir passt.

goove
Gloorebach
Beiträge: 34
Registriert: 5. Mär 2010, 08:38

Re: ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von Gloorebach »

Hallo groove,

vielen Dank für Deinen Hinweis! Nach allem, was ich beurteilen kann, liegen bei mir eindeutige "depressive Symptome" vor; sicherlich verbunden mit Ängsten, vielleicht Zwanghaftem (Fliehen z.B.).
Ich bin sicher, daß der therapierende Arzt die Quellen der Erkrankung ziemlich genau erkannt hat und mich auf den Weg zur Lösung schicken wird. Wenn es mir mit seiner Hilfe gelingt, zu erkennen, welche Umstände mich immer wieder zu Fehlverhalten verleiten, mit den so belastenden - depressiv machenden - negativen Folgen, werde ich (hoffentlich!) künftig solche Ereignisse besser bewältigen.

Bestimmt müssen auch andere, nicht in direktem Zusammenhang stehende Faktoren/Lebensumstände in die therapeutische Betrachtung einfliesen.
Ich bin zuversichtlich und froh, hier in den Foren so schnell Unterstützung zu finden. Nochmals: Danke!
groove
Beiträge: 19
Registriert: 24. Feb 2010, 12:02

Re: ein haufen symptome oder doch depression?

Beitrag von groove »

Hallo Dading,

ich wünsche Dir und uns Allen das nötige quäntchen Glück, das dazu gehört, die Depression zu überwinden.

groove
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