Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig
Verfasst: 10. Feb 2010, 10:00
Hallo,
ich bin froh, den Weg auf Eure Seite gefunden zu haben und hoffe durch den Austausch mit Euch ein Stück mehr Orientierung, Verständnis und Kraft zu finden. Ich habe mich in den allgemeinen Informationen und speziell in Euren Berichten oft sehr gut wiedergefunden und möchte nun etwas von mir erzählen.
Ich bin 41 Jahre alt, bin glücklich zum zweiten Mal verheiratet, bin vor 6 Jahren aus Wien zu meinem Mann nach Niedersachsen gezogen. Derzeit besuche ich eine Ausbildung zur Psychologischen Beraterin. Habe momentan sehr viel Zeit für mich, was mir wichtig ist. Ich wollte endlich mal „zu mir kommen“ – „die Dinge machen, die ich wirklich will“. Allerdings fühle ich mich momentan in endlosen Gedankenspiralen verfangen, bin müde, schlafe schlecht, werde früh wach – grüble, ziehe mich selbst gedanklich runter, bin unzufrieden, antriebslos, dann wieder fürchterlich wütend wegen Lappalien, ich habe Zukunftsängste, habe manchmal schreckliche Kopfschmerzen, mein Nacken ist verspannt, mein Kopf fühlt sich an, als ob er in einen Schraubstock eingespannt wäre, dann habe ich wieder Magen- Darmbeschwerden, ich habe eine Kloß im Hals, ein Engegefühl in der Brust, oft versuche ich den Frust mit Essen zu kompensieren, ich habe überhaupt keine Lust auf Sex, ich bin unruhig und ungeduldig, kann mich schlecht konzentrieren, Rausgehen kostet mich sehr viel Überwindung – ich fühle mich kraftlos und den Anforderungen, die da draußen auf mich warten nicht gewachsen. Ich fühle mich als Versagerin, schwach, klein und nutzlos und gleichzeitig wie ein rasendes Tier im Käfig.
Meine erste Erinnerung ist ein immer wiederkehrender Traum, ich habe eine Maske auf, nehme sie ab, darunter ist die nächste, immer schneller und panischer nehme ich eine Maske nach der anderen ab, bis ich beim Nichts, bei der unendlichen Leere angelangt bin.
Und dann immer wieder das Hochschrecken, nachdem ich ins Bodenlose gestürzt bin. Dort unten auf dem Meeresgrund meiner Kindheit bekam ich viele Turbulenzen mit, die sich auf der Wasseroberfläche abspielten. Ich konnte nicht sehen und nicht verstehen worum es ging, doch ich konnte sie fühlen - diese negativen Schwingungen – und ich konnte sie konservieren. Sie sind immer noch da - in Träumen, in meinen Gefühlen - sehr existent und doch nicht greifbar, schwer in Worte zu fassen.
Mit 12/13 war ich in der Schule ein Jahr lang mit einer schlimmen Mobbingsituation konfrontiert, ich habe mich total in mich selbst zurückgezogen, konnte bei meinen Eltern keinen Rückhalt, keine Hilfe und kein Verständnis für meine Situation finden – ich fühlte mich als totale Versagerin. In dieser Zeit sehe ich den Beginn meiner Depression. Nach dieser Zeit war ich sehr verunsichert und fühlte mich als absolute Außenseiterin. Gruppensituationen wurden zu meinem größten Problem – vereinzelte gute Freundschaften mein größter Halt – Alkohol mein Krückstock. In der Pubertät habe ich gegen die verlogenen, vorgelebten Normen rebelliert. Ich habe es gehasst die Fassade der perfekten Familie um jeden Preis nach außen aufrechterhalten zu müssen. Gleichzeitig Normen folgen zu müssen, die zwangsläufig ins Unglück führen. Mit 20 hatte ich meine ersten Panikattacken. Ich bin von einem Arzt zum nächsten und bekam immer wieder bestätigt, dass ich gesund bin – ich habe begonnen an meinem Verstand und meiner Urteilsfähigkeit zu zweifeln. Dann habe ich mich jahrelang mit Alkohol betäubt, um wieder ich selbst sein zu können, um wieder Lachen und Weinen zu können. Es war eine Flucht in mich selbst und in die Dunkelheit. Es war so schön von niemanden gesehen zu werden, niemand fordert etwas, ich musste nichts erklären. Die Nacht gab mir Ruhe und Geborgenheit. Der Morgen bedeutete jedes Mal Überwindung und Schutzlosigkeit. Mein Leben bestand nur noch aus Schein und Spiel. Den Absprung habe ich vor ca. 7 Jahren geschafft. Es ist mir ganz schön viel Entwicklungszeit verloren gegangen und jetzt sehe ich mich mit all den alten Problemen in einer neuen Zeitdimension konfrontiert.
Ich habe eine sehr depressive Mutter, die mir wenig Wärme und Zuneigung vermittelt hat. Ich musste sehr früh lernen, Ihre Gedanken zu erraten, fühlte mich für schuldig, wenn es ihr schlecht ging und habe mich für sie verantwortlich gefühlt, ich glaube das ist immer noch so. Kürzlich habe ich meiner Familie erzählt, dass es mir schlecht geht. Ich hatte auf Verständnis und Rücksichtsnahme gehofft. Was ich bekommen habe waren Ratschläge und absolutes Missverständnis, so in der Richtung: „Lass Dich nicht so gehen“ – „lenk Dich ab“ – „es gibt Schlimmeres“ – „schau Dir all die wirklich kranken Menschen an“ – „Dir geht’s doch gut“ – „stell Dich nicht so an“ – „mach jetzt bitte nicht auf leidend“ - „du übertreibst ja wieder maßlos“ – „denk an was Schönes – sei positiv“.“ Leider finde ich mich in den Worten sehr gut wieder, das ist auch die Art, wie ich innerlich mit mir verfahre, ich kann für mich nicht akzeptieren, dass ich in meinem Handlungsvermögen eingeschränkt bin. Ich habe Angst, dass das, was ich tue, den Zustand offenbart, der so sprechend als „sich darin einrichten“ bezeichnet wird.
Es ist für mich ein sehr wunder Punkt, wenn ich höre, dass man Depressionen schwer heilen kann, dass die Heilung von Suchterkrankungen langfristig schlechte Prognosen hat, dass man Beeinflussungen durch negative Kindheitserlebnisse später kaum noch ausgleichen bzw. wiedergutmachen kann. Nur 30 bis 35 Prozent der behandlungsbedürftigen Depressiven bekommen eine richtige Diagnose, eine angemessene Behandlung gerade mal 6 bis 9 Prozent. Noch immer wissen Hausärzte viel zu wenig über die Krankheit. Sie deuten Symptome falsch und schicken ihre Patienten mit Beruhigungsmitteln nach Hause. All das verunsichert mich sehr.
Ich kenne kaum Schwankungen. Im Vergleich zu anderen fühle ich mich eingeschränkt, minderbemittelt, minderwertig. Ich habe mich seit dem Moment mit 12/13 als ich mich für die Selbstisolation entschieden habe, als Sonderling gefühlt, es war mir immer bewusst, dass da unzählige Gedanken sind, die mir ständig durch den Kopf gehen, dass mir die Unbeschwertheit fehlt, die andere in meinem Alter haben, das ich irgendwie langsam und eingeschränkt bin, das sich andere gerade darüber oft lustig machen, das ich da nicht raus kann. Ich habe versucht von anderen zu erfahren, ob sie ähnlich denken, habe versucht zu erfahren, ob das normal ist was in mir vorgeht. Es gab immer wieder gute Freunde, die mich verstehen konnten. Ich habe das Denken zu meiner Stärke erklärt: „Ich bin eben tief, unergründlich, kompliziert und düster.“ Es gibt immer wieder Zeiten in denen ich mich besser fühle, das sind die Zeiten wenn ich viel draußen sein kann, wenn die Sonne scheint, wenn es warm ist, wenn ich Sport treibe, wenn ich Johanniskrautkapseln einnehme, wenn ich Omega3-Lachsöl-Kapseln nehme, wenn ich ruhiger und achtsamer werde, mir weniger zumute, es ruhiger angehe, wenn ich meine Bedürfnisse äußere und von anderen erfüllt sehe, wenn es mir gelingt nach Außen zu gehen und dabei positives Feedback zu bekommen, wenn meine Gedanken zur Ruhe kommen und meine Aufmerksamkeit auf den Moment gerichtet sein kann. Diese Zeiten lassen dann wieder Hoffnung aufkommen, dass doch Vieles möglich ist. Nach diesen Zeiten empfinde ich es als sehr schlimm, wenn sich die alte Lähmung wieder einstellt. Ich fühle mich dann immer wieder darin bestätigt, dass sich gewisse Dinge eben nie ändern und alles andere Illusion ist.
Meinen einzigen Versuch mit Antidepressiva habe ich in keiner guten Erinnerung, sie haben mich ruhiggestellt, da waren keine Empfindungen mehr, weder im Positiven noch im Negativen. Ich weiss nicht ob das die übliche Wirkung von Antidepressivas ist. Was ich über Antidepressiva lese ist recht vielversprechend, das Gedankenkarussell soll zur Ruhe kommen, positive Empfindungen sollen wieder möglich sein, sie bewirken angeblich keine Persönlichkeitsveränderung, es besteht keine Gefahr der Abhängigkeit. Es treten nahezu immer Nebenwirkungen auf wie z.B. Mundtrockenheit, Sedierung, Blutdrucksenkung, Libidostörungen, Koordinationsstörungen, Schwitzen, Sehrstörungen, Magen- Darm-Probleme, Verstopfung, Zittern, Kopfschmerzen, Symptome, die denen einer Depression ähnlich sind, sich aber nach wenigen Tagen wieder legen. Die Wirkung der Medikamente setzt spätestens nach 20 Tagen ein. Es erfordert Geduld, das passende Medikament zu finden und bedarf regelmäßiger Absprachen. Dann lese ich, dass bei ca. 30 – 50 Prozent aller Patienten der Mechanismus der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer überhaupt nicht funktioniert, weil die Wächtermoleküle an der Blut-Hirn-Schranke die Medikamente nicht durchlassen. Es fällt mir schwer, mir aufgrund dieser Informationen und meiner Erfahrung mir eine Meinung zu bilden. Gut, wenn es hilft – warum nicht? – ich will aber keinesfalls meine Lebendigkeit einbüßen und sei sie zeitweise noch so negativ eingefärbt. Was habt Ihr denn für Erfahrungen mit Antidepressivas?
Was ich sonst noch versucht habe, um meine Befindlichkeit zu bessern: Gesprächstherapie, Katathymes Bilderlebnis, Hypnose, Familienaufstellung, Homöopathie, Bachblüten, Schüssler Salze, Kinesiologie, Schamanismus, Reiki, Meditation. Energetische Methoden, wie Familienaufstellung, Homöopathie, Schamanismus, Reiki und Kinesiologie haben mir bedingt geholfen, sie haben mir Energie gegeben und mich etwas nach oben gebracht. Wobei ich mich dabei gefragt habe, was Realität und was Einbildung ist. Ich mache derzeit eine Gesprächstherapie, die ich als hilfreich empfinde, momentan fühle ich mich sehr aufgewühlt, ich glaube, dass vieles losgetreten wird. Nebenbei gehe ich regelmäßig zu meiner Homöopathin und bekomme immer wieder hochpotente Globolis.
Mir stellt sich momentan sehr die Frage, wie komme ich aus dem Schlamassel raus? Je bewusster mir die Symptomatik der Depression wird – desto ungeduldiger versuche ich gegenzusteuern – ich lese darüber – ich tausche mich darüber aus – wäge Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungen ab und stecke nach wie vor in meiner negativen Verstimmtheit fest und kann mich zu nichts richtig aufraffen. Was macht ihr denn, damit es Euch besser geht? Womit habt Ihr gute Erfahrungen gemacht? Habt Ihr ähnliche Erfahrungen wie ich hinter Euch?
Viele liebe Grüsse
Und danke fürs Lesen
Ciara
ich bin froh, den Weg auf Eure Seite gefunden zu haben und hoffe durch den Austausch mit Euch ein Stück mehr Orientierung, Verständnis und Kraft zu finden. Ich habe mich in den allgemeinen Informationen und speziell in Euren Berichten oft sehr gut wiedergefunden und möchte nun etwas von mir erzählen.
Ich bin 41 Jahre alt, bin glücklich zum zweiten Mal verheiratet, bin vor 6 Jahren aus Wien zu meinem Mann nach Niedersachsen gezogen. Derzeit besuche ich eine Ausbildung zur Psychologischen Beraterin. Habe momentan sehr viel Zeit für mich, was mir wichtig ist. Ich wollte endlich mal „zu mir kommen“ – „die Dinge machen, die ich wirklich will“. Allerdings fühle ich mich momentan in endlosen Gedankenspiralen verfangen, bin müde, schlafe schlecht, werde früh wach – grüble, ziehe mich selbst gedanklich runter, bin unzufrieden, antriebslos, dann wieder fürchterlich wütend wegen Lappalien, ich habe Zukunftsängste, habe manchmal schreckliche Kopfschmerzen, mein Nacken ist verspannt, mein Kopf fühlt sich an, als ob er in einen Schraubstock eingespannt wäre, dann habe ich wieder Magen- Darmbeschwerden, ich habe eine Kloß im Hals, ein Engegefühl in der Brust, oft versuche ich den Frust mit Essen zu kompensieren, ich habe überhaupt keine Lust auf Sex, ich bin unruhig und ungeduldig, kann mich schlecht konzentrieren, Rausgehen kostet mich sehr viel Überwindung – ich fühle mich kraftlos und den Anforderungen, die da draußen auf mich warten nicht gewachsen. Ich fühle mich als Versagerin, schwach, klein und nutzlos und gleichzeitig wie ein rasendes Tier im Käfig.
Meine erste Erinnerung ist ein immer wiederkehrender Traum, ich habe eine Maske auf, nehme sie ab, darunter ist die nächste, immer schneller und panischer nehme ich eine Maske nach der anderen ab, bis ich beim Nichts, bei der unendlichen Leere angelangt bin.
Und dann immer wieder das Hochschrecken, nachdem ich ins Bodenlose gestürzt bin. Dort unten auf dem Meeresgrund meiner Kindheit bekam ich viele Turbulenzen mit, die sich auf der Wasseroberfläche abspielten. Ich konnte nicht sehen und nicht verstehen worum es ging, doch ich konnte sie fühlen - diese negativen Schwingungen – und ich konnte sie konservieren. Sie sind immer noch da - in Träumen, in meinen Gefühlen - sehr existent und doch nicht greifbar, schwer in Worte zu fassen.
Mit 12/13 war ich in der Schule ein Jahr lang mit einer schlimmen Mobbingsituation konfrontiert, ich habe mich total in mich selbst zurückgezogen, konnte bei meinen Eltern keinen Rückhalt, keine Hilfe und kein Verständnis für meine Situation finden – ich fühlte mich als totale Versagerin. In dieser Zeit sehe ich den Beginn meiner Depression. Nach dieser Zeit war ich sehr verunsichert und fühlte mich als absolute Außenseiterin. Gruppensituationen wurden zu meinem größten Problem – vereinzelte gute Freundschaften mein größter Halt – Alkohol mein Krückstock. In der Pubertät habe ich gegen die verlogenen, vorgelebten Normen rebelliert. Ich habe es gehasst die Fassade der perfekten Familie um jeden Preis nach außen aufrechterhalten zu müssen. Gleichzeitig Normen folgen zu müssen, die zwangsläufig ins Unglück führen. Mit 20 hatte ich meine ersten Panikattacken. Ich bin von einem Arzt zum nächsten und bekam immer wieder bestätigt, dass ich gesund bin – ich habe begonnen an meinem Verstand und meiner Urteilsfähigkeit zu zweifeln. Dann habe ich mich jahrelang mit Alkohol betäubt, um wieder ich selbst sein zu können, um wieder Lachen und Weinen zu können. Es war eine Flucht in mich selbst und in die Dunkelheit. Es war so schön von niemanden gesehen zu werden, niemand fordert etwas, ich musste nichts erklären. Die Nacht gab mir Ruhe und Geborgenheit. Der Morgen bedeutete jedes Mal Überwindung und Schutzlosigkeit. Mein Leben bestand nur noch aus Schein und Spiel. Den Absprung habe ich vor ca. 7 Jahren geschafft. Es ist mir ganz schön viel Entwicklungszeit verloren gegangen und jetzt sehe ich mich mit all den alten Problemen in einer neuen Zeitdimension konfrontiert.
Ich habe eine sehr depressive Mutter, die mir wenig Wärme und Zuneigung vermittelt hat. Ich musste sehr früh lernen, Ihre Gedanken zu erraten, fühlte mich für schuldig, wenn es ihr schlecht ging und habe mich für sie verantwortlich gefühlt, ich glaube das ist immer noch so. Kürzlich habe ich meiner Familie erzählt, dass es mir schlecht geht. Ich hatte auf Verständnis und Rücksichtsnahme gehofft. Was ich bekommen habe waren Ratschläge und absolutes Missverständnis, so in der Richtung: „Lass Dich nicht so gehen“ – „lenk Dich ab“ – „es gibt Schlimmeres“ – „schau Dir all die wirklich kranken Menschen an“ – „Dir geht’s doch gut“ – „stell Dich nicht so an“ – „mach jetzt bitte nicht auf leidend“ - „du übertreibst ja wieder maßlos“ – „denk an was Schönes – sei positiv“.“ Leider finde ich mich in den Worten sehr gut wieder, das ist auch die Art, wie ich innerlich mit mir verfahre, ich kann für mich nicht akzeptieren, dass ich in meinem Handlungsvermögen eingeschränkt bin. Ich habe Angst, dass das, was ich tue, den Zustand offenbart, der so sprechend als „sich darin einrichten“ bezeichnet wird.
Es ist für mich ein sehr wunder Punkt, wenn ich höre, dass man Depressionen schwer heilen kann, dass die Heilung von Suchterkrankungen langfristig schlechte Prognosen hat, dass man Beeinflussungen durch negative Kindheitserlebnisse später kaum noch ausgleichen bzw. wiedergutmachen kann. Nur 30 bis 35 Prozent der behandlungsbedürftigen Depressiven bekommen eine richtige Diagnose, eine angemessene Behandlung gerade mal 6 bis 9 Prozent. Noch immer wissen Hausärzte viel zu wenig über die Krankheit. Sie deuten Symptome falsch und schicken ihre Patienten mit Beruhigungsmitteln nach Hause. All das verunsichert mich sehr.
Ich kenne kaum Schwankungen. Im Vergleich zu anderen fühle ich mich eingeschränkt, minderbemittelt, minderwertig. Ich habe mich seit dem Moment mit 12/13 als ich mich für die Selbstisolation entschieden habe, als Sonderling gefühlt, es war mir immer bewusst, dass da unzählige Gedanken sind, die mir ständig durch den Kopf gehen, dass mir die Unbeschwertheit fehlt, die andere in meinem Alter haben, das ich irgendwie langsam und eingeschränkt bin, das sich andere gerade darüber oft lustig machen, das ich da nicht raus kann. Ich habe versucht von anderen zu erfahren, ob sie ähnlich denken, habe versucht zu erfahren, ob das normal ist was in mir vorgeht. Es gab immer wieder gute Freunde, die mich verstehen konnten. Ich habe das Denken zu meiner Stärke erklärt: „Ich bin eben tief, unergründlich, kompliziert und düster.“ Es gibt immer wieder Zeiten in denen ich mich besser fühle, das sind die Zeiten wenn ich viel draußen sein kann, wenn die Sonne scheint, wenn es warm ist, wenn ich Sport treibe, wenn ich Johanniskrautkapseln einnehme, wenn ich Omega3-Lachsöl-Kapseln nehme, wenn ich ruhiger und achtsamer werde, mir weniger zumute, es ruhiger angehe, wenn ich meine Bedürfnisse äußere und von anderen erfüllt sehe, wenn es mir gelingt nach Außen zu gehen und dabei positives Feedback zu bekommen, wenn meine Gedanken zur Ruhe kommen und meine Aufmerksamkeit auf den Moment gerichtet sein kann. Diese Zeiten lassen dann wieder Hoffnung aufkommen, dass doch Vieles möglich ist. Nach diesen Zeiten empfinde ich es als sehr schlimm, wenn sich die alte Lähmung wieder einstellt. Ich fühle mich dann immer wieder darin bestätigt, dass sich gewisse Dinge eben nie ändern und alles andere Illusion ist.
Meinen einzigen Versuch mit Antidepressiva habe ich in keiner guten Erinnerung, sie haben mich ruhiggestellt, da waren keine Empfindungen mehr, weder im Positiven noch im Negativen. Ich weiss nicht ob das die übliche Wirkung von Antidepressivas ist. Was ich über Antidepressiva lese ist recht vielversprechend, das Gedankenkarussell soll zur Ruhe kommen, positive Empfindungen sollen wieder möglich sein, sie bewirken angeblich keine Persönlichkeitsveränderung, es besteht keine Gefahr der Abhängigkeit. Es treten nahezu immer Nebenwirkungen auf wie z.B. Mundtrockenheit, Sedierung, Blutdrucksenkung, Libidostörungen, Koordinationsstörungen, Schwitzen, Sehrstörungen, Magen- Darm-Probleme, Verstopfung, Zittern, Kopfschmerzen, Symptome, die denen einer Depression ähnlich sind, sich aber nach wenigen Tagen wieder legen. Die Wirkung der Medikamente setzt spätestens nach 20 Tagen ein. Es erfordert Geduld, das passende Medikament zu finden und bedarf regelmäßiger Absprachen. Dann lese ich, dass bei ca. 30 – 50 Prozent aller Patienten der Mechanismus der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer überhaupt nicht funktioniert, weil die Wächtermoleküle an der Blut-Hirn-Schranke die Medikamente nicht durchlassen. Es fällt mir schwer, mir aufgrund dieser Informationen und meiner Erfahrung mir eine Meinung zu bilden. Gut, wenn es hilft – warum nicht? – ich will aber keinesfalls meine Lebendigkeit einbüßen und sei sie zeitweise noch so negativ eingefärbt. Was habt Ihr denn für Erfahrungen mit Antidepressivas?
Was ich sonst noch versucht habe, um meine Befindlichkeit zu bessern: Gesprächstherapie, Katathymes Bilderlebnis, Hypnose, Familienaufstellung, Homöopathie, Bachblüten, Schüssler Salze, Kinesiologie, Schamanismus, Reiki, Meditation. Energetische Methoden, wie Familienaufstellung, Homöopathie, Schamanismus, Reiki und Kinesiologie haben mir bedingt geholfen, sie haben mir Energie gegeben und mich etwas nach oben gebracht. Wobei ich mich dabei gefragt habe, was Realität und was Einbildung ist. Ich mache derzeit eine Gesprächstherapie, die ich als hilfreich empfinde, momentan fühle ich mich sehr aufgewühlt, ich glaube, dass vieles losgetreten wird. Nebenbei gehe ich regelmäßig zu meiner Homöopathin und bekomme immer wieder hochpotente Globolis.
Mir stellt sich momentan sehr die Frage, wie komme ich aus dem Schlamassel raus? Je bewusster mir die Symptomatik der Depression wird – desto ungeduldiger versuche ich gegenzusteuern – ich lese darüber – ich tausche mich darüber aus – wäge Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungen ab und stecke nach wie vor in meiner negativen Verstimmtheit fest und kann mich zu nichts richtig aufraffen. Was macht ihr denn, damit es Euch besser geht? Womit habt Ihr gute Erfahrungen gemacht? Habt Ihr ähnliche Erfahrungen wie ich hinter Euch?
Viele liebe Grüsse
Und danke fürs Lesen
Ciara