Letzte Uni-Prüfung verschoben - Schlechtes Gewissen

[paradiddler]

Hallo,

ich hatte 2009 ein echt übles Jahr - während sich im Januar die letzten "verschleppten" Hausarbeiten, meine Examensarbeit und meine mündlichen Prüfungen vor mir auftürmten, verließ mich im Februar meine Freundin (3 Jahre sehr schwierige Beziehung) - ich war komplett zerstört (nachzulesen im Forum Angehörige). Dennoch kämpfte ich mich durch übelste Deprianfälle, Dauerheulen und schlimme Gedanken und schrieb von Januar bis Juli in Fließbandarbeit 5 Hausarbeiten und fing direkt danach (im Juli/August) mit meiner Examensarbeit an, die ich im Oktober abgab. Ich glaube, es gab in dieser Zeit keinen Tag, an dem ich nicht mindestens einmal Rotz und Wasser geheult habe. Ich begann auch wieder eine Therapie und nahm wieder Medikamente - beides habe ich allerdings wieder beendet. Dann standen für November bis Januar drei mündliche Prüfungen an, mit insgesamt 13 Themen. Während ich für meine Examensarbeit eine 1 bekommen habe, konnte ich nach der Abgabe der Arbeit aber einfach nicht mehr.

Mein ganzes Leben war inzwischen völlig aus den Fugen geraten: Ich habe nur noch an das Examen gedacht, keine Rechnungen mehr aufgemacht oder bezahlt, war auf der Arbeit überhaupt nicht mehr bei der Sache (was auch zu Problemen geführt hat), habe viele Freunde vergräzt und habe jetzt auch noch Schulden am Hals (bin gerade dabei, das geradezubiegen, hoffen wir das Beste). Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, habe wie in Trance "gelernt", teilweise durch Heulkrämpfe hindurch versucht, Notizen zum machen etc., nur um weiterzumachen. Zwei der drei Mündlichen habe ich dann ziemlich verhauen, mein Schnitt ist von 1,3 auf 1,7 gerutscht, dann bekam ich Panik vor der letzten Prüfung und meldete mich krank. Gestern wurde mir ein Prüfungstermin für nächste Woche angeboten, doch ich wehrte diesen mit Händen und Füßen ab, weil ich mich noch nicht bereit fühlte. Leider habe ich jetzt einen Termin bekommen, der erst im April liegt! Nun habe ich ein schlechtes Gewissen.

Hinzu kommt, dass ich mich momentan bei der Arbeitsagentur um eine Weiterbildung bemühe und nun (wahrscheinlich unbegründet) befürchte, dass ich wegen des späteren Abschlusses keinen Bildungsgutschein bekomme. Die Weiterbildung fängt allerdings erst im Mai an, so dass da vielleicht gar keine Gefahr droht. Am Donnerstag weiß ich dann Neues.

Ach, ich weiß auch nicht, ich musste mich mal auskotzen. Einerseits denke ich, dass ich einfach mein eigenes Tempo habe und es gut ist, dass ich mir ein wenig "Raum" geschaffen habe. Andererseits fühle ich mich schlecht, weil andere die Prüfungen eiskalt durchgezogen haben und auch noch bessere Noten haben als ich.

Das sind jetzt gerade so die Momente, in denen ich merke, dass ich mich nach 8 Jahren immer noch nicht als depressiv akzeptiert habe. Einfach langsamer machen als andere. Langsam aber beständig. Nach außen hin sieht das halt doof aus. Als ich heute bei der Arbeitsagentur war, habe ich mich sehr für meine "Extrasemester" geschämt. Aber ich kann es nicht ändern! Was dabei raus kommt, wenn ich mit dem Kopf durch die Wand will, haben meine ersten beiden mündlichen Prüfungen ja gezeigt.

So, Schluss mit Word Vomit.
St.

[Nadalien]

Hey! Erstmal großen Respekt für Deine Ausdauer! Die Lorbeeren hast Du schon geerntet!
Nur noch eine mündliche Prüfung im April! da kannst du jetzt etwas runterfahren bei soviel Energieaufwand in einem Jahr!
Was hast du denn studiert? Ich denke, wenn Du erst mal raus bist aus der Uni wird es Dir besser gehen. Vielleicht war das Positive an der Trennung von deiner Freundin, dass du Zeit hattest all das nachzuholen! Vielleicht trefft ihr euch ja auch mal wieder, und sie wird sehen wie du das gemeistert hast! Du brauchst in keinster Weise Bedenken haben, wer eine Sache so durchziehen kann wie du, der verdient ein schönes Leben! Also klopf dir mal selbst auf die Schulter! Bravo!