Wenig Interesse für Mitmenschen

otterchen
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Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

ich erkenne mittlerweile manche Dinge an mir etwas klarer - und dazu gehört leider auch, dass ich wenig Interesse an meinen Mitmenschen habe.
Ich finde das traurig und bedenklich - aber woher Interesse nehmen, wenn es nicht da ist?
Das werden sicher viele nachvollziehen können, wenn ich andere Themen statt dessen einsetze: Interesse an medizinischen Fachthemen, an Politik... ach was weiß ich, Ihr könnt Euch selber was ausdenken, was Euch nicht interessiert

Ich denke aber, dass es besser für mich wäre, wenn ich Interesse hätte.

Ist das entstanden aus der Gleichgültigkeit der Kindheit heraus?
Spricht das eigentlich für das "egal"-Gefühl mir selbst gegenüber?
Wie kann ich dieses Interesse wecken?
Ihr müsstet dazu wissen, dass ich ziemlich zurückgezogen lebe; die sozialen Kontakte in der Arbeit klappen aber sehr gut.

Gerne hätte ich im privaten Bereich auch mehr Kontakte, aber da fängt's an zu hapern. Wie hole ich mir Menschen in mein Leben? Selbst wenn ich anfange, das langsam aufzubauen, gerate ich an einen Punkt, wo es nicht weitergeht.

Hinzu kommt, dass ich eigentlich kaum Interessen habe, die mich in Kontakt zu anderen Menschen bringen. Die Dinge, die mir liegen, sind eher "eigenbrötlerisch".

Wie wecke ich mein Interesse für meine Mitmenschen?

Stimmt überhaupt die Herangehensweise? Muss ich mich wirklich erst für die Menschen um mich herum interessieren, um danach einen Kontakt aufzubauen?

Ich bin echt ratlos.

Könnt Ihr mir weiterhelfen?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
maki

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von maki »

Morgen Otterchen.

Da hast du dir aber ein schweres Thema ausgesucht. Ich kann dir für den Augenblick nur sagen, wie ich das "handle".

Ich nehme an, du meinst mit Mitmenschen diejenigen, die dir nicht nahe stehen, die einfach so in deiner Umgebung sind, aber weder Familie noch Freunde noch Arbeitskollegen.

Ich habe auch wenig Interesse für Mitmenschen, das heisst die Allgemeinheit.

Die Menschen, die mir wichtig sind, achte ich, gehe auf sie ein, interessiere mich auch für ihre Interessen (komisch ausgedrückt, aber ich hoffe du verstehst es).

Alles andere lässt mich total kalt.

Das war nicht immer so, im Gegenteil. Ich hatte früher für jeden ein offenes Ohr, habe mir für die Probleme anderer Zeit genommen, nichts liess mich unberührt.

Aber mit der Zeit habe ich erkannt: Mir tut es einfach gut, mich nicht mit zuvielem abzugeben, ich seh mir nicht einmal die Nachrichten an, denke mir, wenn du etwas wissen MUSST, dann bekommst du es schon mit. Was in der Welt an Kriegen und Katastrophen herrscht, kann ich eh nicht ändern, also warum soll ich mich zuviel damit befassen.

Und so geht es auch mit meinen Mitmenschen. Die Schicksale um mich rum kümmern mich nicht, weil ich keinen EINFLUSS habe. Das klingt jetzt mal wieder echt krass, aber so ist es, ich sage es unverblümt.

Für mein nahes Umfeld bin ich immer noch mit vollem Einsatz und aller Liebe da.

Ich hoffe, das kommt jetzt einigermassen verständlich rüber.

Bis dann,

Alles Gute

Milly
Tears
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Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von Tears »

Hallo Otterchen,

solche Überlegungen habe ich bei mir auch schon (anfangs) mit Schrecken festgestellt und mich gefragt, womit das zu tun hat, zumal ich dieses Desinteresse früher nicht kannte. Deine Fragen sind recht allgemein, aber ich versuche trotzdem mal, meine Gedanken dazu aufzuschreiben.

Ich habe bei mir das Gefühl, dass ich inzwischen einfach zu erschöpft bin, um mich auf andere wirklich einzulassen. Auch ich habe fast nur noch oberflächliche Kontakte aus dem Job aus dem einfachen Grund, weil sie mich persönlich und emotional nicht besonders fordern. Wenn man hin und wieder einmal zusammen etwas trinkt oder isst, wird viel Uninteressantes, Oberflächliches, ab und zu auch mal etwas Interessantes und weniger Oberflächliches geredet, dennoch ist die Atmosphäre meistens angenehm und die ganze Veranstaltung geht ohne jegliche soziale Verpflichtung wieder zu Ende. Zu mehr bin ich momentan nicht in der Lage. Und dass ich überhaupt wieder von Zeit zu Zeit an solchen Aktivitäten teilnehme, ist schon ein Fortschritt. Ich habe inzwischen aufgehört, Gefühle erzwingen zu wollen, nur weil sie gesellschaftlichen Normen entsprechen. Mit einer Depression wird man mit der Notwendigkeit aus einem scheinbar funktionierenden Rahmen herausgeschleudert, sich unter Mühen und mit Sorgfalt einen neuen zu zimmern, der hoffentlich nicht noch einmal zerspringt, und diesen zu verankern. Wer kann so etwas schon verstehen, dem nie der Boden unter Füßen weggezogen wurde? Solche extremen emotionalen Erfahrungen verbinden und trennen. Ich denke für mich, dass sich meine Haltung wieder "normalisieren" können könnte, wenn ich in diesem Erneuerungsproszess weiter fortgeschritten bin und mich selbst wieder mehr geerdet habe.

Du schreibst auf der einen Seite, dass Du kein Interesse an anderen hast, und auf der anderen, dass Du gerne mehr Kontakte knüpfen würdest. Kann es sein, dass es sich in Deiner Vorstellung da um zwei unterschiedliche, ich sag, mal Menschengruppen oder Menschen mit grundlegend unterschiedlichen Merkmalen handelt? Welche Menschen sind es, die Dich langweilen, mit welchen wünschst Du Dich zu umgeben?

Ich will hier jetzt keine praktischen Tipps geben. Davon sind die Stadmagazine und VHS-Kataloge voll. Ich denke, es geht um etwas anderes. Vielleicht magst Du noch ein wenig genauer Dein Gefühl beschreiben.

Alles Liebe
Virtuella
Katzenohr
Beiträge: 381
Registriert: 15. Dez 2009, 10:19

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von Katzenohr »

Hallo liebes Otterchen,
auch ich habe heute viel weniger Interesse an meinen Mitmenschen. Allerdings glaube ich, dass es mir gut tut. Ich habe mich früher um alles und jeden gekümmert und Menschen „gesammelt. Ich glaube, ich brauchte einfach die Bestätigung.
Ich habe dann viele Kontakte abgebrochen und zwar immer dann, wenn ich feststellt, dass sie mir Kraft raubten als gaben. Wenn nur ich der gebende Teil war. Zuerst hatte ich ein schlechtes Gewissen, aber heute weiß ich, dass es richtig war.
Als ich umgezogen war, gab es kaum Kontakte hier in Hessen und habe mir die Menschen auf die ich mich eingelassen habe, sehr genau angesehen. Heute bin ich sehr zufrieden und lebe in einem guten soziales Netz, welches mir Kraft gibt und nicht raubt. Ich habe mich verändert und meine Freunde und Bekannte auch.
Ich habe meine Depression in diesem kleinen Kreis nicht versteckt und bin damit gut angenommen worden. Wenn es mir schlecht geht, dann ist das ok und wird akzeptiert.

Aber ich weiß, wie schwer es ist neu auf Menschen zuzugehen und sich dem „Risiko“ der Ablehnung auszusetzten.
Es ist die Frage was du möchtest und welche Art Interesse an Menschen du entwickeln magst. Ich denke, eigen zu sein und etwas mit sich zu unternehmen ist eine gute Sache und die Voraussetzung um mit anderen zurechtzukommen.

LG Katzenohr
Glompy

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von Glompy »

Hallo,

auch ich möchte mich hierzu äußern, nicht nur weil ich ungefähr genau so alt bin (m, 48), sondern weil ich mich auch in den Antworten von milly und Katzenohr selbst wiederfinde. Mir geht es auch so, dass ich in vielen Beziehungen mehr gegeben habe als ich zurückbekam, obwohl das wahrscheinlich nur eine subjektive Sichtweise ist. Die eigenen Wahrnehmungen ändern sich durch die Krankheit: Man registriert Hilfeangebote von anderen gar nicht mehr, wenn es nicht die Art von Hilfe ist, die man wirklich braucht, und man hat keine Geduld mehr, anderen zuzuhören, weil man denkt, dass die eigenen Probleme will wichtiger sind. Oder es gibt Freunde, die mit ihrem Leben glücklich sind, und obwohl man es ihnen gönnt, möchte man die Details gar nicht wissen, weil es einen selbst noch weiter runterzieht. Aus diesem Grund habe ich den Kontakt mit mehreren, früher sehr guten Freunden abgebrochen: Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr in ihre Welt passe und sie nicht mehr in meine. Und "Smalltalk-Bekanntschaften" sind für mich schon immer ein Gräuel gewesen, genauso wie das dumme Gelaber in Fernsehen und Radio. Dann lieber zurückgezogen leben und von nichts und niemandem genervt werden!

Und trotzdem ist das auch nicht das Gelbe vom Ei! Denn Alleinsein macht auch krank, auf jeden Fall ist bei mir das ewige Single-Sein der wichtigste Bestandteil meiner Depressionen. Dabei habe ich nie Langeweile, wenn ich alleine bin, sondern schlimm ist nur die Einsamkeit in der Masse, wenn rund um mich herum alle in der Gruppe unterwegs sind, miteinander reden, flirten - und man selbst total isoliert ist. Ich fühle mich dann, als ob ein Film vor mir abläuft und meine Augen sind die Kamera. Aber ich selbst spiele keine Rolle in diesem Film. Ja, und die meisten Menschen in diesem Film benehmen sich auch so, dass ich gar kein Interesse habe, sie kennenzulernen. Und dennoch vermisse ich was! Die eine Freundin, die mir Halt gibt und bei der ich mich geborgen fühlen kann. Mit der ich über alles reden kann - oder noch besser: NICHT reden, sondern einfach nur kuscheln, schöne Musik hören und den Moment genießen. Den warmen und weichen Körper eines Menschen spüren, der diesen Moment genauso genießt wie ich und der mir zeigt: Du bist nicht allein auf dieser Welt. Oder vielmehr: JA, du bist noch auf dieser Welt! Dies wäre die optimale Therapie für mich, nur gibt es eine solche Therapie nicht und es gibt auch keine "Therapeutin", die so denkt, denn irgendwie ist alles immer nur auf Sex und Beziehung ausgerichtet - und da suchen sich Männer und Frauen nur die schönsten, lustigsten und reichsten Partner und nicht irgendwelche Jammerlappen, die nicht "funktionieren". Ich weiß, dass ich da mit anderen Männern nicht konkurrieren kann, weil nicht nur in meinem Kopf, sondern auch in meinem Körper schon zuviel kaputt gegangen ist, und ich will auch keine Frauen mehr belästigen (guter Vorsatz für das neue Jahrzehnt!), indem ich etwas will, was mir nicht zusteht. Ich will einfach jemanden für ein paar Streicheleinheiten, nicht mehr und nicht weniger. Einfach die Befriedigung des Urinstinktes nach Geborgenheit, ohne irgendeine Bindung, die wieder neue Probleme schaffen könnte. Aber auch nicht die gut gemeinten Ratschläge von Freunden, die meinen, man kann über alles reden und dann geht es einem wieder besser. Und trotzdem schreibe ich das jetzt in diesem Forum, um mit euch darüber zu reden. Schizophren, nicht wahr?
Babi
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Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von Babi »

Hey otterchen,
an diesem Prozeß arbeite ich auch gerade. Mir geht es auch oft so, daß ich mich zurückziehe und mir meine Mitmenschen egal sind.
Es ist einfach aus der Überforderung heraus.
Weißt du, wir haben mit uns und unserer Krankheit genug zu tun und es kostet oft genug Kraft damit umzugehen und da hat man auch manchmal keinen Kopf mehr für andere Menschen, das ist nichts schlimmes find ich.
Wenn es dir so im Moment gut geht, ohne den realen Kontakt zu Menschen - denn hier hast du ja Konakt - dann würde ich mich da nicht unter Druck setzen.
Du mußt das tun, was dir gut tut, irgendwann wird es auch wieder anders sein und du wirst vielleicht wieder Kontakte wollen, bei mir hat das auch Jahre gedauert.
Ich glaube, daß du im Moment einfach damit überfordert bist.
Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Beiträge... im Einzelnen möchte ich aber noch nicht darauf eingehen.

Ich denke aber, dass dieses Desinteresse nichts mit der Depression zu tun hat, sondern eher ein Wesenszug von mir ist (?????)

Beim Stichwort Langeweile ist außerdem ein Lichtlein in mir angegangen - darüber möchte ich noch weiter nachdenken.

Das mit der "gemeinsamen Wellenlänge" ist sicher ein Faktor. Suche ich mich im Du?

Manchmal fürchte ich, ich bin nur egozentrisch und drehe mich um mich selbst
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
ego57
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Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von ego57 »

Hallo otterchen,
wenn das nichts mit Depression zu tun hat, daß man
Menschen aus der Familie und Freunden kein Mitgefühl,
Anteilnahme und Zuspruch mehr geben kann dann bin
ich ein schlechter Mensch eben ein echter Egoist.
Aber wann interessiere ich mich für andere, erst dann
wenn meine eigene Welt in Ordnung ist.
In der Depression kann man nichts fühlen, keine Freude,
keine Trauern . Ich beschäftige mich den ganzen Tag mit
irgend welchen Sachen um mich abzulenken. Und Aufgaben
die ich erfüllen muß mache ich noch, irgendwann.
Eine sinnvolle oder schöne Aufgabe mach ich gleich und
der Tag ist rum und die Aufgabe ist nicht erledigt.
Erst wenn ein Termin da ist klappt es auf den letzten
Drücker. Dann vermeide ich Dinge die mir nicht gut tun
oder früher nicht gut getan haben.
Wenn das mit der Ablenkung nicht klappt grübel
ich darüber warum ich mich schlecht fühle oder
Sachen die früher geklappt haben jetzt nicht mehr
klappen.
Wie kann man sich bei solchen Gedanken aufbauen?
Das hat viel mit einreden zu tun.
Wenn ich mir selbst sage das kann ich nicht können
mich tausend andere auch nicht vom Gegenteil
überzeugen. Wenn ich mir selbst sage vielleicht
schaffe ich es kann ich es versuchen.
Und erst wenn ich mich wieder als vollwertiges
Mitglied der Gesellschaft fühle kann ich mich
auch für andere interessieren.
VLG ego57

„Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag.“ Charlie Chaplin

הַלְּלוּיָהּ

MadMax
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Registriert: 1. Jun 2003, 14:05

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von MadMax »

Liebe otterchen,

du schreibst

>Ich denke aber, dass dieses Desinteresse nichts mit der Depression zu tun hat, sondern eher ein Wesenszug von mir ist (?????)>

Ich will mir nicht anmaßen unbekannterweise über deine Wesenszüge zu spekulieren. Aber ich glaube, dass Desinteresse und Depression ganz eng miteinander zusammenhängen und das verlorene Interesse einfach Symptom der Krankheit ist.
An mir selber merke ich, dass es so ist. Eigentlich interessiere ich mich sehr für meine Mitmenschen. Also zumindest für die, die es wert sind. Bzw. möchte ich mich für sie interessieren. Nur leider klappt das oft nicht.
Ich habe die Tage eine interessante Aussage dazu gehört, die ich gerne zitieren möchte, da es - zumindest bei mir - den Nagel genau auf den Kopf trifft.
Nur bekomme ich das im Moment nicht mehr aus dem Kopf zusammen und bin ein wenig müde. Werde versuchen morgen hier nochmal zu posten.

Liebe Grüße
MadMax
Glompy

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von Glompy »

Hallo Otterchen,

von mir auch noch mal schnell ein paar ungeordnete Gedanken zu diesem Thema.

Zunächst mal denke ich, dass "Desinteresse" nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Wenn du wirklich desinteressiert wärest, würde es dich doch gar nicht jucken, nicht wahr?
Ich glaube eher, dass es (zumindestens zum Teil) das mangelnde Selbstwertgefühl ist, dass einen so kontaktscheu macht. Geht mir jedenfalls so. Aus Angst, zurückgewiesen zu werden, wage ich es nicht, Menschen anzusprechen, die mich eigentlich durchaus interessieren, weil sie beim Beobachten einen sympathischen Eindruck machen. Also wandle ich negative Erfahrungen aus der Vergangenheit in eine negative Erwartungshaltung um, die eigentlich ein Fehler ist, denn es könnte ja sein, dass ich damit eine der wenigen Chancen verpasse, die es für mich überhaupt noch gibt. Aber wenn man schon so viele Niederlagen eingesteckt hat, vergeht einem einfach die Lust an diesem Spiel.

Es gibt dann aber auch das andere Extrem: Wieder steht mir ein interessanter, potenziell sympathischer Mensch gegenüber, den ich eigentlich gerne kennenlernen möchte. Und dann habe ich die Angst, an eine "Klette" zu geraten, die mich nicht wieder los lässt. Also einerseits will man nicht mehr allein sein, andererseits hat man Angst, überhaupt nicht mehr allein sein zu können - wieder einmal eine dieser Schizophrenien, die ich an mir selber beobachte.

Ich glaube, was hilft, sind "thematische Freundschaften". Also nicht diese Gegenüberstellung - entweder bist du für mich nicht interessant, oder ich bin es nicht für dich - sondern eine Position nebeneinander mit Blickrichtung auf ein gemeinsames Interesse. Alle meine Freunde, die mir noch geblieben sind, lassen sich auf zwei oder drei Hobbys zurückführen. Aus zwei Gründen: Wenn ich mich mit diesem Hobby beschäftige, mache ich nicht nur etwas, was mir Spaß macht, sondern ich fühle mich in einem "geschützten Raum", weil ich von dieser Sache Ahnung habe, und nicht diese Versagensängste, die mein Leben in so vielen anderen Situationen prägen - und natürlich auch meine Ausstrahlung gegenüber anderen. Bei diesem Hobby interessieren sich die anderen Menschen vielleicht auch gar nicht für mich als Ganzes, sondern nur diese kleine Facette an mir - aber genau diese kleine Facette schafft die "gleiche Wellenlänge", die umgekehrt auch andere Menschen für mich interessant macht. Ich denke, dass solche "thematischen Freundschaften" ein guter erster Schritt sind, aus dem Schneckenhaus heraus zu kommen. Und selbst wenn du schreibst, dass deine Interessen eher "eigenbrötlerisch" sind, dann brauchst du nur mal mit ein paar passenden Stichwörtern zu googlen und du wirst sehen, irgendwo hocken Gleichgesinnte, mit denen du dich austauschen kannst. Vielleicht nicht in deiner Stadt, aber im Internet bestimmt irgendwo. Wenn es da zum Beispiel Foren wie dieses gibt, die sich speziell an Minesweeper-Süchtige, Lindenstraßen-Dauergucker wendet, dann sollte sich doch für deine "Eigenbrötlereien" auch was finden lassen, und dann kannst du mit anderen gemeinsam bröteln.

Eigenbrötlerische oder überhaupt exotische Hobbys haben auch ein Vorteil: Man fühlt sich einer "Elite" zugehörig und man hat etwas, für das sich "die anderen" nicht interessieten. Ist doch auch gut fürs Ego...

Und weil hier ohnehin schon das Wort Egoist gefallen ist, möchte ich als Schlusswort noch ein Zitat bringen, das mir besonders gut gefällt:
"Der schönste Egoismus ist der Egoismus, den man zu zweit auslebt."

In diesem Sinne wünsche ich euch ein gutes Nächtle!
Glompy

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von Glompy »

Es ist spät geworden, deswegen möchte ich euch bitten, meine Rechtschreibfehler in den letzten Absätzen zu entschuldigen. Eigentlich wollte ich auch gar nicht so viel schreiben, aber so läuft es eben manchmal, wenn man in Fahrt kommt!

Jedenfalls vermisse ich nicht nur eine Freundin zum Kuscheln (gerade um diese Uhrzeit, um schöner einschlafen zu können), sondern auch eine Editier-Funktion für eigene Beiträge. Nur dass ich von der fehlenden Editier-Funktion nicht depressiv werde...
chimera

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von chimera »

Hey Jordi,

nicht bös' sein – ich bin zwar gerade erst im Stadium des Frisch-Getrennt-Seins, bin also ganz froh darüber, dass ich alleine in der Kiste liegen darf, verstehe Deinen Schmerz aber dennoch (da irgendwann mal auch lange Zeit Single gewesen – das Bedürfnis nach Nähe, nach Zärtlichkeit kann zerfleischend, perssönlichkeitszersetzend sein)...

Das hier:

> Jedenfalls vermisse ich nicht nur eine Freundin zum Kuscheln (gerade um diese Uhrzeit, um schöner einschlafen zu können)...
liest sich aber ein bisschen sehr ego-mäßig krass – eine Freundin, um besser einschlafen zu können, häh? Wie wär's mit [beheiztem ] Stofftier?

>… eine Editier-Funktion für eigene Beiträge. Nur dass ich von der fehlenden Editier-Funktion nicht depressiv werde...
Hehe, danke hierfür, dass Du mich schmunzeln lässt. Doch: eine Editierfunktion gibt es; einfach mal büschn genauer schaun...


Nichts für ungut;
ein herzliches Willkommen hier und eine gute Nacht,
ob mit oder ohne Mädel (oder Kerl) am Start [besser ist natürlich mit , gerade nich' so sehr ernstzunehmen ist)
Glompy

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von Glompy »

Hallo Chimera,

es ist zwar nett, dass du auf mein verbales Schlafwandeln reagiert hast - aber das war nicht meine Absicht, und ich möchte auch nicht, dass es hier ins Off Topic abgleitet. Auch wenn ich selbst gerne mal nach Herzenslust herumblödele (weil das ja auch eine Möglichkeit ist, Spaß am Leben zu haben und, ja, auch Spaß am Kontakt mit anderen Menschen!), sollten wir doch respektieren, worum es in diesem Thread geht, und nicht an otterchen vorbeireden. Wenn ich einen solchen Thread eröffnen würde und merke, er füllt sich mit Beiträgen, die aber überhaupt nichts mehr mit mir zu tun, hätte ich das Gefühl, das ich oben schon beschrieben habe, nämlich die Einsamkeit, obwohl ich unter Menschen bin, weil alle miteinander ihren Spaß haben, nur ich bin für mich alleine isoliert. Meine Standardsituation, wo ich das Interesse an anderen verliere als Reaktion darauf, dass anscheinend niemand sich für mich interessiert. Das ist einer dieser Teufelskreise, der unsereins immer weiter runterreißt und gegen die wir in diesem Forum ankämpfen müssen. Also, otterchen, nochmal ganz deutlich: Dies ist DEIN Thread. Tausche dich an dieser Stelle bitte weiter mit uns aus! Vielleicht bekommst du ein paar Gedankenanstöße, die dir helfen, und vielleicht geschieht hier auch etwas, was dem einen oder anderen von uns hilft. Aber DU stehst hier im Mittelpunkt, und alle anderen spielen nur Nebenrollen.

@ Chimera: Wie du siehst, habe ich die Editierfunktion jetzt doch entdeckt!
lt.cable
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Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von lt.cable »

Hallo otterchen!

Aus meiner Erfahrung kann ich nur berichten, dass ich einen engen Zusammenhang des besagten Desinteresses mit der Depression und eigenen zwischenmenschlichen Erfahrungen sehe. Was die Depression angeht, stelle ich fest, dass ich deutlich weniger Kontakt zu anderen Menschen suche, seit mein Leben im Rahmen der regelmäßig auftretenden Episoden samt Auftreten der Sinnfrage hinsichtlich des Alltagszirkus mehr und mehr in einer Perspektiv- und Ziellosigkeit versandet. Klar, wieso sollten Menschen eine Ausnahme bilden, wenn ansonsten eigentlich alles in der Gleichgültigkeit und Beliebigkeit versinkt. Zwischenmenschlich habe ich mich ohnehin nie besonders eingebunden gefühlt. Die Familie ist da eine rühmliche Ausnahme, da sind alle sehr herzlich, aber darüber hinaus überwiegt von mir aus eher ein professionell-distanzierter, ein betont unemotionaler Umgang mit Menschen. Mittlerweile denke ich mir, dass ich diese Mauern um mich aufbaue, weil mir das emotionale Risiko zu hoch ist, wie schon in meiner Kindheit und Jugend vornehmlich auf Ablehnung zu stoßen.
Ansonsten gilt: Nicht alles, was bei mir oder dir anders läuft als "normal", ist gleich pathologisch. Wenn wir ein Problem damit haben und gerne etwas ändern würden, dann sollte daran gearbeitet werden. Es gibt aber z. B. kein Mindestmaß an Interesse für andere, das wir quasi pro forma erbringen müssten, um uns irgendwo rechtfertigen zu können.

Es grüßt
lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
otterchen
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Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

der kleine Exkurs sei Chimera verziehen

Aber nun zurück zum Thema.

Eure Beiträge haben mich zum Nachdenken gebracht. Wie ist eigentlich mein Verhältnis zu mir selbst in der letzten Zeit?
Vieles ist "egal".
Das kommt vielleicht auch daher, dass jahreszeitlich bedingt einfach nicht viel Kontakt zum Außen stattfindet. Ich bin wohl zuviel mit mir allein - und lasse mich deshalb links liegen? Verliere die Verbindung zu mir selbst und kann deshalb auch keine Verbindung zu anderen aufbauen?

Vielleicht bin ich aber auch sonst kein Typ für Smalltalk und mir liegt eher das Tiefgründige. Seichtes Geplänkel ist wohl nicht mein Ding - aber wie kommt man bei neuen Bekanntschaften direkt an die Tiefen? Das passiert ja nun höchst selten.
Wenn ich aber mal jemanden auf dieser Wellenlänge treffe, dann ist durchaus Interesse für den anderen da.

Tz, ich lerne gerade echt noch was über mich selbst.
Direkt kommt wieder die Frage in mir hoch "sollte ich anders sein?" - aber ich glaube "nein". Ich MUSS doch nicht für andere Menschen direkt ein Interesse haben - Interesse muss ja auch erst geweckt werden. Warum muss ICH denn immer die Verbindung herstellen, die interessanten Themen liefern, das Gespräch am Laufen halten?

Zu große Selbstansprüche, stelle ich gerade fest.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
chimera

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von chimera »

Hey Jordi,

ein aufrichtiges Sorry! Manchmal ist man einfach zu müde, um sich mit ernsten Themen auseinanderzusetzen, und freut sich, wenn man am Ende eines langen, schwierigen Tages etwas findet, über das man ein wenig schmunzeln kann. Ich hatte es zwar angedeutet, aber wohl nicht ausreichend beseelt rüberbringen können, dass mir sowohl Deine als auch Otterchens Themen wohlbekannt sind und mich nicht wenige Monate und Jahre in leidvollen Zuständen verbringen ließen.

Freu' mich, dass das von mir sehr geschätzte Otterchen es mir nicht übelnahm – ich kann's seelisch sehr gut nachempfinden, worum es in diesem Thread geht; allein, es fehlt mir die Kraft, ihn sinnstiftend zu kommentieren.


Herzliche Grüße @all
von einem ultra-müden Chimera,
der nun die Klappe hält
otterchen
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Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von otterchen »

Ich wollte auch noch auf die einzelnen Beiträge eingehen, aber im Moment hab ich Probleme.
Liegt's am Internet? Ich fürchte, es ist nicht die W-Lan-Verbindung sondern der PC, der so langsam in einen massiven Streik tritt.

Alles hakelt und baut sich endlos lange auf.
So kann ich nicht arbeiten!

Ich hoffe, ich komm morgen oder Samstag besser klar. Mal basteln...
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
chimera

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von chimera »

Nee, das liegt am KND-Server – ist bei mir auch so...

otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von otterchen »



ok - aber nicht nur an dem. Mein Firefox mag nicht mehr mit mir sprechen. Hab gerade mal neu gestartet; scheint jetzt etwas flüssiger zu sein.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Katzenohr
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Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von Katzenohr »

Hallo Otterchen,
ich glaube nicht, dass du anders sein musst. Wuerdest du dich dann nicht auch verstellen? Was für eine " Beziehung " waere das?
Ich glaube, dass wir depris viel zu wenig an uns glauben und deshalb denken, wir muessten anders sein, damit es besser laeuft. Manchmal beneide ich Menschen, die sich hinstellen und denken das Universum dreht sich nur um sie.
Aber ich bin wie ich bin und ich moechte mich auch nur noch für mich selbst aendern. Ich nehme die anderen so wie sie sind oder ich wende mich ab.
Du bist ok so wie du bist. Bleib so.
LG Katzenohr
Glompy

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von Glompy »

Offenbar haben auch unsere PCs wenig Interesse an uns Mitmenschen...

@chimera: otterchen hat dir ja den Exkurs verziehen, und bei MIR brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Im Gegenteil, ich habe mich sehr über deine Antwort gefreut, auch über deinen lockeren Stil, nur nach meinen Erfahrungen mit anderen Foren, wo gute Themen durch Offtopic-Dialoge zwischen einzelnen Usern zugemüllt werden, wollte ich hier nicht auch damit angefangen. Sonst würde ich dir jetzt schreiben, dass ich meinen Teddy in die Mikrowelle gesetzt habe, damit er für die kommende Nacht gut vorgeheizt ist - aber lassen wir das! Es wäre nicht fair zu diesem Thread, der gut und wichtig ist und ein Thema berührt, mit dem ich selbst auch so meine Probleme habe.

@ otterchen: Du hast da drei Aspekte genannt, die ich auch kurz reflektieren möchte:
1.) Jahreszeit: Im Winter möchte man nicht umständlich wen kennenlernen; man möchte einfach jemanden "haben", wenn man ihn braucht. Geht mir auch so, und das Charakteristische an unserer Krankheit ist ja in vielen Dingen, dass wir darüber jammern, dass der zweite Schritt nicht klappt - und dabei können wir uns nicht aufraffen, den ersten zu tun.
2.) Du willst keinen Smalltalk, sondern gleich das Tiefgründige. Ich auch: Ich will keine flüchtigen Bekanntschaften und lockeren Freundschaften, sondern gleich die besten. Auch so eine Falle: Wir sind nicht nur anders als die anderen, sondern wir WOLLEN es auch sein und zeigen es den anderen. Wenn wir jemanden kennlernen, geben wir uns nicht mit dem kleinen Finger zusammen, sondern wollen gleich die ganze Hand - oder erwecken zumindestens diesen Eindruck, auch wenn es gar nicht stimmt. Also wir setzen unser Gegenüber bewusst oder unbewusst unter Druck. Hier wieder mein Rezept (das du aber offenbar auch schon herausgefunden hast): Leute mit gleichen Interessen oder gleicher Wellenlänge suchen. Dann kommt das Gespräch gleich zur Sache, auch ohne Smalltalk. Und noch ein Tipp bei neuen Bekanntschaften, die "potenziell interessant" sind: Nicht zu lange gequält beim Smalltalk bleiben, um zu versuchen zu gefallen! Kein Interesse heucheln, das gar nicht da ist! Stattdessen lieber schnell antesten, ob die gewünschte Tiefe möglich ist! Dann wirst du sehen, ob du dem anderen zu anstrengend wirst oder ob er mithalten kann. In den meisten Fällen wird die Bekanntschaft schnell wieder beendet sein, aber dann tut es noch nicht weh und du kannst deine Kräfte lieber auf die wenigen Bekanntschaften konzentrieren, die es wert sind.
3.) Zu große Selbstansprüche: Ja, ich glaube, auch das ist typisch depressiv: Einerseits neigen wir durch unsere Krankheit zu Minderwertigkeitskomplexen, ärgern uns auch über uns selbst, stellen ständig unser eigenes Licht unter den Scheffel (diesen Spruch habe ich schon oft von Bekannten gehört, und du bestimmt auch) - und dann wollen wir wieder perfekt sein, obwohl wir ja wissen, dass es wir es gar nicht sind, und stehen uns wieder mal selbst im Weg, weil wir zuviel nachdenken, anstatt einfach zu handeln. Offenbar sehen wir die Dinge einfach zu verbissern, sollten mal ein bisschen lockerer werden, über uns selber lachen können, auch wenn uns zum Heulen zumute ist. Ich glaube, in diesen Dingen ist chimera ein Profi. Die Probleme werden durch Humor bestimmt nicht kleiner - aber sie kommen einem kleiner vor!
Clown
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Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von Clown »

Moin Jordi, und an Otterchen, Chimera,

Teddy vorwärmen: Ja! Ist doch ein Akt der Selbstfürsorge. Ich gehe immer mit zwei Wärmflaschen ins Bett.
Von manchen Depris habe ich hier schon gelesen, dass der Abschluss des Tages in der warmen Badewanne ein festes Ritual ist/war.

Selbstfürsorge bedeutet liebevolle Zuwendung zu sich. Was ich mir von anderen wünsche, gebe ich mir selbst von ganzem Herzen - ist doch eine unglaubliche Entlastung für (potenzielle) Partner! Ist dir bestimmt nicht neu, ne?

Was hindert mich daran, mich zu lieben? Der fehlende Kontakt zu mir selbst. Und es gibt das Phänomen der Selbstsabotage (den Link habe ich hier schon öfter gepostet):

http://www.diplompsychologen.info/eft/p ... lich_2.pdf

Otterchen, auf Grund deines Threads habe ich bei mir selbst einmal hingeschaut. Für mich ist das Interesse an anderen auf gleicher Ebene wie 'gerne für mich kochen, putzen, rausgehen wenn es mich raus zieht' . Also ganz klar mit einer vorhandenen oder eben nicht vorhandenen Depri-Verfassung gekoppelt.

Geht es mir gut, bin ich offen für die Welt und es stellt sich von selbst in mir eine Resonanz auf andere ein. Als eine Art Hilfsstruktur habe ich allerdings Hobbies, die mich unter Menschen führen: Chorsingen, Theaterspielen und Karate.

Ich bin gespannt, welchen Weg du für dich zu dieser Frage findest, vielleicht erzählst du es uns ja irgendwann dann ...

Lieben Gruß,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
otterchen
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Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen!

Ganz kurz, da ich gleich zur Arbeit muss:

was mir in meinem Leben auch fehlt, sind Vorbilder (Leitbilder), also Menschen, die ich fragen kann "wie machst du das?".

Irgendwie scheine ich wohl nach jemandem zu suchen, der das lebt, was ich in mir trage. Das haben vielleicht mehr, als ich mir jetzt vorstellen kann, aber vielleicht tragen sie es nicht derart nach außen, dass ich es erkennen kann?

Vielleicht verkehre ich nicht in den richtigen Kreisen? Was kenne ich schon?! Ich denke, ich lebe "normal", aber ich weiß nicht, wie Rocker leben und denken, wie man in Ärzte-Kreisen verkehrt, wie sich Ökos (sorry!) mit Räucherstäbchen und Jasmintee wirklich geben, wie man in Künstlerkreisen so ist...
Versteht Ihr, wie ich das meine?
Vielleicht wäre irgendwas dabei, was mir entspricht, was mich aufblühen lassen könnte. Ich bin einerseits mit Büromenschen zusammen, andererseits habe ich in der Vergangenheit viele Leute kennengelernt, deren Hobby Biertrinken war :-/
Nicht wirklich prickelnd!!!

Mein Manko ist: ich habe keine Hobbys, die mich rausführen.
Ob ich doch mal einen Nähkurs suche (ich hab mal eine Stunde besucht, vor vielen Jahren - ich war die Einzige ohne Kopftuch) oder einen Kurs für Acrylmalerei?
Oder Sport für übergewichtige Raucher???

Hm...

So, ich muss weg!!!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
maki

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von maki »

Guten Morgen Otterchen,

Du schriebst:

Vielleicht bin ich aber auch sonst kein Typ für Smalltalk und mir liegt eher das Tiefgründige. Seichtes Geplänkel ist wohl nicht mein Ding - aber wie kommt man bei neuen Bekanntschaften direkt an die Tiefen? Das passiert ja nun höchst selten.

Irgendwie merkt man das. Aber du hast Recht, die meisten Menschen "passen" sich der Gesellschaft an, in der sie sich gerade befinden. Da muss man schon ganz genau hinhören, wer jetzt "nur so tut als ob", und wer in Wirklichkeit lieber an einem anderen Ort wäre, und ein besseres Gespräch führen würde.

Woran lag es denn, dass du in der Vergangenheit eher mit Biertrinkern unterwegs warst? Waren das deine Freunde, hast du irgendwann "dazugehört", und plötzlich gemerkt: nee, ich passe nicht mehr zu denen?

Die Gesellschaft besteht momentan hauptsächlich aus Partymachern und, anscheinend, sorglosen Menschen die sogenannte Lach-und Spassgesellschaft. Wie du ja selber weisst, sieht man nicht immer hinter die Maske, niemand zeigt sein "wahres" Gesicht. Jeder will zu der Majorität gehören, wer schliesst sich schon Minderheiten an.

Vielleicht wagst du ja mal den Schritt in andere Gefielde. Besuchst eine Kunstaustellung (natürlich keine zu anspruchsvolle, eher so ein Hobbykünstler) und beobachtest einfach mal die Menschen, die sich da so "herumtreiben". Lauschst ihren Gesprächen, findest vielleicht einen "Seelenverwandten", mischst dich einfach ins Gespräch ein, und schaust was dabei herauskommt. Natürlich schafft man diesen Schritt nur, wenn man sich gerade in einer "guten" Phase befindet.

Oder du besuchst ein Café, wo du weisst dass sich Rocker aufhalten. Machst dasselbe dort.

Oder du schaust in einem Esoterik-Laden rein, redest ein paar Worte mit dem Besitzer/in.

Manchmal trifft man die Menschen die einem guttun an den unmöglichsten Orten. Aber, wie gesagt, wir können das nur in einer guten Phase ausprobieren.

Ich z.B. habe letztes Jahr, einfach so, aus heiterem Himmel, einen Vortrag von Herrn Precht besucht. Dachte mir, der bringt dir die Philosophie vielleicht verständlich näher. Es war im Nachhinein eine sehr positive Erfahrung, irgendwie "bereichernd". Diese kleinen Dinge helfen uns, den Horizont zu erweitern, Neues auszuprobieren, das Richtige für uns zu finden.

Es ist ganz normal, dass man im Laufe seines Lebens die Einstellung zu gewissen "alten" Gewohnheiten ändert. Auch der Bekanntenkreis ändert sich von Zeit zu Zeit. Einige bleiben, da sie auch eine gewisse Veränderung mitmachen, andere bleiben auf der Strecke, weil sie plötzlich nicht mehr auf unserer "Wellenlänge" sind.

Ich weiss eigentlich noch immer nicht, wen du als "Mitmenschen" bezeichnest. Wenn du magst, könntest du mir deine Definition schreiben?

So Otterchen, hoffentlich kriegst du deine technischen Probleme ohne grössere Geldausgabe in den Griff. Startest du eigentlich noch mit Explorer? Der macht ja anscheinend Probleme?

Ich wünsch dir ein schönes Wochenende mit hoffentlich tiefgründigen Gesprächen (egal ob mit dir selbst, oder mit einem Gesprächspartner)

Bis dann, vielleicht schau ich später noch mal rein, wenn ich darf.

Alles Liebe

Milly
freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Wenig Interesse für Mitmenschen

Beitrag von freebird »

Hallo

Wow! Ich bin echt erstaunt :eck: , wie viele anscheinend das selbe "Problem" haben wie ich.

Ich dacht immer, ich hätte nur ne Macke.
Eine Zeit lang, hat mich das auch echt fertig gemacht, doch dann habe ich es mal in meiner Thera thematisiert und herausgefunden, dass ich eben eine Einzelgängerin bin und kein Herdentier .

Mittlerweile fühle ich mich meistens sogar richtig wohl und stelle fest, dass ich mir selbst offensichtlich genüge.

Sollte ich mal das Bedürfnis haben unter Menschen zu kommen, dann suche ich mir entsprechende Orte (Schwimmbad, Café etc.), denn ich bin auch eher ein stiller Mensch und hasse Small Talk wie die Pest.

Wenn ich richtig quatschen will, dann verabrede ich mich mit meiner einzigen Freundin, oder texte meinen Menne zu.

Ich war schon als Kind jemand, der gern allein spielte. Ich konnte mich immer gut allein beschäftigen und hatte viel Phantasie.

Auf der Arbeit war ich auch "offener", obwohl ich heute weiß, dass es die allgemeine Höflichkeit war, die man halt im Business an den Tag legen musste.

Ich habe irgendwie akzeptiert, dass ich bin wie ich bin. Ich bin nun mal keine Quasselstrippe und kein Pausenclown. Ehrlich gesagt, gehen mir extrem extrovertierte Menschen auch ziemlich auf die Nerven.

Viele Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
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