Angekündigte Trennung

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Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Angekündigte Trennung

Beitrag von Nadalien »

Hallo an Alle!

Wieder mal wende ich mich an Euch!

Ich habe einen Freund, mit dem ich seit fast 6 Jahren zusammen in einer WG wohne.
Nun kam es im letzten Jahr im Urlaub zu einem Eklat zwischen uns. Ich flippte aus (Panik), weil mein Studium nicht mehr lief (selbst schuld) und machte ihm Eifersuchtsszenen, auch weil er angekündigt hat, dass er nicht weiß, wielange dass mit uns noch gehen wird. Er leidet sehr unter meinen Stimmungsschwankungen. Dann bin ich in die Klinik gekommen, mit seiner Zustimmung. Dort bin ich durch die Hölle gegangen, während er es genoss, auch mal allein in der WG zu sein. Seitdem hat für ihn unsere Beziehung keine Zukunft mehr. Er will im Sommer ausziehen. Jetzt ist er bei mir, schläft bei mir, nimmt mich mit auf Kurzausflüge.
Die Ankündigung, dass er im Sommer weggeht, er weiß auch noch nicht wohin, vielleicht deutschlandweit, vielleicht ins Ausland, lässt mich vor Schmerz fast wahnsinnig werden. Zudem habe ich andere Sorgen: Ich muss dringend Arbeit finden, weil mein Studium kurz vor dem Abbruch steht. Damit belaste ich ihn nicht (natürlich belastet ihn das auch). Aber er sagt mir immer wieder: denke nicht an uns, sondern nur an dich. Nur ich bin total kaputt - jetzt, wo bei mir alles im Umbruch steht und ich magere Zukunftsaussichten habe, gerade jetzt stößt er mich weg.
Es ist wie im freien Fall. Ich habe keine Familie und bin dazu in mittlerem Alter. Denke ich über das alles nach habe ich wahnsinnige Angst. Hinzu kommt, dass mir meine Therapeutin angedroht hat, mich wieder in eine Klinik zu stecken - nur ich war schon in einer und ich will nie mehr in eine Klinik! Langsam glaube ich wirklich, dass mich diese Leute noch mehr krank machen.
Was kann ich tun, wie mich verhalten?
Danke, Nadalien
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von Nadalien »

Was ich damit meine ist, dass ich meinen Kopf nicht frei kriege für irgendwelche Zukunftspläne oder -perspektiven. Ich heule kaum, weil ich weiß, dass das nichts bringt, aber ich habe solche Angst.
maki

Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von maki »

Hallo Nadalien,

Tut mir leid, das von dir zu hören. Ich kann dir nur mein Mitgefühl rüberschicken, und eine Frage.

Kann dein Freund dir vielleicht bei der Suche nach Arbeit behilflich sein? Da er ja noch bei dir wohnt, könnte er dich ja noch ein wenig begleiten, einfach so, als FREUND.

Ist ein Vorschlag meinerseits, du kannst dir das ja mal durch den Kopf gehen lassen

Bis dann, Liebe Grüsse

Milly
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von Nadalien »

Ja das könnte er, aber er zeigt nicht viel Interesse. Er und meine Therapeutin wollen dass ich das Berufsförderungswerk mache ODER in die Klinik gehen soll. Dazwischen sehen sie nicht viel.
Ich habe Angst und mein Freund sagt, es fällt ihm schwer mich überhaupt noch zu mögen, weil ich den Bogen überspannt habe. Ich bin dabei mir Stellen zu suchen. Im Moment arbeite ich im Büro und als Zimmermädchen. Danke für deine Antwort.
Bringfriede
Beiträge: 290
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Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von Bringfriede »

Hallo Nadalien,

was ich gelesen habe erschüttert mich.
So ähnliche Situation und "Ausgangsbasis" hatte ich Ende 2006.

Nach langem hin und her und irgendwelchen doofen Jobs, im Rücken immer die Krankheit mit dem Wissen..es kann auch alles noch schlimmer kommen. Habe im Sommer 2006 wieder einen Fulltimejob angenommen. Super...war wieder in Deutschland unterwegs, hatte ein gutes Gehalt...aber ganz ehrlich...ich war einfach nicht belastbar. Manchesmal morgens, stieg ich ins Auto und war bereits erschöpft, hatte Mühe, meine Gedanken, Termine und meinen Job...nur gedanklich wohl gemerkt...auf die Rolle zu bekommen.
Aber wie soll das gehen? Bekam ich "mich...Bringfriede...doch gar nicht zur Ruhe oder auf die Rolle"
Gehetzt wie ein Reh, das Gefühl meine Gedanken springen aus dem Kopf...kam ich an das nervliche Ende.
Was bedeutet mittleres Alter, Nadalien...
wenn man alleine ist und für sich alleine Sorgen muß...ist es egal welches Alter.
Du hattest "eine" schlechte Erfahrung in der Klinik. Ich hatte eine Klinik, die mir das gegeben hat, was ich brauchte: Ruhe, Menschen die mich verstanden und nochmals RUHE und ZEIT, meine Gedanken zu strukturieren.

Dasist jetzt alles ein wenig viel und wühlt mich sehr auf. Werde jetzt einen Kaffee trinken und eine Zigarette rauchen (aufem Balkon!!!kalt, brrrr)und mich dann nochmal melden.

Sei nicht beleidigt oder böse auf Deinen Freund. Nadalien: Wir sind nicht einfach...und es gibt schwache Menschen...die müssen dann gehen.

Ich umarme Dich jetzt mal...
bis nachher
Bringfriede
Bringfriede
Beiträge: 290
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Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von Bringfriede »

Bin wieder da....schweinekalt das!!!

Nadalien,

hatte eben einen langen "Selbsterfahrungsbericht" geschrieben.
habe diesen allerdings nun abgespeichert und werde mal sehen, was ich damit anfange.

Alles was ich eigentlich sagen möchte:

Nutze die Gedanken (auch die bösen) welche jetzt durch deinen Kopf gehen.
Wenn möglich, schreibe sie nieder...(ich persönlich kann mich dann besser konzentrieren)und hake unmögliche Gedanken ab, oder markere gute GEdanken mit grüner Farbe an.

Wichtige Punkte:

Du lebst ab Sommer alleine! (Kann eine Riesenchance für Dich sein)

Besteht die Möglichkeit, in der Wohnung alleine zu bleiben?

Kannst Du diese finanzieren?

Willst und kannst Du alleine Leben?

Sind die Räumlichkeiten so geschnitten,
das Du eine WG machen kannst? (Wenn ja,
nutze die Anwesenheit deines Freundes eine schöne Annonce zu gestalten)

Sollte dies nicht möglich sein, die Wohnung zu groß oder zu teuer...erspare es deinem Freund nicht, Dir zu helfen, eine kleinere, günstigere zu suchen.

Du hast bis Sommer Zeit...deine existenz auch von amtlicher Seite zu sichern.
Du hast bis Sommer Zeit...deine ärztliche Versorgung zu sichern.

Nutze diese Zeit, um bei all dem Seelenmüll der Dich belastet, ganz ganz kleine Schritte an ein eigenständiges Leben ranzukommen.
Und ganz ehrlich, wenn das halbwegs geregelt wäre, würde ich mich wieder in meine Klinik begeben. Ruhe und Kraft tanken.

Ich umarme Dich, wünsche Dir Kraft, Ruhe
und nochmals Ruhe...um "Deine" Existenz abzusichern...alles andere kommt "laaannngggsssammm" von alleine.
Und wir helfen Dir dabei...

Bringfriede
bradforhelp
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Registriert: 11. Nov 2009, 13:55

Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von bradforhelp »

Hallo Nadalien,

ich habe schon Positives vom Berufsförderungswerk gehört. Vielleicht ist das eine Chance. Kannst du das nicht versuchen?

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
mystery60
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Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von mystery60 »

Hallo Nadalien,

zwei Dinge, die mir aufgefallen sind:

1. die Situation mit deinem Freund

Nun, wie stehst Du emotional zu der Situation jetzt? Liebst Du ihn (noch) oder bist Du einfach froh, dass noch jemand da ist?
Wenn er definitiv sagt, im Sommer sei er weg, dann würde ich jetzt nicht bis zum Sommer leiden, ich würde Nägel mit Köpfen machen, ich würde ggf. fragen, wann genau er geht, um für das Datum gleich einen neuen Mitbewohner/in zu suchen oder eine andere Wohnung - dann zeigt sich am ehesten, was der andere will, ob er damit klar kommt, ob die Entscheidung für ihn endgültig ist. Also - wenn Du es schaffst - werde Du aktiv und agiere (besser als an der ausgestreckten Hand nur re-agieren zu können).

2. Klinik:

Eine schlechte Erfahrung spricht nicht für alles. Ich selbst habe gute Erfahrungen gemacht und viele andere hier auch. Vielleicht einfach mal übers Internet und Klinikbewertungen sehen, ob es nicht Kliniken gibt, die sich schon mal viel besser anhören, als die alte. Es kommt natürlich auch darauf an, warum du schlechte Erfahrungen gemacht hast, was dich konkret gestört hat - dann würde ich versuchen, genau diese Ursachen zu verhindern, durch die Wahl der Klinik. Klar, man kann ggf. auch in Gruppen kommen, die blöd laufen, schlechte Stimmung, schwierige Leute (ist ja immer eine Frage der Sichtweise/Perspektive, d.h. wir sind für andere ja ggf. auch "manchmal" schwierig). Aber da würde ich nicht aus einer (1) schlechten Erfahrung gleich rundherum einen Klinik-Aufenthalt dauerhaft ausschließen, ggf. auch dazu einfach mal durchs Forum suchen und lesen.

Wie schon Bringfriede schrieb - du bist so wie du bist, auch mit der Krankheit und der Partner kommt entweder damit klar oder nicht - das gilt ja auch für andere Krankheiten. Mein Partner sollte auch in schwierigen Zeiten zu mir halten und ich zu ihm, sonst ist die Partnerschaft eh nicht viel wert.
Und ja ... zur Ruhe kommen ist wichtig, damit man mal wieder geradeaus denken kann, Dinge neu justieren kann ... also vielleicht auch mal gut, alleine zu sein oder in einer anderen Umgebung oder eben in einer Klinik.
TG
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von Nadalien »

Hallo an Alle und vielen Dank für die Antworten!

Bringfriede: wenn Du willst kannst du mir den Erfahrungsbericht senden.

In eine Klinik will ich darum nicht mehr: ich habe viele nette Menschen kennengelernt, und jeder hatte sein Päckchen zu tragen. Nur ich konnte trotz starker Medikamente nicht schlafen, bin ausgeflippt, hatte Panikanfälle, wachte jeden Morgen auf: da draußen läuft das Leben weiter und ich bin in der Klapse! Ich bin nur auf dem Papier freiwillig hingegangen, sicher - es war notwendig - aber es war dennoch wie ein Alptraum - für mich! Ich sollte die Zeit nutzen und über mich nachdenken. Das war schon gut, nur war ich immer mehr in einer desolaten Verfassung. Der Boden war weg. Die Chance das Studium weiterzumachen - weg. Geld zu verdienen, das ich jetzt dringend bräuchte - weg! Natürlich hat es mir geholfen, insofern, dass ich mir sage, schlimmer kann mein Zustand nicht werden, obwohl ich weiß dass er es kann. Dennoch: ich fühle mich mit dem erneuten "Vorschlag" in eine Klinik zu gehen wie entmündigt.

Die Realität ist grausam, das weiß ich. Ob ich fähig bin alleine klar zu kommen? Schon, nur habe ich Angst meine Lebendigkeit vollends zu verlieren. Und mit dem drohenden und dann einsetzenden Verlust meines Freundes ist ein Zukunftstraum von mir geplatzt - ich dachte wir würden es gemeinsam schaffen wegzugehen! Jetzt will er alleine gehen und es graut mich davor, dass er mich "zurücklassen" will. Innerlich schreie ich vor Schmerz. Einen Nachmieter für sein Zimmer zu finden wird kein Problem sein. Ich werde die Listen, die ihr mir zugesandt habt, bearbeiten. Ich werde der Realität ins Auge sehen müssen.

Danke an Euch! Nadalien
Bringfriede
Beiträge: 290
Registriert: 10. Mai 2009, 21:14

Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von Bringfriede »

Nadalien....

guten Morgen meine Liebe,

das liest sich so vernünftig. Fast schon wieder erschreckend vernünftig. Ich will Dich nicht verärgern, aber ich war in solch einer Situation nicht so klar. Sofort dachte ich, die will mich unterdrücken, überwachen, bevormunden.
Und damit Ruhe war, habe ich immer gesagt: ja mach ich , werde ich tun...klar werde ich das tun....
Und Gesunde denken dann, die macht das, klar...Pustekuchen..nix hab ich gemacht.
Völlig am Rad hab ich gedreht.

Liebe Nadalien,

ich muuuß jetzt ins Bad.
Bis denn,
umärmel Dich,
Deine Bringfriede
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von Nadalien »

Liebe Bringfriede!

meinst Du Deine Therapeutin als gefühlte Unterdrückerin? Ich fühle mich auch missverstanden, obwohl ich ja weiß, dass sie mich auf einen geraden Weg bringen will. Nur dieses Gefühl, dass ich nicht allein entscheiden kann, bzw. diese Tatsache lässt mich am Rad drehen.

Es würde mich interessieren, wie Du die letzten 4 Jahre verbracht hast. Du klingst nicht gerade depressiv, wenn ich das mal so sagen darf.... Und ein Neustart, also eine Chance nach einer Trennung, wie soll das gehen? Ich will ja nicht am Boden liegen, aber einen Turbostart werd ich sowieso nicht hinlegen...dafür bin ich zu alt!

Ich grüße Dich! Nadalien
Bringfriede
Beiträge: 290
Registriert: 10. Mai 2009, 21:14

Re: Angekündigte Trennung

Beitrag von Bringfriede »

Guten Morgen Nadalien,

erstens: nicht meine Therapeutin als Unterdrückerin. Sonder die Ratgeber empfand ich als Unterdrücker. Eine Zeitlang habe ich mich als die "wahre einzige" Leidende gefühlt. Unfähig, von Betroffenen deren Erfahrungen anzunehmen.

Das hat sich Gott sei Dank im Laufe der Zeit geändert.

Die letzten vier Jahre..nun, es ging mir meist nicht gut. Und all das was ich gelernt habe, habe ich nach einer Zeit, als es mir mal wieder gut ging, zur Seite geschoben.

Aber..es ist wie Radfahren..was Du mal gelernt hast, vergisst Du nicht. Und für mich war die Klinik seinerzeit ein einziger Lernprozess...im Umgang mit mir, mit meinen Mitpatienten und de Pflegepersonal.

Ich weiß nicht, ob ich Dir damit helfen konnte, aber am kämpfen und erforschen bin ich immer noch. Und ich nutze die manischen Phasen bei mir. Fiel ich früher in der Manie durch unbändige Lebensgier auf...nutze ich jetzt meinen Verstand und Elan um für mich etwas voran zu bringen.

Fühl Dich umarmt und nicht alleine,
Deine Bringfriede
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