Ich will euch Mut machen
Verfasst: 23. Jan 2010, 15:42
Hallo an alle Forumsmitglieder,
Ich habe mich dazu entschlossen, diesen Bericht zu schreiben, da ich euch mit meiner Geschichte helfen will.
Als ich im Mai 2009 hier im Forum angefangen habe, lautete mein thread: Ausweg aus der Depression ohne Medikamente?.
Ich wahr zu dem Zeitpunkt ohne AD's und nicht in einer Therapie (war nur auf der Warteliste für eine Gruppentherapie mit dem Hauptmerk auf eben den Umgang mit der Depression - leider bin ich noch immer nicht in dieser Gruppe, aber nächsten Monat fängt sie endlich an), meine Gefühlswelt bestand nur noch aus ...losigkeiten.
Eine der Antworten die ich damals bekam war: Gibt es einen Ausweg MIT Medikamenten?. Dieser Satz hat mich zuerst schockiert, aber mit der Zeit hat er mich nachdenklich gemacht. Vieles von dem was ich am Anfang hier gelesen habe, hat mich erstmal geschockt, aber mit dem "Reifeprozess" lernte ich, diese Vorschläge nochmal zu überdenken, verschiedenes habe ich auch nachträglich umgesetzt. Wie z.B. die Praktik der Achtsamkeit, über die ich öfter gestolpert bin in den Berichten, und die schlussendlich den Ausschlag bei mir gegeben hat.
Auch habe ich nach monatelangem Zögern wieder zum AD gegriffen, weil diese Appetitlosigkeit nicht mehr auszuhalten war. Hatte bis dahin 20kg. abgenommen (keine Angst, es war eigentlich Uebergewicht, jetzt bin ich auf meinem "Normalgewicht").
Ich habe mich die letzten Monate sehr viel mit meinen Gedanken beschäftigt, meine sämtlichen Bücher über Depressionen wieder hervorgeholt und nochmal durchgelesen, mir auch neue gekauft und sehr intensiv gelesen, mir die wichtigsten Passagen rausgeschrieben, und immer wieder darüber nachgedacht.
Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, ich bin seit Wochen stabil (was natürlich jetzt nicht aussagend ist), aber ich fühl mich wohl. Irgendwie so ein friedliches Gefühl in mir, eine Gelassenheit die ich vorher nie gekannt habe.
Ich fühle mich wie so eine Art Echse, bei der sich nach und nach der Panzer löst, und darunter kommt eine neue Haut hervor, die zwar noch sehr fragil ist, aber ich werde mich hüten die Panzerung vorzeitig abzureissen - hoffe die tut das von selbst, so wie ein Schorf.
Meine grösste Erkenntnis in dieser Zeit ist die: Ich muss mich selber am Schopf packen, darf mich nicht nur auf Therapeuten verlassen. Aussere Veränderungen nutzen wenig, wenn mein Inneres mich nicht zufriedenstellt. Durchleuchten bis zum gehtnichtmehr, ohne Scheu, ohne Angst. Sich von alten Denkmustern verabschieden, keine Angst haben etwas auszuprobieren, sich auf alles einlassen was hilfreich sein kann. Das ist harte Arbeit, ich gebe es zu. Ich war zeitweise so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich nicht mal mitbekam wenn jemand mit mir redete.
Eine zweite Erkenntnis hat mich auch von vielen Grübeleien befreit. Ich weiss jetzt, dass am Anfang meiner Depressionen ein "unbeachtetes" burnout stand. Das fing an, als ich noch berufstätig war. Stress am Arbeitsplatz, Wohnungsbau mit sehr viel Eigenleistung. Dann der Zeitpunkt ans Kinderkriegen zu denken. Zwischen Raus aus dem Job und Rein ins Hausfrauen/Mutter Leben lagen 8 Wochen Mutterschaftsurlaub. Diese Zeit nutzt man bekanntlich auch nicht um sich auszuruhen. Vorbereitungen sind zu treffen, viele Arzttermine. Also nicht genug Zeit mal auszuspannen.
Und wenn man dann NUR noch Hausfrau ist, hat man ja schliesslich keinen Grund, sich überfordert zu fühlen. Schliesslich ist man sein eigener Chef, kann seine Zeit so einteilen wie man will, etc.
So vergingen dann auch diese Jahre, immer wieder die Zähne zusammengebissen, nur nicht jammern, die Diagnose Depressionen hören, Medis nehmen, ansonsten same procedure as usual....
Jetzt weiss ich, dass ich viel früher hätte reagieren müssen. Aber, wie heisst es so schön, besser spät als nie.
Mann, das ist jetzt für meine Verhältnisse ein langer Bericht geworden, ich werde es nicht verübeln wenn keiner es liest. Ich werde ihn mir jedenfalls ausdrucken und als Lesezeichen in mein aktuelles Buch legen.
Ich hoffe, dass ich jetzt auch das erreiche, was ich erreichen will, nämlich MUT machen. Ich habe es geschafft, also kann auch jeder von euch es schaffen!!! Ihr braucht nur Geduld und den Glauben an euch selbst als liebenswerten und vor allem lebenswerten Menschen.
Alles nur erdenklich Liebe euch allen
Milly
Anmerkung: Ich habe die Danksagungen vergessen. Es gibt ein paar liebe Menschen die an mich geglaubt haben und mich immer und immer wieder unterstützt und ermutigt haben. Das sind : der beste Ehemann von allen, meine beiden Kinder - die 3 Personen haben jahrelang viel mitgemacht, 2 gute Freundinnen, mein Hausarzt und seine Sekretärin die in einer brenzligen Situation für mich da waren, Die Forumsmitglieder, welche ich jetzt nicht alle namentlich nenne, einige davon sind mittlerweile "weg" weil wahrscheinlich "zu gesund" aber all die anderen werden schon wissen dass sie beteiligt waren - sogar diejenigen die mir am Anfang ein wenig auf die Finger geklopft haben - grins.
Ich habe mich dazu entschlossen, diesen Bericht zu schreiben, da ich euch mit meiner Geschichte helfen will.
Als ich im Mai 2009 hier im Forum angefangen habe, lautete mein thread: Ausweg aus der Depression ohne Medikamente?.
Ich wahr zu dem Zeitpunkt ohne AD's und nicht in einer Therapie (war nur auf der Warteliste für eine Gruppentherapie mit dem Hauptmerk auf eben den Umgang mit der Depression - leider bin ich noch immer nicht in dieser Gruppe, aber nächsten Monat fängt sie endlich an), meine Gefühlswelt bestand nur noch aus ...losigkeiten.
Eine der Antworten die ich damals bekam war: Gibt es einen Ausweg MIT Medikamenten?. Dieser Satz hat mich zuerst schockiert, aber mit der Zeit hat er mich nachdenklich gemacht. Vieles von dem was ich am Anfang hier gelesen habe, hat mich erstmal geschockt, aber mit dem "Reifeprozess" lernte ich, diese Vorschläge nochmal zu überdenken, verschiedenes habe ich auch nachträglich umgesetzt. Wie z.B. die Praktik der Achtsamkeit, über die ich öfter gestolpert bin in den Berichten, und die schlussendlich den Ausschlag bei mir gegeben hat.
Auch habe ich nach monatelangem Zögern wieder zum AD gegriffen, weil diese Appetitlosigkeit nicht mehr auszuhalten war. Hatte bis dahin 20kg. abgenommen (keine Angst, es war eigentlich Uebergewicht, jetzt bin ich auf meinem "Normalgewicht").
Ich habe mich die letzten Monate sehr viel mit meinen Gedanken beschäftigt, meine sämtlichen Bücher über Depressionen wieder hervorgeholt und nochmal durchgelesen, mir auch neue gekauft und sehr intensiv gelesen, mir die wichtigsten Passagen rausgeschrieben, und immer wieder darüber nachgedacht.
Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, ich bin seit Wochen stabil (was natürlich jetzt nicht aussagend ist), aber ich fühl mich wohl. Irgendwie so ein friedliches Gefühl in mir, eine Gelassenheit die ich vorher nie gekannt habe.
Ich fühle mich wie so eine Art Echse, bei der sich nach und nach der Panzer löst, und darunter kommt eine neue Haut hervor, die zwar noch sehr fragil ist, aber ich werde mich hüten die Panzerung vorzeitig abzureissen - hoffe die tut das von selbst, so wie ein Schorf.
Meine grösste Erkenntnis in dieser Zeit ist die: Ich muss mich selber am Schopf packen, darf mich nicht nur auf Therapeuten verlassen. Aussere Veränderungen nutzen wenig, wenn mein Inneres mich nicht zufriedenstellt. Durchleuchten bis zum gehtnichtmehr, ohne Scheu, ohne Angst. Sich von alten Denkmustern verabschieden, keine Angst haben etwas auszuprobieren, sich auf alles einlassen was hilfreich sein kann. Das ist harte Arbeit, ich gebe es zu. Ich war zeitweise so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich nicht mal mitbekam wenn jemand mit mir redete.
Eine zweite Erkenntnis hat mich auch von vielen Grübeleien befreit. Ich weiss jetzt, dass am Anfang meiner Depressionen ein "unbeachtetes" burnout stand. Das fing an, als ich noch berufstätig war. Stress am Arbeitsplatz, Wohnungsbau mit sehr viel Eigenleistung. Dann der Zeitpunkt ans Kinderkriegen zu denken. Zwischen Raus aus dem Job und Rein ins Hausfrauen/Mutter Leben lagen 8 Wochen Mutterschaftsurlaub. Diese Zeit nutzt man bekanntlich auch nicht um sich auszuruhen. Vorbereitungen sind zu treffen, viele Arzttermine. Also nicht genug Zeit mal auszuspannen.
Und wenn man dann NUR noch Hausfrau ist, hat man ja schliesslich keinen Grund, sich überfordert zu fühlen. Schliesslich ist man sein eigener Chef, kann seine Zeit so einteilen wie man will, etc.
So vergingen dann auch diese Jahre, immer wieder die Zähne zusammengebissen, nur nicht jammern, die Diagnose Depressionen hören, Medis nehmen, ansonsten same procedure as usual....
Jetzt weiss ich, dass ich viel früher hätte reagieren müssen. Aber, wie heisst es so schön, besser spät als nie.
Mann, das ist jetzt für meine Verhältnisse ein langer Bericht geworden, ich werde es nicht verübeln wenn keiner es liest. Ich werde ihn mir jedenfalls ausdrucken und als Lesezeichen in mein aktuelles Buch legen.
Ich hoffe, dass ich jetzt auch das erreiche, was ich erreichen will, nämlich MUT machen. Ich habe es geschafft, also kann auch jeder von euch es schaffen!!! Ihr braucht nur Geduld und den Glauben an euch selbst als liebenswerten und vor allem lebenswerten Menschen.
Alles nur erdenklich Liebe euch allen
Milly
Anmerkung: Ich habe die Danksagungen vergessen. Es gibt ein paar liebe Menschen die an mich geglaubt haben und mich immer und immer wieder unterstützt und ermutigt haben. Das sind : der beste Ehemann von allen, meine beiden Kinder - die 3 Personen haben jahrelang viel mitgemacht, 2 gute Freundinnen, mein Hausarzt und seine Sekretärin die in einer brenzligen Situation für mich da waren, Die Forumsmitglieder, welche ich jetzt nicht alle namentlich nenne, einige davon sind mittlerweile "weg" weil wahrscheinlich "zu gesund" aber all die anderen werden schon wissen dass sie beteiligt waren - sogar diejenigen die mir am Anfang ein wenig auf die Finger geklopft haben - grins.