Immer wieder Rückfälle........

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Rauschgoldengel
Beiträge: 1
Registriert: 19. Jan 2010, 14:12

Immer wieder Rückfälle........

Beitrag von Rauschgoldengel »

Hallo,

ich verfolge nun schon seit langem die Beiträge und es tut mir gut. Ich fühle mich schon manchmal alleine damit, obwohl es keinen Grund dafür gibt. Ich habe wunderbare Freunde und einen guten Therapeuten.

Ich bin seit Dezember 2008 in therapeutischer Behandlung. Im März 2009 war ich sechs Wochen in einer Klinik. Ich denke das dort der Grundstein gelegt wurde, das ich überhaupt „therapiefähig“ wurde. Mit meiner eigentlichen Psychotherapie habe ich im Mai 2009 begonnen.


Jedoch nach einem tiefen Absturz vor Weihnachten wurde mein Psychopharmaka erhöht. Nun waren die letzten zwei Wochen wirklich gut, sodass ich mich seit langem mal wieder „lebendig“ fühlte. Es kam endlich ein wenig Hoffnung, das es wirklich besser wird. Seit zwei Tagen nun geht es wieder abwärts und es kommen erneut die Gedanken, doch einfach einzuschlafen und nichts mehr mitzubekommen. Ich komme (noch)damit zurecht, aber es macht mir Angst und es macht mich so unendlich traurig. Ich habe zwei wunderbare Kinder, ein wunderbaren Mann.....Ich muss sagen, ich lebe für meine Kinder. Nicht für mich. Sie brauchen mich und ich möchte ihnen das geben, was ich als Kind nicht hatte. Ich fühle mich im Moment wieder als „ganz schlechte Mutter“. Die Kinder bekommen mit, das es mir wieder nicht gut geht, sie bekommen es zu spüren, das ich keine Geduld habe und mich alles nur noch annervt. Ich schimpfe sie regelrecht an, wegen Kleinigkeiten fahre ich aus der Haut und manchmal denke ich, ihnen würde es besser gehen, wenn ich nicht mehr da wäre. Sie haben so etwas nicht verdient.

Ich weiß, das es wie eine Welle auf und ab gehen kann. Nur warum ist der Absturz immer so heftig?
Keine Gespräche, keine Freunde sehen, nichts hören und sehen. Alles geht mir auf die Nerven. Ich und meine Gedanken nerven mich selber an. Manchmal fällt es mir wirklich schwer, mich auszudrücken. Einen Satz zu vormulieren, der verständlich ist. Am liebsten würde ich meinen Kopf abschalten und einfach nichts mehr denken. Daher schlafe ich auch so viel. Das klinkt mich wenigstens für einen kurzen Zeitraum aus.

Meine Therapeutin sagt, das ich sehr wohl die Alarmzeichen meines Körpers wahrnehme, wenn es wieder abwärts geht. Da hat sie auch recht. Jedoch kann ich nicht entsprechend dagegen handeln, das es erst gar nicht so weit kommt.

Wie kann es sein, das es mir trotz Psychopharmaka und Therapie wieder so schlecht geht? Ich habe kaum noch Hoffnung, das ich jemals gesund werde und mein Leben genießen kann. Ich dachte, das diese Kombination, Psychopharmaka und Therapie der Durchbruch sein wird. Was ist, wenn die Therapie zu ende ist? Letzte Woche war ich bei meinem Arzt. Da hatte ich noch den „Höhenflug“. Er hatte sich sehr für mich gefreut und meinte, wir würden dann im März beginnen, die Medikamente langsam ausschleichen zu lassen. Was ist, wenn das alles vorbei ist und ich wieder ganz alleine da stehe? Oder muss ich einfach lernen, mit der Krankheit zu leben? Muss ich mit ihr leben???

Rauschgoldengel
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Immer wieder Rückfälle........

Beitrag von ghana »

Liebe(r) Rauschgoldengel,

Du schreibst:

"Die Kinder ... bekommen es zu spüren, das ich keine Geduld habe und mich alles nur noch annervt. Ich schimpfe sie regelrecht an, wegen Kleinigkeiten fahre ich aus der Haut und manchmal denke ich, ihnen würde es besser gehen, wenn ich nicht mehr da wäre. Sie haben so etwas nicht verdient."

Ja, das sehe ich auch so, dass sie es nicht verdient haben, OHNE Mutter zu leben!



Humor beiseite, ich habe dich absichtlich "missverstanden".
Ich möchte dir damit deutlich machen, dass es für Kinder wohl nichts Schrecklicheres geben kann, als wenn die Mutter stirbt. Auch wenn es eine nicht-perfekte Mutter ist.

Du hast ja auch bessere Zeiten. Die können Ausgleich schaffen. Und du schreibst, du hast einen tollen Mann. Auch er kann Ausgleich schaffen, in den Zeiten, in denen es dir nicht gut geht. Da kann ER verstärkt für die Kinder da sein. Ihnen vielleicht auch verständlich machen, warum du so reagierst. Vielleicht kannst du das aber auch selbst?

Auch meine Mutter ist phasenphweise depressiv und reagiert dann teilweise aggressiv und ungerecht. Klar war es für mich als Kind nicht toll, wenn ich wegen Kleinigkeiten angemeckert wurde oder meine Mutter auf tatsächliche "Vergehen" meinerseits überzogen reagierte. Trotzdem hatte ich meine Mutter immer lieb (und habe sie auch heute noch). Das einzig wirklich Schlimme war für mich, wenn meine Mutter in depressiver Stimmung von zu Hause weggegangen war, ohne Bescheid zu sagen, wohin. Da hatte ich intuitiv Angst, dass sie nicht mehr zurück kommen würde. Zum Glück ist das nie eingetreten.

Ich habe beruflich viel mit (z. T. "gestörten" Kindern) zu tun und habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten tollen Kinder (das sagst du ja, sind deine)auch deshalb toll sind, weil sie von ihren Eltern geliebt und unterstützt werden!

LG,
ghana
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
maki

Re: Immer wieder Rückfälle........

Beitrag von maki »

Hallo und willkommen in unserem kleinen Kreis Rauschgoldengel.

Ich will dir zuerst einmal für deine Einstellung gegenüber deiner Familie beglückwünschen. Auch ich, als Mutter zweier Kinder, habe immer nur ihr Wohlergehen im Sinn gehabt. Sie sollen eine glückliche Kindheit erleben, mit einer Mutter an ihrer Seite der man die Depressionen nicht ansieht. Die sich nur heimlich ausweint, ohne dass jemand es mitbekommt. Der Partner weiss Bescheid, hilft zusätzlich zu "vertuschen". Aber das war für mich der einzige Weg. Mittlerweile sind meine 2 in dem Alter (14 und 16), wo ich mich nicht mehr verstecken muss, wo ich auch mit ihnen offen darüber sprechen kann, ihnen sagen, Leute heute muss ich mich schonen, bitte keine Freunde mitbringen. Und das tut mir sooo gut. Genug von mir.

Du schreibst, dass du schon seit langem die Beiträge hier mitliest, also hat sich deine Frage vielleicht schon teilweise beantwortet.

Aber diese Antwort gefällt dir nicht, du willst sie nicht als deine Antwort ansehen, du hast Angst davor.

Das ist verständlich, niemand will sich von vorneherein damit abfinden müssen, die Depression für IMMER zu behalten. Aber, im Moment wäre es einfacher für dich, sie wenigstens für eine Zeit zu akzeptieren, aufhören dich dagegen zu wehren, sie aus allen Richtungen beobachten, herausfinden, inwieweit sie dich einschränkt, welche Wirkungen dich am meisten stören. Und wenn du herausgefunden hast, wie sie aussieht, dann kannst du ihr auch ins Gesicht schauen, herausfordernd,provokativ. Aber das ist ein langwieriger Prozess, erfordert Geduld, Geduld, Geduld. Aber du hast jetzt schon viele Möglichkeiten ausprobiert, und du schaffst auch diese Hürde noch.

Zu dem Umgang mit deinen Kindern will ich noch folgendes sagen. Ich nehme jetzt mal an, du bist nicht berufstätig. Als Hausfrau bist du dein eigener "Chef", du bestimmst deinen Tagesplan. So hast du die Möglichkeit, dich auf das Wichtigste zu konzentrieren, Arbeiten die warten können aussen vor lassen, oder evtl. an deinen Partner übergeben. Nimm dir, egal wie es dir geht, Zeit für deine Kinder. Versuche, gelassener zu sein, ihnen zuhören, alles aussen vor lassen, nur den Blick auf die Kinder. Mit der Zeit lernst du auch, einige ihrer "Unarten" als unwichtig anzusehen, und du reagierst gelassener in spannenden Situationen.

Ich wünsch dir weiterhin einen guten Aufenthalt hier im Forum

Bis dann

Milly
danni64
Beiträge: 457
Registriert: 1. Jun 2008, 17:16
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Re: Immer wieder Rückfälle........

Beitrag von danni64 »

Hallo,

ich habe deinen Beitrag gelesen und kann dich sehr gut verstehen,denn ich habe auch zwei kleinere Kinder und ich schimpfe auch schnell.

Als Erstes finde ich es wichtig mit den Kindern zu sprechen,auch wenn sie noch klein sein sollten.
Wir wollen es besser machen,als unsere Eltern und darum ist es wichtig,ehrlich zu den Kindern zu sein.Wenn man oft schimpft,denken die Kinder,sie machen alles falsch.Aber wir schimpfen ja so schnell,weil wir so schnell erschöpft und müde sind,das hat ja nichts mit ihnen zu tun.Es ist wichtig,dass sie es wissen,warum man so schnell schimpft.

Ich habe mit meinen Kindern (fast 6 und 7 Jahre jung) darüber gesprochen.Ich habe ihnen gesagt,dass ich krank bin,an dieser Krankheit aber nicht sterben kann.Ich habe ihnen gesagt,dass ich oft schnell müde bin,oft einfach ohne Grund sehr traurig bin und dass das Alles nichts mit ihnen zu tun hat.Sie haben gesehen und erlebt,dass ich immer zum Doktor gehe und auch Tabletten nehme.Meine Kinder gehen da ganz offen mit um und kommen gut klar.Ich sage ihnen ehrlich,wenn ich müde bin und mich auf dem Sofa ausruhen möchte.Sie sind dann ganz ruhig und spielen was Schönes.Sie wissen dann auch,dass ich wieder für sie da bin,wenn es mir besser geht.

In der Reha,wie auch in der Klinik wurde mir gesagt,dass es der richtige Weg ist.Auch kleine Kinder merken,wenn es der Mama oder dem Papa nicht gut geht,sie haben dafür eine Antenne.Wenn man ehrlich ist und nicht versucht,was zu verstecken,dann lernen sie sehr früh,mit Erkrankungen offen umzugehen und das man handeln kann und sich helfen lassen kann.

Übrigens gibt es sogar Bücher für Kinder,um es ihnen verständlich zu machen.

Auch Erzieherinnen und die Lehrerin meiner Kinder wissen Bescheid und so kann man handeln,wenn die Kinder mal auffällig werden.

Ich bin der Meinung,wir sind krank,auch wenn wir nichts organisches haben,sowas muss man nicht verstecken und das mache ich auch nicht mehr.So ist einiges leichter geworden für mich und auch für meine Familie !!

LG Danni !!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
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