Machmal halt ichs nicht aus

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ele43
Beiträge: 22
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von ele43 »

Eigentlich gehörts nicht hierher. Ich hab so ein Bedürfnis zu reden und weiß nicht mit wem. Weils mir während der letzten Wochen so schlecht ging, hat meine Schwiegermutter meinen Kleinen, 5 Jahre, für 2 Wochen mit zu sich nach Lanzerote genommen. Heute ist er allein zurückgeflogen und das Flugzeug, das schon längst da sein müsste, landet und landet nicht. Ich hab so Angst und niemanden der mich mal in den Arm nimmt.In der letzten Woche war ich ganz allein, weil mein großer Sohn beim Papa war. Es tat mir gut mal meinen Tag so gestalten zu können wie ich wollte. Ich war zwar meistens alleine aber ganz schön aktiv. Heute kommen meine Kinder wieder ich freue mich so sehr und bin andererseits so traurig, weil sie mich zur Mutter haben, eine depressive, ständig jammernde, lebensuntüchtige Mutter und einen Vater, der sich nur bedingt um sie kümmert. Mit dieser Schuld kann ich manchmal nicht leben. Ich liebe meine Kinder so und kann Ihnen so wenig geben. Das haben sie nicht verdient. Gottsei Dank ist das Flugzeug jetzt gelandet.Ich hoffe mein Kleiner ist bald bei seinem Papa und bei seinem Bruder und in einer Stunde sind beide dann wieder bei mir. Tut mir leid, dass ich Euch zugelabert habe. Für den Moment hat es mir, wie auch die vielen Tränen, die ich dabei vergossen habe, geholfen. Danke!
Tina
Beiträge: 106
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von Tina »

Liebe Ele, es muss Dir ganz sicher nicht leid tun, hier alles abgeladen zu haben! Ich kann Deine Gefühle nur zu gut verstehen, denn auch wenn das, was ich habe, wohl eher eine Co-Depression ist, habe ich oft das Gefühl mich nicht genug um meinen Sohn (6) zu kümmern, ich sehe, wie er nicht mit dem zurecht kommt, was er mir ansieht, meine tiefe Traurigkeit. Doch trotzdem weiß ich, dass er weiß, dass ich ihn liebe und wie sehr. Ich denke, auch deine Kinder spüren das. Daran, dass Du depressiv bist, hast Du keine Schuld!!! Und es ist doch gut, dass Du ein paar Tage für Dich ganz allein hattest und sie auch aktiv nutzen konntest und dass Du Dich richtig auf die Rückkehr deiner Kinder freuen kannst. Das alles ist positiv! Ich denke an Dich und wünsche Dir alles Gute! Tina
ele43
Beiträge: 22
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von ele43 »

Liebe Tina, danke für Deine Antwort. Was meinst Du mit einer Co-Depression?. Ich habe eine Schilddrüsenerkrankung und schreibe auch in einem entsprechenden Forum. Auch meine Depri kann ein Symptom meiner Unterfunktion sein. Alleine bin ich mittlerweile ganz schön leidensfähig geworden. Aber mit den Kindern ist das schon schwer, gerade wenn es wie heute tränenreich endet, weil mir wieder mal die Nerven durchgegangen sind. Wegen dem Training meiner Jungs wird es an 3 Tagen in der Woche ziemlich spät am Abend. So wie heute. Die beiden sind sich dann einig, besonders langsam zu Abend zu essen, besonders langsam zu duschen und dann noch 3 x wieder aus ihrem Kinderzimmer rauszukommen, weil der eine noch einen Labello, der anderen noch Wasser braucht. Da bin ich total überfordert. Am nächsten Morgen dann bekomme ich sie nicht aus dem Bett, muss aber in die Arbeit etc. etc. Ich bin einfach nicht belastbar. Ich bin gerade vorher nochmal zu den beiden rein und habe mich entschuldigt. Es tut mir selber so weh, wenn ich so bin und die Kinder so traurig sind, aber ich weiß nicht wie es sonst gehen könnte.Die beiden sind mein ganzer Halt und ich denke mir gerade um ihretwillen müsste ich mich doch zusammenreissen können. Aber irgendwie habe ich da die Kontrolle nicht darüber. Ich würde meine Kinder nie schlagen, aber ist das nicht auch schon seelische Grausamkeit, was ich mit meiner Traurigkeit und meiner Ungeduld den Kindern antue. Ich will Ihre Seelen nicht verletzen, wünsche mir, dass sie es leichter haben in Ihrem Leben. Eine Freundin, spirituelle Lebensberaterin, hat gesagt, die Kinder suchen sich Ihre Mütter aus, damit sie ihr Karma erfüllen können. Was haben meine Kinder nur im letzten Leben verbrochen. So jetzt habe ich mir alles von der Seele geschrieben und gehe jetzt mit einem entspannenden Kamillen-Orangentee und Wellnessmusik ins Bett. Danke fürs Lesen.
christiane
Beiträge: 53
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von christiane »

Liebe Ele, erlaube mir.daß ich etwas zu den Sporttagen Deiner Kinder sage. Ich bin ebenso wie Du eine schuldgeplagte Mutter, und ich wünsche meinen Kindern jemanden mit guten Nerven etc. Dabei habe ich übersehen, daß es die ideale Mutter nicht gibt, nirgends. Und was Deine Rangen sich da abends leisten, würde auch den Gutmütigsten in Rage bringen, von außen kann ich erkennen, daß sie Dich testen, wieviel Du Dir bieten läßt. Ich bin überzeugt, daß Deine Kinder wissen, was sie an Dir haben. Dir einen aufmundternden Grüß Christiane
caroline

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Beitrag von caroline »

Liebe Ele Ja, womit haben deine Kinder eine "solche" Mutter verdient? Ich frage mich schon, seit ich Kinder habe, warum sie ausgerechnet an mich geraten sind:-((( Aber eines weiß ich doch mittlerweile, obwohl ich es nicht immer so fühle: eine gute Mutter sein ist eins der größten Mythen unserer Gesellschaft! Du bist deinen Kindern die beste Mutter, die es für sie gibt. Alleine die Tatsache, dass du soviele Zweifel an diese Frage knöpfst, beweist das schon. Dass Kinder für Eltern, im speziellen für Mütter sehr oft nervend sind, zB in Szenen, die du in deinem Posting von gestern beschrieben hast, ist absolut NORMAL! Dass du SO reagierst, ist auch völlig OK (ich kenne dieses Ausflippen, besonders am Abend auch gut:-(() Geben an die Kinder drückt sich nicht in guter Laune, ständigem Funktionieren usw aus. Auch wenn wir uns das sehr oft selber so vormachen wollen. Du liebst sie, und das spüren sie auch, ich bin fest davon überzeugt! Ich sags dir jetzt mal ironisch: ich bin seit mehr als 5 Jahren depressiv, mit sehr schweren und leichteren Phasen und habe 3 Kinder (jetzt zwischen 5 und 10 jahre alt). Die Angst, meinen Kindern nichts als ein jammerndes Anhängsel zu sein, bin ich nie ganz losgeworden. Und ich kann dir sagen, ich hab darüber schon sehr viel Tränen der Verzweiflung geweint. ABER : es kommt immer wieder vor, dass sie mir ganz doll IHRE Liebe zeigen und sich aufrichtig freuen, dass sie es mit mir ( "und nicht der Mutter von Julia, Alexandra, Bobbi, vicky" etc) zu tun haben. Rational betrachtet kann ja dann doch nicht alles sooooo falsch sein, wie die Depressionen einem das vorgaukeln! Liebe Ele, du wirst auch deinen Kids wieder mit mehr Lebensfreude begegnen können, eine akute Depression hindert dich eben daran. Deine Kinder spüren das auch, aber sie empfinden das nicht als seelische Grausamkeit oder Gewalt. Und dass du dich mit diesen Vorwürfen so geißelst, gehört in meinen Augen auch zur Depression. Ich wünsch dir ganz viel Kraft und einen lieben Gruß von Caroline
Tina
Beiträge: 106
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von Tina »

Liebe Ele, ich kann mich Christiane nur anschließen, Deine Kinder wollen Dich testen, wollen wissen, wie weit sie bei dir gehen können und Du reagierst darauf. Das ist ganz normal, versuche es losgelöst von Deiner Depression zu sehen, denn ich denke, das erlebt fast jede Mutter immer und immer wieder. Auch als es mir sehr gut ging hat mein Sohn es immer wieder geschafft, mich zur Weißglut zu treiben, so dass ich manchmal richtig erschrocken und entsetzt über mich selber war und ich weiß von genügend Freundinen, dass es ihnen genauso geht. Jeder Mensch hat Momente, in denen er völlig überfordert ist mit der Situatuion und anscheinend schaffen besonders Kinder es sehr gut, diese Momente herauszureizen. Du fragtest was ich mit Co-Depression meine. Ich hatte ja schon in einem anderen Thread - Angehörige, Freund mit Depressionen von meiner Situation berichtet, das schreibe ich hier mal nicht wieder alles auf. Durch alles was passsiert ist, bin ich nun auch dabei, immer weiter abzugleiten. Mittlerweile bin ich in ärztlicher Behandlung, nehme Stangyl, damit ich überhaupt noch irgendwie funktioniere - ich muss ja, für meinen Sohn... Ich kann kaum noch essen, ertappe mich, wie ich dasitze, vor mich hinstarre, mich selber wiege, ich habe dieselbe Angst, wie Du, mich aufzuraffen zu einem Sportturnier, es gibt nur noch Leere... Und dann dieses "reiß dich zusammen, denk an dein Kind" von anderen. Ich KANN das nicht. Ich kann nicht mehr lachen, mich nicht mehr freuen, nichts hat mehr Bedeutung. Ich bin sehr weit weg von mir, weiß nicht mehr wer ich bin und wohin ich will. Danke fürs lesen und alles Gute! Tina
Commander Data

Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von Commander Data »

Liebe Ele, ich möchte dir nur mal sagen, ich finde es ganz toll, daß du dich bei deinen Kindern auch entschuldigen kannst! Es ist völlig normal, daß die Eltern mal ausrasten, das wissen und verstehen die Kinder ebenfalls. Und sie verzeihen es dir auch, wenn sie merken, daß es dir leid tut! Es ist eine ganz liebenswerte und anerkennenswerte Eigenschaft und bei weitem leider nicht selbstverständlich, daß sich Eltern auch mal bei Ihren Kindern entschuldigen! Von daher, Ele, mache dir nicht zu viele Sorgen. Eine Mama, die dies fertigbringt, kann keine so schlechte Mama sein! Und du weißt auch, daß du es nicht bist! Liebe Grüße Data
ele43
Beiträge: 22
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Machmal halt ichs nicht aus

Beitrag von ele43 »

Danke an alle die mir geschrieben haben. Es tut gut, wenn man mal ein paar nette Worte hört, vorallem von Menschen, die nachempfinden können, was es bedeutet depressiv zu sein. Ich weiß nicht, wie ichs immer wieder schaffe, aber "draussen" verhalte ich mich so, dass keiner merkt was mit mir los ist und selbst wenn ich sage, dass es mir hundeelend geht, tue ich das noch mit einem Lächeln im Gesicht. Kaum schliesse ich die Tür auf, fliessen schon die Tränen und ich habe das Gefühl ich kann nicht mehr. Letzte Woche war ich beim Psychiater, er war begeistert von mir, weil ich so einen guten Eindruck hinterlassen habe. Auch der Landrat (ich habe mich über die unverschämte Behandlung beim Sozialamt beschwert und wurde prompt vom Landrat eingeladen)hat gesagt :"Ja sie sind ja eine ""ganz normale"" und attraktive Frau". Was weiß ich, was er für einen Zombie erwartet hat. Jedenfalls habe ich mich woanders, wenns nicht zu lange dauert immer voll unter Kontrolle. Eines meiner zahlreichen Kindheitstraumata - für Schwäche wurde ich von meinem Vater bestraft, meist damit, dass er mich total ignoriert hat - hat mich heute noch voll im Griff. Und mein Mann ist genau auf der selben Schiene gefahren: Er hat mich verlassen, weil ich ihm einfach nicht stark genug war (steh erst mal auf eigenen Beinen waren seine Worte).Jetzt möchte ich meine "Schwäche" amtlich machen. Ich möchte versuchen Rente zu beantragen. Damit wäre ich schon mal vom Sozialamt weg und hätte diesen Druck nicht, dass ich alle 2 Monate meine ganzen Konten offenlegen und mir von Sozialarbeitern in den Schrank schauen lassen muss.Mehr dazu im Themenbereich Rente. Zum Schluß: Mein großer Sohn hat gestern in einem Ringerturnier, bei dem ich natürlich wieder nicht dabei sein konnte :-((, den 3. Platz gemacht und dabei einen Pokal gewonnen. Heute früh hat er gesagt: Mama, ich ringe jetzt seit 4 Jahren. Anfangs hab ich immer verloren, nie was gewonnen. Du weißt ja, wie oft ich gesagt habe, dass ich aufhören will, ich hatte keine Lust mehr und keine Kraft, habe 3 Jahre lang nur Niederlagen einstecken müssen und jetzt im letzten Jahr habe ich in jedem Turnier gewonnen, insgesamt 4 Medaillen und 3 Pokale, bin 2 x oberbayerischer Meister geworden, ich bin so froh und dankbar, dass ich nicht aufgegeben habe. Diese Worte meines 10jährigen Sohnes geben mir wieder etwas Kraft noch weiterzumachen. Ich habe ganz,ganz harte Jahre und Jahrzehnte hinter mir. Trotzdem gab es immer auch Highligths. Und irgendwann gehts auch wieder bergauf. Man kann sich nicht immer nur im dunklen Tal bewegen. Momentan kann ich mir zwar nicht vorstellen, dass es mal besser wird, trotzdem spüre ich ganz tief drinnen, dass mein Leben noch nicht zu Ende ist. Schön, dass nicht alle Menschen durch die immer höheren Anforderungen hart geworden sind, sondern, dass es noch Menschen mit Gefühlen gibt, wie hier in diesem Forum. Danke nochmal.
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