Einordnung der Erkrankung, Hilfe nach Therapie
Verfasst: 15. Dez 2009, 11:07
Hallo,
erstmal möchte ich sagen, dass ich mich sehr gefreut habe dieses Forum zu finden. Das lesen anderer Beiträge hilft auf jeden Fall weiter. Mein Freund leidet seit Jahren an einer Depression. Nach außen ist es kaum sichtbar, die Freunde wissen von nichts, die Arbeit auch nicht. Er lebt ein stabiles Leben mit Job, Wohnung, Freundin und einem Freundeskreis. Die Familie ist weiß bescheid aber ist keine große Unterstützung. 2003 habe ich erst Anzeichen gemerkt sie aber natürlich damals nicht so gedeutet. Plötzlich brachen aus dem sonst so netten Menschen die Aggressionen heraus. Rückblickend denke ich das seit 2004 er auf jeden Fall unter einer Form der Depression leidet. Damals waren wir auch bei einer Beratungsstelle wegen der Probleme die Psychologin dort schien sehr inkompetent zu sein(er solle halt mal Dinge genießen dann würde es besser gehen,als ob er das einfach so könnte).
Seine "Symptome" laufen auf zwei Schienen ab was mir eine Einordnung erschwert. Auf der einen Seite sind die Dinge die immer sind, die aber soweit ich mich erinnere sich eher so über die Jahre eingeschlichen haben bzw als wir uns 2000 kennenlernten so noch nicht sichtbar waren. Er hat zu keiner Zeit ein gesundes Selbstbewusstsein, er hasst sich geradezu selber und verachtet sich für seine "Schwächen". Er neigt dazu seinen Erfolg mit anderen zu vergleichen und sich dann damit fertig zu machen.Komplimente nimmt er in keiner Form an, meine Liebe zu ihm ist ihm ein Rätsel, er hält sich für komplett unattraktiv. Wenn ich da wiederspreche, hat das für ihn keinen Wert schließlich "müsste" ich als Freundin das ja sagen. Er hat Panik vor der Zukunft und Phantasien davon obdachlos zu werden oder einsam in der Wohnung zu verrotten. Er übernimmt keine Verantwortung für die Beziehung, kann keine Wünsche für die Zukunft formulieren ohne zu sagen das klappt sowieso nicht. Er geht fest davon aus das ich ihn früher oder später sowieso verlassen werde. All diese Dinge treffen eigentlich immer zu ohne Phasen an denen er da groß positiv drüber denken würde. Trotzdem habe ich das Gefühl er steht an guten Tagen oft kurz davor ein solchen positiven Zukunftswunsch als mögliche Realität zu sehen aber traut es sich nicht ganz. Wenn ich mich zu den genannten Dingen positiv äußere, will er einerseits die aufmunternden Worte hören sieht es aber andererseits auch als Angriff auf seine Einschätzung, als nicht ernst nehmen.
Dann gibt es noch die aktuten Phasen. Die laufen vom Zeitraum her allerdings nicht über Wochen oder Monate sondern eher über Stunden oder Tage. Dies scheint ja eher untypisch für eine Depression zu sein. Also machnchmal ist es ein auslösendes großes oder kleines Problem, manchmal kommt es einfach so. Er selber kann es nicht erklären. Er weiß wann er drin ist kann aber dann nicht anders.Er nennt es das Loch. Ein Problem taucht auf oder er denkt einfach nur an ein x beliebiges. Das Problem führt in seinen Gedanken zu neuen größeren Problemen die unausweichlich sind und ganz sicher in einer Katastrophe enden. Lösungen sind grundsätzlich nicht möglich. Lösungsvorschläge gelten als Kritik. Die Situation sieht er als hoffnungslos auch wenn die "Probleme" für aussenstehende oft sehr banal sind. Seine Gedanken gehen dann immer im Kreis. Oft geht es nach einer Weile gar nicht mehr um das auslösende Problem oder es gab gar keins sondern manchmal fühlt er sich einfach diffus scheiße und das ganze Leben ist einfach so bescheuert. Alle Zukunftsängste kommen hoch. In solchen Phasen lässte er seine ganzen Aggressionen an mir aus, nicht körperlich aber Worte können auch ganzschön weh tun. Ich bin wahrscheinlich manchmal auch Teil des Problems, denn wenn er sich an einem kleinem lösbaren Problem so aufhängt dann verlier ich früher oder später die Geduld ( wenn ein Mensch den man liebt so verzweifelt ist über so triviale Dinge und auch einen da durch "lamentieren" immer reinzieht ist es schwer das zu ignorieren)und löse es größtenteils einfach eigenmächtig. Was dann natürlich bei ihm dazu führt, dass sein Selbstbewusstsein weiter sinkt weil ich das Problem schnell löse an dem er verzweifelt ist. Das gilt natürlich nur dann wenn es Kleinigkeiten sind wie den Weg nicht finden, der Computer bockt, ein Schalter klemmt, ein Telefonat muss geführt werden etc
Jedenfalls vor einiger Zeit, das war Ende 2006/Anfang 2007 da hat er die Möglichkeit in Betracht gezogen er könnte Hilfe brauchen (ein großer Schritt für jemanden der Hilfe grundsätzlich misstrauisch gegenübersteht)und er hat einen Therapieplatz bei einer Psychotherapeutin gekriegt. Ich weiß nichts genaues nur das er da 3 Blöcke an Stunden hatte die vor einigen Monaten ausgelaufen sind. Medikamente hat er nicht genommen und die Diagnose war eine posttraumatische Depression. Laut seiner Aussage endete die Therapie dann einfach so ohne Besprechung wie es weitergeht. Jetzt frag ich mich natürlich wie geht es weiter? Die akuten Tage gibt es immer noch wenn auch weniger häufig, ich kann beim besten Willen nicht sagen wie viele genau sie gehören zum Alltag regelmäßig dazu. Das ist ja anders als diese klassischen Phasen von denen ich immer lese die man ja zählen kann und die sicher nicht so kurz und häufig sind. Oder ist das eine einzige akute Phase seit 2004? Bei meinen Internetrecherchen bin ich dann bei längeranhaltenden Depressionen auf den Begriff Dysthemie gestoßen und frage mich ob der hier evtl zutrifft oder ob es wirklich eine klassische posttraumatische Depression ist, wie diagnostiziert. Am grundlegenden Problem des mangelnden Selbstbewusstseins hat sich wenig verändert. Jetzt ist die Frage welche Hilfsmöglichkeiten gibt es noch? Medikamente sieht er eher kritisch was ich nachvollziehen kann. Die Psychaterin die ihn an die Psychologin weitervermittelt hat hat sowas auch nicht empfohlen und es handelt sich ja vermutlich um eine "leichtere" Form der Depression. Er lebt sein Leben und auch unsere Beziehung ist größtenteils gut.An vielen Tagen können wir beide die Zeit zusammen genießen. Trotzdem würde ich mir natürlich wünschen das er mehr Verantwortung für die Beziehung übernimmt, Probleme unkompliziert löst, zufriedener und selbstbewusster wird (das ist er überhaupt nicht) und eine positive Zukunftssicht für unser gemeinsames Leben entwickelt. Natürlich ist dies eine Krankenheit und da sind Forderungen von meiner Seite schwierig aber es sollte ja auch Ziel sein irgendwann Verantwortung zu übernehmen es zieht sich ja auch schon einige Jahre. Es ist für mich manchmal wahnsinnig schwer Krankheit und Persönlichkeit klar abzugrenzen. Ich weiß gar nicht mehr wie viel pessimistisch/mißtrauisch jetzt zur Persönlickeit gehört und welche Teile von der Krankheit bedingt sind.
Also welche Optionen gibt es jetzt? Wäre evtl ein Termin bei der Psychaterin sinnvoll die die Therapeutin vermittelt hat, wie ist dies mit den 3 Stunden pro Quartal die die Krankenkassen evtl zahlen und was können die Ambulanzen der Kliniken oder die Beratungsstellen helfen? Sind evtl Selbsthilfegruppen etc sinnvoll? Der Ort ist Großraum München wenn jemand Empfehlungen hat. Ich habe schon das Gefühl dass er weiterhin Gesprächsbedarf hat und er es auch annehmen würde aber die regulären Verlängerungen der Therapie wurden alle genommen und es gibt ja diese 2 Jahres Sperrfrist. Also ich würde mich über Antworten, Kommentare, Hinweise jeder Art freuen!
erstmal möchte ich sagen, dass ich mich sehr gefreut habe dieses Forum zu finden. Das lesen anderer Beiträge hilft auf jeden Fall weiter. Mein Freund leidet seit Jahren an einer Depression. Nach außen ist es kaum sichtbar, die Freunde wissen von nichts, die Arbeit auch nicht. Er lebt ein stabiles Leben mit Job, Wohnung, Freundin und einem Freundeskreis. Die Familie ist weiß bescheid aber ist keine große Unterstützung. 2003 habe ich erst Anzeichen gemerkt sie aber natürlich damals nicht so gedeutet. Plötzlich brachen aus dem sonst so netten Menschen die Aggressionen heraus. Rückblickend denke ich das seit 2004 er auf jeden Fall unter einer Form der Depression leidet. Damals waren wir auch bei einer Beratungsstelle wegen der Probleme die Psychologin dort schien sehr inkompetent zu sein(er solle halt mal Dinge genießen dann würde es besser gehen,als ob er das einfach so könnte).
Seine "Symptome" laufen auf zwei Schienen ab was mir eine Einordnung erschwert. Auf der einen Seite sind die Dinge die immer sind, die aber soweit ich mich erinnere sich eher so über die Jahre eingeschlichen haben bzw als wir uns 2000 kennenlernten so noch nicht sichtbar waren. Er hat zu keiner Zeit ein gesundes Selbstbewusstsein, er hasst sich geradezu selber und verachtet sich für seine "Schwächen". Er neigt dazu seinen Erfolg mit anderen zu vergleichen und sich dann damit fertig zu machen.Komplimente nimmt er in keiner Form an, meine Liebe zu ihm ist ihm ein Rätsel, er hält sich für komplett unattraktiv. Wenn ich da wiederspreche, hat das für ihn keinen Wert schließlich "müsste" ich als Freundin das ja sagen. Er hat Panik vor der Zukunft und Phantasien davon obdachlos zu werden oder einsam in der Wohnung zu verrotten. Er übernimmt keine Verantwortung für die Beziehung, kann keine Wünsche für die Zukunft formulieren ohne zu sagen das klappt sowieso nicht. Er geht fest davon aus das ich ihn früher oder später sowieso verlassen werde. All diese Dinge treffen eigentlich immer zu ohne Phasen an denen er da groß positiv drüber denken würde. Trotzdem habe ich das Gefühl er steht an guten Tagen oft kurz davor ein solchen positiven Zukunftswunsch als mögliche Realität zu sehen aber traut es sich nicht ganz. Wenn ich mich zu den genannten Dingen positiv äußere, will er einerseits die aufmunternden Worte hören sieht es aber andererseits auch als Angriff auf seine Einschätzung, als nicht ernst nehmen.
Dann gibt es noch die aktuten Phasen. Die laufen vom Zeitraum her allerdings nicht über Wochen oder Monate sondern eher über Stunden oder Tage. Dies scheint ja eher untypisch für eine Depression zu sein. Also machnchmal ist es ein auslösendes großes oder kleines Problem, manchmal kommt es einfach so. Er selber kann es nicht erklären. Er weiß wann er drin ist kann aber dann nicht anders.Er nennt es das Loch. Ein Problem taucht auf oder er denkt einfach nur an ein x beliebiges. Das Problem führt in seinen Gedanken zu neuen größeren Problemen die unausweichlich sind und ganz sicher in einer Katastrophe enden. Lösungen sind grundsätzlich nicht möglich. Lösungsvorschläge gelten als Kritik. Die Situation sieht er als hoffnungslos auch wenn die "Probleme" für aussenstehende oft sehr banal sind. Seine Gedanken gehen dann immer im Kreis. Oft geht es nach einer Weile gar nicht mehr um das auslösende Problem oder es gab gar keins sondern manchmal fühlt er sich einfach diffus scheiße und das ganze Leben ist einfach so bescheuert. Alle Zukunftsängste kommen hoch. In solchen Phasen lässte er seine ganzen Aggressionen an mir aus, nicht körperlich aber Worte können auch ganzschön weh tun. Ich bin wahrscheinlich manchmal auch Teil des Problems, denn wenn er sich an einem kleinem lösbaren Problem so aufhängt dann verlier ich früher oder später die Geduld ( wenn ein Mensch den man liebt so verzweifelt ist über so triviale Dinge und auch einen da durch "lamentieren" immer reinzieht ist es schwer das zu ignorieren)und löse es größtenteils einfach eigenmächtig. Was dann natürlich bei ihm dazu führt, dass sein Selbstbewusstsein weiter sinkt weil ich das Problem schnell löse an dem er verzweifelt ist. Das gilt natürlich nur dann wenn es Kleinigkeiten sind wie den Weg nicht finden, der Computer bockt, ein Schalter klemmt, ein Telefonat muss geführt werden etc
Jedenfalls vor einiger Zeit, das war Ende 2006/Anfang 2007 da hat er die Möglichkeit in Betracht gezogen er könnte Hilfe brauchen (ein großer Schritt für jemanden der Hilfe grundsätzlich misstrauisch gegenübersteht)und er hat einen Therapieplatz bei einer Psychotherapeutin gekriegt. Ich weiß nichts genaues nur das er da 3 Blöcke an Stunden hatte die vor einigen Monaten ausgelaufen sind. Medikamente hat er nicht genommen und die Diagnose war eine posttraumatische Depression. Laut seiner Aussage endete die Therapie dann einfach so ohne Besprechung wie es weitergeht. Jetzt frag ich mich natürlich wie geht es weiter? Die akuten Tage gibt es immer noch wenn auch weniger häufig, ich kann beim besten Willen nicht sagen wie viele genau sie gehören zum Alltag regelmäßig dazu. Das ist ja anders als diese klassischen Phasen von denen ich immer lese die man ja zählen kann und die sicher nicht so kurz und häufig sind. Oder ist das eine einzige akute Phase seit 2004? Bei meinen Internetrecherchen bin ich dann bei längeranhaltenden Depressionen auf den Begriff Dysthemie gestoßen und frage mich ob der hier evtl zutrifft oder ob es wirklich eine klassische posttraumatische Depression ist, wie diagnostiziert. Am grundlegenden Problem des mangelnden Selbstbewusstseins hat sich wenig verändert. Jetzt ist die Frage welche Hilfsmöglichkeiten gibt es noch? Medikamente sieht er eher kritisch was ich nachvollziehen kann. Die Psychaterin die ihn an die Psychologin weitervermittelt hat hat sowas auch nicht empfohlen und es handelt sich ja vermutlich um eine "leichtere" Form der Depression. Er lebt sein Leben und auch unsere Beziehung ist größtenteils gut.An vielen Tagen können wir beide die Zeit zusammen genießen. Trotzdem würde ich mir natürlich wünschen das er mehr Verantwortung für die Beziehung übernimmt, Probleme unkompliziert löst, zufriedener und selbstbewusster wird (das ist er überhaupt nicht) und eine positive Zukunftssicht für unser gemeinsames Leben entwickelt. Natürlich ist dies eine Krankenheit und da sind Forderungen von meiner Seite schwierig aber es sollte ja auch Ziel sein irgendwann Verantwortung zu übernehmen es zieht sich ja auch schon einige Jahre. Es ist für mich manchmal wahnsinnig schwer Krankheit und Persönlichkeit klar abzugrenzen. Ich weiß gar nicht mehr wie viel pessimistisch/mißtrauisch jetzt zur Persönlickeit gehört und welche Teile von der Krankheit bedingt sind.
Also welche Optionen gibt es jetzt? Wäre evtl ein Termin bei der Psychaterin sinnvoll die die Therapeutin vermittelt hat, wie ist dies mit den 3 Stunden pro Quartal die die Krankenkassen evtl zahlen und was können die Ambulanzen der Kliniken oder die Beratungsstellen helfen? Sind evtl Selbsthilfegruppen etc sinnvoll? Der Ort ist Großraum München wenn jemand Empfehlungen hat. Ich habe schon das Gefühl dass er weiterhin Gesprächsbedarf hat und er es auch annehmen würde aber die regulären Verlängerungen der Therapie wurden alle genommen und es gibt ja diese 2 Jahres Sperrfrist. Also ich würde mich über Antworten, Kommentare, Hinweise jeder Art freuen!