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Oh du fröhliche...

Verfasst: 2. Dez 2009, 14:45
von nepomuck
Ich muss es nur mal loswerden, auch wenn alles halb so wild ist:

Hatte gerade ein Telefongespräch mit meinen Eltern, die es sich seit ein paar Wochen zur Lebensaufgabe gemacht haben, mich nach dem Fortschritt meiner Abschlussarbeit zu fragen. Mal abgesehen davon, dass sie thematisch überhaupt keine Ahnung haben und einfach auch mal hinnehmen müssen, wenn ich sage: "Ich bin dabei..." ist es doch auch seltsam. Weil ich Ihnen natürlich gleichzeitig folgendes verschwiegen: "übrigens, geht mir bitte nicht auf den Sack, ich hatte in den letzten Wochen ne depressive Phase, bin zum Psychiater gerannt und schlucke heute das erste mal in meinem Leben ein Antidepressivum...". Der Erklärungs- (Rechtfertigungs-)bedarf meinerseits und das von jeglicher fachlichen Unkenntnis herührende Genöhle ihrerseits, was dann im Anschluss gefolgt wäre, wollte ich mir ersparen. Gestern hat zudem noch der Betreuer meiner Arbeit angerufen, den ich zwecks gemeinsamen Treffens auch noch auf Januar vertrösten musste, nachdem ich rumdruckste, dass ich "ein bißchen faul" war.

Isset nicht herrlich? Man versucht irgendwie sein Innerstes klarzukriegen, während außen alles seinen Gang geht.

Wat freu ich mich schon auf Weihnachten in der Familie

Re: Oh du fröhliche...

Verfasst: 2. Dez 2009, 16:02
von petra3741
Hallo Nepomuk,

so ist das manchmal eigentlich gar nicht so schlimm.
Ich hatte heute auch wieder mal Kündigungen von Kunden, eigentlich muß man in dem Geschäft damit leben. Aber manchmal ist man dann so ärgerlich. Und weiß nicht was tun. Eigentlich könnte man den Kunden oder ELtern oder was auch immer total die Meinung sagen, aber das bringt meist auch nicht viel.weiß Ich sage mir dann immer, dass es mir schon viel schlechter ging. Oder ich fange langsam an Sachen von Leuten aufzuschreiben, denen es viel schlechter geht. Das hilft mir meist wieder zu frieden zu sein. Ich habe mich heute bei meiner Friseurin ausgekotzt. Sie fand es ok und spannend.
ich mache dann meine Dankbarkeitsübung und schreibe alles auf für das ich dankbar sein kann.
Ich frage mich dann was kann ich heute noch für mich tun?
Wenn ich die Welt mal wieder do ungerecht finde tue ich halt mir selbst irgendwas gutes.

LG Gina

Re: Oh du fröhliche...

Verfasst: 2. Dez 2009, 22:27
von Harry_Haller
Hm, dem kann ich mich aus eigener Erfahrung nicht so ganz anschließen. Ich bin jetzt 43 und habe gerade zum dritten Mal ein Date mit der Schwarzen Lady (diese Episode geht seit einem Jahr). Diesmal bin ich aber anders damit umgegangen und habe frühzeitig meinen Zustand offengelegt. Zuerst Frau und Freunde, dann Familie und gerade vor zwei / drei Wochen den Kollegen. Ehrlich, ich hätte nie mit einem solchen Rückhalt und Verständnis gerechnet!

Zum Thema "Eltern": zum meinem Vater habe ich den Kontakt abgebrochen. Meiner Mutter habe ich die Frage "Wie kann ich Dir helfen?" mit "Bleib weg und lass mir meine Ruhe" beantwortet.

Ich bin dazu übergegangen, meine Krankheit offen zu kommunizieren. Muss ich mich etwa verstecken? Nein, muss ich nicht! Die meisten gehen nach der berühmten Schrecksekunde offen damit um und haben Verständnis. Und die, die mit Vorurteilen behaftet sind, meinen eh, dass ich sie nicht mehr alle habe. Die sind mir aber spätestens dann sowieso egal! Mir geht es besser damit, keine Ausreden mehr parat haben zu müssen, warum ich so "komisch" bin.

Also, steht zu Euch, steht zu Eurer Krankheit! Wie oft habt Ihr auf andere Rücksicht genommen, Verständnis und Trost gespendet usw.?

Der Steppenwolf

Re: Oh du fröhliche...

Verfasst: 3. Dez 2009, 07:11
von nepomuck
Hi, danke für die Antworten. Es ist gar nicht so schlimm, wie es sich anhört. Ich gehe relativ offen damit um, und rede zum Beispiel mit meinen Freunden darüber. Natürlich werde ich nicht jedem Fremden meine Krankheit auf die Nase binden und mich dadurch entschuldigen, man kann leider nicht überall auf Verständnis hoffen. Meine Eltern sind ein spezieller Fall, immer um ihren Sohn bemüht, aber andererseits sind sie für solche psychologischen (etc.) Probleme nicht so zugänglich. Das heißt, da muss ich natürlich noch Aufklärungsarbeit leisten, und das wird schon noch schwer werden....Deshalb werde ich das wohl an Weihnachten machen müssen, wenn ich mal wieder zuhause bin.