Diskussionsforum Depression

Hallo zusammen,

mir brennt dies Frage schon seit längerer Zeit unter den Fingernägeln. Ich bin seit mittlerweile über zwei Jahren hier angemeldet. Habe in der Zeit aber nur ab und an mal im Forum gelesen.
Könnte das Forum nicht auch teilweise mit ein Grund dafür sein, dass es eben nicht besser wird?
Man beschäftigt sich häufig mit den eigenen Problemen, wohl ohne diese aufgrund des Forums bewältigen zu können und zusätzlich belastet man sich noch mit den Problemen anderer (was ich im Grundsatz sehr begrüße!). Aber kann dies nicht auch dazu führen, dass Problematiken einen, bei einigen, nicht zu geringen Anteil des Tages in Anspruch nehmen?
Man, zugegeben sehr zugespitzt, nur noch von Problemen umgeben ist, quasi in ihnen schwimmt? Oder ist das für euch gar kein Problem?

Beste Grüße,
Aequitas

Hallo,

also ich kann dieser Theorie nicht nur nicht zustimmen, bei mir zeigt sich (zumindest im Moment) das genaue Gegenteil. Dadurch, dass ich mich auf diese Weise intensiv mit dem ganzen Mist beschäftige, geht es mir definitiv besser.

Viele Grüße
Der Steppenwolf

Bin zar noch n icht so lange dabei aber mir tut es gut zu lesen das es nicht nur mir alleine so geht sondern andere auch Probleme und die Krankheit haben. Einfach nur aus Erfahrungsberichten herraus zu erfahren das es immer irgendwie einen Weg der Hilfe gibt wenn man ihn auch will. Problematisch wird es natürlich dann wenn mann 24Std drin ist und nix anderes mehr macht. Ansonsten kann ich nur sagen das es hilfreich ist.

Grüße Rosa

Mir hat das Forum SEHR geholfen. Ich habe dadurch erkannt, daß ich mir nicht einbilde, Depressionen zu haben. Hier habe ich erfahren, wo ich sofort Hilfe bekommen kann, wenns mir schlecht geht(PIA). Durch den Zuspruch der Forianer habe ich es geschafft, zur PIA zu fahren und Hilfe zu bekommen. Nochmals vielen Dank an alle.

Hallo,

mir hilft das Forum sehr.
Ich bin auch bemüht positive Sachen zu schreiben.
Es ist wie im wirklichen Leben. Es gibt Gutes und Schlechtes und wir müssen lernen schlechtes zu akzeptieren und wenn es geht zu verbessern und uns die positiven Dinge bewußt machen.
Für mich ist es ein Halt. Ich kann da immer mal rein schauen und lesen und kenne auch schon ein paar Leute.
Ich bin schon oft aufgestanden um ins Forum zu schauen und wenn man dann mal auf ist ist es schon gut. Man sollte natürlich sich nicht zu sehr auf die Probleme konzentrieren
und positives bei steuern.
LG Gina

Problematisch könnte es werden, wenn das Forum dazu dient, eine richtige Therapie zu vermeiden. Ich habe mehrere Jahre Therapie gehabt (ambulant und stationär) und komme mit einzelnen Gesprächen, bei Bedarf, mit einer Psychologin gut klar. Wenn ich hier dann und wann meine eigene Situation schildere, oder erzähle, was mir geholfen hat, hilft mir das selbst mehr als den Lesern, glaube ich. Wie eine Art Tagebuch.

Ich habe eine ganze Menge dazugelernt in diesem Forum und es hilft mir sehr über Verzweiflungen hinweg, einfach wenn ich lese, dass es anderen hier auch so geht.
Ich wäre sonst nie zur Reha gefahren, glaube ich.

Was mich manchmal nachdenklich stimmt: dass es vielen Leuten, von denen ich hier soviel gute Beiträge gelesen habe, immer wieder schlecht geht.
Das also alle guten Erkenntnisse, Therapien und alles arbeiten an sich selbst anscheinend nicht verhindert, dass die Depressionen zurückkommen.

Hallo, ich bin ja sozusagen immer noch Neuling auf dem Gebiet der Depression und auch hier im Forum, kann allerdings die geäußerten Bedenken gut nachvollziehen, insbesondere die Erfahrung, dass hier "alte Hasen" immer noch sehr negative depressive Phasen (oder auch Dauerzustände: "Depris sind so und so".."ich bin Depri, also muss ich froh sein, wenn ich aufstehen kann" etc.) haben, hat mich die lzt. zwei Wochen hier eher runtergezogen und ich hatte immer das Gefühl, wenn ich hier länger gelesen hab', gehts mir gefühlsmäßig schlechter, trotz der hilfreichen Infos, die's hier auch immer gibt.
Ich war deshalb gar nicht traurig, dass ich kürzlich einen Internetausfall hatte und gar nicht hier reingucken konnte...allerdings führt mich die Neugier auch wieder her.
Wahrscheinlich muss jeder individuell gucken, wie's ihm damit geht - meinen eigenen Weg dazu hab' ich wohl auch noch richtig gefunden. Einerseits tut gut, hier Gleichgesinnte zu finden, zumal ich im realen Leben eigentlich nur mit meinem Mann offen über die Krankheit spreche und das auch nicht immer gerne, andererseits empfinde ich manche Postings so, als sei man nur "richtig krank", wenn man's kaum noch aufs Klo schafft und da ich froh bin, aus diesem bleiernen Zustand langsam herauszukommen, ist mein persönliches Ziel mich nicht am Schlimmstzustand zu orientieren, sondern an dem, was an Positivem möglich wäre oder wieder sein wird, das will ich versuchen, nicht nur sagen "ich kann ja nicht, weil..."
Z.B. finde ich den Thread "3 gute Dinge des Tages" sehr viel hilfreicher als "3 schlechte...", aber vielleicht liege ich da auch falsch und muss erst noch mehr Erfahrungen machen.
Ich finde es jedenfalls gut, dass solche Gadanken auch mal geäußert werden und geäußert werden dürfen.
Ellendur

Hallo!

Ich kann mir schon gut vorstellen, dass das Forum "triggern" kann. Deshalb habe ich mich früher hier nur aufgehalten, wenn es mir sehr sehr schlecht ging.

Ging es wieder aufwärts, wollte ich wieder "normal" sein, kein Depri, hoffte, "es" würde nie, nie wieder kommen. Wenn ich hier das ganze Leid las, dann zog mich das runter. Das war keine Hoffnung und kein Mut, die ich hier fand, sondern hier sah ich nur Überlebenskampf.

Heute weiß ich, dass ich mich gesperrt hatte. Ich wollte hier nicht dazu gehören. So musste ich erst ganz unten landen, monatelang in der Klinik, bis ich einsah, ja, ich gehöre dazu.

Seitdem habe ich das "Leben" hier und das Leben "draußen" miteinander verbunden. Wenn es mir nicht so dolle geht, dann lasse ich mich etwas stützen. Geht es besser, stütze ich etwas die Anderen.

Ein Internet-Forum sollte so oder so immer nur ein recht kleiner Teil des Lebens sein, weil die Erfahrungen hier doch immer sehr oberflächlich bleiben, bei aller Tiefe der Kommunikation. Belasten und erfreuen tut mich vorrangig das Leben "draußen", nicht das Forum.

Aber es hilft bei der Orientierung, bei der Akzeptanz, beim Annehmen. Und das ist schon eine ganze Menge.

Wer sich für die harte Realität, die hier auf einen einprasselt, noch nicht stark genug fühlt, der muss es sich nicht antun. Alles braucht seine Zeit und alles hat seine Zeit. Vielleicht morgen, vielleicht nie.

dolittle

Hallo Ellendur,

>Z.B. finde ich den Thread "3 gute Dinge des Tages" sehr viel hilfreicher als "3 schlechte...",
Das geht mir genauso und ich denke, jede/r, die sich ehrlich beobachtet, kann das an sich selbst feststellen.

Unsere Spiegelneuronen lassen uns das empfinden, was der andere fühlt. Hier im Forum (im echten Leben nicht immer) kann ich mir aussuchen, welchen Gefühlen von anderen ich mich aussetzen will — deshalb ganz klar meine Entscheidung für die guten Dingen des Tages!

Es unterliegt meinem eigenen Einfluss, ob sich mein Befinden durch das Forum verschlechtert oder ob ich Erleichterung und Unterstützung erlebe.

Grüße,

Clown

Erst einmal vielen Dank für die vielen, zum Teil auch wirklich tiefsinnigen, Antworten.

Eigentlich spiegeln meine Erfahrungen wider, was Ellendur wirklich gut formuliert hat.

Wenn ich einen Durchhänger habe schaue ich hier rein, lese ein bisschen und fühle mich danach eigentlich selten wirklich besser.

Vielleicht wird das noch.

Beste Grüße,
Aequitas

Hallo Aequitas,

Ja, ich gehöre auch zu den Menschen, denen das Durchlesen hier geholfen hat. In meiner schweren Zeit habe ich (auch für meine Verhältnisse) manchmal zuviel Zeit hier verbracht. Aber es hat mir weitergeholfen. Es reicht natürlich nicht, nur zu lesen, man muss sich auch einiges rauspicken und ausprobieren, nur so kann man sich weiterhelfen.

Die "Alten" haben mir anfangs auch Angst gemacht, ich dachte, he, wird das nie besser. Aber mit der Zeit hat auch das mir geholfen die Depression zu akzeptieren.

Hoffe du pickst dir trotzdem weiterhin bei Bedarf einiges hier raus.

Bis dann

Milly

Therapie ist das, was man zwischen den Stunden aus dem macht, was man in den Stunden besprochen hat..ich fürchte so ähnlich könnte es auch mit dem Forum laufen:-)
Viele Grüße
Dr. Niedermeier

Hi Aequitas,
also ich empfinde das Forum als was hilfreiches neben meiner Therapie und den Antidepressiva.
Ich fühl mich hier verstanden und aufgefangen, ich habe das Gefühl nicht allein zu sein mit der Krankheit und das ist schon sehr wichtig.
Und daß man hier im Forum virtuell gedrückt wird odre liebe Worte bekommt, das tut echt gut.
Lieber Gruß Babi

Hallo,

mein Mann würde sofort sagen, das dieses Forum nur Schaden anrichtet, als Depressiver sollte man sich nicht mit Gleichgesinnten unterhalten.

Das ist absoluter Quatsch, das Forum hier ist echt super, mir hat es schon so viel geholfen, mir Mut gemacht, habe wertvolle Tipps bekommen und hilfreiche Informationen.

Es ist so schön sich mit anderen auszutauschen und zu diskutieren. Anderen auch mal helfen zu können, das baut auf, gibt wieder Kraft.

Wenn mich bestimmte Themen belasten brauche ich sie ja nicht lesen, jeder kann selbst entscheiden, wie weit er sich täglich daraufeinlässt, man ist zu nichts verpflichtet und jeder kennt seinen Ausknopf am PC, wenn es genug ist und im Moment nichts positves mehr rüberkommt.

Man kann selbst entscheiden, wie weit man sich einbringt, ob man nur liest oder auch antwortet, mehr freie Entscheidung geht nicht mehr.

Ich bin Glücklich und Dankbar, dieses Forum kennengelernt zu haben.


liebe grüße sedna

Hi,

in den Zeiten wo es mir schlecht geht, fühle ich mich hier im Forum sicher, verstanden und gut aufgehoben. In solchen Zeiten hilft es mir zu sehen das ich mit meinen Problemen nicht allein bin, da reicht es schon manchmal einfach nur still die Beiträge zu lesen. Ich für mich hab gemerkt das mich das Forum in guten Zeiten eher runterzieht als das es mir hilft. Es blockiert und hemmt mich irgendwie. Habe in letzter Zeit das Forum fast gar nicht genutzt, aber im Moment kann ich wieder mal ein bischen "Sicherheit" gebrauchen.

Herr Dr.Niedermeier,

Wieso fürchten sie, dass es mit dem Forum auch so laufen könnte?

Hab vielleicht nur falsch verstanden, trotzdem danke für die Rückmeldung

Milly

Danke, milly, für deine Nachfrage. Auch ich finde den Einwurf vom Doc erkärungsbedürftig. Auch, wenn ich mir den ganzen Thread komplett durchlese.

Bitte, lieber Herr Dr., erleuchten sie uns!

Hallo,

also bei mir kann ich das Gegenteil feststellen. Das Forum hat mich erstmal dazu gebracht mit meiner Lebensgefährtin über meine Probleme zu sprechen und einen Arzt aufzusuchen. Auch habe ich durch das Forum erkannt, dass ich eine Krankheit habe, welche ich ohne professionelle Hilfe allein nicht loswerden kann.

Natürlich "schwimmt" man hier in vielen Problemen. Dies hat mich aber nicht noch weiter nach unten gezogen, sondern eher gestärkt in meinem Handeln. Ohne das Forum und das Lesen darin hätte ich wohl nicht den Schritt zum Arzt gemacht.

Schöne Grüße
Gerd

Gerd, mich freut sehr, was du schreibst!

Viel Glück weiterhin,

Clown

Ich glaube, was mich hier manchmal bedrückt beim Lesen ist nicht das Forum als solches oder die Postings, sondern die Erkenntnis, dass Depressionen nicht einfach so weggehen.(Jedenfalls meine nicht)
Auch dann nicht, wenn man alles "richtig" macht, also Therapie, ADs, Reha...
Das wird mir bewusster wenn ich hier reinschaue, weil es anderen auch so geht. Das ist ein schmerzlicher Prozess, weil ich mir eingestehen muss sozusagen mit einer Dauerbaustelle zu leben. Ohne endgültiges Happy End.
Trotzdem: das ist eben die Realität, dafür kann das Forum nix.

Liebe Grüße, Constanze!

@all, hi in die Runde.

Wer eine Psychotherapie macht, muss während der Psychotherapiestunden, also im richtigen Leben dann die Erkenntnisse halt auch anwenden, umsetzen und eben handeln, handeln, ausprobieren, auf die Schnauze fallen, neu probieren, gucken, was passen könnte etc.

Und wenn der doc sagt, so in etwa "ich fürchte, im forum isses hier ähnlich",
dann meint er, dass es nicht Sinn macht, in den postings lediglich und ausschließlich zu klagen, zu nörgeln, zu trauern und in seinem Mist ewig sitzenzubleiben, sondern durch den Austausch mit den Anderen einen erweiterten Handlungsspielraum zu bekommen, mal diese oder jene Idee zu verwirklichen, sich klar werden, ach so könnte es sein etc.

Das richtige Leben findet zwischen den einzelnen Psychotherapiestunden und zwischen den Forumsbeiträgen statt.

Irgendwie hat mich der Satz vom doc doch auch noch einmal aufgerüttelt.

Hier im Forum kann ich Anregungen kriegen, aber alles muss ich hier im wahren Leben ändern bzw. umsetzen.

Herzlich elas


_______________________________________________
www.depressionsliga.de

Amen, elas, amen! Damit kann ich etwas anfangen.

(Hast du schon meine Mail gelesen?)

Liebe Grüße

yes sir

schon geantwortet

Hallo,

also ich plage mich ja auch sehr lange mit meinen Depressionen herum und habe mich erst jetzt hier angemeldet.
Bisher habe ich es bewusst vermieden, mich in einem Forum anzumelden. Aber ich habe für mich festgestellt, dass ich, wenn es mir nicht so gut geht, dazu neige, kaum noch zu reden. Mir hilft das Schreiben und das schriftliche Fragen und Antworten sehr. Deshalb fühle ich mich hier wohl. Ich kann mich mitteilen, ohne zu sprechen. (In meinen Beruf rede ich den ganzen Tag und das mit Begeisterung.)
Wenn ich feststellen würde, dass ich mich hier festbeiße und mir das Forum nicht mehr gut tut, würde ich mich zurückziehen. Es passt ja nicht immer alles in allen Lebensphasen. Diese Möglichkeit der Unverbindlichkeit, mich zurückziehen zu können, wenn ich es möchte, empfinde ich als angenehm.
Auf mich trifft "geteiltes Leid ist halbes Leid" zu. Zu erleben, dass andere ähnlich denken oder fühlen, erleichtert mich.

brad