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Ich habe den Boden unter den Füßen verloren

Verfasst: 29. Nov 2009, 21:25
von Mausebär88
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll…
Mir ist nur eine Sache in den letzten Paar Monaten klar geworden: ich habe den Halt verloren. Ich weiß nicht warum aber ich fühle mich als ob ich träume alles wirkt so unecht auf mich.
Aber ich will ganz von vorne Anfangen:
Mein Name ist Stephan und ich bin 18 Jahre alt, meine Eltern sind (und jetzt bitte nicht erschrecken) beide Psychologen aber um ehrlich zu sein bin ich ziemlich enttäuscht von ihnen. Ich war eigentlich immer ein ziemlich glücklicher Mensch, der immer viel Spaß am Leben hatte und auch mal schlechte Nachrichten wegstecken konnte. Doch diese Zeiten sind jetzt leider vorbei. Ich bin 2006 auf ein Gymnasium gewechselt und glaube da fing dieser Zustand an ich hab zu der damaligen Zeit ein wahres Wechselbad der Gefühle durchgemacht, ich hab mich mal gut gefühlt mal extrem schlecht mal gut mal schlecht uns so weiter, und das im halbe-stunde-Takt. Bis ich angefangen hab mich selbst zu hassen. Ich vor Wut über mich selbst teilweise stundenlang geheult ohne zu begreifen warum. Ich wollte nicht mehr leben ich hab in den Spiegel geschaut und das einzige was ich empfunden hab war Hass. Wut und Hass. Was ich allerdings nie und bis heute noch nicht gemacht hab ist mir selbst weh zu tun keine Ahnung warum aber dafür bin ich wohl zu feige. Ich bin kein unbeliebter Mensch das weiß ich auch, ich hab eigentlich viele Freunde, aber dennoch hab ich das Gefühl allein auf der Welt zu sein, im Grunde denke ich immer wieder: eigentlich mag dich niemand die tun alle nur so. Eine weitere Macke von mir ist das ich der festen Überzeugung bin niemals glücklich sein zu können, ich denke einfach das ich dafür nicht geschaffen bin, ich kann mir auch nicht vorstellen das mich jemals jemand lieben wird, das mir jemals jemand den Halt geben wird nach dem ich mich so sehen. Ich halte mich für extremst unattraktiv und beginne so langsam eine Art Hass gegen alle attraktiven Jungs in meinem Alter zu entwickeln, nagut Hass ist übertrieben, aber immer wenn ich einen sehe denke ich mir warum kann ich nicht so aussehen, wann wär mein Leben doch soo viel leichter. Danach bin ich dann immer extrem schlecht gelaunt und unzufrieden. Ich möchte klarstellen das ich kein wehleidiger oder verjammerter Mensch bin, ich lass mir mein Leiden nicht anmerken, hat für mich was mit Disziplin zu tun. Ich verstecke mich immer mehr in meinem Zimmer, ich sitze zu Hause und gehe kaum noch weg. Der Grund ist einfach weil ich mich nur hier wohl fühle auf Partys fühle ich mich beobachtet und ausgelacht (auch wenn ich weiß das es eigentlich nicht stimmt) ich würde soweit gehen zu sagen, ich hasse die Welt in der ich lebe ich will auch eigentlich nicht mehr leben ich sehe keine Perspektive für mich. Ich bin habe eine Schmerzmittel und Beruhigungsmittel Abhängigkeit, die ich mir heimlich von mehreren schlechten Ärzten verschreiben lasse, zudem rauche ich recht viel und nehme Schlaftabletten um wenigstens Einigermasen gut durch den Tag zu kommen.
Ich weiß was ihr jetzt denkt: hol dir Hilfe bei einem Therapeuten aber genau hier liegt das Problem. Ich habe wahnsinnige Angst davor, Angst davor Hilfe zu holen und damit mir und allen um mich herum einzugestehen das ich „verrückt“ bin. Meine Eltern, so habe ich das Gefühl, wollen oder können mich nicht verstehen, ich versuche mit ihnen darüber zu sprechen aber es kommt nix dabei raus.
Wenn ihr euch jetzt fragt was ich von euch will, muss ich euch sagen dass ich selbst nicht genau weiß, ich weiß nur dass es so nicht weiter gehen kann.
Hatt jemand von euch das auch erlebt? Oder hat irgendwelche Tipps für mich? Wenn ja postet sie mir hier doch bitte, denn so wie es ist kann und will ich nicht weitermachen, bin völlig am Ende.
So das warst…. Und Entschuldigung dass ich euch vielleicht gelangweilt habe, aber ihr seid meine einzigen Ansprechpartner.

Vielen Vielen Danke
Stephan

Re: Ich habe den Boden unter den Füßen verloren

Verfasst: 29. Nov 2009, 22:26
von Babi
HI Stephan,
du langweilst wirklich nicht, ich finde es wichtig, daß du dich hier aussprichst. Ich kenne deine Gefühle und Gedanken auch, ich hatte sie auch seit meiner Jugend, also seit dem Alter, in dem du jetzt bist. Ich bin mittlerweile 41 und habe sie immer noch manchmal.
Ich habe auch viele lose Kontakte und ein paar intensive und denke aber auch immer, niemand mag mich so wirklich, oder was ich auch denke ist, die mögen mich nur, wenn sie mich irgendwie brauchen. Daß und wann ich jemand brauche, erkennen die oft nicht oder sind so mit sich selbst beschäftigt, daß sie nicht für mich da sein können.
Ich denke auch oft, ich bin in der falschen Welt gelandet.
Ich verstehe dich so gut und drück dich mal ganz lieb.
Ist doch klar, daß du da mit deinen Eltern schwer drüber reden kannst, auch wenn sie Psychologen sind. Genau deswegen ist es wichtig, daß du dir gerade nicht die Hilfe deiner Eltern suchst, denn sie würden nicht neutral urteilen als Psychologen wie bei fremden Personen, die sie behandeln, sondern als Eltern, weil sie emotional da mehr eingebunden sind, du bist ja ihr Sohn.
Du hörst dich wirklich sehr verzweifelt an und fühle mich dir nah, weil es mir in dem Alter, in dem du jetzt bist, genauso bin, auch wenn ich eine Frau bin.
Hast du denn wirklich keinen besten Freund, mit dem du reden kannst?
Und nochwas: Es kommt nicht auf das Aussehen an, sondern auf die inneren Werte, Menschen, die nur auf das Aussehen achten, sind oberflächlich und mit denen würdest du auch nicht glücklich werden, glaub mir!
Ich würde an deiner Stelle zu einem Facharzt gehen (Neurologen) und mich beraten lassen, ob du Anitdepressiva nehmen solltest.
Weißt du, ich z.B. habe durch die Antidepressiva erst die Kraft gehabt, was an der Situation zu ändern, vorher, bevor ich sie nahm, war ich kraftlos und hilflos.
Vielleicht ist das ja bei dir auch so, ich weiß nicht, denn bei jedem ist das anders.
Aber du könntest es ausprobieren.
Alles Liebe und ich denk an dich!
Babi

Re: Ich habe den Boden unter den Füßen verloren

Verfasst: 1. Dez 2009, 01:46
von ego57
Hi Stephan,
ich kenne einen Stefan, dessen Vater Bürgermeister ist, ich habe ihn in einer Tagesklinik
kennengelernt. Es ist sehr schwierig Sohn von "Bedeutenden" Persönlichkeiten zu sein
Ich bin ????, mein Sohn wird das auch. Und dann stellt der Sohn fest, daß er es garnicht will.
Unser Schulsystem ist nicht für jeden optimal, zurückhaltende Kinder haben auf dem Gymnasium
einen schweren Stand und können sich auf einer Realschule besser entwickeln. Sag deinen Eltern
das man auch auf dem 2. Bildungsweg noch Arzt werden kann. Ich kenne den Sohn zweier Ärzte
der in einem Krankenhaus als Pfleger arbeitet und einen Kinderarzt der über Intensivpfleger
zu seinen Job kam. Sag deinen Eltern was du willst. Für sie wird es erstmal schwierig
sein, aber sie werden dich verstehen. Schaue nicht auf die, von denen du meinst sie sehen
besser aus wie du, sondern sehe die denen es schlechter geht.

Du kannst offen zu ihnen reden, denn es sind deine Eltern.
Falls sie Zweifel haben sag ihnen, daß Kinder von Schuhmachern meißt schiefe Absätze haben.

Versuche dich nicht in die Schiene reindrücken zu lassen.

gruß ego57

Re: Ich habe den Boden unter den Füßen verloren

Verfasst: 1. Dez 2009, 14:42
von CJ43
Hallo Stephan!

Erstmal: es tut mir sehr leid, dass es dir so schlecht geht! Das erinnert mich sehr an meine eigenen Jugend, die teilweise auch sehr verzweifelte Abschnitte hatte.
Vorübergehende Stimmungsschwankungen sind in diesen Lebensalter zwar normal, aber was du schreibst, scheint mir darüber hinaus zu gehen. Vor allem, was du vom Konsum an Beruhigungsmitteln schreibst!
Das zeigt doch einen sehr hohen Leidensdruck! Und es ist schade, dass dir Ärzte das verschreiben, ohne nach den Ursachen zu forschen. Oder wolltest du das bisher nicht? Also von deiner Situation erzählen?

Vielleicht ist es für dich leichter mit Fremden zu reden, als mit deinen Eltern. (Mir fällt es heute noch schwer meinen Eltern von meinen Depressionen zu erzählen!)
Gibt es an deiner Schule eine Sozialarbeiterin? Könntest du dir da einen Termin holen? Das wäre nicht so schwer, wie zu einem Facharzt zu gehen, und sicher könnte man dir da weiterhelfen.
Du brauchst unbedingt jemanden zu reden, auch wenn das schwer ist! Denn noch schwerer ist es, alles mit sich alleine abzumachen, glaub mir, ich weiß, wovon ich rede!

Liebe grüße, Constanze!