Seite 1 von 1

Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 08:25
von Nadalien
Ab Donnerstag soll mein erster Klinikaufenthalt erfolgen.
Es ist eine Art Reha-Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik.
Ich kann es kaum fassen, dass ich dort hin soll, es wurde mir aber nahegelegt. Jetzt habe ich meine Zweifel.
Ist es nicht gesundmachender, arbeiten zu gehen und eine Woche Urlaub zu genießen? Habe große Angst, dass ich genauso schlau bin wie vorher, mir die Zeit die ich anders hätte nützen können verschwenden werde in der Klinik...
Was bringt ein Klinikaufenthalt?

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 08:30
von Bringfriede
Hallo Nadalien,

verschwenden wirst Du nichts.
Und glaube es, Du wirst einiges für Dich aus dem Aufenthalt rausziehen können.
Erwarte nicht so viel, Erkenntnisse werden sich einstellen und es wird dir wahrscheinlich erst im Anschluß bewußt werden, was es Dir gebracht hat. Und wenn es nur bringt, das Du liebevoller zu Dir selbst bist.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall eine erholsame, lehrreiche und genußvolle Zeit.

Alles Liebe, Bringfriede

Meine Seele sagt mir heute nicht,
was morgen ist!!!

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 08:33
von FönX
Hallo Nadalien,

erwarte nicht zuviel. Es ist aber mehr als eine Woche Urlaub zu machen: Du lernst dich zu verstehen.

Alles Gute!

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 08:54
von Nadalien
Ist es so, dass man rauskommt und handeln kann?
Ich bin seit Jahren total blockiert, wenn es um die reale Welt geht. Wie soll ein Klinikaufenthalt das verbessern, ist man doch von der realen Welt abgeschnitten?! Ist es nicht so: einmal in der Klinik, immer wieder dort?
Ich will nur einen Versuch starten, und ich will klar im Kopf werden. Ich habe meine Zweifel, ob das auf diesen Weg geht.

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 08:59
von FönX
Du wirst handeln können, aber anders als du heute denkst. Du lernst, etwas für dich zu tun. Das erste, was mir der Chefarzt der Klinik sagte, war: "Hier geht man nicht krank rein und kommt gesund raus. Wir können Ihnen nur helfen zu verstehen." Das hat mich das Vierteljahr begleitet. So ist mein ohnehin überzogenes Anspruchsdenken start gemildert worden. Den Durchbruch hatte sowieso erst die Jahr später durchgeführte Verhaltenstherapie in Bad Bramstedt in 2008, die heute noch wirkt.

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 09:00
von FönX
Nachtrag:
Die Klinik ist eine Mikrowelt, ein Abbild von "Draußen". Das schult dich auch. Mehr als man denkt.

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 09:09
von Bringfriede
Nadalien,

sei mir jetzt nicht böse. Aber lies Dir bitte nochmal deine Nachricht durch.
Was Dich jahrelang beschäftigt hat, kaputt macht, runter zieht...kann doch nicht mit einem Mal und nach dem Klinikaufenthalt abgehakt sein. Du lernst dort, mit Dir selbst umzugehen, Dir und anderen Grenzen zu setzen, dich zu achten.
Dort geht es nur um Dich!!!
Ich will Dir auch nicht die Illussion geben, das Du rauskommst und alles ist palletti!!!
Das wird eher unwahrscheinlich sein, doch wirst Du im Anschluß mit einigen schwierigen Situationen anders und wahrscheinlich etwas gelassener umgehen.

Ich war bis jetzt einmal in der Klinik. Und einmal in der REHA. Vor haben, öfters dorthin...nö...will ich auch nicht. Aber sollte ich wieder in solch einer akuten Situation sein wie damals...werde ich mein Köfferchen schnell packen und dorthin gehen.

Ich für meinen Teil kann sagen, das mir die Klinik und deren Ärzte einen Weg in die richtige Richtung gezeigt haben. Gehen...so anstrengend es ist...Gehen muß ich selbst.

Und Nadalien,

sei offen und denke Dir...das ist alles nur für Dich. Komm zu Dir und bleib bei Dir.
Fühl Dich umarmt,

alles erdenklich Liebe, Bringfriede

Heine Seele sagt mir heute nicht,
was morgen ist!!!

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 09:55
von Nadalien
Ich spüre ja dieses unermessliche Kribbeln in mir, das Leben heißt.
Doch in alltäglichen Dingen stell ich mich so doof an, dass mir jeglicher Elan auch mal was Neues anzufangen genommen ist, also den Mut etwas Kreatives zu tun, ohne die Verantwortung abzugeben.

Meine Freunde wollen alle die alte Nadalien zurück, sagen sie, doch die alte Nadalien hat sich nie Gedanken um ihre Zukunft gemacht. Jetzt stehe ich vor dem Trümmerhaufen und ich kann nicht mehr lachen. Die Leichtigkeit ist dahin. Alle um mich herum haben irgendwie ihr Leben gemeistert und ich komm nicht klar. Das macht mich traurig, Herzschmerzen.

Gewinnt man seine Stärke wieder?

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 10:16
von FönX
Hallo Nadalien,

deine Freunde, die die alten Nadalien erwarten, erwarten zuviel. Sie sollten dir den Freiraum gönnen, den du brauchst. Dich selbst zu finden, zu entwickeln. Du sollst keine andere werden und auch nicht die alte Nadalien. Die hat sich krank gemacht. Richtige Freunde wollen das nicht.

Was die alte Stärke angeht, kann ich leider nur sagen, dass bei mir nur wenig wiedergekommen ist. Vorher habe ich an vier Fronten gleichzeitig "Krieg geführt". Heute freue ich mich zu leben und in bescheidenem Maß das tun zu können, was meiner kleinen Familie nützt und mir Freude macht. Heute habe ich die Stärke, mit Rückschlägen fertig zu werden, was vor einem oder zwei Jahren völlig undenkbar wäre. Da hätte mich alles umgeworfen. Würde ich neben Trimipramin noch ein anderes AD nehmen, würde ich alles noch souveräner wegstecken. Aber das würde auch Lebensqualität kosten. So habe ich mit dem Maß an Kraft vorlieb genommen, die ich aus den Therapien, besonders aus Bad Bramstedt (VT), gezogen habe.

Versuche einfach, dich auf die Therapie, das Klinikteam und die PatientInnen einzulassen. Und: Vergiss deine Werte nicht. Und gib an der Rezeption nicht dein Gehirn ab. Du wirst es brauchen, um Entscheidungen zu fällen.

Nochwas: Vieles, was du aus dem Klinikaufenthalt rausziehst, merkst du zunächst gar nicht. Es wird dir aber im Nachhinein manches klar.

Viel Kraft!

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 10:18
von FönX
Fast vergessen:
Wenn du das unermessliche Kribbeln, das Leben heißt, spürst, lässt das sehr hoffen, dass du erfolgreich sein wirst. Bei vielen, mich eingeschlossen, war da am Beginn der Therapie nichts dergleichen. Nur Taubheit.

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 10:59
von Nadalien
Hallo FöniX !

Ich will leben, mit oder ohne Partner, scheiß drauf!
Ich hab nur kein Ziel....
DAS macht mich depressiv!

Die Energie ist da, nur vollkommen ungesteuert, bin unglücklich die ganze Zeit, weil ich nicht weiß wie bündeln, alles verpufft, und dann: wo soll ich hin...

DAS macht mich wahnsinnig!

Re: Klinikaufenthalt

Verfasst: 17. Nov 2009, 11:40
von FönX
Das ist doch okay! Super! Dann setze dir für den Klinikaufenhtalt das Ziel, ein Ziel zu finden, es dann in Etappenziele herunterzubrechen. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Ich habe letztes Jahr in Bad Bramstedt gelernt, mir S.M.A.R.T.e Ziele zu setzen.

SMART kann man unterschiedlich interpretieren. Meine Version:

S pezifisch
M essbar
A attraktiv
R elevant
T ermin

In Gruppenarbeit haben wir an unseren persönlichen Zielfindung gearbeitet. Das war sehr konstruktiv.