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Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 18:12
von DerSchatten
Nach einigen Monaten Pause melde ich mich mit dieser blöden Frage zurück. Also, ihr werdet Sie wahrscheinlich blöd finden, aber für mich steht die wirklich im Raum.

Kurze Zusammenfassung meiner Situation: Ich hab ne kombinierte Persönlichkeitsstörung und seit Monaten (mit wenigen kleinen Aussetzern) ne mittelschwere Depri-Episode. Dagegen getan hab ich bisher: Psychotherapie (tiefenpsych.), Medis (erst Citalopram, dann Venlafaxin, dann zusätzlich noch Trimipramin, jetzt nur Elontril) und zwei Monate Tagesklinik. Dazu noch diverse Anläufe zur Selbsthilfe.

Und nun...? Es geht mir besch... als vor der Tagesklinik und ich kann mich einfach nicht mehr aufraffen, irgendwas gegen die Depris zu tun. Klar, ich würde es für mich tun, aber ich frage mich einfach nur noch: wozu? Ich stecke so tief drin in meinen Depris, dass ich einfach nicht mehr will. Nein, ich bin nicht suizid-gefährdet. Ich hab nur einfach keinen Bock mehr auf "das Leben". Und mittlerweile bin ich an dem Punkt, mich selbst aufzugeben. Ich weiß nicht, wofür ich irgendwie kämpfen sollte, denn egal, was die Zukunft bereit halten könnte - es interessiert mich nicht.
Ich igel mich zu Hause ein, meide soziale Kontakte. Die wären zwar "gut" für mich, aber auch da die Frage: wozu, wenn es für mich nur anstrengend ist? Und auch die Vorstellung, mal wie ein ganz "normaler Mensch" ganz "normale Kontakte" zu haben, ist für mich nicht erstrebenswert. Ich habe auch keine Hobbies, sondern sitze in meiner freien Zeit vorm PC oder TV und warte, dass die Zeit vergeht. Ohne wirklich was zu tun (dieser Beitrag hier ist ne Ausnahme).

Ich hab mich aufgegeben, weil ich einfach nicht mehr sehe, warum ich noch was tun sollte. Es ist eh nur anstrengend und kann mich nicht zum Ziel führen. Weil ich keins habe.

Danke fürs "Zuhören" (lesen)...

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 18:38
von Aga
Hallo,

ich erleide auch gerade eine sehr ätzende Phase meiner Depressionen. Mal ist es wieder so weit und ich heule nur rum, tue absolut gar nichts und bete dass der Tag um ist.

Aber warum hab ich mich hier angemeldet und warum geh ich zum Therapeuten? Ganz einfach: Ich möchte gerne wieder die Sonne genießen, mich über Regen ärgern, mit Freunden wieder herzhaft lachen, wieder stolz auf mich sein, etwas mit Genuss kochen, auf Geburtstage gehen, einkaufen gehen. Aber das Wichtigste ist: ich möchte in der Früh aufstehen und mich freuen, dass ich keine tödliche Krankheit habe und den Tag genießen.

Vielleicht solltest Du überlegen was dir früher Spaß gemacht hat und dich in das Gefühl hinein versetzen, wie es früher war. Das versuche ich immer und oft, auch wenn nicht immer, klappt das und das gibt mir Mut.

Vg
Aga

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 19:09
von Schlaflos02

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 19:57
von Holgi
Hi Schatten

Ich bekämpfe meine Depri nicht mehr.

Ich habe mich ihr aber auch nicht ergeben.

Ich habe sie vielmehr in mein Leben integriert.

Von ihr gelernt und akzeptiert, das sie immer Teil meines Lebens sein wird.

So wie ein Putzerfisch, der meine "Parasiten" frisst, dafür muss ich das nervtötende um mich herumschwimmen ertragen.

Meine Depri zeigt mir aber auf, welche Menschen gut oder schlecht für mich sind.

Meine Depri frisst quasi nur meine "Lebensparasiten".

Kaputt habe ich mich selber gemacht in dem Glauben, das jeder "Parasit" nur mein "Bestes" will und ich durch das "Für jeden Dasein und immer aktiv sein" - Syndrom sie schon irgendwann abfallen würden.

Aber nein, Fehlanzeige.

Ich habe gelernt, lernen zu können auch mal ziellos zu sein.

Einfach mal nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Und ?

Macht auch Spass !

Aber Du musst dich auch irgendwann wieder bewegen, sonst fängt deine Depri an, Dich zu fressen.

In diesem Sinne

Viele Grüße

Holgi
.............................
QUAERE VERUM

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 20:44
von DerSchatten
Danke für eure Antworten.

Holgi, du hast es leider mit deinem Vergleich sehr gut getroffen...
> Aber Du musst dich auch irgendwann wieder bewegen, sonst fängt deine Depri an, Dich zu fressen.
Sie hat mich schon verspeist und verdaut. Jetzt muss sie mich nur noch aussch..., mich also vom Bewusstsein erlösen.
So fühlt es sich jedenfalls bei mir an. Deshalb möchte ich auch nicht mit den Depris leben - ich will dieses Leben einfach nicht mehr haben. Es nervt mich einfach nur noch.

Mich an frühere, evtl. spaßige Dinge zu erinnern, tut mir einfach nur weh, weil ich ja weiß, dass es Vergangenheit ist. Wie jeder Depri sehe ich die Zukunft nur schwarz - doch mittlerweile fehlt mir auch jegliches Bedürfnis, es nicht mehr schwarz sehen zu wollen.

> Aber das Wichtigste ist: ich möchte in der Früh aufstehen und mich freuen, dass ich keine tödliche Krankheit habe und den Tag genießen.
Mmh... vielleicht verdeutlicht das ganz gut meine Lage: ich war vor kurzem beim MRT, wo abgecheckt werden sollte, ob meine Geisteskrankheit körperliche Ursachen hat. Und... nun ja... ich hab mir insgeheim gewünscht, ich hätte nen Hirntumor. Denn den hätte man entweder entfernen können und die Depris wären weg oder ich wäre das Leben los gewesen. Aber nein, statt Hirntumor gibt's für mich nur Persönlichkeitsstörungen...

@Schlaflos02
Meinst du mit Schauspielerei das Verbiegen ggü. anderen? Darin bin ich gut - sämtliche Leute, die von meinen Depris wissen, sind der Meinung, dass man mir meine Probleme absolut nicht ansieht.
Oder meinst du das Schauspiel, was man sich selbst bietet? Für mich ist es mittlerweile so, dass ich schon gar nicht mehr unterscheiden kann, was ich wirklich gut finde oder was ich mir nur einrede, weil ich glaube, es gut finden zu müssen, um ein besseres Leben führen zu können... Schon der Satz laugt einen aus, dann auch noch so zu leben... wozu????
Ich will hier keinem ausreden, gegen die Depris zu kämpfen. Mir geht's nur darum, meinen Seelenmüll auszukippen und es einfach mal loszuwerden, es in die Welt hinausschreien: ICH WILL DIESES LEBEN NICHT MEHR! Wills jemand haben?

Ich wiederhole, um nicht gesperrt zu werden: keine Suizidgefährdung! Ich will nicht sterben!!! Ich will nur nicht mehr leben.

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 21:22
von Holgi
Hi Schatten ( der Name gefällt, da Schatten nur durch Licht existieren kann

ICH WILL DIESES LEBEN NICHT MEHR! Wills jemand haben ?

Ja Ich !

Wäre eine neue Herausforderung für mich, was Neues gestalten zu können.

Was Neues aufbauen, alte Strukturen nieder zu reißen, frischen Wind durch das miefige Gemäuer strömen zu lassen.

Und dann nach der ganzen Arbeit, mich hinsetzen, das Erreichte betrachten und es geniessen gar nichts zu tun.

In dieser Phase des Nichtstuns ohne schlechtes Gewissen neue Kraft schöpfen, um das nächste Leben, das ein anderer wieder nicht haben will, neu aufzubauen.

Und noch was, die Depri hat Dich nicht nur gefressen und verdaut.

Sie hat Dich bereits ausgeschissen - sorry, wenn ich das jetzt mal so provokativ hier poste.

Somit hast Du die einmalige Gelegenheit dich neu zu formen !

Also mach was draus.

Viele Grüße

Holgi
............................
QUAERE VERUM

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 21:37
von DerSchatten
Ich würd's dir wirklich geben, wenn es gehen würde. Sogar gratis! Weil's eh nichts wert ist. Eben nur ein Leben.

> Sie hat Dich bereits ausgeschissen - sorry, wenn ich das jetzt mal so provokativ hier poste.
> Somit hast Du die einmalige Gelegenheit dich neu zu formen !
Ich soll also aus nem Haufen Scheiße was neues formen?? Mmh - was "formen" kenn ich aus der Ergo. Und da war es genauso: egal, was ich mir vorstellte, was rauskommen könnte - ich hätte es nicht gebraucht! Und so ist es mit meinem Leben. Ich weiß einfach nicht, was ich aus dem Haufen formen soll - denn egal, in welche Richtung ich dabei denke - ich hab nie das Gefühl, dass es das ist, was ich will. Ich kann mit "leben" einfach nichts anfangen - das ist mir zu sinnlos und unnütz.

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 21:42
von Schwermut
hallo schatten,
mich nervt die ganze scheisse genau so an wie dich. ich finde es auch ätzend selbst wenn einem der kopf und die gefühle zum "ich will schluss machen" raten, immer zu beteuern "NEEEEIN - so ist das nicht". wie gerne würde ich mit jemandem meine gedanken austauschen, der vielleicht genau so empfindet und mich 100 % verstehen würde. leider ist man bei so etwas immer auf die hilfe eines therapeuten angewiesen, der einen natürlich viel besser - nämlich 1000 % versteht -. oder bekommt noch einen rüffel, wenn man andere mit seinen gedanken runter zieht. innerlich habe ich manchmal das gefühl zu platzen, wenn ich es nicht mal loswerden kann. mal abwarten was morgen bringt! vielleicht kommt ja auch mal ein morgen auf das man sich wieder freuen kann. ich hoffe es jedenfalls. alles einfach abschalten zu können und wieder zu "funktionieren" wäre natürlich der hit!

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 21:51
von Holgi
Ich habe nicht geschrieben, das Du dich aus Scheiße neu formen sollst.

Das hast Du daraus interpretiert !

Eine Depression kann keinen Kot produzieren !

Und somit auch keine vergängliche unformbare Masse ausscheiden.

Eine Depression bietet Dir nur die Möglichkeit, wenn sie Dich ausgeschieden hat, dich neu zu finden und zu formen.

Wenn Du bereit bist !

Wenn Du aber als "Haufen" liegenbleibst, frisst sie Dich wieder und verdaut Dich und scheidet Dich aus.

Immer und immer wieder.

Endlos !

Viele Grüße

Holgi
.....................
QUAERE VERUM

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 22:13
von Clown
.... weil es keinen Spaß macht, depri zu sein?

Wobei für mich 'bekämpfen' nicht stimmt, ich suche Wege hinaus aus den negativen Gefühlen - und es gibt sie.

@ Schatten, Schlaflos, Romeo:
Wenn ihr bis jetzt keinen Weg hinaus gefunden oder ihn wieder verloren habt, tut mir das natürlich leid für euch. Aber es gibt einen Weg, für jeden Menschen, davon bin ich überzeugt.

Alles Gute,

Clown

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 22:17
von Holgi
Kleine Fragen noch

Was stellst Du dir unter Leben eigentlich vor ?

Oder wie sollte Dein Leben sein ?

Was erwartest Du von deinem Umfeld ?

Wie sollte die Welt auf Dich reagieren und Dich wahrnehmen ?

Ich hätte noch tausend Fragen an Dich, aber das würde der Server vom KND nicht hergeben.

Also schreib doch mal, was Dein Leben so "nutzlos" erscheinen lässt !

Holgi
.............................
QUAERE VERUM

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 22:43
von Schlaflos02

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 22:50
von Schlaflos02

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 22:59
von ben1
Hallo an Euch alle

ein erschütternder und doch sehr wichtiger Thread. Und ein großes Lob an Holgi für geniale Worte!

Dass Ziel- und Sinnlosigkeit gerade Symptome der Depression sind, brauch ich hier niemandem erzählen. Und dennoch streubt sich in jedem Menschen bei Veränderung (in eine ungewisse, unberechenbare Zukunft) ALLES - zu oft hat man schlechte(ste) Erfahrungen damit gemacht, etwas Neues zu probieren (Therapieerfahrungen eingeschlossen).

Vielleicht kann es entlastend sein, wenn man was Neues ausprobiert, ohne (!) davon zu erwarten, das sich positiv was verändert!

Viele depressive Menschen (auch ich!) haben lieber Recht (Mir kann sowieso keiner Helfen. Mir macht sowieso nix Spaß), als eigene Lebenskonzepte über den Haufen zu werfen (siehe "Selbsterfüllende Prophezeiungen" - Paul Watzlawick).

Und wenn wirklich gar nichts hilft (ich denke auch eher wie Clown - in den meisten (wenn nicht in allen Fällen) kann, wenn nicht Heilung, so doch Linderung erzielt werden), kann ich immer noch Stellung zu dem beziehen, was gerade passiert (vgl. Viktor Frankl, Logotherapie) - ich kann sogar (jetzt klingts zynisch, soll aber nicht so rüberkommen) mich als (derzeit) depressiv annehmen und den Kampf beenden, um meine Restenergie zur Gestaltung meines depressiven Lebens herzunehmen. Und dazu gehören (jetzt bin ich bei "Schatten") auch Hobbies, die "depressionskonform" sind (wie z.B. Computer, TV) für mich in dieser Phase anzunehmen - warum nicht? Viele Nicht-Depressive haben den selben Tagesablauf ...

Alles Gute

Ben

Edit. An Schlaflos

unsere Postings haben sich zeitlich überschnitten - Du hast DEN zentralen Punkt angesprochen

"Ich probier jetzt was neues aus, denn schlimmer wirds nimmer" - das ist die Freiheit, die aus der Depression erwächst. Gratulation dazu! Oder um aus den "Bremer Stadtmusikanten" zu zitieren (wars der Esel zum Hund oder die Katze zum Hahn) "komm mit, etwas besseres als den Tod wirst zu überall finden" Danke fürs Posting!!

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 26. Okt 2009, 23:51
von Schlaflos02

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 27. Okt 2009, 00:21
von ben1
Hallo Schlaflos

erst mal Danke für die schöne Rückmeldung. Freut mich!

Das Gefühl zu verblöden und nix mehr geregelt zu kriegen beinhaltet ein Bild, das ich von mir habe, wie ich denn sein müsste (oder wie "mann" sein müßte).

Wie sieht das bei Dir aus? Wenn die Hoffnung, die Du nicht mehr hast, sich auf dieses Bild bezieht, kannst Du
a) Daran ein Leben lang scheitern und leiden

oder

b) Das Bild ändern

Klingt komisch, ist aber so! Es geht nicht darum, die Hoffnung generell zu verlieren, sondern die "bedingte" Hoffnung, die ja schon ein Ziel impliziert (hoffe, ich klinge nicht zu theoretisch).

Erschöpfung nach einer Therapiesitzung ist ein sehr guter Zustand! Da hat sich was getan (was man vielleicht nicht in Worte fassen kann). Und das Leben als Anhäufung von Zwängen zu empfinden, ist sowohl nachvollziehbar (denn vieles muss man einfach machen), als auch Aufgabe (wie kann ich das so gestalten, das es (einigermaßen) für mich passt). Totale Freiheit wird nicht machbar sein, wohl aber individuelle Nischen, die es zu gestalten gilt, zu suchen und sich diese (aktiv) nehmen zu trauen!

Dir alles Gute - und mit Deinem "aktiv-werden" in einem Bereich, den Du selber (so hab ichs rausgelesen) als eher "unseriös/esoterisch" definierst, hast Du Dir schon was genommen (und das darfst und sollst Du!) - denn es ist Dein Leben, das von Dir gestaltet werden will - wenns andere gestalten, bleibst Du eine blasse Kopie, statt ein "verrücktes" Original zu werden - mir sind die verrückten Originale lieber.

Ben

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 27. Okt 2009, 13:58
von leorosalie
Dieses ganze Herumtherapieren und überlegen "warum?" "wofür" -
Macht es nicht vieles noch viel schlimmer?

Ich persönlich versuche, mich bewusst an schönen Büchern, Filmen, positiv gestimmter Musik zu erfreuen, um meinen Akku aufzuladen und damit ich gar nicht mehr in den Abwärtsstrudel gerate. (Allerdings ist für mich auch die regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente wichtig, was ich früher schon mal lockerer gesehen habe.)

Irgendjemand hat hier im Forum mal geschrieben: "Was trage ich selber dazu bei, dass es mir wieder besser geht?"
Ich finde diesen Satz sehr wichtig.

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 27. Okt 2009, 15:12
von Schlaflos02

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 27. Okt 2009, 15:26
von Die_Steffi
Hallo Schatten,
das kommt mir doch alles nur zu vertraut vor.
Hänge auch nur noch zu Hause rum, habe mich aufgegeben, weil ich kein Licht mehr am Horizont sehe.

Ich bin ein perfekter Schauspieler - wenn es sein muss. Dann wird die Maske aufgesetzt, der Paradiesvogel kommt hervor, aber wenn ich zu Hause die Tür hinter mir schließe, fällt die Maske und die alte Steffi kommt hervor. Die, die zu lange nicht mehr auf sich geachtet hat.
Und diese Steffi kenne ich nicht mehr. Sie ist mir fremd. Jemand, den ich wasche, kämme und anziehe. Manchmal jedenfalls.
Die Symptome und Begleiterscheinungen einer Depression will ich nicht und verstehe sie auch nicht. Was haben die aus mir gemacht? Und wenn ich dies schon nicht verstehe, wie in drei Gottes Namen soll ich sie einem Außenstehendem erklären???

War wegen meiner nicht genau zu erklärenden Schmerzen und Gleichgewichtsstörungen auch zum MRT. War zum Glück weder ein Tumor noch MS, aber damit hätte ich wenigstens umgehen können! Aber nicht damit, nicht zu wissen, woher es kommt, was es ist oder "vielleicht" und "es könnte auch...". Ist doch mit den Depris nicht anders.

Habe kein Selbstwertgefühl, keine Perspektiven mehr.
Ich habe mich um alles gekümmert, alles in die Wege geleitet, was in meiner Macht steht (Reha, diverse Ärzte, Therapie) – mehr geht nicht. Das macht „man“ halt.
Und???

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 27. Okt 2009, 15:58
von DerSchatten
Hey...

...Holgi
Ich kann durchaus etwas positiv sehen, nämlich dass du damit nicht recht hast:
> Immer und immer wieder.
> Endlos !
Zum Glück gibt es ein Ende, darauf warte ich schließlich. Wenn's das nicht gebe... oh je, das wär fies.

Die Fragen kann ich dir (leider) ziemlich einfach beantworten:
> Was stellst Du dir unter Leben eigentlich vor ?
Früher: das, was die anderen hatten.
Jetzt: sinnloser Mist. Es ist eben egal, wie ich mir das Leben vorstelle - für mich fühlt es sich nicht an, als wäre es das, was ich will.

> Oder wie sollte Dein Leben sein ?
Beendet. Oder Reset-Knopf. Aber aus meinem bisherigen Leben kann, solange ich noch ein Bewusstsein habe, nichts werden, was mir gefällt. Weil mir nichts gefallen kann.

> Was erwartest Du von deinem Umfeld ?
Bisher: Hilfe, jemand zum Reden, Verständnis...
Jetzt: Dass sich keiner mit mir verabreden will.

>Wie sollte die Welt auf Dich reagieren und Dich wahrnehmen ?
Gar nicht wahrnehmen ist das, was mir im Moment am meisten "gefällt".

...Clown
Du hast sicher recht, dass es für fast jeden einen Weg gibt. Aber eben nur für die, die auch ein Ziel haben. Oder die gehen wollen. Ich weiß, dass ich noch Möglichkeiten habe, die noch nicht ausgeschöpft sind, nur sehe ich keinen Grund, einen Weg zu betreten, der am Ende wieder nur "leben" bereithält - liegt an meiner Einstellung zu Holgis Fragen.
Ich glaub, mir gehts da einfach so ähnlich wie Schlaflos02: Das Leben ist für mich nichts erstrebenswertes mehr. Mag sein, dass es für andere anders ist, aber für mich ist Leben einfach nur was negatives - eben auch, weil ich nicht entscheiden kann, ob ich es will.

...Ben
Die Verdummung/Verdumpfung würd ich nun nicht depri-konforme Hobbies nennen. Klar machen es viele so, aber "erfüllend" ist es sicher für die wenigsten. Das Schlimme für mich ist eher, dass alle anderen möglichen Hobbies rein vom Sinn her genauso wenig erfüllend scheinen. Zudem sind sie dann noch mit Anstrengung/Überwindung verbunden. Und *schüttel* vielleicht auch noch mit sozialen Kontakten.
Mit dem Bild-Vergleich hast du ja recht, aber hier liegt auch der Hund begraben: ich wüsste nicht, wie das Bild besser werden könnte. Mir fehlt nicht das Talent, das Bild neu zu zeichnen, sondern es fehlt schon in meiner Vorstellung ein Bild, was überhaupt passen könnte. Ich bin selbst auch noch für ne Therapie angemeldet, am Weg scheiterts nicht. Es liegt einfach am fehlenden Wunsch, überhaupt noch was zu verbessern, weil ich einfach nicht weiß, wie es besser sein kann.

...anton74
> Dieses ganze Herumtherapieren und überlegen "warum?" "wofür" - Macht es nicht vieles noch viel schlimmer?
Nein. Wenn man erst überlegt warum und wofür, dann macht es alles schlimmer. Das Herumtherapieren hab ich jetzt auch schon ne Weile durch - erst jetzt bin ich an dem Punkt, wo ich mich nach dem "warum?" gar nicht mehr frage. Für mich ist eben klar: bring nix. Weil ich mir die Frage nicht beantworten kann.
Ich glaub einfach, die Grundvoraussetzung, ne Depri zu überwinden, ist der Wunsch, ein besseres Leben zu wollen. Ich kann mir nach all den Lebensjahren und den Therapieerfahrungen nicht beantworten, was ein besseres Leben für mich ausmachen würde. Deshalb hab ich diesen Wunsch nach einem besseren Leben aufgegeben.

Edit II...
Steffi, du kamst dazwischen, während ich geschrieben hab. Hab jetzt hier auch schon geantwortet, aber es jetzt wieder gelöscht. Ich les mir erstmal deinen Einstieg in's Forum-Thread durch...

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 27. Okt 2009, 16:23
von DerSchatten
Hey Steffi...
Ich glaub, es wär besser für dich, diesen Thread hier lieber zu ignorieren. Hab mir jetzt deinen ersten Beitrag mal durchgelesen und... naja, du hattest genug Gründe, um in eine Depri zu geraten. Ich les aber auch raus, dass du schon gewisse Vorstellungen hast, wie dein Leben richtig verlaufen sollte. Du weißt "nur" nicht mehr weiter, wie du das erreichen kannst, oder?! Ich kann dir darauf zwar keine Antwort geben, aber ich bin sicher, für dich gibts noch "Hoffnung", weil du (glaub ich rauszulesen) am Leben hängst. Du leidest unter deinen Depressionen. Ich unter meinem Leben.

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 27. Okt 2009, 16:24
von Clown
>Zum Glück gibt es ein Ende, darauf warte ich schließlich. Wenn's das nicht gebe... oh je, das wär fies.
Na ja, Schatten, einige Gründe sprechen dafür, dass es Inkarnation gibt - es geht um Weiterentwicklung von Leben zu Leben. Machst du deine 'Hausaufgaben' jetzt nicht, dann eben im nächsten Leben ...

Was ich mich frage: Was hat dich veranlasst, jetzt hier zu schreiben, unsere Antworten zu lesen, wieder darauf zu antworten? Was ist das für ein Impuls?

Wir reagieren auf dich und du auf uns - das willst du doch gar nicht?

Das Leben ist etwas Negatives, wenn man es will?

Grüße,

Clown

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 27. Okt 2009, 16:45
von Holgi
Hi Schatten

Leben ist eine Eigenschaft, die LEBEWESEN von unbelebter Materie unterscheidet.
Wesentliche Merkmale sind Stoff- und Energieaustausch mit der Umwelt, sowie Fortpflanzung und Wachstum.
(Quelle Wikipedia)

Viele Grüße

Holgi
.....................
QUAERE VERUM

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 27. Okt 2009, 16:47
von DerSchatten
> Machst du deine 'Hausaufgaben' jetzt nicht, dann eben im nächsten Leben ...
Aaaah!! Willst du mir Angst machen?? Na gut, dann bin ich im nächsten Leben irgendein Tier. Dann hat mein Leben zumindest einen theoretischen Sinn: ich muss meine Art erhalten. Als Mensch weiß ich, dass so ein Leben genauso sinnlos ist wie ein menschliches, aber... als Tier hab ich den Vorteil, dass ich nicht nachdenken muss.

> Was hat dich veranlasst, jetzt hier zu schreiben, unsere Antworten zu lesen, wieder darauf zu antworten? Was ist das für ein Impuls?
Ist schwer zu beantworten. Ich glaub, es ist ne Art Rechtfertigung. Einfach mal klar jemandem sagen zu können, dass man einfach keinen Bock mehr hat. Das kann man nur hier. Im richtigen Leben versteht das keiner, weil da schon das Grundverständnis für die Krankheit fehlt.

>Das Leben ist etwas Negatives, wenn man es will?
Nein, ich meinte damit, dass es negativ ist, dass ich mir nicht aussuchen kann, OB ich das Leben will. Wenn man sich selbst DAFÜR entscheidet, ist das doch gut. Ich hab mich DAGEGEN entschieden, aber meine Eltern haben diese Entscheidung in der Vergangenheit ignoriert.

Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Verfasst: 27. Okt 2009, 16:52
von DerSchatten
Hey Holgi...
tschuldigung, aber jetzt musste ich erstmal loslachen Diese Beschreibung bei wikipedia ist sowas von passend. Genau DAS ist Leben. Und wenn das wirklich alles ist... dann weiß ich jetzt auch, warum ich nie einen Sinn im Weiterleben finden kann.