eigener Wille

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steppenwolf1

eigener Wille

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo liebe Forengemeinde,

ich habe heute mal wieder ein Thema, was mich sehr beschäftigt. Mein Problem ist, dass ich keinen eigenen Willen habe und wenn ich darüber nachdenke, fällt mir nichts ein, was ich wirklich möchte .... ausser natürlich endlich gesund zu werden. Ich wehre vermutlich sämtliche eigene Impulse von vornherein ab unbewußt und es fällt mir schwer, das zu verhindern.
Kennt Ihr das ? Wenn ja, wie verhaltet Ihr euch, um wieder einen eigenen Willen zu entwickeln, der eurem Innersten entspricht. Wie findet man das heraus ?
Gibt es überhaupt den eigenen Willen ?

Ich hoffe, ich frage nicht zuviel

Viele Grüße, wölfin
rajo1
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Re: eigener Wille

Beitrag von rajo1 »

Liebe Steppenwölfin,

mhm.. eine befriedigende Antwort kann ich dir nicht geben, leider.

Willen...
Was ist Willen?

Hängt das nicht auch mit deiner Frage nach Lebendigkeit zusammen? Nein, nein kein V..
Willen.. es muss eine Sehnsucht, ein Wunsch nach einem "normalen, gesunden, lebenswerten" Leben vorhanden sein.

Den Wunsch hast du. Es fehlt dir die Kraft
Wie könnte so ein Leben aussehen?

Wie war bisher dein Leben vor Ausbruch bzw. Erkennen der Krankheit?
Möglich, dass dich es gar nicht reizt, weil es immer schon unbefriedigend, anstrengend und nicht schön war? Das ist nur eine Annahme.
Wie stellst du dir ein "gesundes, normales" Leben vor?

Nehme mal an, das Stichwort "Willen" hat jemand gesagt, dich damit herausgefordert oder bloß gestellt.

Willen hängt auch mit Gefühl zusammen.
Habe ich Gefühle angenehm erlebt, dann möchte ich die gern wieder haben. Das ist der Anreiz. Na, ja ein Wechselspiel.

Wenn ich keine Gefühle mehr wahrnehme, dann ist es schlimm, dann hilft nur noch die Vernunft. Und auch die hat ihre Grenzen.
Und viele Fragen bleiben offen...

rajo

PS. Ich hoffe, du bekommst noch ermutigendere Aussagen.
tomroerich
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Re: eigener Wille

Beitrag von tomroerich »

Hallo Wölfin,

eine Forumianerin hat mal gesagt:

"Warum soll ich mich bewegen, wenn mich nichts bewegt?"

Ich denke, das meinst du mit "Willen". Du meinst wahrscheinlich die Impulse von innen, die etwas reizvoll erscheinen lassen, so dass man es erstreben kann. Dieses "Huhu, ich bin attraktiv! Komm und hol mich!"

Aber da erkennt man schon, woran es liegt. Diese Attraktivität fehlt und es entstehen keine Wünsche, die zu Wollen führen. Leider kann man nicht wollen wollen, man kann nur so tun als ob. Man ist darauf angewiesen, dass diese Impulse von innen entstehen und kann sie sich nicht selbst geben - begünstigen kann man sie aber schon (in Grenzen).

Also ist das für mich eine natürliche Folge der Depression, eines der Symptome.



Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Reve
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Re: eigener Wille

Beitrag von Reve »

Hallo Wölfin,

deine Themen sind immer so schön, weil sie so zum Nachdenken anregen, ohne aufzuregen.

Sehe ich auch grob zusammenfassend so wie Rajo und Thomas, Willen hängt mit Wollen zusammen, wenn man aber nicht wollen kann, dann ist das eine Folge der Depression.

Was aber tun, wenn die Depression nicht weichen will, weil nun mal nicht alle Symptome restlos bei allen weichen?
Wie kann man dann das Wollen erreichen? Durch Zwangsgedanken und –handlungen?

Ich erlebe es schon so, dass ich mich zu ich sag mal „Müßiggang“ zwingen muss. Beispiel im Frühjahr meine Hornveilchen, die ich immer das ganze Jahr über in den Töpfen halte. Sie waren vom Winter her teils verdorrt und farblos und ich musste mich dazu zwingen, sie gegen neue auszutauschen. Ich fand es eigentlich gar nicht mehr der Mühe wert, danach war ich ganz froh darüber, ganz abgesehen davon, dass mich mein Garten immer wieder aufmuntern kann.
Ich bin eigentlich den ganzen Tag und seit über vier Jahren auf der Suche nach solchen Tätigkeiten, die es schaffen können, ein langezogenes Stimmungstief aufzuhellen, irgendwie auch wieder eine Art Herausforderung.

lG Carin
otterchen
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Re: eigener Wille

Beitrag von otterchen »

Hallo liebe Wölfin,

das ist auch irgendwie seit längerem mein Thema, und ich habe mir Infos von zeitzuleben kommen lassen (man merkt: ich schätze diese Homepage sehr ).

Hier ein Link für Dich:
http://www.zeitzuleben.de/blog/entry/1/ ... denkt.html

Bei mir war's so, dass bei meiner frühkindlichen Willensbildung wohl ziemlich gegengesteuert wurde... auf jeden Fall tue ich mich schwer damit, meine Ziele und Wünsche, also meinen Willen zu artikulieren.
Allerdings wächst so langsam etwas, was ich eher benennen kann:
es ist nicht sowas wie Haus/Pferd/Boot, sondern es ist "meine Art zu leben". Es hat viel mehr mit dem Wie als mit dem Was zu tun.

Viel Erfolg beim Aufspüren Deines Willens!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
rajo1
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Re: eigener Wille

Beitrag von rajo1 »

Hallo Steppenwölfin, du schreibst "Impulse unbewußt abwehren".
Ist es möglich, dass das eine Gewohnheit ist?

Vielleicht sind ganz natürliche Impulse und auch der eigene Wille, wie Freude über Kleinigkeiten in der Kindheit, Jugend zu oft und zu dauerhaft von autor. Personen unterdrückt wurden? Du hast das alles eingesehen, was man von dir verlangt hat und verinnerlicht. Bist du zu "brav" gewesen?
Gezielt, auch mit Unterstützung einer Therapeutin oder eng vertrauten Person könntest du es wieder lernen. Mit kleinen Dingen anfangen, es sich bewusst machen.
Gehe jetzt mal davon aus, dass die Depression nicht ganz so schwer ist, sondern auch Angst im Spiel ist und der Selbstwert gering ausgeprägt ist.Das hängt ja alles zusammen.
Jedes Kind verarbeitet das anders. Im Gegensatz zu meiner Schwester, obwohl "gleiche" Erziehung" hatte ich als Kind immer Einsehen, äußerte kaum Wünsche, konnte verzichten, widersprach kaum, war brav, fühlte mich als verständiges Kind usw. In der Pubertät auch nicht auffällig oder aufmützig. Das kam erst später. Spuren sind geblieben, sonst würde ich nicht hier schreiben.

rajo
steppenwolf1

Re: eigener Wille

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo,

vielen Dank für Euer Schreiben. Ja, ich bin sehr autoritär erzogen und hab dann schlußendlich immer das gemacht, was verlangt wurde. Aus Angst vor einem cholerischem Vater und einer Mutter, die bei Streß ins Schweigen fiel. Soweit ist mir das schon klar, aber die Erkenntnis hilft mir im Hier und Jetzt nicht weiter. Ich muss jetzt lernen, einen eigenen Willen zu entwickeln, etwas finden, wofür es sich zu leben lohnt, worin ich aufgehen und wachsen kann. Selbstbewußter werden und mich verteidigen lernen. Aber wie, wenn der innere Impuls fehlt ?

Otterchen, vielen Dank für den Link. Ein gute Anleitung.

wölfin
kormoran
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Re: eigener Wille

Beitrag von kormoran »

hallo wölfin!

das thema ist mir gut bekannt. das nicht-wollen-können sehe ich wie thomas als symptom der depression. andererseits aber ging es mir ähnlich wie dir, dass schon auch unabhängig von der depression so ein mangel an eigenen vorstellungen und zielen da war, ebenfalls, so meine ich, stark geprägt durch die erziehung, wenn auch in meinem fall unter anderen vorzeichen.

für mich war es ganz wichtig, mich nicht mehr deswegen zu verurteilen und mich nicht mehr unter druck zu setzen. erst als ich da einigermaßen "losgelassen" hatte, und mich darauf konzentrierte, andere gute dinge und verbesserungen wahrzunehmen und wertzuschätzen, und mich einigermaßen zu akzeptieren, konnten dann nach und nach fast wie von selbst die vergrabenen/unterdrückten/unterentwickelten elemente von "eigenem willen" und "wollen" nach oben kommen und wachsen.

natürlich habe ich auch bewusst über vieles nachgedacht, warum ich mich in der vergangenheit wie entschieden habe, was ich damit jeweils wollte; und wo und wann ich vielleicht doch einmal etwas wirklich von innen her wollte und das auch umsetzen konnte.

ich fand es schmerzhaft und, nun ja, sehr depressionsfördernd, solange dieser mangel an eigenem willen - sozusagen auch an eigener identität - da war.

ich wünsche dir, dass du bald kleine erfolgserlebnisse spüren kannst, dass da natürlich sehr wohl einiges ist, das aber zur zeit verborgen, vergraben oder schwach ist.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
ichunddu
Beiträge: 104
Registriert: 29. Jul 2009, 22:05

Re: eigener Wille

Beitrag von ichunddu »

Hallo Wölfin,

ich suche seit Ewigkeiten nach meinem Willen und meinem Wollen und meinen Zielen. Lange Zeit fand ich immer nur, was ich nicht will
- was natürlich auch eine Willensausprägung ist, aber keine die mich voran gebracht hat.
Inzwischen bemühe ich mich um die in verschiedenen Zusammenhängen vielgerühmte Achtsamkeit: Ich lausche auf meine Seele; auf kleinste Anzeichen von Freude oder Wohlbefinden körperlicher wie psychischer Natur.
Wenn ich mich zum Beispiel zu drei Dingen zwinge, dann versuche ich zu erspüren, was mir am leichtesten fiel, oder ob sich im Tun nicht doch ein Fünkchen Freude einstellte oder ob sich im widerwilligen Tun nicht ein Wunsch nach anderem entwickelt.
Ich bin ganz sicher, dass es diese Impulse, bzw. einen eigenen Willen zu eigenem (und freudigem) Handeln in jedem Menschen gibt, nur ist die Stimme der Seele sehr leise, wenn sie nicht gehegt sondern mit Füßen getreten wurde. Da hilft meiner Erfahrung nach nur immer wieder Ohren spitzen und fragen: Entdecke ich irgendwo eine Regung von Vergnügen, dann weiter da.
Wenn ich mich zu gar nichts aufraffen kann, weil ich emotional absolut nichts finden kann, was ich will, dann zwinge ich mich manchmal etwas zu tun, von dem ich mir DENKE, dass ich es vielleicht wollen würde, wenn ich was wollen könnte. "Fake it until you make it" - und manchmal kommt das Gefühl dann hinterher.

Liebe Grüße,
goetthin
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: eigener Wille

Beitrag von ben1 »

Hallo

ich möchte ans letzte Posting von Göttin anschließen, das ich sehr gelungen finde

Fake it till you make it - oft ist Etwas zu tun einfach besser als nix zu tun - und wenn es nur ist, sich aus der Opfer- in die Täterrolle zu bringen. Und auch die Beobachtung dessen, was gerade "besser" ist, bringt Dich weiter! Um Dir selbst nicht zu viel Druck zu machen, halte ich diese Vorgehensweise (ich mach jetzt was, was minimal besser ist als nix zu tun) besser, als die "ich finde sowieso nix, was mir Spaß macht/ mich befriedigt/ Sinn macht". Über diese Erfahrungen kannst Du Stückweise lernen, für Dich "bessere" und "schlechtere" Tätigkeiten zu erkennen. Mach ein Projekt daraus (Jugend forscht ) - sich selbst und das, was man "wirklich" will, immer wieder zu entdecken, ist eine spannende und lebenslange Aufgabe. Nach und nach wirst Du erkennen, das es "den" Willen nicht gibt, der ist immer auch situationsabhängig (ich z.B. genieße es manchmal unheimlich, nichts zu wollen - klingt für Dich wahrscheinlich paradox, is aber so). Die Frage kann (oder soll) also nicht lauten "Was will ich" (ist viel zu allgemein und zu global) sondern "Was kann ich jetzt/heute tun" (da finden sich ein paar Sachen) und dann zu entscheiden, was ich jetzt lieber machen würde (oder was jetzt wichtiger ist - man kann nicht immer nur machen, was man will, aber das nur am Rande) - und das mache ich dann. Und wenn ich das jeden Tag schaffe, brauch ich mich über den übergeordneten Sinn oder meinen "eigentlichen" Willen keine Gedanken mehr machen.

Oder?

Ben
Babi
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Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: eigener Wille

Beitrag von Babi »

He wölfin,
ich kenn das. Bin von meiner Mutter auch serh autoritär erzogen worden, hab dadurcb meinen Willen verloren oder verlernt.
Es gibt Zeiten, da ist er da und Zeiten, da ist er wieder nicht da.
Das ist unterschiedlich.
Manchmal habe ich sogar das Gefühl, er darf nicht da sein, er hat kein Recht dazu, ich ordne mich da auch meinem Sohn unter.
Aber einen Rat kann ich dir nicht geben, hätte ja selbst gern einen.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: eigener Wille

Beitrag von otterchen »

Hallo Wölfin,

mich hat das Drängen der Therapeutin auch ein wenig in die richtige Richtung geschubst:

weg von dem "das will ich nicht" hin zu "was will ich denn statt dessen?"

Wir wissen oft recht genau, was wir nicht wollen - aber dies umzukehren in einen positiven Wunsch fand ich schon recht schwierig.

Entdeckt habe ich dabei, dass mein Wille sich von dem unterscheidet, wass allgemein in den Köpfen zu wabern scheint: keine großartige Karriere, kein Haus, keine Familie, keine Kinder... (ich habe früher immer die Mitschüler mit großen Augen angeschaut, die wussten, dass sie später einmal Kinder haben wollen).
Mein Ding ist eher, innere Ruhe zu finden; weise zu werden; Nächstenliebe und Gemeinschaft zu leben; persönliches Wachstum; und über allem schwebt immer das Thema "Liebe". (Mich selbst als liebevoll erleben zu können, war das wertvollste, was ich in den letzten 2 - 3 Jahren lernen konnte.)


Was aber bei mir blöde hinzukommt:
generell ist z.B. der Wunsch in mir, mehr ("gute") Menschen in mein Leben zu holen. Aber in der einzelnen Situation tue ich nichts dafür oder kann mich nicht aufraffen oder habe keinen Plan, wie ich's anstellen soll.
Ich merke also: einen Wunsch, einen Willen in sih zu spüren ist die eine Sache - etwas dafür zu tun die andere.


Ach ja, und was Ben sagte... wir müssen einfach manchmal Dinge tun, die wir nicht wollen. Statt uns dagegen aufzubäumen, sollten wir es "durch uns hindurchgehen" lassen (mir hilft dabei "das Was kannst du nicht ändern, aber das Wie"). Geht allerdings leichter, wenn wir anderswo einen Ausgleich dafür haben.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
steppenwolf1

Re: eigener Wille

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,

vielen vielen Dank für die vielen Beiträge. Heute z.B. war ich mit auf einer Herbstwanderung und ich merke immer, dass ich mich in Gesellschaft überhaupt nicht wohl fühle. Ich mich am liebsten gänzlich zurückziehen würde. Auch war ich am Wochenende bei meinen Eltern und es ging mir gar nicht gut, meine Eltern haben mir aber nichts getan. Ich befürchte, wenn ich mich ganz zurückziehe, werden auch die Ängste wieder stärker. Es ist so eine Gratwanderung, was sollte ich tun, was nicht. Wie handhabt ihr das mit Eltern z.B. .... ich weiß z.B. dass mich das ständige Gemeckere meines Vaters extrem triggert und es ging mir da sehr schlecht. Er ist einfach nicht in der Lage etwas positve Lebenseinstellung zu vermitteln und denkt auch noch, dass er mit seinem Negativismus die Weisheit in sich gepachtet hat. Schwierig zu beschreiben. Würdet Ihr einfach nicht mehr hinfahren oder euch dem aussetzen ? Zur Zeit geht es mir in meinen 4 Wänden noch am besten.

Viele Grüße, wölfin
Reve
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Re: eigener Wille

Beitrag von Reve »

Liebe Wölfin,

wollte dir nur kurz sagen, dass es dich doch auch schon wieder einen kleinen Schritt weiterbringt, wenn du sagen kannst, was du nicht willst.

Also beispielweise Wandern in Gesellschaft oder überhaupt Aktivitäten mit zu vielen Leuten. Dann musst du dir Dinge suchen, die du mit dir alleine ausmachen kannst (oder vielleicht mit einer 2.Person). Ich hab mir z.B. Gymnastik so toll vorgestellt, bin hin in einen beengten Musikraum, mit allen den anderen und hab mir nach enigen Versuchen geschworen, die Mitgliedschaft zu kündigen. Seit dem laufe ich ziemlich konsequent.
Das mit deinem Vater kenn ich auch, gerade wie es mir "nicht gut" ging, hat sich seine direkte Anwesenheit katastrophal auf mich ausgewirkt. Logische Konsequenz, die Besuche auf ein Minimum zu beschränken, ohne wenn und aber. Heute gehts wieder besser, aber ich achte extrem darauf, mit wem und mit was ich mich umgebe. Es geht nicht anders.

lG Carin
rajo1
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Re: eigener Wille

Beitrag von rajo1 »

Liebe Steppenwölfin,

die Besuche würde ich einschränken.
Frage du dich selber, warum du das tust? Verpflichtung oder damit usw.?

Hörst du Jammern, Fragen, Vorwürfe deiner Eltern, dann teile ihnen die Gründe mit, natürlich diplomatisch. Sprich ruhig deine Vorstellungen von solch einer Begegnung aus.

Du kannst dir das in Ruhe überlegen, was du sagst oder schreibst.

Hier kannst du deinen Willen ins Spiel bringen.
Was ist dein Wunsch? Bist du gern dort oder ist es eher Pflichterfüllung, Mitleid, "falsche" Dankbarkeit

Ja, die Wanderung in Gruppe ist eine Herausforderung, zu vieles strömt auf einen ein, wenn man ansonsten lieber die Ruhe genießt.

Aller Anfang ist schwer.

Ich habe es auch vorgezogen stundenlang allein zu wandern, ohne Angst zu haben.

Anderseits habe ich es mit einem netten Menschen (kein Partner) sehr wohltuend empfunden, weil die Gespräche so anregend und interessant waren.
Meist geht es da in der Gruppe ziemlich bunt zu.
Ja, jedem nach seinem Geschmack und zur Wohlgefälligkeit.
JaJo
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Re: eigener Wille

Beitrag von JaJo »

Hallo Wölfin,
hört sich nach meiner eigenen ewigen Suche an.Eigentlich dachte ich immer, das ich mein Leben so lebe,wie ich es mir vorstelle und wollte? Und trotzdem bin ich jetzt krank und merke das ich eigentlich führerlos im Raum schwebe und ich mich längst verloren habe.

Sicher ist es leichter zu sagen was man nicht mehr will,aber den Weg zur eigenen Identität finden? Ich probiere es schon lange damit, das ich das mache, was mir am wenigsten schwer fällt und versuche daraus ein Gefühl zu entwickeln und trotzdem erfüllt mich nichts mehr.
Wie, seinen Willen finden, wenn man nichts spürt? Das Leben dahinvegetieren? Noch mal neu starten? In welche Richtung ? Geduld haben ? Wie lange noch? Und was war zuerst da, die Depression und dann die Willenlosigkeit oder erst die Willenlosigkeit und dann die Depression ?
Ich schaffe es einfach nicht auf mich zu achten und auf das was mich berühren könnte, meine Sonnenuhr zeigt stets nur auf mein Umfeld.
Ich glaube dann oft, das ich mich immer selber belogen habe und all die Jahre ein Kostüm getragen habe, was mir nicht passt.

Oder verlangen wir einfach zu viel vom Alltäglichen ? Sind es zu hohe Ansprüche ?

Leider kann ich dir auch überhaupt nicht weiterhelfen, aber deine Fragen berühren mich ganz tief und ich bleibe dran.
lg. Sabine
DYS-
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Re: eigener Wille

Beitrag von DYS- »

Liebe Wölfin

Dieses „nichts wollen“, „zu nichts Lust haben“ ist auch bei mir ständig Thema in meiner Therapie. Immer wieder erzählt mir meine Therapeutin ich solle Sachen machen die mir gut tun. Etwas tun wozu ich Lust habe. Immer wieder erzähle ich ihr das es da einfach nichts gibt.
Sie fordert mich auf, Sachen zu machen die mir früher mal Freude machten. Angeblich kommt das „Wollen“ nur durch machen, einen anderen Weg gäbe es nicht. Ich mag es schon nicht mehr hören.

Ich tue mich da auch sehr, sehr schwer.
Zwar zwinge ich mich immer wieder dazu mich um meine Pferdis zu kümmern und mit meinem Hund etwas zu unternehmen, aber es kommt wirklich keine Freude auf. Ich tue es nur aus Pflichtgefühl. Früher waren meine Pferde so wichtig und sie taten mir richtig gut.
Besonders wohltuend empfand ich früher ein ausgiebiges Wannenbad. Ich habe dies jetzt sogar von meiner Ärztin verordnet bekommen....aber ich schaffe es einfach nicht dies in die Tat umzusetzen.

Ich sehe es auch als Symptom der Depression. Aber ich hoffe darauf, das meine Therapeutin recht hat und mache weiter. Es ist aber verdammt hart bis teilweise unmöglich.

Liebe Grüße
dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
Geranie
Beiträge: 52
Registriert: 16. Sep 2009, 13:39

Re: eigener Wille

Beitrag von Geranie »

Hallo zusammen,

habe Eure Beiträge gelesen und erkenne bei vielem meine eigenen Probleme wieder.

Ich überlege und analysiere dann auch hin und her und mithilfe von Literatur wird manches für mich auch klarer.

Dieses berühmte 'MUSS', das hinter nahezu jeder Tätigkeit steht, selbst den Tätigkeiten, die viele als 'Hobby' bezeichnen würden. Ich bin mir auch nicht sicher, wieviele Tätigkeiten und Handlungen in meinem Leben tatsächlich aus 'Wunschimpulsen' entstanden und eher mit Entspannung als mit zusätzlicher Anspannung einhergegangen sind. Ich befürchte, es waren nicht sehr viele. Im Moment muss ich mich auch eher zu vielem zwingen, erlebe eigentlich nur ein 'nicht müssen' wenn ich einfach rumliege oder auf den Fernseher starre. Merke auch bei der Arbeit, wenn ich klare Aufgaben habe, dass dann das Handeln einigermassen geht, weil da das Motiv 'die anderen zufrieden stellen, seine Pflicht erfüllen' der Antreiber ist. Habe ich mal keine konkreten Aufgaben, fällt es mir extrem schwer, von allein initiativ irgendetwas zu machen und sei es auch nur mal die Inbox aufräumen. Lust und Freude durch das pure Handeln, so wie manche ja sagen, sie finden Freude und Entspannung beim Kochen? Mühsam mir vorzustellen... DAs ist mir in letzter Zeit sehr viel bewusster geworden und ich stelle mir auch die Frage, wie ich Zugang dazu finden kann bei manchen Tätigkeiten tatsächlich auch eine gewisse Befriedigung zu erleben, zumindest keinen zusätzlichen Druck, was dann irgendwann wieder das System zu explodieren bringt. Sich bewusst auch den Sinn einer Tätigkeit ausmalen, was es einem bringt, worin die Belohnung liegt und das dann auch bewusst nachzuspüren? Wäre das ein Weg?

Auf jeden Fall denke ich, dass man auch ein 'Spüren' oder etwas empfinden nicht erzwingen kann, also bei mir geht der Schuss nach hinten los. Da kann ich dann noch so lange in mich hineinhorchen, wenn ich schon mit einer gewissen Erwartungshaltung drangehe, oder mir jemand gegenüber sitzt , der mich erwartungsvoll anschaut, dann bin ich total blockiert und merke gar nichts mehr. Also eher sich erlauben, dass man bei einer Situation auch mal nichts, oder zumindest nichts bestimmtes spürt und es ist o.k. so, unter Umständen kommt das 'Fühlen' dann paradoxerweise von ganz allein. Vielleicht gilt das auch für die Handlungen, ich setze mir jetzt einfach zum Ziel, eine Aktivität, wie z.B. nur das blosse Spüleschrubben bewusst anzugeben ohne eine Zeitvorgabe oder mit der wie Idee blank es hinterher zu sein hat. Und selbst wenn sie nur halb sauber ist mir zu sagen, besser nur die Hälfte machen, als es auf ewig liegen zu lassen und eben trotz halb getaner Arbeit versuchen zufrieden zu sein. Und eben ohne diese Hetzvorgaben, die es in der Kindheit gab.

Mühe habe ich auch teilweise in Gruppen, weil bei mir der Druck auch da wieder schnell da ist, dieses mithalten, es anderen recht machen, nach den anderen gucken. Ich verliere mich im Moment immernoch sehr schnell in solchen Situationen. Neulich bei mir auch bei einer Wanderung: nach 2 Stunden fragte ich an, ob wir denn mal eine Pause machen könnten. Die Spitzensportler zogen lange Gesicher und sagten nichts. Da habe ich für mich klar entschieden, dass es Tätigkeiten gibt, die ich lieber alleine mache, da bin ich mehr bei mir und weiss, dass es mir gut tut. Keine Lust mehr auf das Leistungsprinzip in der Freizeit.
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: eigener Wille

Beitrag von Babi »

Hallo wölfin,
würde an deiner Stelle nur sporadischen Kontakt zu deinen Eltern aufnehmen, so mach ich es immer.
Wenn ich merke, es geht von mir aus nicht, dann nehme ich auch keinen Konakt mit Ihnen auf.
Du mußt da auf dein Inneres hören.
Ich verstehe dich total, wenn dir deine Eltern nicht guttun, bei mir ist das ja auch so.
Du mußt immer das tun, wo du das Gefühl hast, das ist dsa beste für dich.
Schönes Wochenende
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Kira2005
Beiträge: 47
Registriert: 26. Sep 2009, 12:51

Re: eigener Wille

Beitrag von Kira2005 »

Hallo wölfin,

ich würde mir als erstes die Frage stellen, warum Du da hingehst.
-Anerkennung
-Pflichtbewusstsein
etc.
Und gehe nur dann hin, wenn Du es für Dich möchtest und solltest Du in dem Moment merken, dass Du Dich nicht wohlfühlst, dann gehst Du und bleibst nicht bei Deinen Eltern.

Wille:

Der Wille ist bei mir vorhanden, aber ich kann es nicht umsetzen.
Für mich hat der Wille nichts mit Wollen zu tun.
Habe immer Spass an meinem Pferd gehabt und wenn ich erst mal drauf saß, ging es mir gut. Aber jetzt kann ich nicht, obwohl der Wille da ist.Jemand anderes reitet jetzt darauf.
Mit meinem Hund gehe ich zwar spazieren, aber nur weil ich es nicht haben kann, wenn sie kein Auslauf hat. In dem Moment bereitet sie mir Freude, aber es hält nicht an.
Wenn der Wille mit Wollen zusammenhängt dann Frage ich mich, ob ich das in der Hand habe?

Gruß
Kira2005
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