Psychologie studieren?

Chili
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Psychologie studieren?

Beitrag von Chili »

Hallo an alle,

ich mache gerade eine Ausbildung zur Sozialassistentin. ich habe vorher schon einmal studiert, allerdings wurde es zu viel für mich und ich musste abbrechen und eine Ausbildung machen, bei der ich überqualifiziert bin.
Naja jetzt ist die Ausbildung fast vorbei und ich möchte gerne Erziehungswissenschaft studieren, das hat mir sehr gelegen beim letzten mal (da habe ich Erziehungswissenschaft, Germanistik und Anglistik studiert).
Da man aber ein zweites Fach braucht, bin ich auf Psychologie gekommen.
Die frage ist: wenn ich selbst depressiv bin (was sich aber einigermaßen regeln lässt), kann ich dann überhaupt selbst Psychologie studieren?
Vielleicht ist die Frage ja auch dämlich, aber ich bin da echt in einem Gewissenskonflikt mit mir selbst....
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DepriXX
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von DepriXX »

hallo nicole
wenn du zu depressiv bist, kannst du gar nicht studieren

du hast schon mal studiert und es hat nicht geklappt! wäre es nicht sinnvoller, auch wenn du meinst überqualifiziert zu sein, in deinem jetzigen beruf zu arbeiten?

vielleicht macht dich dieser job weniger depressiv?!
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Chili
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Chili »

Hallo DepriXX,

danke für deine Antwort. Aber in meinem jetzigen Beruf kann ich nicht arbeiten, da man als Sozialassistent keine Arbeit findet und wenn doch, arbeitet man sich arm.
Ich will wirklich sehr gerne studieren und mich nicht von meiner Krankheit unterkriegen lassen, denn warum sollte ich "nur" deswegen einen Beruf ausüben, der mich nicht fordert und mich ja somit wieder unzufrieden macht?

Ich frag mich nur, ob Psychologie ok wäre, oder ob ich doch lieber ein anderes Nebenfach wählen sollte....
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Nadalien
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Nadalien »

Hallo!
Wenn es Dich interessiert, dann tu's! Ich glaube nicht, dass die Depression ein Hinderungsgrund ist. Erkundige Dich doch mal über die Anforderungen (NC?) und was Dich erwartet, vielleicht kannst Du ja auch mal in Vorlesungen gehen, vorab. Ich denke je mehr Du das tust, was Dich interessiert, gerade aus persönlichen Gründen, umso besser geht es Dir.
Viel Erfolg!
manos
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von manos »

Hallo Chili,

da ist schwer zu raten.
Wie schwer ist Deine Depression/Erkrankung? Was waren die Gründe des Studiumabbruchs?
Bist du stabil genug?

Psychologie ist auch ein Fleißfach. Es ist viel zu lesen und zu lernen.
Liegt dir das?
Wenn du unter Depressionen leidest, spricht nichts gegen Psychologie, sondern mehr dafür, ob du einem Studium dich gewachsen fühlst.
Frage dich auch, was der Sinn des Studiums sein soll?
Welches Ziel möchtest du erreichen und welchen Beruf einmal ausführen?
Ja, welche Tätigkeit könntest du mit dem Studienabschluß ausfüllen? Dein Interesse, dein Ansinnen ist sehr verständlich, aber überlege dir das gründlich.
Befrage dich in der Studienberatung, bei Studenten und Absolventen und ev. bespreche das in Therapie.
Besuche Vorlesungen probehalber.
Viele träumen vom Studium, doch in der Realität sieht es dann oft anders aus. Die Studienfachwahl bei deinem ersten Versuch war ansprechend, aber viel, viel Lern- und Lesestoff in Germanistik und Anglistik wow...,

Erarbeite dir das Für und Wider eines Studiums an Hand deiner Veranlagungen, Situation, Vorstellungen und Zielsetzungen und treffe dann eine Entscheidung.

Sicher kannst du mit diesen Abschlüssen in verschiedene Berufsfelder einsteigen, brauchst aber garantiert noch eine Qualifikation dazu.
Praktischer wäre ein Studium Sozialpädagogik o.a.,
Aber wer weiß das schon, was für Möglichkeiten sich mal eröffnen.

Alles Gute

manos
Babi
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Babi »

Hallo
also ich habe von Anfang an ausgeschlossen, einen psychologischen Beruf zu ergreifen, weil ich mich einfach zu labil dafür halte.
Ich will Menschen immer so helfen, daß ich mich immer mehr mit dem Menschen indentifiziere, dem ich helfen will und irgendwann dann immer das Gefühl habe, ich bin wie er. Ich vergesse mich da oft selbst.
Deshalb hab ich das für mich ausgeschlossen, denn ich habe gemerkt, das tut mir nicht gut, sondern macht mich unzufrieden.
Aber jeder muß das für sich selbst entscheiden. Ich habe schon von vielen Psychologen gehört, die selbst psychische Probleme haben und trotzdem in dem Beruf arbeiten, geht alles, man sollte es sich halt aber genau überlegen.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Lee
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Lee »

Hi Babi!

>>> Ich habe schon von vielen Psychologen gehört, die selbst psychische Probleme haben und trotzdem in dem Beruf arbeiten

"Dem Beruf" gibt es nicht. Psychologen arbeiten in den verschiedensten Bereichen. Nur ein Drittel arbeitet im klinischen Bereich, der Rest macht was ganz anderes. Psychologen sind sowohl an exponierter Stelle tätig als auch allein im dunklen Kämmerchen. Manche sind überfordert, andere unterfordert. Manche haben Probleme mit sich, andere nicht. Manche wollen helfen, andere haben damit nichts am Hut. Soll heißen, eine Störung wirkt sich in diesem Beruf nicht zwangsläufig stärker aus als in anderen Berufen.

Hallo Nicole!

Kennst du diese Site: ww.psychosoziale-gesundheit.net/seele/genie.html ?
Sie beginnt mit:
>>>"Seelisch Kranken wird gerne unterstellt, dass sie nicht nur unter ihrer Störung zu leiden haben, sondern auch nichts mehr zu leisten vermögen. Tragischerweise glauben sie auch noch selber am meisten an diesen Irrtum. Doch das ist ein Fehler. Zwar sind viele Patienten - je nach Schweregrad - erheblich beeinträchtigt, was Lebensqualität und auch Leistungsfähigkeit anbelangt. Doch Großes ist dennoch möglich, wie zahllose Betroffene beweisen."

Das Fach Psychologie ist sehr, sehr umfangreich. Wenn du es in 3 Jahren mit einer guten Note abschließen möchtest, bedeutet das Stress und du musst deine Depression fragen, was sie davon hält ... Wenn es allerdings auf ein Semester mehr oder weniger nicht ankommt und du Spaß an einer anspruchsvollen Kombination aus Mathe, Physik, Bio, Medizin, Chemie, Anthropologie, Informationstechnologie, Soziologie, Englisch und Philosophie hast: schreib dich ein. Hier im Forum gibt es einen Thread mit Depressions-Bewältigungstipps fürs Studium. Die Lebenswege auf der o.g. Website zeigen auch, dass es geht.

Viel Glück!

Lee
Lee
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Lee »

Hi DepriXX:

>>> wenn du zu depressiv bist, kannst du gar nicht studieren

Aber nur solange die Depression andauert und tief ist. Irgendwann hört sich ja auch wieder auf und dann kann man weitermachen. Viele Menschen arbeiten so.

>>> du hast schon mal studiert und es hat nicht geklappt!

Na und? Was beweist das schon? Nicole verfügt mit jedem Lebensjahr über mehr Lebenserfahrung und damit über mehr Bewältigungsstrategien. Auch können sich äußere Umstände in ihrem Leben in der Zwischenzeit geändert haben. Dazu kommt, dass es die alten Magister-Studiengänge nicht mehr gibt. Vielleicht erlebt sie einen Bachelor-Studiengang als hilfreicher.

>>> wäre es nicht sinnvoller, auch wenn du meinst überqualifiziert zu sein, in deinem jetzigen beruf zu arbeiten? vielleicht macht dich dieser job weniger depressiv?!

Unterforderung kann auch depressiv machen.

Viele Grüße

Lee
ANOVA
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Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Psychologie studieren?

Beitrag von ANOVA »

Hallo zusammen,

>Unterforderung kann auch depressiv machen.

Aber sowas von!!! Und Unterforderung kann wunderbar eine Depression aufrechterhalten und/oder verschlimmern. So ging es mir jedenfalls.

Ich würde mir an Deiner Stelle genau überlegen, was Dich an Psychologie interessiert und was Du Dir von dem Nebenfach Psychologie erhoffst. In der Regel werden Nebenfächler nämlich nicht zu allen Veranstaltungen zugelassen. Die wirklich interessanten Seminare sind in der Regel den Hauptfachstudenten vorbehalten.

Ob man mit Depressionen Psychologie studieren kann, hängt vermutlich davon ab, wie schwer die Depressionen sind und wie häufig man krank ist. Vielleicht ist es im Nebenfach Psychologie möglich, trotz Depressionen zu studieren. Im Hauptfach wird es jedoch m.E. schwierig, die Anforderungen sind einfach zu hoch, als dass man sich längere Krankheitsphasen "leisten" kann. Wie es jetzt nach der Bachelor-Umstellung ist, weiß ich natürlich nicht, aber besser wird es sicher nicht geworden sein...

Was ist denn der Grund für Deinen Nebenfach-Wunsch?

Ich glaube, man braucht eine gewisse Distanz zu der eigenen Erkrankung, wenn man Psychologie bzw. klinische Psychologie studieren will. Sonst könnte es schon irgendwie belastend werden (zumindest in klinischer Psychologie), man ist ja andauernd mit psychischen Krankheiten beschäftigt. Und das kann, wenn man gerade voll in der Depression hängt, halt wirklich belastend sein.

Außerdem würde ich mich mal nach den Zulassungsbeschränkungen erkundigen, vermutlich gibt es auch im Nebenfach einen recht hohen NC...

Gruß
Xenia

Edit: Damit sich niemand aufregen muss: mit hohen Anforderungen meine ich in erster Linie den sehr hohen Lernaufwand und die Anwesenheitspflicht in den Seminaren (meistens max. zwei Fehltermine erlaubt).
Regenwolke
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Regenwolke »

Hi Nicole,

ich glaube, dass jedes Studium - wenn man es ernst nimmt - hohe Anforderungen stellt, von daher denke ich, dass Du, wenn Du generell in der Lage bist, ein Studium zu schaffen, auch das Nebenfach Psychologie bewältigen kannst.

Was Xenia schreibt, ist allerdings ein wichtiger Einwand: Gerade die interessanten Seminare sind oft nicht offen für Nebenfachstudierende, da würde ich mir das Studienangebot vorher genau ansehen.

Ansonsten würde ich denken, dass die Motivation sehr wichtig ist, um ein Studium zu schaffen. Ich habe mein Psychologiestudium geschafft, weil ich mich dort "passend" fühlte, zuvor hatte ich mehreres abgebrochen.
Eine Berufstätigkeit im sozialen/therapeutischen Bereich ist dann nochmal eine andere Sache, damit habe ich gemischte Erfahrungen gemacht.

Zum Studium nochmal: Eine Alternative zum Hauptfachstudium Pädagogik wäre doch vielleicht auch ein Sozialpädagogikstudium, da ist die Psychologie als Fach schon mit drin und das ganze ist ziemlich strukturiert und Anwendungsbezogen - nicht verkehrt bei einer Depression.

LG, Wolke
Depressionen

Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Depressionen »

Wie Bitte???
Verstehe ich hier nicht ganz????
ANOVA
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von ANOVA »

>Ansonsten würde ich denken, dass die Motivation sehr wichtig ist, um ein Studium zu schaffen.

Das stimmt natürlich. Und das ist auch das Problem: Ich hätte das Grundstudium und das Vordiplom vermutlich nicht geschafft, wenn ich noch akut krank gewesen wäre. Denn dann hätte ich nicht den Kampfgeist entwickelt, die doch ziemlichen Durststrecken durchzuhalten. Zumal man ja im Grundstudium schon einen gewissen Zeitdruck hat. Aber vielleicht ist das im Bachelor-Studiengang anders, da hat man ja von Anfang an alle Fächer (glaube ich).

Was Wolke anspricht mit der Anwendungsbezogenheit ist natürlich auch so eine Sache. Das Psychologiestudium ist ja alles andere als anwendungsbezogen (wirklich anwendungsbezogen war bei bei mir nur das eine Schwerpunktfach zur Hälfte; sonst war es sehr forschungsbezogen, was mich allerdings nicht gestört hat...).

Gruß
Xenia
Babi
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Babi »

Lee,
da geb ich dir recht mit deinen Ausführungen.
Du hast es ganz gut auf den Pünkt gebracht mit deinen Ausführungen. Danke!
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
uli2705
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von uli2705 »

Hallo,

2 Seiten:

1. Wenn Du selbst von Depressionen betroffen bist bzw. warst, könntest Du rein theorethisch und letztendlich auch praktisch Betroffenen besser helfen. Man kann sich eher in deren Lage versetzen.

2. Du mußt Dich von den potentiellen Patienten emotional distanzieren können. Wenn Du das nicht so kannst, dann reist es Dich mit 'runter, und das mit Sicherheit. Das sollte Dir klar sein.

Traust Du Dir das zu? Wenn Du da schon Bedenken hättest, würde ich mir das noch einmal genauestens überlegen.
Wenn Du es kannst, würdest Du bestimmt vielen Menschen mit Deinen Erfahrungen helfen können.

LG
Ikarus
DepriXX
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von DepriXX »

Hallo Andreas

man ist nicht grundsätzlich arbeitsunfähig, wenn man psychisch krankt ist.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



flora80
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von flora80 »

Hallo Nicole,

ich habe auch mit Depression studiert und kann dir raten, dass du es einfach wagen solltest. Bedenken des Fachs wegen sind natürlich berechtigt, aber ich finde es eigentlich unerheblich, welches Fach man denn nun stuiert. Wichtig ist, dass du auf dich achtest, nicht zu viel von dir verlangst, dir zugestehst, vielleicht etwas länger zu brauchen und dir genau überlegst, woran es beim letzten Mal gescheitert ist. Da würde ich dann direkt gegensteuern, bevor es überhaupt losgeht.

Ich kann Andreas auch nicht zustimmen, dass man mit einer psychichen Erkrankung per se arbeitsunfähig ist. Ich habe bis auf während meiner Klinikzeit eigentlich immer gearbeitet, von kurzen Unterbrechungen (mal eine Woche oder zwei Tage...) abgesehen. Arbeiten /stuieren kann auch zum Wohlbefinden beitragen, weil es eine Struktur und eine Aufgabe vorgibt. Ich bleibe nur zu Hause, wenn es wirklich gar nicht geht, denn ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass es mir gut tut, ein Stück Alltag aufrecht zu erhalten.

Grüße, Flora
Chili
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Chili »

Hallo an alle,

ich danke euch sehr für eure Postings. Sie haben mir sehr geholfen.
Ich glaube, ich entscheide mich dagegen, da die Kombination, die Psychologie ergibt, wohl doch zu heftig für mich wäre.
Ich habe so schon etwas "Angst", ein zweites Studium anzufangen, ich habe ja schließlich schonmal versagt.
Aber heute weiß ich, wie ein Studium funktioniert (ich hatte damals niemanden, den ich fragen konnte und auch sonst niemanden, als ich nach jena gezogen bin- war also komplett auf mich gestellt). Außerdem weiß ich, dass mein Freund mir schon in den Hintern treten wird, wenn ich mal durchhänge.
Zum anderen war einfach die Kombination damals echt unglücklich, da es eben viel zu viel war (Anglistik UND Germanistik ist der pure Horror- und dann noch ein extra Fach dazu).
Sozialpädagogik ist auch eine Option für mich. Ich will mich eben sowohl für ein Studium an der Uni (Erziehungswissenschaft + ? ) als auch an der FH (Sozialpädagogik) bewerben, da ich nicht ein Jahr daheim sitzen will, weil ich nix bekommen habe (so stehen die Chancen einfach größer, irgendwo genommen zu werden).
Ich werde mir ein anderes Zweitfach raussuchen, es gibt da noch ein paar Sachen, die mich sehr interessieren.

Also nochmals vielen Dank an alle.
Chili
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Andreas01

Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Andreas01 »

Hi

>>>Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie ich es heute zustande bringen soll auch nur Mittag zu kochen.<<<

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1251966105

Wenn nicht mal kochen geht, geht Studieren auch nicht. Die Leistungsfähikeit entspricht dann eben der Arbeitsunfähigkeit.

Andreas
rajo1
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von rajo1 »

Hallo chili,

du betrachtest dein Anliegen sehr kritisch.
Studium ist wirklich nicht einfach, wenn man dazu neigt depressiv zu sein oder eben nicht immer Lust auf selbständiges Lernen hat.

Suche dir ein Studium oder eine Ausbildung, wo der Lehrstoff unterrichtsmäßig vermittelt wird und wo Pflichtanwesenheit erwartet und kontrolliert wird.
Das ist einfacher.
Suche durchaus intell. Herausforderungen, aber übertreibe nichts.

Und wie wäre es mit einigen Nebenbeschäftigungen im sozialen Bereich, bis du dich stabilisiert hast? Das kann durchaus auch gute Gefühle machen, nämlich "gebraucht zu werden" ist auch ganz, ganz wichtig.
Dann kannst du immer noch studieren, du bist noch jung genug.

rajo
kleineGroße
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von kleineGroße »

Hallo,

also diese aussage, wenn kochen nicht geht, geht studieren auch nicht, kann ich so nicht unterschreiben. An dem Tag wo das kochen nicht geht, geht das studieren wojl nicht, aber es gibt auch tage wo das kochen wieder geht und dann kann man auch wieder studieren. Sowas kann man doch nicht verallgemeinern.

Ich bin auch am studieren und es ist wirklich nicht leicht, aber man kann es trotzdem schaffen.
Ich zweifel auch ganz oft an mir und meinem studium, aber dann gibt auch wieder die zeiten wo es gut läuft. Wie schon gesagt wurde, muß man gut auf sich aufpassen und wenn man merkt, dass es zuviel wird, das ein oder andere seminar weniger belegen. Und man sollte von anfang davon ausgehen, dass das studium länger dauern kann. Ich studiere auf Lehramt und komme nun ins 6. semester bin aber immer noch nicht mit meinem grundstudium durch, aber das ist so. Ich habe davon 2,5 semester gar nicht studieren können, weil ich in der klinik war oder grad wieder in der krise steckte. Die letzten 2 semester konnte ich durch studieren, aber mit sehr wenig seminaren. Es geht langsam voran, aber es geht voran. Ich denke, dass wichtigste ist, das man sich nicht unter druck setzt und nach dem eigenen tempo studiert. Weil man psychisch erkrankt ist, bedeutet das nicht, das man nicht genau das machen kann was gesunde auch können. Es gibt die zeiten wo es einem nicht so gut geht, wo es auch wieder krisen gibt, in den zeiten wo man nicht studieren kann, nicht arbeiten kann, aber genauso kommen dann die zeiten wo man es kann.

Mein problem ist oft, dass ich mehr möchte, als ich kann. Habe aber die erfahrung gemacht seit dem ich mehr akzeptiere, dass ich eine andere leistungsfähigkeit habe bzw. mehr drauf achte, dass ich soviel mache, dass es mir dabei noch gut geht, komme ich viel besser voran, als wenn ich wieder ganz viel mache und dann schließlich wieder zusammenbreche und mich erst wieder aufpeppeln muß.
Bei mir spielen noch die PTBS und meine angsterkrankung rein. Die angsterkrankung stellt mir neben der depression die meisten steine in den weg.

Probier dich aus, versuch macht klug, pass nur gut auf dich auf.

Liebe Grüße
Francy
Ich bin eine von Vielen, aber doch anders!
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Ich hab zumindest den ersten Beitrag von Andreas gelöscht, weil ich diese Kausalitäten so auch nicht wirklich nachvollziehen kann..
Grüße
Dr. Niedermeier
Chili
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Chili »

Hallo rajo, genau das habe ich mir auch überlegt, denn gerade, wenn ich durchhänge, ist der Zwang zu etwas zu gehen sehr hilfreich. Zur Zeit kann ich es mir allerdings nicht leisten, noch nebenher irgendwo zu arbeiten, da ich aufgrund vom Pendeln zwischen Wohnung und Ausbildung jeden Tag 10 Stunden unterwegs bin. Zum anderen kommt noch hinzu, dass ich bis zu den Prüfungen durchackern muss, da ich, wenn andere Ferien haben, mein Praktikum nachholen muss. Prüfungen sind dann auch schon bald, ist mein letztes Jahr. Auch wenn es mich total kribbelt, im Kinderheim zu arbeiten

Hallo Andreas. Es ist nett, dass du so aufmerksam liest. jedoch heißt dein Beitrag ja auch, dass jemand mit Depression weder arbeiten noch eine Ausbildung/ ein Studium machen kann. Aber wo würde man da hinkommen, wenn nicht in Unterforderung und tieferen Depressionen als ohnehin? Herausforderungen spornen mich an und ich bin sicher, dass eine echte Herausforderung (wenn sie nicht zu hoch gesetzt ist) mir gut tun würde.

Und @Francy: Dieses Gefühl, mehr zu wollen als man kann, kenne ich auch. Aber ich habe mittlerweile gelernt, zu spüren, wann es zu viel wird und mich dann zurück zu nehmen, um nicht in ein Loch zu fallen.

Danke für eure Ratschläge.
Ich weiß das wirklich zu schätzen.
Chili
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Andreas01

Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Andreas01 »

Sehr geehrter Herr Niedermeier,
gestatten Sie mir bitte die Kausalitäten hier zu erklären.

Mein recht langer Aufenthalt in einer Tagesklinik hat mir dank der Gruppengespräche einiges an Einblicken in die Leistungsfähigkeit einiger Mitleidensgenossen verschafft.

Da war der selbstständige Webdesigner der von seinen Kunden kein oder nicht alles Honorar bekam weil er seine Arbeit zu spät oder unvollständig ablieferte und schließlich auch keine Aufträge mehr bekam, was aus ihn letztlich geworden ist weis ich nicht.

Dann der Lokführer der in einen großen Unternehmen bei der Werksbahn beschäftigt war und immer öfter Haltesignale nicht war nahm und sie überfuhr und schließlich sein Arbeitgeber es nicht mehr verantworten konnte ihn noch weiter Lok fahren zu lassen, jetzt ist er mit 55 Jahren zu 100% Erwerbsunfähig anerkannt.

Dann die 41 jährige Altenpflegerin die auf Grund diverser psychischer Probleme jetzt schon auf Lebenszeit als voll Erwerbsunfähig anerkannt ist.

Schließlich die depressive junge Frau unter 30 die als Kinderpflegerin arbeitete und mangels Leistungsfähigkeit zunehmend Probleme mit ihren Kollegen und folglich auch mit ihren Vorgesetzten bekam. Sie dann die Arbeit aufgab und ein Studium in Richtung Lehramt an Lernbehinderten begann. Letztlich auch damit scheiterte weil sie so an manchen Tagen es nicht geschafft hatte überhaupt zur Uni zu gehen geschweige denn fürs Studium zu arbeiten.
Manchmal nur von Fast Food von der Tanke lebte weil sie vergessen hatte was zum Essen einzukaufen. Ihr der Telefon und Internetanschluss gesperrt wurden weil sie vor lauter Aktionismus das Begleichen der Rechnungen übersah. Sie aber weiter an den Dingen festhielt obwohl sie schon vor Beginn des Studiums mit dem Versuch den Führerschein zu machen nach nahezu 100 Fahrstunden und mehrmaligen Durchfallen bei der Fahrprüfung gescheitert war. Das Ergebnis ihres Studiums ist bestenfalls in dieser Zeit trotz grenzenloser Überforderung eine gewisse Struktur gehabt zu haben. Das ganze war ohnehin nur durch die massive Unterstützung ihres Vaters (ein Allgemeinmediziner) so lange durch zu halten. Mittlerweile ist auch dieser mit seinen Latein am Ende.

Zudem habe ich durch den Lokführer die Bekanntschaft mit einer damals 35 jährigen Krankenschwester gemacht die wegen depressiven Dingen nicht mehr ihrer Verantwortung bei ihrer Arbeit gerecht wurde und nach langer Odyssee durch alle möglichen Kliniken jetzt
für den Rest ihres Lebens als Erwerbsunfähig gilt.

Auch ich habe sehr lange im meinen Leben geglaubt man könne auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen, bis ein saftiges Burn Out oder wie man es sonst nennen mag mir den Boden auf den ich stand ins Gesicht knallte.

Zumindest diese Erkenntnisse habe ich aus den Gruppengesprächen in der Tagesklinik gezogen.

Gruß
Andreas
Tonja
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Registriert: 15. Apr 2008, 08:57

Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Tonja »

hallo andreas,diese beispiele gibt es bestimmt und sie werden wohl auch in der mehrheit sein.aber es ist eben nicht automatisch so daß man in einer depri grundsätzlich arbeitsunfähig ist wie du es geschrieben hattest.da sind die menschen auch viel zu unterschiedlich.
klar fällt in der depri alles viel schwerer und es hängt stark von ab ob/was man sonst an tagesstruktur hat.
ich z.b. bin mit anerkannt schweren depressionen vor jahren bis auf einige wochen immer arbeiten gegangen.für mich war es wichtig und ich gehe gern arbeiten.
jetzt gehtsm ir deprimäßig wieder schlecht und trotzdem gehe ich jeden tag 10 stunden arbeiten.es tut mir gut auch wenn ich nicht voll liestungsfähig bin und überhaupt kein privatleben habe.aber ich lebe allein und würde verrückt werden den ganzen tag zuhause zumal ich wegen sozialer phobie nicht so leicht rausgehen kann,spazieren, shoppen oder so.familie und freunde habe ich auch nicht,jedenfalls nicht so daß man was zusammen unternehmen würde.

ich schließe mich den vorrednern an daß die balance schwierig,aber es nicht perse unmöglich ist.

und sschreib nicht daß ich dann eben keine schweren depris hätte wenn das arbeiten noch geht.bei mir geht eben nur das und sonst überhaupt nichts,bei anderen ist es anders.

vg t.
BeAk

Re: Psychologie studieren?

Beitrag von BeAk »

Lieber Andreas,

kann es sein, das du all die Depressiven vergessen hast, die nach einer Episode oder dazwischen ihr Leben wieder auf die Reihe kriegen?

Ich meine, wenn es die nicht gäbe wäre jede Rehamaßnahme doch rausgeschmissenes Geld.
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