Soll ich die Therapeutin wechseln?

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moira
Beiträge: 5
Registriert: 13. Jun 2009, 12:59

Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von moira »

Hallo,

die Frage aus dem Betreff kann außer mir wohl keiner wirklich beantworten Aber dennoch wäre ich an eurer Meinung interessiert.

Folgende Situation: Ich bin seit einem guten Jahr in psychotherapeutischer Behandlung (Psychoanalyse) bei einer Frau. Während der 5 probatorischen Sitzungen war ich immer hin- und hergerissen, weil ich nicht sicher war, ob wir miteinander klarkommen. Ich habe das auch deutlich angesprochen, danach hatte ich das Gefühl, es geht etwas besser.

Ich weiß, dass jeder Therapeut es ein wenig anders macht und seine Strategien hat, aber was mich besonders stört ist, dass sie quasi nie eine Frage stellt, sondern wartet, bis ich etwas sage. Ist ja schön und gut, dass ich meine eigene Therapie gestalten soll, aber ein wenig Input, ein wenig Feedback würde ich mir wünschen. Es ist mir manchmal total unangenehm zu schweigen und ich versuche mir dann was aus den Fingern zu saugen.

Aufgrund einer zusätzlichen Angsterkrankung, die sich im Rahmen der Depression zugespitzt hat, konnte ich das Haus nicht verlassen und musste die Therapeutin anrufen, um ihr das mitzuteilen. Natürlich hab ich gehofft, dass sie die Stunde quasi am Telefon mit mir abhält - immerhin ging es mir so schlecht, dass ich nicht mal raus konnte! Aber sie meinte nur, das könne man am Telefon nicht besprechen und ich solle zusehen, zur Psychiaterin zu kommen und die Medikation zu wechseln. Und über einen Klinikaufenthalt sollte ich auch nachdenken. Ansonsten sei sie erstmal im Urlaub.

Das hat mir zu denken gegeben. Mir gings verdammt dreckig und ich hatte das Gefühl, null Unterstützung zu haben. BIn dann durch Zufall - eigentlich auf der Suche nach einer Psychiaterin - an eine Psychotherapeutin geraten, die ich kurzfristig für ein Erstgespräch besuchen konnte. Die hat mir auf Anhieb besser gefallen. Die Krankenkasse würde wohl einem Wechsel zustimmen, aber ich weiß nicht, ob ich es wagen soll. Klar habe ich ein ultraschlechtes Gewissen, wenn ich wechsle, eigentlich hätte ich es früher merken müssen - oder? Und natürlich weiß ich auch nicht, ob die Neue richtig für mich ist. Andererseits ist das hier auch nichts halbes und nichts ganzes.

Kurz, ich hänge total in der Luft. Wie beurteilt ihr das Ganze?

Danke und Gruß

Moira
BeAk

Re: Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von BeAk »

Liebe Moira,

Wilkommen hier.

Was ist gefällt Dir an der neuen Therapeutin/Therapie. Warum möchtest Du vielleicht zu ihr wechseln?
moira
Beiträge: 5
Registriert: 13. Jun 2009, 12:59

Re: Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von moira »

Hallo Bea,

naja ich war ja erst einmal da. Aber positiv fand ich einige Dinge:

- Sie hat sich unglaublich Zeit genommen, 1.5 Stunden statt 50 Minuten!
- Sie hat mir - obwohl es die erste Sitzung war und sie nicht wusste, ob ich wiederkommen würde - gleich ein Schaubild aufgemalt und erklärt, wie Angst entsteht etc....sowas hat meine jetzige Therapeutin noch NIE gemacht!
- Sie war einfach ganz sympathisch
- Sie hat Fragen gestellt und ich musste mir nicht was aus den Fingern saugen!

Liebe Grüße

Moira
BeAk

Re: Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von BeAk »

Liebe Moira,

ich vermute das sie nicht grundsätzlich 1,5 Std. für dich Zeit haben wird.

Das andere sind durchaus überlegenswerte Punkte.

Aber, da ich kein Freund der analytischen Psychotherapie bin, bin ich vielleicht auch ein schlechter Ratgeber für Dich.

Vielleicht antworten Dir ja auch noch einige erfolgreiche Analysanten.
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von Lioness »

Hallo Moira,

es ist in der Tat ein wesentliches Merkmal der analytischen Therapie, dass die Therapeutin die Stunde nicht von sich aus eröffnet, keine anfänglichen Fragen stellt, die in irgendeine Richtung deuten könnten. Die Patientin soll von sich aus anschneiden, was ihr gerade durch den Kopf geht, was wichtig ist, wonach ihr gerade ist.

Und ein weiteres Merkmal ist die sogenannte "Abstinenz" - Therapeut /Therapeutin machen tunlichst keine "Beziehungsnagebote" irgendwelcher Art. Stattdessen soll der Therapeut / die Therapeutin quasi eine freie "weiße" Projektionsfläche für den Patient / die Patientin sein.

Fragen, die Dir den Einstieg in die Stunde erleichtern, und empathisches Verhalten, wenn es Dir schlecht geht, wirst Du bei Deiner analytischen Therapeutin wohl leider nicht bekommen. Ich hatte vor mittlerweile 20 Jahren mal eine analytische Gruppentherapie und mit denselben Problemen zu kämpfen.

Wenn Dein Bauchgefühl Dir so relativ deutlich sagt, dass sie nicht die Richtige für Dich ist, und Du bei der zweiten Therapeutin ein besseres Gefühl hast - dann tu Dir selbst den Gefallen und wechsele! Du bist Deiner jetzigen Therapeutin nichts schuldig!

Einge gute Entscheidungsfindung wünscht
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von Liber »

Hallo Moira,

ich habe eine PA gemacht. Es gehört zu den Methoden der Psychoanalyse, dass keine Eingangsfragen gestellt werden. Das macht es dir möglich, mit genau dem zu kommen, was gerade in dir ist.

Wenn gerade nichts da ist, kann auch mal geschwiegen werden (und auch das auszuhalten muss gelernt werden) oder du thematisierst genau das, dass es dir eben lieber wäre, die Analytikerin würde Fragen stellen. Auch dies könnte ein Einstieg in eines deiner "Themen" sein.

Schaubilder wirst du in der Analyse nicht bekommen, Erklärungen auch eher selten. Und die Erwartung, dass eine Psychoanalyse-Stunde am Telefon abgehalten werden kann, halte ich für unrealistisch.

Die Vereinbarung bei mir war, dass ich Stunden, die ich nicht rechtzeitig absagen konnte (48 Stunden vorher) bezahlen musste. Das diente auch dazu, dass ich möglichst auch dann zur Stunde kam, wenn mich etwas davon abhalten wollte. Gerade solche Störungen, die den Patienten davon abhalten wollen, in die Praxis zu kommen, sind wichtiger Gegenstand der Analyse.

Ich bin mir nicht sicher, ob du dich vor Beginn deiner Analyse genau informiert hast, ob sie zur Zeit die geeignete Methode für dich ist.

Der zweite wichtige Faktor ist die Beziehung zur Therapeutin. Wenn kein Vertrauen zu der Analytikerin entstehen konnte, ist es schwierig, dich zu öffnen. Hinter dir sitzt ja keine "weiße Wand", sondern ein Mensch. Und dessen bist du dir sehr genau bewusst.

Wenn du abgesehen von der Methode auch in dieser Hinsicht ein ungutes Gefühl bei deiner Analytikerin hast, dann wäre ein Wechsel wirklich überlegenswert.



Eine gute Entscheidung wünscht dir
Brittka
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von Babi »

Du kannst nur eine erfolgreiche Therapie machen, wenn du dich bei deinem Therapeuten/Therapeutin wohlfühlst. Wenn das nicht der Fall ist mßt du wechseln, dir bleibt keine andere Wahl, sonst ist die Therapie umsonst.
Rede doch mal drüber, was für dich nicht gutläuft oder was dich stört. Meine Therapeutin fragt immer nach, ob ich klarkomme oder nicht.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Jenn79
Beiträge: 25
Registriert: 23. Jul 2009, 22:07

Re: Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von Jenn79 »

Liebe Moira,

ich glaube, Du solltest die Therapeutin wechseln.
Dennn Du schreibst wirklich sehr gut selber auf, dass Du immer hin und her gerissen warst und nun bei der "Anderen" glücklicher und das sagt doch alles aus.

Denn nur, wo Du Dich auch wohl fühlst kannst Du über Probleme auch frei reden.

Drücke Dir die Daumen
Basak
Beiträge: 82
Registriert: 28. Mai 2008, 20:50

Re: Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von Basak »

Hallo Ihr Lieben,
ich muss gestehn ich weis nicht jetzt auf anhieb ob meine psychologin eine Analytikerin ist oder nicht, aber bei uns läuft es so ab;

Wir begrüßen uns, sie fragt wie es mir seit der letzten sitzung so geganen ist, ich fange an zu erzählen, zu erst stahlend; ja mir gehts prima, bin auch viel geduldiger mit meinen Kindern, schreie nicht mehr... Ja am wochenede war das und dies passiert, (unwichtiges) Dann hört sie aus meiner Erzählung ein wort, z.B, eigentlich komme ich ganz gut mit meinem Vater klar...

Sie fängt sofort das Wort eigentlich und fragt, warum eigentlich,
Ich ; ja weil.... inder vergangen heit.... das und das war...

-Dann reden wir den ganzen Tag über dieses Thema und sie zeigt mir andere Blickrichtungen als ich sie habe, dann bin ich erst mal baff und sage; so hatte ich das noch nie betrachtet.


Was ich dir nur raten kann ist, du musst dich bei deiner Terapeutin wohl fühlen, ihr dich öffnen können, wenn das nicht der fall ist und du dir es erzwingen musst dann hat ne Therapie kein Erfolg, meiner Meinung nach.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Entscheidung.
LG BASAK
Basak
Beiträge: 82
Registriert: 28. Mai 2008, 20:50

Re: Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von Basak »

ich bins nochmal,
jetzt weis ich es, meine Pschologin macht Tiefenpsychologisch fundierte Terapie.
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Soll ich die Therapeutin wechseln?

Beitrag von Babi »

Hallo Basak....
danke für die Info.
Bei mir läuft es in einer Therapiestunde genauso ab wie bei dir.
Jetzt weiß ich auch, was für eine Therapie ich mache, obwohl das auch Verhaltenstherapie mit beinhaltet bei mir.
Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
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