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P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 21. Jun 2009, 19:22
von Holgi
Hi Forianer

Ich renne seit fast 3 Jahren zum Therapeuten und finde nun auf Wiki mein Leben wieder !

Oder, warum ich Depressionen habe !

Ich war schon immer perfektionistisch veranlagt.

Egal was ich tue.

Komischerweise gibt es 2 Bereich in meinem bekloppten Schädel, die ich jetzt gefunden habe.

A) Kreativität vs. B) Umsetzung

UPS !

( könnte man fast vergleichen mit dem weltweiten Transportunternehmen ).

Ich weiß, wie man etwas perfekt und schnell von A nach B bringen könnte. Leider ist B) nicht berechenbar ( zumindestens nicht perfekt ).

Mir stellt sich die Frage, warum arbeiten meine Gehirnstrukturen gegen einander und nicht zusammen ?

Durch dieses - wow das ist eine tolle Idee % warte mal ich muss das erst mal auf Fehler durchspielen - Prinzip, hänge ICH dann in meiner Depri.

Wie kriege ich diese beiden Strukturen zusammen ?

Liebe forschende Grüße

Holgi
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Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 21. Jun 2009, 23:19
von Holgi
Es ist wie es ist, ich suche nach dem perfekten ICH !

Jeden Schritt den ich mache, selbst jeden Atemzug den ich durchführen muss, ist einer Beobachtung meiner selbst unterworfen.

Gleichbedeutend einem inneren Überwachungsstaat.

Freiheitliche Tendenzen sind Chaos und keine ordnungswürdigen Systemabläufe.

Evolution ist das System des Fortschritts Fehler zu analysiern und aus ihnen zu lernen, um das Überleben zu sichern.

Wenn ich mich annehme so wie ich bin, kollidiere ich mit dem inneren Überwachungsstaat.
Was zur Folge hätte, das meine Leistung nur "angemessen" wäre.

Der Lösung auf der Spur

Nächtliche Grüße

Holgi
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Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 22. Jun 2009, 10:15
von maki
Hallo Holgi,

Verstehe ich das richtig.

Du strebst nach Perfektionismus, kriegst aber nichts perfekt hin, oder wie?

Milly

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 22. Jun 2009, 20:58
von Holgi
Hi Milly,

nun ja, wie soll ich das beschreiben.

Ein Teil von mir ist auf der Suche nach der absoluten Perfektion.
Dem anderen Teil ist diese Perfektion verhasst.

Soweit ich mich nun selbst innerlich durchleuchtet habe, ist der perfektionistische Teil von mir in meiner Kontrollebene verankert.
Also alles was ich tue oder versuche zu tun.

Der Teil, der kreativ ist, ist die Gefühlsebene.
Emozionen, Ideen, Veränderungsdenken.

Dann gibt es noch den Teil, nennen wir es mal "Vermittlungsausschuß" ( Ich - Ebene ), für Kontrollebene und Gefühlsebene.

In dieser Ebene hänge ich fest, weil ich mich nicht entscheiden kann, welche Ebene für mich die richtige wäre.
Ich mich aber für eine entscheiden muss, so wie jedes Kind sich für eine Richtung entscheiden muss.

Somit hänge ich in der Depression, weil die beiden anderen Ebenen Druck auf mich ausüben, mich endlich zu entscheiden.

Es gibt nur wenige Menschen, die es beherrschen in der Ich - Ebene leben zu können und die beiden anderen Ebenen synchron nutzen.

Entscheide ich mich für die Kontrollebene, nehme ich die Sicherheit ohne lebende Inspiration.

Nehme ich die Gefühlsebene habe ich lebende Inspiration ohne Sicherheit.

In der Ebene "Vermittlungsausschuß" gibt es momentan keine Zuteilung zu 1 oder 2 für mich.

Diese Ich - Ebene will die perfekte Kombination von beiden.

Die gibt es aber nicht - noch nicht !

Liebe Grüße

Holgi
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Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 22. Jun 2009, 23:20
von tomroerich
Hi Holgi,

ich würde es so angehen: Was versuchst du, durch Perfektion für dich zu sichern und zu erreichen?

Für mich, der ich auch unter dem Zwang litt, Makelloses zu sein zu tun und zu leisten, ist die Frage geklärt. Es ist nur der Versuch gewesen, dem Schmerz zu entgehen, mit Makeln behaftet zu sein. Also war es eine Abwehrhaltung. Die Psyche tut da etwas Seltsames, denn sie sucht Auswege, die konsequent und unausweichlich das hervorbringen werden, was sie vermeiden wollten. Abwehr erzeugt das, was abgewehrt werden soll. Perfektionismus führt ganz sicher in den Schmerz und die Enttäuschung, die ihn als Abwehrmaßnahme einmal hervorgebracht hat.


Grüße,

Thomas

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 24. Jun 2009, 08:55
von maki
Hi Holgi,

Ich habe, trotz meiner Konzentrationsschwäche,glaube ich verstanden was du schreibst.

Ich werde es mir mal durch den Kopf gehen lassen, aber ich denke so was ähnliches spielt sich bei mir ab.

Ich versuch mal es auszudrücken.

Ich fühle täglich diese Leere in mir. Morgens grüble ich schon, was ich denn über den Tag verteilt an Aufgaben habe - um mich für die lästigen Pflichten die anfallen zu belohnen, überlege ich welche meiner kreativen Ideen ich umsetzen kann.
Und sofort habe ich Angst, dies nicht perfekt umsetzten zu können, also lass ich es von vornherein sein - in der Hoffnung dass Morgen ein besserer Tag wird.

Wie glaubst du, kann man den ersten Schritt in die richtige Richtung machen, ohne die Angst im Nacken es nicht zu Ende zu bringen?

Hoffe du verstehst was ich sagen will.

Grüsse

Milly

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 24. Jun 2009, 10:11
von Reve
Hallo Milly,

wie sieht denn bei dir eine kreative Idee beispielsweise aus, die du umsetzen möchtest?

Ich mach das auch so wie du, ich habe inzwischen bereits einen ganzen Katalog mit Maßnahmen, aus denen ich auswählen kann, um mich für unangenehme Pflichten zu belohnen.

Vielleicht solltest du in winzigen Schritten an dein Kreativprojekt herangehen. Ich schreib ja gerne und nehme mich manchmal nur eine Zeile vor oder lese nur die letzten Zeilen, um am Ball zu bleiben. So kann man den Grauen verlieren, versagen zu können, ganz abgesehen davon, dass Erfahrungswerte hinzukommen,die das Gegenteil bestätigen.

Lieben Gruß
Carin

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 24. Jun 2009, 22:10
von Holgi
Hi Thomas,

vielen Dank für Deine Antwort.

Ich suche nicht mehr die Perfektion, denn die hat mich letztendlich krankgemacht.

Ich versuche sie vielmehr los zu werden.

Dann kann ich auch wieder gesund werden !

Das habe ich erkannt und arbeite nun daran Fehler zu akzeptieren.

Hi Milly,

auch Dir ein Danke für deine Antwort.

Ich habe eigentlich keine Leere, ich habe zu viele Ideen, die ich umsetzen möchte und nicht kann, weil mein Perfektionismus mich augenblicklich daran hindert.

Ich fühle mich im Augenblick so wie ein Typ, der das Bedürfnis hat auf einem Death-Metal Konzert vor 60.000 Menschen, ein Stück von Mozarts kleiner Nachtmusik auf der Geige zu spielen.

Nun steh ich hinter der Bühne und meine Kontollebene hämmert auf mich ein und sagt - völliger Schwachsinn, das wird nie gut gehen - bleib lieber hinter der Bühne und spiel vor Leuten, die diese Musik auch mögen.

Meine Gefühlsebene sagt, interessantes Experiment und wenn es in die Hose geht, hast du zumindestens mal vor 60.000 Menschen gespielt - also geh raus.

Und sie signalisiert mir aber auch, das es durchaus ein Erfolg werden könnte.

Da ich aber im Augenblick immer noch Angst vor Misserfolg habe, weil - ist ja nicht perfekt -, bleibe ich lieber hinter der Bühne und gehorche der Kontrollebene.

Aber so langsam wächst der Mut zu probieren, auch wenn man sich mal zum Affen macht.

Wie heißt es doch so schön - Scheiß der Hund drauf !

Liebe Grüße

Holgi
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Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 25. Jun 2009, 08:12
von maki
Hi Holgi,

Kann leider mit deiner Art zu schreiben nicht mithalten. Aber ich lese sehr gerne wie du schreibst. Hast du es schon mal mit Kurzgeschichten probiert? Das Schreiben scheint - in meinen Augen wenigstens - eine deiner Stärken zu sein.

Machst du denn auch Musik?

Wenn ja, umgedreht würde mir besser gefallen. Das heisst, bei einer philharmonischen Darbietung die E-Gitarre zu malträtieren!

Darf ich jetzt auch der Carin antworten? Ist ja eigentlich dein thread. OK ich machs einfach, weiss nicht wie ich das sonst machen soll.

Carin: Ich habe immer wieder Dinge in Kursen gelernt, aber nach einer Zeit die Lust daran verloren. Angefangen mit Patchwork, als die Kinder noch klein waren (irgendwie hatte ich damals noch mehr Musse).
Ein Kurs "Möbelpatinieren", das heisst Kleinmöbel auf "alt" rausputzen. Hab ich auch noch zuhause umgesetzt, hab aber jetzt keine Lust.

Schweisskurs (das war der längste-ein Jahr lang). Den hab ich belegt, da ich aus Schrott Kunstwerke machen wollte. Hab ich auch eine zeit lang gemacht, hab aber jetzt keine Lust.

Es fehlt mir nicht an Ideen, nur an der Lust. Und momentan frage ich mich, ob diese Lustlosigkeit mit der Depression zu tun hat, oder einfach nur mit Faulheit oder ich weiss nicht was??

Vielleicht wisst ihr beiden, oder sonstjemand der hier liest, einen Rat wie man den ERSTEN Schritt hinkriegt um sich an eine kreative Beschäftigung zu wagen.

Danke an euch und liebe Grüsse.

Werd jetzt mal rausgehen, und meinen kreativ angelegten Garten von Unkraut befreien.

Bis Dann.
Milly

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 25. Jun 2009, 13:32
von Reve
Hallo Ihr beiden – Holgi und Milly

ich bilde mir einfach ein und habe das in den letzten Jahren so erlebt, dass ein Hobby, irgendetwas, das mit Leidenschaft anstelle von Muss und Zwang betrieben wird, einen großen Beitrag dazu leisten kann, Stimmungsschwankungen oder eben Depression abzufedern, vielleicht sogar abzubauen.

Natürlich besteht auch gleichzeitig die Gefahr, die Krankheit zu verstärken, wenn man sich übernimmt so wie ich es getan habe (Stress) oder wenn die Angst vorherrscht, scheitern zu können, nicht gut genug zu sein. Vor sich selbst oder gar vor späterem Publikum, einem Leser, Verwandten, den Kindern. (also wenn man aktiv Musik machen möchte, ein Buch schreibt, Bilder malt).

Aber es ist ein irrsinnig tolles Gefühl, ein Kreativprojekt durchzuziehen, weil in dem Moment, wo man sich intensiv mit der entsprechenden Tätigkeit beschäftigt, die depressiven Gedanken keine Chance haben. (Zumindest war es bei mir so). Wichtig ist halt, dass man einen Rhythmus einhält wie bei dir Milly, weil ja auch die Familie, der Beruf, der Haushalt, Garten, das ganze Drum herum nicht zu kurz kommen dürfen, da sonst der antidepressive Effekt der Kreativität auch gleich zunichte gemacht wird.

Ich hab für mich ein Gartenbuch geschrieben, indem ich das ganze letzte Jahr Tag für Tag beobachtet, nach Monden unterteilt und jede einzelne meiner Pflanzen zu Wort kommen habe lassen einschließlich meiner Katze, die ja ihr Regiment dort draußen führt. Es ist eine stimmungsvolle Geschichte dabei entstanden. Und ich träume davon, irgendwie weiterzumachen…

Dir Holgi, wünsche ich, dass der Mut stetig zunimmt, vielleicht doch etwas zu wagen, dir Milly wünsche ich einfach eine gute Sicht der Dinge, im Herbst die Therapie (oder?) Schritt für Schritt...

Grüße
Carin

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 25. Jun 2009, 19:56
von Holgi
Hi Milly und Carin

eure Postings bringen mich zu nachdenken ( nicht grübeln ) und nehme sie gerne auf, eure Sichtweisen !

@ Milly

Vielen Dank, das es Dir gefällt, was ich schreibe. Und noch mehr Dank, das Du mich auf die Idee gebracht hast mit den Kurzgeschichten - ich werde es mal ausprobieren.
Bisher hatte ich nur Gedichte und Songtexte geschrieben.

Und zu Deiner Frage - Musik -.
Ja ich mache Musik und habe ein paar Jahre in Heavy Metal Bands gespielt.
Das ist aber schon 24 Jahre her.

Heute mache ich eigentlich alles.
Klassik, Rock, Techno, Latino.
Aber nur als Hobby und so wie ich Bock habe.

Wobei mir immer noch durch den Kopf geht, was wäre aus mir geworden, wenn ich die Musikschiene weiter betrieben hätte ?

Naja ein abendfüllendes Thema.

Das mit der Gitarre vor den "Schnikis" ( Philharmos ) würde mir auch besser gefallen, aber Mozart vor "Feelingfreaks" ( Metalfans ) zu präsentieren, finde ich sehr spannend.

@ Carin

ja Du sprichst mir aus der Seele.

Es ist ein irrsinnig tolles Gefühl, ein Kreativprojekt zu machen.

Und genau da sind wir wieder an dem Punkt mit dieser perversen Perfektion, an der ich leide.

Habe ich ein kreatives Projekt ( Gefühlsebene ) abgeschlossen und alle sind hochgradig zufrieden, kommt meine Unsicherheit ( Kontrollebene ) und sucht nach möglichen Fehlern.

Dann kommt mein "Vermittlungsausschuß" zum Tragen und prüft, wo A) und B) noch perfekter arbeiten könnten.

Und dann hänge ich im Loch.

Obwohl alles gut ist, bekomme ich eine heftige Depression.

Bei mir ist das immer schubweise, aber dann bin ich zu nichts zu gebrauchen.
Totaler Rückzug, so 1 - 2 Mal die Woche, ca. 2 - 7 Stunden.
Danach fühl ich mich wie ein Passant, der Kontakt mit einem LKW hatte.

Ich hatte heute eine Frage von einem Kunden, die wie folgt war : hast du das Ziel deines Lebens schon gefunden ?

Ich sagte : ja, der Tod.

Völlig verwirrt sagte er mir, das ich nicht so pessimistisch sein sollte.

Ich entgegnete ihm :
Der Sinn des Rennens, liegt darin, an ein Ziel zu kommen.
Der Sinn des Wanderns, liegt darin, in Bewegung zu bleiben.

Liebe Grüße

Holgi
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Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 25. Jun 2009, 22:16
von Reve
Hi Holgi,

nur kurz zu deinem letzten Satz: ich habe da einen Ausspruch irgendeines Therapeuten aus einem Psychoheft im Ohr, den ich mir zum persönlichen Leitsatz gemacht habe und der heißt eher so:

"Glück liegt aber auch nicht nur so sehr im Erreichen von Zielen, sondern im Streben danach.“

Also Streben danach ist doch schon so berauschend, fast mehr als das eigentliche Ziel zu erreichen, und sollte es dennoch geschafft sein, steckt du dir ein Neues ab und schwelgst in Vorfreude (verbunden mit all den dazugehörigen Leiden).

Gute Nacht
Carin

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 26. Jun 2009, 08:00
von maki
Hi Holgi,
Hi Carin,
(ich hoffe Holgi hat nichts dagegen dass ich auch mit dir kommuniziere)

Na Holgi, da hast du ja aber genügend Möglichkeiten dich abzulenken, an Fähigkeiten mangelts bei dir ja nicht.

Aber ein Teil von dir will ja ALLES perfekt machen. Es braucht wahrscheinlich viel Zeit dich umzustellen, und nur auf deine Gefühle zu hören, aber da musst du halt Geduld haben.

Man muss einfach lernen, abzuwägen was einem im Moment mehr bringt - natürlich ohne die Prioritäten aus den Augen zu verlieren.

Warum denkst du eigentlich, die Therapien hätten dir nichts gebracht? Würde mich interessieren, da ich meine erste vor mir habe.

Wenn du jetzt die Möglichkeit hättest z.B. einen Auftritt als Musiker, würdest du es wagen?

Zum Thema Gedichte und Songtexte: Wann hast du die meiste Inspiration? Hast du davon etwas veröffentlicht oder wieder verbrannnt?

Bis dann. Schönes Wochenende!

Milly

Carin: Das mit deinem Gartenbuch finde ich SUPER! Bin ein grosser Gartenfan - auch wenn mir momentan die Lust an der Gartenarbeit fehlt - aber mir würde die Disziplin für so etwas fehlen. Krieg mich auch nicht aufgerafft ein Tagebuch zu führen, deshalb weiss ich auch nicht ob meine Depression saisonal ist.

Viel Spass bei allem was du übers Wochenende so tust!

Gruss.

Milly

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 26. Jun 2009, 08:15
von Reve
Hallo Milly,

mir hat die Gartenarbeit in meiner schlimmsen Phase auch keinen Spaß mehr gemacht, war alles weg, in Luft aufgelöst, habe dann nur noch das Allernötigste getan, damit die Pflanzen nicht umkommen.

Aber wie durch Zauberhand ist eine neue, andere Liebe entstanden, eben das Schreiben.
Es muss auch bei dir "natürlich" entstehen und gedeihen, vielleicht bringt dir ja eine Therapie (oder bist du schon?) eine Anregung, wie du die kreativen Neigungen ausleben könntest, wenn du es dann überhaupt noch magst. (Mein 1. Therapeut hat mir dabei geholfen, mir mit seiner Idee eine Berufstätigkeit nach der Kinderpause zu ermöglichen, dafür kann ich ihm nicht genug dankbar sein, der Preis dafür war eine enorme psychische Abhängigkeit, unter der ich heute noch leide). Ist alles maßlos kompliziert, aber doch auch wieder irgendwie spannend.

Liebe Grüße

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 6. Okt 2009, 21:25
von Holgi
Hi Ihr´s

Ich hole diesen "Staubthread" noch mal aus der Asawatenkammer, um keinen neuen unnötigen Thread zu eröffnen, nur um euch meine Gedanken zum Perfektionismus mitzuteilen.

Ich habe nun Perfektionismus für mich eindeutig definiert.

Perfektion = Vollkommenheit !

Vollkommenheit ist erst dann erreicht, wenn nichts mehr hinzu gefügt werden kann und nichts mehr entfernt werden muss !

Wenn ich alles betrachte, ist das Streben nach Perfektion ein Weg in die Depression.

Nun ja, da mein Leben der Evolution unterliegt, wird es immer etwas geben, das hinzu gefügt werden kann und immer etwas geben, das entfernt werden muss.

Nur so meine Gedanken.

Viele liebe Grüße an alle

Holgi
....................................
QUAERE VERUM

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 6. Okt 2009, 22:17
von tomroerich
Hi Holgi,

Wenn ich alles betrachte, ist das Streben nach Perfektion ein Weg in die Depression.

ja, so ist es. Und warum? Weil Perfektion der Versuch ist, einem innerlich empfundenen Mangel zu entgehen. Wer also perfekt sein will, demosntriert damit nur, dass er sich für nicht perfekt, für mangelhaft hält.

Deine Definition mit dem Hinzufügen oder Wegnehmen finde ich auch sehr zutreffend. Gleichzeitig erkennt man daran, dass Perfektion in diesem Sinne unmöglich sein muss, weil alles sich verändert, bewegt und wandelt. Außer demjenigen, der sich für nicht perfekt hält - der ist tatsächlich immer der gleiche, ob er sich nun für perfekt hält oder nicht. Alles was ihm fehlt ist, das zu erkennen.

Grüße von

Thomas

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 6. Okt 2009, 23:43
von kartoffelsalat
Hallo Holgi,

ich darf dir gratulieren. Du beschreibst PERFEKT mein Problem.
Ich weiß, dass hilft keinem von uns, es viel mir nur grad so auf.

Ich glaube, dass der Ansatz von Tom einige Gedanken wert ist. Werde mal grübeln, welcher Mangel da überdeckt werden soll.

Gruß Kasa

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 6. Okt 2009, 23:45
von Babi
HI Holgi,
stimm dir da 100% zu.
Perfektion ist ein Weg in die Depression.
Ich kenne das zu Genüge, denn ich habe das Problem.
In meiner ersten Therapie wurde deshalb auch gegen meinen Perfektionismus angegangen bzw. er wurde mittherapiert. Seit dem ist es bei mir besser.

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 7. Okt 2009, 00:48
von Guinevere
Hallo Holgi, danke für Deine Gedanken dazu

Vollkommenheit ist erst dann erreicht, wenn nichts mehr hinzu gefügt werden kann und nichts mehr entfernt werden muss !

Wenn ich alles betrachte, ist das Streben nach Perfektion ein Weg in die Depression.

Stimmt, das ständige Streben , Suchen nach Perfektion in Vergangenheit oder Zukunft ist ein sehr guter Weg in die Depri *von mir selber sehr gut weiß* , es entsteht aus einem gedachten Mangel u.a. durch bewerten.

Folglich müsste (und ich für mich erfahre es auch so) die Vollkommenheit jenseits der Zeit, wo sich Vergangenheit und Zukunft auflösen zu finden sein.
Leider ist das in meinen ab und an stressigen Alltag schwer integrierbar, und doch ist es schön - der Himmel auf Erden - wenigstens Momente dieser Vollkommenheit erfahren zu können.

Gute Nacht allen Perfektionisten ,
manu

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 7. Okt 2009, 08:45
von Reve
Hi,

>Vollkommenheit ist erst dann erreicht, wenn nichts mehr hinzu gefügt werden kann und nichts mehr entfernt werden muss !
Wenn ich alles betrachte, ist das Streben nach Perfektion ein Weg in die Depression.

So gesehen ist es ein Weg in die Depression.
Wie würde euch das Zitat von Goethe gefallen, an das ich mich halte - ein bisschen raus aus der Depression und gleichzeitig wieder ein bisschen rein?

>"Ich strebe vielmehr, täglich etwas Anderes, Neues zu denken, um nicht langweilig zu werden. Man muss sich immerfort verändern, erneuern, verjüngen..."

lG Carin

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 7. Okt 2009, 10:15
von maki
Hallo an Alle,

Hat man das Talent, den Willen und die Zeit sich konzentriert in einer Sache zu perfektionieren, dann schafft man es auch.Fehlt aber einer dieser Faktoren, dann tut man besser daran, sich etwas Neues zu suchen, da der Misserfolg unzufrieden macht, und je länger man sich damit herumschlägt, desto depressiver wird man.
Also, habe ich z.b. Talent zum Malen und WILL es, dann schaffe ich es auch mich zu perfektionieren.

Naja, so denke ich darüber.

Grüsse.

Milly

Carin: Hast mir wieder eine Zeile zum Nachdenken gegeben.

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 7. Okt 2009, 10:16
von Guinevere
Hey liebe Carin,

hmm, wenn ich das richtig rausles, dann macht er das ja um nicht langweilig zu werden, dieser zu entgehen, und nicht aus ner inneren Erfülltheit (?). (edit: Vielleicht meldet sich da auch gerade mein Perfektionismus *schmunzel* und *kopfklatsch*)

ansonsten find ichs gut!

Kenn auch Holgis Problem mit seiner Kreativtät ganz gut, dass einem etwas an seinem Werk, das einem nicht perfekt erscheint geradezu ins Auge springt (man es im Hyperfokus hat), und einem nicht mehr loslässt obwohl man die/der Einzige ist, der dieses so sieht.

...links und rechts (Hirnhälften) nicht recht zusammenarbeiten wollen (corpus callosum). Hab ja zwei Kinder, die mir da ähnlich sind .

Paartanz würde ja zum Musikmachen gut passen...oder Überkreuzübungen http://besser-lernen.suite101.de/articl ... it_kindern

Nen krass schönen, sonnigen Herbsttag allen!!! ,
manu

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 7. Okt 2009, 11:07
von Reve
Hey Milly,

du bist ja wieder da !!! Geht es dir gut?

Liebe Manu, ja, glaub ich auch, aus Angst langweilig zu werden und vielleicht aus einer Art inneren Rastlosigkeit heraus sucht er nach neuen Dingen (hat er nach neuen Dingen gesucht) und trifft dabei vielleicht zufällig etwas, was ihn dann doch nach einigen Anlaufschwierikgeiten oder auch spontan erfüllen könnte. Würde doch auch passen?

lG Carin

(Nachtrag: ich meinte mit der Suche nach neuen Dingen auch gar keine großartigen Projekte, sondern nichtige Dinge. Z.b. das erste Mal Marmelade fabrizieren oder Digitalphotos einscannen und verändern, selbst seine Steuer machen... All das erzeugt Glücksgefühle, bei mir zumindest)

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 7. Okt 2009, 14:17
von Guinevere
Hey liebe Carin,

also, ich hätte daraus auch Rastlosigkeit herraus gelesen (? )
Soweit ich weiß, erfüllte sich letztlich seine Hoffnung auf tätiges Wirken im Staatsdienst nicht. Er war trotz sehr vieler Bemühungen seinerseits immer wieder mit neuen Schwierigkeiten konfrontiert, und die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen bei gleichzeitiger Arbeitsüberlastung führten ihn bald in die Resignation. Er schrieb daraufhin in sein Tagebuch: "Es weiß kein Mensch was ich tue und mit wievielen Feinden ich kämpfe um das wenige hervorzubringen."

Bei mir kommt sowas sehr "lähmend" an, wenn sich etwas so mühselig gestaltet, und erinnert mich etwas an mich, und wieviel Geduld von nöten waren, bis meine Ideen hier doch (mit der anfänglichen Meinung des Partners, es wären seine gewesen) umgesetzt wurden.

Nachtrag: ich meinte mit der Suche nach neuen Dingen auch gar keine großartigen Projekte, sondern nichtige Dinge. Z.b. das erste Mal Marmelade fabrizieren oder Digitalphotos einscannen und verändern, selbst seine Steuer machen... All das erzeugt Glücksgefühle, bei mir zumindest)

Eine Entdeckungsreise also! Danke, hast mich vorhin und gerade eben recht inspiriert !

Nen schönen Tag nochmals ,
manu

Re: P-E-R-F-E-K-T-I-O-N-I-S-M-U-S

Verfasst: 7. Okt 2009, 17:28
von uli2705
Hallo Holgi,

könnte es sein, das Du früher quasi "perfekt" sein mußtest um den vermeintlichen Ansprüchen einer Bezugsperson gerecht zu werden?

Wenn ja hast Du das Verhalten von damals (unbewußt) mit in die Gegenwart genommen.

Gruß
Ikarus