Wie lange können depressive Phasen dauern?

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cimicifuga
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Registriert: 29. Mai 2009, 09:18

Wie lange können depressive Phasen dauern?

Beitrag von cimicifuga »

Hallo zusammen,
ich bin neu hier im Forum und versuche mich mit meiner Erkrankung auseinander zu setzen und nicht weiter den Kopf in den Sand zu stecken.
Seit sechs Monaten bin ich krankgeschrieben und noch nicht wirklich belastbar. Es sieht nicht so aus, dass ich an meinen alten Arbeitsplatz zurück kann. Zwischendurch ging es mir mal 10-14 Tage besser und ich dachte schon, ich sei über den Berg, aber die kleinste Stressbelastung reichte aus, um mich wieder in ein Loch zu schicken, in dem ich immer noch festsitze.
Mein Umfeld fragt mich dauernd wie es mir geht und ich weiß nicht, was ich antworten soll. Es fühlt sich alles gleich grau an.

Wie lange können solche depressiven Phasen dauern? Ist es möglich so belastbar wie früher zu werden?

Das ist meine erste depressive Phase, glaube ich wenigstens. Woran merkt ihr, dass ihr wieder arbeiten könnt?

Viele Grüße
cimicifuga
Dendrit
Beiträge: 4976
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Re: Wie lange können depressive Phasen dauern?

Beitrag von Dendrit »

Hallo cimicifuga,

herzlich willkommen im Forum!

Deine Frage kann man eigentlich nicht genau beantworten: es gibt einige, da sind es nur ein paar Wochen, bei anderen geht es schon einige Jahre. Ob man therapiert wird, spielt auch mit rein.

Bist Du in Behandlung?

LG, Manuela
cimicifuga
Beiträge: 4
Registriert: 29. Mai 2009, 09:18

Re: Wie lange können depressive Phasen dauern?

Beitrag von cimicifuga »

Hallo Manuela,

oje, jetzt habe ich statt zu antworten, einen neuen Beitrag eröffnet, sorry.

Ich bin seit drei Jahren wegen Depressionen, Posttraumatischer Belastungsstörung und Mobbing am Arbeitsplatz in therapeutischer Behandlung.

Ich hoffe, dass es irgendwann wieder besser wird.

LG cimicifuga
BeAk

Re: Wie lange können depressive Phasen dauern?

Beitrag von BeAk »

Liebe Frederike,

dann ist deine Depression wohl chronifiziert.

Ein passendes AD kann Dich innerhalb von wenigen Wochen aus der Episode holen.
Thies
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Depression nicht auf die leichte Schulter nehmen

Beitrag von Thies »

Eine aktute Depression ist eine ernsthafte und schwere Erkrankung!

Mein Arzt hat mir damals auf meine Frage wie lange das denn noch dauert und wann ich wieder arbeiten kann gesagt, daß man meine Depression mit im somatischen Breich von der schwere her mit einem Herzinfarkt vergkeichen kann.

Das ist also nichts was man auf die Leichte Schulter nehmen sollte.

Die erste Frage sollte also nicht sein, wann kann ich wieder arbeiten und mich belastungen aussetzen, sondern wie werde ICH wieder soweit gesund damit es MIR wieder gut geht. Arbeit und Belastbarkeiten sind da absolut nachrangig.

Wenn du eine Depression überwunden hast, ist die wahrscheinlichkeit, daß eine solche irgendwann nocheinmal vorkommt, insbesondere bei Belastung recht groß.

Schaue also erst daß du dich stabilisierst bevor du dich zu früh belastest.

Auf die Idee würde jemand der gerade einen frischen Herzinfarkt hatte schließlich auch nicht kommen.

Ich habe nach einigen Depressionen und Klinikaufenthalten sobald ich mich wieder fit fühlte gleich wieder angefangen zu arbeiten mit voller Leistung und vollem Stress.

Natürlich auch die Medikamente abgesetzt, weil die brauchte ich ja nun nicht mehr.

Heute bin ich aus dem Schaden klüger geworden.

Statt mich wieder zu hohen Arbeitsbelastungen auszusetzen, habe ich mich berenten lassen.

Was nicht heißt, daß ich nichts mehr leiste.

Ich investiere viel Zeit in ein soziales und sportliches Ehrenamt.

Jetzt kann ich meine Belastungen selbst wählen und meiner jeweiligen gesundheitlichen Situation anpassen und die Auslöser für eine Depression minimieren.

Und in Anbetracht der Tatsache, daß die Depression wohl auf einem gestörten Serotoninhaushalt im Gehrin beruht und eben keine bloße Einbildung ist, nehme ich seit meiner letzten schweren Depression vor ca. 9 Jahren täglich meine Serotoninwiederaufnahmehemmer als Grundmedikation.

Seit dem sind zwar wieder Depressionen aufgetreten, aber waren nicht in der Lage sich zu vertiefen und richtig schwer zu werden. Im gegensatz zu früher dauerten sie statt mehreren Monaten nur ein paar Wochen oder Tage.

Zusätzlich nehme ich täglich Lamotrigin, ebenfalls in einer grunddosierung. Dieses Mittel gegen Epilepsie hat die tolle "Nebenwirkung" Depressionen vorzubeugen.

Beide Medikamente machen nicht abhängig und haben über die Jahre bei mir keine merklichen Nebenwirkungen gezeigt.

Ich sage immer, kein Zuckerkranker käme auf die Idee sein Insulin abzusetzen.

Und wenn man wie ich bereits mehrfach schwer an Depressionen erkrankt ist, sorge ich mit den Medikamenten dafür, daß mein Serotoninhaushalt auf dem Level eines "Normalen" ist und zudem nicht so leicht entgleisen kann.
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Wie lange können depressive Phasen dauern?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Meine Depressionen wurden mit der Zeit häufiger und länger.
Die Depression, die mich dann in Behandlung gebracht hat dauerte ca. 15 Monate (durchgehend) mit 5 Monten Klinik. Danach hatte ich zweimal im Jahr eine schwere jeweils 2-3 Monate. es fehlte also gut und gerne mal einfach so ein halbes Jahr Lebenszeit. Meist auch dabei dann auch (kürzere) Klinikaufenthalte im absoluten tiefpunkt. Zwischendrin gibt es leichtere bis mittlere Phasen so 2-3 Wochen.
Diese Jahr hatte ich bisher nur ca 4 Wochen eine mittlere Depression. Lamotrigin sei Dank.

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Mo
Beiträge: 114
Registriert: 21. Mär 2003, 13:10

Re: Wie lange können depressive Phasen dauern?

Beitrag von Mo »

Hallo und liebe Grüße,
Die Antworten können wohl so vielfältig sein wie die Menschen sind.
Was ich Dir mitgeben will:
Wie lang und tief dein Elend auch sein kann, es kann sich immer ein Weg hinaus finden.
Ich habe wirklich viele Jahre gebraucht um meinen Weg zu finden und glücklich zu werden.
In diesen Jahren war ich oft monate lang in tiefer Verzweiflung, aber dazwischen hatte ich oft auch große Glücksgefühle.
Jetzt geht es mir seit Jahren konstant ziemlich gut und ich habe noch ein gutes Stück meines Lebens vor mir.
Damit will ich sagen: der Weg hat sich gelohnt!
Und ohne meine Krankheit hätte ich viele Dinge die mir heute wichtig sind nie gelernt...und dafür bin ich auch dankbar.
lg
Mo
Die Stimmen in meinem Kopf versichern mir, daß ich vollkommen normal bin!
Thies
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Registriert: 3. Jun 2009, 21:54
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Anfangs dachte ich immer es wäre ein Zeichen von Schwäche...

Beitrag von Thies »

Hallo Mo,

das kann ich in meinem Fall auch nur bestätigen.

Ohne die Erfahrungen die die Krankheit mit sich gebracht hat, wäre ich vermutlich nicht der, der ich heute bin.

Anfangs dachte ich immer es wäre ein Zeichen von Schwäche, daß ich die Depression nicht willentlich besiegen kann, weshalb mir wie vielen Anderen diese Krankheit sehr peinlich war.

Heute weiß ich, daß sehr viel Kraft und Stärke dazugehört, eine Depression durchzustehen und sich nicht hinter den nächsten Zug zu werfen, weil es einem im Moment scheint als würde es niemals wieder besser werden.

Wir alle, die wir Depressionen durchlebt haben, haben bewiesen, dass wir viel mehr Kraft haben als vielleicht manch ein Gesunder.

Deshalb gibts auch keinen Grund sich zu verstecken, sondern eher ein Grund stolz auf sich zu sein.
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