Trotz Depression arbeiten?!

kleene_sue
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Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von kleene_sue »

Hallo Leute,

ich hoffe es ist nicht schlimm, wenn ich hier das 3. Thema eröffne??

Mich beschäftigt momentan die Frage, wer von euch, trotz der Krankheit arbeitet und wenn ja, wie ihr das schafft??

Ich habe aufgrund dessen meinen Job, mehr oder weniger, verlassen und beziehe nun Krankengeld und muss natürlich nachdenken, wieder arbeiten zu müssen. Doch ich kann es mir nicht vorstellen, noch nicht ..

Als ihr eure Diagnose gesellt bekommen habt, wart ihr seit dem immer noch auf Arbeit oder musstet ihr euch auch krankschreiben lassen oder sogar kündigen??

In der Tagesklinik sind viele Patienten, die einfach krank geschrieben sind und dann wieder zum alten Arbeitgeber zurück können und ich empfinde dies als Glück ...

Schönen Abend noch

.
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Elisa_K
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Elisa_K »

BeAk

Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von BeAk »

Liebe Schuhe,

ich habe wärend meiner schweren Episode vor einigen Jahren 6 Wochen nicht arbeiten können.

Seit 1 1/2 Jahren bin ich in Ausbildung, wärend meiner Praktika mache ich die selbe Arbeit wie voll ausgebildete Therapeuten, habe die selbe Anzahl Patienten abzuarbeiten.
Allerdings muß ich auf meine Belastungsgrenze achten, darf mich nicht gehetzt fühlen und muß mir zwischen durch mal eine kl. Pause gönnen.
kleene_sue
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von kleene_sue »

Hallo Elisa_K:

Jupp, in der akuten schweren Phase ist es sicherlich nicht möglich zu arbeiten, aber du warst krankgeschrieben (hat dein Chef gewusst mit welcher Diagnose?) und wolltest es nochmal versuchen *respekt* und tut mir leid, wenn du ihn doch verloren hast. Wegen dem Stress oder warum? (hoffe ich werde nicht zu persönlich).
Weiß dein neuer Chef, dass du krank bist/warst??

Hallo Bea:

*hust, bitte Schuhe ohne H *grins
Bist du Therapeutin??

Meine Angst ist es bei einer neuen Bewerbung:

1. Was sage ich, warum ich solange arbeitslos war? (aufgrund der Krankschreibung)
2. Erwähne ich überhaupt meine Krankheit?
3. Wird es mir gut tun wieder mit Menschen zu arbeiten?

Bei meiner letzten Anstellung als Arzthelferin in einer Allgemeinmedizin haben mich die Massen an Patienten zu Schweizausbrüchen und Schwindel-/Heulattacken gebracht.
Viell. sollte ich ein Fachgebiet mit weniger Patientenanlauf suchen, wobei natürlich da eine Psychologie/Psychotherapie passend wäre, aber wohl nicht mit meinem Gemütszustand, dann tgl. an meine Krankheit erinnert zu werden *seufz
Ich denke eine Wiedereingliederung wäre angebracht, doch dann weiß ja sofort der neue Arbeitgeber, das was nicht stimmt *seufz
Oder eine spezifische Reha nach der Tagesklinik, um mich erstmal unter professioneller Aufsicht unter Stress setzen zu lassen

Habe Heute auch kurz überlegt, ob ich überhaupt noch mit Menschen arbeiten will, auch wenns mein Wunschberuf ist .. das zeigt wohl, dass ich noch nicht bereit bin mit Arbeiten *ohmanohmanohman

Wobei sich gerade mir ein Gedanke/Frage stellt: ist man den weiterhin krank, wenn man die Depression überwunden hat??Ich habe mal gehört, dass es immer wieder eine Disposition für gibt erneut zu erkranken ...
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Moya
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Moya »

Hallo Schue,

Ich habe eigentlich immer gearbeitet und studiert während der letzten 15 Jahre, in denen ich depressiv war.
Zur Zeit mache ich eine neue Ausbildung und bin derzeit in einem 4-monatigem Praktikum in einer neurologischen Klinik. Weil es mir im Moment häufig nicht gut geht, haben meine Schule und meine Anleiterin meine Stundenanzahl etwas reduziert, so dass ich sieben Stunden pro Tag arbeite.
In einem anderen Thread hatte ich bereits einmal geschrieben, wie ich vorgehe, um mein Pensum zu schaffen, nämlich in dem ich meine Tätigkeiten vom Aufstehen bis zum Heimweg von der Arbeit in viele kleine Einzelschritt unterteile und immer nur den nächsten Schritt in "Angriff" nehmen, so dass nicht so ein riesen Berg vor mir liegt, sondern nur ein Schritt und dann kommte der Nächste usw. - irgendwann ist die Arbeit geschafft!
Das heisst nicht, dass ich keine schweren Krisen habe, aber die Arbeit hilft mir sehr, den Tag zu strukturieren und steigert enorm mein Selbstwertgefühl.
Dafür schaffe ich es oft nicht 'rauszugehen, wenn ich Freizeit habe, was mich sehr traurig macht...

Liebe Grüße von Moya
Marke1
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Marke1 »

@ Luise Byn
Deine Antwort und Dein Handeln fand ich schon in diesem Thread so gut, wo Du auch Deinen Weg beschrieben hast :
..."Wie schafft ihr das, wenn überhaupt...."

Klar
Moya
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Moya »

Danke, Klar!

Liebe Grüße von Moya
Elisa_K
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Elisa_K »

Grenzgängerin
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Grenzgängerin »

Hallo SchUE,

ich habe die meiste Zeit auch während der Depression gearbeitet.
Meistens habe ich bis zu einem Punkt x ausgehalten, an dem ich dann in die Klinik ging.
Krankgeschrieben war ich normalerweise nur während ich in der Klinik war und danach bin ich meist sofort wieder voll eingestiegen.

Bei mir ist es auch so, dass die Arbeit mich ein Stück weit abgelenkt und mir wenigstens ein ganz klein wenig Selbstwertgefühlt gegeben hat, wenn auch sonst alles nur schwarz war.

Meine Psychiaterin hat von sich aus nur sehr selten eine Krankschreibung vorgeschlagen, weil sie gesehen hat, dass mir diese Struktur und Verpflichtung hilft, nicht komplett daheim zu versumpfen.

Ich habe auch immer Termine mit meiner Psychiaterin oder Therapeutin oder dringend zu erledigende Einkäufe etc. auf möglichst viele Tage verteilt, damit ich jeden Tag wenigstens einmal rausmusste und somit einen Grund hatte, aufstehen zu müssen und mich zu duschen.

Der Witz ist, dass meine Umwelt, besonders die Arbeitskollegen, überhaupt nicht mitbekommen haben, was da mit mir los war. Im Gegenteil: je schlechter es mir ging, desto "besser drauf" haben sie mich wahrgenommen.

Zuhause habe ich aber gar nichts mehr auf die Reihe gebracht. Teilweise konnte ich meine Post nicht bearbeiten, den Haushalt nicht erledigen, habe mich nur noch minimal mit Essen versorgt usw..

Vor kurzem hat meine Psychiaterin mir angeboten, mich krank zu schreiben.
Ich habe große Hemmungen, das anzunehmen. Zum einen generell und zum anderen aber auch, weil ich sicher keinen gelben Schein einer psychiatrischen Praxis abgeben will (ich habe seit einem Jahr einen neuen Arbeitgeber, der nicht von meiner psychischen Erkrankung weiß)... Sie meinte, dass sie auch einen neutralen Stempel ohne Facharztbezeichnung hätten. Mal sehen, vielleicht schaffe ich die derzeitige Situation auch so.

Ich bin rezidivierend schwer depressiv, d.h. die Wahrscheinlichkeit, dass ich immer mal wieder depressiv sein werde, ist in jedem Fall relativ hoch. Derzeit habe ich allerdings endlich ein Medikament gefunden, mit dem ich sehr gut zurecht komme und mit dem ich schon lange gut stabil bin. Das werde ich auch so schnell sicher nicht absetzen (nehme es jetzt gut anderthalb Jahre) und ich habe mich auch entschieden, in dieser Hinsicht, sollte eine erneute schwere Depression kommen, genau das zu tun und medikamentös zu probieren, was meine Psychiaterin vorschlägt (das war bisher eher nicht so, da ich mir bis vor einiger Zeit nicht vorstellen konnte, dauerhaft Medikamente zu nehmen). Jetzt sehe ich die Depression aber endlich als Krankheit bei mir an und will mir nicht noch mehr von ihr nehmen lassen, als sie es bereits getan hat. Mir ist meine Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit sehr wichtig und da werde ich in Zukunft alles für tun, um das zu erhalten/wieder herzustellen.

In fitten Zeiten bin ich in jedem Fall eine gute und engagierte Arbeitskraft, das zeigen mir die Rückmeldungen, die ich so bekomme.
Ich sehe einfach eher den Moment: derzeit ist alles soweit ok und das mit mir und meinem Arbeitgeber passt. Ich habe mich im letzten Jahr sehr engagiert und sollte es mir in der Zukunft wieder schlecht gehen, dann hoffe ich, dass er (ohne dass ich mich als psychisch krank outen werde) sich daran erinnert und mit etwas Zeit lässt, mich wieder zu fangen.

Grüße,

Alex
BeAk

Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von BeAk »

>>>>*hust, bitte Schuhe ohne H *grins. Bist du Therapeutin??<<<<

Sorry liebe Schue,

da hat meine Konzentrationstörung mir und Dir einen Streich gespielt.

Ich bin Physiotherapeutin in Ausbildung.

Deine Idee eine Wiedereingliedrung zu machen, finde ich sehr angemessen. Soviel ich weis, beginnt diese mit einer geringen Stundenzahl welche langsam gesteigert wird.
In eine Praxis mit weniger Patientenaufkommen zu wechseln kannst Du immer noch.
Eine psychische Störung selber durchlebt zu haben, ist im Umgang mit psychisch Kranken nicht unbedingt hinderlich. Ich erlebe diese Erfahrung jetzt als einen großen Vorteil gegenüber meinen Kollegen.

Aber wie schon geschriebn wurde, unter einer Störung sollte man keine weitreichenden Entscheidungen, wie ein Berufswechsel, treffen.
Bellasus
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Bellasus »

Hallo SchUE,

ja ich arbeite seit einem Jahr wieder, nach 2 Jahren akuter Krankheit und 2 Jahren med.-berufl. Reha.

Meinen alten Arbeitsplatz habe ich verloren nach 5 Wochen AU, damit haben sie mir erspart, selber zu kündigen und ich habe noch eine kleine Abfindung bekommen (vor Gericht erstritten).

Mein neuer AG weiß Bescheid, nicht im Detail, aber über das Ausmaß schon. Ich musste es auch sagen, da die Firma nach der Reha eine Eingliederungshilfe bekommen hat, d.h. für 6 Monate 50% Lohnkotenzuschuss von der Rentenversicherung. Im Gegenzug mussten sie sich bereiterklären, auf gewisse Leistungseinschränkungen bei mir Rücksicht zu nehmen - sie haben das in vorbildlicher Weise getan und mir den Wiedereinstieg enorm erleichtert!

Ich arbeite 20 Stunden und bekomme eine Teilrente. Jetzt kann ich mir vage vorstellen, im Herbst so 2-3 Stunden mehr zu arbeiten. Im vergangenen Jahr war ich absolut an meiner Belastungsgrenze. Damit offen umgehen zu können, hat mir über einige Krisen hinweggeholfen.

Wenn ihr mehr über die Reha wissen wollte - über die Suchfunktion findet ihr, was ich bisher dazu geschrieben habe.

Alles Gute

Annette




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kleene_sue
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von kleene_sue »

Hallöchen :o)

@ Elisa_K:
Glückwunsch, dass durch dein alten Chef keine Lücke im Lebenslauf kam *daumenhoch.
Davor habe ich eben am Meisten Angst, weil es bei mir so ist ..

[Ein krankheitsbedingter Stellenwechsel muss also nicht immer eine Katastrophe sein.]
-> Ich bin ja froh von meinem alten Job weg zu sein, weil das einfach kein Arbeiten war, abgesehen davon, dass ich krank geworden bin!!

Ich habe Heute mit einer Sozialarbeiterin geredet und sie meinte auch, dass ich diese Entscheidung mit Arbeiten nicht jetzt fallen soll, aber mir überlegen soll, obs der Beruf sein soll und wegen Reha etc.
Was heißt den "akute" Depression?Ist sie den noch akut, wenns seit November ist??


@ Alex:
Meine Arbeit hat mich nur weiter in den dunklen Sumpf gezogen.

[Im Gegenteil]
-> Dann hattest du ja noch viel Kraft irgendwo oder eine gute Fassade?!

Deine Aussagen sind so wunderbar optimistisch, für mich :o)


@ Bea:
[In eine Praxis mit weniger Patientenaufkommen zu wechseln kannst Du immer noch.]
-> ich kann ja nicht wechseln, wenn ich arbeitslos bin

[Aber wie schon geschriebn wurde, unter einer Störung sollte man keine weitreichenden Entscheidungen, wie ein Berufswechsel, treffen.]
-> Ja, ich schreibs mir hinter meinen Ohren ;o)


@ Bellasus:
[ja ich arbeite seit einem Jahr wieder, nach 2 Jahren akuter Krankheit und 2 Jahren med.-berufl. Reha.]
-> ui jui jui, solange . Davor habe ich auch tierisch Angst, aber ... was sein muss muss sein, wenns nicht anders geht .. hmm

Liebste Grüße
.
~ Denken ist schwer und das besonders für den, der es kann. ~
night
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von night »

Hallo Schue,

auch ich bin immr noch in der Lage trotz Depression zu arbeiten. Ich war seit Erstdiagnose zwei mal mlänger krank. Ein mal 6 Wochen, daß andere mal 27 Wochen. ZUr Zeit bin ich auch wieder krank geschrieben, kan aber noch nicht abschätzen wie lange es dieses Mal dauert. Der letzte Klinikaufenthalt ist etwa 11/2 Jahre her. Mein Arbeitgeber und meine Kollegen haben erst nach dem letzten Klinikaufenthalt erfahren warum ich so lange krank war. Ich war vorher einfach nicht in der Lage die Erkrankung zu kommunizieren, weil ich selber noch Probleme mit der Akzeptanz hatte. Die Krankmeldungen habe ich mir während des Klinikaufenthalts weiter von meinem Hausarzt geholt. Meine Leistungsfähigkeit in der Arbeit war dabei ncht eigeschränkt, dafür sah es bei mir zu Hause fast wie in einem Messi Haushalt aus. Wie auch jetzt wieder. Einschränkungen meier Leistungsfähigkeit konnte ich mir auch nicht erlauben, weil ich auf einer großen Intensivstation arbeite.

Liebe Grüsse

Andreas
Grenzgängerin
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Grenzgängerin »

Hallo SchUE,

ich kann eine ziemlich gute Fassade haben.

Außerdem war das manchmal zeitweise so, als hätte ich eine Maske auf, die ich selbst gar nicht mehr bemerkt habe. D.h. mir war hundeelend, aber ich habe nicht im Ansatz danach ausgesehen. Mir war das zu Beginn meiner Therapie gar nicht bewusst und hat den Kontakt und die Verständigung mit Therapeuten sehr erschwert, weil die nie mitbekommen haben, was bei mir los ist und ich dachte umgekehrt, dass man in mir lesen können müsste, wie in einem offenen Buch...

In beruflicher Hinsicht ist das jedoch eher eine Stärke. So hat alles seine Vor- und Nachteile.

Grüße,

Alex
Bellasus
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Bellasus »

Hallo Alex,

was du über die Maske als Fähigkeit schreibst, bekomme ich auch immer wieder von meiner Thera zu hören - dass sie nicht nur negativ ist.

Es gibt nun mal Menschen und Gelegenheiten, bei denen es niemanden angeht, wie es in einem aussieht. Wenn man dann die Kraft hat, diese Maske zu tragen, ist das wirklich gut und als Fähigkeit und Stärke anzusehen. Meistens trifft das ja für das Arbeitsleben zu.

Extrem wichtig finde ich aber dabei - so ist es für mich jedenfalls - dass sich die Maske nicht verselbstständigt, so wie du es von deinem Therapie-Anfang beschreibst.

Wenn ich trotz Maske Zugang zu mir und meinen Gefühlen behalte, ist sie hilfreich. Wenn ich mich innerlich immer weiter von mir entferne, mit der Maske meine Bedürfnisse verdecke, kann es passieren, dass das zwar eine Weile gutgeht, aber irgendwann dann die Seele aufschreit und Depressionen, Angst, Zusammenbruch folgen. Das kennen hier die meisten von uns sicher.

Bei mir ist es gerade so, dass ich es erstmals schaffe, bewußt die Maske einzusetzen - ich muss noch 4 Wochen arbeiten bis zu meinem Klinikaufenthalt und erlaube mir einfach nicht, vorher schlapp zu machen. Wie es mir geht, was mich beschäftigt, belastet, eben die Gründe für die Klinik, habe ich ziemlich gut weggepackt - so gut, dass ich schon froh bin, noch ein wenig davon zu spüren. Ob das noch 4 Wochen klappt und was dann in der Klinik passiert - totale Erschöpfung oder was auch immer, werde ich sehen.

Was ich sagen will - kurzzeitig und je nach Situation ist es wohl wirklich wichtig, über diese Maske zu verfügen, und dann ist es auch möglich, zu arbeiten. Wenn die Maske jedoch ein Eigenleben führt oder aber die Kraft nicht mehr reicht für die Maske, dann ist wohl eine Pause angesagt. Die Grenzen dafür sind aber so individuell, dass das jede(r) für sich herausfinden muss.

Und ja, SchUE, es hat wirklich so lange gedauert und dauert noch an, genau dieses Gleichgewicht zu finden zwischen funktionieren und Ich-Sein, mit dem ich LANGFRISTIG zurechtkomme.

Ist mein Thema - da kann ich mich schlecht zurückhalten

Liebe Grüße

Annette




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Grenzgängerin
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Grenzgängerin »

Hallo Annette,

ja, meine Therapeutin und meine Psychiaterin wurden/werden auch nicht müde, mir zu erzählen, dass das eine große Stärke ist .

>Extrem wichtig finde ich aber dabei - so ist es für mich jedenfalls - dass sich die Maske nicht verselbstständigt, so wie du es von deinem Therapie-Anfang beschreibst.

Ja da hast Du recht. Es war ein großes Problem und ich war soooooooo weit weg von mir, dass ich damals bei meinem ersten Klinikaufenthalt in Rinteln die ganzen 12 Wochen mit diversen Verhaltensprotokollen gebraucht habe, um mal ansatzweise Gefühle identifizieren und benennen zu können...

>Wenn die Maske jedoch ein Eigenleben führt oder aber die Kraft nicht mehr reicht für die Maske, dann ist wohl eine Pause angesagt.

Da hast Du sicher recht.

Mein Gleichgewicht habe ich da glaube ich auch noch nicht gefunden. Aber ich arbeite daran, die Ermüdungserscheinungen früher zu erkennen und besser auf mich aufzupassen.

Grüße,

Alex
Elisa_K
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von Elisa_K »

kleene_sue
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von kleene_sue »

Guten Abend,

@ Andreas45:
Wie hast du es geschafft auf Arbeit Kraft zu investieren, aber Zuhause nicht?? Haben die beiden Orte eine andere Gewichtung für Dich?
Ohman, auf einer Intensivstation, dass ist ja wirklich harte Arbeit und aufopferungsvoll..

[Mein Arbeitgeber und meine Kollegen haben erst nach dem letzten Klinikaufenthalt erfahren warum ich so lange krank war. Ich war vorher einfach nicht in der Lage die Erkrankung zu kommunizieren, weil ich selber noch Probleme mit der Akzeptanz hatte.]
-> Du hast deinen Arbeitskollegen freiwillig von deiner Erkrankung erzählt?? Und wieso??
Nicht böse gemeint , gibt ja andere Kranke, die es nicht machen würden.


@ Alex:
So eine Fassade ist auch oft Selbstschutz, die der Körper auch unbewusst einsetzt, damit deine Aussenwelt dich nicht drauf anspricht, da du ja dann wieder dran erinnert wirst ..


@ Bellasus:
Funktionieren und Ich-Sein .. Funktionieren für die Gesellschaft oder einfach nur Leben … Roboter oder Individuum …. *seufz


@ Elisa_K:
Gute Idee, ich werde mal nachfragen .. kommt viell nach akut „chronisch“??

Liebe Grüße
.
~ Denken ist schwer und das besonders für den, der es kann. ~
BeAk

Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

das was ihr als Maske bezeichnet, ist für mich ein Ausblenden z.B. der Depression, schmerzlicher Gefühle o.ä.
Denn diese schmerzliche Seiten an mir lasse ich nur in der Psychotherapie raus oder wenn ich alleine bin.
Im Alltag würden mich diese Gefühle oder das bewust werden von Gefühllosigkeit behindern.


Liebe Schue, für mich sind funktionieren und Leben eine Einheit und keine Gegensätze. Ich kann nicht so leben wie ich möchte, wenn ich nicht funktioniere. Ein Leben ohne zu funktionieren ist wohl eher ein vegitieren und damit an der Grenze dessen was ich als lebenswert bezeichnen möchte. Ein Beispiel, das Leben während einer sehr schweren depressiven Episode empfinde ich genau da dieser Grenze. Es ist ein Zustand der für mich auf Dauer nicht lebenswert erscheint.

Ich will für mich funktionieren, nicht für die Gesellschaft. Denn ich will mein Leben leben (und nicht die Störung).
kleene_sue
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von kleene_sue »

Hi Bea:

[das was ihr als Maske bezeichnet, ist für mich ein Ausblenden z.B. der Depression, schmerzlicher Gefühle o.ä.]

-> ja, es ist sicherlich ein Ausblenden, aber oft setzt man sich die Maske unbewusst auf, sondern eher von tiefen Seele, damit man nicht verletzt wird .. hört sich wirr an, wa?


[Denn diese schmerzliche Seiten an mir lasse ich nur in der Psychotherapie raus oder wenn ich alleine bin.
Im Alltag würden mich diese Gefühle oder das bewust werden von Gefühllosigkeit behindern.]

-> Aber ich glaube, es ist auch mal sinnvoll es im Alltag rauszulassen, damit man mehr mit klar kommt, auch wenns schmerzhaft ist. Sind ja z.T. unterdrückte Gefühle und dann platzt der Knoten


[Liebe Schue, für mich sind funktionieren und Leben eine Einheit und keine Gegensätze. Ich kann nicht so leben wie ich möchte, wenn ich nicht funktioniere. Ein Leben ohne zu funktionieren ist wohl eher ein vegitieren und damit an der Grenze dessen was ich als lebenswert bezeichnen möchte. Ein Beispiel, das Leben während einer sehr schweren depressiven Episode empfinde ich genau da dieser Grenze. Es ist ein Zustand der für mich auf Dauer nicht lebenswert erscheint.

Ich will für mich funktionieren, nicht für die Gesellschaft. Denn ich will mein Leben leben (und nicht die Störung).]

-> Für mich bedeutet funktionieren: Roboter, für die Gesellschaft nur da sein.
Leben bedeutet für mich: für sich was Gutes tun und das funktionieren mit einzubeziehen, aber nicht die Oberhand gewinnen.

LIEBE GRÜßE
.
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night
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von night »

Hallo Schue,
bei der Arbeit kann ich mir Fehler nicht leisten und außerdem hängt davon auch meine Existenz ab. Der Teil des Lebens außerhalb der Klinik ist natürlich genauso wichtig, aber dort fängt es halt immer an mit dem Abrutschen.
Zu der Frage ob ich meinen Arbeitskollegen freiwillig von meiner Erkrankung erzählt habe, ja. Einer der Gründe war, daß es natürlich aufällig war, daß ich nach zwanzig Jahren auf der Station mit ca. 4 wochen Krankheitn in der ganzen Zeit plötzlich so lange krank war. Weil es sowieso sehr viele Gerchte gab warum ich so lange krank war habe ich mich entschlossen diese Gerüchte zu beenden, was natürlich auch damit zusammenhing das ich die Krankheit jetzt auch für mich selber akzeptieren konnte.

Liebe Grüsse

Andreas
EMHP
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Registriert: 29. Mär 2009, 12:28

Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von EMHP »

Hallo Schue,

auch ich hab während meiner Depression immer gearbeitet, Teilzeit zwanzig Stundenwoche, erst mit drei , dann vier Kinder. Je schlechter es mir ging, desto mehr habe ich gearbeitet, in meinem Beruf, vielleicht um zu zeigen dass ich noch zu etwas fähig bin. Später musste ich erfahren das meine Kollegen schon längst bemerkt haben, dass ich am Ende bin, sie haben sich nur nicht getraut mich anzusprechen.
Dann kam mein Zusammenbruch, letztes Jahr war ich dann ca. acht Wochen vor meiner siebenwöchigen Stationären Therapie krank.
Schon während meiner Therapie, habe ich mit meinen Chefs, eine Reduzierung der Stunden vereinbart.
Jetzt arbeite ich 15 Stunden/ Woche, habe mein Arbeitsbereich gewechselt,er ist nicht so aufreibend und belastend. Meine Chefs, tun alles erdenkliche das es mir gut geht, manchal verstehe ich nicht warum, aber es freut mich. Ich habe ihnen nie direkt gesagt was ich genau habe, aber ich bin der Meinung sie wissen es.
Alles was ich jetzt nicht mehr ertrage, das ist Stress,ich versuche alles mit einer Ruhe und Gelassenheit zuerledigen, soweit es mir die Arbeit zulässt. Auch muß ich schauen das meine Schichten, über den Monat gleichmäßig verteilt sind.
Manchal glaube ich, würde ich gar nicht arbeiten, wären bei mir die Depressionen noch schlimmer.

Liebe Grüße Nelle
maki

Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von maki »

Hallo kleene!

Weiss dass die Anrede falsch ist, aber ich finde das süss.

Ich denke, dass, wenn man berufstätig ist, einfach derart abgelenkt ist, dass man sich jeden Tag überwinden muss, und so eher aus dem Tief herauskommt als wenn man zuhause mit sich allein beschäftigt ist.

Das wird nämlich meiner Meinung nach schlimmer, so dass man schlussendlich zu überhaupt nichts mehr Lust hat und nur noch rumlungert.

Wenn du die Möglichkeit hast, such dir nen Job der dir Spass Macht (falls du das momentan beurteilen kannst).

Viel Glück.

Das nächste Ziel mit Freude und aller Kraft zu verfolgen, ist der einzige Weg das entfernte zu erreichen.

Milly
kleene_sue
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Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von kleene_sue »

@Andreas45:

Hi,

[Der Teil des Lebens außerhalb der Klinik ist natürlich genauso wichtig, aber dort fängt es halt immer an mit dem Abrutschen.]
-> Was ist den Draußen anders als auf Arbeit??Dass du auf Arbeit mehr Pflichten hast oder was genau?


@nelle:

Hi,
ich glaube, dass einige Menschen mit Depressionen einen Zusammenbruch bekommen, wenn sie arbeiten und Einigen geht es dadurch besser.
Ich habe in der Tagesklinik jetzt gemerkt, dass ein Einkauf und das Basteln eines Korbes in der Ergotherapie schon sehr anstrengt, weil ich dann wieder in meinem Perfektionismus verfalle
Auf meiner Arbeit gäbe es immer Stress!!


@milly1:

Hi,
kein Problem wegen der Anrede ;o).
Ich glaube aber auch, dass eine Ablenkung von der Arbeit Zuhause einen noch mehr tief sinken lässt, weisst?
Und manchmal ist es gut Zuhause Zeit für sich zu haben, manchmal ..
~ Denken ist schwer und das besonders für den, der es kann. ~
BeAk

Re: Trotz Depression arbeiten?!

Beitrag von BeAk »

Liebe Schue,

du könntest an deinem Perfektionismus arbeiten.
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