Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

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Maulwurm
Beiträge: 9
Registriert: 16. Mär 2009, 13:01

Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von Maulwurm »

Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier und suche kurz gesagt Anregungen, Erfahrungen und Tipps, zum Thema Depression.

Aber erst einmal zu mir, ich bin 23 Jahre alt und studiere Chemie. Eigentlich wäre ich jetzt im 6. Semester, aber ich habe durch verschiedenste Blockaden (Entscheidungsschwierigkeiten, Gefühl von Leere, Kopf- und Knieschmerzen), Zweifel (und Schuldgefühle) und Ängste (vor Menschen, vorm Versagen, Schwäche) noch nicht mal näherungsweise das Pensum geschafft. Das ist eine Erkenntnis die mich zusätzlich runterzieht. Das etwas mit mir vielleicht nicht stimmt, merkte ich vor 1 1/2 Jahren. Zu dem Zeitpunkt war ich wieder durch irgendeine Klausur gefallen und konnte mich drei Wochen lang nicht wieder aufraffen, weiter zu machen. Ich war traurig und wütend mit mir selbst. Irgendwie schaffte ich es nicht tiefer in ein Loch zufallen.. aber trotzdem war alles anders. Ich machte meinen Eltern und Freunden das folgende Jahr vor, ich sei Motiviert und die anfängliche Lernschwäche sei überwunden. Ich erinnere mich so gut wie kaum an das Jahr. Vor zwei Monaten folgte ein.. (kann man das so nennen?) .. ich sag mal Zusammenbruch. Was der Auslöser dafür war weiß ich nicht mehr. Aber in diesem Tief befinde ich mich noch immer. Ich habe versucht mir an der psychologischen Beratungsstelle der Uni helfen zulassen... aber ich habe es nich geschafft meine Maske der Motivation abzulegen, so konnte mir die Frau dort nicht helfen. Nach 5 Sitzungen bin ich nicht mehr dort gewesen.. Letzte Woche ging dann irgendwie alles sehr schnell.. Nach dem ich letzten Montag Hals über Kopf aus der Wohnung gestürzt bin und erst nach 3 Kilometern, an einem Kanal stehend wieder "klar im Kopf" wurde, bin ich Mittwoch beim Hausarzt gewesen. Der machte eine Blutuntersuchung und gab mir eine Überweisung zum Neurologen. Und das ist der Stand der Dinge. Ich konnte mich heute dazu durchringen in einigen Praxen anzurufen, aber da andauerd überall besetzt war, habe ich ziemlich schnell wieder aufgegeben. Jetzt grade ärgere ich mich deshalb wieder über mich selbst. Ich kann grade kaum formulieren was und wie ich mich genau fühle.

Meine Eltern wissen gar nichts und mein Freund weiß zumindest das ich beim Arzt war. Ich habe Angst davor zum Neurologen zu gehen, ernsthaft krank zusein, oder noch ein Jahr an mein Studium hängen zu müssen.. Ich habe mir zwar vorgenommen morgen wieder nach einem Termin zu telefonieren.. aber das sage ich jetzt. Tagsüber bin ich so antriebslos und fange maximal irgendwas kleines an und beende es nicht. Ich könnte sovieles auszählen was so anders ist.. aber ich fürchte das würde den Rahmen sprengen.

Da mein Umfeld so gut wie gar keine Ahnung hat wie es mir geht, wollte ich nun als erstes mal fragen wie das bei euch so ist.. wissen Eltern oder Freunde bescheid? Wie reagieren sie?... Je nach dem wie es bei mir weiter geht muss ich es ja vielleicht doch meinen Eltern sagen und habe keine Ahnung wie, nachallem was ich ihnen vorgemacht hab.

lg Chiara

ps Ich hoffe es nicht zu lang geworden...
Sayeh
Beiträge: 6
Registriert: 10. Mär 2009, 12:58

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von Sayeh »

Hallo Chiara,

was du beschreibst, kenne ich sehr gut.

Ich studiere ebenfalls und habe sehr lange gebraucht, um mir einzugestehen, dass ich ein echtes Problem habe. Genau wie du hab ich allen anderen vorgemacht, dass es mir gut geht, ich fleißig am studieren bin, etc. während ich kaum etwas getan habe, und mir vorkam wie der letzte Versager, unter anderem gerade weil ich etwas nicht getan habe. Auch hier kam es dann irgendwann zu einem Zusammenbruch wo ich dann völlig am Ende beim Hausarzt erst einmal einlief, allerdings hat dieser mich dann erstmal zum Psychiater geschickt.

Ich hatte in dem Semester davor keinen einzigen Schein geschafft und auch davor deutlich weniger als ich sollte. Aber ich dachte immer, dass liegt halt an mir, dass ich einfach im Vergleich mit den anderen nicht gut genug bin, nicht fleißig genug,...

Die Ängste, die damit verbunden sind, kenne ich ebenfalls. Trotz der Überweisung hat es einige Zeit gedauert, bis ich mich wirklich dazu überwinden konnte hinzugehen bzw. danach weitere Schritte einzuleiten. Ich wollte nicht, dass mich irgendwer komisch ansieht oder mit einem Mal ein ganz anderes Bild von mir hat. Und die Antriebslosigkeit und Müdigkeit taten ihr übriges.

Inzwischen bin ich jedoch sehr froh darüber, weil auch mir irgendwann klar war, dass ich weder faul noch dumm, sondern einfach krank bin. Aber ich gebe zu, diese Erkenntnis hat eine Weile gedauert, bis sie zu mir durchgedrungen ist, und manchmal falle ich immer noch in die alten Vorwürfe zurück.

Auch wenn es schwer ist zu akzeptieren, nimm dir einfach die Zeit die du brauchst. Ob das Telefonat nun heute oder morgen geführt wird, spielt keine große Rolle.

Meine Eltern wissen allerdings bis heute nicht, dass ich die Diagnose Depressionen bekommen habe. Und das, obwohl mein Studium inzwischen auch schon 2 Semester über der Regelzeit ist und Diplomarbeit und -prüfungen noch ausstehen. Und glaube mir, dass mein Studium länger dauert, wollte ich auch nie. Ich hab früher Langzeitstudenten nie verstanden. So kanns gehen.
Allerdings kamen von meinen Freunden nur positive Reaktionen. Die haben sich ganz lieb um mich gekümmert und es kamen auch immer Sätze wie "Wenn es in deiner WG Stress gibt, kannst du doch erst einmal zu mir kommen, da bist du zumindest den los."
Ich muss sogar sagen, dass ich so mit meinem Freund zusammen gekommen bin. Wir waren zwar schon länger gut befreundet, aber dadurch sind wir uns halt noch näher gekommen. So gesehen hatte es auch seine positiven Seiten

Du bist auf jeden Fall nicht die einzige mit diesem Problem, und nur weil du eventuell krank sein könntest, kein Stück weniger wert.
Als Naturwissenschaftler hat mir immer die Vorstellung geholfen, dass es einfach ein biochemische Änderung im Gehirn ist, die aber behoben werden kann.
Bei anderen Krankheiten macht man ja auch niemandem einen Vorwurf.

Die anderen können dir sicher mehr dazu schreiben, aber ich wollte dir nur sagen, dass du nicht allein bist und auch wenns schwierig ist, es geht weiter und wird wieder besser.
tictac

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von tictac »

Hi Chiara, und willkommen!

Tut mir leid wegen deinem schwierigen Situation. Ich kann nicht wirklich Hilfe leisten hier, nur meine Symphatie ausdrucken. Bin auch Studentin (bald im 6. semester. vom stand her vllt im 3.) und eine Fassade aufrechtzuhalten, ist auch mein Lebenswerk. Hey! Wir sollten uns treffen, Caffee Latte trinken und so tun als wäre alles mit uns in ordnung :P sry. Grad komische Laune. Ich hoffe du kriegst das mit dem Termin in Griff. Kannst ja nachher berichten..

Lg tictac (21)
Maulwurm
Beiträge: 9
Registriert: 16. Mär 2009, 13:01

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von Maulwurm »

Danke, für eure Antworten! Es ist irgendwie gut zu wissen das man nicht allein da steht.

Aber leider kommen wieder mal Zweifel, ob ich mir das alles nicht doch nur einbilde... Der Gedanke das ich keine Depressionen habe sondern einfach nur nicht geeignet bin um zu studieren taucht immer wieder auf. Das die Grübeleien darüber, nur der Wunsch sind krank zu sein und eine Auszeit nehmen zu können. Statt endlich aufzugeben.. das Studium und die Ziele die ich mal hatte. Das ich eigentlich nur fliehen will, Angst habe oder faul bin.

Ich weiß nicht wie es mit diesen Gedanken schaffen soll, weiter zu kommen... Denn irgendwie kann ich nicht begreifen, ob ich wirklich krank bin (wovor ich Angst habe) oder mir das nur einrede, weil es einfacher wirkt als für mein Versagen grade zu stehen.

Einen Termin bei einem Neurologen habe ich immer noch nicht gemacht, weil ich halt so starke Zweifel habe..
KT76
Beiträge: 3
Registriert: 26. Jan 2009, 01:23

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von KT76 »

Hallo Chiara,
da mir das, was Du über die Probleme mit Deinem Studium schreibst, verdammt vertraut vorkommt (zum Beispiel das Phänomen, selbst bei der psychologischen Beratungsstelle zu tun als sei eigentlich alles nicht so wild), fühle ich mich doch bemüßigt, auch was dazu zu schreiben.

"Peinlich, schmeinlich, fuck it, whatever! ich kenne das problem nämlich, aber habe für mich eine gute lösung entdeckt: streichung des worts peinlich, und das eigene leben als soziales experiment betrachten, mit sich selbst als versuchsobjekt, das man aber trotzdem von aussen beobachtet."

Das schrieb mir im Herbst 2007 jemand, als ich sehrsehr weit unten war. Zumindest für so "unwichtige" Sachen wie Studium oder Arbeit hat dieses Prinzip auch bei mir seither super funktioniert. (Ja, unwichtige Sachen!)

Dein Lebensglück hängt nicht an einem Studienabschluss. Und noch viel weniger daran, ob Du den in einer bestimmten Zeit schaffst.

Ich weiß, ist nur Küchenpsychologie. Ich kann aber zumindest aus meiner Erfahrung sagen, dass man sich einigen Druck nimmt, wenn man aus seinen Problemen keinen Hehl macht, sondern sie offen kommuniziert. Bin bisher niemandem begegnet, der mich deswegen verurteilt hätte. The more - the merrier.

Krank zu sein IST keine Ausrede. Es geht dabei, denke ich, nicht darum, sich aus der Verantwortung zu stehlen, sondern Dinge zu akzeptieren, öffentlich zu machen und dran zu arbeiten und wachsam zu sein (siehe die Analogie oben).

Vielleicht können erfahrenere oder besser informierte Leute hier das bestätigen oder für Unfug erklären.

Dir in jedem Fall alles Gute.
Maulwurm
Beiträge: 9
Registriert: 16. Mär 2009, 13:01

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von Maulwurm »

Es ist schwer zu glauben das Depressionen für mich keine Ausrede darstellen sollen. und immer wenn ich am stärksten zweifel passieren Dinge die mich bestätigen..Ich war heute mit Freunden unterwegs und ich war mal wieder der Clown der Gruppe.. Dabei kann ich das nicht ausstehen. Aber irgendwie legt sich ein Schalter um und ich werde pseudo-witzig.. Ich lache, mache Witze und alle anderen lachen drüber.. Aber wenn ich einen Film gucke, der für mich "früher" lustig war, langweile ich mich und fühle nichts. Irgendwie stehe ich grade wieder neben mir..
Froschfee
Beiträge: 14
Registriert: 14. Feb 2009, 23:36

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von Froschfee »

Hi Chiara!

Also, mir hat man den Rat gegeben alles schritt für schritt und in vor allen Dingen kleinen Schritten zu tun. Ich denke es ist wichtig das du einen termin beim neurologen machst, damit du Klarheit bekommst. Und wenn es so ist, das es eine Depression ist... mir hat es geholfen mir bei you tube Dokus darüber anzuschauen. Mir hat es so geholfen zu verstehen, das es wirklich eine Krankheit ist und das der Stoffwechsel im gehirn gestört ist. Ich wünsche dir viel Kraft um bei dem Neurologen anzurufen und den Termin wahrzunehmen
Maulwurm
Beiträge: 9
Registriert: 16. Mär 2009, 13:01

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von Maulwurm »

danke... das mit den kleinen Schritten ist ein guter Tipp, vielleicht kriege ich das hin.

Mein Freund war am Wochenende da.. aber weil ich mal wieder teilnahmslos war, dachte er ich hätte ihn nicht mehr lieb.. ich habe versucht ihm zu sagen das es nichts mit ihm zu tun habe und ich nur übernächtigt und müde bin und das ich ihn liebe.. aber er glaubte mir nicht.. Er bezog alles auf sich und macht mir Vorwürfe ich solle ihm sagen wenn ihn nicht mehr wollte und ihn nicht einfach nur auf Abstand halten. In mir stieg eine riesige Angst auf und ich bekam Panik.. Ich glaubte er würde gleich in den nächsten Zug steigen und wieder weg fahren und mich allein lassen. Er sah mich an und verlangte ich solle endlich sagen das ich nichts für ihn empfinde, denn so könne es nunmal nicht weiter gehen.. Ich starrte an ihm vorbei.. und ich hatte das gefühl ich sei lähmt vor Angst.. Sag endlich was dachte ich.. Sag ihm was der Arzt vermutet.. sag es.. Aber dann dachte ich wenn ich es sage.. ist nur eine Ausrede damit er nicht geht.. vielleicht hat er recht und ich fühle nichts für ihn.. wir leben sei Monaten getrennt, wegen seinem Job.. Ich will nicht das er geht, dann sag es endlich, dachte ich. Er wird es nicht verstehen.. er wird mir nicht glauben.. ich glaube es ja selbst nicht.. Er sieht mich immer noch an, ich sehe das er Tränen in den Augen hat.. Mein Gesicht ist noch regungslos.. Mein Herz rast, ich habe immer noch eine heiden Angst.. dann sage ich es.. ich sage ihm alles, unter Tränen. Aber dann sagte er Dinge die mich nicht beruhigen konnten die in mir neue Ängste auslösten.. Er gab sich die Schuld (das habe ich versucht ihm auszureden), er sagte er würde seinen Job aufgeben um sich um mich kümmern zu können (auch das habe ich versucht ihm auszureden, dann hätte ich Schuld wenn er seinen Traumjob verliert) und ich hätte mein Leben noch besser im Griff als andere (ernannte mir Beispiele und ich fühlte mich als sei ich eine Simulantin) und das wir eher wieder zusammen wohnen können je schneller ich mein Studium schaffe (darauf konnte ich nichts sagen.. aber ich dachte nur wie soll ich das jemals schaffen, das ist so hoffungslos). Aber jetzt fühle ich mich schuldig..

Seit ein paar Tagen streifen meine Gedanken ins düstere ab.. solche Gedanken hatte ich noch nie.

Morgen wird meine beste/einzige Freundin, vorbei kommen und mir beim aufräumen helfen.. und sie sagte dass sie einen Termin beim Neurologen machen wird.. ich weiß nicht ob ich mich deshalb erleichtert fühlen soll.. es fühlt sich an als hätte ich versagt, als könnte ich noch nicht mal das..
73158
Beiträge: 12
Registriert: 28. Mär 2009, 02:01

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von 73158 »

Hi Chiara,

habe deine Texte mit Interesse gelesen. Ging mir auch lange ähnlich. Mach dir klar, dass du nichts für das ganze kannst! Das, das alles passiert ist nicht deine Schuld.
Ich denke nach dem Termin beim Neurologen wird es dir schon ein bischen besser gehen. Uns lass dir wirklich professionel helfen! Hätte ich das früher gemacht hätte ich mir mehrere Jahre tiefster Depressionen ersparen können.

Schöne Woche

Diego
Maulwurm
Beiträge: 9
Registriert: 16. Mär 2009, 13:01

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von Maulwurm »

Hallo alle zusammen,

ich hab ja eine ganze Weile nicht mehr geschrieben. Ich wollte nur kurz das neuste Berichten. Nämlich das ich endlich beim Neurologen war. Es lange gedauert bis ich das wahr machen konnte. Dazu musste ich erst wirklich weit unten ankommen, denn ich habe wieder geritzt. Eine Freundin brachte mich am nächsten Tag in die psychiatrische Ambulanz, aber da schickte man uns mit einem Hinweis auf das Telefonbuch wieder weg. Also telefonierten wir und bekammen einen Termin eine Woche später. Der Termin war gestern. Der Arzt war aufmerksam und hatte eine sehr ruhige Ausstrahlung und brachte in einem Satz genau auf den Punkt was ich monatelang versucht habe meinen engeren Freunden zu erklären. Ich war innerlich völlig überdreht als ich vor ihm saß, habe am ganzen Körper gezittert und konnte kaum sprechen. Ich hätte in der Praxis amliebsten geheult, aber wie schon lange, ging das nicht. Er riet mir sowohl zu einer Psychotherapie als auch zu einem AD. Ich glaube irgendwie die Kombi aus beidem könnte gut für mich sein, deshalb werde ich das auch versuchen. Es dauert ja eh ein Weile bis man einen Therapieplatz hat und bis dahin könnte das AD ja helfen.. Es ist übrigens Citalopram. Ich nehme erst zwei Wochen lang 10mg und dann soll auf 20mg erhöhen. Nebenwirkungen konnte ich noch nicht feststellen, nehme es erst seit heute. Mal was es so bringt.

Das wars dann erstmal wieder von mir!

liebe grüße Chiara
Parvis
Beiträge: 8
Registriert: 3. Jul 2009, 11:06

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von Parvis »

Es dauert lange und ist schwierig, diese Krankheit als Krankheit zu begreifen und auch anzunehmen. Mir ging es ähnlich, ich habe versucht, dieses Loch durch Arbeit zu verdrängen - bis ich zusammenbrach.
Mein Umfeld hat, was mich überraschte, verständnisvoll reagiert.
Mezier
Beiträge: 289
Registriert: 18. Jun 2009, 20:57

Re: Ich stelle mich vor und stelle meine erste Frage

Beitrag von Mezier »

Hallo zusammen,

ich geistere hier schon an die drei Wochen rum im Forum und hab fast nur gelesen.
Jetzt muss ich doch mal schreiben.
Es ist auch meine Erfahrung, das es seinen Weg und seine Zeit braucht, bis man es annehmen kann. Allerdings tue ich mich noch schwer mit dem Wort "Depression". Vielleicht ist es aber auch garnicht so wichtig, wie das Ding nun heißt oder ob man eine F-Diagnose hinter seinem Namen hat oder wie auch immer...Für viel wichtiger halte ich es zu schauen, was man nun damit so anstellt, wenn es nun schon mal da ist. Ich kann für mich sagen, das ich in unserer Schneller-Höher-Weiter-Zeit völlig vergessen habe, mich selbst wahrzunehmen. Das ist Lektion 1.
Im übrigen glaube ich weniger an eine Hirnstoffwechsel-Lehre (zumindest nicht bis sie anhand diverser Tests bewiesen ist)sondern ich glaube eher, das sowohl Körper als auch Seele sich deutlich bemerkbar machen, wenn man Raubbau betreibt. Das Seelchen hält einfach ein Stop-Schild hoch.
Zuweilen ein schmerzliches. Aber mal ganz ehrlich - anders hätt`ich es wahrscheinlich auch nicht kapiert.
Das ist Lektion 2.
Was nun tun?
Hab mir einen Therapeuten gesucht (das halbe Jahr Wartezeit war nicht ohne - aber das ging auch um). Es ist unglaublich - der ist immer gleich. Freundlich, offen, wertschätzend. Das gibts überhaupt nicht. Das steht in so vielen schlauen Büchern, das eine "therapeutiche Beziehung" so zu sein hat u.s.w.. Ich erlebe wirklich wie einen (sorry:mich) das hält und trägt.
Ich weiß nicht mehr, wer es geschrieben hat, aber das Bild mit dem "sozialen Experiment " gefällt mir gut. Ich steh zwar noch ziemlich am Anfang, aber ich glaube tatsächlich, wenn man lernt sich wahrzunehmen und mit sich umzugehen wird man handlungsfähiger mit sich und mit anderen. Und die Angst wird weniger - vor sich und vor anderen.
Nietzsche(und der ist ein Beispiel dafür, das man irre und genial sein kann) hat mal
folgenden Satz geschrieben:
"Ihr alle, denen die wilde Arbeit lieb ist, und das Schnelle, Neue, Fremde -Ihr ertragt Euch schlecht. Euer Fleiß ist Flucht und Wille, sich selber zu vergessen."

Liebe Grüße und einen ruhigen Abend Euch allen.
Mängelexemplar
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