depression in den medien; FR vom 16.03.09

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ege0804
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depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von ege0804 »

hallo,

depression in den medien

das thema kommt so langsam aus der tabuzone. oder nicht? siehe: Frankfurter Rundschau von heute

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... Event.html

gruß ernie
flocke
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Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von flocke »

Ich finde GERADE Depressionen haben einen relativ guten Stand was positoiven Umgang damit betrifft... auch in den Medien...

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Pfefferminza
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Registriert: 14. Jan 2009, 11:56

Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von Pfefferminza »

ich finde in diesem artikel geht es nur ganz ganz sekundär um depressionen. generell kann ich nicht sehen, dass es mit der krankheit einen sonderlich positiven umgang gibt. auch keinen besonders positiven. eher keinen. mal abgesehen von den vergangenen tagen und der schrecklichen tat in winnenden ...
niederländer

Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von niederländer »

Muss mich leider bei Pfefferminza anschliessen.
Das Artikel hat wenig mit Depression zu tun.
Die Aktuelle Bekanntschaft unter Otto Normalverbraucher ist bis heut auch noch minimal.
Zitate als : reiß dich zusammen,mach was nützliches oder nimm ein Glas Wein sind mehr Regel als Ausnahme.

Gruss,

Benny
triste
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Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von triste »

....also dieses Interview ist so ziemlich das letzte, das ich mir zur Aufklärung der Öffentlichkeit wünschen würde.

Zitat:

"Mir hat zum Beispiel eine Freundin erzählt, dass ihr Psychiater gesagt hat: "Eine Depression ist ein fucking event." Den Satz fand ich gut. Es scheint auch wahr zu sein: Depression ist ein Event - nur eben ein doofes."

Mir ist lieber, es äussern sich Menschen über die Depression, die auch wissen, wie es sich anfühlt.
Darüber ein Buch zu schreiben, weil es momentan vielleicht in manchen Kreisen hip ist, einen Burn out oder eine Depression zu haben, finde ich dumm. Über Begrifflichkeiten wie "fucking event" kann ich nur den Kopf schütteln und frage mich, ob dieser Arzt das auch einer Krebspatientin attestieren würde.
Sarah Kuttner sagt, ihr Roman sei nicht autobiographisch...da frage ich mich: kann man eine psychische Erkrankung beschreiben, ohne sie gehabt zu haben?

Gruß in die Runde
Virginia
horcars
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Registriert: 8. Feb 2009, 16:42

Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von horcars »

""Das kriegt man mit, wenn man mit Ärzten spricht. Man bringt sie wohl immer noch in Verbindung mit Verrücktsein, seine eigenen Haare essen, tote Katzenbabys im Keller horten und so.""

Das war doch die Aussage der jungen Dame und somit wenig hilfreich.
Auch die versuchte Thematisierung im Zusammenhang mit dem Amoklauf spricht eine eigene Sprache.
Ich denke, die Frage ist immer, in welchem Umfeld man sich als Depressionskranker aufhält. Da gibt es Bereiche, da ist es eine Krankheit und wird akzeptiert und dann gibt es eben Bereiche, da ist es besser, solange es geht, nicht darüber zu sprechen.
Emotio
der langjährige Erfahrung mit der Thematisierung von Depressionen hat.
Das einzig Unveränderliche in unserem Leben ist die Veränderung, sagt schon Laotse
ididid
Beiträge: 48
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Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von ididid »

Ich finde, dass das Interview nicht unbedingt dazu beiträgt, das Thema aus der Tabuzone zu holen, aber die Tatsache, dass solche Bücher inzwischen erscheinen ist m. E. schon ein kleiner Mosaikstein um es aus dieser Ecke zu holen.

Und wenn Kuttner von "tote Katzenbabys im Keller horten und so" spricht ist das ja nicht ihre Meinung und spiegelt nur die (an vielen Stellen noch vorherrschende) öffentliche Wahrnehmung wieder. Ich denke, dass so ein Buch vor 10 Jahren noch nicht erschienen wäre und finde es gut, dass es erschienen ist. (Allerdings habe ich es noch nicht gelesen.)

Ich denke auch, dass es nur eine Frage der Zeit sein kann, dass die Depression zwar einerseits als schwere Krankheit wahrgenommen, aber auch nicht als "Amokschützendeformation" missverstanden wird. Ist doch so: Trotz allgemeinem Rückgang der Krankentage ist der Anteil der psychischen Krankheiten hier steigend und dabei geht auf die Depression der größte Anteil zurück. Irgendwie muss das doch mal ins Bewusstsein dringen, oder?

Schwierig ist aber, dass es sich um einen Roman handelt und Kuttner von sich selbst aus nicht so viel zum Thema beitragen kann. In wieweit die Krankheit dann realistisch dargestellt wird ist halt offen.

@emotio:
Aber die Thematisierung der Krankheit ist so und so eine heikle Sache wie wir alle wissen. Habe nach meinem Klinikaufenthalt auch ganz übel auf der Arbeit rumgeeiert, das Thema hatte mich auch im Krankenhaus unheimlich belastet. Habe hier immer noch keine zufrieden stellende Lösung, wie man damit umgeht.

@virginia:
Naja, das mit dem "fucking event" hat mich auch zum Schlucken gebracht... Trotzdem: Wenn jemand wie Kuttner sich dem Thema (hoffentlich sensibel) widmet werden viele Leute erreicht, die sonst nicht erreicht würden. Vielleicht hilft es ja doch...

In letzter Zeit hatte ich den Eindruck, dass einige Zeitschriften das Thema verstärkt aufgenommen haben (z. B. "Gesund leben" vom Stern) und auch auf eine gute Art darüber berichten. Also, Ernie, lange Rede kurzer Sinn, auch ich habe den Eindruck, dass sich hier sehr langsam aber sicher etwas tut / das Thema aus der Tabuzone rauskommt. In wie weit man die Darstellung dann angemessen findet ist wieder noch ein anderes Thema.

Gruß
by_heart
Alinababina
Beiträge: 37
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Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von Alinababina »

Ob Sarah Kuttner wirklich was von Depressionen weiß, keine Ahnung. Den Stil des Interviews finde ich so oder so zu salopp/flapsig. Ich persönlich sehe keinen Gewinn darin, die Depression als ein "fucking event" zu beschreiben.

Habe heute diese Überschrift gelesen, und geriet auch ins Stocken..... http://www.spiegel.de/kultur/literatur/a-611568.html

und hab schon keine Lust mehr, mir das auch noch durchzulesen. Jetzt kommen wir am Ende noch dahin, dass die Diagnose "Depression" einfach nur hip ist, um bei diesem Slang zu bleiben....

Grüße von

Alinababina
flocke
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von flocke »

Naja hip ist sie schon ein wenig... Jede Zeit hat so ihre (vorherrschende) Diagnose...
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
912318798
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Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von 912318798 »

Diese Frau redet über Dinge, von denen sie nichts versteht und schreibt auch noch ein Buch darüber...

Das Groteske und überaus Bedenkliche an all dem ist,
daß sie mit dieser Methode auch noch Geld verdient...


Ein Schreiner, der die Eigenschaften einer Kreissäge nicht intus hat,
würde keinen Tag irgendwo arbeiten können,

jemand, der Zeit und Möglichkeiten zur Kolportage von IRGENDWAS (und sei es noch solch ein Blödsinn) hat,
wenn es nur Aufsehen erregend - oder "hip" - genug ist,
kann damit berühmt und reich werden.


Auch ich sehe in solchen Publikationen keine Unterstützung in Sachen Öffentlichkeitsarbeit für psychische Krankheiten.




Edit: gemeint ist Fr. Kuttner!
leorosalie
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Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von leorosalie »

Hi!

Ich habe das Buch "Mängelexemplar" gelesen und fand es sehr gelungen. Ich habe mich in einigem in der Karo doch wiedererkannt: Erst diese Unruhe, dieser Aktivismus und dann der Knall, dass man plötzlich nichts mehr schaffen kann.
Auch, dass Karo die Erfahrung macht, dass ihr Psychiater z.T. gegensätzliche Meinungen vertritt als ihre Psychologin , das habe ich auch so erlebt. Nicht alles zerreden, nicht so viel denken, einfach versuchen zu leben und Medikamente nicht verteufeln , sondern als sinnvolle Stütze sehen.

Ein gutes Buch fand ich auch "Das Leben, die Liebe und ein Jahr auf der Couch".

Gruß
Gaby
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von ndskp01 »

Hallo ihr Lieben,
zufällig habe ich gestern auch in Mängelexemplar geblättert und bin ein bisschen neidisch: Um mich hat sich in den akuten Schlechtgephasen niemand gekümmert (hätte ich vermutlich auch nicht zugelassen, aber das ist ein anderes Thema). Es hat mich gewundert, wie schnell die Karo in dem Buch versteht, was ihr fehlt; kein "Gefühl der Gefühllosigkeit". Ich werde trotzdem weiterlesen ...
Puk
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von Nadalien »

hm...
also wenn das wirklich der Psychologe gesagt hat: "fucking event", dann hat der wohl gerade keinen Bock gehabt, oder einfach Mal reflektiert: ja, huch, das ist wirklich beschissen. Da geb ich meinen Segen. Recht hilfreich ist das nicht. Eher eine Form von niederschmetternder Bestätigung.
Die flapsige Art von Kuttner liegt wohl daran, dass sie in der Öffentlichkeit eine Dauerrednerin ist. Sie verdient damit ja ihr Geld. Im Ganzen wirkt das Interview recht oberflächlich, und eigentlich verteidigt sich Kuttner die ganze Zeit, obwohl ihr normale Fragen gestellt werden, mit denen sie sich nicht kritisch auseinandersetzt. Sie hat das Buch geschrieben, wird schon jemand kaufen, verdiene damit mein Geld...etc. Aussage gleich Null. Unterhaltung ohne Anstrengung, leider blutleer. Vielleicht sollte sie sich mehr so geben, wie sie ihrer Meinung nach im Privaten ist - also anders? - dann gibt es nicht mehr so langweilige Interviews, die man nur überfliegen braucht und weiß, dass man nichts verpasst. Gewollt oberflächlich und deswegen langweilig - das "Halbwissen" gekonnt vermarktet, denn von "Halbwissen" sind wir ja alle betroffen. Sie könnte netter und mutiger sein.
Und genauso oberflächlich wird Depression behandelt - hat einfach keinen Unterhaltungswert. Im Grunde hat sie dazu gar nix zu sagen. Außer: ich hab da ja mal mit jemanden darüber gesprochen, wie fucking ist das denn... ist ja auch keine Psychologin, die Gute, naja.
elas
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Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von elas »

Guten Morgen, Ihr alle,

bin eben erst auf dieses schon ältere posting gestoßen.

Ja, ich finde, in der Öffentlichkeit wird allmählich bewusster mit dem Thema Depression umgegangen.

Das Interview finde ich demoralisierend und das Letzte.

Da wird doch fröhlich palavert "der eigene Geist, die Schaltzentrale (sei bei einer Depression eben) kaputt."

Das ist doch haargenau die gängige Stigmatisierung.
Eine Depression ist keine Geisteskrankheit.
Sie lähmt, sie ist quälend, sie ist eine schwere Erkrankung, aber vorher, nachher und währenddessen ist unser Intellekt, unser Verstand nicht betroffen.

Vorher, nachher, währenddessen also genauso klug und intelligent.

Die Emotionen lähmen, die erlittenen Traumata unserer Kindheit, unseres Lebens quälen, machen nachdenklich. Trotz Psychotherapie.

Man, bin ich wütend auf solche Artikel.

elas
________________________________

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ndskp01
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Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von ndskp01 »

Hallo nochmal, ihr "Mängelexemplare",

ich habs jetzt zu Ende gelesen und finde, dass die "witzige" Art, in der die Autorin ihr Interview gibt, ziemlich viel gemeinsam hat mit der speziellen Eigenart der Figur in dem Buch, das ist halt ihr Weg, damit umzugehen; spricht m.A.n. eher dafür, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht. Auch der Ausdruck "mega-fucking-event" könnte authentisch sein, geschildert wird ja, wie der Psychiater versucht, die Patientin aus ihrem Panzer herauszulocken, dazu benutzt er eine Sprache, die im Prinzip ihre sein dürfte.
Wie dem auch sei, ich finde vieles in dem Buch sehr richtig. Leider ist es keine Gebrauchsanweisung, wie ich mit meiner Krankheit umgehen muss, sondern eben nur ein Beispiel. Meine persönliche Sprache und meine Gefühle sind andere.

Es grüßt euch herzlich, eure Puk
Nadalien
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Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von Nadalien »

Hola!
Über Gwenoline Riley finde ich folgenden Artikel besser als der vom Spiegel: http://www.stern.de/unterhaltung/bueche ... 11447.html
Besonders bemerkenswert finde ich den letzten Absatz ...
Von Riley hab ich noch nichts gelesen, wenn eins ihrer Bücher mir im Buchhandel oder der Bibliothek über den Weg läuft, dann werd ich's mal anreißen...
Grüße!
kleene_sue
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Registriert: 28. Jan 2009, 19:27

Re: depression in den medien; FR vom 16.03.09

Beitrag von kleene_sue »

Guten Morgen Leutchens :o)

Ich habe Gestern von meinen Freunden das Buch geschenkt bekommen, damit die Wartezeit für die Tagesklinik nicht so schrecklich wird
Ich wollte mir das Buch eh kaufen.
Bin jetzt schon auf Seite 30 *hihi
Also die Schreibweise ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber einfach zu lesen und sehr keck/jugendlich. In vielen Situationen finde ich mich wieder und finde es auch gut, dass es wohl nicht nur wissenschaftlich ist, sondern eine Art Biographie und jeder geht ja anders mit solcher Krankheit wieder und ich finde auch nicht, dass es schlimm ist, dass sie mit Geld verdient.
Warum auch??Gibt doch viele Bücher, zwar eher wissenschaftlich, aber es gibt auch Bücher, die bissl Depression darstellen und echte "Mängelexemplare" wissen, wie sie das Buch zu nehmen haben.

Liebe Grüße

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~ Denken ist schwer und das besonders für den, der es kann. ~
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