So geht's nicht mehr weiter

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Schäfchen
Beiträge: 10
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Schäfchen »

Nachdem ich das letzte Jahr mehr schlecht als recht überstanden habe und es an Silvester zum Höhepunkt meines Problems kam, habe ich mich nun entschlossen, endlich zum Arzt zu gehen. Mein Leben ist ein einziges Schauspiel, ich fühle mich so schlecht. Ich kann mich gar nicht mehr freuen und sehe alles so wahnsinnig negativ. So richtig schlimm wurde es letztes Jahr. Erst war ich kurz davor, meinen Job zu verlieren, dann konnte ich zwar doch bleiben, aber der neue Job macht mir überhaupt keinen Spaß. Dort bin ich "gezwungen", Dinge zu tun, die mir schon immer zuwider waren. Ich muß an Sitzungen teilnehmen, Protokoll führen usw. Mir ist das ein Greuel, wie alle Dinge, die ich nicht kenne und vor denen ich Angst habe. Leider ist mein persönliches Wohlbefinden sehr stark von meiner beruflichen Zufriedenheit abhängig. Da ich das aber die letzten Monate nicht bin, leidet mein Privatleben erheblich. Meine Ehe steht auf der Kippe. Hinzu kam noch, dass mein Vater im Herbst an Krebs gestorben ist. Fakt ist, dass ich kein Licht mehr sehe, ich freue mich auf nichts mehr. Ist das etwa schon eine Depression? Kann mir eine Therapie helfen, aus meiner selbstzerstörerischen Lebensweise zu kommen? Ich müsste doch eigentlich sehr zufrieden sein, ich habe einen liebenswerten Mann, ein schönes Zuhause, keine Schulden usw. Warum nur mache ich mir immer mehr das Leben so schwer?
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von susan »

Liebes Schäfchen ich denke, die Entscheidung einen Arzt aufzusuchen, ist richtig. Nur er kann sagen, ob es sich um eine Depression handelt oder nicht. Mit der Arbeit, das kann ich verstehen. Mir geht es ähnlich. Meine Arbeitsaufgaben haben sich geändert und ich komme damit kaum klar. Gibt es für dich evtl. noch die Möglichkeit, etwas anderes zu tun? Sicher ist das bei der derzeitigen Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht einfach. Vielleicht kannst du doch etwas ändern, gerade weil es ein Problem für dich ist, das sich sogar mit zunehmender Unzufriedenheit auf dein Privatleben, deine Ehe, auswirkt. Der Gang zum Arzt ist erst mal ein wichiger Schritt, hast du schon einen Termin? Wünsche dir, das er/sie dir weiterhelfen kann... Ganz lieber Gruß Susan


Dring
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Beitrag von Dring »

Liebes Schäfchen, ob es eine Depression ist, kann Dir sicherlich nur Dein Arzt sagen. Es gibt ja auch leichte, mittelschwere und schwere Depressionen. Vielleicht hilft schon ein leichtes Medikament. Aber wichtig ist, dass Du zum Arzt doer einer Therapie gehst. AUch mir geht es oft so, daß man mir sagt oder ich denke, ich habe ein schönes kleines Häuschen, einen Garten, den ich sehr liebe udn gern dort gearbeitet habe (jetzt aufgrund meienr Depression fällt mir alles sehr schwer) und einen lieben Mann, der versucht mich zu verstehen und versucht mir zu helfen. Aber Du mußt verstehen, daß es für Außenstehende sehr schwer ist, Depressive zu verstehen. Außerdem sieht man es uns auch meistens nicht an. Ein Beinbruch wäre da einfacher. Dass sieht und versteht jeder. Ja, mit Deiner Arbeit ist das so ein Problem. Falls Du aus finanziellen Gründen nicht arbeiten müßtest, wäre es sicherlich einfacher, aufzuhören und sich eine Betätigung suchen, wo man unabhängiger ist. Ich bin schon über 1 JAhr krankgeschrieben, habe meine Arbeit verloren und ich glabue, mir täte es gut, wenn ich eine EU-rente bekommen könnte (bin 56) und könnte evtl. nebenbei für die 630,-- DM arbeiten, so daß ich etwas abgelenkt werde, aber sollte es mir nicht geschaffen bzw. ich es nicht schaffen, ohne große Probleme aufhören kann. Wäre das eine ALternative für Dich? Aber es kann auch sein, daß Du ein Medikament bekommst, welches Dir schon hilft. Vor ca. 3 Jahre hatte ich das 1, MAl DEepressionen und bekam Cipramil und einen Klinikaufenthalt. Danach ging er mir bis Anfang Febr. 2002 wieder sehr gut, auch ohne Medikamente. Jetzt helfen diese zwar nicht, bekam ein anderes Medikament, welches auch nicht anschlägt. Aber wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht hilft es auch, wenn die Deinem Mann einmal entsprechende Lektüre zu lesen gibts, wie es einem Depressiven geht, so daß er von dieser Seite einmal Infos bekommt und Dich besser versteht. Es gibt im Internet entsprechende Sieten. Falls Du interessiert bist, suche ich sie heraus. Für heute liebe Grüße und ich halte Dir die Daumen das die diese Phase gut überstehts. betina
Schäfchen
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Schäfchen »

Vielen Dank für Eure Nachrichten. Ich komme gerade vom Hausarzt, nach 2 Stunden warten war ich gerade mal 5 Minuten drin! Allerdings bin ich etwas enttäuscht. Ich kam mir ziemlich blöd vor und druckste nur herum. Na ja, er hat wohl verstanden, dass ich ein Problem habe und drückte mir 3 Adressen in die Hand, aber er fügte hinzu, ich könne mich schon mal auf längere Wartezeiten einstellen. Na klasse. Ehrlich gesagt, ich würde am liebsten nirgends hingehen. Vielleicht geht diese Phase ja doch wieder vorüber? Aber nein, ich habe es meinem Mann versprochen, endlich was zu tun. Doch mit Medikamenten will ich mich auf keinen Fall zupumpen lassen. Bettina: ich könnte im Prinzip meinen Job aufgeben, wir haben zum Glück keine Schulden und könnten auch mit dem Geld meines Mannes ganz gut leben. Allerdings ist es gerade das, was ich nicht will! Das wäre doch wie eine Flucht. Was ich mir allerdings überlege, dass ich mir was anderes suche. Andererseits will ich aber auch nicht aufgeben und mich in dem jetzigen Job durchbeißen. Schließlich wird er sehr gut bezahlt und ich habe nur ein paar Minuten zur Arbeit. Wenn ich nur dieses negative Denken wieder ablegen könnte, das macht mir vieles zunichte.
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Schäfchen! Super, das du es geschafft hast, mit dem Arztbesuch. Sind das Adressen von Psychiatern, die dir dein Hausarzt mitgegeben hat? Kann mir nicht vorstellen, das du da so lange warten musst. Anders sieht es bei Psychologen aus, die haben mitunter lange Wartezeiten, wenn es sich um eine Therapie handelt. Aber es geht doch bei dir, wenn ich das richtig verstanden habe, erst mal darum, abzuklären, ob es sich um eine Depression handelt...? Der Psychiater kann dir dann bestimmt auch sagen, ob eine Therapie Sinn machen würde. Wünsche dir, das du die Kraft hast, weiterzugehen udn hoffe, das du bald einen Termin bekommst. Und hab keine Angst vor den Medis, oft genügt eine geringe Dosis, die aber bewirkt, das es dir besser geht. Das hat nichts mit "zupumpen" zu tun. Lieber Gruß Susan


Schäfchen
Beiträge: 10
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Beitrag von Schäfchen »

Was ist eigentlich der Unterschied zu einem Psychiater und zu einem Psychologen? Das habe ich noch nie so richtig verstanden. Mein Hausarzt konnte mir ja keine richtige Hilfe geben. Mein Mann meint, ich solle nun erst mal zu einem Psychiater/Nervenarzt gehen, der könne beurteilen, was bei mir Sache ist und welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Ist das so korrekt?
Kedi
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Beitrag von Kedi »

Liebes Schäfchen, zuallererst möchte ich mich den Vorschreiberinnen anschließen, ein wichtiger Schritt ist bereits getan, indem du dir - auch ärztliche - Unterstützung suchst. Ein Psychiater ist von seiner Grundausbildung her Mediziner, der sich in einer anschließenden Facharztausbildung auf den Bereich Psychiatrie spezialisiert hat. Ein Psychologe hat ein Psychologiestudium hinter sich, und hat sich eventuell - durch eine weitere Psychotherapieausbildung - zum Psychotherapeuten ausbilden lassen. Medikamente verschreiben darf ein Psychologe/Psychotherapeut keine, er kann, je nach seiner Fachrichtung, eine Geprächs-, Gestalt-, transaktionsanalytische Therapie anbieten, da gibts viele Richtungen. Mir selbst hat die Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Unterstützung sehr viel gebracht. Wie schon Susan sagte, sind die heutigen Antidepressiva keineswegs "Hammer", sie verändern weder deine Persönlichkeit noch beeinträchtigen sie dich im Alltag - im Gegenteil. Meist stellt sich nach 2 bis 3 Wochen der Einnahme ein schlichtweg NORMALES Grundgefühl ein, das es dir möglich macht, in deinem Leben wieder gesund zu agieren. Ich wünsch dir alles Gute, liebe Grüße, Kedi
matthias
Beiträge: 27
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Beitrag von matthias »

wenn du alledings schon länger depressiv warst, verändern sie auch deine Persönlichkeit. Zum Guten.
Schäfchen
Beiträge: 10
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Beitrag von Schäfchen »

Das hört sich ja alles recht vielversprechend an. Das macht mir Hoffnung. Allerdings traue ich den Medikamenten nach wie vor nicht. Ich habe schon so viel negatives davon gelesen: Abhängigkeit, Gewichtszunahme, Libidoverlust, veränderte Wahrnehmung... Es wäre natürlich zu schön, mit Einnahme von ein paar Pillen alles wieder rosarot zu sehen und alles ist gut. Morgen muß ich wieder zur Arbeit. Im ersten Moment bin ich versucht, diese Tatsache schlecht zu sehen und mir ist leicht übel bei dem Gedanken. Doch ich will versuchen, die Dinge einfach geschehen zu lassen und nicht dauernd gegen Dinge anzukämpfen, die ich nicht ändern kann. Na ja, und in 2 Wochen habe ich schon wieder Urlaub, es geht zum Skilaufen. Und miese Stimmung hin oder her, darauf freue ich mich wirklich!
artemis
Beiträge: 912
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Beitrag von artemis »

Hallo Schäfchen Das mit den Medikamenten kann man nicht so schwarz/weiß sehen. Abhängigkeit: Antidepressiva machen NICHT abhängig!!! Gewichtszunahme: Das kommt sehr auf das Medikament an. Bei manchen kann das schon der Fall sein. Aber es gibt auch welche die nicht den Appetit steigern. Und selbst wenn, was wäre denn das kleinere Übel? Libidoverlust: Kommt auch auf das Medikament an. Das habe ich aber auch schon bei vielen gelesen. Aber auch hier die Frage: Wäre das nicht auch, zumindest übergangsweise, das kleinere Übel? Veränderte Wahrnehmung: Wenn überhaupt, dann im positiven Sinne. So habe ich es zumindest erlebt. In der Depri ist die Wahrnehmung auch verändert und das viel eher in Richtung "unnormal". Aber generell machen Medis natürlich nur Sinn, wenn man sie als Hilfe akzeptieren kann. Sonst laß lieber die Finger davon. Rosarot wirst du mit Antidepressiva sicher nicht sehen!!! Das wäre zuviel erwartet. Zum Glück!!! Denn die total veränderte Wahrnehmung will sicher niemand. Medikamente bringen die Welt nicht für dich in Ordnung, aber sie können helfen die Dinge wieder selbst in die Hand zu nehmen. Was ich dir zusammengefaßt sagen will ist: Keine zu große Angst vor Medis, aber auch keine überhöhten Erwartungen. Ich empfinde mein Medikament als geniale Krücke. Es läßt mich wieder laufen, und das auf einem Level, den ich als meine persönliche Normalität empfinde. Eines Tages werde ich diese Krücke nicht mehr brauchen und darauf freue ich mich. Ich werde aber auch immer froh darüber sein, daß es diese Krücken gibt. Alles liebe von Arte
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