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Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 29. Jan 2009, 20:53
von Lucretia
Hallo zusammen...
ich würde gerne mal wissen, welche Erwartungen ihr in eure Therapie habt.

Habt ihr das Gefühl, dass sie euch hilft?

Wenn ja, langfristig oder kurzfristig?
Gewinnt ihr "neue Erkenntnisse"? Geht ihr mit einem guten Gefühl hin? Seid ihr erleichtert, wenn ihr aus der Stunde kommt?
Geht ihr aus Überzeugung hin, oder vielleicht nur, um ein "Alibi" zu haben, und euch nicht mehr vorwerfen lassen zu müssen, keine Hilfe anzunehmen??

Was "empfindet" ihr gegenüber eures Therapeuten/eurer Therapeutin, was, denkt ihr, qualifiziert ihn/sie, euch zu sagen, wie ihr euer Leben richtig lebt??

Ich denke, meine Therapeutin ist ein kluger Mensch und sehr bemüht, aber mir bringen diese Stunden außer Zeitverlust einfach nichts. Nur Verzweiflung, dass ich scheinbar ein so hoffnungsloser Fall bin, dass selbst die vielbeschworene Psychotherapie bei mir nicht fruchtet.

Habe jetzt schon mehrere Termine abgesagt, habe keine Kraft mehr auf diese Heuchelei.

Mich würde interessieren, was ihr darüber denkt.

Verzweifelte Grüße, Lucretia

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 29. Jan 2009, 20:58
von flocke
Also, im allgemeinen sagte einem der Thera nicht wie man sein Leben zu leben hat, oder "besser" lebt... ich denke das du das Gefühl hast, aber er wird es sicher nicht so gesagt haben...

Ja, mir hat die Therapie sehr viel gebracht, allerdings eher bei einem anderen Problem, dass es einfach aktiv anzugehen galt... die Depri wurde mitbehandelt, hatte ihren Platz wenn nötig.... und ich habe sehr vieles für mich und gegen die Depri aus der Therapie mitnehmen können...

Vielleicht ist die Theraart nicht die richtige für dich, oder der zeitpunkt...

Wie wäre es mit einer Pause? Also ein paar WOchen mal nicht hingehen... aber halt mit dem Thera besprechen, warum und wie lange...

Wenns auch ohen geht, ist doch gut... Nur erfährst du das nicht wärend du in der Thera bist.


Was ist für dich an Thera eigentlich "Heuchelei"?


Flocke

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 29. Jan 2009, 21:06
von 912318798
Oh je, Lucretia!
Ich fang' grad an...
muß ich noch mehr sagen?


Schade für Dich, hoffentlich findest Du einen anderen Weg!

Lieben Gruß

Jojo

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 29. Jan 2009, 21:10
von Lucretia
Hey flocke, danke für deine schnelle Antwort...

Als "Heuchelei" empfinde ich die Therapie, weil sie eben von allen Seiten (Freunde, Ärzte, Familie...) als DAS Heilmittel schlechthin dargestellt wird, während ich von der heilenden Wirkung nichts, aber auch gar nichts merke! Wie kann das sein??


So geht es doch nicht weiter. Ich brauche Hilfe, aber ich beim besten Willen nicht mehr, wo ich irgendetwas/jemanden finden kann, der mir hilft, diese Höllenschmerzen zu ertragen.
Vielleicht wäre eine Pause eine Überlegung wert... nur dann denke ich, ich habe einfach gar nichts mehr, keine Spur von Hoffnung, wenn ich dieses Hilfsangebot (das ja in vielen Fällen, wie auch in deinem, helfen kann) auch noch aufgebe.


Lucretia

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 29. Jan 2009, 21:12
von Lucretia
Ach, Jojo, ich will dir deine Hoffnung nicht nehmen!
Für viele ist die Therapie ja anscheinend hilfreich... lass dich bitte nicht entmutigen, das war nicht meine Absicht.

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 29. Jan 2009, 21:21
von BeAk
Liebe Lucretia,

ich fühle mich von meiner Verhaltenstherapeutin weitestgehend verstanden. Und wenn es Mißverständnisse gibt, lassen diese sich gemeinsam aus dem Weg räumen.

Ich mache die Verhaltenstherapie weil ich ganz bestimmte Verhaltensweise verändern möchte. Und an diesen Verhaltensweisen arbeite ich mit meiner Verhaltenstherapeutin konkret, in dem wir diese immer weiter zurück in die Vergangenheit verfolgen, bis hin zur verursachenden Situation.

Vor einigen Sitzungen hat sie auch mal versucht mit mir klassisch Verhaltenstherapeutisch zu arbeiten über einüben von neuen Verhaltensweisen, aber so habe ich bisher immer meine Probleme gelöst und das hatte bei dem Problem keine Wirkung. Folglich hat die Vorgehnsweise in der Verhaltenstherapie bei dem Problem auch keine Wirkung.
So arbeiten wir halt jetzt in der Tiefe, das gefällt mir besser und hat Wirkung.

Vor dieser Verhaltenstherapie habe ich 2 Jahre eine tiefenpsychologisch/analytische Psychotherapie welche mir garnicht gut bekam.

Hier ein Link mit Beschreibung dieser Psychotherapie.

http://www.thorwart-online.de/Seite_Leistungen.htm

Eine Psychotherapie als Alibi wäre für mich Zeitverschwendung.

Was für eine Psychotherapie (Methode) macht Du denn?

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 29. Jan 2009, 21:41
von flocke
Weißt du lucretia,

vielleicht geht es bei dir gerade einfach darum diesen Halt zu haben und du erwartest einfach mehr, als bisher geht....

Thera ist kein schnellwirksames Wundermittel... Ein Thera erlernt, trotz langer Ausbildung keine zauberformeln, die dann sofort helfen... Ein Thera begleitet und unterstütz, gibt Impulse, reflektiert usw....

Die Hautptarbeit machst du... der Thera ist Stütze, wenn du so willst...

Vielleicht geht derzeit nicht mehr...


Hast du darüber mit dem Thera gesprochen? Über deine Gedanken, dass es Heuchelei ist, dass du mehr erwartest und wie es dir mit den Sitzungen geht?

Die können damit umgehen, es gehört zum Theraprozess... sei da offen, was du denkst und fühlst bezüglich der Thera...


Flocke

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 29. Jan 2009, 22:26
von Lucretia
Liebe Bea,
also, verstanden fühle ich mich von meiner Therapeutin (Verhaltenstherapie) auch, in dem Sinne, dass sie meinen Leidensdruck versteht, und sich ehrlich bemüht, mir zu helfen.
Ich bin nur nicht in der Lage, ihre Hilfen und Anstöße auch nur annähernd umzusetzen. Ich habe das Gefühl, die sind so „niedlich“ angesichts meiner riesengroßen Verzweiflung, dass sie von vorneherein zu Scheitern verdammt sind und ich bin vor Hilflosigkeit wie gelähmt.

Ich glaube, sie weiß auch nicht, was sie noch tun kann, damit es mir besser geht. Ich habe das Gefühl, einfach alle sind mit ihrem Latein am Ende, und ich bin einer dieser therapieresistenten Fälle, bei denen gar nichts mehr hilft und man einfach nur abwarten kann, bis es von selber besser wird! Und dieses Gefühl schnürt mir die Luft ab.
Zum Thema Zeitverschwendung: Sicher ist das momentan Zeitverschwendung! Und das quält mich!
Nur, was mache ich mit der Zeit dann stattdessen? Im Bett liegen und schlafen, vielleicht noch heulen und zur Abwechslung mal den Kopf gegen die Wand hauen, das ist doch auch Zeitverschwendung. Was mache ich denn bloß…

Liebe Flocke,
so genau weiß meine Therapeutin noch nichts. Aber ich werde mit ihr sprechen…
Vielleicht erwarte ich wirklich zu viel??
Aber ich kann diesen Seelenschmerz nicht mehr ertragen ich will nur ein bisschen Linderung… oder Hoffnung.

Grüße von Lucretia

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 29. Jan 2009, 22:41
von flocke
Weißt du, es wird nicht besser wenn du dich als hoffnungslosen Fall siehst/sehen willst. Kannst du versuchen das zu lassen? Es vieleicht umformulieren?

Warum ist deine Thera deiner Meinung nach mit ihrem Latein am Ende? Was bringt dich darauf? Was müsste sie tun um dir das Gefühl zu geben dass du vorankommst?



Weißt du, die Depri ist scheißhartneckig, die gibt nicht so leicht auf... steckt tief in dir drin und hat nicht wirklich vor von alleine zu verschwinden... sie hatte lange Zeit sich einzunisten, ist so weit, dass bereits der Hirnstoffwechsel hinüber ist.. oder aber der verkorkste Hirnstoffwechsel hat seit Jahren dazu beigetragen dass dein Verhalten immer mehr so weit "verkrankt" ist....

Das geht nicht einfach so wieder weg... wie gesagt, es gibt keine zauberformeln oder Patentrezepte...


Es geht nur Schritt für Schritt, gaaaanz langsam... Therapie ist nur ein Teil dessen was hilft...



Vielleicht findest du die Analogie ja auch blöd, aber ich finde die Depri ist manchmal eben ein kleiner, beschissener Schmarotzer und nimmt einfach nur. Sie ist ausserdem ein fieses intrigantes Arschlich, dass dir Dinge sagt die dazu führen dass sie bleiben kann ("es ist eh alles sinnlos", "nichts hilft" usw.)


Wenn man lernt damit umzugehen, kann sie zu einem Freund im weitesten Sinn werden, zu einer Hilfe, einem Warnlämpchen, wie auch immer... eben etwas dass einem zeigt, es stimmt was nicht, ich muss was ändern....


Du bist noch ganz am Anfang und da geht es, finde ich einfach drum durchzuhalten und da ist Thera ohne groartiges vorankommen, sondern einfach nur um eben diese Hoffnung zu behalten wirklich schon viel.


Flocke

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 29. Jan 2009, 22:49
von BeAk
Liebe Lucertia,

Deine Verzweifelung ist wirklich tief.

Was machst Du noch, außer Psychotherapie, gegen die Depression?

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 30. Jan 2009, 00:14
von Lucretia
„Fieses intrigantes Arschloch“ trifft es gut.-

Ach, wenn ich nur noch ganz am Anfang wäre. Dann hätte ich vielleicht noch Hoffnung und Perspektive.
Ich bin schon viel zu lange in dem Mist drin, es ist auch schon meine zweite Psychotherapie.
Außerdem nehme ich noch einen Haufen Medikamente (SSRI, NARI und Lithium). Bzw. eigentlich nehme ich sie nicht mehr richtig, weil mir die Kraft dazu fehlt. Ich kann einfach nicht mehr dreimal täglich pünktlich Pillen schlucken ohne einen begründeten Sinn darin zu sehen, das geht einfach nicht mehr!!

Es macht mich nachdenklich zu lesen, dass ich als jemand rüberkomme, der sich selbst als hoffnungslosen Fall sehen WILL (danke für die Ehrlichkeit). Ich hasse es eigentlich, wenn Leute nur rumjammern und sich selbst bemitleiden, und jetzt bin ich selber so geworden.
Aber wie kann ich das umformulieren? Ich weiß es wirklich nicht.

Ich denke, meine Therapeutin ist überfordert, weil sie immer noch mit Ratschlägen, Anstößen usw. kommt, die kein Stück in meine Situation passen. Ich kann das schlecht wiedergeben. Aber was helfen mir ein „schönes Schaumbad“, „angenehme Musik“, ein „gutes Buch“ und der ganze andere Kram, wenn ich mir die Bedeutung von „schön“, „angenehm“ und „gut“ nicht im Entferntesten mehr erschließen kann??
Was hilft es, sich fünf Wecker zu stellen, damit man nicht immer verschläft, wenn doch der Schlaf der einzig erträgliche Zustand geworden ist??

Ach sorry, ich schreibe etwas wirr.

Ich hätte einfach so gerne, dass mir jemand klipp und klar sagt: das und das musst du machen, dann wird es besser. Ich bin nicht mehr in der Lage mir allein zu helfen, glaube ich, aber wer hilft mir??

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 30. Jan 2009, 00:49
von 912318798
Grüß Dich!

Na Du hängst ja ganz gewaltig in den Seilen!
Das hört sich an, wie bei mir damals, als alles begann...
ich hatte damals noch keine Medikamente, keine Betreuung, nicht mal eine Ahnung,
daß ich krank war.
Dachte nur, ich wäre halt jetzt eben verrückt geworden und das Ende sei nahe.

Viel anders ist's eigentlich eh wirklich nicht;
anstatt Dir einen guten Rat zu geben,
kann ich höchstens sagen: "Rutsch mal ein Stück zur Seite in Deinen Seilen, damit ich mich dazu begeben kann!"

Mir kommt das alles auch nicht gerade zuversichtlich,
damals haben sie auch alle gesagt:
"Du mußt Dir helfen lassen! Nimm endlich Hilfe an!", und sowas halt...

Da ging ich hin, um mir Hilfe zu holen, und rat' mal,
was eine der ersten Botschaften war, die ich aus dieser Hilfe-Stelle vernehmen mußte!
"Helfen mußt Du Dir schon selber...!"
das war fürwahr nicht gerade, was mich in den Himmel gehoben hätte!

Klar, man hat mir einige Krücken gereicht,
mich aus dem tiefsten Loch herausgeholt.
Vielleicht war es tatsächlich der soundsovielte Wechsel meiner ADs, die vergangene Zeit,
oder etwa tatsächlich mein bewußtes Geschehenlassen der Veränderungen in meinem Leben?

Mir war genau wie Du sagtest,
am Anfang.
Ich leistete mir, NICHT zu arbeiten, wenn's mir schlecht ging,
begann zu lernen, kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich mal einen Nachmittag mit den Kindern Rad-Fahren machte,...

Ich begann, mir neue Sportarten anzulernen, alte nach Jahrzehnten wieder auszuüben,
schwimmen zu gehen...
machte alles am Anfang keinen Spaß, ich mußte mich sogar zu vielen Dingen zwingen.

Aber ich bemühte mich, bei allem einen gewissen Fortschritt zu erzielen,
und die dabei gewonnenen Errungenschaften begannen, mir
Spaß zu machen und förderten die Freude und das Bewußtsein daran.

Mir geht es nach wie vor elend, das Leben ist schlecht und die ganze Welt gegen mich,
aber ich habe mir Auszeiten herausgerungen,
indem ich mir "Freude fühlen" wieder gelernt habe!

"Mach dies und Du wirst gesund", das wird es nicht geben...
aber es muß nicht auf ewig unten bleiben.

Alles Liebe

Jojo

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 30. Jan 2009, 07:29
von otterchen
Hm,

vielleicht hilft Dir dieses Bild ein wenig?

Eine Depression in den Griff zu bekommen ist wie der Weg von hier bis nach Peking.

Du bist verzweifelt, mutlos, kraftlos, hast keine Vorstellung von dem, was da kommt - und gehst nicht los.
Deine Therapeutin will Dich dazu bewegen, den ersten Schritt zu machen. Und auch wenn Du ihn "niedlich" findest und quasi ein Nichts in Anbetracht der gesamten Strecke:
dieser eine winzige Schritt ist wichtig.
Jeder einzelne winzige Schritt ist wichtig.
Auch Umwege, Stolpersteine, steile Anstiege, Verirrungen sind wichtig.

Bitte lass Dich darauf ein und mache auch die winzigen "niedlichen" Schritte, die sie Dir vorschlägt. Es verändert sich etwas, auch wenn Du es erstmal nicht merken solltest.



Nachtrag: hat Deine Therapeutin das Thema Achtsamkeit angesprochen? Ich kann mir vorstellen, wie verloren man sich in einem Schaumbad fühlen kann: man macht es und fragt sich warum, was das denn nun bringen soll. Ich soll entspannen und genießen, aber das geht nicht.
Statt dessen wäre es wichtig, "hinzufühlen".
Wie fühlt sich das Bad für mich an? Spüre ich die Wärme, die Nässe, höre ich den Schaum knistern, rieche ich den Duft? Was nehme ich noch wahr? Und was geht in meinem Inneren vor? Unruhe, Rastlosigkeit, Anspannung? Es ist wichtig auch das wahrzunehmen und der Therapeutin rückzumelden.

Und statt "ich bin womöglich therapieresistent" mal denken "im Moment fällt es mir schwer, die Therapie anzunehmen, aber ich möchte etwas verändern" - na, klingt das nicht besser?

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 30. Jan 2009, 07:53
von Zillah
Hey Lucretia,

hab', deinen Thread noch nicht wirklich gelesen, aber etwas viel mir ins Auge.


"Ich denke, meine Therapeutin ist überfordert, weil sie immer noch mit Ratschlägen, Anstößen usw. kommt, die kein Stück in meine Situation passen."

Dieses Gefühl hatte ich bei meiner Therapeutin auch.


"Was hilft es, sich fünf Wecker zu stellen, damit man nicht immer verschläft, wenn doch der Schlaf der einzig erträgliche Zustand geworden ist??"

Yep, ich liege morgends im Bett, merke dass ich wach werde und immer noch lebe, drehe mich um und versuche weiterzuschlafen...

Hilft, Dir vielleicht nicht weiter, sorry.

die zillah, die eigentlich schon arbeiten müsste, aber wieder zu lang liegen geblieben ist, winkt Dir und wünscht Dir alles Gute

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 30. Jan 2009, 09:30
von flocke
Lucretia, ich wollte dir nichts unterjubeln. Ich habe nicht das Gefühl dass du "jammerst", aber wie man etwas sagt ist manchmal ein (klitzekleiner, aber zumindest überhaupt mal einer) Schritt. Ob man nun an, sich selbst erfüllende Prophezeihungen glaubt oder nicht... ich finde einfach es ist sehr demotivierend sich jeden Tag zu sagen, dass nichts hilft und die ganze Situation hoffnungslos ist.


Mhm, dass du die Medis nicht mehr regelmäßig nehmen kannst ist natürlich nicht so gut. Gibt es vielleicht jemand der darauf achten kann, oder lebst du allein?

Vielleicht wäre auch ein Klinikaufenthalt eine Überlegung...

Du bist sehr krank, ohne überdramatsisieren zu wollen.

Was kannst du dir vorstellen, was könnte dir helfen, was kannst du annehmen?

Flocke

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 30. Jan 2009, 23:05
von Lucretia
Ich glaube, ich bin deshalb so enttäuscht von der Therapie, weil ich mir wirkliche, deutlich spürbare Hilfe und Erleichterung für meine Situation erhofft habe, und stattdessen bekomme ich Anregungen, die ich einfach nicht im Geringsten umzusetzen schaffe.
Ich bin mit so Kleinigkeiten wie pünktlich aufstehen, zur Uni gehen (ha ha ha), einkaufen und selbst Medikamenteneinnahme oder Terminen (Arzt, Therapie oder sonstwas) einfach heillos überfordert, ich kann das nicht mehr, dafür habe ich keine Kraft mehr über!! Ich brauche alle meine Kraft, um zu atmen, um am Leben zu bleiben!

Wer hilft mir bei dem Rest?? Ja, ich wohne allein; ich vermute, ich habe auch Freunde (der Verstand weiß das, aber das Herz spürt das nicht mehr), aber keinen, vor dem ich mich so schonungslos entblößen kann, indem ich sage, was ich alles nicht mehr kann.

Und Peking: Was soll ich in Peking, wenn ich es kaum vor die Haustür schaffe? Das ist mir zu weit. Das schaffe ich nicht!! Bevor ich den ersten Schritt mache, muss ich erstmal wieder laufen lernen, im Moment kann ich höchstens kriechen. Ich sehne mich danach, dass mir jemand hilft, aus dem Dreck aufzustehen und mir eine Hand reicht, denn alleine kann ich nicht aufstehen, ich falle immer wieder hin, mit dem Gesicht in den Dreck!!

Zum Schaumbad: ja, es tut weh, genießen zu wollen und es nicht zu können. Schon wieder versagt, nun liegt man in der Wanne und heult.

Neulich wusste ich für einen kurzen Moment, was Achtsamkeit bedeutet, so etwas wie ganz wertneutrale, intensive Aufmerksamkeit, nicht wahr? (Habe es für Sekunden gespürt, als ich im Dunkeln draußen war und es so eisig kalt und die Luft so klar war.) Ganz verlernt habe ich es wohl nicht. Aber auf Kommando im Schaumbad? Das geht niemals. Das kann ich nicht. Und ich kann auch nicht glauben, dass dieses vorprogrammierte Versagen dann hilfreich ist!


Ach, es tröstet, nicht ganz so allein zu sein. Danke euch allen für eure Gedankenanstöße, jetzt habe ich einiges zum Nachdenken.

Gute Nacht

Lucretia

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 30. Jan 2009, 23:12
von Lucretia
@ Flocke:

Ja, das Thema Krankenhaus war schon im Gespräch, aber das kann ich nicht.
Wenn mir einer sagt, was im Krankenhaus geht, was zuhause nicht geht, denke ich drüber nach, aber bisher sehe ich den Vorteil nicht.

Ich bin nicht krank, ich bin einfach nur zu müde zum Leben. Ich brauche kein Krankenbett, ich brauche ein Ziel, einen Lebenssinn!!

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 1. Feb 2009, 10:29
von otterchen
Liebe Lucretia,

hm, ich meine von Dir erheblichen Widerstand zu spüren... bitte lass mich erläutern:

Ich glaube, ich bin deshalb so enttäuscht von der Therapie, weil ich mir wirkliche, deutlich spürbare Hilfe und Erleichterung für meine Situation erhofft habe...

Was hast Du Dir denn bei der Therapie vorgestellt?
Bitte entschuldige, falls ich das jetzt falsch sehe, aber ich frage mich, ob Du vielleicht eine Besserung nur von der Therapeutenseite erhoffst. So quasi "Medikament einwerfen und gut" - also Therapie mitmachen und es bessert sich.
Dass die Therapie nur unterstützend ist und die eigentliche Arbeit von Dir kommt, weißt Du doch, oder?

Wie gesagt: ich kann ja nur raten bzw. Deine Worte auf mich wirken lassen. Ich will Dich nicht angreifen. Ich habe gerade 2 Jahre Therapie hinter mir und es geht mir "gut".

Weiter...

ich kann das nicht mehr, dafür habe ich keine Kraft mehr über!! Ich brauche alle meine Kraft, um zu atmen, um am Leben zu bleiben!

Ganz ehrlich? Wenn ich Deine Worte, Deine Postings hier lese, bekomme ich aber schon den Eindruck, dass Du Kraft hast und Leidenschaft, Lebendigkeit. Nur nicht für die Dinge, die Du tun "sollst".
Liegt da der Knackpunkt? Verpflichtungen?

Und Peking: Was soll ich in Peking, wenn ich es kaum vor die Haustür schaffe? Das ist mir zu weit.

Bitte versteh "Peking" als Zielpunkt aus der Depression heraus! Das ist der Endpunkt, quasi die Depressionsfreiheit. Und dahin willst Du doch, oder?
Das ist ein langer Weg, aber auch der beginnt mit kleinen, mühsamen, oft schmerzhaften Schritten. Und mir scheint, Du willst überhaupt nicht anfangen, Dich in Bewegung zu setzen. Es wird Dich aber niemand dorthin tragen.

Und wenn Du nicht nach "Peking" willst - wohin willst Du dann? Und wenn Dein nächstes Ziel vielleicht ganz nah an Deinem derzeitigen Standort liegt: wie willst Du dorthin kommen?

Ich sehne mich danach, dass mir jemand hilft, aus dem Dreck aufzustehen und mir eine Hand reicht, denn alleine kann ich nicht aufstehen, ich falle immer wieder hin, mit dem Gesicht in den Dreck!!

Bitte gib nicht auf. Das Aufstehen klappt schon noch.
Ich hab mich auch mal so gefühlt:
als säße ich im Rollstuhl und könne nicht gehen - und um mich herum nur Unverständnis, sowas wie "du hast doch Beine, also kannst du auch gehen".
Es geht halt darum, die Kraft wiederzuerlangen. Langsam, mit Wiederholungen. Es ist wie ein Muskeltraining. Kleine Übungen, wiederholen, bis sich eine Kräftigung einstellt, und auch wieder hochrappeln vom Boden. Hinfallen gehört dazu.
Aber bald kann man stehen, bald kann man den ersten Schritt machen - und man darf sich auch ruhig wieder in den Rollstuhl zurücksacken lassen und verschnaufen - solange man es nur weiter versucht.

Zum Schaumbad: ja, es tut weh, genießen zu wollen und es nicht zu können. Schon wieder versagt, nun liegt man in der Wanne und heult.

Welche Ansprüche stellst Du an Dich? Genießen geht nicht auf Befehl. Wer kann das schon? Und warum knallst Du Dir dann ausgerechnet noch ein "ich habe versagt" ins Gesicht? Warum lobst Du Dich nicht mit den Worten "ich habe es versucht, aber heute ging es nicht"?
Siehst Du, DAS lernt man in einer Therapie: gut mit sich umzugehen. Sich nicht fertigzumachen, nicht zuviel von sich zu verlangen, sich nicht unter Druck zu setzen.

Achtsamkeit ... Aber auf Kommando im Schaumbad? Das geht niemals.

Achtsamkeit kann man erlernen. Mir hat geholfen, dass ich einen kleinen Stein in der Hosentasche mit mir herumgetragen habe. Und immer, wenn ich den mit den Fingern ertastet habe, habe ich achtsam wahrgenommen: was sagen mir meine Sinne, was denke ich gerade, was fühle ich.
Auch Du kannst das lernen, das garantiere ich.

Ich habe den Eindruck, als könne Deine Therapeutin Dir nicht wirklich vermitteln, worauf es in der Therapie ankommt. Solche Sprüche wie "nehmen Sie ein Schaumbad" ohne weitergehende Erläuterungen scheinen mir nämlich ziemlich sinnlos zu sein.
Es geht zunächst darum wahrzunehmen.

Depression ist oft ein Zustand von Gefühllosigkeit, und es geht darum, seine Sinne wieder einzuschalten, zum einen was das Äußere angeht (riechen, fühlen, schmecken, sehen, hören), aber natürlich auch, was in einem selbst vorgeht. Was man denkt, was man dabei fühlt.

Vielleicht "holt sie Dich nicht da ab, wo Du stehst"? Vielleicht hat sie den Eindruck, Du wärst nicht so weit unten? Könnte das der Grund sein?

Wie wäre es damit, diesen Thread auszudrucken und ihr zu geben?

Ich kann Dich jedenfalls nur ermutigen, auch diese "niedlichen" Schritte zu machen, die Dir vorgeschlagen werden. Denn das sind die Grundsteine. Gehen und Deinen Weg finden musst Du alleine.

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 1. Feb 2009, 23:05
von ndskp01
Otterchen, deine Postings sind (heute) genial!
Vielen Dank dafür!!!!

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 1. Feb 2009, 23:23
von otterchen
Vielen lieben Dank dafür Puk!

Ich ertappe mich leider immer noch oft dabei, dass ich den Tonfall des Elternhauses einnehme, und ich hoffe, dass manches, was sich vielleicht lieblos liest, so wohlwollend ankommt, wie ich es in dem Moment meine.

Ich weiß, dass ich in den letzten 2 Jahren viel gelernt habe, und wenn ich etwas davon weitergeben kann, dann entspricht das meinem Wesen (welches ich jetzt erst langsam erkenne): Gemeinschaftlichkeit, Zusammenhalten, sich gegenseitig unterstützen, füreinander da sein, teilen usw.
Das gab's für mich nie, ist aber für mich aber ein wichtiger Punkt, und ich will ein wenig davon in meine Welt tragen.


Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 1. Feb 2009, 23:39
von Lucretia
Ich habe mir vorgestellt:

- ab und zu mal eine Spur der Erleichterung
- das Gefühl, die Genesung konkret in Angriff nehmen zu können
- Hoffnung auf Besserung irgendwann
- Struktur, einen durchschaubaren Therapieplan

Ich bin durchaus gewillt, an mir zu arbeiten, etwas zu tun! Weiß nur nicht wie, und bin so fassungslos, weil ich mir halt von der Therapie Hilfe (siehe oben) versprochen habe. Habe ich mir denn zu viel versprochen?

So wie es jetzt in der Therapie läuft kann ich mich auch mit ner Freundin hinsetzen, Kaffee trinken und reden - bringt das gleiche Resultat. (will hier nichts in Lächerliche ziehen, ist halt mein Gefühl)

Verpflichtungen? Keine Ahnung. Wem gefällt es schon, sich und sein Leben in fremde Hände zu legen und sich komplett zu entblößen. Deren Ratschläge sind nicht meine eigenen - somit werden es belastenden Verpflichtungen.
Ich befolge sie trotzdem. Zeigt das denn nicht meine Bereitschaft zur Mitarbeit? Überhaupt: schon wieder die Andeutung, ich "wolle nichts bewegen oder ändern". Das höre ich nicht zum ersten Mal, ist wohl nicht ganz aus der Luft gegriffen. (?)
Aber der Zustand der Lebensmüdigkeit ist doch so giftig und und krank und peinigend - wer bitte will denn gerne leiden?? Niemand, oder??
Also, helft mir: wie kommt dieser Vorwurf zustande??


Gut mit mir umgehen. Das kann ich tatsächlich nicht mehr.
Aber sich für jeden Sch*** loben, der einfach nun mal nicht lobenswert ist ("Toll, super, ich bin so stolz auf mich, dass ich heute einkaufen war! Welch eine Leistung!") das ist nicht meine Art! Das empfinde ich als falsch, verlogen, realitätsfern, lächerlich, entmutigend und verd*** demütigend.

Und hier bin ich tatsächlich widerwillig, wie das teilweise hier schon angedeutet wurde, ja. Aber ist das nicht auch mein Recht? Soll ich mich denn umkrempeln und auch noch das letzte Bisschen Respekt vor mir selber wegwerfen??

Mal ganz praktisch: was soll ich denn machen, wenn ich einen Ratschlag erhalte, den ich aus oben genannten Gründen kaum ausführen kann? Kennt ihr das denn nicht auch?


Achtsamkeit. Schönes Ziel, ja. Und der Stein ist ein schönes Bild.
Aber darf ich das Erlernen von Achtsamkeit auf später verschieben? Ich muss doch erstmal den Schmerz in meiner Seele lindern und wieder handlungsfähig werden, ist das nicht auch die Voraussetzung für Achtsamkeit? Ich kann doch nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun? Und ist es denn nicht auch meine Pflicht mir selbst gegenüber, mich vor der unerträglichen Überforderung zu schützen und zuzugeben, dass ich mir etwas einfach nicht vorstellen kann, weil es einfach viel zu viel ist??

Ach. Ich schreibe so unstruktiert - danke, dass ihr es trotzdem lest und antwortet...

Kann ich meine Seele amputieren lassen? Sie spielt so verrückt, das ertrage ich nicht mehr.

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 1. Feb 2009, 23:41
von Lucretia
@ otterchen: Ja, das stimmt. Aus deinen Postings spricht viel Lebensklugheit.

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 2. Feb 2009, 07:19
von otterchen
Guten Morgen Lucretia,

zunächst mal: ich bin beruhigt, weil die "Ruppigkeit" in mir noch manchmal durchkommt. Ist von Kindheit in mich eingeprägt, und ich lerne noch und bemühe mich, das zu verändern.

Jetzt kurz zu Deinem Posting (muss gleich zur Arbeit - wenig Zeit):
- Struktur, einen durchschaubaren Therapieplan

Ich kann mir gut vorstellen, dass sich der Therapieplan nach DIR richtet. Also existiert quasi kein Plan - und damit setzt Dich auch nichts unter Druck.

Weiß nur nicht wie, und bin so fassungslos, weil ich mir halt von der Therapie Hilfe (siehe oben) versprochen habe. Habe ich mir denn zu viel versprochen?

Ich weiß ja nicht, was genau da abläuft zwischen (und in) Dir und der Therapeutin. Aber eines bringt die Therapie vermutlich nicht: die Hand, die Dich aus dem Dreck wieder rauszieht.
Es ist nur ein Mensch bei Dir, der Dir Möglichkeiten aufzeigt: Du kannst weiterhin im Dreck liegenbleiben und Dich beklagen, dass Dir keiner hilft, Du kannst darüber verzweifeln - aber diese Energie solltest Du wohl besser darauf verwenden, innezuhalten, Dich zu sammeln und aufzustehen.
Die Therapeutin hilft Dir nur von außen dabei: Was würdest Du zum Aufstehen aus dem Dreck brauchen?
Dir den Dreck aus dem Gesicht waschen, damit Du Deine Sinne wieder gebrauchen kannst? Eine Pause, um Dich zu orientieren? Jemand, der Dich an Deinen Körper erinnert, so dass Du Deine Beine sortieren kannst? Jemand, der Dich motiviert? Und indem Du in Dich hineinhorchst und feststellst, was zu zum Aufstehen brauchst, wirst Du Dich bald aufrappeln können.
Aber bitte verschwende Deine Energie nicht dafür, Hilfe von außen zu erwarten. Nutze diese Kraft für Dich, zum Aufstehen.

So wie es jetzt in der Therapie läuft kann ich mich auch mit ner Freundin hinsetzen, Kaffee trinken und reden - bringt das gleiche Resultat. (will hier nichts in Lächerliche ziehen, ist halt mein Gefühl)

Nun, ich will hoffen, dass Deine Therapeutin fundiertere Anregungen gibt als eine Freundin (das ist oft nur gut gemeint).

Verpflichtungen? Keine Ahnung. Wem gefällt es schon, sich und sein Leben in fremde Hände zu legen und sich komplett zu entblößen.

Ich meinte jetzt nicht Verpflichtungen der Therapeutin gegenüber, sondern allgemein das Thema Verpflichtungen (Druck, Aufgaben etc.). Wie kommst Du damit klar? Sagst Du oft "ich muss" oder "ich soll"? Und wie fühlt sich das an? (also bei mir gaaar nicht gut)

Überhaupt: schon wieder die Andeutung, ich "wolle nichts bewegen oder ändern". Das höre ich nicht zum ersten Mal, ist wohl nicht ganz aus der Luft gegriffen. (?)

Das war ja nur eine Vermutung, gezogen aus den wenigen Zeilen, die ich hier von Dir gelesen habe.
Ich möchte Dir aber dazu sagen, dass das in vielen von uns wurzelt, auch in mir:
die Liebe von den Eltern hatte ich abgehakt, aber ich bin immer auf der Suche nach Liebe durch die Welt geirrt. Es müsse mich nur jemand lieben, dann "wird alles gut". Bis ich endlich, im Laufe der Therapie, gelernt habe, mich selbst anzunehmen und liebevoll zu behandeln.

Aber sich für jeden Sch*** loben, der einfach nun mal nicht lobenswert ist ("Toll, super, ich bin so stolz auf mich, dass ich heute einkaufen war! Welch eine Leistung!") das ist nicht meine Art! Das empfinde ich als falsch, verlogen, realitätsfern, lächerlich, entmutigend und verd*** demütigend.

Du verlangst ja jede Menge von Dir, treibst Dich an, musst viel leisten, bist Du Dir selbst gut genug bist. Kannst Du Dich nicht leiden, wenn Du einfach "nichts" tust? Wenn Du schwach und depressiv bist?
Kleiner Piekser am Rande (bitte entschuldige): was für eine Freundin bist Du denn für Dich selbst?
In einer Depression kann man nicht mehr so funktionieren wie bisher. Depression heißt: alles in einem schreit STOPP, es kann so nicht weitergehen! Es ist ein deutliches Warnsignal, dass wir an unserem eigentlichen Ich vorbeileben. Und dass wir uns uns selbst zuwenden sollten.
Wie lieblos gehst Du denn mit Dir um? Was verlangst Du von einem depressiven Menschen, der keine Kraft mehr hat? Bist Du nicht selbst jemand, der da sagt "Mensch, du hast doch Beine, steh aus dem Rollstuhl auf!"?
Aber leider... zu sich selbst.

Aber ist das nicht auch mein Recht? Soll ich mich denn umkrempeln und auch noch das letzte Bisschen Respekt vor mir selber wegwerfen??

Woher kommt das? Leistung --> Respekt ???
Hast Du dieses Muster aus der Kindheit?
Im Gegenteil: in der Therapie wirst Du den "wahren" Respekt vor Dir lernen können, der sich nicht an Leistung festmacht.

Aber darf ich das Erlernen von Achtsamkeit auf später verschieben? Ich muss doch erstmal den Schmerz in meiner Seele lindern und wieder handlungsfähig werden, ist das nicht auch die Voraussetzung für Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist ein Schlüssel dafür!
Ich (nur meine Meinung; bin ja kein Thera) finde, Achtsamkeit solle mit als erstes gelehrt werden, zusammen mit "wahrnehmen -> zulassen -> annehmen -> loslassen".
Erst mit Achtsamkeit werden wir uns überhaupt erst unserer verschütteten Gefühle wieder bewusst, horchen tief in uns hinein, erkennen Verhaltensmuster etc. Und - meine Meinung - damit können wir erst wirklich die Ursachen in Angriff nehmen.

Wieviele Therapiestunden hattest Du denn schon? Welche Therapieform genau? Und kam das Thema Achtsamkeit überhaupt mal zur Sprache?

Wenn Du wirklich nur eine Gesprächstherapie machst: ich könnte mir vorstellen, dass Du in einer Verhaltenstherapie besser aufgehoben bist.

So, Schluss für den Moment... muss mich fertigmachen.


Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 2. Feb 2009, 09:55
von juliane07
Hallo,
meine Gesprächstherapie hatte das Ziel meine damaligen "Denkfehler" zu korrigieren.
Die Korrektur derselben hat nur andere "Denkfehler" produziert, welche mir zB. beinahe meine Partnerschaft gekostet hat.
Erst nachdem ich beide Arten der "Denkfehler" erkannte ging es wieder Bergauf, auch in der Partnerschaft !

wünsche noch einen schönen Tag

juliane

Re: Gesprächstherapie - Glaubt ihr wirklich dran?

Verfasst: 2. Feb 2009, 16:03
von 912318798
Grüß Dich Juliane!

Verstehe ich Dich richtig?

Es wurde in Deinem Leben gegraben und analysiert,
bis Du zur Erkenntnis gekommen bist, daß eigentlich Dein Partner Schuld trägt an Deinen psychischen Problemen,
worauf Du Eure Beziehung in Frage zu stellen begannst?