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Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 18. Jan 2009, 11:50
von RachelGirl
Hallo,

ich habe seit einiger Zeit das Problem, das ich mich privat einerseits zu nichts aufraffen kann, auf der anderen Seite aber auch gar nicht weiß, wo ich hinmöchte. Ich kann einfach keine Ziele für mich finden, und habe Angst, falsche Entscheidungen zu treffen, die falsche Wahl in Bezug auf Sport, Hobbies, Interessen zu treffen. Das wäre vielleicht egal, aber ich möchte einerseits überall sehr gut sein, und auf der anderen Seite kann ich mir momentan nicht viel leisten. Habt Ihr Ideen, was mir weiterhelfen könnte? In der Therapie wird darauf leider so gut wie gar nicht eingegangen, deshalb stehe ich hier ziemlich alleine da, und wäre für jeden Tipp, Denkanstoß dankbar.

Liebe Grüße,
Rachel34

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 19. Jan 2009, 18:09
von Christine25
Liebe Rachel,

nun hab ich mich erwischt schon 3 mal auf deinem Beitrag gewesen zu sein ohne etwas zu schreiben - nun tu ich es einfach! Wirklich Antworten habe ich jedoch wahrscheinlich auch keine für dich! Mir fallen jedoch ein Paar Dinge an deinem Beitrag auf:

Zum einen erkenne ich mich wieder, wenn du sagst, du willst in allem gut sein. Du meinst damit wahrscheinlich einen gewissen Perfektionismus, richtig? Ich hatte auch keine Hobbies, Interessen oder einen Sport, weil mich "nervt", dass ich nicht von Anfang an perfekt bin. Da male ich ein Bild - das sieht blöd aus ... da schieße ich Fotos - sehe andere und finde sie besser ... mache Sport - merke wie unsportlich ich bin. Habe auch Zeiten gehabt, wo ich krampfhaft nach einem Hobby gesucht habe und einfach keins fand - das hat mich trauriger gemacht, als einfach weiter ohne zu leben. Irgendwann habe ich dann plötzlich gemerkt, dass ich wirklich gerne koche (da wär dann ja schon mal ein Hobby) und dann habe ich plötzlich, ohne es so recht zu merken, angefangen "künstlerisch wertvolle Filme" (also nicht diese Hollywood-Blockbuster) zu gucken ... nu hab ih was - ca. 2 Jahre nachdem ich "gesucht" habe.

Wenn man sich also zu sehr unter Druck setzt, ist das nicht gut und führt dazu Angst vor etwas/den Konsequenzen zu haben. In einer schwer depressiven Phase soll man ja sowieso keine Entscheidungen treffen.

Weiter habe ich mich gefragt, wie du jetzt genau darauf gekommen bist, dass du Ziele suchst. Ich denke, die Therapie sollte schon auch dafür da sein, dir zu helfen Ziele für dein Leben zu formulieren - wenn das ein innerer Wunsch ist. Kannst du das nicht so ansprechen?

Ein "Tipp" den ich noch aus eigener Erfahrung zu berichten hätte, ist, dass ich ein Büchlein habe, in dem ich meine Gedanken immer mal sammel. Darin bin ich dann - über meine Probleme grübelnd - auch zu Zielformulierungen gekommen. Beim Aufschreiben tendiert man eher dazu auch zu einem "Abschluss", zu einer Lösung oder zumindest einem Lösungsansatz zu kommen, als wenn man nur Nachdenkt.

So, das wärs von mir. Vielleicht kannst du ja damit was anfangen!

Alles Liebe,

Chrissy

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 20. Jan 2009, 12:07
von GreenMandala
Liebe Rachel, liebe Christine!
Es ist gut, Eure Beiträge zu lesen.
Rachel, genau so geht es mir auch. Etwas zu finden, in dem ich mich verlieren kann, fällt mir so schwer.
Als Kind und als Jugendliche habe ich gemalt, was das Zeug hielt, hatte Kunst-Leistungskurs an der Schule und eine Lehrerin, die immer ermutigt und nie kritisiert hat. Mit einem Lehrerwechsel kurz vor dem Schulabschluss war es dann vorbei. Alles war schlecht, diletantisch...
Ursprünglich wollte ich Grafikdesign studieren und als ich meine Mappe an der Schule vorstellte, habe ich eine heftige Abfuhr bekommen. Das wars dann mit meinen Ambitionen.
Vor einem Jahr in der Reha bin ich auf Mandalas gestoßen und da habe ich wieder Mut bekommen. Mandalas sind in der Regel schöne, harmonische und meist kreisrunde Ornamente. Es gibt Vorlagebücher in der Buchhandlung, sozusagen Malbücher für Erwachsene.
Seit einem Jahr male ich nun Mandalas aus. Habe mir, wo immer ich konnte, Filzstifte besorgt, um möglichst viele Farbschattierungen zu haben. Was mir das bringt ist, dass ich nicht vor einem weißen Blatt Papier sitze und nicht weiß, wie ich anfangen soll. So habe ich ein schönes Ornament und meine ca. 100 Filzstifte und fange einfach an. Das Ergebnis ist immer wieder verblüffend.
Irgendwann möchte ich einmal selbst ein Mandala entwerfen, aber das wird wohl noch eine Weile dauern. Bisher fehlt mir dazu der Mut. Unglaublich, wenn ich das hier so schreibe, Mut zum Malen...
Aber es ist, wie es ist. Auf meiner Schulter sitzt ständig so ein Zeck, der mir alles, was ich mache mies macht.
Trotzdem: ich schaffe es, mich fast ohne Leistungsdruck an das Malen zu geben und das tut mir gut. Dabei denke ich niemals darüber nach, was die Farben, die ich wähle, über mich auszusagen habe, sondern ich lasse mich nur vom Gefühl und von den Farben leiten. Es ist noch nicht ein einziges Mandala entstanden, dass ich nicht wunderschön finde. Und der sogenannte Zeck auf meiner Schulter meldet auch keine Kritik an...
Das liegt ganz sicher daran, dass ich keine Vergleiche zu dem habe, wie andere Leute ihre Mandalas ausmalen. Hätte ich die Möglichkeit zum Vergleich, würde ich mich wahrscheinlich wieder niedermachen, ganz nach dem Motto: Du bist nichts und Du kannst nichts.


LG Green Mandala

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 22. Jan 2009, 20:25
von Christine25
Hallo Green Mandala,

finde ich sehr schön die Sache mit den Mandalas ... ich nehme an, dein Name ist an dein Hobby angelehnt ... dazu noch die Farbsymbolik, Grün die Farbe der Hoffnung! Sehr schön!

Soweit ich weiß, hat das ausmalen auch so eine Art meditative Wirkung, man soll entspannen und den Gedanken freien Lauf lassen oder so. Denke auch, dass mir bisher noch ein "gestaltendes" Hobby fehlt - irgendeine kreative Ader hab ich auch, nur die paasende Tätigkeit habe ich noch nicht gefunden. Naja, kommt Zeit kommt Rat ...

Rachel, von dir habe ich leider garnichts mehr gehört ... mich würde interessieren, was du dazu denkst, bzw. ob wir dir einen "Denkanstoß" wie du ihn wolltest geben konnten.

liebe Grüße,

Chrissy

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 23. Jan 2009, 15:28
von Stefanie79
Hallo zusammen,

ich hoffe, es ist okay, wenn ich mich hier mit anhänge.

Mir geht es ähnlich wie Rachel, nur dass es sich bei mir auf das gesamte Leben auswirkt. Ich habe jegliche Ziele für mein Leben verloren und wenn ich mir dann überlege, was ich mit meinem Leben so anfange könnte, kommen mir entweder keine Ideen oder ich mache es mir gleich wieder mies ("Das kannst Du ja doch nicht." etc.). Aber mir fehlt auch meine Begeisterungsfähigkeit, iwie sind alle Gefühle weg, vor allem die positiven. Ich weiss nicht mehr, was ich noch machen soll...

Viele Grüße
Schwarzwälderkirsch

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 23. Jan 2009, 17:48
von BeAk
Liebe Stefanie,

was hälst den Du von einer Therapie (=Behandlung) deiner Störung, damit Du wieder Ziele im Leben finden kannst?

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 23. Jan 2009, 19:44
von RachelGirl
Hallo,

sorry, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich hatte mir mir zu kämpfen, nicht wegen Euch, sondern mit der Krankheit ... Meine Therapeutin hat mich ziemlich wegen meinem Auftreten niedergemacht, was sehr hart für mich war, nur wie soll man für sich und sein Äußeres, Auftreten, Kleidung achten, wenn man mies drauf ist ... ?!?

Ja, ich bin Perfektionsistin, und neige dazu, alles gleich gut machen zu wollen oder gar nicht, was aber wohl verkehrt ist. Die Ideen, einfach mal mit etwas anzufangen sind ganz gut. Was ich verrückt finde, ist, dass ich beruflich echt gut "funktioniere", nur privat Probleme habe, was mich aber genug belastet. Aber ich werde sehen, dass ich hier mit etwas wieder einfach anfange, ohne jegliche Erwartungshaltung, obwohl mir das sehr schwer fällt.

Liebe Grüße,
Rachel34

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 26. Jan 2009, 08:57
von Stefanie79
Hallo Bea,

danke für Deine Antwort. Ich konnte leider nicht früher schreiben, war das Wochenende über total eingespannt und wenn ich Zeit hatte, war ich einfach zu k. o. zum schreiben.

Dieses Empfinden oder eben auch "nicht-Empfinden" verfolgt mich nun schon seit über einem Jahr (Herbst 2007). Damals war ich bei meinem Hausarzt und ich wurde rund 2 Monate am Stück krank geschrieben (bis ich dann nicht mehr zum Hausarzt gegangen bin, weil ich überzeugt war, wenn ich noch länger zu Hause bleibe, "traue" ich mich überhaupt nicht mehr an meinen Arbeitsplatz).

Worauf ich hinauswill, ist, kann ich denn "einfach so" eine Therapie anfangen? Hätte mein Hausarzt mich nicht überwiesen, wenn es nötig gewesen wäre? Braucht man für eine Therapie überhaupt eine Überweisung? Fragen über Fragen....

LG Steffi

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 26. Jan 2009, 09:00
von Stefanie79
Zitat von Rachel: "Meine Therapeutin hat mich ziemlich wegen meinem Auftreten niedergemacht, was sehr hart für mich war, nur wie soll man für sich und sein Äußeres, Auftreten, Kleidung achten, wenn man mies drauf ist ... ?!?" (Entschuldigung, ich kann noch nicht richtig zitieren)

Ist das immer so? Ist so ein Verhalten eines Therapeuten förderlich? DAs macht mir Angst, nieder mache ich schon selber 24/7

LG Stefanie

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 09:27
von Isi_79
Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier und klinke mich auch einfach mal ein, wenn es ok ist. Ich habe eine schwere Depression und bin seit Juni bei einer Therapeutin. Meine Hausärztin hat mich aber auch nicht direkt dort hingeschickt, sie meinte nur, ich könnte es ja mal mit einer Therapie versuchen.

Wie Rachel fühle ich mich ziemlich antriebslos und kann mich nicht wirklich zu etwas aufraffen, was mich auf der anderen Seite auch wieder fertig macht.

Zur Frage von Stefanie, ob alle Therapeuten so sind, wie die von Rachel, also ich habe eine sehr, sehr nette, zu der ich auch gerne hingehe. Sie zwingt mich zu nichts, meckert mich nicht an oder ähnliches. Ich glaube, da ist es wirklich ganz wichtig, dass man zu jemandem geht, zu dem man auch eine gute Beziehung hat.
Nur geht mir das irgendwie alles zu langsam. Ich merke zwar kleine Verbesserungen, aber im Wesentlichen hat sich nicht richtig viel geändert. Weiß jemand von Euch, wie lange das ungefähr dauert?

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 10:02
von Stefanie79
Guten Morgen liebe Foris,

ich mal wieder... Wie kann ich eigentlich eine Depression von reiner Faulheit unterscheiden? Gerade zweifle ich mal wieder sehr an mir und denke, alles liegt an meiner Faulheit und Unorganisiertheit.

Kann mir jemand helfen?

LG Stefanie

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 12:36
von Psychohygiene
Hallo,

wenn du schreibst du hast sämtliche Ziele verloren, was waren diese denn einmal und warum sind die nun auser Reichweite.

Zum Thema Therapeuten, das sind auch nur Menschen und können einen schlechten Tag haben.

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 13:45
von Stefanie79
Mmh, bin mir nicht sicher, ob ich gemeint bin, aber ich antworte einfach mal.

Es ist nicht so, dass meine Ziele ausser Reichweite wären. Sie sind immer noch genauso leicht bzw. schwer zu erreichen wie vorher. Daran hat sich nichts geändert. Geändert hat sich meine Einstellung/Interesse dazu/daran. Sie interessieren mich einfach nicht mehr. Beispiel: Ich wollte eine (teure) Weiterbildung machen. Mit dem Weihnachtsgeld habe ich nun endlich die benötigte Summe zusammen. Aber es interessiert mich nicht mehr. Ich kann gar nicht mehr nachvollziehen, warum ich sowas jemals machen wollte. Anderes Beispiel: Zum Wochenende kommt der Heizungsableser. Hier siehts aus als wäre der dritte Weltkrieg ausgebrochen. Normalerweise würde ich hektisch anfangen aufzuräumen, weil mir die Unordnung ansonsten peinlich wäre. Stattdessen sitze ich hier und blase Trübsal. Ich mag nicht mehr vor die Tür gehen, allein die Tatsache, mich dafür "rausgehfertig" machen zu müssen(waschen, anziehen, Zähne putzen etc.), erscheint mir, als würde jemand von mir verlangen, den Mount Everest zu besteigen etc. Es graust mir davor, im Treppenhaus oder so einen Nachbarn oder einen Bekannten zu treffen. Ich könnte diese Beispiele noch lange fortführen, aber ich denke, dass das erstmal an Beispielen genügt. Auch von Freunden und Bekannten habe ich mich zurückgezogen. Dabei bin ich eigentlich immer gerne ausgegangen.

Ist das noch normal? Bin ich einfach nur ein faules Stück? Ich weiss mir einfach nicht mehr weiter....

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 14:04
von Psychohygiene
Schwierig, müsste man mehr von dir wissen, wie alt du bist , ob du alleine lebst, wie dein Leben bisher war, hattest du schonmal eine Lustlose Phase? bzw. Schwankungen deines Gemütes, sind es Launen oder ist das jetzt das erste mal, trat es plötzlich auf, was war an Weihnachten,ist seit dort etwas passiert?

Klar für kleine Kinder gab es früher eine hinter die Löffel, wenn sie das Zimmer nicht aufräumen wollten, heute ist es gleich ADS oder Depression usw.

Zum Arzt, wenn dich die Situation gravierend in deinem Leben belastet, würde ich empfehlen.
Er wird dir vielleicht zuerst was pflanzliches verschreiben.

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 14:37
von Stefanie79
Okay, dann werde ich mal einen Kurzüberblick über mich geben:
Bin 29 Jahre und seit rund 11 Jahren in einer festen Beziehung und wir leben auch schon einige Jahre zusammen. Angefangen hat der ganze Mist im Januar 2007. Da verkündete "meine" Firma einen ersten, großen Stellenabbau. Bei dieser Firma habe ich 2001 als Zeitarbeitskraft (davor war ich 2 Monate arbeitslos) angefangen und wurde 2002 übernommen. Ich habe mich richtig in diese Stelle reingehängt, dieser Job war das wichtigste in meinem Leben. Die ganze Zeit hatte ich immer Angst nochmal arbeitslos zu werden, weil die Firma merkt, dass ich doch nicht gut genug bin, aber das konnte ich mit vermehrtem Einsatz wieder gutmachen. Nichtsdestotrotz bin ich jeden Tag gerne dorthin. Nun ja, dann wurde der Stellenabbau angekündigt und die Firma versuchte, diesen sozialverträglich zu regeln (also erstmal jeden in den Ruhestand geschickt, der nur halbwegs das Alter dafür hatte) und sie hat auch erhöhte Abfindungen für die geboten, die bis zu einem bestimmten Termin freiwillig gehen. Eine Kollegin von mir, die das Alter hatte, wurde zu dieser Regelung überredet und ich habe ihren Job zusätzlich zu meinem alten übernommen. Man hatte mir auch gesagt, dass diese Regelung getroffen wurde, um mich "behalten" zu können. So weit, so gut. Im September habe ich dann den zusätzlchen Job übernommen (ohne nennenswerte Einarbeitung). Der Chef dort, den ich zusätzlich gekriegt habe, war eher schwierig. Nicht unbedingt vom Anspruch an meine Arbeit her gesehen, sondern eher was die Persönlichkeit angeht. Natürlich habe ich immer klein beigegeben (hatte ja Angst vor Jobverlust, die natürlich durch den Stellenabbau in der Firma nicht kleiner wurde). Dazu muss man sagen, dass mein letzter Urlaub zu dem Zeitpunkt zwei Wochen im Februar waren, in denen ich umgezogen bin und es war Resturlaub aus dem Vorjahr). Im Endeffekt bin ich Ende November/Anfang Dezember zusammengebrochen, als ich wegen anhaltender Magenschmerzen beim Arzt war. Diagnose war Erschöpfungsdepression (das nennt man wohl heute Burn Out). War dann bis Ende Januar krank geschrieben. Nach Meinung meines Arztes war das zu früh, aber na ja, ich hätte mich sonst nicht mehr überwinden können, dort nochmal aufzukreuzen. Aber so richtig "die Alte" bin ich seitdem nicht mehr. Ach ja, mein Arzt hatte mir damals ein recht hoch dosiertes Johanneskraut-Präparat aufgeschrieben.

'Tschuldigung, dass das jetzt so lang wurde...

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 15:27
von Psychohygiene
Na da haben wir doch schon einmal was.
Ein übermäßiger Ehrgeiz ist nicht zu erkennen, in der Jobnot wird denke ich jeder der Arbeit und Einkommen braucht brav abnicken, egal was für eine Bestie sich im Chef verbirgt.

Das tolle bei dir ist das du die Aufgaben die dir auferlegt werden mit bravour bewerkstelligst.
Die Welle des Stellenabbaus geht von Zeit zu Zeit immer mal wieder durch die Firmen, aktuell haben wir ja wieder so eine Phase.
Deiner Beschreibung nach arbeitest du in einem größeren Unternehmen, sonst gäbe es kein BR und keine sozialverträgliche Lösung beim Stellenabbau.
Dein Körper gab dir als es anfing die Signale einen Gang zurückzuschalten, ignorierst du dessen Botschaft zieht es dich in den Strudel und du sinkst tiefer.
Der Gang zum arzt war vernünftig, der Verlauf und die überhektische Wiederaufnahme des " Normalzustandes" jedoch ungeschickt.
Burn Out dauert 10-12 Monate in der Regel, wenn alles passt evtl. 6 Monate, da darf es dann jedoch noch nicht so weit fortgeschritten sein.

Die Angst den Job zu verlieren dürftest du bei dem Organisationsgrad deiner Firma akut nicht haben müssen.

Konzentriere dich auf deine Genesung und deine Gesundheit.
Auch wenn das Jobumfeld aktuell eher depremierend ist und in dir paralellen zu der früheren Aktion Erinnerungen hochkommen, tröste dich das alle dieser Situation ausgesetzt sind.

Ich denke in deinem Alter in fester Beziehung stellt sich irgendwann auch die Kinderfrage. Ein Grund mehr auf die Gesundheit zu achten.
Du solltest den Bogen nicht überspannen und dir eine Auszeit gönnen.

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 15:56
von Stefanie79
Wird das dann alles wieder irgendwann "normal"? Werde ich irgendwann mal wieder etwas gerne tun oder zumindest ohne Widerwillen? Im Moment sind mir selbst meine zwei Meerschweinchen mehr Last als Freude. Wird sich die Anstrengung, sich morgens anzuziehen und die Zähne zu putzen wieder relativieren? Ich bin immer so müde, selbst essen ist schon fast ein Kraftakt.

Na ja, mit Bravour meistere ich das nicht, ganz und gar nicht. Dafür sind noch mehr Überstunden als zuvor erforderlich.

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 16:49
von Psychohygiene
Trenddiagnose Burn Out, wird zunehmen.

Du hast Verschleisserscheinung, was nicht wundert, Arbeiten ohne Ende, Heimkommen und zu nix mehr Lust haben, kenne ich.

Geht das zu lange nagt es an der Substanz.

Entweder päppelt man sich mit Mittelchen aus Omas Zaubergesundheitskiste auf und übersteht die Zeit bis zum endgültigen knock out.

Natürlich wird es wieder so wie es vorher war nur dafür bedarf es jetzt der Anstrengung zu handeln.

Zwangspause in Absprache mit dem Arzt steht an, bis der Faden für ein geordnetes Leben wieder gefunden ist.

Sollte dein Stolz dem im Wege stehen und du ein schlechtes Gewissen hast weil du evtl. einige Monate ausfällst, kann es sein du knallst irgendwann an die Wand und dann gehts umso länger.

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 17:04
von Stefanie79
Oh Mann, das klingt ja stellenweise nicht gerade ermutigend, aber iwie ist es gut, dass es jemand deutlich ausspricht. Ich selber will es iwie nicht wahrhaben. Das passt nich zu dem Bild was ich von mir habe und schon gar nicht zu dem, was ich von mir erwarte.

Die körperlichen Symptome haben sich ja schon im letzten Frühjahr wieder gehäuft. Krass gesagt, wenn jemand in einem km Umkreis von mir gehustet oder geniest hat, hats mich direkt umgehauen. Jahrelang hatte ich keine Erkältung und nix - und dann sowas! Das nehme ich mir irgendwie übel, und auch, dass ich "plötzlich" einen Herzklappenfehler habe(n soll).

Nun ja, ich danke Dir in jedem Fall. Du hast mir sehr geholfen.

LG Scharzwälderkirsch

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 17:54
von Psychohygiene
Na da ist ja wieder was neues, in Verbindung mit einem Herzfehler kann es auch daherrühren.

Dann muss es auch nicht unbedingt vom Kopf kommen.

Das schwächelnde Herz macht genauso Müde und legt das Imunsystem lahm.Erst mal den Bereich genau unter die Lupe nehmen, evtl in Reha und dann weitergucken, muss jetzt nicht was vom Kopf sein.

Gegen Grippe hilft Impfung meine Empfehlung.
Ist gratis.

Re: Ziele, Antriebslosigkeit

Verfasst: 27. Jan 2009, 18:54
von kormoran
liebe rachel,

ich antworte einmal vor allem auf dein eingangsposting, aber auch ein bisschen auf die themen die dann noch nachgekommen sind von stefanie und mandala.

was du schreibst erinnert mich nun ganz leise (weil's gottlob schon eine weile zurückliegt!) an die zeit als ich ausgebrannt und leer aufgehört habe zu arbeiten und in der vielen zeit die ich dann hatte, es weder schaffte, mich vollends zu erholen, noch, dinge zu tun die mir gut tun oder von denen ich meinte, sie tun zu wollen. allein der gedanke, mir über meine ziele gedanken machen zu sollen, machte mir angst.

nun "funktionierst" du, wie du schreibst, im beruf - deine antriebslosigkeit beginnt sozusagen dann, wenn du dich von äußeren verpflichtungen abwendest und die tür hinter dir zumachst, zuhause, bei dir bist.

etwas für dich tun, wissen, was dir gut tut, freude macht, was du willst - da wird es schwierig, verstehe ich dich richtig?

magst du mal versuchen, die begriffe „ziel“ und „entscheidung“ (zb für ein bestimmtes hobby) für eine weile aus deinem wortschatz zu verbannen,
und deinen blickwinkel von der ferne (auf ziele, auf beste leistungen) in die nähe zu verschieben?
zu dir selbst und ins hier und jetzt.

frag dich an einem abend, zum wochenende, wenn du für dich bist:
was würde mir jetzt gut tun ?
und tu das einfach. ganz kleine dinge.
und als einzigen „anspruch“ nimm dir mit, ganz bei dir und bei der sache zu sein. zu fühlen, ob es dir spaß macht, ob es stimmig ist mit dir selbst.
vielleicht fallen dir dinge von früher ein, oder aus deiner kindheit, die du richtig gern hattest.

als übung, meine ich, einfach einmal eine zeitlang.

du bist depressiv, du lässt die kraft die du hast in der arbeit. du hast möglicherweise auch stark den kontakt zu dir selbst verloren, und kannst gar nicht über deine eigentlichen ziele nachdenken. ich kann dir versichern: das kommt wieder!

bei mir war es so – auch was das burnout betrifft. ich war lange in einem hamsterrad gefangen, mich einerseits erholen zu wollen und aber gleichzeitig immer zu versuchen, mir wieder neue ziele zu stecken, und dann auch wiederholt den fehler gemacht, sobald es mir etwas besser ging, mir gleich wieder was ordentliches vorzunehmen. erst langsam habe ich dann gelernt, mit kleinen schritten von der mitte aus anzufangen – erst einmal wieder zu mir kommen, mir gutes tun, mich spüren, im jetzt sein … und nach und nach kamen die kräfte zurück, die fähigkeit etwas zu wollen – und auch zu wissen, was ich will, und damit stellten sich die ziele fast von selbst ein!

liebe grüße
kormoranin