Was soll der Unsinn mit den Medis???

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Dohle
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Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von Dohle »

Es soll ja Leute geben, die nach 1 Aspirin tot umgefallen sind - und die bösen Apotheken verkaufen das gleich eimerweise, ts, ts, ts...
Es gibt auch statistisch betrachtet eine Menge Leute, die ertrinken, also lassen wir das schöne heiße Entspannungsbad, was ja zwingend in allen Listen angenehmer Aktivitäten zu finden ist, lieber gleich weg, und auch Duschen mag gefährlich sein, denn manch einer rutscht aus und schlägt sich den Schädel ein.
Und überhaupt das Haus zu verlassen ist echt lebensgefährlich, wieviele harmlose Fußgänger werden statistisch von mehr oder weniger betrunkenen Autofahrern niedergesemmelt.
Ja, ja, Leben ist immer lebensgefährlich.
Jedenfalls glaube ich nicht, dass ADs von der Pharmaindustrie gezielt eingesetzt werden, um die Patienten in Scharen zu morden, denn ein toter Patient hat eine schlechte Zahlungsmoral.
Mir helfen die ADs, obwohl ich eine Menge ausprobieren musste; ich fühle mich einfach besser als ohne!
lt.cable
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Re: Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von lt.cable »

Hallo!

Eine Hexenjagd auf die Präparate ist sicher so unangebracht wie ein völlig unreflektiertes Loben über den grünen Klee. Ich stelle an dieser Stelle auch fest, dass ich bisher mit Medikamenten besser fahre als ohne. Dennoch hat es mein Vertrauen in die
Fachleute nicht eben bestärkt, dass meine Fachärztin mich drei ADs gleichzeitig hätte schlucken lassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Da frage ich mich dann schon, ob das in Sachen Wechsel- bzw. sich addierenden Wirkungen so richtig sein kann. Vielleicht spricht das nicht für meine Ärztin, vielleicht bin ich aber als Patient auch zu kritisch. Wie die Ärztin kürzlich so fragte: "Warum überlassen Sie die Entscheidungen hinsichtlich Ihrer Medikation eigentlich nicht den Fachleuten?" Da konnte ich aus ehrlichem Herzen nur antworten, dass ich schon den Eindruck hätte, mein Mitdenken sei durchaus erforderlich.

Es grüßt
lt.cable
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- Charles Lewinsky
ghana
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Re: Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von ghana »

Hallo,

"Wie die Ärztin kürzlich so fragte: "Warum überlassen Sie die Entscheidungen hinsichtlich Ihrer Medikation eigentlich nicht den Fachleuten?" Da konnte ich aus ehrlichem Herzen nur antworten, dass ich schon den Eindruck hätte, mein Mitdenken sei durchaus erforderlich."

Ist auch überliefert, was die Ärztin DARAUF sagte? Ich hatte auch mal einen Psychiater, der es offenbar als persönlichen Angriff wertete, wenn ich kritisch nachfragte oder gar selbst Vorschläge äußerte ...

LG,
Stefanie
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lt.cable
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Re: Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von lt.cable »

Hallo!

Ja, das ist überliefert. Zunächst wirkte sie plötzlich etwas reserviert bis konsterniert, um dann anzumerken, dass sie sich jetzt auch nicht ständig in die Ecke drängen ließe, mir weitere Pillen aufschwatzen zu wollen. Offensichtlich fühlte sie sich also - ganz im Gegensatz zu meiner früheren Stationsärztin in demselben Haus - durch meine kritische Einstellung und den Hinweis auf mein Mitbestimmungsrecht in ihrer Berufsehre angegriffen. Ich habe mich dann ziemlich komisch gefühlt, als hätte man mir regelrecht die Pistole auf die Brust gesetzt: Nehmen Sie das zusätzliche Medikament, oder wir haben nicht mehr viel zu bereden. Dabei hatte ich einfach nur sachlich ausgeführt, warum ich dem speziellen Mittel und Experimenten mit mittlerweile drei ADs parallel gegenüber eher kritisch bin.
Für mich ist es schon wichtig, dass ich mich meinen Behandlern nicht einfach nur ausgeliefert fühle. Zu den Päckchen, die ich trage, gehören auch unangenehme Erfahrungen mit Medikamenten-Nebenwirkungen (allerdings im Zusammenhang mit einem Wirkstoff aus einer ganz anderen Ecke) und immer wieder Probleme mit meinen körperlichen Befindlichkeiten. Da bin ich schon der Ansicht, dass diese Dinge - zumal sie bekannt sind - im Umgang mit mir Berücksichtigung finden sollten. Auch mein Recht auf eine eigene Meinung und das Recht auf eine Selbstbestimmtheit meines Lebens gebe ich doch mit der Diagnose "Depression" nicht einfach ab.

Es grüßt
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juliane07
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Re: Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von juliane07 »

Hallo Lt. Cable,
du sprichst mir aus der Seele, besser könnte ich meine Erfahrung diesbezüglich auch nicht beschreiben.

Liebe Grüße
juliane
Inkognito

Re: Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von Inkognito »

Wann immer ein Mediziner mir mit solchen Aussprüchen die Verantwortung für meinen Körper (und meine Seele) abnehmen wollte, war meine Antwort: "Weil es mein Körper ist, ich die Nebenwirkungen ertragen muss und mit evtl. Schäden klarkommen muss und nicht Sie".
Mein Arzt bespricht immer die Wirkung, Nebenwirkungen, meine körperliche und seelische Reaktion auf Psychopharmaka, versucht diese mit meinen anderen Medikamenten abzustimmen, nimmt meine Bedenken und mein Gefühl als "Smartie-Packung" (schütteln und es klackert) ernst. Nur wenn ich mich zu Beginn einer heftigen Depression vorübergehend wirklich entscheidungsunfähig fühle und ihm das signalisiere, trifft er die Entscheidung, welches Medikament, spricht aber sofort dann, wenn ich signalisiere, dass ich wieder entscheiden kann und will die Medikation neu mit mir ab.
In meiner langjährigen "Laufbahn" als Rheumatikerin habe ich auch so viele wirklich mir schadenenden "fachärztlichen" Entscheidungen erlebt, dass ich solche überheblichen Sätze unmöglich finde, denn auch diese Fachärzte haben alle ein begrenztes Wissen und können nur versuchen, Ihr bestes zu geben, was nicht immer unser bestes sein muss.

LG
Shay
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Re: Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von Shay »

Ich habe mittlerweile einige Leute kennengelernt, die offensichtlich der Meinung sind, über das Thema Medikation besser Bescheid zu wissen, als ein Psychiater. Das finde ich bewundernswert. Aus nichts als der eigenen subjektiven Erfahrung ein fundiertes Wissen über den Körper, seine Probleme und Fehler und die dafür richtige Therapie dagegen zu erwerben - und das, wo sich andere Leute jahrelang durch irgendwelche Studiengänge, Praktika, Physika und ähnliche Torturen quälen müssen - holla, das findet meine absolute Hochachtung!
Dazu meine weiter führenden Gedanken:
1. Ich empfehle diesen Menschen, sofort jede medikamentöse Therapie abzubrechen. Nützt ja eh' nichts, also wozu weiter teure Krankenkassenbeiträge verschwenden?
2. Das Berufsbild des Psychiaters ist augenscheinlich genauso überflüssig wie das des Lokomotivheizers und gehört zur Schonung der Finanzressourcen der Krankenkassen sofort abgeschafft. Auf Dauer ist die kurzfristige Erhöhung der Suizidrate wahrscheinlich ohnehin billiger als jahrlange Therapieversuche.
3. Wer dennoch glaubt, irgendwie therapiert werden zu müssen, kann sich ja an die erstgenannten psychiatrischen Wunderkinder wenden. Die wissen ja ganz genau, was man gegen Depressionen, Angstzustände, Soziale Phobien etc. unternehmen muss.


Ganz ehrlich: Wer sich - aus welchen Gründen auch immer - auf diese seltsame Schiene begibt, dem Arzt vorzuschlagen, wie er therapieren soll, der begibt sich auf gefährliches Terrain. Und wer das dann auch noch so öffentlich wie hier propagiert, reißt andere mit sich. Ich finde das absolut unverantwortlich den anderen wie auch sich selbst gegenüber.

Und: Nein, ich bin nicht pharmahörig, ich betrachte Ärzte nicht als die Götter in weiß, auch die können sich mal irren. Aber: Ärzte sind nun mal Fachleute für Erkrakungen und deren Heilung, genauso wie ein Klempner Fachmann für Rohrleitungen ist oder ein Automechaniker für Autos. Ich sage weder dem einen noch dem anderen, wie er mein Rohr oder mein Auto reparieren soll und welches Werkzeug dafür zu benutzen ist - warum sollte ich mich also entblöden, sowas mit meinem Arzt zu tun?

Ich empfehle das mal als Denkanstoß.

[Edit] @ Lt. Cable: Bitte nicht missverstehen, das war allgemein zu verstehen, nicht als Anmerkung auf Deinen speziellen Fall. Es passte nur grade so schön und schwirrte mir seit längerem im Kopf rum. Einer meiner Freunde ist nämlich so drauf...
Gruß: Martin





„A ship is safe in harbour - but this is not what a ship is made for."
juliane07
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Re: Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von juliane07 »

@HeikeZ:

>Jedenfalls glaube ich nicht, dass ADs von der Pharmaindustrie gezielt eingesetzt werden, um die Patienten in Scharen zu morden, denn ein toter Patient hat eine schlechte Zahlungsmoral.>

man könnte es aber auch so formulieren:

Jedenfalls glaube ich nicht, dass ADs von der Pharmaindustrie gezielt eingesetzt werden, um die Patienten in Scharen zu "gesunden", denn ein gesunder (Nebenwirkungsfreier) Patient hat auch eine schlechte Zahlungsmoral.

Gruß
juliane
lt.cable
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Re: Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von lt.cable »

Lieber Shay!

Ich nehme mir trotzdem die Freiheit, genau auf Deinen Beitrag zu antworten. Ich kann auch Deine Position verstehen, aber dennoch denke ich, dass derartige Polemik der Diskussion insgesamt nur schadet.
Wie ich bereits schrieb: Ich lehne Feldzüge gegen Behandlungsmethoden und Medikamente so ab wie ich das auch mit dem Aufruf zu völlig kritiklosem Vertrauen in diese und die Ärzte tue. Der Patient kann mit dem Fachwissen des Facharztes in der Tat kaum mithalten; das hat hier aber wohl auch niemand behaupten wollen. Ich für meinen Teil behaupte lediglich, dass ich über meine Befindlichkeiten, Ängste, Sorgen sowie über meine Vorstellungen von und Anforderungen an Behandlung mehr Kenntnis habe, als jeder Behandler. Ich habe es auf Station in der Klinik auch nur so erlebt, dass Patienten und Behandler dort gemeinsam Entscheidungen getroffen haben, sofern die Patienten (von wenigen Ausnahmen abgesehen) zu diesen Entscheidungen fähig gewesen sind.
Es macht mich wirklich wütend, wenn Du hier das Fachwissen und die Erfahrung eines Behandlers gegen das Wissen und die Erfahrung eines Patienten mit sich selbst ausspielen willst. Ich empfinde es als Unding, dass Du Menschen, die nicht entmündigt sind oder sich in Betreuung befinden, das Recht absprechen willst, Mitbestimmung bei ihrer Behandlung auszuüben. Bei vielen anderen Erkrankungen würdest Du es doch wahrscheinlich nicht in Frage stellen, dass man sich über Möglichkeiten und Mittel informiert, ggf. mehrere Meinungen einholt und letztlich auch ein Wörtchen dabei mitsprechen will, wie weiter verfahren wird, welche Möglichkeiten und Mittel Anwendung finden. Wenn wir die Depression als Krankheit verstehen, scheint es also nur logisch zu sein, dass der Patient auch dort nicht nur mitarbeiten sondern auch mitentscheiden darf. Patienten, die dies tun wollen, relativ direkt als blöd zu bezeichnen, ist schon ein starkes Stück. Wozu brauchen wir ein Forum für Betroffene, wofür sind Bücher wie "Schattendasein" gut, wenn der informierte und mündige Patient plötzlich keinen Wert mehr haben soll und er vielmehr nur noch das Recht hat, sich behandeln zu lassen. Wieso wird im genannten Buch auf die Wichtigkeit des Verhältnisses zwischen Patient und Behandler hingewiesen, wenn das Deiner Meinung nach nur ein Verhältnis mit klarem Weisungsrecht von einer Seite sein soll.
Jeder, der medikamentöse Behandlung rigoros ablehnt, begibt sich behandlungstechnisch sicher zurück in die Steinzeit. Es entspricht allerdings auch nicht dem aktuellen Forschungsstand, dem Patienten das Recht auf Mitbestimmung bei seiner Behandlung abzusprechen. Wer meint, Patienten nicht ernst nehmen und nicht auf sie eingehen zu müssen, ist wohl kaum ein Behandler, den ich irgendjemandem wünschen würde. Vor dem Schreibtisch sitzen nämlich auch Arten von Erfahrung und Wissen, über welche die meisten Fachärzte als Nicht-Betroffene in der Regel nicht verfügen: nämlich Kenntnisse aus erster Hand über die praktische (im Sinne von 'auf die Praxis bezogen') Seite der Depression.

Es grüßt
lt.cable
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- Charles Lewinsky
juliane07
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Registriert: 24. Feb 2009, 08:37

Re: Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von juliane07 »

@Lt. Cable,

Du sprichst mir aus der Seele ! Es kann doch nicht sein dass man als Patient alles aber auch wirklich alles über sich ergehen lassen soll und nichts und wieder nichts hinterfragen darf ! Wie war das noch: "Polemlik sind die Argumente jener die über solche nicht verfügen"

Lieben Gruß
juliane
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1698
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Was soll der Unsinn mit den Medis???

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Juliane,
ich erkläre es Ihnen gern ein weiteres Mal. Es ist nicht zielführend, wenn Sie unser Forum mit schöner Regelmäßigkeit mit Ihren Hasstiraden gegen Ärzte und Medikamente füllen. Wir haben alle verstanden, was Ihre Meinung ist und akzeptieren Ihre persönliche Erfahrung. Allerdings erwarten wir als Moderatoren, dass Sie sich hier an die Regeln halten. Das beeinhaltet ebenso die Beachtung von Ermahnungen, die wir aussprechen. Schade, dass Ihnen das nicht begreiflich zu machen ist.
Kein Mensch hat etwas gegen eine konstruktive Diskussion, auch über dieses Thema. Wenn man jedoch Ihre Antwort auf Shays Posting in diesem Thread, um beim konkreten Beispiel zu bleiben, betrachtet, sind Sie dazu nicht fähig.
Nochmal: in diesem Forum melden sich täglich viele neue Nutzer an. Häufig sind sie verunsichert, weil sie noch nicht viel über Ihre Erkrankung wissen. Sie informieren sich hier über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten und dazu gehört auch die Pharmakotherapie. Die Diskussion über den Berufsstand des Arztes ist, mit Verlaub gesagt, hirnrissig. Beim Thema Compliance gibt es sehr wohl ein Kontinuum zwischen willenloser Hörigkeit und totaler Ablehnung, in der Form wie Sie sie hier betreiben.
Nicht zuletzt gibt es hier zahlreiche Forianer, die gern verschiedene Facetten kontroverser Themen diskutieren möchten und sich von Ihren immer gleichen Statements gestört fühlen.

Ich fordere Sie nochmals auf, sich auf die Gepflogenheiten dieses Forums einzulassen und die Regeln einzuhalten. Ihnen steht es jederzeit frei, sich eine andere Plattform zu suchen. Dazu fordere ich Sie auf, wenn wir hier keinen Konsens finden.

Anne Blume
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