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Trennung nach Depression

Verfasst: 28. Dez 2008, 20:35
von THX1138
Hallo Forum,

ich bin neu hier, also sei mir bitte niemand böse, wenn ich ausversehen ein neues Thema aufmachen, weil ich vielleicht ein ähnliches nicht entdeckt habe.
Ich habe diesen Beitrag zwar schon im Angehörigen-Forum getextet, aber ich denke, es ist doch besser, in hier zu schreiben..

Ich bin durch das Buch "Schattendasein - Das unerkannte Leiden Depression" auf dieses Forum aufmerksam gemacht worden.

Seit kurzem erst weiß ich, dass ich schon seit über 3 Jahren eine Depression habe, die sich bis zum Höhepunkt mit Selbstmordgedanken entwickelt hatte (Sommer 2008).
Ich konnte es, wie es vermutlich viele kennen, nicht beschreiben, nicht erklären, was mit mir passierte.
Es fing mit Angstattacken an, an die mit der Zeit eine immer negativere Gefühlslage anknüpfte.
Ich war schon vor Beginn der Depression in einer Beziehung mit einer Frau, die ich bis zu Beginn bewundert habe und mit ihr völlig glücklich war.
Doch mit der Depression änderte sich alles. Ich war nicht mehr fähig richtig zu kommunizieren, weil ich keine Erklärung dafür fand, was mit mir los sein könnte. Der Gedanke an eine Krankheit kam mir in Wirklichkeit erst, als ich mich auf dem Höhepunkt der Depression selbst ins Krankenhaus eingeliefert habe.
Doch auch da wurde zuerst ADHS diagnostiziert, was mich aber trotz AHA-Erlebnis nach einigen Wochen aber nicht mehr genügte als Erklärung. Ich wusste, es geschieht in mir etwas viel tiefgreifenderes, als nur eine Aufmerksamkeitsstörung haben zu können.
Als der Doktor mir daraufhin Cymbalta verschrieb und ich das erste Mal wieder "klar" sehen konnte, kam ich wirklich das erste Mal darauf, überhaupt nachzuschauen, was Depression überhaupt ist.

Nun, meine Beziehung zu dieser Frau ist infolge der Depression kaputt gegangen. Da wir aber beide nicht von einer Krankheit wussten, ging sie (und ich irgendwann auch!) davon aus, dass ich sie gar nicht mehr lieben würde und ich brach nach einer schlimmen gemeinsamen Zeit mit der Beziehung zu ihr ab.
Doch erst als sie nicht mehr in der Nähe war und sich keine Besserung einstellte, wurde mir erst richtig bewusst, dass all die Probleme mit ihr, alles was wirklich zu schlimmen Problemen in den letzten Jahren geführt hatte, nicht an einem oder beiden von uns lag, sondern zu einem für mich fast schon erschreckend hohen Teil von einer wirklichen Krankheit verursacht wurde.

Seit ich die Tabletten nehme, geht es mir mit den Depressionen wieder ein wenig besser.

Dennoch leide ich sehr an Liebeskummer, weil ich sie so vermisse und mir bewusst ist, dass alles nur wegen der Depression kaputt gegangen ist.
Ich würde es ihr so gerne erklären und beschreiben, was wirklich die Auslöser für alle Probleme waren und in der Hoffnung leben, dass wir wieder zusammenkommen.

Doch sie hat den Kontakt einige Zeit nach der Trennung völlig zu mir abgebrochen, nach dem ich ihr mit Selbstmord gedroht habe, weil ich keinen Ausweg mehr wusste.
Mittlerweile kann ich verstehen, wie schlimm es auch für sie war.
Sie hat mir damals ziemliche Vorwürfe gemacht und war dadurch noch mehr als schon durch das schreckliche Ende der Beziehung von mir verstört und geradezu geängstigt(ich bemerke, ich habe ihr körperlich nie weh getan, aber wir haben uns seelisch damals wirklich aufgearbeitet, auch gegenseitig).
Sie hat mir dann auch wiederholt gesagt, dass es mit uns nie wieder etwas werden wird, weil zu viel zwischen und passiert sei.
Sie weiß zwar, dass ich Depressionen habe, da ich ihr einen Brief geschrieben habe, aber ich glaube nicht, dass sie das auch als Verursacher vieler Probleme in der Beziehung sieht und auch nicht als der Grund für das Ende derselben, sondern für mein Verhalten nach dem Ende.
Ich habe jedoch wenigstens eine Antwort auf meinen Brief erhalten, weil wir uns zufällig kurz vor Weihnachten getroffen haben.
Darin hat sie mir sogar zugestimmt, dass wir uns mal treffen und ich darüber reden könne.
Jedoch hat sie mir auch gesagt, dass ich ihre Meinung über die Beziehung kenne.

Ich mache mir jetzt natürlich wieder Hoffnungen, dass es vielleicht doch eine Chance geben könnte, dass sie alles aus einem anderen Licht sieht, nämlich als Krankheit und nicht als Charakterschwächen.

Aber irgendwie habe ich auch riesige Angst, dass es nie wieder werden kann.
Ich liebe diese Frau so sehr und weiß auf der anderen Seite, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass sich unsere Beziehung erholt oder wiederherstellt.
Andererseits kann ich aber auch nicht loslassen.
Die Schmerzen und die Trauer halten mich immer noch so fest im Griff, dass ich nicht weiß, ob das je besser wird.
Soll ich mir denken, dass es eh nie wieder was wird und dadurch negative Gedanken auslösen oder versuchen zu hoffen, weil es mir dann nicht ganz so schlecht geht.

Ich wollte jetzt deswegen nur Fragen, ob jemand solche Situationen hinter sich hat oder sich auch in so einer befindet?
Glaubt ihr, es besteht die Möglichkeit, dass ich es vielleicht schaffe, ihre Meinung über mich zu ändern, wenn ich erklären kann, wie sich die Depression ausgewirkt hat auf die Beziehung?

Grüße,
Andreas

Re: Trennung nach Depression

Verfasst: 28. Dez 2008, 23:19
von mom
Hallo,

wenn sie sich wirklich wieder mit dir trifft, würde ich die Sache ganz ganz langsam und vorsichtig wieder aufbauen, nichts überstürzen.

Es kann nach so einem Erlebnis manchmal auch Jahre dauern, bis man wieder zusammenkommt, eine Garantie dafür gibt es nicht. Ihr könntet ja erstmal nur gute Freunde werden und abwarten, was sich daraus entwickelt.

Mehr kann ich dir leider nicht dazu sagen.

Viele Grüße
Pretty w.

Re: Trennung nach Depression

Verfasst: 30. Dez 2008, 00:11
von Radi
Hallo Andreas,
ich kann deine Verzweiflung gut verstehen. als sich mein Mann nach 30 Ehejahren von mir getrennt hat, fiel ich auch in das tiefe schwarze Loch und war mir nicht bewusst, dass ich die Krankheit auch vor der Trennung schon hatte. Sie war auch nicht wirklich der Auslöser für die Trennung- glaube ich- aber sicher ein Grund für die zunehmende Entfremdung zwischen uns.die Zeit danach war sehr schwer für mich, einmal gegen die Depression anzukämpfen und dabei auch noch Trauerarbeit um die kaputte Beziehung zu leisten. Natürlich konnten mein Mann und ich den Kontakt nicht spurlos abbrechen, wir haben zwei Kinder, eins studiert noch und da müssen immer einige Dinge geklärt werden. Bei jedem Gespräch stellte sich immer gleich die alte Vertrautheit ein und mein Mann war auch immer sehr nett und möchte auch heute noch ein freundschaftliches Verhältnis. Mir tun diese Begegnungen ganz und gar nicht gut, dann entgegen allem Realismus stellt sich immer wieder die Hoffnung ein, es könnte ja doch wieder was geben.Wir konnten immer hervorragend miteinander reden. Inzwischen konnte ich mich aber so weit lösen, dass ich einsehen muss, dass es aufgrund unserer inzwischen doch sehr unterschiedlichen Lebenswelten gar nichts mehr werden kann. Ich kenne deine Situation zu wenig aber m. E. hängt es maßgeblich von zwei Dingen ab, ob es noch einmal was werden könnte: zum einen, wie tief sich die Verletzungen, die man sich zugefügt hat, ob die für den anderen noch verzeihbar sind. Zum anderen die Gefühlslage. Hat der Partner sich schon gefühlsmäßig anders orientiert, gibt es einen Dritten? Ist da noch Liebe oder nur eine gewisse Solidarität?
Ich wünsche dir , dass dir deine Freundin verzeihen kann und genug Verständnis für deinen Seelenzustand aufbringt, was für diejenigen, die das nie selbst erfahren haben, zumeist sehr schwer ist.
Alles Gute
Gudrun

Trennung nach Depression

Verfasst: 30. Dez 2008, 01:23
von THX1138
Danke Gudrun, bist mir schon hilfreich, vor allem zu hören, dass es da noch andere gibt, denen es so geschehen ist!
Ich werde deine Worte berücksichtigen und vor allem versuchen, nachsichtig mit meiner Ex-Freundin sein, weil ich denke ich auch weiß, wie schlimm es für sie war.
Deswegen ist verzeihen sicherlich nicht einfach.
In ein paar Wochen weiß ich vielleicht mehr.

Gruß, Andi

Re: Trennung nach Depression

Verfasst: 30. Dez 2008, 13:40
von Lanima
Hallo Andi!
Auch ich weiß, wie Du Dich fühlst.
Mein Freund (wir sind seit 4 Jahren zusammen und leben seit 3 1/2 Jahren zusammen) hat mir am Tag vor Heiligabend gesagt, daß er keine Kraft mehr hat, unsere Beziehung fortzuführen.
Dies ist seit 6 Monaten der dritte und nun auch letzte Trennungsversuch von ihm. Ich habe mich in den letzten 3 Jahren immer mehr in mich selbst zurückgezogen ohne es zu bemerken. Im Sommer nach einem Kurzurlaub, den ich allein mit meiner Tochter verbrachte, kam es zum ersten Mal zum Thema Trennung. Dann ging ich im Sommer zu meinem Hausarzt. Zuvor hatte ich ein langes Gespräch mit der Mutter meines Freundes, die seit 30 Jahren selber unter Depressionen leidet. Sie sagte, daß sie dies auch bei mir befürchtet. Mein Hausarzt hatte nach meinen Erzählungen über mich und meine Gefühle ebenfalls diesen Eindruck. Er gab mir Citalopram und eine Überweisung zum Neurologen und den Rat, mich nach einem Therapieplatz umzuschauen. Die Tabletten nahm ich ein paar Wochen. Mehr unternahm ich nicht. Und dann habe ich alles wieder verdrängt. In meinen Augen lief es ja gut. Ich bemerkte gar nicht, daß ich wieder in mein altes Muster fiel. Arbeiten gehen, nach Hause kommen und einfach nur noch rumsitzen. Fast täglich Alkohol und dann einfach nur müde ins Bett fallen. Sex haben wir schon seit Ewigkeiten keinen mehr. Zu wirklicher Kommunikation war ich gar nicht mehr fähig. Wie gesagt, dies alles bemerkte ich nicht. Für mich war es wie ein Schlag ins Gesicht als mein Freund dann ein zweites und nun ein endgültiges Mal die Trennung ansprach. Wir lieben uns immer noch, das ist sicher. Aber er sagt, der Abstand zu mir sei mittlerweile so groß, daß er den Weg nicht zurückfindet. Und auch von seiner Mutter weiß ich, daß er sehr darunter leidet, aber nicht weiß, was außer einer Trennung IHM helfen würde.
Nun stehe auch ich da, sehe meine Depression ganz deutlich vor mir und befinde mich nun durch die Trennung in einem riesigen schwarzen Loch. Möchte am liebsten den ganzen Tag im Bett bleiben und weinen. Ich weiß, daß es ihm noch schwerer macht, denn wir müssen noch mindestens 3 Monate zusammen leben. Ich möchte ihm so gern zeigen, daß ich endlich verstanden habe, was mit mir los ist. Daß ich auch verstanden habe, daß wir mich da ohne professionelle Hilfe nicht mehr raus bekommen, aber er kann nicht mehr. Das macht mich auch sooo traurig. Ich bin mittlerweile 42 Jahre alt und habe Angst, ohne ihn zu sein. Mir fehlt meine Perspektive. Ich frage mich, wofür soll ich mir helfen lassen, wenn es UNS sowieso nichts mehr nützt?

Re: Trennung nach Depression

Verfasst: 30. Dez 2008, 14:48
von THX1138
Das schmerzt mich richtig, deinen Beitrag zu lesen. Ich kann es dir soo nachfühlen, aber vielleicht nicht ganz, was die Ängste betrifft.

Raten kann ich dir auch nicht viel, außer mit ein wenig Abstand mit deinem Mann/Freund reden, ohne ihm zuviel Druck zu machen.
Ich denke, es ist wichtig, dass er erkennt, dass du nicht alles aus Verzweiflung sagst (auch wenn es in dir so aussieht).
Schwierig zu erklären, ich weiß.
Ich meine, du sollst mit ihm reden und er möglichst von dir den Eindruck haben, dass das, was du sagst, stimmt.
Und das geht denke ich nur, wenn du das so ruhig wie möglich erklärst..

Tut mir leid, ich würde dir so gerne helfen, weil ich es dir nachfühlen kann.
Ich bete für dich, wenn ich schlafen geh heute!