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Habe Grippe und Depression wird schlimmer...

Verfasst: 6. Dez 2008, 09:24
von Stefan1970
Hallo,

ich krieche mal wieder aus meiner Hölle. Viele von Euren Namen lese ich zum ersten Mal, vielen Dank für's Lesen meiner Zeilen.

Ich bin 38 Jahre, geschieden, habe eine Tochter, funktioniere im Alltag ganz gut (RA und StB, wauh Ironie), und nehme gleichzeitig ADs hochdossiert ein, um das Leben zu schaffen. Fühle mich sehr einsam, aber keine Angst ich werde hier nicht klammern.

Zur Zeit habe ich eine starke Bronchitis und Nasennebenhöllen- und Halsentzündung, ich funktioniere also nicht mehr. Ich bin sogar von der Arbeit daheimgeblieben und 2 Tage krankgeschrieben, nachdem ich mich Mittowch noch in die Arbeit geschleppt habe. Da ist es aber genau, jetzt daheim habe ich das Gefühl die fragilen Wände meines Gebäude stürzen über mich zusammen, diese Traurigkeit übermannt mich. Ich könnte stundenlang einfach nur vor mich hinstarren und gleichzeitig muss ich bei einem wunderschönen Film (Kirschblüten) einfach nur losheulen. Der Körper fühlt sich immer erschöpfter. Gesetern abend hatte ich mal wieder richtig Angst, da im Antibiotika als Nebenwirkung steht, dass sich der Herzschlag verändern könnte. Ich hatte früher unheimliche körperbezogene Ängste, die eigentlich durch das AD ganz gut im Griff sind - ich konnte sogar wieder in das Theater oder in ein Konzert gehen, Aktivitäten, die ich sehr liebe. Oder ich konnte an jedem 2. WE für meine Tochter ein liebevoller Vater sein, oh man ich bin so gerne Vater und mache die Dinge manchmal auch gut.

Jetzt sitze ich also hier im Loch, gehandicapt durch die "Grippe" und versunken in meinem depressiven Loch und alleine.

Ich wollte Therapie anfangen, hat aber nicht geklappt, da der Therapeut, den ich gut fand und dem ich gleich sagen konnte, vorsichtig, ich spiele Spielchen aus Selbstschutz, ich kann charmant sein, offen nur um meinen kleinen verletzlichen Kern abzuschirmen, mir erläuterte, dass es auf Kasse nicht geht, wenn dann nur im Erstattungsverfahren. Bei der Kasse angerufen sagten die mir, dass das wiederum nicht geht, so dass faktisch eine Therapie bei ihm nicht möglich ist. Die Stunde würde 90 EUR, also nicht leistbar, da mir nach Abzug aller Fixkosten (Unterhalt, Miete, etc.) nur rund 500 EUR zum leben bleiben.

Was ist das mit mir. Weitersuchen, ein en neuen Therapeuten - ja, sicherlich, aber bringt das was? Wieder eine Niederlage verkraften. Mit der Kasse kämpfen? Nein, dazu fehlt mir die Kraft, ich kämpfe permanent soviel, dass ich keine Kraft mehr habe.

Kontaktangebote - habe ich immer wieder, der Kontakt zu anderen macht mir aber auch Angst, da ich mich so minderwertig fühle, so ungenügend. Ich kann ja nichts.

Liebe Grüße

Stefan

Re: Habe Grippe und Depression wird schlimmer...

Verfasst: 6. Dez 2008, 12:58
von Wycombe1
Hallo Stefan,

erst einmal Gute Besserung! Hast du jemand aus deinem Freundeskreis, der dich grad mal aufpäppeln kann mit Hühnersuppe, Medis etc.? Grad wenn man flach liegt mit ner Grippe, braucht man nicht nur die Medikamente, sondern auch jemand, der einen "betüddelt".

Gerade wenn man unter Depris/Angst leidet und sich im Alltag ein "Gerüst" aufgebaut hat, ist es umso schwerer, wenn man durch eine Krankheit ausfällt und dies Gerüst nicht mehr tragen kann.... Dann kommt die Angst, die Unsicherheit, es ist keine Ablenkung da usw. - das kann sehr runterreissen. Wenn ich flach liege wegen Grippe etc. gehts mir auch immer richtig mies und möcht "nur sterben".... Sobald ich wieder Kräfte gesammelt habe (sprich auf dem Wege der Besserung bin), steigt auch wieder meine Gesamtstimmung und nicht mehr alles ist so grau.

Was die Therapie angeht: Bist du privat versichert oder gesetzlich? Du kannst dir von deiner KK eine Therapeutenliste schicken lassen und dann geht die "Arbeit" los: anrufen, Termin erbitten, Wartezeiten einkalkulieren etc.

Die Wartezeit kann man auch überbrücken, indem man sich an eine Beratungsstelle wendet und dort Termine wahr nimmt, meist wird ein Obulus als Honorar "erwartet", da guckt dich keiner quer an wenns nur € 5,00 sind.

Alles Gute.

Re: Habe Grippe und Depression wird schlimmer...

Verfasst: 6. Dez 2008, 17:02
von ndskp01
Hallo Stefan,

ich kenne das soo gut, dass alleine zu Hause sein das Schlimmste ist. Bei mir waren immer die Wochenende schrecklich, jetzt geht es langsam aber stetig aufwärts, wenn auch mit Rückschritten, wenn Probleme auftreten (so letzte Woche).

Hast du dir schonmal überlegt, dich in die Klinik einweisen zu lassen? Da kümmert sich dann jemand Kompetentes um dich.

Übrigens: Bei Kirschblüten musste ich auch heulen, der ist einfach so traurig.

Jedenfalls wünsche ich dir von hier aus erstmal gute Besserung, für die Grippe und dann auch für das andere.

Liebe Grüße von Puk

Re: Habe Grippe und Depression wird schlimmer...

Verfasst: 8. Dez 2008, 07:24
von Stefan1970
Liebe Wycombe1 und liebe Puk,

das ist ja das schöne an diesem Forum, dass man eine Antwort bekommt, wenn man was hineinschreibt, vielen lieben Dank Euch beiden. Das hat gut getan, und tatsächlich, jetzt geht die Grippe weg und ich fühle mich schon wieder besser und auch die trüben Gedanken verziehen sich. Es war ein intensiver Depressionsschub, gegen den nicht mal die Medis ankamen.

Eine Klinik kommt derzeit nicht in Betracht, weil....... um ehrlich zu sein, weil ich mich nicht traue mein Lebensgerüst (Alltag, etc.) aufzugeben, welches mich doch etwas hält und mir selbst Struktur gibt. Ich merke es z.B. auch am Aufräumen, ich will in der WOhnung immer aufräumen und lege Papiere ordentlich ab - aber nachdem ich fertig bin - liegt immer noch soviel Zeug rum, so dass ich mich erschöpft hinsetze, kennt ihr das? Das Gefühl es nicht zu schaffen, nie fertig zu werden.

Der Film Kirschblüten war so wunderbar und hat durch sein Thema - ewige Liebe und Tod - so an meinen Grundfesten geschüttelt, dass ich einfach nur Angst bekommen habe (ich dachte mein Herz bleibt stehen), welche sich jedoch bisschen über das Weinen gelöst hat. Das finde ich eigentlich ganz gut, da ich mal wieder die ganze Trauer intensiv spüren konnte und nicht nur als dunkler Nebel über meine Sinne, und sie einfach nur geflossen ist. Dann habe ich ja noch lebendige Gefühle in mir, das ist eigentlich ganz gut und fühlt sich gut an - komisch gell.

Puk, das mit den Wochenende kenne ich, alle zwei Wochen habe ich aber meine Tochter und das tut mir auch gut, da "muss" ich funktionieren. Hoffentlich geht es bei Dir auch wieder besser nach letzter Woche, so wie Du schreibst.

Wycombe1, ich habe gestern nach Therapeuten gegoogelt und mir Listen im Internet angeschaut - puh, schwierig sage ich nur. Aber es wird wohl nichts helfen, es wird mich niemand an die Hand nehmen und mir helfen, Eigeninitiative ist gefragt - manchmal wünschte ich mir aber, mich fallen zu lassen und geholfen zu bekommen, wo wir vielleicht wieder beim Thema Klinik sind.

Liebe Grüße

Stefan