Wie soll ich mich verhalten

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PiWa
Beiträge: 2
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wie soll ich mich verhalten

Beitrag von PiWa »

Hallo Leute, habe heute erstmals dieses Forum entdeckt. Vielleicht gibt es ja hier Antwort auf meine Fragen? Meine Schwester (28 J.) leidet bereits seit einigen Jahren an Depressionen und war auch schon einige Male sehr nahe am Selbstmordversuch. Nach aussen gegangen ist sie mit ihrer Depression erst vor einigen Monaten - auch einer Betreuung durch eine Fachärztin hat seit erst in dieser Zeit zugestimmt. Da sich nun die Lage kaum verbessert, sondern sie immer wieder in diese (scheinbar) ausweglosen Situationen kommt und sich das 'grosse schwarze Loch' immer wieder auftut, erachtet sie nun doch eine stationäre Therapie für richtig und hat sich auf der Warteliste vormerken lassen. Sie ist Mutter einer kl. Tochter (Baby mit 1/2 Jahr) und ihr Mann steht voll und ganz zu ihr - ist jedoch auch oftmals schon an der Grenze seiner Belastbarkeit, da sie in ihrer depressiven Stimmung auch gegen ihn losgeht und das in den hellen Momentan selbst überhaupt nicht versteht. Was kann ich als ihre Schwester Gutes für sie tun? Wie kann ich ihr helfen oder zumindest nicht auch noch zusätzlich schaden? Ich wohne 150 km von ihr entfernt, kann daher nicht einfach auf einen Kaffee bei ihr vorbeischauen, wenn ich am Telefon merke, dass sie Hilfe braucht. Sie hat einen grossen Freundes- und Bekanntenkreis, der sie auch in ihrer Depression annimmt. Aber wir alle sind natürlich keine Spezialisten und auch nur Menschen, die mit einer neuen Situation umzugehen lernen müssen. Kann ich überhaupt was tun, ausser hoffen, dass sie Hilfe findet?
geborgenheit
Beiträge: 178
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von geborgenheit »

Liebe PiWa ich glaube, dass es für Deine Frage keine eindeutige Antwort gibt. Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dich etwas mehr über Depressionen informierst, damit Du Dich sicherer fühlen kannst? Ein gutes Buch, das hier oft empfohlen wird, ist "Wenn der Mensch, den Du liebst depressiv ist". Es zeigt die verschiedenen Depressionsformen, aber v.a. auch die Auswirkungen auf Angehörige. Auch die Wechselwirkungen zwischen Angehörigem und Patient wird gut dargestellt. Du fragst, ob Du etwas tun könntest ausser hoffen. Ja, Du kannst für Dich sorgen! Wenn es Dir gut geht, kannst Du auch für Deine Schwester da sein, wenn sie es braucht. (z.B. per E-Mail, Briefe oder Telefon...) Du kannst Deiner Schwester signalisieren, dass Du für sie da sein möchtest, wenn sie will. Sei aber nicht entäuscht, wenn sie sich nicht meldet. Vielleicht kann sie es nicht. Sicher kann es für Dich auch eine grosse Hilfe sein, wenn Du etwas im Forum liest. Es gibt viele gute Beiträge zum Thema. Ich wünsche Dir viel Kraft und hoffe, dass Du Deinen Weg finden kannst. Liebe Grüsse Geborgenheit
nattl
Beiträge: 10
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Beitrag von nattl »

Liebe Piwa, als Betroffene seit 20 Jahren möchte ich versuchen, Dir einige Ratschläge im Umgang mit Deiner Schwester zugeben. Am meisten hilft Verständnis. Besorge Dir Bücher, am besten Selbsterfahrungsbücher über Depressive.(Goldmann-Posch: "Ich wollte, ich müßte nicht mehr dahin zurück, wo ich der Angst begegnet bin").Laß es auch Deine Schwester lesen und sprich mit Ihr darüber, ob sie sich darin wiederfindet. Als Depressiver kann man sich oft nicht so gut ausdrücken und schwer formulieren, wie man fühlt und denkt. Auch bei Neurologen liegen Broschüren über diese Krankheit auf, die auch meistens Ratschläge für Angehörige beinhalten. Halte zu Deiner Schwester, auch wenn Du das Gefühl hast, daß sie auf manches aggresiv und ablehnend reagiert. Denke daran, daß eine Depression größter Streß für einen Kranken bedeutet und der Anblick von Gesunden und deren Alltag einem Betroffenen ständig vor Augen hält, wie das Leben eigentlich sein könnte. Deshalb zwinge sie auch nicht, überall dabei zu sein, wenn sie es nicht will. Mir geht es da oft allein zuhause vor meinem Fernseher besser. Wenn ich mich in der Lage dazu fühle, gehe ich schon wieder unter Leute und unternehme auch was. Aber Deine Schwester spürt selbst, was ihr gut tut. Ich hoffe, daß ich die vorerst etwas helfen konnte. Wenn du noch Fragen hast, werde ich sie gerne beantworten. Da ich im Moment in einer guten Phase bin, die schlechte aber erst 14 Tage zurückliegt, kann ich mich noch gut hineinfühlen. Alles Gute - Renate
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar
renate
Beiträge: 106
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Beitrag von renate »

Hallo PiWa, habe gerade erfahren, daß unter "www.depri.net" Bücher für Angehörige vorgestellt werden! Dies noch als kleiner Zusatz zu meinem vorherigen Beitrag! Schau doch mal rein. Renate
PiWa
Beiträge: 2
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Beitrag von PiWa »

Hallo, vielen Dank für eure Angebote. Meine Schwester ist heute mit ihrem Baby stationär in einer Klinik aufgenommen worden. Ich hoffe sehr, dass dies eine Hilfe für sie ist. Ich selbst muss das erst klar bekommen. Schade, dass 'seelisch-psychische' Erkrankungen nicht so einfach mit einem Gipsverband zu heilen sind. Wie ist das, wenn man seit 20 Jahren mit der Angst vor der schlechten Phase leben muss? (Ich lebe seit mehr als 30 Jahren mit Asthma - und lebe sehr gut damit.) Gruss, Piwa
geborgenheit
Beiträge: 178
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Beitrag von geborgenheit »

Liebe Piwa gut, dass Deine Schwester nun mit ihrem Baby stationär aufgenommen wurde. Da erhält sie erstmal rund um die Uhr professionelle Hilfe. Du schreibst, dass Du erst mal damit klar kommen musst. Was ist Dein Problem? Ist es Angst vor den Reaktionen Deiner Mitmenschen oder ist es etwas in Dir drin, das Angst hat vor der Ungewissheit? Du fragst, wie man mit der Angst vor der schlechten Phase leben kann. Etwas lapidar ausgedrückt, genau gleich, wie Du gelernt hast mit Deinem Asthma zurecht zu kommen. Aber es ist wirklich ein Prozess. Ich gehe heute anders mit den schlechten Phasen meines Mannes um, als zu Beginn seiner Depressionen. Ich habe ebenfalls einen Weg zurück gelegt. Was sicher hilfreich ist, wenn Du Dir Informationen beschaffst. Je mehr Du über die Krankheit weisst, desto eher kannst Du erkennen was abgeht. Was mir auch viel geholfen hat, war die Tatsache, dass ich auch für mich selber eine Therapie begonnen hatte, um auch meine Reaktionen, mein Umgehen mit dieser Krankheit besser zu verstehen. Welchen Weg Du einschlagen willst, wirst Du spüren. Es ist einfach sehr wichtig, dass Du Dich wahrnimmst und ernst nimmst. Du bist wichtig und brauchst allenfalls auch Unterstützung, um mit dieser Situation klar zu kommen. Dazu wünsche ich Dir alles Gute. Liebe Grüsse Geborgenheit
Kathrin
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Beitrag von Kathrin »

HALLO HERR NIEDERMEIER; und alle anderen ... Ich brauche Rat: ... mein Freund ist manisch-depressiver Alkoholiker mit mehreren Suizidversuchen (nach dem letzten wurde er mit dem Notfall-Hubschrauber in die Berliner Charitee gebracht, Winter 2001). Er hat viele Therapien (auch schon in der DDR) und Entzug (u.a. Oberbergklinik) hinter sich gebracht - alles ohne Erfolg. Es hat ihn zur Einsicht gebracht, dass doch alles nichts hilft und er traut keinem Arzt oder Therapeuten mehr eine Hilfe zu. Nachdem nun ber die Feiertage das Ganze wieder kollabiert ist, mu§te ich den Psychosozialen Krisendienst (Prenzlauer Berg, Dr. Nolte) und die Polizei zu Hilfe holen. Doch er mochte nicht mitgehen, weil er panische Angst vor diesem Eingesperrtsein hat (er sa§ wegen R-Flucht im Stasie-Knast). Nach langem Reden hat er sich vorgenommen, zu den anonymen Alkoholikern zu gehen. Hat hier jemand Erfahrung mit diesen und mit Erfolgen? Ich habe Angst, da§ er wieder anfngt zu trinken, wenn er in die nchste depressive Phase kommt. Wie kann ich ihn untersttzen durchzuhalten und welche Art des Vorgehens (Reihenfolge ua.) sind sinnvoll? Vielen Dank fr eure Hilfe! Es ist sehr akut ... Kathrin
Anna24

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Beitrag von Anna24 »

hi kathrin, das klingt nicht so, als könnte die aa's das allein abfangen. die gruppe ist ziemlich erfolgreich und wichtig, as far as i know, aber wenn die gefahr besteht, dass die situation sich wieder zuspitzt, würde ich doch eher die klink empfehlen. auch, wenn dein mann das nicht will. und eingesperrt muss er da noch lange nicht sein - aber selbst wenn: sicherheit geht vor. auch und vor allem deine. gruß, anna.
Tim Pfeiffer

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Beitrag von Tim Pfeiffer »

Liebe Kathrin, eine Antwort habe ich weiter oben (unter "PsychotherapieErfahrungen mit PsychotherapeutenTherapieerfahrungen) gepostet. Gruß Tim Pfeiffer
student
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Beitrag von student »

da du diesen beitrag kopiert hast verweide ich auf meinen eintrag weiter unten
student
Beiträge: 7
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Beitrag von student »

an piwa: depressionen haben meistens einen im Leben verankerten Grund, den muss man meines erachtens ergründen. Dabei helfen Verwandte oft sehr gut!
Kathrin
Beiträge: 23
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Kathrin »

Hallo danke an Euch erstmal, vor allem Herrn Pfeiffer ... an Anna: ich bin eigentlich auch deiner Meinung - aber gegen seinen Willen bekommt man niemanden in eine Klinik (so wie ich den Krisendienst verstanden habe) und an Student: wenn die Verwandten (in dem Falle Elternhaus) zum Gro§teil mit Schuld sind an dem Entstehen der psychischen Strung ist das sicher hier nicht der richtige Weg. Kathrin
Ingrid
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Beitrag von Ingrid »

Kathrin - mit ganz anderen Worten als von ganz anders woher schon sehr richtig geposted: Es hilft nur Sanftmut und Liebe ! Alles andere kannst du getrost den "Hasen geben", wie die Bayern sagen. Herzlicher Gruß, Ingrid
Ingrid
Beiträge: 727
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Beitrag von Ingrid »

Hey - dass mir jetzt niemand auf die Idee kommt, ich würde am Ende die "Hasen" hassen :-))) Vorsorglich: Ingrid
cool
Beiträge: 2797
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Beitrag von cool »

Ingrid, Ingrid *kopfschüttel* Lies mal unter Alkohol und Depressionen. Kathrin wurde gewürgt, geschlagen und ihr wurden die Haare ausgerissen, in ihrer eigenen Wohnung, von ihrem Lebenspartner. Und da schreibst du es hilft nur Liebe und Sanftmut ! Kathrin muss sich schleunigst Hilfe für sich selbst suchen. Deinen Ratschlag (frei übersetzt) "Liebe deinen Würger wie dich selbst" finde ich äusserst gefährlich für Kathrin. Und wie kommst du selbst auf solche Einsichten ? Auch in einer Co- Geschichte gefangen ? (siehe mein Beitrag zu "und wer hilft mir?") Oder einfach mal drauflosgetippt ? Nachdenkliche Grüsse, Cool
Ingrid
Beiträge: 727
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Beitrag von Ingrid »

Kathrin, die Anonymen Alkoholiker sind nur auf den ersten Blick "hart und streng". In Wirklichkeit beruht das gesamte Programm auf Weitsicht und Liebe. Ich habe mich eingehend damit befasst und kann es sehr empfehlen. Es gibt auch Angehörigengruppen, und die arbeiten mit den Betroffenen-Gruppen Hand in Hand, mit genau dem selben Programm, übrigens. Hast du ein Problem, an die Adresse zu kommen ? Dann helfe ich dir gern. Lieber Gruß, Ingrid
Kathrin
Beiträge: 23
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Beitrag von Kathrin »

Hallo Ingrid, hallo Cool ... @ Ingrid: ja die AAs sind sein eigener Vorschlag ... er kennt die auch schon und meint selbst, dass sie die richtigen fr ihn sind, weil sie das Problem selber kennen. Adressen haben wir schon, ist ja zum Glck in Berlin kein Problem ... Und an Cool: Ja, auf den ersten Blick hast du natrlich Recht ... man knnte es auch "Identifikation mit dem Agressor" nennen ... aber Du wirst selber wissen, da§ ein Partner nicht nur aus schlechten Seiten besteht ... und in meinem Fall mchte ich die Hoffnung auf Vernderung nicht aufgeben und ihm eine Chance zur Hilfe geben ... AUCH DURCH LIEBE (wer, wenn nicht ich ... aber um das genauer zu beschreiben msstest du uns beide wohl persnlich kennen) - das ist die eine Seite die andere, da§ ich keine andere Mglichkeit habe als die, mit ihm klarzukommen in der derzeitigen Situation, nur wenn ich meine eigene Wohnung aufgeben wrde! Ach, vielleicht hab ich auch dieses verflixte HELFERSYNDROM ... wer weiss aber Dank an Euch! Kathrin
Ingrid
Beiträge: 727
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Beitrag von Ingrid »

Kathrin - Liebe heißt ja noch lange nicht, alles einstecken zu müssen. Soviel zum Thema "Helfersyndrom". Lasst euch beide auf das Programm der AA ein, wenigstens einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Wenn er es selbst WOLLTE, ist das doch die denkbar beste Voraussetzung. Lieber Gruß nochmals, Ingrid
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