selbstvereletzendes Verhalten?

Ina80
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selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von Ina80 »

Hallo Zusammen,

hej, ich habe darüber noch nie mit jemandem gesprochen, frag mich aber die ganze Zeit, ob ich das Thema mal in meiner Therapie besprechen sollte. Vielleicht könnt Ihr mir ja da weiterhelfen.

Manchmal, einfach so, wenn mir alles zu viel wird, nehme ich eine Nadel oder einen anderen scharfen Gegenstand und mache mir ein paar Kratzer am Unterarm. Danach geht es mir auch nicht unbedingt besser. Weiß auch net, warum ich das mache. Ich mache es auch wirklich nicht oft... Sollte ich das mal in der Therapie besprechen, oder geht das von alleine mit der Therapie weg? Habe bis jezt mit noch keinem darüber geredet... Ist das eine Art Selbstablehnung? Oder was ist das? Früher habe ich immer gedacht, die Leute, die sowas machen müssen doch echt nicht ganz normal sein und nun mache ich das auch... Ohje, was soll ich bloß tun?

Lieben Gruß
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
Speranza
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von Speranza »

Hallo Ina,

natürlich solltest du "das" in deiner Therapie zum Thema machen - nicht irgendwann mal, sondern gleich beim nächsten Termin?

Hab nur Mut, Offenheit wird dich weiter bringen!

Ursula
SWS
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von SWS »

Hallo!

Ich habe mal alte CD-Hüllen mit der Faust kurz und klein gehauen, bis meine Hand blutete. Als ich meinem Therapeut davon erzählt, meine er, in mir würde sich eine Menge Aggresionspotential aufstauen, was ich auch gegen mich anwende, da mir die Schmerzen an der Hand völlig egal waren. Es wäre wichtig, diese negative Energie in eine positive Energie (z.B. Sport) umzuwandeln.
Von daher denke ich schon, dass es auch Sinn macht, dass du das Thema SVV ganz offen ansprichst. Dies wird ja keine negativen Konsequenzen für dich haben, ganz im Gegenteil, der Therapeut kann um so besser mit dir arbeiten, je mehr er über dich weiß.

Viele Grüße,
Sascha
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1698
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Ina,
ich finde es auch ganz wichtig, dass Sie dieses Thema baldmöglichst in der Therapie ansprechen. Von alleine geht das nicht einfach so weg. Hier im Forum können wir Ihnen da nicht wirklich weiterhelfen. Im Übrigen sind solche selbstverletzenden Verhaltensweisen kein typisches Symptom der Depression.

Herzliche Grüße
Anne Blume
frosch68
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von frosch68 »

Hallo Ina,

sprich es in der Thera ruhig an, es gibt keinen Grund, dass es Dir unangenehm sein müsste.

Ich selbst kenne autoagressives Verhalten durch Haare herausziehen und Nägelkauen. Es gibt hier im Forum auch einen Thread dazu.

Bei Angsterkrankungen mit begleitendem Deraealisationsempfinden machen einige Patienten ein Gummiband um ihren Arm und lassen es auf die Haut schnipsen, um durch diesen Reiz sich wieder mehr in die Realität zu bringen.

Alle Auffälligkeiten können immer Bestandteil so vieler Erkrankungen sein. Bewerte es nicht über, aber versuch dran zu arbeiten!

Dabei wünsche ich Dir alles Gute!

René
smilie
Beiträge: 63
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von smilie »

Liebe Ina,
wenn du den Mut hast, dann sprich es auf jeden fall an.
anfangs sind es nur minimale verletzungen, doch mit der zeit sinkt die hemmung, sich immer mehr zu verletzen.
leider weiss ich genau, wovon ich rede.
Bitte nimm die Möglichkeit, die du hast wahr, damit du das unter kontrolle bekommst.
Ina80
Beiträge: 151
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von Ina80 »

Hallo Zusammen,

vielen lieben Dank für Eure Antworten. Das mit dem Mut, Jasmin, ist so eine Sache....Bisher habe ich den Mut dazu nicht aufgebracht, darüber mit auch nur irgendwem zu sprechen. Im Grunde weiß ich aber, dass ich das schon ziemlich dringend in der Therapie ansprechen muss. Ich werde es in meinem nächsten Gespräch probieren..

Wofür ist denn die Selbstverletzung ein Symptom, eigentlich? Klar, Borderline... Aber ist es nur dafür ein Symptom? Denn in diesem Krankheitsbild erkenne ich mich nicht wirklich wieder...Kann das eine Begleiterscheinung von Depressionen sein? Meine HÄ stellte vor einem Jahr die Diagnose der rezividierenden Depression. Ihr habe ich allerdings auch nicht alles erzählt...

Viele liebe Grüße
Ina
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frosch68
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von frosch68 »

Hallo Ina,

ich werde auch ganz viel Mut aufbringen müssen, bei meinem nächsten Arztgespräch sehr genau auf mein Problem mit dem Ein- und Bettnässen einzugehen.

Du glaubst gar nicht, wie peinlich mir das ganze drum herum ist, aber ich habe es mir jedenfalls fest vorgenommen, nachdem ich in diesem Forum tolle Unterstützung erfahren habe.

Du schaffst das auch!

Alles Gute, René
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1698
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von Anne Blume »

Liebe Ina,
leider können wir das hier im Online-Forum aus der Ferne nicht klären. Eine solche Ferndiagnose ist nutzlos. Zudem gehört diese spezifische Problematik nicht zu den Themen die hier im Forum üblicherweise besprochen werden sollten. Wie gesagt, selbstverletztendes Verhalten gehört an sich nicht zur Depression.
Ich rate Ihnen, sich mit einem Facharzt darüber zu unterhalten. Der reale Kontakt ist wichtig, um im Einzelfall die richtige Behandlungsmethode wählen zu können. Wenn Sie in Behandlung sind, kann ein Online-Forum natürlich eine zusätzliche Stütze sein.

Alles Gute für Sie
Anne Blume
GreyRainbow
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von GreyRainbow »

Hallo Ina,

ich kann dir auch nur raten, es in der Therapie anzusprechen.
Es beginnt ganz harmlos, doch es wird schlimmer, auch ich muss hier leider aus eigener Erfahrung sprechen.
Ich mache erst seit Frühling diesen Jahres eine Therapie, habe die nciht wegen SVV begonnen und ich habe am Anfang auch ncihts davon gesagt, auch als ich gefragt wurde, ob ich mich schon einmal selbst verletzt hätte, habe ich "nein" gesagt. es war mir einfach unangenehm darüber zu sprechen, ich habe mich geschämt für das was ich tue und schäme mich noch immer. Ich habe es erst vor einigen Wochen "gebeichtet", hatte Angst, meine Thera könnte sauer oder so sein, dass ich sie anfangs angelogen habe, aber dem war gar nciht so. Sie meinte, sie hätte sich das schon gedacht (und das obwohl ich mich nicht an den Armen oder anderen "offensichtlichen" Stellen verletzte.

Ich möchte dir einfach nur Mut zusprechen, in der Therapie darüber zu sprechen, denn die Gefahr ist zu groß, dass du es öfter machst, tiefer, gefährlicher, dass es zur Sucht wird.
Für mich ist es sehr schwer aus diesem Teufelskreis wieder herauszukommen, vllt auch, weil ich mir zu spät Hilfe geholt habe (ich leide eben nciht "nur" unter Depressionen)

Falls du mal Fragen hast, ich habe immer ein offenes Ohr für dich (und natürlich auch alle anderen, die Fragen zum Thema SVV haben)

Ich grüße dich ganz lieb
GreyRainbow

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Was ist los mit mir? Was ist aus mir geworden?

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Ich will wieder spüren,

was es heißt frei zu sein!
jolanda
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Das Thema Selbstverletzung ist hier in der Tat eher ein Tabuthema. Dass es typischerweise nicht zur Depression gehört heißt aber nicht, dass es nicht vorkommt (vorkommen darf).

Nur eins noch Selbstverletzung ist nicht gleich Borderline und umgekehrt nicht jeder Borderliner verletzt sich selbst.

Daher ist es unmöglich anhand eines Symptomes eine Diagnose zu stellen, erst recht nicht im Internet.

Da hilft nur eines: ansprechen in der Therapie. Wenn es zu schwer fällt, vielleicht schreiben und mitnehmen.

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
kleineGroße
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von kleineGroße »

hey ina,

auch wenn das thema hier irgendiwe ein tabu zu sein scheint, äußere ich mich trotzdem noch dazu. Ich finde es auch sehr wichtig, dass du es in deiner therapie besprichst. Dort wird niemand mit dir schimpfen oder deswegen böse sein. So ein forum, ob nun dieses oder ein anderes zum thema svv kann dich unterstützen, aber keine terapie ersetzen.
Ich bin auch betroffene von svv und mir ist es auch nie angenehm mit meiner thera drüber zu reden, aber ich tue es und es hilft ungemein. Allein schon ihre ganz normale reaktion drauf. Es reagiert niemand geschockt, sondern mit verständnis und man wird ernst genommen. Bei mir ist es inzwischen besser geworden und wenn es dann doch mal wieder dazu kommt, dann ist es so, aber alleine wirst du da nicht rauskommen. Du hast hilfe durch einen Therapeuten, dann lass dir da auch helfen,bevor es noch schlimmer wird.

Liebe Grüße

Francy

achso, obwohl ich ritze, bin ich kein borderliner.
Ich bin eine von Vielen, aber doch anders!
Ina80
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von Ina80 »

Huhu,

ich muss sagen, auch wenn das hier kein spezielles svv Forum ist, so bin ich doch froh, mich darüber mal geäußert zu haben. Jetzt weiß ich ein bisschen mehr und werde das, wenn ich allen Mut zusammen nehme, wohl tatsächlich zum Thema meiner nächsten Therapiestunde machen. Ich hoffe, ich schaffe das!

Vielen lieben Dank an Dich, GreyRainbow, es tut gut, wenn man weiß, dass man sich mit Fragen an jemanden wenden kann!

Also dann, allen eine gute Nacht, meine wird dieses Mal etwas kürzer sein%-)
Lg
Ina
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Nico Niedermeier
Moderator
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Guten Morgen an Sie alle hier,
eigentlich ist dieser Thread innhaltlich (und formal:;-)so ausgezeichnet, dass man sich als Moderator wohl besser raushalten sollte. Insofern möchte ich mich gerne "raushalten" und nur versuchen noch etwas zu Selbstverletzungen zu erklären.
Selbstverletzungen kommen speziell (also nicht ausschließlich) bei Störungen vor, bei denen eine extrem hohe Anspannung im Vordergrund steht. Die Funktionalität ist hierbei sehr unterschiedlich. Betroffene versuchen dadurch manchmal "irgendetwas zu spüren" oder aber "etwas zu spüren was stärker als der Schmerz ist" oder "Dissoziation zu beenden" oder "sich selbst zu bestrafen" oder "Wut ablassen", "die unerträgliche Anspannung beenden" ...es finden sich sicher noch viele Gründe "warum man das macht", aber das wären schon ziemlich typische (laut gesammelter Literatur).
Betroffen davon sind zumeist Menschen die Schlimmes erlebt haben..man findet das Symptom als sehr häufig nach traumatsichen Erlebnissen(also z.B. nach einer Kindheit die durch Alkoholabusus eines Elternteiles geprägt war, oder durch Gewalt, oder sexuelle Gewalt, aber auch nach Posttraumatik durch ganz andere Dinge wie Autounfall oder ähnliches). Assoziiert wird die Erkrankung oft mit dem Begiff Borderline. In der Tat ist es so, dass sehr sehr viele Menschen die unter den o.g. Bedingungen leben mussten als Folge eine Borderline Störung entwickeln, aber eben nicht alle...
abgesehen davon sind Borderline Störungen oft sehr sehr unterschiedlich in ihrem Erscheinungsbild. Die mit Abstand beste Beschreibung die ich kenne findet sich in dem Buch: "Borderline Mütter und Ihre Kinder" dort werden z.B. 4 verschiedene "Erscheinungsbilder" beschrieben die sich gänzlich unähnlich sind..aber wie schon von Frau Blume angedeutet, das ist KEINE Ferndiagnose:-)
War ein klasse Thread bevor ich geschrieben habe..ich hoff ich habs nicht schlechter gemacht..
Beste Grüße aus München
Dr. Niedermeier
Speranza
Beiträge: 385
Registriert: 9. Apr 2005, 13:58

Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von Speranza »

Lieber Herr Dr. Niedermeier,

vielen Dank für Ihre wertschätzenden (!) und ausführlichen Erläuterungen und den Literaturhinweis!!

Ursula
fusselchen
Beiträge: 1
Registriert: 9. Dez 2008, 18:18

Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von fusselchen »

hey ina,

ich habe das auch jahrelang gemacht, es war für mich die einzige möglichkeit mich wieder ,,zu spüren,, und ,,ruhe,, in mir zu finden. Hatte sehr viel stress und war psychisch sehr labil es war das einzigste was mir in den situationen geholfen hat. Es ist sehr wichtig dass du das in der Therapie ansprichst, habe ich damals auch gemacht - damit dein Therapeut/Therapeutin das alles weis und deine ,,quelle,, wo das alles herkommt mehr eingrenzen kann. Ich hoffe dass du es so weit im griff haben kannst dass keine großen Narben bleiben, die bleiben dir dann fürs ganze leben und werden dich immer wieder daran erinnern - so wie es bei mir ist. Also überleg es dir genau. Ich hoffe die Therpie hilft dir und dass es dir besser geht!!!!

lieb grüße
Ina80 schrieb:
> Hallo Zusammen,
>
> hej, ich habe darüber noch nie mit jemandem gesprochen, frag mich aber die ganze Zeit, ob ich das Thema mal in meiner Therapie besprechen sollte. Vielleicht könnt Ihr mir ja da weiterhelfen.
>
> Manchmal, einfach so, wenn mir alles zu viel wird, nehme ich eine Nadel oder einen anderen scharfen Gegenstand und mache mir ein paar Kratzer am Unterarm. Danach geht es mir auch nicht unbedingt besser. Weiß auch net, warum ich das mache. Ich mache es auch wirklich nicht oft... Sollte ich das mal in der Therapie besprechen, oder geht das von alleine mit der Therapie weg? Habe bis jezt mit noch keinem darüber geredet... Ist das eine Art Selbstablehnung? Oder was ist das? Früher habe ich immer gedacht, die Leute, die sowas machen müssen doch echt nicht ganz normal sein und nun mache ich das auch... Ohje, was soll ich bloß tun?
>
> Lieben Gruß
> Ina
titanic
Beiträge: 362
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von titanic »

Hallo Herr Dr. Niedermeier,
mit diesem Thema habe ich mich nie richtig getraut, hier im Forum zu schreiben, spürte man doch immer wieder - es gehört nicht zur Depression. Hier gehört das nicht hin.
Und doch ist es für viele Depressive eine Begleiterscheinung, wenn auch kein offizielles Symptom.
Ich finde es gut, dass Sie dazu etwas geschrieben haben und Ihr Text macht es mir leichter, besser zu verstehen, was "in solchen Momenten" mit dem Betreffenden passiert. Ich habe mich in der Beschreibung in einigen Dingen wiedergefunden und evtl. bin ich jetzt einwenig besser in der Lage, mich nicht komplett für meine "Ausrutscher" zu verurteilen. Habe mir fest vorgenommen, es in der Therapie anzusprechen, dieses dunkele Kapitel......
Viele Grüße
Titanic (nach langer Zeit mal wieder)
anci1970
Beiträge: 96
Registriert: 29. Nov 2007, 20:57

Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von anci1970 »

Hallo!

Habe hier mit gelesen und immer befürchtet, dass der Thread geschlossen wird, weil offtopic...

Es scheint einige hier zu geben, die trotz Borderline-Ausschluss, sich selbst so sehr hassen, solchen Schmerz aushalten, dass das manchmal dazu führt, "Dusseligkeiten" zu machen.

Bei mir ist es oft excessives Händewaschen bis "auf´s Blut", was einen enormen inneren Druck abbaut, ich spüre mich, der körperliche Schmerz überdeckt den seelischen und Verletzungen werden sichtbar. Es ist auch so, dass ich mich bewusst schlecht behandele, weil ich das kenne...

Ich bin ein intelligenter, eher rationaler Mensch und mir ist klar, dass das absurd ist, was ich tue. Ich schäme mich dafür und kann trotzdem manchmal nicht anders.

Als wenn ich nicht schon genug Symptome hätte...

Zur Zeit sind die Angst vor Menschen, vor Berührungen und die Rückzugstendenz extrem groß. Da muss ich wohl Verständnis für mich haben.

LG Bianca


Wer meine Sehnsucht kennt, weiß wie ich leide!
jolanda
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Bei mir passiert es, wenn ich mich durch andere Personen veletzt, unverstanden oder alleine gelassen fühle. Wenn diese Gefühle dann zu stark werden, muss ich sozusagen "den Kreis schließen" und mir beweisen, dass nur ich selber die Macht habe, mir weh zu tun. Ziemlich schräg, weil ich damit eigentlich den anderen noch mehr Macht über mich lasse...
In einer Depression verletze ich mich dagegen nie. (einmal bisher, aber das war ein S-Versuch)

SVV ist auf jeden Fall etwas, um das man in der Therapie nicht drum herum kommt. Man muss die Ursachen und Auslöser finden. Man geht damit Gefühlen aus dem Weg, die man besser in der Therapie bearbeiten sollte. Insofern könnte es bei großen Ausmaß auch die Therapie behindern, so wie andere Süchte auch. Denn da darf man sich nichts vormachen: SVV ist eine Sucht. Man muss lernen mit Spannungen anders um zu gehen, andere Wege zu finden um Spannungen ab zu bauen, als sich selber zu verletzen.

Wie Dr. Niedermeier ja schon erklärt hat, steht es oft in Zusammenhang mit traumatischen Erfahrungen. Solche Erlebnisse können nun eben auch zu Depressionen führen. So gesehen kann es, meiner Meinung nach, auch bei Depressionen vorkommen, aber eben nicht typischer Weise.Es kommt wohl drauf an, was nun die Ursachen für die Depression sind.

Irgendwo habe ich das schonmal geschrieben: es gibt 9 Diagnose Kriterien für Borderline, wovon 5 erfüllt sein müssen, damit die Diagnose gestellt wird. Eines davon ist selbsverletzendes Verhalten. Somit gibt es 256 Kombinationsmöglichkeiten der Diagnosekriterien und nicht immer ist SVV dabei.
Ich reite darauf glaube ich deshalb so drauf herum, weil es immer noch passiert, dass alle Borderliner in eine Schublade gesteckt werden.

Nun ist es auch noch schwer, eine Posttraumatische Belastungsstörung von Borderline zu unterscheiden, wenn man nicht genau genug hinguckt, da vieles sich ähnlich ist. Das kann dann wirklich nur im realen Austausch mit Fachleuten passieren.
Immer wieder hört man ja auch von Theorien, die sagen, dass Borderline eine spezielle Ausprägung von PTBS sei. Andererseits müsste es dann auch einen "Borderline Typ 2" geben, da nicht alle Borderliner traumatisiert im klassischen Sinne sind.
Es gibt (meine Erfahrung, habe aber auch mal sowas gelesen, nur weiß ich die Quelle nicht mehr)die extrovertierten Borderliner, die früh (jung) schnell und extrem auffallen, weil sie alles nach außen kehren, die von eine Klinik und Krisenintervention in die nächste schlittern. Die massenweise Hilfsangebote bekommen und sie oft erstmal garnicht wirlich umsetzen können. Und es gibt die eher introvertierten, die die innere Dramatik mit sich selber aus machen, die nicht auf den ersten oder zweiten Blick auffallen, und die dann oft die notwendige Hilfe, wenn überhaupt, erst sehr spät bekommen.
Bei beiden kann aber der Leidensdruck genauso hoch sein.

LG, jolanda


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Sittich
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von Sittich »

Also in meinem Fall gab es solches Verhalten im Rahmen der Depression bzw. der Therapie. Meine Depression ist stressbedingt, der Kampf zwischen früher herrschendem Leistungsdruck und aktuellem Nichtstun (um wieder auf die Beine zu kommen) hat sich mit anderen Themen (Partnerschaft, Freundeskreis, etc pp) zu einem so starken emotionalen Druck aufgestaut, dass ich angefangen habe, mich selbst ins Gesicht zu schlagen. Das führte widerum zu einem Anstieg des emotionalen Drucks - denn sowas kam mir einfach zu "durchgeknallt" vor, als das ich es hätte akzeptieren können. Das kam zum Glück nicht oft vor, denn die Therapeutin hat das Thema sehr ernst genommen, mir bestätigt, dass es heftig, aber sozusagen "normal" ist, in Ausnahmesituationen so zu reagieren. Aber sie hat mir direkt auch eine ganze Menge an alternativen seelischen und körperlichen Ventilen mitgegeben. Seitdem fühle ich mich gegen solche "Attacken" besser gewappnet und sehe mich selbst auch nicht mehr als so "durchgeknallt" an.
kleineGroße
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von kleineGroße »

Ich möchte mich auch noch für den wertvollen Beitrag von Herrn Dr. Niedermeier bedanken. Ich komme leider erst jetzt dazu, da ich wegen einer Bauchspiegelung im Krankenhaus war.

Zum SVV: Ich würde sagen mein svv hat nichts mit der Depression zu tun. Bei mir ist es posttraumatisch. Ich fange an mich zu ritzen vor allem um mich zu spüren bzw. um dissoziationen zu beenden. Aber im Laufe meiner Therapie ist es viel viel besser geworden und ich bin seit 6 monaten svv-frei. Für mich war es das wichtigste erstmal zu lernen, wenn es zu svv kommt, dass ich es dann für mich akzeptiere und dann nicht noch zusäztlich böse mit mir bin, weil ich es wieder nicht aushalten konnte und aufgrund dessen mich mit svv zusätzlich noch bestrafe. Svv für mich zu akzeptieren, war für mich der erste schritt heraus.

Man muß sich dafür nicht schämen, man muß es ernst nehmen und sich helfen lassen.

Liebe Grüße
Francy
Ich bin eine von Vielen, aber doch anders!
Ina80
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von Ina80 »

Hallo,

auch von mir ein Dankeschön an Herrn Dr. Niedermeier für den Beitrag. Und dass dieser Thread nicht geschlossen wurde, weil ehrlich gesagt, habe auch ich gedacht dass dieser Thread irgendwann geschlossen wird weil svv nicht direkt in dieses Forum gehört.

Hm, ich verletze mich selber vor allem, um Wut abzulassen. Und auch als eine Art Selbstbestrafung...Danach ärgere ich mich aber auch noch mehr über mich selber. Ich wüsste aber gern, warum ich das tue und wie es sich entwickelt hat. Ich hoffe, ich bekomme das während der Therapie heraus. Ich schäme mich schon dafür, hoffe aber, dass meine Therapeutin für dieses Verhalten Verständnis haben wird. Ich denke aber, dass ich bei ihr nicht die einzige mit svv bin. Habe es ihr übrigens immer noch nicht gesagt und hoffe aber, dass ich es beim nächsten Termin schaffe.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
kleineGroße
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von kleineGroße »

hey,

wenn du es ihr nicht sagen magst,wäre es vielleicht eine möglichkeit es auf einen Zettel zu schreiben und ihr den geben. Damit sie es überhaupt erstmal weiß.

LG
Francy
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GreyRainbow
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von GreyRainbow »

Hallo Ina,

ich kann gut nachvollziehen, dass es dir schwer fällt es in der Therapie anzusprechen.
Bei mir hat das auch einige Zeit gedauert. Ich habe es dann auf einen Zettel geschrieben und ihr zu lesen gegeben. Dann musste ich es nicht aussprechen (weil mir das unglaubliche schwer fällt), aber ich war es doch irgendwie los und meine Therapeutin wusste Bescheid.
Letzte Woche habe ich zum ersten Mal darüber gesprochen und das nach 8 Monaten Therapie!
Ich möchte dir damit nur zeigen, dass du nicht die einzige bist, die so ungern drüber sprechen mag und es vllt auch irgendwie hinauszögert. Am Irgendwann wrst auch du es schaffen!!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

Liebe Grüße
GreyRainbow

____________
Was ist los mit mir? Was ist aus mir geworden?

Warum sehe ich die Vergangenheit und nicht den Morgen?

Ich will wieder spüren,

was es heißt frei zu sein!
GreyRainbow
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Re: selbstvereletzendes Verhalten?

Beitrag von GreyRainbow »

Hallo Ina,

ich kann gut nachvollziehen, dass es dir schwer fällt es in der Therapie anzusprechen.
Bei mir hat das auch einige Zeit gedauert. Ich habe es dann auf einen Zettel geschrieben und ihr zu lesen gegeben. Dann musste ich es nicht aussprechen (weil mir das unglaubliche schwer fällt), aber ich war es doch irgendwie los und meine Therapeutin wusste Bescheid.
Letzte Woche habe ich zum ersten Mal darüber gesprochen und das nach 8 Monaten Therapie!
Ich möchte dir damit nur zeigen, dass du nicht die einzige bist, die so ungern drüber sprechen mag und es vllt auch irgendwie hinauszögert. Am Irgendwann wrst auch du es schaffen!!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

Liebe Grüße
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