Die Depression steht neben mir und wartet auf ihre Chance

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jolanda
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Die Depression steht neben mir und wartet auf ihre Chance

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Nach langer langer Zeit eröffne ich hier mal wieder ein eigenes Thema.
Eigentlich gehört es zu meinen Frühwarnzeichen, wenn ich mich vermehrt hier im Forum aufhalte.

Momentan bin ich nicht wirklich depressiv, zumindest nicht sehr. Meine Ärztin meine vor zwei Wochen "Sie sind im freiem Fall" Das hat mir schwer zu denken gegeben. Falle ich wirklich? Eigentlich will ich es nicht. Und ich arbeite auch dagegen an. Und gemessen an der ganzen Sch.. die dieses Jahr passiert ist und daran, dass ich bereits von Mitte April bis Ende Juli in der Klinik war, geht es mir noch überraschend gut.

Aber ich habe das Gefühl, die Depression steh neben mir und wartet nur auf die Gelegenheit zu zu schlagen. Das ist ganz seltsam. So, als wenn einen jemand verfolgt. Ich bin ja momentan (noch?) nicht depressiv, aber es ist wie auf ganz dünnem Eis. Einerseits habe ich Angst vor der Depression, will es auch nicht. Andererseits hat es einen ganz starken Sog. Ich fühle mich wie ein Schwungrad, das noch lange weiter läuft, obwohl kein Antrieb mehr dahinter steckt.

Das ist alles so schwer zu beschreiben. Ich weiß auch nicht, ob das jemand jetzt hier versteht oder nachvollziehen kann oder ob das zu wirr ist.

Ich finde das einfach irgendwie schräg. Momentan bin ich arbeitslos...auch noch eines der Dinge, die schief gelaufen sind, dieses Jahr. Eigentlich erst seit vier Wochen, aber es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Mal bekomme ich meine Tage geregelt, mal nicht. Mal hänge ich durch, mal bin ich richtig aktiv.

Ich kann es einfach nicht einschätzen. Aber wenn ich depressiv werde, fühle ich mich dem so ausgeliefert. Ab einem gewissen Punkt gibt es kein Entrinnen mehr.

Jetzt weiß ich auch nicht recht, was ich mit diesem Beitrag eigentlich will. Vielleicht einfach loswerden und evtl. jemanden finde, dem es ähnlich geht. Eine Antwort wie man damit umgehen soll. Die Bedrohung als Fatamorgana ansehen und ignorieren? Wie ein Kaninchen vor der Schlange sitzen? Gegensteuern - aber wie?

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Dendrit
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Re: Die Depression steht neben mir und wartet auf ihre Chance

Beitrag von Dendrit »

Hallo Jolanda,

Das ist ganz seltsam. So, als wenn einen jemand verfolgt.

Ja, so ähnlich empfind ich das im Moment auch. Nur: gibt es eine Kleinigkeit, dann zieht es mich total runter - ich fall, ohne dass wenigstens ein kurzer Halt da wäre. Kann aber nach ein paar Tagen kurz vorbei sein. Also das Gefühl ist nicht durchgängig, so wie ich es sonst kenn. Aber z.Z. kommt eh eins nach dem anderen, dass ich aus der Gesamtsituation nicht wirklich ganz rauskomm.

Wie man dem begegnen kann? Ich weiß es auch nicht. Vllt. kommen ja noch Tipps.

Gute Nacht!

Manuela
SP2
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Re: Die Depression steht neben mir und wartet auf ihre Chance

Beitrag von SP2 »

Hallo ihr beiden.. *hello*

Ich weiß GENAU, was ihr meint!!!!!!!!!!!!

Ich war von Mai bist August in der Klinik, hab mich seitdem super geschlagen, viel verändert, viel an mir gearbeitet, viel verstanden!

Trotz meiner "Erfolge" hatte ich IMMER das Gefühl, die Depression ist noch da. War sie auch, nur mit dem Unterschied, dass ich sie im Griff hatte!!!

Nun lassen meine Kräfte nach dem langen anstrengendem halben Jahr langsam nach, ich bin geschwächt, mache wieder alte Fehler, grenze mich schlecht ab, übergehe und überfordere mich etc. und ... SCHWUPPPPPPS ...ist sie wieder VOLL DA, meine alte "Freundin" die Depression.

Es geht mir wöchentlich schlechter und ich habe keinerlei Chance was dagegen zu tun, sie hat wieder die Oberhand und ich glaube so richtig los werden wir sie nie - sie wird immer auf ihre Chance warten!!!

Ist halt immer nur die Frage WER in gewissen Zeiten die OBERHAND hat
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"Der Gesunde hat tausend Wünsche. Der Kranke nur einen einzigen: ..wieder gesund zu werden."
Ina80
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Re: Die Depression steht neben mir und wartet auf ihre Chance

Beitrag von Ina80 »

Huhu!

Genau das Phänomen kenne ich auch. Ich stelle mir die Depression dann als kleines, hässliches Monster vor, das schon schmatzend neben mir steht und auf neue Nahrung wartet.... Und irgendwann gibt man ihr dann die neue Nahrung und schwups, ist sie wieder da. Ein Geheimrezept dagegen ist mir leider auch immer noch unbekannt... Aber vielleicht kann man ja lernen, mit Depris umzugehen und mit ihnen zu leben. Ich weiß es nicht...

Liebe Grüße
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
jolanda
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Re: Die Depression steht neben mir und wartet auf ihre Chance

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Mit der Depression leben, geht das? Also außerhalb der Depression ja. In der Depression nein, denn da lebe ich nicht, das leben beschränkt sich da eher auf die vegetativen Funktionen des Körpers. Die Seele will einfach nur ein ende, egal wie. Und mit jeder Depression, die ich habe, werde ich suizidaler. Denn ich habe einfach keine Kräfte mehr, das immer wieder und wieder durch zu stehen. Da stellt sich die Frage,ob es sich überhaupt lohnt zu kämpfen? Wenn es doch immer wieder kommt und zweimal im Jahr mir 2-3 Monate des Lebens raubt. Wie viel bleibt denn da noch? Zumal es dazwischen ja nicht immer nur super gut ist, es auch noch genügend schwarze Tage gibt.

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
cybolon
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Re: Die Depression steht neben mir und wartet auf ihre Chance

Beitrag von cybolon »

Hallo Ihr Lieben,

das Gefühl, auf dünnem Eis zu stehen kenne ich sehr gut.
Hatte es ja bis Mitte Juli selbst noch.

In der Klinik erzählte mir mal jemand, irgendwann mache es "klick" und von da an würde ich spüren, dass es bergauf gehe.
Tja, auf diesen Klick würde ich heute noch warten, wenn ich's wirklich geglaubt hätte, denke ich.
Die Wahrheit ist, dass auch das Dünnes-Eis-Gefühl nur sehr langsam, genauso wie die Depression selbst, zurückgegangen ist.

Nun, da es sich so anfühlt, als wäre das Eis deutlich dicker geworden, erliege ich der perversen Versuchung, ab und an darauf zu hüpfen, um zu prüfen, ob es auch wirklich hält. Ist das nicht obersaudämlich?

Zu groß ist immernoch die Angst, diesen entsetzlichen Zustand der Depression noch einmal fühlen zu müssen, um unbekümmert vor mich hinzuleben.

"...ich habe keinerlei Chance was dagegen zu tun..."

Das Hinterlistige der Krankheit ist ja, dass Du sie sehr wohl hast, die Chancen. Nur leider spürst Du sie nicht. Dein Gemüt ist der erkrankte Teil, nicht aber Deine Logik und auch nicht Deine Erfahrung.
Letztere sind sogar eher Deine Verbündeten, liebes Goldstück, Deine Waffen!

Ich weiß noch zu gut, wie sehr Du Dir JETZT wünschst, da JETZT wieder rauszukommen! Bedenke, dass die Depression ein Zustand der Erschöpfung ist. Sowas geht nicht an einem Tag vorbei. Aber DASS es vorbei geht, diese Erfahrung hast Du doch schon einmal gemacht, stimmt's?

Dem elenden Gefühl der Depression können Logik und Erfahrung mit großer Macht entgegenstehen.

Ich wünsche Euch schnellstmögliche Besserung!

Liebe Grüße
vom
cybolon
jolanda
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Re: Die Depression steht neben mir und wartet auf ihre Chance

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Ja das Wissen und die Erfahrung, dass es auch wieder vorbei geht habe ich auch. Da kann ich jetzt auch drauf zu greifen, solange ich nicht depressiv bin. Wenn ich dann aber so richtig tief drin stecke, dann ist das sehr weit weg. Da beherrscht mich dann diese nicht-schon-wieder-Gefühl, die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit, Resignation...

Bei mir ist es momentan so, dass das Eis nicht dicker sondern dünner wird. Und trotzdem oder gerade deshalb ist auch die Versuchung da drauf herum zu hüpfen um es zu testen, ob es noch hält.
Ja oberobersaudämlich
Mir gefällt dieses Bild total gut.

LG, jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
lt.cable
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Re: Die Depression steht neben mir und wartet auf ihre Chance

Beitrag von lt.cable »

Hallo zusammen !

Hier ist noch jemand, der sich aktuell der Dicke und Tragfähigkeit seiner Eisdecke nicht besonders sicher ist. Eines macht mir dabei besonders viel Sorge: Die mir langsam dämmernde Erkenntnis, dass bei meinen zahlreichen Ausflügen auf die dunkle Seite immer ein Stück meines eigenen Lichts dort bleibt, nicht wieder mit mir fort kommt, wenn ich zurück auf die helle Seite wechsle. So nagt das dunkle Monster an einem und die Gedankenwelt kann - gerade in schlechten Zeiten - natürlich mit der Zeit zunehmend radikaler Aussehen. Ich sage mir dann immer, dass ich niemandem den Gefallen erweisen werde, irgendwelche Dummheiten zu unternehmen, die zur Einschränkung meiner Lebensqualität führen oder vor allem für andere ein weniger an Arbeit mit mir bedeuten könnten. Momentan bin ich zwar immer noch nicht wieder so richtig angetan von meinem Leben, fühle ich mich abgehängt, von anderen überholt, nicht zugehörig, wie eine Witzfigur, ein Abziehbild richtiger Erwachsener, obwohl ich doch auch einer sein soll. Und doch ist das, was ich habe, immerhin mehr als nichts. Nichts kommt im natürlichen Lauf des Lebens noch früh genug - und bis dahin will ich leben.

Es grüßt
lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
jolanda
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Re: Die Depression steht neben mir und wartet auf ihre Chance

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Was soll ich sagen?...Das Eis wird immer dünner. Ich komme kaum aus dem Bett, wenn ich dann aufstehe (nach 9-11 Stunden Schlaf) fühle ich mich schlapp und zittrig, habe weiche Knie. Momentan kann ich aber nicht sagen, ob das meine Verfassung ist oder NW von einem Medikament, das ich seit 5 Tagen nehme (kein Psychopharmakon).
Die Depression hat einen so wahnsinnig großen Sog. Ich würde mich am liebsten reinfallen lassen. Das ist doch bescheuert. So als würde ohne Depression etwas fehlen - absolut schräg. Ich ertappe mich schon, dass ich meinen Terminkalender konsultiere, wann ich mir denn einen Absturz erlauben kann. Das ist mir unheimlich.
Beinahe denke ich, es wäre momentan leichter, auf zu geben. Es gibt so viel Turbulenzen in meinem Leben, will einfach nur Ruhe haben.
Aber ich weiß doch ganz genau, dass ich in der Depression dann total verzweifelt bin, extrem leide und suizidal werde. Das kann ich doch nicht ernsthaft wollen.
Mein Verhalten ist bereits depressiv, obwohl die Stimmung (noch) einigermaßen hält. Ich falle in alte Muster, sitze vorm PC oder TV und lasse die Zeit ungenutzt verstreichen und bin dann frustriert, weil ich nichts geregelt bekomme. Alle Erledigungen, die unbedingt sein müssen, auch Termine, überfordern mich total und bedürfen einer extremen Anstrengung.
Dazu kommt, dass ich mir meiner PC-Sucht durchaus bewusst bin, aber davon nicht los komme, weil ich irgendwie stumpf meinen Gefühlen aus dem Weg gehen möchte. Ich will sie nicht wahrnehmen. Zuviel Schmerz.

LG, jolanda


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