Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

912318798
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Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von 912318798 »

Es ist doch so:
Wir verlernen durch die Depressionen – so sie entsprechend massiv sind –
doch auch die Wahrnehmung für den anzuwendenden Strengegrad unseren Kindern gegenüber,
weil wir doch selbst nicht so richtig wissen, was wir als falsch einschätzen sollen,
wo unsere Eltern uns gegenüber Fehler gemacht haben, die wir ihnen später zur Last legen,
wo wir die Grenze ziehen müssen zwischen Nachgiebigkeit und Nachlässigkeit,
weil schließlich zu laxe Elternschaft auch zu nichts Gutem führt...

Eine der mir als sehr ätzend erscheinenden Repliken auf erteilten Tadel lautet:
„Ich hab’ doch gar nix gemacht!“

Der aktuelle Vorfall ereignete sich während des Essens im Gasthaus.
Tausende Male zuvor hatte ich die Kinder schon gemahnt,
nicht über mit Speisen beladene Teller oder gefüllte Gläser oder Flaschen hinweg
nach begehrtem Gut jenseits dieser Hindernisse zu greifen,
da die kurzen Ärmchen bestimmt in dieser Bewegung mit dem Ellbogen
in den Suppenteller tunken,
ein Glas oder eine Vase umstoßen
oder sich an einer dekorativen Kerze entzünden würden.

Dennoch – und gewiss nicht voll der Unschuld –
übte sich Kind Nr. 1 in dieser Disziplin,
und tatsächlich fand sich danach ein kreisrunder, roter Stempel an der Innenseite seines weißen Hemdsärmels,
verursacht vom Kontakt mit dem oberen Rand einer aufgeschraubten Ketchup-Flasche.

Nicht nur, dass ich beinahe in dem Restaurant losgebrüllt hätte,
weil, wie gesagt, sie – die Kinder - noch kurz zuvor geheißen wurden,
von solchen Tätigkeiten Abstand zu nehmen,
nein,
auf meinen tadelnden Hinweis bekam ich auch noch zu hören:
„Ich hab’ gar nicht über den Tisch gelangt!“

Ich war natürlich angesichts der Umgebung in meinen Sanktionen sehr eingeschränkt,
der Unmut (sehr stark abgeschwächte Bezeichnung für meinen Zustand) blieb jedoch nachhaltig
und der weitere Verlauf des gesamten Ausfluges wurde davon beeinträchtigt.

Die ganz Sache schaukelte sich auf, und alles war schlichtweg ein Fiasko,
da ich in meiner Eigenschaft als depressive Person
eingeschnappt reagierte,
nicht etwa des Hemdes wegen,
sondern der Erwiderung,
dieser vollkommen illegitimen, nicht einmal als Ausrede verwendbaren Frechheit,
die sich als Merkmal bereits in den Köpfen der Kinder festgesetzt hat
und mit der ich immer und immer wieder konfrontiert werde.

Nun werde ich doch permanent aufgefordert,
an mir zu arbeiten,
um dereinst solche Situationen meistern zu können.

Ich stelle also zur Diskussion,
wie man solcherart „negativen“ Eigenschaften unserer Allernächsten begegnet,
ohne emotional zu werden,
gleich an Hand meines gebrachten Beispiels.

Denn,
glaubt es oder nicht:
Selbst aus solchen Dingen entstehen tiefe Grübeleien, Vorwürfe, Rückzug...
einfach Depressionen.


...andererseits,
angesichts des nahenden Werktags, und um an diesem besonders adrett zu erscheinen,
wurde das Kleinvolk angewiesen,
sich die „Stirnfranserl“ schneiden zu lassen,
worauf das eine weibliche Teilchen sofort mit ~franzerl assoziierte und
unter Hinweis auf einen,
für mitteleuropide Verhältnisse und die eigentlich sehr spärlich vorhandene Haarpracht
extrem heftigen Wirbel am Hinterkopf
die unvermeidlich Frage stellte,
ob es sich denn hierbei dann um den „Stirnmicherl“ handele...

Allein,
solcherart vereinigende Auflösungen sollte man nicht instrumentalisieren,
denn die nächste Widerrede kommt bestimmt,
und Expressions-Blüten werden nicht immer zur Hand sein...




Tja,
also wie geht man um,
als Depressives,
mit ewigen Repliken und Ungehorsam,
ohne daran zu zerbrechen?


Liebe Grüße

Jojo
ben1
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von ben1 »

Hallo Jojo

zugegebenermaßen sieht man dem Beitrag beim ersten Lesen den tiefen ernst und die Problematik nicht sofort an - beim zweiten Lesen ist mir folgendes Eingefallen

Was ist eigentlich passiert? Da hat sich ein Kind an einer Ketchupflasche "beschmutzt" - es hat nicht rumgeschrien, hat niemanden beleidigt, kein Amoklauf, kein furchtbarer Schaden. Für das Kind ist wirklich "nichts" passiert. Es hat nichts (schlimmes) getan.

Ich finde es sehr wichtig, für sich selbst eine Katastrophenhierarchie festzulegen - um in Deinem Beispiel zu bleiben, über Kinder(erziehung). Was ist da ganz oben auf der Skala (100 Punkte) - vielleicht eine unheilbare Krankheit? 90 Punkte vielleicht Drogenkonsum oder Magersucht, 70 Punkte vielleicht ein nicht geschafftes Schuljahr usw. usf. Wie viele Punkte gibts für die Ketchupflasche?

Depressive Menschen neigen zu einem alles-oder-nichts-denken. Wenn das mit der Ketchupflasche nicht funktioniert, wird aus dem Kind ein schlecht erzogener, aufmüpfiger, erfolgloser Erwachsener, der früher oder später in der Gosse landet (und ich bin Schuld daran).

Hinter dieser vordergründigen Ohnmachtsphantasie steht eine ebenso unbewiesene Allmachtsphantasie ("Wenn ich alles in der Erziehung richtig mache, wird aus dem Kind was". Mal ganz ehrlich - überfordert das nicht unheimlich? Alles richtig machen, wer kann das schon? Geht es nicht eher darum, Fehler erst mal zu werten (wie wichtig ist das überhaupt - s.o.) und dann daraus zu lernen? Und zuletzt - könnte ein entspannterer Umgang mit den "Fehlverhalten" Deiner Kinder nicht auch in einen entspannteren Umgang mit Deinen "Fehlverhalten" sein (die MENSCHLICH sind)

Ben
cybolon
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von cybolon »

Hallo liebes Jojo,

schließe mich Ben voll und ganz an.

Als äußerst praktisch und wirkungsvoll hat sich bei mir die VERZÖGERTE REAKTION herausgestellt. Nicht immer sofort zu reagieren, fällt mir normalerweise verdammt schwer, wie es sich ohne Mühe hier im Forum des öfteren feststellen ließ.

Als Trainingspartner habe ich eine pubertierende 14-jährige zuhause.
Hartes Training, knallhart!
Wenn ich mal wieder so nen Klotz abbekomme, rege ich in mir erstmal genau das an, was Ben oben beschreibt: Hinterfragen:

Wie schlimm ist das wirklich?
Wie wirke ich auf mein Kind, wenn mir jetzt der Faden reißt?
Und noch wichtiger: Wie FÜHLE ICH MICH, gleich, wenn ich losgedonnert habe?
Es tut mir immerwieder gut und erstaunt mich auch selbst, dass ich in solchen Situationen inzwischen ruhig atme und LANGSAM(!) handele.

Beispiel:
Ich: "Hey, rück bitte etwas näher an Deinen Teller."
Sie: "Menno, bin doch kein Baby mehr..."
Der Eiersalat von ihrem Brot: "Flatsch".
Sie: "Fuck, ich bin ja so scheisse, das ist meine Lieblings-Jeans, was soll ich denn heute bei der Maria anziehen... zeter, wetter, brüll, heul..."
Ich, ohne die geringste sichtbare Gefühlsregung, hole Zewa und nen feuchten Lappen, bin schon auf dem Teppich fertig, bevor sie ihren (zugegebener Maßen recht langen) Satz beendet hat.

Was ist mit mir also passiert? (Es geht nämlich nicht um sie, sondern um mich!)
Mir war sofort klar geworden, dass ein "Siehste" sie nur noch mehr aufgepeitscht hätte. Eine Belehrung, wie "warum hörste denn nicht auf mich..." kann ich mir sowieso schenken. Meine Frau anzusehen wäre die totale Kapitulation vor unserem Biest. Ergo: In aller Ruhe, als wäre das ein Handgriff wie Händewaschen, handeln.
Jede Diskussion ist überflüssig, soviel weiß ich.
Darüberhinaus ärgert sie sich doch viel mehr über ihre versaute Hose, als ich mich über den Vorfall.
Meine Frau wartet geduldig, bis unsere Tochter sich nach langen Tiraden und Beschwörungen der fürchterlichsten Höllengeister, endlich ihre Jeans zur Wäsche hinknallt.

In einem kurzen Resumé mit meiner Frau, waren wir beide stolz auf unsere Reaktion.
Es gibt sie, die Gelassenheit. Sie ist erlernbar!

Und hey, Jojo, wenn ich ein Kind mit nem Flecken sehe, verurteile ich weder das Kind selbst, noch seine gepflegten Eltern. Warum tust Du es?

Liebe Grüße
vom
cybolon
Clown
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von Clown »

Hallo Horst,

ich frage mich, warum deine Tochter nicht selbst den Eiersalat vom Boden aufputzen musste.

Wenn ich mit Depris zu kämpfen habe, fällt es mir schwer, Dinge einzufordern - für mich stellt sich deine Geschichte so dar, dass es eigentlich das Richtige gewesen wäre, von der Tochter zu fordern, den Teppich zu reinigen. Erst hört sie nicht auf dich und dann putzt du auch noch ihren Dreck weg ...

Grüße,

Clown
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cybolon
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von cybolon »

Hallo Clown,

das ist es doch aber eben!!!

Der alte Horst hätte sich auf einen Streit eingelassen, hätte sie gemaßregelt und von ihr das "Unmögliche" verlangt. Nämlich während sie die ganze Welt zum kotzen findet, weil ihre Jeans befleckt ist, auch noch den Tepich reinigen zu müssen, also sowas!

Hätte sie nur den Teppich getroffen, hätte ich ihr, in gleicher Ruhe, das Zewa und den Lappen einfach nur in die Hand gedrückt. Dann hätte sie fluchend und meckernd den Teppich selbst gereinigt.

Übrigens färbt mein "neues" Verhalten sogar schon mal auf sie ab!
Nicht immer, aber immer öfter, macht sie sowas selbst weg.
Nur das Gefluche dabei, die Vulkanausbrüche, die werden das Ganze wohl noch ne Ecke begleiten.

Pubertät - wow, bin ich froh, dass ich ein Junge war!!!

Wenn ich das Gemecker und Geheule aus dem Bad höre, sehe ich vor Augen, wie sich das arme Menschenkind eine Schwerstverletzung zugezogen hat. Dann komme ich ins Bad und stelle fest, dass Mademoiselle kerngesund ist und lediglich ihrem Unmut über einen (die Menge EINS!) Pickel freien Lauf lässt.


cybolon
danni64
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von danni64 »

Hallo ihr Lieben ,

irgendwie musste ich ja lächeln bei dem Beitrag,denn ich habe zwei Zwerge (fast 5 und 6 Jahre jung) und die Beiden halten mich oft ganz schön auf Trab.

Erst einmal habe ich mir abgewöhnt zu denken,was wohl die Anderen über meine Kinder denken,okay,immer klappt es nicht . Ich war mit meinen Zwergen zur Kur und habe dann gesehen,wie lieb sie eigentlich sind,denn andere Kinder sind viiieelll schlimmer,als meine Beiden.
Und dann habe ich mir zum Ziel gesetzt,meine Kinder anders zu erziehen,als ich erzogen worden bin. Wo meine Erziehung mich hingebracht hat,sehe ich ja .

Flecken oder schmutzige Sachen ärgern mich nicht mehr,denn die bin ich inzwischen gewohnt und wenn die Zwerge meinen,sie wollen morgen wieder mit der Hose in den Kiga,bitte,dann müssen sie damit gehen.

Kinder in einem bestimmten Alter wollen prinzipiell alles selber machen,oh,wie ich das kenne.
Inzwischen ist es aber so,dass sie selber in die Küche laufen und ein Tuch holen müssen,wenn sie was verkleckern oder umschütten. Sie müssen es auch selber sauber machen und nun sind sie viel vorsichtiger geworden.
Oft ist es wirklich besser,nichts zu sagen,denn das überrascht sie ungemein. Sie warten ja darauf,dass man schimpft und was sagt,bleibt man ruhig,sind sie erstaunt und reagieren auch gleich,indem sie losrennen und ihren Schmutz beseitigen.

In manchen Situationen versuche ich,mich selber zur Ruhe zu bringen. Ich zähle leise vor mich hin oder sage leise zu mir,Danni,bleib ganz ruhig,ist nur Dreck und geht mit der Waschmaschine wieder weg,wenn nicht,landet das Teil eben in der Mülltonne ,meistens wird es aber sauber.
Das erspart meinen Kindern und mir eine Menge Stress und Streit und alles läuft viel ruhiger ab.

Ich muss dazu sagen,dass meine Mutter sehr schnell auf 180 war und das machte mich auch sehr unsicher. Je unsicherer man wird,desto mehr Fehler macht man. Das gilt doch für alle in allen Lebensjahren.

Und gerade wir,mit unseren Depressionen kennen uns doch besonders gut aus mit Unsicherheit. Tja,diese Erfahrung nutze ich eben bei der Kindererziehung.

Und wer nicht zum Friseur möchte,muss eben mit so einer Löwenmähne durch die Gegend laufen. Spätestens wenn die Freundin oder Freund oder Erzieher was sagen,wollen sie schnell mal eben zum Friseur. Andere haben eben einen besseren und wichtigeren Einfluss,als wir Eltern.

Aber nun mal ehrlich,kennen wir das nicht auch von uns,dass andere Meinungen uns wichtiger sind und waren,als die des Partners oder der Eltern .

In diesem Sinne immer cool bleiben ist das Zauberwort. Spart eine Menge Nerven,die ich wo anders viel dringender brauche .

LG Danni,die es nicht jeden Tag schafft,cool zu bleiben,aber immer öfter !!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
ils_pixent9
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von ils_pixent9 »

Hi,
Kindern ganz cool zu begegnen, finde ich nicht richtig, in meinen Augen sollten sie von den Eltern unzensierte Reaktionen erhalten, natürlich gefiltert, aber sie sollten echt sein. Kinder wollen sich an uns messen, sie wollen ihre Kräfte im Widerspruch erproben, sie wollen auch
einmal (liebevolle) Härte zu spüren bekommen.
Was Flecken in der Kleidung angeht, so würde ich die Kinder beim Waschen mit einbeziehen, ihnen je nach Alter kleine Pflichten auferlegen, das reicht vom Wäscheklammern zureichen bis zum selbständigen Bedienen der Waschmaschine.

Bei dem Problem der Flecken bin ich beteiligt, denn normalerweise wasche ich ja und ich persönlich wasche sehr ungern.

Was die Stirnfranserln angeht, so würde ich nichts sagen, ich meine, es wäre Sache des Kindes über die Länge zu bestimmen. Wenn die Fransen das Kind selber stören, wird es Abhilfe schaffen.

Zu guter Letzt: meine Kinder sind heute erwachsen und sie sagten mir, sie seien froh darüber, dass ich mich auf sie eingelassen hätte. Die gütige Mama mit olympischer Ruhe wollte ich nicht sein.

LG Gret.
cybolon
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von cybolon »

Hallo Grete,

hast bestimmt Recht.
Nur geht es hier, diesmal, um mich selbst!
Also, genaugenommen um Jojo, nä?

Was ich alles soll, damit mein Kind dies oder jenes wird, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

MEINE Reaktion erzeugt MEIN Befinden.
Letzteres wirkt sich auch auf mein Umfeld aus.

Und glaube mir, NUR cool bin ich auch nicht.
Da findet unser Biest noch genug Reibungsfläche und der Kampf ist bereits in vollem Gange. Hach ja - und wie ich sie trotzdem liebe!

A liabs Grüßle
vom
cybolon
ils_pixent9
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von ils_pixent9 »

ja, Horst, aber allgemein finde ich es wichtig, den Kindern ein natürliches Feedback zu geben.

Liebe Jojo, aus meiner langjährigen Erfahrung:)sage ich einmal, dass tausende Ermahnungen nichts nützen, die gehen in das eine Ohr rein, in das andere raus. Es ist gut, immer für einen kleinen Überraschungseffekt zu sorgen.

Lieben Gruß Gret.
cybolon
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von cybolon »

Hallo Grete,

ist doch irgendwie seltsam, gelle?
Um aus der Depression rauszukommen, krempeln wir per VT unser Verhalten um.
Wie natürlich ist es denn am Ende dann?
Ich meine, Einiges, was ich lernen musste, entspricht überhaupt nicht meinem persönlichen Naturell.

Irgendwie ein schwieriger Balance-Akt, zwischen Authentizität und "heilsamem" Verhalten!

Und: Mein natürliches Feedback könnte ja plötzlich sein, dass ich meiner Tochter mal den Eiersalat überschütte und im Haar verreibe.
Zu überlegen und dann erst zu handeln, ist vielleicht nicht so natürlich. Aber hier ganz bestimmt förderlicher für die soziale Beziehung.

Liebe Grüße
vom
cybolon
Charlie66
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von Charlie66 »

Hallo, Horst,

seit einigen Wochen verfolge ich gelegentlich verschiedene Konversationen und etwas belustigt (nicht falsch verstehen) verfolge ich diesen Tread. Über die Ketchupflecken und Eiersalatattacken bin ich schon hinaus. Meine einzige Nr. 1 wird nächsten Monat schon 19 Jahre.

Aber mir drängt sich eine Frage auf.

"Du musstest Einges lernen, was überhaupt nicht deinem Naturell enspricht"

Ist das wirklich so? Funktioniert das denn, entgegen seinem Naturell zu handeln oder auch zu denken? Ist so etwas auf Dauer überhaupt möglich?

LG
Charlie
Wenn der Tag nicht dein Freund ist, so ist er dein Lehrer
912318798
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von 912318798 »

Ihr Lieben!

erstmal an Ben:
Die Gewichtigkeit der "Vergehen" zu erkennen und entsprechend zu behandeln,
ist gewiß Voraussetzung für ein vernünftiges Miteinander.
Da stimme ich Dir schon zu,
ich habe eingangs deshalb auch eingeschränkt,
dass das eigentliche Problem nicht der Fleck am Hemd sei,
sondern eher das Verhalten,
welches auf meine Maßregelung erfolgt,
dazu noch sich aktuell immer mehr festigend.

Horsts Reaktion auf den, der Warnung zum Trotze verschütteten Eisalat
liegt gefährlich nahe am "sich-ducken-und-nur-nix-sagen" - Modus,
den man intelligenter Weise einsetzt,
zum Wohle des Friedens,
jedoch nicht zuletzt zum Schutze seiner selbst.

"Fehlverhalten" nach Deiner Benennung
als "menschlich" einzuordnen
und deshalb weitläufig kommentarlos zu tolerieren,
entspricht nicht meiner Einstellung.

Insbesondere als sich die Problematik nicht alleine auf das oben gebrachte Beispiel beschränkt.
Die Repliken höre ich natürlich auch,
wenn es sich um gewichtige,
in Deiner Katastrophenhierarchie (die mir übrigens gut gefällt!) ganz oben stehende "Zickereien" handelt.

Im Weiteren finde ich doch schon,
dass ich zwar nicht das gesamte Leben meiner Kinder
durch meinen "guten" Einfluß in eine vorbildliche Entwicklung zwingen kann,
aber durch allzu lockeres - wie nenne ich es: Handling
für den vorprogrammierten Unsinn zu viel Spielraum lasse.

Ich weiß das aus eigener Erfahrung;
hätten mich meine Eltern nicht mit einer gewissen Konsequenz (milde ausgedrückt; es war eher ein Kampf bis zur Verzweiflung) behandelt,
ich wüßte nicht, was aus mir geworden wäre...

(...naja,
ich hör' jetzt deutlich aus den hinteren Reihen:"Viel ist's eh nicht!")

Und ich verdanke dieser "Erziehung" immerhin,
dass ich die Einstellung gewonnen habe, daß mir Drogen schaden, Arbeitsscheue das Leben versaut, man den Nächsten respektieren soll u. v. a. .

Zumindest so weit möchte ich es auch bringen,
bei den Meinen,
und das fängt halt schon bei einem achtlos versauten, frisch gewaschenen Hemd an,
und noch viel mehr bei der Art, den Tadel darüber zu behandeln.


Offensichtlich sind Clown und ich
Dir und dem Horst da etwas hinterher...

Danni's Methode scheitert bei uns an den starken Vorgaben,
die sich die Kinder selber machen.
Was die anderen tun und können,
schmerzt vielleicht im Falle der Ausgrenzung ob solcher Tatsachen,
ist jedoch noch lange nicht erstrebenswert.

(Vielleicht erinnert Ihr Euch an Kind Nr. 1,
das weinend aus der Schule kam,
weil "sie" es dort ausgelacht hatten,
weil wir nur drei Fernsehprogramme hatten,
die anderen jedoch schon 140...
Kind Nr. 1 sagte damals auf meine Frage:
"Soll ich uns auch eine Schüssel aufs Dach schrauben?"
"Nein, ich brauch' den Blödsinn nicht.
Ich will doch nur in Ruhe gelassen werden!")

Überdies ist Kind Nr. 3 selber sehr aufgeweckt und eher das Trendsetterl,
wenn's drumm geht, etwas VOR zu machen!


Die Grete ( ) machts nach meinem Geschmack.

Das gegenständliche Problem sind ja aber eben nicht die StirnFRANZERL,
die lassen sie sich eh gerne schneiden,
weil sie ihnen in die Augen stechen ;
die Geschichte sollte nur verdeutlichen,
wie konträr die Situationen sind,
geradezu schizophrän...

Es sind vielmehr die Entgegnungen, die Partout-Standpunkte, die Unachtsamkeiten und Schlampigkeiten,
mit ihren tausenden, an den Haaren herbeigezogenen Rechtfertigungen,
die mich mürbe machen,
ob der gewahrgewordenen Chancenlosigkeit mit meinen "vernünftigen" Standpunkten...

Manchmal möchte ich weglaufen,
auf eine Insel,
'ne ganz ainsame...



ermüdete Grüße

Jojo


außer Konkurrenz:
"...ist doch irgendwie seltsam, gelle?
Um aus der Depression rauszukommen, krempeln wir per VT unser Verhalten um.
Wie natürlich ist es denn am Ende dann?
Ich meine, Einiges, was ich lernen musste, entspricht überhaupt nicht meinem persönlichen Naturell.

Irgendwie ein schwieriger Balance-Akt, zwischen Authentizität und "heilsamem" Verhalten!
...",
sagst Du, mein Horst!

Na, Ihr Jünger der thera - Beutischen Fraktion!
Da wird aber einer Eurer am meisten gesettelten Vertreter
wackelig,
nä?
Clown
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von Clown »

Liebe Jojo,

Grenzen setzen - das würde ich jetzt dir gerne.

Weil nämlich, die VT (wie Horst sie macht) und eine tiefenpsychologische, oder noch besser (meine Meinung, weil mein Weg) körperorientierte tiefenpsych. Therapie

SIND ZWEI PAAR STIEFEL.

Du nette Versteckspielerin,
hast was rausgelassen, ich hab's gemerkt!

Dieses:
«es war eher ein Kampf bis zur Verzweiflung»

Deine Eltern haben verzweifelt - du hast verzweifelt - ?
Hart, schmerzhaft war es - für dich? Du hättest etwas anderes gebraucht?

Solche Fragen könntest du in einer tiefenpsych. Therapie angehen, WENN DU ANTWORTEN FINDEN WOLLTEST.
Und dann könntest du notwendende Erkenntnisse, neue Gefühle, Haltungen, Einstellungen, Klarheit ... und dadurch neue Energien bekommen.

Ich vermute, dass deine Kinder etwas von dir haben wollen (weil sie es brauchen), wozu du momentan nicht in der Lage bist, es zu geben: Grenzen.

Horst, ich glaube auch, dass deine Tochter Grenzen von dir will. Ich erinnere mich noch gut, wie ich während meiner Pubertät meinen Vater VERACHTET habe, weil er sich mir gegenüber bei Konflikten oft (nach meinem Empfinden) hilflos verhielt. Mir fehlte der Halt bei meinen mich überaus ängstigenden pubertären inneren Umwälzungen. Und da war gerade der Vater für mich wichtig.

Grüße,

Clown
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danni64
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von danni64 »

Hallo Jojo,

meine Kinder haben auch ihre Grenzen,ganz bestimmt,aber es gibt einen kleinen Trick,wie sie machen,was man gerne möchte,sie aber das Gefühl haben,es selbst entschieden zu haben.

Und dann sollte man sich immer die Frage stellen,was ist es wert,mit ihnen zu kämpfen.
Ich habe drei Kinder und durch meinen Grossen gelernt,je mehr man auf die Kinder und ihre Bedürfnisse eingeht,desto leichter ist die Erziehung.
Ich frage mich immer,welche Sache ist es wert,mit meinen Kindern einen Machtkampf zu führen und das wird es meistens,wenn die Meinungen so sehr auseinander gehen .

Ich hatte und habe eine sehr dominante Mutter und was sie sagte,war prinzipiell Gesetz,das fand und finde ich völlig daneben. Zudem habe ich dadurch nie gelernt,für mich gut zu sorgen,weil ich schon als Kind immer einfach funktioniert habe.
Meine drei Kinder wollte ich immer anders erziehen und habe es,so glaube ich,auch gut geschafft und schaffe es noch.
Sie sind sehr selbstbewusst,haben grosses Vertrauen in mich und besonders in sich selber. Zudem besitzen sie einen grossen Ehrgeiz,der sie weit gebracht hat und bringt.

Ich schimpfe auch schon mal,denn ich finde nicht alles gut,was sie machen,klarer Fall. Aber ich lobe auch sehr viel und bestärke sie in ihren Träumen und Plänen.
So weit es mir möglich ist,versuche ich ihnen ihre Träume zu erfüllen. Sie wissen es genau und sind auch nicht böse,wenn mal was nicht klappt.

Ich habe nur immer von meiner Mutter gelernt,dass ich nichts bin und nichts kann.Meine Talente wurden nie gefördert,sie wurden mir abgesprochen.
Und alles das hat mich dahin gebracht,wo ich jetzt bin.
Ja,ich gebe meiner Mutter eine grosse Mitschuld an meiner Erkrankung,denn sie hat mich immer unterdrückt und stand mir nie zur Seite.

So eine Mutter möchte ich nicht sein oder werden. Meine Kinder sollen glückliche und zufriedene Erwachsene werden und wenn dazu ein Hemd mit Ketchupflecken gehört,dann ist das vollkommen okay für mich.

Wenn ich in meinem Leben nicht viel auf die Reihe bekommen habe,aber ich habe glückliche und zufriedene Kinder und das lassen sie mich spüren. Sie lieben mich,wie ich bin und stehen zu mir,weil ich auch zu ihnen stehe.
Ich bin ihr Vorbild und lebe es ihnen vor.

Mein Grosser ist 19 und ein ganz toller junger Mann. Mein Mittlerer ist 6 und war entwicklungsverzögert. Auch meine Liebe und mein Vertrauen in ihm und zu ihm,haben ihn dahin gebracht,wo er jetzt ist.
Meine Kleine wird im Januar 5 und auch sie weiss genau,was sie will.
Wenn die mal in die Pupertät kommt,dann werde ich bestimmt noch ein paar Nerven lassen,aber das ist es mir wert,wenn sie dadurch ein Mädchen wird,was auch "nein" sagen kann und sich wehren kann.
Ich konnte es nicht und musste dadurch viel leiden . Das sollen meine Kinder nicht erleben müssen und darum gehe ich mit vielen Dingen lockerer um.

Oh man,nun habe ich so viel geschrieben und ich hoffe,ihr versteht,was ich meine .

LG Danni !!


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kormoran
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von kormoran »

lieb jojo,

ich kann zwar mangels eigener erfahrung mit kindern nicht richtig mitreden, aber irgendwie hat mich die geschichte zu sehr irritiert um es ruhen zu lassen.

ich stell jetzt einfach einmal eine andere interpretation in den raum (und lasse diese bzw. mich dann gerne zwecks erkenntnisgewinn in der luft zerreissen):

(...) eingeschnappt reagierte,
nicht etwa des Hemdes wegen,
sondern der Erwiderung,
dieser vollkommen illegitimen, nicht einmal als Ausrede verwendbaren Frechheit,
die sich als Merkmal bereits in den Köpfen der Kinder festgesetzt hat
und mit der ich immer und immer wieder konfrontiert werde.


könnte man denn die aussage des kindes
„Ich hab’ doch gar nix gemacht!“
respektive
„Ich hab’ gar nicht über den Tisch gelangt!“

auch wie folgt lesen?
"es geht dir doch gar nicht um mich/uns!"
"aber es geht doch gar nicht um die ketchupflasche/den hemdsärmel!"

solche antworten scheinen mir ziemlich normal, und die unmittelbare wut darauf in gespannten situationen auch, aber letztlich läuft es für mich immer wieder auf den konflikt in dir zurück und die aufgabenstellung an dich, auch um deiner familie willen, diesen mit professioneller unterstützung anzusehen.

nicht dass die rahmenbedingungen dafür gut wären, ändert aber nichts an der notwendigkeit zum einen, und an der möglichkeit, es umzusetzen, zum anderen.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Clown
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von Clown »

@ Kormoranin:


Grüße,

Clown
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Eckhart Tolle
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von 912318798 »

ui zwick!

Siehst Du, Clown:
Das hier nennt man "Abräumen wie'n Kristbaum"!




"...was rausgelassen, ich hab's gemerkt!

Dieses:
«es war eher ein Kampf bis zur Verzweiflung»

Deine Eltern haben verzweifelt - du hast verzweifelt - ?...",

detektierst Du oben.

SIE haben verzweifelt.
Ich war einfach nicht zu halten damals,
wußte nicht, wann Schluß zu sein hatte,...

...ich in Folge war natürlich auch nicht glücklich über die ständigen Zurechtweisungen,
dennoch danke ich ihnen HEUTE
auf ewig ihre Strenge.


Danni,
Deine Geschichte, wie Du die Dinge siehst und handhabst,
ich könnte mir keine noch bessere Version ausdenken!
Schön, dass Du so viel geschrieben hast!


Also ich muß jetzt hier mal klarstellen,
daß ich von Machtkämpfen meinen Kindern gegenüber gar nichts wissen will,
wenngleich Nr. 2 eindeutig solche mit mir führt.

Die patriarchalische Erziehung, die so viele hier "genossen" haben,
die kenne ich auch,
und aufgrund meiner obigen Feststellungen schließe man bitte nicht,
daß ich die Methode zum idealen Familienzustand hochheilige!

Ich hab' ein bisschen Schwierigkeiten,
mich verständlich rüber zu bringen,
wie es scheint.

Also es ist schon auch so,
daß wir alle zusammen Unternehmungen, Projekte, Interessen,...
durchleben.
Manchmal muß Hälfte Nr. 1 ein scharfes Wort aussprechen,
weil wir anderen beim Essen vor lauter Blödsinn treiben und Gekicher
schon auf'n Nerv fallen.
Wenn wir im Auto unterwegs sind, spielt díe Stereo so laut,
und wir brüllen bei den Liedern, deren Text wir auswendig kennen,
so lange mit, bis wir heiser sind;
daß Kind Nr. 2 Schlagzeug lernt,
steht angesichts unserer Wohnsituation sicher in keinem Zusammenhang mit Vernunft
oder autoritärer Konsequenz
(- nicht die Wahl des Instrumentes,
wohl aber die konsequente Fortführung der Schule).

Man betrachte uns, mich und Hälfte Nr. 1, also bitte nicht als die Neuauflage dessen,
was vielen von uns hier so viel Nacharbeit beschert hat.


Ist es jedoch tatsächlich verkehrt,
ja sogar "krank",
ein gewisses Maß an Respekt, Gehorsam
oder Achtsamkeit,
Menschen, Tieren wie Dingen gegenüber
von unseren Kindern einzufordern,
und diese Forderung gehört deshalb wegtherapiert?


Na klar,
ich habe aufgrund meiner ... Krankheit
eine verzogene Wahrnehmung, verschobene Reizschwellen, ein nicht "normales" Reaktionsbild;
dies alles mit der Widerborstigkeit unserer Lieben unter einem Dach zu horten,
ist einfach nicht einfach
und wollte ich eigentlich diskutieren,
nicht die Frage meiner Ansprüche...


Um Nachsicht bittend

Jojo
steppenwolf1

Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von steppenwolf1 »

hi Jojo

Ist es jedoch tatsächlich verkehrt,
ja sogar "krank",
ein gewisses Maß an Respekt, Gehorsam
oder Achtsamkeit,
Menschen, Tieren wie Dingen gegenüber
von unseren Kindern einzufordern,
und diese Forderung gehört deshalb wegtherapiert?


was ist verkehrt ? Was gehört zu Respekt und Achtsamkeit ? Was würdest Du sagen, wenn Hälfte Nr.1 innerlich stirbt, Dir aber Achtsamkeit und Respekt entgegenbringt ?! Was würde es Dir und Hälfte Nr. 1 bringen ?

Was heisst am Ende Respekt und Achtsamkeit ? Ist es gelcihbedeutend mit Toleranz ?

vielleicht ist der richtige Weg, sich in der Mitte zu treffen .. zw. Horst und Dir ? Was ist der richtige Weg ?

"es nicht wissend", eine gute Nacht wünsch.

s.wölfin
otterchen
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von otterchen »

Hallo Ihr Lieben,

jaaaa... ich melde mich auch mal wieder

Ich habe auch einen Aspekt zu dieser Sache beizutragen:

zum einen:
würde Jojo ihren Mann / Partner ausschimpfen, wenn er sich bekleckern würde?
Ich stelle mir das eher so vor "oh Schatz, Vorsicht, da hast Du Ketchup am Hemd, komm, lass uns das wegwischen".
Da Kinder aber "erzogen" werden müssen, behandeln wir sie vielleicht oft so, wie wir Erziehung irgendwann einmal kennengelernt haben.

zum anderen:
wieso reagiert das Kind denn mit "ich hab doch gar nicht..."?
Ich habe mich beim Lesen des Eingangspostings direkt wie das Kind gefühlt - total in der Defensive, auf Abwehr.

Und gerne habe ich (bis vor gar nicht allzu langer Zeit) auf Vorwürfe / Kritik ebenso reagiert: mit Rechtfertigungen, Abstreiten, Erklären und Hinbiegen etc.
Erst heute kann ich mit sowas besser umgehen, kann JA dazu sagen, wenn ich kritisiert werde, brauche mich nicht mehr zu verteidigen.

Allerdings habe ich dazu noch eine Frage: um welches Alter geht es hier eigentlich?
Kinder sind oft so in ihrer Welt gefangen, dass sie im nächsten Moment gar nicht mehr wissen, was sie kurz zuvor getan haben. Dieses bewusste Handeln kommt erst mit der Zeit.
Und wieder was von mir:
mir wurde damals untersagt "erzähl dies-und-das blooooß nicht" - und prompt habe ich es rausgeplappert. Einfach, weil's genau durch diesen Appell in meinem Kopf war. Hätte Person A das nicht "verboten", hätte ich überhaupt nicht dran gedacht, es Person B zu erzählen. Und da war ich keine 6 mehr...



Bussi @ alle, ich lese hin und wieder tatsächlich noch mit hier
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Clown
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von Clown »

Hallo Jojo,

ich bin mal ein bisschen hartnäckig:

«Ich war einfach nicht zu halten damals,
wußte nicht, wann Schluß zu sein hatte,...»

Heißt das, deine Eltern haben es nicht geschafft, dir deine Grenzen zu setzen?

Grüße,

Clown
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Eckhart Tolle
912318798
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von 912318798 »

Hey , noch da?

Ja, so war es.
Manche Kinder sind mit einer Energie gesegnet,
da haben die Eltern ganz einfach keine Chance!

Ich glaube fast, mein Standpunkt in dem Thema ist noch immer nicht richtig definiert.
Kann das sein?

Lieben Gruß

Jojo
Clown
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von Clown »

Jojo,

dein Standpunkt ist mir klar, aber deine Frage an uns nicht so ganz.

Geht es dir darum, dass du deinen Kindern auf eine andere Art als deine Eltern Grenzen setzen möchtest? So, dass sie die Grenze akzeptieren und gleichzeitig sich noch geliebt fühlen?

Bisschen bin ich noch da, bin beim Zu-Bett-Geh-Ritual ... (Jiangulan-Tee, Wärmflaschen zubereiten...)

Clown
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Eckhart Tolle
steppenwolf1

Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von steppenwolf1 »

huhu jojo,

so ein bisschen bin auch noich da, aber der Kopf auch bald auf der Tastatur aufschlägt ....
... für heute, erstmal für heute !

Grüsse und gute Nacht ! Hoffe, Du findest für Dich antworten ...

s.wölfin
912318798
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von 912318798 »

Otterchen und Wölfin !

Ich bestehe darauf, den Unterschied zwischen
verängstigt sein, erniedrigt werden, terrorisiert
zu Respekt und das weitere Obige sehen zu dürfen.

Meines Erachtens,
das führt ja jetzt schon ein wenig weit, aber der Konsens ist vorhanden,
ist der Mangel an Achtsamkeit und Respekt
die Ursache für Kriege, Umweltverschmutzung, Unterdrückung der menschlichen Würde und tausend andere Übel.

Meine Kinder sind zwischen 5 und 10 Jahren alt;
ich weiß, daß ein Quäntchen Revolte sehr wohl bereits vorhanden ist;

Was mich beschäftigt, sind nicht die Hoppalas oder harmlose Rotzeleien.

Wer nicht lernt, das Zertreten einer Wiesenblume zu vermeiden, wird auch vor seinem Nächsten keinen Respekt haben,
etc.
(Man reite bitte jetzt nicht auf Fallbeispiele herum, die das Gegenteil beweisen!),
was letztendlich in globalen Grundeinstellungen seine Auswirkungen zeitigt,
darüber sind wir uns ja hoffentlich einig.

Aber wie gesagt,
da sind wir schon ein wenig zu weit vorgeprescht.

Ich finde schon,
daß Respekt mit einer guten Beziehung nicht im Kreuz steht,
sondern im Gegenteil sogar ein Bestandteil davon sein sollte.


Lieben Gruß

Jojo
912318798
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Re: Stirnmicherl und die Kätschap-Flasche

Beitrag von 912318798 »

Also ich werde die Frage noch einmal auffrischen,
- oder es wenigstens versuchen,
weil mir tanzt auch schon der Körser ganz seltsam vor den Augen herum:

Aus mehr oder weniger ärgerlichen Handlungen entstehen Auseinandersetzungen,
in welchen ich mich im Recht fühle
(siehe gesamte Diskussion oben) und ich jedoch Entgegnungen erfahre,
die sich jenseits meiner Toleranz befinden.

Das geht öfters mal so weit,
daß ganze Zeitspannen versaut sind,
weil sich die Stimmung in der Familie mit jedem Wortgefecht nach unten bewegt.

Diese Tatsache macht mir/uns als Depressive/s schwer zu schaffen,
so schwer, daß es wieder zu Break-Downs kommt,
zu Tagen im Bett, Katastrophen-Szenarien, Arbeitsverweigerungen, und den ganzen Schrott.

Wie ja Horst bestätigt,
bin ich damit nicht allein auf dieser Welt,
nur, er hat seine Methode gefunden, damit umzugehen,

ich bin halt noch auf der Suche
und kann mich mit der Perspektive des Arrangementes nicht so richtig abfinden.


Ja, so ungefähr könnte man die Thematik umreissen,
meine ich.

Also;
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