Diskussionsforum Depression

Hallo,
ich habe schon sehr lange nicht mehr hier geschrieben, habe aber jetzt wieder eine Frage:
Ich hatte vor 6 Jahren eine schwere depressive Episode und musste lange um meine Gesundung kämpfen.

Mittlerweile geht es mir EIGENTLICH sehr gut - heikel sind und bleiben aber die Herbst- und Wintermonate. In diesem Jahr möchte ich das nicht mehr nur erdulden, sondern offensiv angehen. Ich merke seit zwei Wochen, dass ich wieder etwas "abrutsche". Ein erster Schritt war der Gang zur Hausärztin, um mir Johanniskraut verschreiben zu lassen.

Hat jemand positive Erfahrungen mit Johanniskraut?
Und ich bitte euch um alle Tipps, die euch einfallen, um diese Zeit gut durchzustehen bzw. noch besser: gut zu leben!
Das würde mir sehr helfen.

Danke schon einmal und Grüße!
Chrispi

P.S.: Was ist eigentlich aus Datas Chat geworden??

Hallo Chrispi,

ich habe oft gelesen,dass Menschen mit Depressionen im Winter unter die Sonnenbank gehen sollen,das soll gut tun.

Ich selber bin kein Sonnenbankfan,weil ich so eine direkte Hitze nicht vertragen kann.

LG Danni !!

Hi Danni,

das hat mir auch immer gut getan, aber ich darf es jetzt nicht mehr machen, weil Johanniskraut die Haut so empfindlich macht, dass man nicht unter die SoBa darf...
Da beißt das eine das andere...

Aber danke schon mal für deine Antwort!!
Ich WILL diesen Herbst und Winter nicht mehr so abschmieren. Nicht immer wieder...

Grüße
Chrispi

@Schokofreakin,

danke dir. Ich mache 1x in der Woche Gymnastik, und das ist für meine Verhältnisse, bin ein echter Sportmuffel, schon viel...
Täglich bin ich draußen, auch weil ich kein Auto habe. Also 1/2 Stunde bestimmt. Meinst du, das reicht??

Huhu zusammen,

jetzt mal was aus der entgegengesetzten Richtung: Irgendwo freue ich mich ein wenig auf die "dunklen Monate". Diese Monate bringen für mich nicht nur Negatives in Form von Dunkelheit, Kälte, Regen usw..., nein, ich seh da auch durchaus positive Seiten: Ich kann mich abends ganz gemütlich auf die Couch oder aufs Bett setzen und ein gutes Buch lesen. Eine Tasse "Karl-Heinz-der-Herbsttee" dazu, vielleicht ein paar Kekse oder sowas, und der Abend ist gerettet. Oder ich trabe runter in den Keller an meine Eisenbahnanlage und bastle ein wenig - ich freue mich schon darauf, meine elektropneumatischen Signale anzuschließen und in betrieb zu nehmen... herrlich ist es auch, sich am früheren Abend mit denKindern zusammenzusetzen und denen eine Geschichte vorzulesen... selbst wenn es mir mal nicht so prall geht, ist das 'ne tolle Sache, denn wenn sich die beiden Mäuse so an mich kuscheln und meiner knarzenden Stimme zuhören... hat schon was... Und demnächst, so ab Sankt Martin aufwärts, werden sich die ganzen Radiosender wieder mit "Last Christmas" und "Driving Home for Christmas" in Weihnachtsstimmung bringen... Alle werden sich wieder beschweren, dass Weihnachten wieder so irre früh anfängt (und dann doch so unglaublich überraschend kommt...) - ja, auch das finde ich dann ganz amüsant...
Aber vielleicht hat das auch was damit zu tun, dass ich ein herbstgeborener bin und mich ohnehin in dieser Jahreszeit zuhause fühle...

hallo chrisp,

ich hatte auch schon mehrere schwere depri schübe. immer begannen die im dezember, an weihnachten.
mit johanniskraut habe ich keine erfahrungen. bei schweren depressionen soll johanniskraut, wie hier schon häufig zu lesen war, nicht ausreichen.
meine letzte depri dauerde bis juni/juli diesen jahres.
hobbys, ich nenne das mal alltagstherapie; ausdauersport, fotografie und neuerdings auch tanzen (salsa, bachata) halfen mir bisher wiederholt ganz gut raus aus der depri. im sommer geht es mir meistens viel besser als zur dunklen jahreszeit.
auch verhaltenstherapie und pharmakotherapie waren voraussetzungen wieder selbsthilfefähig zu werden.
tanzen lernen, oder anderes, hält mich mental fit. tanzen ist ein hervorragender ausgleich für mich, den ich nicht mehr missen möchte. auch lernt man leute kennen. flirtet ein wenig; und es macht einfach spass
vielleicht hast du das ja mitbekommen. das zdf hat mit mir einen kurzfilm für die ratgebersendung: 'volle kanne' gedreht. thema: herbst- winterdepression.

http://vollekanne.zdf.de/ZDFde/inhalt/0 ... 24,00.html
oder
http://de.youtube.com/watch?v=ANg31CPsJ3k

viel erfolg

gruß ernie

@Ernie,
danke für die Links und Tipps. Tanzen ist schon eine tolle Sache, würde mir bestimmt auch gut tun. Ob ich das organisiert bekomme, ist wieder eine andere Kiste...

@Martin,
ich versuche auch der dunklen Jahreszeit alles abzupressen, was nur möglich ist. Sobald das Gedöns mit St. Martins- und Vorweihnachtszeit losgeht, geht es auch schon besser, denn das macht Spaß und lenkt ab...vor allem mit Kindern (und ein wenig Selbstironie)...

Richtig fiese dann ist die Zeit Januar/Februar und Anfang März. Es ist noch kein richtiger Frühling in Sicht und die Teelichtzeit liegt hinter einem...
Du hast nicht zufällig auch für diese Zeit eine gute Strategie??

Grüße
Chrisp

nachtrag zur therapeutischen und kognitiven wirkung des tanzes:

dramatisch gebessert hat sich bei mir, konzentration, gedächtnis, entscheidungsfindung und zielgerichtetes handeln: die starken intellektuellen einschränkungen, die meine depri-phasen immer begleiteten, sind zur zeit nicht mehr vorhanden.

was das tanzen mit mir anstellt, und warum es für mich eine besondere bedeutung hat, ist unten im link ganz gut beschrieben. schon lange wird tanzen in der therapie und pädagogik erfolgreich eingesetzt:

http://www.tanzkultur.unibe.ch/aktuelle ... %20Web.pdf


gruß ernie

Hey, das ist jetzt der erste Herbst, in dem ich bewusst für viel Lichteinwirkung sorge. Und: es hilft tatsächlich!!

Ich feuere zudem das Ganze noch an, indem ich mir ab und an, wenn ich draußen umherstrunzel, mir vorstelle, wie die vielen kleinen neckischen Lux in meinem Körper die Serotoninproduktion so richtig anheizen. Das verstärkt tatsächlich, meine ich, die Wirkung - dank der Imaginationskraft.

Danke für eure Tipps!

Grüße
Chrisp

Hallo Chrisp, als ich "nur" den Winterblues hatte, hat Johanniskraut mir sehr gut und ausreichend geholfen. Allerdings hoch dosiert und über den Tag verteilt, also 3X300 mg und Johanniskraut aus der Apotheke, weil es eins sein muss, das auch bekannt für seine Wirksamkeit ist. Reformhausprodukte sind oft viel zu schwach.

Es heisst ja, dass unter einer Dosierung von 900 mg täglich, die antidepressive Wirkung nicht stark genug ist und dass es am besten wirkt, wenn man diese Dosis über den Tag verteilt.

Stimmte bei mir absolut. Sehr gute Erfahrungen.

Bei mir ist es nämlich auch so, dass ich eigentlich die dunklen Monate sehr mag, weil es eine Zeit der Stille und Einkehr und häuslichen Gemütlichkeit ist. Ich mag auch das dämmrige Licht und den Kerzenschein. Ich mag es auch durchaus, ruhiger und schlafbedürftiger in dieser ruhigeren Jahreszeit zu sein, solange es eben nicht zu arg und krankhaft wird.
Mein Körper reagiert aber ganz gegensätzlich zu meinem Geschmack depressiv.

Als ich jetzt im Sommer wieder einen depressiven Schub, unabhängig von der Winterdepression bekam, habe ich mir Bewegung und Spaziergängen draußen schlechte Erfahrungen gemacht. Ich war so stolz, mich täglich zu Meditations-Gymnastik und ein bis zwei Stunden Waldspaziergängen aufgerafft zu haben. Aber ich fühlte mich von Tag zu Tag steifer und verkrampfter und bekam schließlich dauernd Krämpfe beim Laufen und Verzerrungen bei der Gymnastik, auch wenn ich beides ganz langsam und locker hielt.

Liebe Grüße! Düne

Hallo Düne,

ich nehme schon hochkonzentriertes Johanniskraut, 2x450mg. Danke für deinen Bericht deiner guten Erfahrungen!

Ich habe auch deutlich!!! das Gefühl, dass es hilft, vielleicht gerade auch in Kombination mit der Bewegung draußen und den lieben Lux(e) (s.o.). Auf jeden Fall geht es mir von Tag zu Tag besser. Vielleicht werden es gar keinen grauen Monate, sondern es waren nur graue Tage??? Ich würde es so sehr wünschen, habe schon genug Deprizeit hinter mir, insgesamt...

Ich kenne das übrigens auch, dass die so sehr gepriesene Bewegung kontraproduktiv sein kann und man noch mehr durchhängt, weil es doch angeblich allen hilft, gerade einem selber nicht und dann fühlt man sich noch schlechter etc. ...abwärts...

Die Aufgabe ist wohl immer (noch) herauszufinden, was einem wann gut tut und eine Balance hinzubekommen zwischen Ruhe und Aktion so, dass sich die Ruhe nicht ins Versteinerte und die Aktion nicht ins Überdrehte auswächst...

Wie hast du denn das im Sommer dann hinbekommen, als du gemerkt hast, dass gerade die Aktion das Gegenteil hervorruft?

Lg
Chrisp

Vielen Dank noch mal für eure Tipps und Unterstützung. Leider, nachdem es erst bergauf zu gehen schien, bin ich dann doch immer mehr abgeschmiert und konnte auch nicht mehr gut schlafen.
Jetzt hat meine HÄ das Johanniskrautprojekt abgeblasen und mir Opipramol verschrieben. Ich gebe die Hoffnung auf einen guten Winter nicht auf und hoffe so sehr, dass das AD wirken wird...

Lg
Chrisp