Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

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Sittich
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Registriert: 9. Sep 2008, 20:59

Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von Sittich »

Hi!

Ich kämpfe innerlich zur Zeit viel mit der Frage, ob und wie ich mit Leuten aus meinem Umfeld über die Depressionen sprechen soll. Einerseits habe ich eher nur noch einen guten Bekanntenkreis denn tatsächliche tiefgehende Freundschaften, was mich natürlich hemmt etwas so intimes wie eine Therapie zu offenbaren - und andererseits brauche ich vielleicht genau das, um wieder zu lernen, mich anderen zu öffnen.
Wie geht ihr damit um?

Auf einer Geburtstagsfeier kam neulich das Thema Psychologie auf. Da wurden einem erstmal sämtliche Vorurteile um die Ohren geballert, die einem so einfallen können. Psychologen seien alle selbst gestörte Pfuscher, die bloß an einem herumdoktorn, ohne zu wissen was sie genau tun - denn schließlich sei Psychologie nix anderes, als eine Sammlung von konkurrierenden Modellen und jeder würd sich einfach aussuchen, was er so durchzieht. Dann kam noch nen Schwall über viel zu leichtfertig verschriebene Psychopharmaka die ja angeblich alle soooo krass seien, süchtig machen und sowas von unnötig wären...

Ich stand da und dachte nur "Wow, ihr habt mal so GAR KEINE Ahnung!!". Nicht nur, dass manchen nicht einmal klar war, was Psychologe und Psychiater unterscheidet, auch dieser geballte Haufen von Vorurteilen... Und das bei einer Runde, die ausnahmslos aus eher gebildeten Akademikern besteht (auch viele Leute aus Ärztefamilien!). Das macht mir irgendwie ziemliche Bauchschmerzen - sowohl vor Wut, als auch vor Angst. Ich weiß nicht ob ich die Kraft habe, stundenlang Vorurteile abzubauen, bevor ich überhaupt dazu komme, mit den Leuten auch über mich sprechen zu können.

Es ist ein bisschen als sei die Therapie eine eigene Welt, neben meinem eigentlichen Leben. Ich weiß nicht, wie ich über diese Schwelle kommen soll... Denn letztendlich muss ich beides ja irgendwie vereinen, oder?


Freu mich eure Gedanken zu lesen


Sittich
flocke
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Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von flocke »

Mhm, also in einer so großen Runde würde ich es persönlich nicht ansprechen...

Ich finde das ergibt sich so...

In meinem Bekannten/Freundes/Familenkreis wissen es meine enge Familie, aber drüber reden Fehlanzeige,
Mein beste Freundin auch, aber auch mit ihr kann ich da nicht über mich reden, weil sie für emotionales Zeug nicht so der mensch ist.
Eine seht alte Freundin, die ich mehr als mein halbes Leben kenne, aber nur sehr selten sehe. Mit ihr kann ich reden, wenn auch nur etwa einmal im Jahr.

Ansonsten noch zwei weitläufgier Bekannte, wo das Thema mal aufkam und ich es halt gesagt habe. Da kamen dann interessierte Fragen und "wie gehts dir denn?", "wenn du drüber reden willst..." Aber ehrlich gesagt rede ich mit denen da nicht drüber, habe ich nie, sie fragen nur manchmal nach wie es mir denn geht...

Ach ja und eine gute Freundin die ich kennengelernt habe als wir beide in der Psych waren... die weiß es natürlich auch und mit ihr kann ich mich ganz offen darüber unterhalten... auch oder gerade weil sie wegen was ganz anderem (ES) Therapie macht...


Meine Therapie war immer meine Sache... aber vielleicht auch einfach weil ich nicht bereit bin so viel persönliches von mir preiszugeben bei jemand der mich vielleicht täglich sieht.... Traumatisiert zu sein ist zwar in dem Sinne keine Schande, aber ehrlichgesagt ist das auch nichts was alles und jeder wissen soll...

Nur so meine Art damit umzugehen...

Hast du vielleicht doch jemand mit dem du eine engere Freundschaft hast? Da ist es denke ich am ehesten möglich das mal zur sprache zu bringen...


Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
gfb
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Registriert: 20. Feb 2005, 21:30

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von gfb »

Hi Sittich,

>Frage, ob und wie ich mit Leuten aus meinem Umfeld über die Depressionen sprechen soll.

Das hängt wohl von deiner Beziehung zu den Leuten dieses Umfelds ab, oder?

Spaß beiseite, das war jetzt so platt wie wahr:

ich habe für mich beschlossen, "damit" etwas offensiver umzugehen.

Ich hab derzeit grad ne ABM-Stelle in einem "geschützten Raum" (EDV-Fachkraft in einer Berliner Schule) und habe meiner Direktorin neulich reinen Wein eingeschenkt, indem ich ihr etwas erzählt habe über Diagnosen, Therapie und Medikamente - und darüber, dass ich meinen Job erledige, obwohl ich freitags erst um 9 Uhr auf der Matte stehe (wg. Termin auf der Couch um 7:30 am anderen Ende der Stadt).

Im Rahmen dieser ABM-Maßnahme muss ich ein Praktikum in der sog. "Freien Wirtschaft" absolvieren; das werde ich in der Softwarebude ihres Mannes machen, weil: der sucht exatkt MICH!.
Letzten Montag war ich beim "Vorstellungsgespräch" und hab ihm gleich reinen Wein eingeschenkt...

Ergebnis:
volle Akzeptanz, null Problem!

>Geburtstagsfeier

Vermutlich wurden auch Psychologie-Neurologie-Psychiatrie-Psychosomatik-Psychotherapie munter durcheinander gewürfelt, dass es einer Sau graust, oder?

>Ich stand da und dachte nur "Wow, ihr habt mal so GAR KEINE Ahnung!!".



Tja, wie soll man sich da verhalten?

Sich einmischen?
Still in sich hinein grinsen?
Sich aufregen?



>eher gebildeten Akademikern besteht (auch viele Leute aus Ärztefamilien!).



"Akademiker sind wohl DOCH überschätzt!"
(tm Loriot, "Ödipussi", Szene in der Balletschule)

Liegt dir was an diesen Leuten?

Wenn ja: was?

Liegt dir soviel an ihnen, dass du Aufklärungsarbeit leisten möchtest?

Falls ja: schnapp sie dir einzeln; falls nein: vergiss sie!

>Therapie eine eigene Welt, neben meinem eigentlichen Leben.

Therapie IST eine eigene Welt und manchmal denke ich, dass man aus Therapie durchaus einen Fulltime-Job machen könnte (ich unterziehe mich seit Jahren einer Psychoanalyse und kriegs bisher grad so hin, die Therapie mit meinem Alltagsleben vereinbaren zu können).

Grüßle nach wohin auch immer von rechts oben


Friedrich
------------

"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
Ina80
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Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von Ina80 »

Hallo Sittich,

also, ich glaube, ob man sich mit der Materie Psychotherapie/Psychologie etc. auskennt, hat nichts damit zu tun, ob man Akademiker ist bzw. aus einer Ärztefamilie stammt. Da ist Unwissenheit überall zu finden.

Tja und ob und wem man über seine eigene Therapie erzählt, ist so eine Sache. Also, ich habe es meinen engeren Freunden eigentlich fast allen erzählt. Bei vielen stellte sich heraus, dass sie selber eine Therapie machen / gemacht haben bzw. über eine Therapie nachdenken. Bis jetzt konnten alle erstaunlich gut mit dem Thema umgehen. Und sie begegnen mir weiterhin so wie immer. Das finde ich so okay und ich kann mir jetzt bei ihnen auch mal die Freiheit nehmen und sagen "Sorry, mir geht es heute mal nicht so gut." Ich glaube, einer Gruppe auf einer Party oder so würde ich es nicht unbedingt erzählen. Auf der anderen Seite weiß ich auch nicht, wie wütend ich über die Unwissenheit wäre und ob es dann nicht einfach aus mir heraus platzen würde. Hm, schwiiiiiieeerig....

Liebe Grüße
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
kormoran
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Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von kormoran »

hallo sittich,

ich kämpfe auch mit dieser frage. ich bin jemand, der man es wohl sehr leicht ansieht, wenn es ihr schlecht geht, also hatte ich auch immer angst, dass die leute vermuten, über mich reden, und selbstverständlich schlecht über mich urteilen.

letztlich ist es für mich vorerst dabei geblieben dass nur freundInnen, und zwar nur die ganz wenigen denen ich wirklich vertraue, davon wissen. leider habe ich sehr lang dazu gebraucht - es hätte mir sicherlich geholfen, früher dazu zu stehen und mich wenigstens vor den freundInnen nicht verstecken und verstellen zu müssen (bzw. zurückziehen). auch in der familie weiß es (von mir - ich weiß nicht, was weitererzählt wird) nur die "kernfamilie".

ich glaube dass das schon mal das wichtigste ist: man braucht ein bisschen raum, ein paar menschen, bei denen man einfach man selbst sein darf. wo man sagen kann, es geht mir gerade schlecht, wo man nicht unbedingt so viel erklären muss, wo man nicht so ein schlechtes gewissen haben muss, wenn man sich zurückzieht.

damit im rücken hält man es vielleicht "draußen" etwas leichter aus. im arbeitsumfeld hätte ich es nicht gesagt, auch nicht in einer größeren runde wie von dir beschrieben. man hat einfach zu wenig kontrolle darüber, wie es ankommt, und wie die leute damit umgehen. da ist zu viel unwissenheit und leider macht es zu vielen menschen freude, andere auszurichten und sich selbst dadurch aufzurichten ...

bei dieser situation die du beschreibst, frage ich mich, ob das nicht auch mit selbstschutz und unsicherheit zu tun hat. mag sein, dass einige von denen, die so geredet haben, einfach mitreden wollten, um nicht entdeckt zu werden ...

so wie du fällt es mir sehr, sehr schwer, eigentlich schaffe ich es bis heute fast überhaupt nicht, aufzuklären, mir diese mühe zu machen, den leuten zu versuchen, klarzumachen, was das alles wirklich heißt.

bist du in einer selbsthilfegruppe?

liebe grüße
kormoranin

[edit]
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
feuerfisch
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Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Sittich

Ich gehe sehr offen mit meiner Erkrankung um. Allerdings merkt man sie mir auch nicht an, darum sind die Menschen denen ich davon erzähle dann auch meist sehr verwundert.

Es gibt ein paar die sich dann abwenden, aber das sind dann auch meist die oberflächlichen Typen, mit denen ich sowieso nix anfangen kann. Manche aber wenden sich auch ab und ich verspüre dann bei ihnen eine Angst das ihnen selbst etwas herausrutschen könnte - diese Menschen tun mir dann leid

In einer Gruppe habe ich meine Erkrankung noch nie erwähnt, ich denke auch mal das ich sowas auch nur dann tun würde wenn die Leute `empfangsbereit´ wären. Aber in ein Gespräch wie das welches du erwähnt hast, da würde ich mich einmischen.
*lol* allerdings denke ich schon das die meisten Therapeuten auch nen Knall haben - aber sie können doch gut damit umgehen!

Ich denke mal dass du dich da auf dein Bauchgefühl verlassen solltest. Wann und bei wem es angebracht ist darüber zu reden.
Ich für meinen Teil fahre sehr gut mit meiner Offenheit.

*toitoitoi* für dich

feuerfisch

.
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Dendrit
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Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Sittich,

kann mich den anderen nur anschließen: in der Gruppe würd ich das auch nicht machen (kann sein, dass es eine Ausnahme geben mag), aber einzeln "vorknöpfen" würde ich dann schon.

An sich geh ich auch offen damit um. So wie jemand mal sagt, er kann da und da nicht kommen, weil er zum Zahnarzt muss, sag ich, dass ich da beim Psychiater bin. Manchmal gings mir dann wie Ina: wer schon mal ne Therapie hat/te oder in Betracht zieht. Dann kommen schon mal spezielle Fragen, aber so wie bei Komoranin ist es auch für mich: der Inhalt eines Gesprächs geht niemanden was an.

LG, Manuela
ndskp01
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Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Sittich,

da hast du ein wichtiges und schwieriges Thema begonnen. Manche meiner Freunde wissen, was bei mir los ist. Sie gehen sehr unterschiedlich damit um, je nachdem, was sie über die Krankheit wissen, und auch je nachdem, wie sie selbst sich sonst verhalten. Bei einer denke ich mir, ich hätte besser nix gesagt. Eine weiß es und weiß auch, dass sie mir nur wenig helfen kann. Sie war in der schlimmsten Zeit in der Nähe, ohne aufdringlich zu sein, das war gut.

Dann gibt es noch Leute in meinem Umfeld, denen ich gerne sagen würde, was bei mir ist, aber die es abblocken. Mein Chef. Der auch gelegentlich inkompetent-kritische Bemerkungen zur "Pillenkultur" in unserer Gesellschaft loslässt. Zwar hat er mir in einer schlimmen Phase geholfen, indem er mich zum Arzt geschickt hat, aber dass ich jetzt, zwei Jahre später immer noch mit Depressionen zu tun habe (die ja chronisch in mir stecken), kann er sich vermutlich nicht vorstellen.

Aber irgendwie sage ich mir auch, dass es nicht meine Aufgabe ist, die ganze Welt aufzuklären, auch nicht über diese meine Krankheit. Ich tue es, wenn ich glaube, dass es mir hilft.

Hilft dir das?

Liebe Grüße, Puk
Sittich
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Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von Sittich »

Danke für eure Antworten So offensiv wie einige von euch könnte ich glaube ich nicht damit umgehen, dafür bin ich generell bei solchen Dingen zu gehemmt.

Ich habe schon einige Leute, die öfters nachfragen, ob alles in Ordnung sei... Ich denke mal, man sieht auch was los ist. Mich haben auch Leute die ich nur aus der Uni kenne öfters gefragt, ob ich krank sei oder so, weil ich so abgekämpft aussähe... Wenn mein Umfeld da wenigstens teilweise informiert ist, wäre das vielleicht nicht schlecht.

Außerdem ist das soziale Schneckenhaus ja Teil von meinem Problem. Vielleicht hilft es mir, es wenigstens meinen Eltern und 2-3 "Freunden" zu sagen... Vielleicht kann ich dann irgendwann auch wieder die Gänsefüßchen weglassen und einfach Freunde schreiben
SP2
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Registriert: 11. Sep 2008, 14:51

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von SP2 »

Ich habe damals meine Therapeutin um Rat gefragt, was sie machen würde

Sie hat mir damals geraten eine kurze Erklärung zu geben, die wahr und für mich stimmig ist (z.B. ich habe Depressionen) und dann nicht näher darauf eingehen

Wenn die Menschen damit nicht umgehen können, ist es IHR Problem und NICHT DEINS!!!

Sagst du nämlich gar nix, denken die sich ihren eigenen Teil zu deiner Veränderung und was da rauskommt ist oft schlimmer als eine Depression

Also ich bin bisher immer gut damit gefahren. Meine Diagnose kann jeder wissen, ich hab nix, wofür ich mich schämen müsste. Einzelheiten und Hintergründe dagegen kennt nur meine engste Familie
______________________________

"Der Gesunde hat tausend Wünsche. Der Kranke nur einen einzigen: ..wieder gesund zu werden."
steppenwolf1

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Sittich,

ich gehe nicht so offen damit um. Sorry, wenn ich hier anders schreibe, hab aber eher schlechte Erfahrungen gemacht. (Zwar nicht bei Freunden, hab keine ... auch Familie nicht, sie verstehen es nicht, aber ich erwarte es auch nicht)
Aber beruflich sollte man vorsichtig sein. Aufklärung und Beruf sind 2 verschiedene paar Schuhe meiner Meinung nach.
Man kann auch von der Wirtschaft nicht erwarten, dass jemand krankes im Produktionsprozess bleibt ... es wäre schön, aber zu erwarten nein ....
Hab eine wiedereingliederung gemacht, sie wussten quasi bescheid, nur nach erneuter Krankheit nicht mehr ... da ist man draussen.
Auch ein Grund nicht offen damit umzugehen ...

Wie mit grossen Löchern (mehr als 1 oder 2 Jahren) umzugehen ist nicht so einfach. Was man erzählt oder sagt, preisgibt oder nicht, ist schwierig.

Persönlich denke ich, erstmal lieber weniger gesagt als zu viel. Mit Öffnung gegenüber anderen und sei es Freunden, ist der Druck vllt. (vllt.) weniger, aber es hat auch enorm viele Nachteile ...

Je offener, desto angreifbarer ist man auch. Dessen sollte man sich bewusst sein.

Viele Grüsse, s.wölfin
BeAk

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

ich gehe offen mit meiner Dystymie und meiner rezidivierenden Depression im privaten Umfeld um. Auch meine Kurskollegen und die wichtigsten Lehrer u. Dozenten wissen davon.

Von meiner PS wissen nur meine Kinder. Ich denke, eine Psychopathie als Nichtbetroffene/r zu verstehen ist fast nicht möglich.

In meinem Praktikumsbetrieb, einem möglichen Arbeitgeber, wissen der Chef und die Kollegen nichts über meine Störungen.
Meine Gründe für meine Haltung im Betrieb sind die selben wie bei Wölfin.
Regenwolke
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Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Sittich,

ich gehöre - was "psychische Probleme" angeht, auch eher zu den offensiven Menschen, hab allerdings auch ein privates Umfeld (viele Freunde aus "Psycho-Berufen" oder mit Therapie-Erfahrung), wo das gut möglich ist. Im beruflichen Umfeld bin ich allerdings vorsichtig, ebenso Menschen gegenüber, die meiner Einschätzung nach für das Thema nicht offen sind, denn ich möchte mir ja nicht schaden oder mich gegenüber verständnislosen Leuten verletzbar machen.

Wie Bea mache ich allerdings außerdem bei den Diagnosen eine Unterscheidung: was Depris und Ängste angeht, bin ich ziemlich offen, daß ich dagegen auch Züge einer Borderlinestörung habe, wissen selbst von den guten Freunden nicht alle. Da gibts noch mehr Vorurteile, als bei Depressionen und bei Leuten, die von solchen "Psychosachen" wenig Ahnung haben, ist mir das dann auch zu kompliziert zu erklären.

LG, Wolke
juliane07
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Registriert: 24. Feb 2009, 08:37

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von juliane07 »

Hallo zusammen,
habe nicht selten im meinen Leben die Erfahrung erleiden müssen: Ein "Mitwisser" ist genau einer zuviel.
Selbst mein Ex Thera hat unter eklatanter Verletzung der Schweigepflicht meinen Partner
Diagnosen die zudem falsch waren und Dinge über den Therapie-Verlauf bzw. mein Verhalten
in den Sitzungen hemmungslos erzählt,
was zur Folge hatte dass sich bei meinen Partner eine unbegründete Panik bezüglich meiner Erkrankung entwickelte.

Seitdem: Mitwisser "Nein Danke"

Gruß
juliane
sek__knd
Beiträge: 456
Registriert: 5. Sep 2008, 18:54

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von sek__knd »

Guten Abend,

diese Frage beschäftigte mich auch sehr lange.

Habe gestern, im KiGa meines Zwerges das erste Mal, unwissende Menschen, mit meiner Krankheit konfrontiert.

Hatte es satt, immer meine Maske tragen zu müssen, gute Miene zum "Bösen Spiel" zu zeigen.
Eine ehrliche Erklärung von meiner Seite aus, WARUM manche "Elternämter" mir nicht mehr so einfach zu erfüllen sind.

Wurde ganz gut aufgenommen von der leitenden Erzieherin.
Es wird die Zukunft zeigen, was tatsächlich hinter dem mir entgegengebrachten Verständnis bringt.

Im Job ???
Würde ich erstmals generell sehr vorsichtig sein und nicht so offen und ehrlich hinter meiner Depression stehen.
Sie ist eben kein Beinbruch , der offensichtlich und objektiv nachvollziebar ist.


Liebe Grüße und ein schönes WoEnde

S E K
Sittich
Beiträge: 44
Registriert: 9. Sep 2008, 20:59

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von Sittich »

Ich habe es am Freitag einem Freund gesagt, weil der mich auf einer Party quasi beiseite genommen hat und mich gefragt hat, wie es mir eigentlich geht... Fühle mich jetzt viel besser, jetzt muss ich mich ihm gegenüber wenigstens nicht mehr verstellen. Ich glaube, den wirklich wichtigen Leuten in meinem Umfeld werde ich wohl doch reinen Wein einschenken, auch wenn es echt schwer ist.
gfb
Beiträge: 1864
Registriert: 20. Feb 2005, 21:30

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von gfb »

@sittich,

>Fühle mich jetzt viel besser, jetzt muss ich mich ihm gegenüber wenigstens nicht mehr verstellen.

Na also, geht doch!

>den wirklich wichtigen Leuten in meinem Umfeld werde ich wohl doch reinen Wein einschenken

Überlege dir aber gut, wer von den Leuten in deinem Umfeld WIRKLICH wichtig ist für dich.

Ich renne z.B. auch nicht mit 'nem Stempel "Bitte helfen Sie mir über die Straße. Ich bin depressiv!" auf der Stirn herum; ein wenig "Abtasten" gehört schon auch dazu.

>auch wenn es echt schwer ist.

Ist es...

Grüßle

Friedrich
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"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
Twinkle
Beiträge: 179
Registriert: 28. Mär 2003, 15:55

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von Twinkle »

ich kann persönlich nur abraten, andere zu sehr in diese dinge einzuweihen.

habe mich einer freundin anvertraut. nachdem wir uns jetzt über 25 jahre kennen, ist daran die freundschaft zerbrochen.
lunasol
Beiträge: 531
Registriert: 1. Apr 2007, 11:49

Re: Mit anderen darüber sprechen - Ja oder Nein, Wie?

Beitrag von lunasol »

Nein, twinkle, nicht daran ist sie zerbrochen.

Auch wenn das jetzt hier ein Insider ist, kann ich das so nicht stehen lassen. Die ein oder andere hier im Forum kennt mich persönlich und kann aus deinen Worten schliessen, das ich gemeint sein könnte.
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