die tränen stecken fest

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MorgenSonne
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die tränen stecken fest

Beitrag von MorgenSonne »

ich bin in einer phase, in der sich die depression löst.
ich merke wie in mir die tränen feststecken und ich nicht heulen kann und würd doch so gerne.
selbst wenn mal ein schub kommt, dann fühlt sich das nicht so tief an, wie im gesunden zustand. ich weine dann und habe aber keine zugang zu einem thema in mir, was genau die trauer ist. hab ahnungen aber ich fühl es nicht richtig. danach ist es, als wie wär nichts gewesen und ich frag mich, warum ich weine. ich denke, dass wird nach und nach "lebendiger" werden, sodass ich zugang zu mir bekomme. finde das aber echt etwas befremdlich, was da in einem vorgeht.

kennt ihr so etwas? wie kann man sich denn helfen an sich ranzukommen? trauer zuzulassen? außer therapiesitzungen...

ganz lieber gruß
kleine kämpferin
Zwiebel
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Re: die tränen stecken fest

Beitrag von Zwiebel »

Hi
nochmal, habe grade eben schon auf deinen anderen Text geantwortet.
Ich lasse immer die Trauer zu, oft kann ich es gar nicht mehr schlucken, mir wird richtig übel, wenn ich alles los gelassen habe, kann ich etwas essen. Was ich dann auch sofort tue!
Ich weiß oft nicht welches Thema dahinter steckt, ist unwichtig, fällt mir immer später, irgentwann nebenbei ein.
Oft ist es auch Wut, die ich in Trauer verpacke!
Alles was kommt, ist in Ordnung! Es muß nicht immer tief sein und alles bewußt.
Auch ein bißchen weinen ist gut, es kommt eh nur das was du verkraften kannst.
Meine Devise: Annehmen und genießen! (Ächz)
Ich gebs ja zu, klappt bei mir auch nicht immer.

Schlaf gut Ruth
FönX
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Re: die tränen stecken fest

Beitrag von FönX »

Hallo kleine Kämpferin,

ich kenne das gut. Wenn ich Bedarf zu trauern habe und nicht richtig kann, höre ich anrührende Musik. Vielleicht hilft dir das eine oder andere was ich im Thread "der Soundtrack zur Depression" geschrieben habe. Einige Beispiele:

Pe Werner - Trostpflastersteine
Loreena McKennitt - Dante's Prayer; Seeds Of Love
Kari Bremnes - Dagen (The Day); Melankoli; Og Ute Er Det Sol; Skrik; u.v.m.

Von solchen Stücken habe ich mir eine Playlist gemacht, die nacheinander alle diese Stücke abspielt. Das hilft den Tränen auf die Sprünge (Pe Werner "Tränenflussabwärts").

Ich erlaube mir, dich mal virtuell zu umärmeln.
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
FönX
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Re: die tränen stecken fest

Beitrag von FönX »

Ich vergaß: Das Wichtigste ist m.E. die Trauer und die Tränen zuzulassen!

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
MorgenSonne
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Re: die tränen stecken fest

Beitrag von MorgenSonne »

danke euch!

das mit der playlist werd ich bei zeiten mal ausprobieren.

und es kommt wirklich nur das, was man verkraftet. oh man, ich würd gern mehr verkraften... naja.

schlecht wird mir auch manchmal dabei. bin beruhigt zu hören, dass es dir auch so geht, ruth.

viele liebe grüße
kleine kämpferin
black49
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Re: die tränen stecken fest

Beitrag von black49 »

liebe kämpferein,

mir geht es zZ genauso. ich bin traurig, aber die traurigkeit ist so oberflächich. das leere in mir ist nicht mehr ganz so tief, und auch nicht mehr so hohl. ich habe nicht mehr das gefühl, der dunklen hülle. aber trotzdem kommen die gefühle nicht richtig in mir an, es schwebt so um mich rum. habe jetzt ein anderes gefühl, bin einfach traurig, weiß nicht richtig warum, könnte aber weinen, und genau wie du schreibst, die tränen stecken fest.

diese art der traurigkeit beschäftigt mich schon ca 2 wochen. meine thera fragte mich auch, was und wie ich darüber denke? was könnte nach meiner meinung ausschlaggebend sein???

du sagst, deine depression fängt sich an zu lösen. ja ich denke auch das das eine der ersten phasen ist, auch bei mir. die guten tage dauern länger an und kommen auch in kürzeren abständen. aber dann sind immer noch die schlechten tage, die sich natürlich auch breit machen. mein psychologe sagt, die guten tage kommen immer mehr und mehr, die schlechten dagegen, werden weniger und kommen auch dann in größeren abständen.

das wollte ich dir nur mal schreiben, da ich so ähnlich fühle wie du. dazu kommt bei mir, dass ich eigentlich immer mal wieder aufgeben will und meine AD absetzten möchte. aber ich habe angst, bin froh das es so ist wie es ist, und ein medikamenten wechsel hm........schreckt mich auch einbischen ab, habe in kürzester zeit 17 kg zugenommen.

ganz liebe grüße von eva
Ina80
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Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Re: die tränen stecken fest

Beitrag von Ina80 »

Ihr Lieben,

ich stecke im Moment in einer ähnlichen Phase. Ich finde das komisch, weil ich das so gar nicht kenne. Hatte ich sonst meine Depri-Phasen, konnte ich in einem durch weinen und auch bei ganz neutralen Themen konnte ich einfach losweinen. Mitten im Gespräch mit anderen habe ich angefangen, zu weinen. Ich habe mich in dieser Zeit eigentlich nur mit Leuten getroffen, die auch Depressionen bei sich kennen und Verständnis dafür haben.

Jetzt ist es aber so, dass ich eine wahnsinnig tiefe Traurigkeit in mir fühle, aber einfach keine Träne kommt. Ich würde am liebsten ganz laut schreien oder einfach nur weinen, aber es geht nicht...Auch die Depri-Musik hilft da nicht, kennt Ihr Scala? Ich finde, die machen dafür ganz passende Musik, aber ich verdrücke trotzdem keine Träne. Auch traurige Filme helfen nichts... Ob ich darüber mal mit meiner Thera im nächsten Termin spreche?

Liebe Eva und liebe Kämpferin, fühlt Euch fest gedrückt von mir! Ich selber finde es nicht leicht, in solchen Phasen durchzuhalten und gebe dann auch mein bestes, meinen Alltag weiter zu leben, wie er sein soll. Obwohl ich am liebsten die Geburtstagsfeier heute Abend absagen würde...

Also dann, Euch allen trotzdem einen netten Tag...

Eure heute traurig gestimmte Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
black49
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Re: die tränen stecken fest

Beitrag von black49 »

liebe ina,

was ist das für phase, die wir durchleben?

ich finde es fast unvorstellbar, als ich deine worte gelesen habe. ich kann genau nachvollziehen wie es dir geht. denn auch ich habe diese ausgeprägte traurigkeit in mir. es ist so oberhalb der brust. ich mag weinen, aber die augen bleiben trocken, es geht nicht.

dies habe ich meinem psychologen gesagt, er nickte mit seinem kopf und hörte mir zu. aber ich habe auch nicht weiter nachgefragt warum das so ist. ich sage immer das was/wie ich mich gerade fühle.

früher habe ich nie so viel nachgedacht und schon gar nicht über mich....das ist und das war so, basta! komisch und jetzt kann ich sogar richtig beschreiben wie ich fühle, was ich spühre. weißt du/ihr wie ich das meine?

es ist schön, aber irgend wie auch erschreckend oder erstaunlich, wenn ich fast identische wahrnehmungen lese.

ich drücke euch auch ganz arg, dic ina und dich kleine kämpferin.

bei uns regnet es,
LG von eva
SP2
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Re: die tränen stecken fest

Beitrag von SP2 »

Ohja, von dieser Traurigkeit kann ich auch ein Liedchen singen.

In der Zeit VOR der Klinik war es einfacher, obwohl es mir wesentlich schlechte ging. Ich musste den ganzen Tag weinen, jeder konnte erkennen wie ich am Ende bin und alle haben mich verstanden und/oder in Ruhe gelassen.

Nun kommt die Zeit danach. Zeit Erlerntes im Alltag umzusetzen. Das ist wesentlich schwerer als ich gedacht habe. Mein Körper hat sich erholt, ich bin zurück und alle meinen, ich funktioniere wieder. Man sieht mir äußerlich nichts mehr an - angeblich sehe ich sogar wieder "blendend" aus.

Kommt super gut so ein Kompliment, wenn man sich innerlich immer noch leer fühlt, traurig ist (aber meine Tränen sind vertrocknet - ich kann nicht mehr weinen), kaum Antrieb hat, den ganzen Tag aber die Kraft aufbringen soll, in der Klinik Erlerntes umzusetzen und sich gegen die alten Muster zu wehren.

Bin gespannt wie lange ich das durchhalte..
______________________________

"Der Gesunde hat tausend Wünsche. Der Kranke nur einen einzigen: ..wieder gesund zu werden."
Ina80
Beiträge: 151
Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Re: die tränen stecken fest

Beitrag von Ina80 »

Liebe Eva,

klar, kenne ich das. Man denkt in jeder freien Minute über sich selber und sein Befinden nach...Das hatte ich früher auch nicht, dieses Grübeln, ob man im Leben alles richtig macht. Früher war es mir relativ egal, hauptsache, mir gefiel es. Heute denke ich darüber nach, was andere über mich denken, wenn ich mich so und so verhalte....Dazu dieser ständige Gedanke, wie schlecht es einem eigentlich doch geht...Keine Ahnung, was für eine Phase das ist...Ich hoffe nur, dass sie vorbei geht. Aber es ist wirklich erstaunlich, wenn man Postings liest, die auch von einem selber stammen könnten, da hast Du Recht. Aber gibt es einem nicht auch ein gutes Gefühl, dass man nicht alleine auf der Welt mit solchen Gedanken ist? Mir geht es manchmal so.

Glodstück,
ich habe darüber mal gelesen, wie schwer der Wiedereinstieg nach einem Klinikaufenthalt ist. Aussenstehende können meist nicht nachvollziehen, dass es einem trotzdem noch nicht 100% wieder gut geht und dass man nun noch einige Zeit braucht. Es ist nicht wie wenn man für eine Operation ins Krankenhaus geht, aus dem man meist geheilt wieder heraus kommt. Dazu hat man da vielleicht noch einen Gips, der in deinem Falle da ist, aber nicht sichtbar. Ich wünsche Dir viel Durchhaltevermögen, damit Du auch eines Tages den Gips ablegen kannst.

Euch allen noch einen netten Tag, ich drück Euch
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
black49
Beiträge: 132
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Re: die tränen stecken fest

Beitrag von black49 »

hallo goldstück,

warst du in einer klinik (krankenhaus) wegen einer akut aktion oder in einer reha?

nimmst du medikamente, bist du jetzt gesund geschrieben?

ich kann dir leider auch keine tipps geben, habe nur schon darüber gelesen. kann mir vorstellen, dass bei einem aufenthalt in einer klinik so ziemlich alles klar ist, die wirklichkeit aber ganz anders aussieht.

ich würde dir gern helfen. manchmal wünschte ich mir, wir wären nicht alle so in der weiten welt verstreut, man könnte einfach kurz anrufen, sich sehen oder treffen, und einfach nur reden.

vielleicht aber nimmt auch das anonyme hier im forum einem die angst und deshalb kann man auch so wunderbar offen und ehrlich sein.

ich denke auch, dass die eingewöhnung in den alltag seine zeit braucht. hab geduld und du wirst sehen, dein goldstück fängt ganz langsam wieder zu funkeln an.

LG eva
MorgenSonne
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Registriert: 13. Jul 2008, 13:01

Re: die tränen stecken fest

Beitrag von MorgenSonne »

hallo ina, eva und goldstück!

schön von euch zu lesen.
ich bin derzeit aus der klinik heraus und habe auch meinen alltag. wobei ich nicht arbeite, sondern auf meine zweite reha warte (noch ca. 3 monate).

mache viel sport und egal was ich tue, ich mache alles nur für die genesung. also ALLES was ich mache, ist irgendwie therapeutisch. das ständige nachdenken kenne ich. und ich kann gar nicht anders, weil alles noch so gefühllos ist. die erlösung wäre einfach erstmal das weinen. die wut, die undefinierbar in mir ist und die trauer, die ich nicht verstehe, zu spüren und irgendwann zu merken, was es ist. das geht soooo schleichend. es ist einfach nervig, obwohl ich glaube, auf dem richtigen weg zu sein.

sehe mich selbst im spiegel und sehe wie gut ich aussehe. ich meine damit, im spiegel sehe ich mir die depression nicht an und andere eigentlich auch nicht. man merkt mir noch die eingeschränkte art und weise etwas an aber sonst nix. nur ich selbst bin so lehr, gedrückt und fühl mich selbst nicht. alles ist, wie wäre es nicht gewesen. nicht mal mein sprechen spüre ich, meine meinung. es ist einfach komisch.

aber ich bin bis auf tiefs guter hoffnung und ich sehe das ja auch.

ich grüß euch ganz lieb von meinem herzen, dass sich noch versteckt hat.

eure kleine kämpferin
Hazeline
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Registriert: 8. Sep 2008, 19:45

Re: die tränen stecken fest

Beitrag von Hazeline »

Ihr Lieben,

auch ich kenne dieses Gefühl, nicht weinen zu können - hatte es sehr lange nach meinem Aufenthalt in der Akutklinik. Jetzt endlich nach langen 8 Monaten kann ich endlich weinen (bin manchmal ne richtige Heulsuse)und dachte zeitweise schon wieder ich ticke nicht richtig. Aber mein Therapeut unterstützt dies sehr und sagte mir, dass das Weinen ein Schritt in die richtige Richtung sei. Nur manchmal geht mir die Puste aus und dann kann ich es nur schwer annehmen, dass ich ein Bergsteiger in Turnschuhen im Nebel auf dem Weg zum Berggipfel bin und sich die Sonne nicht häufiger zeigen will.
Liebe Grüße an alle tapferen Kämpfer
Ina80
Beiträge: 151
Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Re: die tränen stecken fest

Beitrag von Ina80 »

Hallo Zusammen,

aber ich verstehe das einfach nicht, wieso man nicht weinen kann. Früher konnte ich das echt gut, und auch heute kann ich bei den traurigsten Kinofilmen anfangen, zu weinen. Aber bei mir selber verspüre ich manchmal nur eine Wut auf mich selber. Ich würde gern schreien, aber natürlich geht das nicht...Ich bin wütend auf mich, dass ich Verabredungen kurz vorher absage, weil ich nicht weiß, ob ich die überhaupt möchte, dann bin ich danach sauer auf mich weil ich Angst habe, die Freundin, mit der ich das Treffen abgesagt habe, könnte mich nicht mehr mögen.....Und dann möchte ich einfach nur noch laut schreien!! Man, wie blöd.

Sorry, aber so ist es mir heute ergangen, ich bin supermüde, weil ich ziemlich früh heute Morgen aufstehen musste und deswegen nicht viel geschlafen habe. Deshalb habe ich eine Verabredung vorhin abgesagt und jetzt habe ich Angst, dass diese Freundin deswegen sauer auf mich ist. Obwohl sie sagte, es sei schon okay und wir verschieben es bloß. Und wieso bin ich jetzt sauer auf mich selber?

Achje, ich weiß auch nicht...Wahrscheinlich gibt es auf solche Fragen keine Antworten....

Liebe Grüße und allen einen schönen Sonntag
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
Zillah
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Registriert: 28. Aug 2008, 16:49

Re: die tränen stecken fest

Beitrag von Zillah »

Hallo,
das nicht weinen können kenn ich auch. solche Phasen hab ich immer mal wieder. Dieses Gefühl, dass es einen innerlich fast zerreist, weil es raus will aber nicht kann.
Im moment ist es aber anders, ich weiß nicht wie, nicht besser, aber anders...ach.

Ina
Über kurzfristig abgesagte Verabredungen könnte ich glaube auch ein Buch schreiben, es sind unzählig viele. Meistens sage ich, dass ich zu müde bin. Ich glaub nicht, dass das noch irgendjemand glaubt aber egal. Und hinterher bin ich auch so sauer auf mich. Aber ich bin sauer, weil ich denke Freunde treffen und spaß dabei zu haben gehört doch zum Leben. alle Menschen tun das, und es ist für sie selbstverständlich. warum krieg ich das dann nich hin?

die Zillah winkt
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Die Musik drückt aus was nicht gesagt werden kann, worüber zu schweigen aber unmöglich ist.

Victor Hugo
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