Liebe lernen

otterchen
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Liebe lernen

Beitrag von otterchen »

Wie lernt ein Kind, das von den Eltern her nie Liebe erfahren hat, wie sich das anfühlt, geliebt zu werden? Wie soll es sich selbst lieben, wenn es nie erfahren hat, was das heißt? Wenn dem Kind nie entsprechende Werte vorgelebt wurden? Wenn das Kind nie erlebt hat, wie man liebevoll miteinander umgeht?

Ich sehe mich in der Situation, dass ich liebevoll zu meinem inneren Kind sein "soll". Aber wie soll ich, die Erwachsene, das machen? Es ist mir nie vorgelebt worden; in den verkorksten Beziehungen, die ich geführt habe, ist sowas auch selten passiert.

Ich muss ganz ehrlich sagen: wenn mir sowas schon einmal vorgelebt wurde, kann ich das viel besser "nachmachen"!
Beispiel: mir ging es in der Klinik mal richtig schlecht, und ich bin auf mein Zimmer gegangen. Eine Mitpatientin kam mir hinterher, aber als ich ihr sagte, dass ich lieber alleine sein will, entgegnete sie, dass sie mich jetzt nicht allein lassen will. Sie blieb, wir redeten, und es ging mir besser.

Im "Normalzustand" wäre es für mich einfach ok gewesen, dass ich alleine bleibe; auf der anderen Seite würde ich (respektvoll) gehen, wenn jemand sagt, dass er alleine bleiben will.

Erst aus dieser Situation habe ich gelernt, dass es auch anders geht.



Ich sehe das so, dass ich das also wohl nur von anderen, liebevollen Menschen lernen kann. Aber wann bekomme ich das denn dann mal mit? Bei einem befreundeten Pärchen (vor vielen Jahren) habe ich das z.B. auch nie sooo wahrgenommen, bis die mich mal eingeladen haben, nach einem feucht-fröhlichen Abend bei denen zu übernachten. Das Frühstück am nächsten Morgen mit der gesamten Familie war total liebevoll! Eine Atmosphäre zum Genießen.

In einem Buch habe ich mal gelesen, man solle sich wie ein Kind hinsetzen, den Stift in die andere Hand nehmen (bei Rechtshändern also links) und dann aufschreiben, was man sich von den Eltern wünschen würde, was die einem sagen, zu verstehen geben sollen. Hm. So käme ich also zu den Wünschen des Kindes.


Ich sehe mich nun gefordert, meinem inneren Kind etwas zu geben, was ich selber nie erlernt habe, nie bekommen habe, von dem ich keine Ahnung habe.

Ich komme mir vor, als müsse ich mir mühsam etwas zusammenklauben, was andere (nicht alle, ich weiß) automatisch für ihr Leben mitbekommen haben.

Wie kann ich das lernen?
Oder gehe ich dieses Thema falsch an?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Chiron
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Re: Liebe lernen

Beitrag von Chiron »

Liebes Otterchen,

wie fühlt es sich an, wenn Du andere Menschen lieb hast?
Was empfindest Du in diesem Moment wenn Du an geliebte Menschen denkst?

Ist es nicht eher so, dass Du lieben kannst, aber Probleme damit hast Liebe anzunehmen?
Weil man die kleine Otterchen nicht in den Arm genommen hat und getröstet, sobald sie als Kind mal traurig war.

Liebe

Liebe heißt, Wärme auszustrahlen, ohne einander zu ersticken, Liebe heißt, Feuer zu sein, ohne einander zu verbrennen.
Liebe heißt, einander nahe zu sein, ohne einander zu besitzen.
Liebe heißt viel voneinander zu halten, ohne einander festzuhalten.
Liebe ist das große Abenteuer des menschlichen Herzens.
Spüren Menschen das Herz eines Menschen, dann kommen sie zum Leben.
Liebe ist der einzige Weg, auf dem Menschen menschlicher werden.
Allein die Liebe ist das Haus, in dem wir wohnen können.

Phil Bosmans

oder

Liebe

ist die gemeinsame Freude an der wechselseitigen Unvollkommenheit.

Und jetzt noch ein Buchtipp:

"Liebe dich selbst, sonst liebt dich keiner."

von Sondra Franz

Und ehrlich gesagt, meine Erfahrungen als Kind ähneln Deiner und erst heute zur Lebensmitte, fange ich langsam an, zu spüren was es heißt geliebt zu werden.

Zum Beispiel von einem kleinen süßen Hund, der mich um den Finger wickeln kann, weil wir uns über alles lieben.

Selbstliebe lernen? Ich denke je mehr man sich darüber Gedanken macht, umso schwieriger wird es.
Liebe ist ein Gefühl, Gefühle kommen und gehen, sie lassen sich nicht lernen...

Meine Meinung dazu.

Alles Liebe für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
skippie
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Re: Liebe lernen

Beitrag von skippie »

Schwere Frage, die ich nicht wirklich beantworten kann, aber vielleicht liegt der Ansatz darin, zu überlegen, was ich einem realen Kind von mir wünschen würde? Oder aufzuschreiben, was ich hatte und lieber gehabt hätte?

Ich kann nur sagen, dass mein Sohn genauso geworden ist wie ich, ich ihn erzogen habe, wie meine Mutter mich.
Doch niemals wollte ich das weitergeben, was meine Mutter mir gab.........und habe es doch getan.

Deswegen denke ich das so ein eingeprägtes Verhaltensmuster sehr schwer zu brechen ist und man dem inneren Kind nur das geben kann, was man in sich hat. Ich kann auch keine guten Mathematischen kenntnisse weitergeben, wenn ich sie nie erworben habe oder?

Ich denke, Liebe kann man nur Erfahren, aber nicht lernen ohne zu wissen was es ist.

Wünsche dir dennoch viel ErfolG und würde es wie ich oben schrieb probieren.

LG skippie
hubsia
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Re: Liebe lernen

Beitrag von hubsia »

Hallo otterchen!
Ich kenne den Begriff Liebe von zu Hause aus auch nicht. Karin dachte immer sie kann mir mit
liebe all das geben was mir fehlte, was ich nie mitbekommen habe im Elternhaus. Ich selbst habe das Wort Liebe immer umgangen indem ich sagte ich habe dich lieb. Erst als Karin zum ersten mal vorm Tod lag bekam ich ganz eigenartige Magenschmerzen, es hat mich fast zerrissen.
Als es ihr besser ging erzählte ich das und fragte war das Liebe? Sie sagte JA, mir kommen die Tränen. Ade
912318798
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Re: Liebe lernen

Beitrag von 912318798 »

Liebe(s) Otterchen!

Das Thema, das Du hier anschneidest,
konnte, kann und wird nie erschöpflich ausgeforscht werden.

Ja, woher lernen,
wenn man es selbst nicht verspürt hat...


Diese Momente, wo Du etwas bei anderen beobachtest , das Du als Liebe definierst
(wie Deine Freunde beim Frühstück!),
präge sie Dir ein.

Lies über die Liebe, das Gefühl der sentimentalen Zuneigung (Phil Bosmans kann ich nur unterstreichen...)!


Es gibt keine Lehrbücher über das Erlernen der Liebe,
doch es gibt das "Liebe lernen",
das weiß ich aus eigener ERfahrung!

Meine patriarchalen Wurzeln,
im Moment der Ereignisse so geschmäht,
haben nach zurückblickender Beurteilung
so viel Gefühl hervorgerufen,
dass es mir unmöglich ist,
alles zu beschreiben.

Der Motor für das Erlernen der Liebe
ist:
Der Wille sie zu lernen.

Es ist ein unsagbar schwerer Weg,
den man gehen muß,
auch wenn man meint,
er sei vergeblich und führe ins Unheil.

Liebe gibt niemals nach...

Vielleicht kennst Du das
Hohelied der Liebe;

es ist DIE Botschaft dafür!


Jojo, wünscht Dir von ganzem Herzen das Gefühl der Liebe!
912318798
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Re: Liebe lernen

Beitrag von 912318798 »

an Hubsia!

Dies ist so wahr!!!
Chiron
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Re: Liebe lernen

Beitrag von Chiron »

Lieber Hubert,

beim Lesen Deiner Zeilen kamen mir auch die Tränen.
Und: Ein "ich hab dich lieb," aus reinem Herzen ist ehrlicher als ein "ich liebe dich" dahingeschludert um einen Zweck beim anderen zu erreichen.

Deine Karin hat gespürt wie sehr Du sie liebst, auch ohne große Worte.

Fühl Dich lieb umarmt und getröstet von mir,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
danni64
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Re: Liebe lernen

Beitrag von danni64 »

Hallo Otterchen,

oh man,was du schreibst,ist schwer.

Ich denke,man kann nicht lernen sich selber zu lieben,wenn man dieses Gefühl nicht bekommen hat.

Ich kenne Liebe in der Kindheit nur durch meine Oma,meine Mutter hat mir auch knallhart gesagt,mich kann sie nicht lieben,aber meinen Bruder konnte sie immer lieben und liebt sie auch.

Ich bin meiner Oma und meinem Opa sehr dankbar,dass sie mir gezeigt haben,dass man mich lieben kann.

Ich kann dir nur schreiben,was ich für meine Kinder empfinde,denn das ist für mich reine Liebe.Keinen liebe ich so,wie meine Kinder,auch mich selber nicht und trotzdem kann ich sie von ganzem Herzen lieben.

Ich nehme meine Kinder sehr gerne in den Arm und drücke sie einfach.Ich schaue ihnen gerne zu,wenn sie schlafen,dann merke ich richtig,wie mein Herz schneller schlägt.
Wenn sie sich verletzen,dann tut es mir auch weh. Wenn sie jemand angreift,dann stelle ich mich vor sie und beschütze sie. Ja,ich würde mein eigenes Leben für ihr Leben geben,wenn es sein müsste.
Bei dem Gedanken,ich könnte sie für immer verlieren,stehen mir Tränen in den Augen. Ich bin auch böse auf sie,wenn sie mal was anstellen,denn ich denke,das gehört auch zum lieben.

Ich denke mal,wenn man als Kind nicht geliebt wurde und besonders nicht von der Mutter,dann kann man sich selber nicht gut lieben. Man findet immer etwas,was man an sich selber zu bemängelt hat,weil die Mutter einen ja auch nur bemängelt hat.
Und ich glaube auch,dass man immer daran zweifelt,wenn der Partner einem sagt,"ich liebe dich",mir ging und geht es so.

Ich denke,man kann Liebe schenken,aber nur schlecht selber entgegen nehmen.

Ich bin einmal geschieden und diesen Mann habe ich von ganzem Herzen geliebt. Ich habe mich ja 17 Jahren von ihm getrennt,weil er mich immer betrogen hat. Noch heute denke ich,"ist klar,mich kann man auch nicht lieben" und ich gebe mir die Schuld,dass es so gekommen ist .

Mein Kopf sagt mir,dass es alles Blödsinn ist,aber mein Herz zweifelt,ob ich nicht doch die Schuld am Scheitern der Ehe trage.

Und lieben kann man nur mit dem Herzen. Ich habe davon eine Menge zu vergeben an Liebe ,nur für mich selber bleibt da irgendwie nichts über.

Oh man,nun habe ich so viel geschrieben,ich hoffe,ihr habt verstanden,was ich damit sagen wollte.

LG Danni,die auch auf der Suche nach ihrer Liebe in sich ist !!!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
niederländer

Re: Liebe lernen

Beitrag von niederländer »

Hallo an Alle,
Als 50ger ist es mir genau so wie Viele. Die Generation meine Eltern konnte einfach, nich so wie wir, zeigen was Liebe bedeutet. Für sie war es einfach etwas das ein Teil ihres hartes Leben war. Da war nicht viel zeit um sich ausführlich mit das Thema Liebe zu beschäftigen.
Was die Liebe meine Eltern bedeutete, erfur ich erst als meine Mutter todkrank war. Sie hatte ALS, mit 56 Jahre.
Mein Vater hat sie bis zum Tode zuhause gepflegt. Selber ist er dabei fast zusammengebrochen. Ich habe nie aus ihren Mund gehört :Ich habe dich lieb.
Dennoch war ihre Liebe sehr stark, auf ihre Weise.
Das hab ich wegen Sachen Liebe von meine Eltern mitbekommen. Dafür bin ich sie ewig dankbar.

LG,

Benny
Guinevere
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Re: Liebe lernen

Beitrag von Guinevere »

Wunderschönen guten Morgen allen,

Zitat Danni:
"Ich bin einmal geschieden und diesen Mann habe ich von ganzem Herzen geliebt. Ich habe mich ja 17 Jahren von ihm getrennt,weil er mich immer betrogen hat. Noch heute denke ich,"ist klar,mich kann man auch nicht lieben" und ich gebe mir die Schuld,dass es so gekommen ist ."

Hmm, warum machst Du das denn *blöde Frage, gell ?!* guck mal hier:
"Die Wissenschaftler isolierten die Erbanlage für diesen Treue-Rezeptor und schleusten sie den flatterhaften Wiesenwühlmaus-Männchen ein. Plötzlich wichen auch die sonst so umtriebigen Machos ihren Partnerinnen nicht mehr von der Seite. Ob ein Mäuserich treu bleibt oder nicht, hängt also von einem einzigen "Treuegen" ab."

http://www.sciencegarden.de/content/200 ... h-abspielt

Wünsch den "Liebende-werden-wollenden" einen schönen Tag!
manu
otterchen
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Re: Liebe lernen

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten. Ich konnte irgendwie nicht früher hierzu schreiben, weil mir schon beim Lesen die Tränen herunter liefen und ich dieses Thema erst einmal ausblenden musste.

Nun will ich es versuchen.

@ Chiron

Ist es nicht eher so, dass Du lieben kannst, aber Probleme damit hast Liebe anzunehmen?
Weil man die kleine Otterchen nicht in den Arm genommen hat und getröstet, sobald sie als Kind mal traurig war.

Das ist so wahr. Leider.

Ich kann irgendwie lieben. Jetzt mal konkret auf eine andere Person gemünzt: Ich habe aber nur 2 - 3 liebevolle Reaktionsweisen in meinem Repertoire. Wenn ich diese ausgeschöpft habe, falle ich anscheinend automatisch wieder in die alten Verhaltensmuster zurück. Hach, ist schwierig zu beschreiben. Versteht das jemand?

Liebe ist ein Gefühl, Gefühle kommen und gehen, sie lassen sich nicht lernen...

Liebe ist für mich eben nicht nur ein Gefühl. Liebe ist für mich sehr stark auch Handeln.

Was bringt es, wenn Du jemanden liebst, es ihm aber nicht zeigst, es nicht zum Ausdruck bringst?
Der Hund wird sich nicht geliebt fühlen, wenn Du ihn ignorierst (um bei Deinem Beispiel zu bleiben).

Blicke, Berührungen, Gesten, Taten sind Liebe. Und da wird's bei mir schwierig.

@ Skippie

Schwere Frage, die ich nicht wirklich beantworten kann, aber vielleicht liegt der Ansatz darin, zu überlegen, was ich einem realen Kind von mir wünschen würde? Oder aufzuschreiben, was ich hatte und lieber gehabt hätte?

Ja, das ist eine gute Idee. Das will ich probieren.

@ hubert

Das muss schwer gewesen sein, zu erkennen, dass man lieben kann, und es gleichzeitig nicht so recht zu wissen.
Aber es war doch schön, dass sie sich auch von Dir geliebt gefühlt hat, nicht wahr?

@ Jojo

Diese Momente, wo Du etwas bei anderen beobachtest , das Du als Liebe definierst
(wie Deine Freunde beim Frühstück!),
präge sie Dir ein.

Ja, da bin ich wie ein Schwamm. Und ich gebe so etwas auch gerne weiter!

Ich fand es toll, dass mein Ex mal 2 Piccolos zu einer Silvesterfeier mitgebracht hat, weil er ganz separat mit mir anstoßen wollte, abseits vom Partyrummel.

Ich habe das aufgegriffen und meine Thera mit Piccolos überrascht, als es bei ihr und bei mir was zu feiern gab. Sie hat sich mächtig gefreut und fühlte sich ganz besonders dadurch.

Jojo, wünscht Dir von ganzem Herzen das Gefühl der Liebe!

Danke Dir. Ich werde meine Sinne offenhalten für die Liebe in dieser Welt. Aber immer noch verhalte ich mich so "reduziert". Vieles, was mich betrifft, muss schnell gehen und praktisch sein. Da möchte ich ansetzen...

@ Daniela

Ich kenne Liebe in der Kindheit nur durch meine Oma,meine Mutter hat mir auch knallhart gesagt,mich kann sie nicht lieben,aber meinen Bruder konnte sie immer lieben und liebt sie auch.

Wow, das muss weh getan haben. Und nicht nur einmal, sondern permanent.

Ich habe auch einmal jemanden sehr, sehr geliebt. Und er mich. Dies konnte ich nicht annehmen; ich bin fast verrückt geworden in dieser Zeit. Ständig habe ich mich gefordert, seine Liebe zu erwidern; ständig habe ich festgestellt, dass ich es nicht zum Ausdruck bringen kann. Ich habe mich nicht getraut, weil ich mich insgesamt so unwert, so unwürdig gefühlt habe.

Leider habe ich daraus abgeleitet, dass nur ER derjenige welche war und dass nach ihm wohl keiner mehr kommen wird. Ich kann mir also zum jetzigen Zeitpunkt niemanden vorstellen, der mich liebt, so wie ich bin bzw. darüber hinaus noch in der Lage ist, mir dies so zu vermitteln, dass das kleine Kind in mir das versteht. Denn das war das eigentliche Phänomen: ich will nicht absteiten, dass auch andere Expartner von mir mich geliebt haben. Aber dieser spezielle Mensch hat seine Liebe so zum Ausdruck gebracht, dass es auch wirklich bei mir angekommen ist.

Und da wären wir beim Phänomen "Sprache der Liebe"...

@ Benny

Ich habe zwar ein "aber wir haben dich doch lieb, Kind" gehört, aber es hat sich nicht (niemals!) so angefühlt. Ich war ungeplant, unerwünscht, ein Kostenfaktor. Später dann ein Flittchen (weil ich es gewagt habe, mir eine pinkfarbene Jeans und ein lila Bigshirt anzuziehen). Von Schlägen, ungerechten Verurteilungen, Abwertungen, Nichtverstandenwerden etc. mal ganz abgesehen.

@ Manu

Danke für den Link. Dir auch einen schönen und sonnigen Tag.



*seufz* es ist und bleibt schwierig. Wie wenn man zu einem Analphabeten sagt "lies doch mal Schiller". Lesen lernen ist zwar nicht schwer, aber nur wenn man jemanden hat, der es einem beibringt. Mir kommt es so vor, als würde ich 5 Buchstaben des Alphabets kennen.
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cybolon
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Re: Liebe lernen

Beitrag von cybolon »

Hallo Otterchen,

eigentlich war ich immer überzeugt, vor Liebe nur so überzulaufen.

Die Depression hat mich (bis heute) verändert.
Es fällt mir schwer, die Liebe zu spüren. Sie ist da, ich weiß es, aber fühle sie oft nicht.
Tut mächtig weh, wenn ich meine beiden Lieben auf dem Sofa sitzen sehe und denke: "Eigentlich müsste ich doch jetzt Liebe spüren!"

Dann aber kommen Momente, wenn auch nur kurze, in welchen ich das (scheinbar) volle Ausmaß wahrnehme. Dann tut es fast schon andersrum weh, wie heftig und stark das Gefühl der Liebe sein kann.
(Wie immer, bin ich nach beiden Seiten Maßlos.)

Ich glaube auch, dass Liebe an sich nicht erlernbar ist. Eher, der Umgang damit.
Ein Freund von mir wurde von seiner Lebens-Traumfrau verlassen und war nicht davon zu überzeugen, dass er jemals wieder lieben wird. Keiner dachte mehr daran, Jahre später, da kam plötzlich ne goldige Frau und schnappte ihn von der Straße weg.
Sein ganzes Gefasel, von wegen "Ich weiß ja nichtmal mehr, wie lieben geht..."
War plötzlich Schnee von gestern.

Die Tatsache, dass er seine Ex ikonisiert hatte, in den Himmel gehoben, hatte ihn lange daran gehindert, überhaupt die Augen aufzumachen. So manches nette Ding blitzte bei ihm ab, bis eben die Richtige kam.
Die Mutter seiner (inzwischen) 3 Kinder.

*Zuversicht rüberwerf*

Liebe Grüße
vom
cybolon
danni64
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Re: Liebe lernen

Beitrag von danni64 »

Hallo Otterchen,

stimmt,es tat und tut immer noch weh. Meine Mutter war für mich keine gute Mutter und es haben ihr auch alle gesagt. An allem,was in ihrem Leben schief lief,packte sie auf meine Schultern. Noch heute bin ich oft der Meinung,ich muss immer jede Schuld auf mich laden. Immer meine ich,ich muss alles ändern,damit andere glücklich sind.

Ich bin nun 43 und merke,dass ich immer wieder darum kämpfe,von meiner Mutter geliebt zu werden. Sie wohnt weit weg und das ist auch gut so.
Sie weiss,dass ich krank bin,aber anstatt mir beizustehen,meint sie nur,ich soll mich behandeln lassen und gut ist es. Wenn ich ihr meine Meinung schreibe und schreibe,was ich denke und fühle,reagiert sie mit Rückzug und Beleidigt sein.
Ich bin echt so dankbar und froh,dass ich ihr Muster nicht für meine Kinder übernommen habe.

Jemand schrieb hier von seinem Freund,der so schnell nicht wieder lieben konnte.
Oh man,wie ich das kenne. Mein Exmann hatte mich so sehr verletzt,dass ich auch fest der Meinung war,ich kann keinen Mann mehr lieben. Ich war der Meinung,ich mache es so,wie die Männer es mit mir gemacht haben,schön ausnutzen und immer seinen Vorteil daraus ziehen.
Das Verhalten meines Exmannes hat Narben hinterlassen und auch die muss ich aufarbeiten. Aber ich habe mich wieder verliebt und liebe meinen Partner. Nicht so,wie ich meinen Exmann geliebt und vergöttert habe,aber ich liebe ihn.

Ich habe meinen Partner beim Chatten vor 8 Jahren kennen gelernt. Ich dachte mir so,okay,ich suche mir meinen Spass bei ihm,warum soll ich es als Frau nicht dürfen . Und dann passierte etwas,woran ich nicht mehr glaubte. Eines Tages sah ich meinen Partner an und in mir tat sich was. Es kam dieses Glücksgefühl in seiner Nähe und mein Herz und Bauch konnte wieder fühlen.
Tja,das musste Liebe sein und ich war so froh,sowas doch noch mal empfinden zu können.

Es gibt Momente,da spüre ich,dass er mich auch liebt. Das sagen mir seine Augen und seine Stimme. Aber sehr oft zweifel ich leider auch .

Ich möchte wieder die Alte werden,die ihn herzlich liebte und am Morgen nach einer schönen Nacht seelig aufwacht.
Ich schaffe es so nicht,das weiss ich,aber ich bin bereit,mir helfen zu lassen.

Hoffentlich kommt diese Hilfe schnell,denn ich mag mein weinendes Herz nicht mehr.

Ich brauche auch Hilfe um mich von der Vorstellung zu lösen,meine Mutter könnte mich jemals lieben.
Sie hat mir viel angetan und ich brauche Hilfe,dass ich lerne,es ihr anzukreiden und nicht mir selber.
Meine Schultern müssen befreit werden !!

LG Danni !!!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
hubsia
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Re: Liebe lernen

Beitrag von hubsia »

Hallo otterchen!
Ich möchte Dich mal gaaaanz lieb drücken und von meiner Kraft geben.
Alles liebe Hubert.
Chiron
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Re: Liebe lernen

Beitrag von Chiron »

Liebe Otterchen,

<<Liebe ist für mich eben nicht nur ein Gefühl. Liebe ist für mich sehr stark auch Handeln.>>

Da hast Du recht.
Weil ich ein totaler Gefühlsdussel bin und meine Gefühle nur schwer im Zaun halten kann, verschwimmen bei mir Gefühl und Handlung oft.

So spüre ich natürlich Liebe für den Hund und spreche es aus und knuddle ihn...

Und sobald diese Liebesbekundungen meinerseits, barsch abgewiesen werden, von wem auch immer, fühle ich mich schlecht, ungeliebt....und verkrieche mich im Schneckenhaus.

Geht es Dir ähnlich?

Außerdem gibt es Menschen/Männer (da ich weiblich bin ) die von der großen Liebe reden, aber nichts in diesem Sinne für den anderen tun. Darum ist Liebe nicht nur ein Gefühl, sondern eng mit Handeln verbunden, was ich im Gegensatz zu Dir, vergaß zu erwähnen.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Calzino
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Re: Liebe lernen

Beitrag von Calzino »

liebes otterchen,

ich denke, man kann liebe nicht lernen. sie ist einfach ein teil von uns, der mit unser sogenannte erziehung verschüttet wurde.

ich verspüre die liebe zu meinen kindern. diese liebe hat keine bedingungen, braucht keine beweise, sie kennt keine umstände, keine noten, kein verhalten.

liebe ist!

als meine erste tochter damals geboren wurde, habe ich mir vorgenommen (es war eher so ein dumpfes gefühl) mein kinder ernst zu nehmen (mein eltern haben mich nie ernstgenommen),sie nicht schreien zu lassen, sie niemals zu schlagen. ich wundere mich bis heute, wie gut ich mich darauf eingelassen habe.
ich habe gelernt, dass kinder absolut vollwertige menschen sind. von geburt an. sie wissen immer was gut für sie ist, entsprechend ihrer körperlichen und geistigen entwicklung. sie kennen und artikulieren ihre bedürfnisse, wenn man sie nur lässt.

ich spüre das gegenseitige urvertrauen, was auch arbeitslosigkeit und scheidung nicht zerstören konnten. (ich vertraue meinen kindern mehr als mir selbst! soviel zu thema selbst-vertrauen)

ich bin mir heute sicher, ich habe mehr von meinen kindern gelernt als sie von mir! auch wenn mir das erst mit der aufarbeitung meiner eigenen kindheit wirklich bewusst wurde.

schwieriger ist natürlich die selbst-liebe, das kind-in-sich so zu lieben, wie es unsere eltern nie taten.


am angfang wollte ich verstehen, was mit mir passiert ist. ich habe viel gelesen über pädagogik, psycholgie, erziehung und depression.
ich verstehe heute (intellektuell) warum ich so geworden bin wie ich heute bin.
mit diesem wissen kann ich auf mich achten, auf meine taten, reaktionen, meine gedanken, das was momentan mein leben ausmacht.. (achtsamkeit!!).

und mit der achtsamkeit kommt die wahrnehmung. ich nehme mich wahr, im gefängnis meiner scham. und ich nehme wut, trauer und schmerz wahr.
und ich merke wie es gut tut, wenn man die wut rauslässt, der trauer den raum und die zeit lässt, die sie braucht, wie der schmerz nachlässt wenn man ihn zulässt. das die wunden vernarben können.

und manchmal, wenn ich ganz bei mir bin, nehme ich mich in meiner ganzheit wahr. dann werde ich mir bewusst, das das alles ich bin, die wut, der schmerz, auch meine krankhafte scham, aber auch die freude, das glück und auch die liebe.

alles was ich suche ist in mir.

dann weiss ich auch, das ich mich lieben kann (was ich im gefängnis meiner scham nie wahrnehmen könnte).


es gibt -glaube ich- keine anleitung dafür, wie man das macht, sein selbst-erfahren. aber was mir sehr geholfen hat, war mir sachen zu erlauben, weil sie zur depression gehören (so wie ein schnupfen eben zur grippe gehört). damit habe ich aufgehört mich niederzumachen. ich musste mich nicht mehr schämen, für dinge die ich nicht auf die rolle gekriegt habe. sie dürften passieren, denn sie sind ja einfach ein teil der depression. ich mache mich immer noch gerne und häufig nieder, aber heute kann ich darauf achten, und mich anders wahrnehmen (= als wahr annehmen). langsam verlasse ich dieses gefängnis.

liebes otterchen, gebe nicht auf (aber das machst du eh nicht).du bist auf dem richtigen weg. achte auf dich, nimm dich wahr. dann ändert sich langsam die wahrnehmung. mit der wahrnehmung kommt die erkenntnis, und dann auch die selbst-erkenntnis.

liebe kommt nicht von draussen. sie ist in dir!

noch etwas zu thema liebe:

http://kulturkritik.net/begriffe/buchstabe.php?bstab=L

klick mal "liebe" an. ziemlich heftiger stoff, aber liebe ist eben nicht einfach zu definieren.

allen noch ein schönes wochenende

lg

jens
otterchen
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Re: Liebe lernen

Beitrag von otterchen »

Hallo Horst,

hm, die Gefühle für einen Menschen (also Liebe) gab's / gibt's bei mir auch.
Ich glaube, bei mir ist es wirklich das Umsetzen.
Wie verhält man sich, wenn man liebt?
Was z.B. dazu gehört, ist vertrauen (naja, das "macht" man nicht, aber gehört für mich irgendwie dazu), sich trauen und sich öffnen können (ging laaaange nicht... jetzt noch schwierig).
Dann sowas wie liebevolle Gesten, aber auch Verhaltensweisen. Der Tonfall. Nicht wieder in die vom Elternhaus übernommenen und über die Jahre ach so eingeschliffenen, gedankenlosen Reaktionen verfallen. Der Balanceakt zwischen mitdenken und den anderen eigenständig sein lassen (also nicht dauernd betüddeln z.B.).

Ach seufz... ich weiß auch nicht so recht.

Aber die von Dir zugeworfene Zuversicht fange ich gerne auf *g*
Vielleicht gibt's für mich ja echt noch was Besseres als IHN? Warum GLAUBE ich eigentlich, dass er das Non Plus Ultra war?
Weil ich mich immer noch nicht für liebens-wert halte?



Daniela,

Es gibt Momente,da spüre ich,dass er mich auch liebt. Das sagen mir seine Augen und seine Stimme. Aber sehr oft zweifel ich leider

Hm. Vielleicht sprecht Ihr nicht dieselbe "Sprache der Liebe"? Google mal, ist interessant



Hubert,

danke, ich kann das heute annehmen.

Irgendwas in mir sagt derzeit häufig "ich bin kein schlechter Mensch". Und das heute, mit 45 Jahren. Herrje, was hat sich denn seit der Kindheit da in mir festgesetzt?



Chiron,

ich glaube, das Fühlen (zumindest anderen Menschen gegenüber) klappt ganz gut. Mein Problem ist wohl eher, das ganze auch zu leben, zum Ausdruck zu bringen.
Ich denke, wenn ich selbst ganz bei mir bin (hallo Achtsamkeit), dann kann ich auch eher mein Gegenüber betrachten und feststellen, was es wohl brauchen würde?

Naja, aber ich will ja erst mal zu mir selbst hinfinden. Da ist noch viel "laisser-faire". Viel Langeweile. Mir wurde irgendwie nie vorgelebt, wie man sein Leben sonst noch so im Alltag gestalten kann.
Es war damals alles nur nützlich, zweckmäßig, pflichterfüllt. Nie lustvoll. Nie warm, nie nah.

Und sobald diese Liebesbekundungen meinerseits, barsch abgewiesen werden, von wem auch immer, fühle ich mich schlecht, ungeliebt....und verkrieche mich im Schneckenhaus.

Meine aus der Kindheit übernommene Verhaltensweise ist Stillstand, Rückzug. Ich werde zu einer runden Kugel, die keine Angriffsfläche bietet. Keine Eigenbewegung, nur zugemacht.

Außerdem gibt es Menschen/Männer (da ich weiblich bin) die von der großen Liebe reden, aber nichts in diesem Sinne für den anderen tun. Darum ist Liebe nicht nur ein Gefühl, sondern eng mit Handeln verbunden, was ich im Gegensatz zu Dir, vergaß zu erwähnen.

Jou, das kommt noch dazu. Verhalten und Äußerungen müssen halt übereinstimmen. Was nützen Lippenbekenntnisse, wenn das Verhalten ein ganz anderes ist.
Dann lieber andersherum: das tief empfundene Gefühl, geliebt zu werden, auch wenn es nicht ausgesprochen wird.



Calzino,

nicht ganz...

Liebe ist. Gut soweit.
Aber nicht nur!
Du gibst ja selbst bestimmte Verhaltensweisen an, die Du um der Liebe willen zeigst.
Deine Kinder ernst nehmen, sie nicht schreien lassen, nicht schlagen - das ist Dein liebevolles Verhalten!

Auf jemanden eingehen, sich ihm zuwenden, ihn anstrahlen - das ist liebevolles Verhalten.

Sich für jemanden interessieren, ihn trösten, ihm beistehen, sich schützend vor ihn stellen und verteidigen - das ist liebevolles Verhalten.

Wenn Du Deine Kinder zwar liebst, es ihnen aber nie zeigst, werden sie sich nicht geliebt fühlen können. Wie z.B. der Vater, dessen Ausdruck von Liebe es ist, Sicherheit, Stabilität und einen gewissen Lebensstandard zu bieten und darum ohne Ende Überstunden macht. Seine Kinder bekommt er kaum zu Gesicht. Er sorgt ja irgendwie gut für sie, er ackert und schuftet, damit es ihnen gut geht, und tief in seinem Herzen liebt er sie ja. Aber wie sollen sich die Kinder von ihm geliebt fühlen? Es kommt nicht bei ihnen an, weil sie ihn nie sehen.

Und so geht es mir irgendwie mit meinem inneren Kind. Da ist "außen" jemand (nämlich mein erwachsenes Ich), der sich drum bemüht, aber irgendwie nicht die richtige Ausdrucksform findet.

So, den Link lese ich mir gleich mal durch.




Und dann frage ich mich, wie ich mich selbst in den Arm nehmen soll, ohne mich dabei wie ein Affe zu fühlen.
Wie ich mich selbst mit strahlenden Augen im Spiegel betrachten soll, wenn ich doch gerade dieses Strahlen benötigen würde und nicht selbst produzieren kann.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
cybolon
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Re: Liebe lernen

Beitrag von cybolon »

Hi Otterchen,

"Vielleicht gibt's für mich ja echt noch was Besseres als IHN? Warum GLAUBE ich eigentlich, dass er das Non Plus Ultra war?
Weil ich mich immer noch nicht für liebens-wert halte?"

Nöö, darum nicht!
Eher glaube ich, dass eine uns widerfahrene, innige Liebe, etwas in uns öffnet. Das Tor zur Glückseeligkeit.
Nach der Trennung, über welche wir zunächst maßlos enttäuscht sind oder besser, über die Entwicklung bis zurselben, ist erstmal alles(!) negativ, unser Leben hat keinen Sinn mehr usw.

Dann, wenn etwas Zeit vergangen ist, fängt unser Gedächtins an, die negativen Erlebnisse kleiner- und die positiven größer werden zu lassen. Wir wissen ja, dass ältere Leute immer von der "guten, alten Zeit" erzählen, egal, wie besch* sie in Wirklichkeit war. Es wird also aussortiert, was uns schmerzt, beleidigt, kränkt und traurig macht.
So erkläre ich mir diese Ikonisierung verflossener Beziehungen.

Wie könnte ein neuer Schatz in Deinem Leben also überhaupt eine Chance bekommen, gegen eine übermächtige Ikone Deines Ex ?

Erst, wenn zufällig der "Richtige" um die Ecke kommt, fangen in Deinem Bauch die Schmetterlinge an zu summen. Dann, erst dann ist es soweit, dass Du aus der Vergangenheit in eine Gegenwart, mit der Vorstelllung einer Zukunft, eintauchen kannst.

Es ist bestimmt alles Andere, als leicht, den Fuß aus dem Tor der längst verlassenen Glückseeligkeit zu nehmen, aufdass sich dessen letzter Spalt endlich schließe. Erstrecht, wenn sich kein neues Türchen auftut.

Verliebt sein geht verdammt schnell, überrumpelt uns, dauert 7 bis 8 Monate und fühlt sich himmlisch an. Wahre Liebe erwächst aus dem, was danach kommt!

Kennst Du den Mann, der jeden Tag betet: "Herr, lass mich doch bitte im Lotto gewinnen!"
Eines Tages kommt eine donnernde Stimme vom Himmel: "Gib mir wenigstens eine Chance, KAUF DIR ENDLICH EIN LOS !!!"

Message understood?

Liebe Grüße
vom
cybolon
eligeo71
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Re: Liebe lernen

Beitrag von eligeo71 »

Hallo Otterchen


<<Viel Langeweile. Mir wurde irgendwie nie vorgelebt, wie man sein Leben sonst noch so im Alltag gestalten kann.
Es war damals alles nur nützlich, zweckmäßig, pflichterfüllt. Nie lustvoll. Nie warm, nie nah.>>

Kommt mir vor, als hätten sich unsere Eltern abgesprochen.
Vor einigen Wochen habe ich meine Eltern mit meiner Wahrheit über unsere Kindheit (habe noch drei Geschwister) konfrontiert. Meine Mutter hat zugegeben, dass es ihr kaum möglich war uns mal in den Arm zu nehmen und zu trösten. Traurig, schmerzhaft aber ein Fakt.

Wie nun mein schreiendes Inneres Kind beruhigen? Wie ihm die Aufmerksamkeit und Liebe schenken, nach der es sich schon immer sehnt? Wie sehr beeinträchtigt meine Depression meine Selbstwahrnehmung? Welche Sehnsüchte, welche Bedürfnisse kann ich heute stillen, welche nicht?

Fragen über Fragen. Kaum Antworten.
Meine Geschichte lehrt mich den Blick nach vorne zu richten, Vergangenes in der Vergangenheit belassen und heute das tun was gerade möglich ist. Ich arbeite daran zu verinnerlichen, dass das reicht. Liebe lässt sich nicht rückblickend erfahren, ich kann ja auch nicht ungelebte Erfahrungen in meiner Vergangenheit nachholen.
Ich bin nicht der Meinung, Liebe sei nicht erlernbar. Die Fähigkeit zu lieben ist integraler Bestandteil unserer Seele, ein Samenkorn , das sich, je nachdem wie die äusseren Bedingungen sind, keimt und sich prächtig entwickelt, oder eben auf einem kümmerlichen Entwicklungsstand verharrt. Warum sollte es nicht möglich sein, hier reaktivierend einzugreifen? Wer will mir meine Hoffnungen und meinen Glauben daran, absprechen?

LG, Rainer
Ich bin der Mensch, welcher mein Leben entscheidet!
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Liebe lernen

Beitrag von otterchen »

Hallo,

ich wollte doch noch auf Eure letzten beiden Beiträge antworten.

Horst:

naja, vielleicht sehe ich wirklich zuviel Gutes. Allerdings war ER wirklich der einzige Mensch, bei dem ich mir was abgucken konnte. Zumindest ist mir bei ihm das Licht aufgegangen, dass mir positive Verhaltensweisen und Werte vorgelebt wurden.
Das hat mich nachhaltig beeindruckt.
Nein, perfekt war er nicht - hat mir aber vorgelebt, wie es ist, zu seinen Schwächen zu stehen, sie einfach als gegeben hinzunehmen.

Ich formuliere es mal anders: solch einen Menschen brauche ich um mich herum. Und nicht nur einen - am besten mehrere!

Wie könnte ein neuer Schatz in Deinem Leben also überhaupt eine Chance bekommen, gegen eine übermächtige Ikone Deines Ex ?

Im Moment wohl gar nicht...

Hallo Rainer,

Ich bin nicht der Meinung, Liebe sei nicht erlernbar. Die Fähigkeit zu lieben ist integraler Bestandteil unserer Seele, ein Samenkorn , das sich, je nachdem wie die äusseren Bedingungen sind, keimt und sich prächtig entwickelt, oder eben auf einem kümmerlichen Entwicklungsstand verharrt.

Das klingt schön... berührt in mir aber derzeit einen wunden Punkt:
----------------------------------------------------------
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, sehe ich mich ablehnend meinen Eltern gegenüber.
Und dann frage ich mich, ob ich als Kind normal war. Ist es nicht normal, dass Kinder ihre Eltern lieben? Warum konnte ich das nicht? Selbst im Grundschulalter war da schon diese Ablehnung.
Wäre es nicht normaler, dass ein kleines Kind trotzdem noch die Eltern lieb hat, obwohl vielleicht auch Schlimmes passiert?
Ich fühle mich so schuldig, dass ich so früh diese Gefühle hatte! Ich bin so unsicher, ob ich als Kind wirklich nur auf die Lieblosigkeit reagiert habe, oder ob ich vielleicht wirklich nicht normal war/bin.
Ich kann mich nicht an liebevolle Gefühle für meine Eltern erinnern!
Bin (war) ich normal? Oder liegt es doch an mir?

Gibt es Kinder, die ihre Eltern ablehnen? Die vielleicht nichtmal geboren werden wollten?


Latent belastet mich dieses Thema schon seit Jahren... jetzt ist wohl der Zeitpunkt dafür gekommen.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
cybolon
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Re: Liebe lernen

Beitrag von cybolon »

Hallo Otterchen,

"Ich kann mich nicht an liebevolle Gefühle für meine Eltern erinnern!
Bin (war) ich normal? Oder liegt es doch an mir?"

Jein!
Wäre es nicht möglich, dass es (wenigstens zu nem Teil) an der Krankheit liegt?
Anstatt Deine Gefühle zur Kindheit für bare Münze zu nehmen, könntest Du doch auch mal den Überbringer dieser Botschaft hinterfragen!

Wir haben doch gelernt, dass unser Gehirn auf Gefühlsebene falsche Signale schicken kann.

In der Depression war es mir nicht möglich, meine schönsten Erinnerungen als solche zu empfinden. Sie wurden grau gefärbt und es kam mir vor, als hätte ich nie etwas schönes erlebt.

"Wie könnte ein neuer Schatz in Deinem Leben also überhaupt eine Chance bekommen, gegen eine übermächtige Ikone Deines Ex ?

Im Moment wohl gar nicht..."

Das will ich nicht gelten lassen!!! *groll* *aufstampf*
Es trennt Dich bestimmt nicht mehr viel von der De-Ikonisierung Deines Ex. Die schwere Disziplin, die JETZT noch absolviert werden will, heisst: LOSLASSEN!

Dann erst ist es möglich, der Welt ne Chance zu geben, Dir zu zeigen, dass es diese Menschen, die Du Dir um Dich wünschst, tatsächlich in mehrfacher Ausführung gibt.

Liebe Grüße
vom
cybolon
otterchen
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Re: Liebe lernen

Beitrag von otterchen »

Hallo Horst,

Jein!
Wäre es nicht möglich, dass es (wenigstens zu nem Teil) an der Krankheit liegt?

Ich weiß es nicht. Man kann ja schlecht heute feststellen, dass ich bereits mit 7 Jahren (um mal 'ne Hausnummer zu nennen) depressiv wurde.
Ich weiß nur, dass da immer Ablehnung in mir war solange ich mich zurückerinnern kann.
Dafür aber negative Erlebnisse aus der Kindheit. Kein Spielen, kein Kuscheln, kein Trösten, kein... was auch immer hätte da sein sollen. Statt dessen die Kehrseite der Medaille, die ich hier nicht schildern möchte.

Deshalb aber auch die Unsicherheit: kann es sein, dass ich selbst meinen (großen) Anteil daran hatte? Ich war immer auf Ablehnung gepolt, so dass auf Elternseite Überforderung, Hilflosigkeit und (schlagende) Wut entstanden?


Anstatt Deine Gefühle zur Kindheit für bare Münze zu nehmen, könntest Du doch auch mal den Überbringer dieser Botschaft hinterfragen!
Sorry, ich steh auf dem Schlauch:
welcher Überbringer von welcher Botschaft?


Es trennt Dich bestimmt nicht mehr viel von der De-Ikonisierung Deines Ex. Die schwere Disziplin, die JETZT noch absolviert werden will, heisst: LOSLASSEN!
Horst, so dumm das vielleicht klingen mag: ich will noch gar nicht loslassen. Ich erinnere mich noch gerne, fange an, einiges zu verstehen, und bin froh, dass mir wenigstens EIN Mensch mal was Positives vorgelebt hat!
Es wird schwächer, das merke ich selbst, und irgendwann wird es passieren - wenn die Zeit dafür reif ist.
Will ich ihn zurück? Ach, ich weiß gar nicht... Er ist heute doch gar nicht mehr derselbe wie damals. Ich habe ihn vor kurzem bereits flüchtig gesehen, und er hatte überhaupt keine Anziehungskraft mehr. Aber ich brauche ihn noch, innerlich, in meinen Gedanken und Erinnerungen, quasi als Leitbild, als Starthilfe.
Er war einfach megawichtig in meinem Leben (ohne ihn wäre ich wohl nie in Therapie gegangen und hätte weiterhin in meiner latenten Depression gelebt - wie armseelig), und es dauert wohl noch, bis ich das wirklich verarbeitet habe.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Gabriele
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Re: Liebe lernen

Beitrag von Gabriele »

Hallo Otterchen,

Kinder gehen ganz unvoreingenommen an Ihre Eltern heran. Kinder lieben ihre Eltern erst einmal bedingungslos. Aber ich weiß auch, dass Kinder ganz feine Antennen für eigentlich ALLES haben. Ob es etwas Schönes oder etwas Unangenehmes ist, völlig egal.

Ich erzähle Dir zwei Beispiele:

Unser Sohn war ein Frühchen. Fast zehn Wochen zu früh geboren, 1480 Gramm leicht.
Nach Wochen im Inkubator sagte die leitende Kinderärztin zu mir, es würde allerhöchste Zeit, dass ich zu meinem Sohn käme. Die Trennung von Mutter und Kind dauere bereits zu lange. Man weiß, dass der Hautkontakt, die Stimme, der Geruch, eben alles was die Sinne schult ganz wichtig für die Entwicklung eines Kindes ist.
Bis zur Entlassung unseres Sohnes aus dem Krankenhaus war es noch zu lange, also durfte ich auf die Kinderstation und ihn füttern. Die Ärztin sorgte dafür.

Ein zweites Beispiel:

Unser Sohn hatte zu meinen Eltern ein sehr inniges und herzliches Verhältnis. Um gerecht zu sein, muss ich aber sagen, meine Mutter mochte er schon ein bisschen mehr als meinen Vater.
Eines Tages kamen wir zu meinen Eltern. Bei der Begrüßung stellte sich unser Sohn breitbeinig vor seinen Großvater, beide Hände auf dem Po. Auf die Aufforderung dem Opa doch die Hand zu geben sagte er nur, er würde dem Opa nicht guten Tag sagen.
Darüber habe ich lange gegrübelt.
Eine ganze Weile später, wir waren wieder bei meinen Eltern zu Besuch, hat mein Vater im Beisein unseres Sohnes meine Mutter derartig zusammengefaltet, dass sie vor Schreck ganz sprachlos war.
Später hat mir unser Sohn noch einige andere Ungerechtigkeiten vom Opa erzählt.

Mein Vater hatte es gewagt meine Mutter anzuschnauzen!
Und genau das war damals der Grund der Verweigerung.
Meine Mutter liebt er heute noch heiß, meinen Vater sieht er lieber von hinten.

Ich vermute, dass Du Dinge gehört und gesehen hast, die Dich schmerzlich berührt haben. Du wirst Dich zurückgezogen haben, um Dich zu schützen. Es fehlte die Geborgenheit, die Wärme, die Liebe eben. Du hast nicht vorgelebt bekommen was Liebe ist. Wie sollst Du wissen, wie man Eltern liebt?
Wenn man immer vor seinen Eltern auf der Hut sein muss, kann man sie nur schlecht bedingungslos lieben. Dein nicht lieben können der Eltern hat nichts mit Dir zu tun. Du hättest umsorgt gehört, nicht umgekehrt.

Liebe Grüße Gitte
otterchen
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Re: Liebe lernen

Beitrag von otterchen »

Danke Gitte,

DANKE, DANKE, DANKE... sowas habe ich gebraucht. Ich habe mir Dein Posting direkt abgespeichert, und ich werde es bestimmt noch häufiger lesen.

Bestätigend würden also 3 kleine Geschichten hinzukommen:
zum einen scheine ich ungeplant, wenn nicht gar ungewollt zu sein (weiteres Indiz: meine Schwester ist 11 Jahre älter). Die Schwangerschaft wurde erst nicht erkannt bzw. für eine Magengeschichte oder dgl. gehalten.

Dann hat mir die Mutter (ich weigere mich, "meine" zu schreiben) erzählt, ich hätte wohl so geschrien nach der Geburt, und die Schwester hätte zu ihr gesagt "na, mit der werden Sie noch Spaß bekommen". Aber WIE die Mutter diesen Ausspruch betont hat... so nach dem Motto "die Schwester hat damals schon erkannt, dass du uns nur Schwierigkeiten machen würdest".

Oder sie berichtete davon, wie ich als Säugling im Bett gelegen und geweint habe, und sie hat wohl nur gesagt "schrei du nur". Wieder geht es darum, WIE sie mir das erzählt hat... fast schon stolz darauf, dass sie sich meinem Bedürfnis nicht gebeugt hat.
Mehr wurde übrigens nie berichtet. Kein "wir haben uns so auf die Geburt gefreut" oder "alles war gut, als du auf der Welt warst" oder "du warst so ein süßer Säugling". Nichts.

Wenn ich das als Indizien dafür nehme, wie mit mir im frühkindlichen Stadium umgegangen wurde, rundet sich das Bild ab.


Mist, ich sitze hier und heule... gleich muss ich doch zur Arbeit...
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danni64
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Re: Liebe lernen

Beitrag von danni64 »

Hallo Otterchen,

wenn ich deine Aussagen so lese,sitze ich hier auch ganz traurig.

Ich kenne die gleichen Argumente von meiner Mutter,wenn ich so lese,was du zu hören bekommen hast,muss ich sagen,wird mir bewusst,dass auch nie was positives über meine Geburt gesagt wurde.

Ich sollte auf die Welt kommen,damit meine Eltern heiraten konnten. Meine Mutter war noch keine 21 ,geschweige denn 18 Jahre alt.

Sie wollte gegen den Willen ihrer Eltern meinen Vater heiraten,also musste sie schwanger werden,damit ein Gericht die Erlaubnis gibt.

Ich habe mir als Kind immer anhören dürfen,dass sie ja meinetwegen keine Jugend hatte,ihre Ausbildung nicht fertig machen konnte. Das ich per Kaiserschnitt geboren wurde und sie danach so leiden musste,weil ihre Narbe sich immer entzündete und sie die immer unter Schmerzen öffnen mussten.
Zudem wurde ich in einer totalen Mondfinsternis geboren und von daher sowieso schon ein schlechter Mensch.

Alles,was in ihrem Leben schief lief,war dann meine Schuld,ja sogar die Scheidung meiner Eltern packte sie auf meine Schultern.

Komischerweise schwärmte sie immer über die Geburt meines Bruders. Mein Vater wollte kein Kind mehr und ich weiss,wie oft sie mit Stolz immer erzählte,wie sie meinen Vater rein gelegt hat,weil sie die Pille ins Clo schmiss,anstatt sie zu nehmen. Sie wollte doch immer einen Jungen und den bekam sie dann auch.

Wo ich deine Zeilen lese,wird mir das erste Mal im Leben klar,dass auch meine Schwangerschaft wie auch meine Geburt nie positiv erwähnt wurde.

Übrigens nutzt sie den Kaiserschnitt immer zur Erklärung,warum sie mich nicht lieben konnte und kann .

Ich hatte immer Angst,mal ein Mädchen zu bekommen,weil ich immer dachte,ich kann sie dann vielleicht nicht so lieben,wie ein Jungen.
Aber das stimmt Gott sei Dank nicht,denn meine Kleine ist sogar etwas besonderes für mich .
Ich liebe alle meine drei Kinder gleich,ob Junge oder Mädel und darüber bin ich manchmal so froh. Meine beiden Jungen habe ich spontan geboren und meine Kleine per Kaiserschnitt.
Heute weiss ich,dass es eine dumme Ausrede meiner Mutter ist,denn es macht von der Liebe zu meinen Kindern keinerlei Unterschied.

Ich bin so froh,dass ich meine Kinder so lieben kann und nicht das Muster meiner Mutter übernommen habe .

LG Danni !!!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
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