Alleine -Fühlen

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BD
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Alleine -Fühlen

Beitrag von BD »

Hallo,

ich erlebe zzt. etwas, was mir schon oft aufgefallen ist: Wenn ich längere Zeit meine Freunde nicht getroffen habe fühle mich sehr unwohl wenn ich alleine bin und innerlich einsam. Mir fällt es dann schwer mich selbst zu beschäftigen, auch die Kontakte auf der Arbeit lenken nicht richtig ab. Oft empfinde ich es so, als ob die Beziehungen komplett weg wären, dabei hat ja nur ein Treffen nicht geklappt. Zzt. sind viele in Urlaub und da ergibt sich nicht immer eine Verabredung.
Wenn ich in der Woche einige Kontakte habe, kann ich dann auch wieder ganz gut alleine sein. ZZt. habe ich das Gefühl mich mit mir alleine nicht wohl zu fühlen. Ich fühle mich so abhängig von andren. Ich würde gerne solche Zeiten besser überstehen können. ZZt. habe ich das Gefühl meine Depression verstärkt sich und ich muss versuchen diese Freunde-lose-Zeit irgendwie zu überstehen.
Kennt ihr das auch?
Was macht ihr in solchen Momenten?
Mir hilft es dann auch nur begrenzt, Dinge zu tun, von denen ich weiß dass sie mir eigentlich gut tun. zzt. fühle ich mich auch dadurch nicht besser.

Grüße
Waldsee
cybolon
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Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
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Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von cybolon »

Hallo mein Waldsee,

hoffentlich handelt es sich "nur" um ne kurze Phase, wie sie oft, vor einem größeren Schritt aus der Depression, auftreten kann.
Du bist jetzt in der 2. Woche à 6 Std., stimmt's? Da schwingt immernoch das Gefühl mit, dass Du noch nicht 100% leistest und deshalb auch nicht 100% wertvoll bist.
So jedenfalls kam es mir vor.

No friends up and no place to go.
Das ist mir auch öfter so gegangen. Allerdings habe ich Familie. Letzteres ändert aber nix daran, dass ich dieses Gefühl, von allen Freunden im Stich gelassen zu sein, ab und an spüre.
Was mir dabei sehr hilft: Ich habe endlich den Mut gefasst, mich unten am Rheinufer einfach zu den Gitarre-Leuten zu setzen und ihrer Musik zu lauschen. Einige davon erkennen mich inzwischen wieder und sprechen auch mit mir. Sie geben mir Insider-Infos, wo sie sich am Wochenende treffen (in Kneipen, kleine Auftritte, etc.)

Was mit Sicherheit der falsche Weg ist, wissen wir beide schon: Daheim hocken.

Wann immer ich mich auf eine Bank setze, neben einen Wildfremden, findet sich innerhalb von wenigen Minuten eine Gelegenheit, sich zu unterhalten. Natürlich muss mich die Person auch interessieren...

Es gibt verdammt viele, einsame Menschen.
Und das "nur", weil sich kaum jemand traut!
Dabei ist es doch mehr als wurscht, wie alt jemand ist, welchen Geschlechts, welcher Herkunft oder welches Aussehen er/sie hat.
Hauptsache, ich kann mich dann, wenn ich es möchte, unterhalten. Den Gitarristen zuzuhören, ohne mit ihnen zu sprechen, war für mich auch schön. Immernoch besser, als das "Ausgestossen"-Fühlen.

*Waldsee Mut mach*

Liebe Grüße
vom
cybolon
Zwiebel
Beiträge: 986
Registriert: 13. Feb 2008, 20:36

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von Zwiebel »

Liebe Waldsee,

ich kenne es super gut!
Das ist erst etwas besser geworden, seit ich hier schreibe!
Finde Kontakte oft blöd, oberflächlich, ermüdent, wenn ich nur ander Leuts Probleme helfen soll zu lösen. von solchen "Freunden" habe ich mich verabschiedet.
Meine Freundin ist jez auch in Urlaub.
Wenn mich dieses Gefühl von Einsamkeit überkommt, hilft mir sehr gut der Satz: "Ich habe mich selber", und das ist verdammt viel!

Vor ein paar Tagen saß ich alleine hier, konnte nicht raus,(Ich lasse mein Kind nicht alleine). Ich machte es mir in der Küche gemütlich, ein Kerzlein an, mein Schreibblock und meine Karten.
Warte ich ziehe dir eine: Da steht auf der Vorderseite:

Ich mache aus jeder Erfahrung eine Chance

auf der Rückseite steht:

Für jedes Problem gibt es eine Lösung.
alle Erfahrungen sind Gelegenheiten zu lernen und zu wachsen.
Ich bin geborgen.

Und? Bringt dir das was? Ich hoffe! Mir geben die Karten immer sehr viel!

Verrate, das ich auch schon mal eins meiner Kuscheltiere auf meinen Bauch drücke, tut gut! Ähem, räusper

Herzlichst Ruth

Wenn du kannst, geh wirklich raus, ja?
Ich schaue später noch mal rein, ok?
BeAk

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von BeAk »

Liebe Waldsee,

ich denke das deine Problematik sehr viel mit emotionaler Instabilität (google mal)
zutun hat.

Weniger mir der Depression.

Ich selber hatte bis letztes Jahr in fremder Umgebung immer das Bedürfniss mich zu orientieren, an einen Ort oder besser durch einen Menschen. Sonst habe ich mich verloren gefühlt.

Das ganze ist durch eine monatelangen Krankenhausaufenthalt bei völlige Isolation von meiner Mutter als Kleinkind bei mir entstanden. Ich konnte dieses Empfinden in meiner vergangen Psychotherapie erfolgreich bearbeiten und habe es jetzt nicht mehr.

Ich habe einigen u.a. Anteile der Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Ada
Beiträge: 41
Registriert: 27. Okt 2007, 23:35

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von Ada »

Liebe Waldsee,

auch ich kenne dieses Gefühl all zu gut...wenn ich mit den Menschen die mich eigentlich umgeben keinen Kontakt habe, dann sind die für mich "wie weg"...einfach nicht da und ich fühle mich unendlich allein...ich weiß dann auch nichts mit mir anzufangen und wenn ich dann rausgehe, wird das Gefühl manchmal noch schlimmer...ich versuche das dann irgendwie auszuhalten...aber besser wirds dadurch auch nicht...manchmal versuche ich mich mit anderen Dingen zu verbinden oder zu versuchen eine Verbindung herzustellen, zB mit der Natur, der Sonne, dem Wind...manchmal lässt mich das besser fühlen, aber oftmals tritt diese Möglichkeit in den Hintergrund, ich vergesse sie aufgrund dieses Einsamkeitsgefühls...ich denke, dass dir das jetzt nciht sehr helfen wird, ich wollte Dir nur sagen, das ich das sehr gut kenne...
@ Bea...daran habe ich noch gar nicht gedacht....vielleicht hat es auch bei mir damit zu tun...wußte gar nicht, dass man nur Teile einer Persönlichkeitsstörung haben kann...
Zumindest wirft es mal ein anderes Licht auf dieses Gefühl..Danke dafür

Euch alles LIebe
Ada
parvus_

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von parvus_ »

jo, ich bin auch einer von den einsamen. neue kontakte zu finden gelingt mir überhaupt nicht, auch und schon gar nicht auf ner parkbank.
vielleicht leigt e sauch daran, daß ich zuviel erwarte. keineahnung. auf jedenfall habe ich ne menge defizite. und persönlichkeitsttörung, welcher art auch immer, in anteile oder komplett spielt auch eine rolle dabei.

einsasmkeit gilt in unserer welt als schande, als versagen.
BD
Beiträge: 1136
Registriert: 24. Feb 2007, 10:55

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von BD »

Hallo ihr Lieben,

es tut gut zu lesen, dass es andren ähnlich geht.

QBea: Danke für deinen Hinweis bea, es ist bei mir auch so ein verloren fühlen. Vielleicht kann ich es ja durch die Therapie nach und nach aufarbeiten. Ich merke immer wieder, dass Abschiede und Verluste (oft auch kleinerer Art) diese Gefühle in mir auslösen. Hattest du eine Gesprächstherapie oder war das irgendwie besonders gelagert? Ich mache ja im Herbst noch eine Reha und hoffe auch dort etwas an dieser Thematik arbeiten zu können. Falls es o.k. für dich ist, kannst du mir vielleicht noch etwas konkreter schreiben, was dir geholfen hat, dich nicht mehr so verloren zu fühlen. Vielen Dank schon mal.

@Horst: Ich hoffe, dass es nur eine kurze Phase ist und wenn dann wieder ein größerer Schritt nach vorne kommt, wäre das ja toll. Es ging heute ein wenig besser. Mich auf eine Bank zu andren dazu zusetzen fällt mir schon sehr schwer, erst recht ein Gespräch anzufangen. Auf der Arbeit versuche ich zur Zeit bewusst meine Pausen mit andren zu verbringen und mich bewusst zu unterhalten. Jedes vorsichhindenken ist nämlich kontraproduktiv. Heute war ich nach der ARbeit noch bei meiner Mutter und das hat auch gut getan. Diese Möglichkeit habe ich fast immer, aber ich bewerte es oft negativ, so nach dem Motto, du musst zu deiner Mutter fahren, hälst es alleine nicht aus, hast keinen Freund...

Muss mir immer wieder bewusst machen, dass die Beziehungen da sind, auch wenn die Freunde nicht direkt neben mir stehen.

Danke an euch alle und denen es ähnlich geht auch weiterhin viel Mut.

Vielleich muss ich auch mehr ausprobieren wenn ich mich so fühle einfach mal alleine in die Stadt zu gehen, mich dort hinzusetzen oder in ein Cafe um rauszukommen. Ich bin dann immer ganz verzweifelt, wenn meine Freunde nicht da sind und sehe andre Möglichkeiten wie ich selbst mir helfen kann zu wenig.

Grüße
Waldsee
BeAk

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von BeAk »

Liebe Waldsee,

ich habe eine klassisch tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie hinter mir. Im Grunde nichts anderes als eine Analyse in sitzen.
Diese Therapie war extrem unbefiedigend für mich. Es gab keinerlei Hilfen durch den Therapeuten, keiner Struktur, nichts.
Da ich aber in dieser Therapie war und ich unbedingt eine Verbesserung meiner Situation erreichen wollte, bin ich auf die Idee gekommen, meine Therapie eben selber in die Hand zu nehen. Habe mir Ausbildungsmaterial für Therapeuten im www angeschaut und bin so auf die Rainer Sachse gestoßen, dieser arbeitet klärungsorientiert. Nach seiner Methode habe ich selbständig mein Leben nach entsprechenden Gefühlen die Sachse beschreibt abgesucht. Ich habe mir vorgenommen diese in meiner anaytischen Therapie zu bearbeiten.

Als erstes habe ich mir das Thema dieser orietierungslos- und verloren-Gefühl in fremder Umgebung vorgenommen. Ich habe es in der Therapie wieder aktiviert und dann die Situation aus der dieses Gefühl stammt. Das war der Krankenhausaufenthalt mit 1,5 Jahren mit dem Gefühl verlassen von der Mutter zu sein, orientierungslos. Sie zu rufen und zu schrein aber sie kommt nicht usw.
Ich habe durch dieses Verlassen die Beziehung und das Vertrauen zu meiner Mutter verloren und es nie wieder richtig aufbauen können.

Die Bearbeitung dieses Themas dauerte 3 Stitzungen und war das einzige therapeutisch wichtige Thema in einem ganzen Jahr Psychotherapie. Weitere Bearbeitungen dieser Art hat mein Therapeut nicht zugelassen.
Ich habe letzlich die Therapie bei ihm abgebrochen weil überhaupt nichts mehr therapeutisch möglich war und ich nur noch Panik allein bei dem Gedanken an diesen Therapeuten hatte.

Das gesammte letzte Jahr dieser 2 jährigen Therapie war ein Desaster, unter dehren Folgen ich noch immer leide.

Also, die erfolgreiche Bearbeitung meines Verlassenheitsgefühls habe ich mit der Methode des Rainer Sache durchgezogen. Es ist eine klärungsorientierte Psychotherapie.
Google mal.

Vielleicht findest Du ja einen Psychotherapeuten/Verhaltenstherapeuten der so arbeitet.

Liebe Waldsee, ich bin vor diesem Gefühle nie geflohen, habe es immer ausgehalten, es ist fast 40 Jahre konstand geblieben.
Erst durch die Bearbeitung ist es verschwunden.
BD
Beiträge: 1136
Registriert: 24. Feb 2007, 10:55

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von BD »

Liebe Bea,

danke für deine ausführliche Antwort.

Ich komme leider erst heute dazu zu antworten, da ich abends immer sehr müde war und dann diese Temperaturen letze Woche...(mien Computer steht in meinem wärmsten Zimmer).

Ich werde mir das mal in Ruhe googlen und ansehen und meine Therapeutin dann darauf ansprechen. Sie arbeitet verhaltenstherapeutisch was mir auch oft weiterhilft, aber ich fände es toll, diese Geschichte auch so bearbeiten zu können, das ich diese Gefühle nicht mehr so aushalten muss und stabiler werde. In unsrem letzten Gespräche meinte sie, vielleicht würde ich immer so auf Verluste reagieren.
Ich merke, dass es mir im Moment wieder sehr schwer fällt, die Depression zu akzeptieren. Momentan wehre ich mich noch dagegen, dass es mir wieder nicht so gut geht und das ist natürlich eher kontrporduktiv.

Liebe Grüfße
Waldsee
BeAk

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von BeAk »

Liebe Waldsee,

es gibt noch einige speziell entwickelte Therapiemethoden die bei emotional instabiler PS, Borderline PS wirken.

Vielleicht können ja einige betroffene Foris hier zu dem Thema Auskunft geben.
lunasol
Beiträge: 531
Registriert: 1. Apr 2007, 11:49

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von lunasol »

Ja, die gibt es, die aber bei einem Nicht-Borderliner durchaus kontraproduktiv sein können, genauso wie manche Strategien für Depressive für Borderliner kontraproduktiv sein können.

Und bei dem was Waldsee beschrieben hat, gleich auf Borderline zu schliessen, finde ich doch extrem gewagt.
BeAk

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von BeAk »

Ich denke das Waldsees Therapeutin schon wissen wird, was sie Waldsee diagnostiziert hat. Am besten fragt sie diese.

Hier ein Link zu Allein-Gefühlen.

http://www.burnoutforschung.de/info/borderline.htm
tictac

Re: Alleine -Fühlen

Beitrag von tictac »

Lieber Waldsee

Aus welchem Grund auch immer Du es so fühlst, ich kenne wie vielen Anderen auch diese Frustration? Rastlosigkeit? Tatlosigkeit? - dieses Gefühl jemand dabei haben zu müssen um etwas zu machen, Freude wahrzunehmen oder das Gefühl überhaupt jemand zu brauchen damit man sich selbst gerechtfertigen kann... Does it ring a bell?
Persönlich habe ich keine Antwort darauf, was man tun kann um diese Abhängigkeit von Anderen (die wie Du auch beschrieben hast (nur?)ab und zu auftauchen wenn Du Deine Freunde ein Paar Tage nicht mehr gesehen hast) loszuwerden - sich an diesen Tagen allein frei zu fühlen.
Es ist schwierig sich über Hobbies zu freuen, wenn man allein ist, und die Tatsache das man allein ist, der störende Faktor ist.
Hast Du denn wirklich kein Mensch, denn du kontaktieren kannst, wenn es sich so anfühlt? Ein alter Schulkamerad anrufen, auf Kaffee einladen? Geht das nicht? Hauptsache: jemand ist da, oder? Und es ist keine Ausnutzung, weil man sich ja auch auf die Person freut
Was sagen denn "Experten" eigentlich zu diesem Thema?
Viel Glück mit Deinem Problem - bzw. die Lösung darauf. Drücke Dir die Daumen.
LG. tictac

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so, habe jetzt bestimmt aussagen von anderen übersehen in meinem beitrag, aber das ist weil ich die anderen beiträge erst jetzt lese :P also keiner darf beleidigt sein
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