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Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 16. Jun 2008, 12:30
von Ratte967
Hallo zusammen, mir geht seit einer Weile etwas durch den Kopf. Es ist immer die Rede davon das viele Depressive ihre Medi's absetzen, weil es ihnen besser geht und dass man das lieber nicht tun sollte. Was ist aber, wenn ich die Sinnlosigkeit meiner gesamten Medikation sehe, da ich mich nach eineinhalb Jahren strikter Einnahme nicht ein Stück besser fühle. Ich habe schon verschiedene probiert und nichts war zufriedenstellend. Ich bin zur Zeit so genervt davon, dass ich sie am liebsten einfach absetzen würde. Im Hinterkopf habe ich natürlich auch den Gedanken, ob es mir ohne vieleicht noch schlechter gehen würde. Das wäre eine Katastrophe, da ich das Schlimmste befürchte. Es ist ein Kreislauf aus dem ich einfach nicht raus komme. Mit meiner Ärztin traue ich mich das nicht zu besprechen, weil ich ihre Antwort schon kenne. Da heißt es dann vieleicht noch, ich würde garnicht gesund werden wollen.
Ich gehe mir zu Zeit selbst auf die Nerven. Da ist so viel, was mich stört. Es muss doch endlich mal wieder vorwärts gehen. Die Antriebslosigkeit hört nicht auf. Ich kriege rein garnichts auf die Reihe. Jetzt stehen mir noch die ganzen Ämter bevor, da mein Krankengeld ausläuft und ich noch immer nicht arbeitsfähig bin. Ich würde am liebsten im Erdboden versinken. Ich bin völlig am Ende mit meinen Kräften. Ich habe so Angst, dass ich demnächst ohne alles dastehe und meinem Mann auf der Tasche liege.
Danke für's lesen und sorry für den negativen Input aber das musste mal raus.

Liebe Grüße von Heike

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 16. Jun 2008, 15:32
von DepriXX
Hallo Heike
wenn du dich nicht traust, mit deiner Ärztin zu reden, dann such dir einen anderen Psychiater.

Es gibt eine große Anzahl an Antidepressiva, die man auch kombinieren kann.

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 16. Jun 2008, 15:42
von Ratte967
Hallo Deprix,
es liegt nicht an meiner Ärztin. Mit der komm ich gut klar. Es liegt an mir. Ich nehme seit eineinhalb Jahren Kombinationen aus immer mindestens 3 verschiedenen Medikamenten. Sie hat schon vieles ausprobiert. An der jetzigen Kombi (Cipralex, Risperdal und Chlorprotixen) sind wir hängen geblieben, weil ich damit kaum Nebenwirkungen habe.
Trotzdem danke

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 28. Jul 2008, 17:52
von engel07
Hallo Heike,


Bei mir geht es seit September 2007 nur noch bergauf ! Am 20 September 2007 habe ich nach langer erfolgloser Behandlung mit AD´s /(Trevilor 75,Trevilor 150, Dominal forte, Zeldox, Promethazin und die Schlafpillen Optidorm) das ganze Zeug´s von heute auf morgen im Bewusstsein das es schiefgehen kann in die Tonne gedrückt. Durch das zwangsläufige Ausbleiben
der diversen fatalen Nebenwirkungen hat sich meine Motivation dies weiter durchzuziehen so gesteigert, dass ich auch gelegendliche seelische Tief´s gut in der Lage bin zu überstehen. In der weiteren Folge dieser Erkenntnis war ich ca. 6 wochen später in der Lage meine bis dato nutzlose, mittlerweile dritte Psychotherapie genauso radikal zu beenden. Warum konnte ich das ? Ganz einfach alle Thera´s haben mir dauernd eingehämmert das es ohne AD´s garantiert nicht ginge. Nun die Feststellung das es "ohne" viel besser ging hat gereicht um zu merken worum es denen wirklich geht.

So, noch etwa 2 Monate und ich habe das erste Jahr mit einer viel besseren Lebensqualität als wärend der Behandlungen voll.

http://de.wikipedia.org/wiki/Cipralex

http://de.wikipedia.org/wiki/Risperdal

Gruß
engel07

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 28. Jul 2008, 23:33
von triste
... es ist ein sehr schlechter Rat, die Medikation von Psychopharmaka eigenhändig und vor allem abrupt vorzunehmen. Nicht umsonst hört man extrem oft, dass sich der Zustand der Mehrheit derer, die das getan haben, rapide verschlechtert hat. Ich halte es für fahrlässig, das zu propagieren.
Heike, besprich´das mit Deiner Ärztin, versuche ein neues Medikament, oder, wenn Du das nicht willst, schleiche Deine Medikamente wenigstens langsam aus!
Alles Gute,
Virginia

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 29. Jul 2008, 08:53
von Anne Blume
Hallo Engel,
ich schließe mich Virginia an und möchte Sie bitten, Ihre Ansichten hier etwas dosierter einzubringen. Ihre Forderung nach Abbruch von Therapie und Absetzen der Medikamente ist nicht angebracht. Sowas sollte nie ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gemacht werden. Vielmehr steht es auch den vielen guten Erfahrungen, die hier im Forum berichtet werden, entgegen.

Viele Grüße
Anne Blume

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 29. Jul 2008, 09:32
von FönX
Bei einigen Postings macht sich bei mir der Eindruck breit, dass den Pillen oder Tropfen die alleinige Heilung von den Depressionen erwartet wird. Es gibt sicher auch das andere Lager. Das der "Therapiefans", die jahrelang strikt ohne Medikation zurechtzukommen versuchen (in so einer Therapiegruppe war ich zwei Jahre lang). Die sehen für mich so aus wie ein Diabetiker, der versucht, ohne Insulin klarzukommen.

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die Medikation eine Unterstützung, um die inneren Veränderungen in mir selbst und in meinem Verhalten zu ermöglichen. Das wichtigste ist das Arbeiten an sich.

Gruß

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 29. Jul 2008, 17:10
von engel07
Sehr geehrte Frau Blume,
das was ich hier wiedergegeben habe ist meine eigene "Erfahrung" und nicht meine "Ansichten" Leider kann ich den Beweis hier schlecht führen, aber wenn es denn sein müsste, könnte ich von meinen Ärzten (Hausarzt, Psychiater u. Diabetaloge es schriftlich haben, auch meine Krankenkasse könnten mir bestätigen das ich seit nunmehr einen Jahr keine AD´s mehr bezogen habe. Zudem könnte ich Ihnen durchaus ein Schriftstück zukommen lassen wo meine Familie und mein Freundeskreis meine "Geschichte" als wahr per Unterschrift bestätigen

Gruß
engel07

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 29. Jul 2008, 21:20
von HelH3
@ "Engel",

möglich, dass "es" dir nach deinem "Empfinden" besser "geht", seitdem du u. a. deine Antipsychotika abgesetzt hast. Dies soll bei entsprechenden Krankheitsbildern vorkommen Nichtsdestotrotz ist die Art und Weise, wie du das eigenmächtige Absetzen von Psychopharmaka propagierst, schon "grob fahrlässig" und extrem penetrant. Außerdem braucht hier niemand von dir irgendwelche
unterzeichneten Schriftstücke u/o Wikipedia-Links über Medikamente, denn idR liest man ja die Packungsbeilagen.

Wirklich keine Fragen mehr hat Helena

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 29. Jul 2008, 21:25
von BeAk
Liebe Heike,

ich halte es nicht für sinnvoll, in so einem schlechten Zustand ohne Medikamente auskommen zu wollen.

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 31. Jul 2008, 16:15
von Iris
Hallo Phönix,

bin genau deiner Meinung.
Ich habe die letzten zwei Jahre auch in einer Therapiegruppe erlebt,das sich viele Leute ewig ohne Medikamente quälen,nach einnahme eines Medikaments ging es ihnen langsam besser,sie hatten die Kraft sich um ihrem innenleben im positiven Sinne zu widmen,um nach einer Gewissen Zeit das Medikament wieder abzusetzten.
Ich habe aber auch schon einen Therapeuten erlebt,der strikt gegen Medikamente ist,der Patienten eintrichert das "alle"Medikamente süchtig machen und SSRI`s Studien zu folge nur bei starken Depressionen wirken ,bei leichteren keinerlei Wirkung zeigen.

LG
Iris

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 2. Aug 2008, 13:50
von triste
...bliebe zu definieren, was "körperliche Abhängigkeit" bedeutet... dazu gehört beispielsweise, dass der Konsum einer Droge ständig gesteigert werden muss, um Wirkung zu zeigen, was bei AD nicht der Fall ist.

Ich habe nix gegen eine kritische Haltung gegenüber Psychopharmaka, aber anderen Angst zu machen vor diesen Medikamenten, die einer großen Zahl von Betroffenen hilft, wieder zu LEBEN, finde ich unverantwortlich.
Was bezweckst Du damit?
Ich find´s ärgerlich, nervig und unproduktiv.

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 2. Aug 2008, 14:45
von HelH3
...es zeugt auch nicht gerade von Sachkenntnis, Antidepressiva, Antipsychotika und Hypnotika undifferenziert zu vergleichen...

*gähn*

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 4. Aug 2008, 14:39
von ege0804
hallo heike,

mir geht es im moment wieder relativ gut. ich teile deine erfahrung, das ich an der wirkung der ad lange zeit zweifelte. dann eine spürbare wirkung und hilfe da war. zu einem späteren zeitpunkt hatte ich trotz unveränderter medikation wieder heftige depressionen.

vor kurzem habe ich meine medikation wieder reduziert. trevilor von 225mg auf 150 und remergil von 30mg auf null. mir ging es nicht schlechter. im gegenteil. ohne remergil konnte ich morgens, ohne die bekannten startschwierigkeiten, aus dem bett springen. an depressionen habe ich erst wieder nach dem frühstück gedacht.

anderseits, woher weis ich denn, ob ich in der vergangenheit vielleicht sogar manisch wurde, eben weil ich die medikamente zu lange oder in zu hoher dosis eingenommen habe?

ich will mich nie nur auf die medikamente verlassen müssen, obwohl medikamente in der vergangenheit in bestimmten situationen vielleicht meine rettung waren. was weis ich den mit sicherheit: außer, morgen wird ein neuer tag beginnen. die sonne wird aufgehen. usw.

wenn ich wieder mal deressiv bin, dann weis ich, dass medikamente raushelfen können. das ist trotz all meiner vorbehalte ein gutes gefühl.

gruß ernie

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 4. Aug 2008, 23:09
von traumgarten
Hallo an Heike und alle die über ihre Medikamente nachdenken,
Ich bin nach jahrelangem Ausprobieren und wieder Absetzen bei Paroxetin 40 mg gelandet, was recht gut hilft.In extremen Situationen wie z.B. Mobbing am Arbeitsplatz habe ich trotzdem auch mal wieder Depressionen gehabt oder suizidale Gedanken, aber man findet auch wieder raus wenn die Situation besser wird.Ohne Medis wusste ich oft gar keinen Grund, warum es mir so schlecht ging, wenn ich eigentlich zufrieden war.Vermutlich werde ich das Zeugs bis ans Ende meiner Tage nehmen müssen.Da es aber keine Nebenwirkungen gibt, kann ich damit halbwegs leben.Therapie hatte ich auch schon jahrelang ohne durchschlagenden Erfolg.Die Idee, es sei besser ohne Tabletten Therapie zu machen, hätte fast tötlich geendet.Mit anderen Worten:in manchen Fällen kann man froh sein, wenn man überhaupt eine Möglichkeit findet halbwegs normal zu leben, es kann falscher Ehrgeiz sein es ohne Medikamente auf biegen und brechen zu versuchen.Zu der Erkenntnis bin ich gekommen nach 44 Jahren leben mit Depris.Ich will aber Paroxetin nicht nur loben.Unter "Paroxetin absetzen" könnt Ihr im Internet nachlesen was passiert, wenn man versucht davon wieder loszukommen.Ich hatte die Hölle die letzten Tage weil ich dachte, es wäre nicht so schlimm ein paar Tage darauf zu verzichten,ich hatte das neue Rezept verloren.Bei anderen Medis war es nie so schlimm gewesen, sie wegzulassen
Alles Gute und Durchhaltevermögen wünscht Libelle
Heike schrieb:
> Hallo zusammen, mir geht seit einer Weile etwas durch den Kopf. Es ist immer die Rede davon das viele Depressive ihre Medi's absetzen, weil es ihnen besser geht und dass man das lieber nicht tun sollte. Was ist aber, wenn ich die Sinnlosigkeit meiner gesamten Medikation sehe, da ich mich nach eineinhalb Jahren strikter Einnahme nicht ein Stück besser fühle. Ich habe schon verschiedene probiert und nichts war zufriedenstellend. Ich bin zur Zeit so genervt davon, dass ich sie am liebsten einfach absetzen würde. Im Hinterkopf habe ich natürlich auch den Gedanken, ob es mir ohne vieleicht noch schlechter gehen würde. Das wäre eine Katastrophe, da ich das Schlimmste befürchte. Es ist ein Kreislauf aus dem ich einfach nicht raus komme. Mit meiner Ärztin traue ich mich das nicht zu besprechen, weil ich ihre Antwort schon kenne. Da heißt es dann vieleicht noch, ich würde garnicht gesund werden wollen.
> Ich gehe mir zu Zeit selbst auf die Nerven. Da ist so viel, was mich stört. Es muss doch endlich mal wieder vorwärts gehen. Die Antriebslosigkeit hört nicht auf. Ich kriege rein garnichts auf die Reihe. Jetzt stehen mir noch die ganzen Ämter bevor, da mein Krankengeld ausläuft und ich noch immer nicht arbeitsfähig bin. Ich würde am liebsten im Erdboden versinken. Ich bin völlig am Ende mit meinen Kräften. Ich habe so Angst, dass ich demnächst ohne alles dastehe und meinem Mann auf der Tasche liege.
> Danke für's lesen und sorry für den negativen Input aber das musste mal raus.
>
> Liebe Grüße von Heike

Re: Absetzen meiner Medi's

Verfasst: 8. Aug 2008, 19:03
von titanic
Hallo,
bin gerade über diesen Thread gestolpert und möchte euch meine eigene Erfahrung, die ich jetzt dummerweise schon mehrmals gemacht habe, berichten.
Auch mich befällt von Zeit zu Zeit das Gefühl "Eigentlich geht's mir doch ganz gut und eigentlich willst Du dieses Zeug doch nicht bis zum Lebensende nehmen......"
Tja - weiß ja bereits, was der Arzt von einem Absetzversuch hält....Also probier ich's auf eigene Faust. Ich lasse alle zwei Tage nur die Hälfte meiner gewohnten Dosis weg. Nur die Hälfte - denk ich, kann doch so schnell nix Gravierendes passieren. Eine Woche geht's gut, dann merke ich, dass ich nervöser auf meine Umgebung reagiere, Geräusche etc. alles nervt mehr, dann diese "Zaps", (Oh - es gibt sie wirklich, bei mir in Form von kurzen Hör-Aussetzern...) Der Kopf schwirrt, ich schlafe schlechter, der Appetit geht zurück. So ganz kann ich immer noch nicht glauben, dass diese halbe Dosis jeden zweiten Tag daran schuld ist.
Dann ist es plötzlich wieder da, überfällt mich eines Abends sehr spät in Form einer heftigen Verzweiflungsattacke. Angst, Horror, Heulkrämpfe....ein fast unkontrollierbarer Zustand, der von einer Minute auf die andere eingetreten ist.

Ich reagiere sofort und nehme wieder die gewohnte Dosis. Nach zwei bis drei Tagen bin ich wieder auf dem normalen Level.
Glück gehabt - was hätte alles passieren können...
Im Nachhinein war alles wie ein böser Film.
Ich kann euch und mich selbst nur warnen vor unkontrollierten Absetzversuchen.
Das musste ich euch schreiben
Viele Grüße
Titanic