Depri Prävention?

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babuschka
Beiträge: 7
Registriert: 24. Jan 2008, 11:34

Depri Prävention?

Beitrag von babuschka »

Ihr Lieben,

es ist lange her, das ich hier war...
Ich möchte mich nochmal bei allen bedanken, dir mir auf meinen Beitrag "damals" -depressive mutter sucht hilfe- geantwortet haben. Aber zu der Zeit konnte ich einfach nicht antworten.

So...
Die letzten zwei Wochen habe ich wieder so richtig dringehangen. Total kraftlos, hätte den ganzen tag schlafen können, mir morgens schon gewünscht der Tag wäre vorbei. Diesmal habe ich es mit Aussitzen probiert, also wirklich das machen wonach mir ist (ausruhen, dösen, lesen, schlafen, nur das nötigste erledigen) und darauf vertrauen, das "es" vorbei geht. Ich hatte die Hoffnung, das wenn ich mich nicht dagegen wehre (bringt eh nix) geht es vielleicht schneller vorbei. Aber es war wirklich anstrengend die Depri "einfach" nur auszuhalten.
Seit gestern merke ich den Aufschwung. Heute ist es noch etwas besser.
Ich weiß, das ich mich in den nächsten 2Wochen wahrscheinlich relativ gut fühlen werde. Und dann? Ich weiß auch, das die Depri wiederkommt. Und da habe ich Angst vor.Ich mag nicht mehr. Ich weiß leider nicht, was meine Auslöser sind. Hab da nur so ne Vermutung. Trotz Therapie und Kur (ich weiß zwar warum ich die Depri habe, aber nicht, was sie unmittelbar auslöst bzw. was die ersten Anzeichen bei mir sind). Was soll ich also machen? Eigentlich bin ich ein kämpferischer Typ. Aber was die Depri anbelangt bin ich mittlerweile total ängstlich, hoffnungslos, unsicher geworden. Ich belauer mich selbst und verpasse dann wieder den Zug wenn eine neue Depri losgeht. Irgendwie muß das doch zu stoppen/steuern sein?
Wie regelt ihr das? Merkt ihr, wenn eine Depri im Anmarsch ist? Habt ihr sowas wie eine Checkliste/Notfallkoffer?
Liebe Grüße
babuschka


Aus hässlichen Wunden können schöne Narben werden.
BeAk

Re: Depri Prävention?

Beitrag von BeAk »

Liebe Babuschka,

ich habe auche ine 2 Jährigen Psychotherapie hinter mir, tiefenpsychologisch, genauergesagt eine Analyse im sitzen. Auch ich mußte feststellen das diese Therapie mir überhaupt keine Möglichkeiten vermittelte in ihrgendeiner Weise meine Depression oder Depressionanfälligkeit zu beeinflussen.

Wie sagte so schön mein Analytiker, das ist nicht Thema der Therapie. Leider teilte er mir das erst nach 2 Jahren mit.

Um, in den von Dir genannten Punkten weiter zu kommen, habe ich jetzt eine Verhaltenstherapie begonnen.

Weil die Analytische Therapie mir in meinen Problembereichen keine Hilfe war, habe ich bereits im Sommer vergangen Jahres eine Konzentrative Bewegungstherapie begonnen, selbstfinanziert. Die KBT-Therapeutin gab mit den Rat, als ich wiede depressiv wurde, etwas zu tun um meine körperlichen Grenzen besser zu spüren. Z.B. Duschen, dabei meinen Körper mit einem Peelinghandschuh abzureiben und ähnliches.
All dieses hat verhinderte, das ich wieder in eine schwere Episode abgerutschte.
Wander
Beiträge: 295
Registriert: 16. Jan 2008, 14:43

Re: Depri Prävention?

Beitrag von Wander »

Hallo Babuschka, ich kenne von dem, was du über deine letzten beiden Wochen beschreibst, mehrere Verläufe, erstens nur erholungsbedürftig und erschöpft, also etwas ganz Normales, zweitens "nur" in schlechten depressiven Angewohnheiten, drittens manifest depressiv. Da hat mir auch die Verhaltenstherapie geholfen, das immer besser auseinander zu halten. Wir Depressiven haben ja so einen Bammel davor, emotional die Abwärtsfahrt zu erleben, dass wir schon jede Schlappheit oder jede Langeweile, Kraftlosigkeit und schlechte Laune voller Argwohn beobachten. Das stresst dann noch extra.

Erstens: Bei mir ist es so, dass ich noch nicht gut genug heraus habe, wann ich mich überanstrenge und die Anzeichen noch nicht schnell genug berücksichtige. Folglich erlebe ich es immer noch, plötzlich furchtbar überarbeitet und erschöpft zu sein. Dann brauche ich es, mich einen Tag lang oder noch mehr soviel wie im Alltagsgeschäft möglich hängen zu lassen und viel zu schlafen. Dann bin ich auch kraftlos und freue mich auf den Abend, bin halt übermüdet und erschöpft. Danach geht es mir dann viel besser. Ausgeschlafen halt. Das hat dann nichts mit einem Abrutschen in die Depression zu tun.

Zweitens: Dann kenne ich depressive schlechte Angewohnheiten, die aber gut beeinflussbar sind. Dabei erlebe ich es immer noch, dass ich, sobald ich mir Ruhe gönne, oft zu schnell emotional zu tief abrutsche in Unzufriedenheit und Unsicherheit, wenn auch nicht mehr schwer, aber schon so, dass ich denke, das ist zu negativ und zu anstrengend. Da denke ich dann, depressive Angewohnheiten und Muster zu haben, in die ich schnell rutsche, aus denen ich aber genauso schnell wieder heraus komme, weil ich derzeit nicht manifest krank bin, da konnte ich nichts mehr ohne hoch dosierte ADs beeinflussen.

Drittens kenne ich es, dass Ausruhen unglaublich saugend anstrengend sein kann und dann ist das bei mir ein Zeichen für Depressivität.

Das zu unterscheiden ist nicht einfach gewesen und auch jetzt nicht immer einfach. Aber ich kann dir sagen, dass, je weniger depressiv ich bin, desto unängstlicher und gelassener gehe ich mit dieser Unwissenheit um. Je fixierter und ängstlicher ich reagiere und mich beobachte, desto näher bin ich an einer Depression. So ist meine Erfahrung und das ist mein Warnsignal.

Darum meine Frage an dich: Wenn du abwechselnd dich gut fühlst und dann wieder emotional etwas absackst und dann wieder gut drauf bist, kann es sein, dass das schon Normalität ist oder leichte Verstimmungen oder Überarbeitung? Hört sich nach meinen Erfahrungen nicht nach tiefer Depression an, aber natürlich kann ich das bei dir nicht beurteilen.

Diese Fragen zu unterscheiden, das ist die große Aufgabe für uns alle. Verhaltenstherapie hilft da wirklich gut, habe ich auch so erfahren. Ich habe sie als Psychotherapie mir von meiner Neurologin verordnen lassen und dann 1 Jahr lang auf Rezept erhalten, musste selber nichts bezahlen.

Eine andere Frage ist auch noch, ob eine Depression eine Episode ist oder wie bei mir in leichter Verstimmungsform oft und schon immer anwesend, was sich aber nochmal wesentlich von der manifesten mittelschweren Depression vor 2 Jahren unterscheidet. Allerdings weiss ich auch hier nicht, ob es nicht einfach erlernte Muster sind in meiner Normalität der häufigeren depressiven Verstimmungen.

Na, nun habe ich dich hoffentlich nicht komplett verwirrt!?

Ein Alarmsignal in Richtung manifester Depression ist bei mir, wenn ich einen ständigen Leidensdruck habe und krampfhaft unentwegt voller Angst mich selber beobachte, Wenn ich in der Depression bin, dominiert ein Gefühl von Trostlosigkeit und Antriebslosigkeit.

Aber leichtere depressive Verstimmungen oder meinen HAng zur Überarbeitung kann ich auch nicht ignorieren, sondern arbeite auf der Verhaltensebene selbstheilend mit ihnen, damit sie sich nicht ausweiten. Ich habe da schon auch täglich mit zu tun, obwohl ich derzeit nicht manifest depressiv bin.

Hmmm....hilft das jetzt weiter?


Liebe Grüße! Düne
babuschka
Beiträge: 7
Registriert: 24. Jan 2008, 11:34

Re: Depri Prävention?

Beitrag von babuschka »

Hallo Bea,

ich hab auch eine tiefenpsychologische Therapie gemacht. Mir geht es ähnlich. Ich weiß jetzt unheimlich viel warum, wieso, weshalb... aber im Alltag fühle ich mich eher überfordert. Das Wissen hilft mir nicht wirklich die Depri abzuwenden.
Duschen ist eine gute Idee. Ich habe festgestellt, das wenn es mir schlechtgeht es mich aufbaut mich zu pflegen, sprich duschen, peelen, etc.
Werde ich mal weiterverfolgen und im Auge behalten. Vielleicht wäre das ein Baustein in meiner Prävention.
Danke!
Babuschka


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MissSunshine
Beiträge: 81
Registriert: 28. Mai 2008, 21:16

Re: Depri Prävention?

Beitrag von MissSunshine »

Hallo Babuschka, das Duschen/Pflegen hilft mir auch manchmal...aber nur manchmal. Bin seit ein paar Tagen erkältet und häng jetzt in einer tiefen Depression/Liebeskummer/und was weiß ich noch alles...drinnen. Viel geschlafen, viell. zuviel.
Mittlerweile habe ich Angst vor den Wochenenden und versuche dann mir etwas vorzunehmen als Depri-Prävention. Dieses WE hat das leider wg. der Erkältung nicht geklappt...das zieht mich dann viell. doppelt runter...zu unterscheiden, ob und wann man in einer Depression hängt ist echt schwierig...
babuschka
Beiträge: 7
Registriert: 24. Jan 2008, 11:34

Re: Depri Prävention?

Beitrag von babuschka »

Hallo Düne,

deinen Beitrag finde ich sehr hilfreich, danke!

Also Depressionen habe ich auf jeden Fall, nehme auch AD.

Ich weiß im Grunde nicht, wann es eine Verstimmung ist, Erschöpftsein oder Depression. Veilleicht hinterher, wenn es mir wieder besser geht.Aber auch nicht immer.
In dem Moment..keine Chance.
Im letzten Jahr waren die Tage/Wochen, an denen es mir "gut" ging ziemlich selten.
Problematisch ist, das ich nicht weiß, was ich richtig gemacht habe, wenn es besser ging bzw. was falsch, wenn es schlechter ging.
Das würde auch dazu passen, das ich erst mal herausfinden müßte, was ich denn in dem Moment eigentlich habe (Verstimmung, Erschöpfung, Depression). Erst dann kann ich wahrscheinlich zielgerichtet intervenieren.
Hmm.... es fühlt sich halt alles irgendwie ziemlich gleich an.
In den letzten zwei Wochen hatte ich meine Tage. Also war die Woche vorher richtig schlecht, mit Einsetzten der Tage und die nächsten 6 Tage schlecht. Das ich deprimiert war kann ich besser akzeptieren, weil ich die Ursache weiß, Hormone etc. Also weiß ich, das ich da wenig Einflussmöglichkeit habe.
Meine Thera hat mir oft gesagt, das ich gut für mich sorgen soll. Hinfühlen, wonach mir ist. Aber da fühl ich halt leider oft nix. Außer eben: ich sollte, müßte etc.
Das macht es schwierig.
Insofern waren die letzten Wochen anstrengend und erfolgreich zugleich: Ich habe wirklich gaaaanz langsam gemacht,weil ich mich völlig erschöpft gefühlt habe (das war gut), aber es war furchtbar anstrengend das schlechte Gewissen auszuhalten nix zu tun.

Das ist frustrierend, weil ich wirklich dank der Therapie und der Kur ziemlich viel über mich und "meine" Depression weiß. Trotzdem gelingt es mir nicht, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Ich habe das Gefühl, mir fehlt ein wichtiger Baustein, um dem ganzen Wissen einen Sinn zu geben und den Erfolg, das ich die Depression in den Griff kriege.

Ich hoffe, das war jetzt auch nicht zu verwirrend...

Grüße
Babuschka


Aus hässlichen Wunden können schöne Narben werden.
BeAk

Re: Depri Prävention?

Beitrag von BeAk »

Liebe Babuschka,

warum, wieso weshalb ich bin, wie ich bin, habe ich eigendlich nur daruch erfahren das ich mich mit meinen Diagnose bzw. den Beschreibungen auseinander gesetzt haben.

Mein Ex-Therapeut hat mir nur in den ersten 3 Sitzungen Hilfestellung in Form von Erklärungen gegeben. Ab dann nicht mehr und somit habe ich keinerlei weitere Erkenntnisse in dieser Therapie gewinnen können. Mein Therapeut war nicht zum Dialog und Austausch von Wissen und Verstehn bereit. Ich habe es häufig genug versucht.
Das einzige was ich in dieser Therapie erhalten habe, ich bin meine Schuldgefühle los geworden und habe ein riesiger Therapieschaden der mich und die jetzige Therapie schwer belastet.

Was mir wirklich geholfen hat zu verstehn, ist der Austausch hier und meine Gedankengängen daraus.

Und die ersten Fortschritte die ich in der KBT= Konzentrativen Bewegungstherapie gemacht habe. Dort arbeitet ich ganz gezielt an meinen Schwachstellen, das tut mir richtig gut.
Wander
Beiträge: 295
Registriert: 16. Jan 2008, 14:43

Re: Depri Prävention?

Beitrag von Wander »

Hallo Babuschka, diese ganzen Unterscheidungen konnte ich auch nicht sehen, als ich mitten in der Depression steckte. Bei deinem ersten Beitrag hier erschien es mir so, als ob du derzeit gar nicht weisst, ob du in einer Depression drin bist oder nicht. Aber jetzt sehe ich, dass du also in der Behandlung bist.

Unterschiede konnte ich erst erkennen, als ich auch mal eine emotional WIRKLICH ruhige Phase zwischendurch hatte.

Da lernte ich so langsam, es auseinanderzuhalten. Wenn du mitten drin steckst, dann ist es so am besten, jedenfalls war es das bei mir, wie du es auch machst: Dich nicht unter Druck setzen und es langsamer gehen lassen, wenn es krankheitsbedingt eben so ist und dich zu pflegen. Aber eben auch, in der Verhaltenstherapie zu lernen, wie man die depressiven Gedanken nicht noch verstärkt, sondern eher entkräftet. Das muss man lernen, das kann man so nicht von sich aus.

Es hilft nicht, die negativen Gedankenkreise zu unterdrücken oder gezwungen positiv zu denken, sondern man muss mit den negativen Gedanken ins Gespräch kommen und dann erkennt man, wie überzogen sie sind. Aber ich musste das lernen. Und ich brauchte auch durch die ADs eine Basis, auf der dies überhaupt ging, denn vorher konnte ich gar nicht mehr klar denken.

Jetzt aktuell bin ich dabei, mein AD auszuschleichen und erlebe gerade aktuell, dass bisher (werde ab Anfang Juli das AD absetzen) der dicke Rückfall in die Trostlosigkeit nicht gekommen ist. ABER es bleiben mir viele emotionale Störungen, die meine tägliche Zuwendung brauchen. Sie unterscheiden sich klar von der dicken Depression, die ich hatte, aber sie unterscheiden sich auch von der völligen Symptomfreiheit bei hoher Dosierung der ADs.

So wie ich mich jetzt fühle, damit ich aber Jahrzehntelang gelebt. Es war für mich normal. Zwar vermutete ich, dass es emotionale Störungen auch sein müssten, aber WISSEN tue ich es jetzt erst, nachdem ich die Symptomfreiheit unter ADs kennen gelernt habe.
Also scheint bei mir das Ganze auch einen chronischen Anteil zu haben.

Die Sache ist die, dass ich während meiner Symptomfreiheit ganz klar WUSSTE, warum ich wie fühle. Dann stellen sich gar nicht mehr die Fragen, was an Emotion die Folgen welchen Verhaltens war - das, was du dich im Moment auch immer fragst. Diese ganze Verunsicherung kann nämlich auch schon Teil der Depression sein.

Wenn ich meinen eigenen Emotionen nicht so ganz trauen kann und sie auch nicht verstehen kann, das ist bei mir auch Teil der Symptomatik. Ohne Depressionen stellen sich die Fragen viel klarer und einfacher und es ist alles unkomplizierter. Ich denke dann nur wenig über meine Emotionen nach, auch wenn ich Jahrzehntelang anders gelebt habe.

Also macht es schon Sinn, sich auch geduldig zurückzulehnen und dem Gesundungsprozess zuzuarbeiten statt dauernd zu rätseln.

Ich weiss, ist einfacher gesagt als getan.

Liebe Grüße! Düne
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