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Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 4. Jun 2008, 21:42
von Antoinette
Hallo an alle!

Erstmal stelle ich mich am besten mal vor. Ich bin 26 Jahre alt, habe seit mindestens 14 Jahren Depressionen und studiere seit 2 Semestern Medieninformatik. Ich habe recht spät mit dem Studium angefangen, das liegt auch an den Depressionen, ich war nämlich lange Zeit gar nicht dazu in der Lage meinen Schulabschluss nachzuholen, geschweige denn eine Ausbildung aufzunehmen.

Nun droht dieses Studium aber zu scheitern, undzwar weil ich seit 6 Monaten in einer sehr schweren Depression feststecke. Und das kam so:
Als ich im September letzten Jahres nach Wedel zog, um das Studium anzufangen, war ich zum ersten mal seit ich Depressionen habe, vollständig davon befreit. Das kam weil ich zu dem Zeitpunkt meine starke Sozial Phobie abgelegt habe. Jedenfalls, ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie schön auf einmal das Leben war! Ich bin morgens aufgewacht und hatte Lust auf den Tag, Lust auf viele Tätigkeiten und Unternehmungen, und vor allem Lust zu kommunizieren. Auf einmal hatte ich die Möglichkeit mich mit Menschen gut zu verstehen (die hatte ich vorher nicht, da ich mich aufgrund meiner Sozialphobie immer so unterwürfig verhalten habe, dass keiner was mit mir zu tun haben wollte) und das tat ich denn auch.

Da ich im Studentenwohnheim eingezogen bin wo 72 Studenten jeweils in 6er-WGs leben, hatte ich viele Gelegenheiten mich mit Menschen zu unterhalten. Es lief zum ersten seit langer Zeit so wie es laufen sollte: Ich verstand mich mit einigen gut, fing an sie zu mögen und sie mich auch(wiklich kaum fassbar, das war sonst nie so!). Ich fühlte mich anerkannt und gemocht, und mit dieser Grundlage machten mir auch alle anderen Sachen Spaß, z.B. Musik hören, Sport, spazieren gehen, kochen...

Als dann die Vorlesungszeit anfing und ich meine Kommilitonen kennenlernte hatte ich glück, ich lernte gleich die richtigen Leute kennen (in Informatik-Studiengängen gibt es ja bekanntlich viele Nerds, mit denen der Umgang recht Spaßlos ist). Jedenfalls bildete sich nach kurzer Zeit eine 7er-Clique mit 6 Jungs und mir als einzigem Mädchen. Wir hatten sehr viel Spaß, tagsüber in den Vorlesungen und abends in Clubs oder Kneipen. Mit diesen Leuten war ich so glücklich, dass ich mir für mein Leben nichts weiter gewünscht habe, als das alles so bleibt wie es ist!

Doch es kam anders, mein Leben ging den Bach runter. Alles Unglück fing damit an, dass ich mich in meinen Mitbewohner verliebt habe, da wir uns so supergut verstanden, es war immer total schön und lustig mit ihm, und vor allem hat er immer so liebe Sachen für mich gemacht und somit mein Herz erobert. Tja aber es hat sich dann rausgestellt, dass er nichts von mir wollte. Da war noch alles ok! Ich bin damit gut umgegangen und wir haben uns weiterhin gut verstanden. Ich war zwar etwas traurig, aber ich hatte ja noch meine Clique, also insegesamt fand ich mein Leben immer noch superschön.

Irgendwann hat mein Mitbewohner dann langsam angefangen sich von mir zurückzuziehen, wurde immer wortkarger und unfreundlicher. Das hat mich sehr belastet und mir gings zusehend schlechter. Ich habe mit ihm versucht drüber zu reden, das machte die Sache nur schlimmer. Dann wars irgendwann wieder soweit dass ich oft morgends aufwachte und so unendlich traurig war, dass ich keine Kraft über hatte zur Uni zu gehen. Meistens habe ich es noch geschafft hinzugehen, aber dass ich manchmal einfach fehlte stieß bei den anderen wohl auf Unverständnis (nach dem Motto: "Ach kommst du auch mal wieder zur Uni!?"). Unsere ist nämlich eine sehr schwere FH wo eigentlich jeder immer anwesend ist.

Tja, jedenfalls spitzte sich dann alles so zu, dass meine Clique schließlich nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Die beiden die mir am wichtigsten waren, waren nämlich Marcel und Daniel. Daniel wollte dann Abstand haben, weil er sich in mich verliebt hatte, und ich ja aber nicht in ihn, Und bei Marcel weiß ich es nicht. er wurde zunehmend aggressiv, aber immer indirekt. Hat dann dauernd verletzende Sprüche gemacht oder mich lächerlich gemacht, oder mich einfach ignoriert. Naja, die haben dann nur noch Sachen ohne mich unternommen, mich irgendwann nicht mal mehr gegrüßt.

Ab dann war ich natürlich in absoluten Depressionen. Ich kann nicht schlafen, weil ich im inneren absolute Qualen trage, morgends wache ich mit diesen Qualen und fürchtbarer diffuser angst auf. Ich muss mich weiterhin zur Uni quälen, aber das macht die Sache nur schlimmer. Wir müssen so furchtbar viel lernen, Programmieraufgaben machen, nen Film machen, alles Sachen die whnsinnig Spaß machen, wenn man keine Depressionen hat. Aber ich kann an NICHTS mehr Freude empfinden. Und so belastet mich das alles noch zusätzlich, ich kann das alles nicht mehr schaffen, mir geht es einfach zu schlecht. Auch für andere Menschen kann ich nichts mehr empfinden, dass zusammensein mit Menschen quält mich. Nur noch für Marcel empfinde ich was, ich kann es nicht ertragen dass er nicht mehr mit mir redet. Ich haeb mehrere Male versucht das mit ihm zu klären (4 mal) aber er hat kein Interesse an einem Gespräch. Er weiß von meinen Depressionen, hat aber nur gesagt "geh zum Arzt"(wo ich natürlich schon 100 mal war).

Besonders schlimm ist es für mich nun, dass ich im Wohnheim wohne, in der Nähe von Marcel und seinen Freunden. Marcel hat ziemlich viele Freunde und ne Menge Einfluss. Um mich herum tobt das Leben, das macht mir viel Angst, da ich so ausgeschlossen bin. Ich trau mich kaum noch auf Toilette, weil ich unbedingt vermeiden will so elend gesehen zu werden.

Da ich das ganze nun unmöglich länger ertragen kann, denke ich zunehmend daran mir das Leben zu nehmen(darf man das hier überhaupt äußern?). Es gibt nur noch die Eine Chance Marcel eine ausführliche E-Mail zu schreiben und ihm meine Situation nahe zu bringen, auf dass er dann ein einsehen hat und aufhört mich so sehr zu verachten. Aber das birgt ne Menge Risiken, deswegen wollte ich hier im Forum erst Rat einholen, ob ich das wirklich machen soll. Schließlich besteht die Gefahr, dass er dann noch mehr auf Abwehr geht (nach dem Motto "Was will die Kranke noch von mir, die ist ja noch viel kränker als ich dachte" oder er könnte vielleicht nur noch auf mich herabsehen, wenn ich ihm offenbare dass ich so schwach bin und mit der Situation nicht klar komme).

Was soll ich tun? Ich weiß nur dass ich es so wie es ist nicht mehr lange ertrage. und außerdem kann ich es mir nicht leisten, dass ich vor Leid nicht mehr studieren kann, denn wenn ich das Studium abbreche, stehe ich da mit 26 Jahren ohne was gelernt zu haben. Das DANN meine Depressionen besser werden glaube ich kaum...

Vielen Dank an euch alle schon mal, ich hoffe es gibt jemanden der in einer ähnlichen Situation war und alles zum Guten wenden konnte.

Grüße, Antoinette

P.S.: Da Ausgeschlossen werden ist übrigens deshalb so sehr schlimm für mich, weil ich es schon zu oft erlebt habe. Es ist sozusagen traumatisch.

Nachtrag: Marcel ist übrigens nicht mein Mitbewohner, mein Mitbewohner gehörte nicht zur Clique, das habe ich vielleicht missverstandlich ausgedrückt...

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 4. Jun 2008, 21:52
von penelope
hallo
ich bin keine expertin, aber ich denke du solltest ihm nicht schreiben. ich finde es gut dass du diesem forum beigetreten bist und dass du hier schreibst.
ich denke grundsätzlich ist es nicht gut, sich jemanden an zuvertrauen der sich zurückzieht. sich jemanden anzuvertrauen geht nur bei menschen gut die das auch zu schätzen wissen und derzeit stehen die zeichen nicht gut dass es bei ihm so ist.
versuche dein studium durchzu ziehen, steh zu dir und wenn man dich meidet, dann nimm es dir nicht zu herzen. konzentriere dich auf dich und nicht auf das bild der anderen über dich. du willst dieses studium durchziehen oder? dann lass es dir nicht wegnehmen. setz prioritäten. versuch deine verzweiflung umzuleiten, nicht zu marcel oder jemand anderes sondern in aktivitäten, sei es auch nur blumen gießen oder haare waschen und ganz langsam wirst du da wieder rauskommen.
ich kenne das sehr gut wenn man alleine dasteht, der schmerz ist groß. aber er darf nicht größer sein als du.

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 4. Jun 2008, 21:54
von Monas
Dein Thread macht mich ganz traurig,Dein Leben wegzuwerfen ist niemand wert,
Du brauchst Hilfe, dort wo Du wohnst gibt es doch sicher einen Krisendienst?
dort sitzen professionelle Leute mit denen Du reden kannst
so von aussen Dir zu etwas raten ist natürlich schwer, obwohl ich der Meinung bin das hier wohl nur eine offene Aussprache mit Deinen Freunden helfen kann,vieleicht mit einem Treffen und nicht per Mail?

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 4. Jun 2008, 23:24
von cybolon
Hallo Antoinette,

danke für's Vorstellen und Willkommen!

Deine Offenheit unterlegt Deine Verzweiflung.
Gleichzeitig gibt sie uns die Möglichkeit, mit Dir gemeinsam auf die Suche nach neuen Blickwinkeln für Dich zu gehen.

Von einer Mail an Marcel, glaube ich, erwartest Du etwas, das er Dir u.U. garnicht geben kann. Verständnis und Mitgefühl (nicht Mitleid) setzen Bereitschaft seinerseits voraus. Letztere lässt sich in Deinem Bericht nicht finden. Das ist mit Sicherheit sehr schmerzlich und die Wunde wird auch nur langsam zuheilen.

Als ich in die Depression geriet und mich mit einer anderen Frau glücklich zu machen versuchte, konnte ich überhaupt nicht einsehen, was die Psychologin mir riet.
Sie sagte: "Brechen Sie den Kontakt zu ihr bedingungslos ab! Nur so kommen Sie da wieder raus." Meine "Verblendung" dauerte bis vor wenigen Monaten an und auch heute kommt ab und zu der Gedanke, ich könnte sie ja doch geliebt haben. Glücklicherweise erkenne ich aber zunehmend, dass mir meine angetraute Frau doch deutlich besser gefällt und dass ich sie, nach 26 Jahren, immernoch liebe.

Geholfen hat: ABSTAND !!!

Damit meine ich nicht nur den Räumlichen oder kommunikativen Abstand zur Person, sondern auch von Allem, was da vorgefallen war. Egal, ob schön oder traurig etc.

"Ja, diese Scene habe ich erlebt und sie war schön (oder hässlich)." Es ist die Vergangenheit. Sie lässt sich nachträglich nicht ändern. Was ich ändern kann, ist meine Einstellung dazu, der Blickwinkel auf das jeweilige Erlebnis. Erst, wenn ich es schaffe, mich nicht mehr zu verurteilen, für das was ich getan oder gar empfunden hatte und erst, wenn ich vor den Gedanken daran nicht mehr erschrecke und in Verzweiflung falle, dann kann ich erst wieder meine Achtsamkeit auf das "Hier und jetzt" lenken.

Selbstbestimmt und selbstachtend mit mir umzugehen, versetzt mich heute wieder in die Lage, mich selbst anerkennen, achten und sogar lieben zu können.

Was mir half, kann -aber muss- Dir nicht unbedingt helfen. Auch habe ich mir das alles nicht ausschließlich selbst "beigebracht".
Dass ich mich jetzt besser fühle, verdanke ich vielen Leuten, die mir halfen: Verwandte, Freunde, Ärzte, dieses Forum und jeder kleine Straßenköter, der mich mit wedelndem Schwanz wenigstens für ein paar Sekunden aus der Grübelfalle bfreien konnte. Motivation wächst nicht an Bäumen und Kraft kommt nicht aus der Steckdose, das ist mir klargeworden.

Vertraue Dich Ärzten an, Antoinette, sei offen , für neue Kontakte, auch wenn es Dir sehr schwer fällt. Die Mühe lohnt sich, es wird besser werden!

Ganz viel Kraft und Zuversicht
wünscht
cybolon

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 5. Jun 2008, 02:10
von Antoinette
Hallo penelope, monas und cybolon,

vielen Dank erst einmal für eure Antworten!

@cybolon
Ja ich denke auf jeden Fall auch dass Abstand mir gut tun würde, wenn ich an einen Anderen Ort gehen würde, könnte ich meine Depressionen wahrscheinlich sogar überwinden. Aber hier bekomme ich jeden Tag seine Verachtung zu spüren, ich sehe ihn ja überall, im Wohnheim, in der Uni... Ich will auch gar nicht dass er mich glücklich macht, nur dass diese Verachtung aufhört, und das man ab und zu normal ein paar Worte wechseln kann.

Ich habe auch schon daran gedacht in einer anderen Stadt weiter zu studieren, aber in dem Fach Medieninformatik ist ein Hochschulwechsel schwierig bis unmöglich, denn die Stundenpläne sind einfach zu unterschiedlich. Wenn dann würde es auch erst in ein oder zwei Semestern gehen.

@penelope
"steh zu dir und wenn man dich meidet, dann nimm es dir nicht zu herzen. konzentriere dich auf dich und nicht auf das bild der anderen über dich"
ja so sollte es normalerweise sein! Das ist bei gesunden Menschen denke ich auch so, aber wenn man seit 14 Jahren Depressionen hat sehr schwer umzusetzen. Kannst Du das denn so? Du selbst sein, auch wenn die Leute um Dich rum Dich ablehnen? Und bei dem ganzen keine Depressionen kriegen? Wenn ja dann sag mir beitte wie du es schaffst!
Also wenn es nur zeitweise wäre, könnte ich es ertragen, aber ich bin ja 24 Stunden in diesem Mikrokosmos...

@Monas
Einen Krisendienst gibt es hier in wedel nicht, aber auch wenn, ich habe mit sowas zu schlechte Erfahrungen gemacht...


Vielen lieben Dank für eure Gedanken!

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 5. Jun 2008, 07:38
von penelope
hallo;
nein, ich schaffe es nicht. denkst du denn ich habe keine depressionen? ich habe mich ja in deinem thread wiedergefunden sonst hätte ich ja nichts geschrieben. ich bin auch nicht viel anders, aber das heißt nicht dass es richtig ist sich vom bild anderer abhängig zu machen. zumindest nicht solcher deren bild mit dem bild das du von dir hast, so sehr unterscheidet sodass du verzweifelt bist.
bin dir wohl zu nahe getreten, tut mir leid.

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 5. Jun 2008, 17:51
von Antoinette
@penelope
Nee, nee, keine Sorge zu nahe getreten bist Du mir nicht. Ich hätte mich ja ehrlich gesagt sehr gefreut wenn Du so eine Entwicklung schon geschafft hättest, aber so haben wir sie ja noch vor uns. Ich hoffe dass es jemanden gibt der in einer ähnlichen Lage aus den Depressionen heraus, hin zum selbstbewussten Selbst gefunden hat, derjenige soll sich bitte melden und uns Tipps geben!!!

Nachtrag: Ich denke dass es auch weniger das Bild ist, dass die von mir haben, dass mich interessiert, sondern eher leidet man unter dieser Ablehnung und Verachtung einer früher nahestehenden vertrauten und gemochten Person naturgemäß. Wohl auch ein Gesunder würde darunter leiden, nur eben könnte er besser damit umgehen, das verarbeiten, vielleicht sogar wieder die Situation zum Guten Wenden...

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 7. Jun 2008, 08:34
von RachelGirl
Hallo,

ich kann dazu nur sagen, dass es mir sehr ähnlich ging. Ich bin auch eher jemand, dem es schwer fällt auf andere Leute zuzugehen, und der akzeptiert, anerkannt werden möchte. Der alles, was andere sagen, machen persönlich nimmt. Nur hat mich das auch immer nur in Depressionen getrieben, vor allem die Abhängigkeit von anderen Menschen. Lerne auf eigenen Beinen zu stehen, und andere Menschen außen vor zu lassen. Schreibe auch niemande, und bitte denjenigen um Kontakt, zumindest mir hat das nur noch mehr depressive Phasen beschwert, wenn dann keine, oder eine unerwünschte Antwort zurückgekam. Ich weiss, wie schwer das ist, aber stürze Dich ins Studium, lasse die anderen außen vor, und suche Dir sinnvolle Beschäftigungen, die Dir Spaß machen, ggf. auch mit Sport neben dem Studium, wo Du andere Menschen kennenlernst.

Gehe ohne Erwartungshaltung auf andere Menschen zu. Das man die Hobbies, Interessen aufgibt, wenn man sich von einem anderen Menschen trennt kenne ich auch nur zu gut, und dass man in eine Depression fällt, einem nichts mehr wirklich Spaß macht, in der Phase bin ich jetzt auch noch öfters, aber es kommen auch bessere Zeiten, und Du hast den großen Vorteil, dass Du durch das Studium eigentlich ein Ziel vor Augen hast, auf das Du hinarbeiten kannst. Das fehlt mir z.B. Ich hoffe, das hilft Dir etwas weiter, sonst schreibe mir einfach.

Liebe Grüße,
Rachel34

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 10. Jun 2008, 11:12
von Antoinette
Hi Rachel34!

Vielen Dank für die gutgemeinten Worte, das mit dem Sport ist ein sehr guter Vorschlag, hatte mich auch schon für einen Kletterkurs angemeldet (weil das auch noch gegen Rückenschmerzen helfen soll), leider findet der aber erst im Juli statt.

Ich glaube aber dass ich ehrlichgesagt hier im Forum auf etwas mehr Verständnis gehofft habe.

Kein Mensch ist eine Insel, ob mit oder ohne Depressionen, und es kann niemals das Ziel sein, andere Menschen außen vor zu lassen. Ganz im Gegenteil möchte ich mich wieder für andere Menschen interessieren (das kommt einem ja schnell mal abhanden in der Depression).

Auf eigenen Beinen zu stehen habe zum Glück schon gelernt und abhängig war ich auch von niemandem. Dennoch ist es eine elementare Erfahrung, von der Zugehörigkeitsgruppe ausgeschlossen zu werden, da könnte sogar so manch bis dahin Gesunder Depressionen bekommen, meinst Du nicht?

Liebe Grüße, Antoinette

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 10. Jun 2008, 15:59
von cybolon
Hallo Antoinette,

ich kann sehr gut verstehen, wie Dir zumute ist. Auch ist es leichter gesagt, als getan, neue Freundschaften zu knüpfen, während die alten noch in ihren Trümmern qualmen...

Der Teufelskreis schließt sich an vielen Stellen. Folglich lässt er sich auch an mehreren durchbrechen, behaupte ich!

Zuallererst steht die eigene Initiative.
Klar, Schmerz zulassen, Trauer ausleben usw.
aber dann? Auf wen kann ich zugehen? Wer vermittelt mir ein Gefühl der freundschaftlichen Geborgenheit?
Und jetzt die Nähe dieser Menschen suchen. Prüfen, ob sie mich (be)ACHTEN. Wenn ja, welchen Platz bieten sie mir vor ihrem Tipi an, ist er nahe genug am Feuer, damit ich mich wärmen kann? Oder ist er zu weit davon entfernt? Alles, was mir meine "Freunde" zu geben schienen, haben sie wieder mit sich genommen! Kann mir das mit den Neuen ebenso ergehen? Wieviel bin ich bereit, erneut von mir selbst zu investieren? Wie nahe möchte ich ihnen kommen und wie nahe lasse ich sie (wieder) an mich heran? Ist meine Vorstellung realistisch, umsetzbar und allseits erträglich?

Jede Frage ist ein Schlüssel. Nicht jeder Schlüssel passt und nicht jede Tür führt zum gewünschten Ziel. Aber den Bund deswegen nicht anzurühren, wäre schlimmer, als jede Enttäuschung hinter einer solchen!

Liebe Grüße
vom
cybolon

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 10. Jun 2008, 19:12
von penelope
hallo antoinette,
ich hab ein bisschen über das was du geschrieben hast nachgedacht. jetzt mal ohne abzuheben, was der ursächliche grund etc. sein könnte oder zu philosophieren was denn freundschaft ist usw.;
du hast du gesagt dass es in diesem freundeskreis einen gab der in dich verliebt ist/war aber du eben nicht. er ignoriert dich auch? kann es sein dass er so verletzt ist, dass er die anderen gegen dich aufgebracht hat? männer stecken einen korb nicht so leicht weg. möglich dass dich die anderen absichtlich seinetwegen meiden.
kann das sein oder liege ich sehr falsch?

im ürbigen hast du recht niemand ist eine insel. im gegenteil. nur bei anderen kommt man zu sich. ich studiere philo. und da ist das die fundamentalste grundlage jeder philosophie, dass das ich nur im sozialen gefüge ICH ist und davon ausgehend alles erkennt, benennt etc.
("studium" ist zuviel gesagt, ich lasse mich dort kaum blicken, aber das ist eine andere baustelle)

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 11. Jun 2008, 00:16
von szegfue75
Hallo Antoniette,

ich habe deinen Beitrag gelesen und kann mir ganz gut vorstellen wie es dir geht. Ganz große Klasse, dass du dich als Mädchen an so ein eher Männerlastiges Studium traust. Ich glaube, es ist nicht einfach mit Jungs befreundet zu sein. Sobald Gefühle ins Spiel kommen wirds problematisch. Wenn ich ehrlich sein soll, würde ich mich erstmal von dieser Clique zurück ziehen und Marcel auch nicht zu einem klärenden Gespräch bitten. Sind den die anderen Kommulitonen nicht auch nett? Du musst ja nicht gleich mit denen um die Häuser ziehen, aber vielleicht kann man ja trotzdem eine nette Zeit am Campus mit denen haben. Such dir neue Freunde und vielleicht versuchst du dich mal lieber mit Mädchen anzufreunden. Es gibt bestimmt ganz nette Mädels da an der FH.

Vielleicht solltest du auch überlegen umzuziehen - in eine WG. Dann bist du von deinem nervigen Mitbewohner weg. Und für die Zukunft - kein WG-Inzest. Soll meinen das WG-Bewohner WG-Bewohner bleiben sollen. Das erleichtert das Leben ungemein. Hast du denn eine gute Freundin/ einen guten Freund aus alten Tagen? Oder vielleicht hast du ja einen besonders guten Draht zur Familie und kannst sie um Unterstützung bitten? Vielleicht kannst du ja auch Sportkurse an der FH besuchen oder dich dem Chor oder so anschließen. So kannst du neue soziale Kontakte knüpfen und dann wirds dir auch besser gehen.
Versuchs durchzuziehen. Du bist nicht die einzige, die jetzt vielleicht als Einzelkämpferin das Studium durchzieht. Erst gestern habe ich mit einem Ex-Kommilitonen gesprochen, der das Studium auch ohne Lerngruppe und so bewältigt hat. Und wenn du dich an der FH umsiehst, wirst du sehen, dass es doch auch immer wieder Einzelkämpfer gibt.
Und Zeit heilt bekanntlich Wunden. Vielleicht kommst du ja irgendwann wieder mit deiner Clique klar.
Bestimmt verstehen sie nicht, dass du in letzter Zeit nicht mehr regelmäßig zu den Vorlesungen gekommen bist und haben vielleicht Angst, dass sie dich durch das Semester mitschleifen müssen. Sowas könnte ich mir gut vorstellen. Das ging mir in meinem Studium auch so. Wir haben sehr viel Projektarbeit gemacht und wenn es - aus welchen Gründen auch immer - nicht fließend zum Projektende geht, hat man im nächsten Semester nicht mehr zusammen gearbeitet.

Zieh es durch! Und wenn du in diesem Semester nur 2 Scheine machst. Bleib am Ball! Du hast ja selbst geschrieben, wie es dir gehen würde bei einem Abbruch. Ich wünsche dir jetzt ganz viel Energie. Lass dich nicht unterkriegen wegen so ein paar doofen Jungs.

Liebe Grüße,

Szegfue

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 11. Jun 2008, 00:33
von Antoinette
Hey ihr beiden, penelope und cybolon!

Habe mich sehr gefreut über euer Verständnis und einfühlsamkeit! Und wie ihr wisst ist Freude ja wegen der Krankheit ein sehr rar gesähtes und damit umso wertvolleres Erlebnis... Ich glaube dass es wirklich was bringt sich hier im Forum mit euch auszutauschen...Ich hatte mich so lange nicht mehr gefreut!

Cybolon, das was Du geschrieben hast "Kann mir das mit den neuen ebenso ergehen?" ist wohl genau das, was es so schwierig macht, jetzt noch Interesse an anderen zu haben. Das mit dem Schmerz zulassen und Trauer ausleben muss ich unbedingt üben, ironischerweise entseht aus dem nicht zugelassenen Schmerz ein viel Größerer...

Penelope, da kannst Du sehr Recht haben, dass es so oder so ähnlich gelaufen ist. Ich hatte z.B. den Verdacht dass Marcel was von mir wollte, er hat manchmal so körperliche Annäherungsversuche gemacht, da bin ich aber jeweils nicht weiter drauf eingegangen und habe mir dann nicht weiter Gedanken drüber gemacht, weil wir uns ja immer noch gut verstanden hatten und alles war super.

Marcel hat ab dann angefangen böse und gemein zu werden, als ich mich in den Vorlesungen öfter auch mal neben Daniel gesetzt hatte (das war als ich so traurig wegen meinem Mitbewohner war, da brauchte ich jemanden der lieb zu mir ist, und Daniel ist lieber als Marcel). Aber Marcel ist leider nicht so ein Typ, der über solche Sachen offen reden würde, deswegen konnten wir das nie klären...

Es ist echt sooooooooooooo schade dass es so gekommen ist alles, denn sie waren (sind immer noch) so tolle, interessante, wertvolle Persönlichkeiten...

Gute Nacht euch beiden!
Antoinette

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 11. Jun 2008, 00:53
von penelope
schlafstörung, von gute nacht kann nicht die rede sein;)
ah! jetzt verstehe ich langsam. dann denke ich dass beide das gefühl haben dass du mit ihnen spielst und aus selbstschutz ziehen sie sich zurück und weil sie männer sind, müssen sie (oder der eine eben) das so extrem machen.
ohlala. schwierig.

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 11. Jun 2008, 11:02
von cybolon
Hallo Ihrs,

ich finde die Idee von Szegfue garnicht mal so schlecht: Eine Frauen-Freundschaft täte Dir vielleicht richtig gut, Antoinette!

@Penelope
"...und weil sie Männer sind..." *räusper*

Es gibt auch Frauen, die ziemlich deftig reagieren und intrigieren, gelle? Wollte ich der Gerechtigkeit halber mal einwerfen.

Insgesamt gebe ich Dir Recht!
Die verletzte Eitelkeit von Marcel oder gar die Zurückweisung seiner Verliebtheit, können die Ursache, für sein bescheuertes Verhalten sein. Mit Sicherheit ist es nicht förderlich, an solchen "Freunden" zu hängen!

@Antoinette
Neue Freundschaften brauchen ihre Zeit und Wunden verheilen auch nicht an einem Tag.
Aber es wird Dir leichter fallen, wenn Du Dir den Ruck gibst und neue Horizonte eroberst.

Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht. Irgendeinem gefällt er.

Ich wünsche Dir Mut, Geduld, Kraft und Zuversicht!

Liebe Grüße
vom
cybolon

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 12. Jun 2008, 23:03
von Antoinette
Hallo an alle!

Hallo Szegfue, Ich habe wohl gestern als Dein Post kam wohl gerade an meinem Post geschrieben, jedenfalls hatte ich das gar nicht mehr mitgekriegt und erst heute gelesen! Sonst hätte ich mich natürlich auch bei Dir für Deinen lieben Beitrag bedankt. Das sind alles sehr gute Tipps die Du geschrieben hast, die Umsetzung ist auch in Arbeit, allerdings ist es sehr schwer, weil die Depression ist ja eine sehr komplexe Erkrankung und geht nicht einfach weg, auch nicht durch Aktionismus.

Aber immerhin kann ich schon wieder ein paar Gefühle empfinden. Das ist ganz komisch, manchmal scheint es mir zwischendurch etwas normaler, etwas besser zu gehen, aber dann plötzlich und ohne erkennbaren Grund gehts mir dann wieder total schlecht, und ich schaffe es kaum noch am Ende der Vorlesung mich vom Platz zu erheben und einen Fuß vor den anderen zu setzen um nach hause zu laufen. Und wenn ich dann zu hause ankomme, weiß ich gar nicht was ich machen soll, weil alles, ob lesen, fernsehen, spazieren gehen, alles quält mich. Und schlafen kann ich auch nicht, obwohl das total toll wäre, weil dann würde ich die Qualen nicht so merken...

ICh finde das ist doch ne absolute Sch...-Krankheit! Weil man könnte doch viel leichter die Umstände zum positiven verändern, wenn man diese Krankheit nicht hätte. Dann wär das ja kein PRoblem neue Kontakte zu knüpfen und so...

Ich habe mir auch mit letzter Kraft ein Zimmer in einer WG gesucht, aber der bevorstehende Umzug überfordert mich total und raubt mir fast den Verstand...

Ja ne Frauenfreundschaft würd ich mir wünschen, wenn ich zu Wünschen fähig wäre...
Witzigerweise sind die Mädels mit denen ich was hätte anfangen können mit den Typen aus meiner Ex-Clique zusammen gekommen, nachdem ich da verbannt worden bin (rofl)...

Ansonsten gibts hier noch nen paar weibliche Nerds, aber die Verursachen auch Depressionen, weil bei denen ist Gefühlskälte an der Tagesordnung...

Puh naja man muss schon sagen, es ist ne Ausnahmesituation weil an dieser Hochschule (wo es nur Informatik und Ingenieurwesen gibt) der Nerdfaktor so hoch ist, sonst wär ich glaub ich auch nicht ganz so tief in die Depression geraten... Sowas macht viel aus, wie die Umgebung so ist...

Aber wie dem auch sei, euch bin ich sehr Dankbar für das Schreiben, ich glaube das ist der richtige Weg, wieder lernen sich auszutauschen, Gedanken auszudrücken, auch wenn es schwer fällt...

Ganz liebe Grüße, Antoinette

Re: Depressionen weil aus Freundeskreis ausgeschlossen

Verfasst: 13. Jun 2008, 10:59
von Basak
Hallo Antionette,
ich habe gestern nacht deinen beitrag gelesen und fand echt schade was da bei euch da passiert ist, und die antworten von unseren leidesgenossen und genossinen fand ich auch toll, als hilfestellung.

Was ich dazu beitragen kann ist einfach aus erfahrung:

"Wenn man an einem hängt dann glaubt der jenige nur-was ist das denn für eine- und du darfst auf keinen fall schwäche zeigen.

Auch wenn es in dir die grössten Vulkanausbrüche gibt, lass den allen jungs um dich herum davon nichts mitkriegen.
Die jungen stehn eher auf die stark sind und genau wissen was sie wollen, und auch im freundeskreis wollen sie eher die starken "kumpel" mädels unter sich haben. Also wenn dir die freundschaft wichtig mit denen ist und du sie zurück gewinnen willst musst du zeigen das du einfach auch ohne die klar kommst und nicht von denen abhängig bist, das du einfach stark bist und nicht jeden abend mit denen durch die keneipen ziehn musst, sondern auch sehr gut lernen kannst.

Um deine freunde zurück zu gewinnen musst du dann dich zusammen reißen und lernen lernen und einfach nie in den vorlesungen fehlen. Dann werden sie einfach selbst auf dich zurück kommen. (Du hast doch im beitrag erwähnt, die schule ist so das man nie fehlt) das heißt du must auch noch gut sein.

Sie es so an, wenn du lernst und nie fehlst hast du mit einer klappe zwei fliegen oder sogar drei fliegen gefangen,

1. Fliege: Deien schulischen noten werden gut.
2. Fliege: Die Freunde kommen zurück.

3. Fliege: Deine Depression verschwindet wieder.

ist schwer bei umsetzung aber es lohnt sich. Ausserdem hast du uns die für dich die daumen drücken das du es schaffst. Deine wut und enttäauschung kannst du hier mit uns teilen und den jungs um dich herum dich als Unzerbrechlich und stark zeigen.

Ich bin mir sicher es wird alles in kurzer zeit sich zum guten wenden. Und wie schon oben jemand gesagt, dich nicht in kumpels oder WG bewohner verlieben. DAs ist die sicherste weise durch zu kommen.

Berichte uns von deinen erfolgen oder mis erfolgen wir stehn dir bei.

Alles Gute (und lern schön ) Basak...!