behandelbarkeit (chronischer) depressionen

parvus_

behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von parvus_ »

wenn ich hier im forum lese fällt mir auf, wie viele es hier offenbar sind, die ähnlich wie ich seit vielen jahren an depressionen und begleitumständen, -erkrankungen leiden. und viele sind seit langem in behandlung, nehmen seit langem medikamente usw..

eine therapeutin mit der ich persönlich zu tun habe hatte ich in einer zankerei mal gefragt, ob sie denn von fällen chronischer depression wisse, bei denen aufgrund von behandlung eine heilung eingetretens sei. die antwort war schweigen.

überall heißt es, depressionen seien mit der kombination aus medikamenten und psychotherapie gut heilbar. trifft das wirklich zu? trifft das auch auf chronisdche depressionen zu?

ich werde ende juli wohl ins spezialirrenhaus gehen. aber ich bin sehr skeptisch.
rajo1
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Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von rajo1 »

Hallo parvus_,

du siehst das aus deiner Perspektive.
Bitte versuche doch auch einmal deinen Klinikaufenthalt als etwas positives,hoffnungsvolles an und als Möglichkeit, dass sich auch eine chronische Depression behandelt lässt.
Du lernst neue Techniken, neue Denkweisen, neue Umgangsformen kennen. Es gibt dort Menschen, die sich um dich und die Bewältigung deiner Krankheit mühen.
Es gibt dort Leidensgenossen in allen Altersbereichen, in den verschiedensten Berufen und es sind "normal" kranke Menschen und dort, wo du hinkommen möchtest, ist keine Spezialanstalt, wie du schreibst, sondern eine Fachklinik, die kranke Menschen mit den verschiedensten Methoden zur Verbesserung ihrer Befindlichkeit behilflich ist.
Versuche bitte etwas ganz wenig hoffnungsvoll und erwartend neugierig zu denken.

rajo1
( die sich ev. auch auf den Weg dorthin macht)
parvus_

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von parvus_ »

es würde mir leichter fallen, "hoffnungsvoll und erwartend neugierig zu denken", wenn ich etwas wüsste, worauf hoffnung sich konkret gründen könnte.

die werbebotschaften der tablettenfabrikanten und klinikbetreiber machen mir allerdings keine hoffnung.

p.s.
na, vielleicht begegnen wir uns da ja, lach. es ist aber doch ein irrenhaus, und wohl ein spezielles, sonst müsste ich ja nicht 600 km dahin fahren sondern könnte wieder ins örtliche normal-irrenhaus. also ist spezialirrenhaus sicher keine falsche bezeichnung.
kormoran
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Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von kormoran »

hallo parvus,

überall heißt es, depressionen seien mit der kombination aus medikamenten und psychotherapie gut heilbar.

leider, nein. also, es heißt auch nicht, jedenfalls kenne ich nur die formulierung "behandelbar", manchmal auch "gut behandelbar".

es gibt so viele, die nur mit einer oder wenigen episoden im leben konfrontiert sind, und diese erfahrung tatsächlich hinter sich lassen können. und es gibt viele, zu viele, die ein leben lang damit kämpfen. und es war schon öfter hier diskussionsthema, auch grund für hitzige auseinandersetzungen, weil es dann so aussieht, als ob jene, die nicht "geheilt" werden, ignoriert würden.

ich kann gar nichts sagen weil meine situation immer noch vergleichsweise gut ist; ich bin zuversichtlich dass es wieder lange depressionsfreie phasen in meinem leben geben wird. wissen werde ich das erst in zig jahren... nur für mich selbst kann ich sagen: ok, ich leben damit dass es ein teil von meinem leben ist, evtl auch künftig, aber ich weiß dass ich auch gute zeiten vor mir habe.

vielleicht wäre einfach etwas mehr offenheit von ärztlicher seite gut, andererseits ist es in der (zb medialen) vermittlung sehr schwer zu differenzieren. und da will man dann wohl hauptsächlich nicht entmutigen...

liebe grüße
kormoranin
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parvus_

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von parvus_ »

richtig komoranin,

du hast die standard-floskel richtiger widergegeben, als ich. gut behandelbar heißt es immer. aber was soll das eigentlich heißen?

mich macht diese floskel oft sehr ärgerlich.
rajo1
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Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von rajo1 »

parvus_, die Klinik hat einen guten Ruf und nicht nur das, auch Erfolge nachzuweisen.
Die Kliniken arbeiten mit unterschiedlicher Herangehensweise und Konzepten.

Und warum 600 km von zu Hause entfernt? Bei mir ist die Klinik eben so weit.

Der Patient soll aus seinem Umfeld heraus, neue Umgebung, neue Eindrücke.
Etwas "Spezielles", was du meinst ist es nicht. Dort sind Menschen, wie du und ich, wie hier im Forum, wie deine Nachbarn.

rajo1, die hofft dort in B.K. wieder in lebendige alte Form sich bringen zu können.
kormoran
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Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von kormoran »

hallo parvus,

naja, im angesicht deiner lage klingt das tatsächlich wie haarspalterei die dir konkret nicht hilft.

heilbar heißt: man kriegt es weg.
behandelbar heißt: man kann damit leben. so wie diabetes, etc.

die frage ist, wie... manche ganz gut, und manche mehr schlecht als recht!

ich kann verstehen dass das für jemand, der es echt schlecht getroffen hat, wie hohn klingt.

ich wünsche dir, so leer das für dich jetzt klingen wird, von herzen dass der bevorstehende klinikaufenthalt für dich etwas bringt. lass dich drauf ein, sei offen. nachher ist immer noch früh genug zu sagen, es hat wieder nichts gebracht.

viele gute wünsche für dich
kormornanin
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FOKUS
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Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von FOKUS »

Hallo parvus_,

Du wirfst hier, finde ich, eine ganz schwierige Frage auf…und mit Diagnosen ist es immer so eine Sache, denn sie können sicher auch Patienten mit einer Krankheit „abstempeln“ und eine Besserung oder Heilung behindern. Ich denke, dass wichtige Elemente bei der Behandlung eine hohe Eigenmotivation der Patienten und die Hoffnung auf Besserung sind…

…außerdem kommt es bei der Psychotherapie ganz entscheidend auf die Beziehung zwischen Patient und Therapeut an…und die ist immer einzigartig und lässt sich nicht verallgemeinern…nun gibt es gute und weniger gute Therapeuten und ich habe dazu eine dezidierte Meinung, die hier aber nicht kundtun möchte…

…wenn jetzt ein Patient nun an einen oder mehrere (solls geben) weniger gute Therapeuten gerät, dann nimmt ja auch das Vertrauen in die Behandlung ab und die Depression verfestigt sich womöglich…und der Patient denkt dann, er sei „chronisch“ und nicht „behandelbar“…

Ich habe „meine“ Depression der vergangenen vielen Jahre und die Therapie als eine Lebensaufgabe verstanden und dem alles andere untergeordnet…dabei war mir die Diagnose und auch ein Negativgutachten, das von einem Krankenkassengutachter gestellt wurde, ziemlich egal…

…und wer will bei so einem komplexen Krankheitsbild, wie die Depression, nun die eine Form von der anderen abgrenzen… Hauptsache, das Kind bekommt einen Namen…?

Ich glaube zudem, dass in Foren oder an anderen Stellen immer nur „problematische Fälle“ geschildert werden, z.B. auch bei Antidepressiva, und die anderen, die Erfolg bei ihrer Behandlung haben, haben im Grunde auch nicht mehr das Bedürfnis, sich mitzuteilen, weil ihr Motiv, der Leidensdruck, nicht mehr so vorhanden ist…

Und Gegenfrage, was würde es Dir konkret bringen, wenn Dir z.B. ein Professor
sagen würde: „Lieber Herr parvus_, Sie haben zweifelsfrei eine chronische Depression, da können wir leider gaar nix machen.“

Mal provokativ gefragt,- würdest Du Dich dann freuen, dass sich Deine Negativhaltung nun endlich bestätigt hat?…und Du es ja schon immer gewusst hast?
Und Du somit keine Verantwortung mehr für Deine Gesundung oder Dein Leben tragen musst?

Ich würde Deinen bevorstehenden Klinikaufenthalt als Chance begreifen und mich dem vorsichtig optimistisch und skeptisch öffnend nähern, und mal sehen, was bei rumkommt…so als „alter Hase“…was hast Du dabei zu verlieren?

Alles Gute dafür!

LG FOKUS
rajo1
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Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von rajo1 »

"vielleicht wäre einfach etwas mehr offenheit von ärztlicher seite gut, andererseits ist es in der (zb medialen) vermittlung sehr schwer zu differenzieren. und da will man dann wohl hauptsächlich nicht entmutigen..."

Ja, so ist es. Ärzte und auch Therapeuten gehen je nach ihrer Auffassung und ihrer Methode unterschiedlich heran.
Was bringt es, jemanden etwas vorzumachen?
Was bringt es jemanden, die Wahrheit zu sagen?
Wie geht der Patient damit um?


Dazu gehört Fingerspitzengefühl.
parvus_

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von parvus_ »

eigentlich ging es mir nicht um die klinik in b.k.. die klinik hatte ich nur am rande erwähnt. mir läßt die frage keine ruhe, inwieweit (chronische) depressionen überhaupt mit erfolg behandelbar sind.
überall heißt es ohne weitere erläuterung, daß sei "gut behandelbar" und alles was ich aus der wirklichkeit erkenne ist, daß es scharenweise menschen gibt, die dieser "gute behandelbarkeit" offenbar nicht entsprechen.

ich habe den eindruck, daß die öffentliche darstellung zu diesem thema nicht ehrlich ist.

___________________________________________
@rajo

"parvus_, die Klinik hat einen guten Ruf und nicht nur das, auch Erfolge nachzuweisen.
Die Kliniken arbeiten mit unterschiedlicher Herangehensweise und Konzepten."

ja, das mit dem guten ruf mag sein, meine ärztin, die ich für eine gute ärztin halte, hat diese klinik jedenfalls empfohlen. welche erfolge sind und woher weißt du das?


"Der Patient soll aus seinem Umfeld heraus, neue Umgebung, neue Eindrücke."

ich habe leider gar kein umfeld.


"rajo1, die hofft dort in B.K. wieder in lebendige alte Form sich bringen zu können."

ich wünsche dir allen erdenklichen erfolg.
Lee
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Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von Lee »

Hi Paul,

>>>worauf hoffnung sich konkret gründen könnte.

Wie wär's damit: Du kannst nicht hellsehen. Daher kannst du nicht wissen, ob es immer so bleiben wird.

Medizin und Psychologie machen stetig Fortschritte. Du veränderst dich. Beste Voraussetzungen für Hoffnung - oder nicht?

Viele Grüße

Lee
Liber
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Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von Liber »

Hallo Parvus,

sicher klingt das jetzt wie eine Binsenweisheit - aber trotzdem möchte ich dir sagen, wie wichtig es ist, einmal eine andere Erfahrung als die bisherigen ZUZULASSEN.

Ich glaube irgendwie nicht, dass du keinerlei positiven Erfahrungen machst - habe z.B. deine Fotos angeschaut und habe diesen Funken Schönheit wahrgenommen - sondern, dass du das Positive nicht wahrnimmst bzw. nicht zulässt.

Statt dessen wird alles in die depressive Denkschablone gepackt. Diese Denkschablone ist vertraut, sie gibt allem den gewohnten Anstrich und ordnet es in die entsprechenden Schubladen ein. Aber wie eng und grau ist das alles.

Wenn du diese Schablone aber einmal,und sei es noch so kurz, beiseite lassen könntest - könnte dadurch nicht etwas Neues entstehen? Ein ganz kleines bisschen Neugierde vielleicht, ein ganz kleines bisschen Hoffnung auf diesen Klinikaufenthalt?

Alles Gute und lieben Gruß

Brittka
parvus_

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von parvus_ »

noch mal, mich interessiert konkret, inwieweit vor allem chronische depressionen "gut behandelbar" sind. wieso kenne ich nur betroffene mit langjähriger nicht abgeschlossener "behandlungskarriere", warum ist das örtlicher irrenhaus bei jedem aufenthalt voller alter "bekannter", warum tummeln sich hier im forum lauter chronisch depressive die seit jahren oder jahrzehnten an ihrer krankheit leiden, wenn das doch "gut behandelbar" ist?

_____________p.s._(off topic)_______________
@brittka

eigentlich wollte ich darüber allgemeiner reden. aber egal. wenn ich nicht bereit wäre, einen perspektivenwechsel zuzulassen, hätte ich mich in bad krotzingen nicht angemeldet. allerdings fällt mir das sehr schwer, richtig. und ich habe tatsächliche positive erfahrungen gemacht. und zwar diese: ich bin seit mittlerweile fünf jahren trocken (was zwar keinen gewinn an lebensqualität mit sich bringt, mich aber davor bewahrt hat noch tiefer abzustürzen. wahrscheinlich wäre ich tot, würde ich weiter gesoffen haben). gerade im letzten jahr habe ich angefangen meinen ausgeprägten selbsthass aufzugeben und bin ganz allgemein "milder" im denken geworden. mir selbst und anderem gegenüber. einfacher oder angenehmer wird das leben dadurch aber nicht.

alles zerbricht halt an den umständen meiner lebenswireklichkeit.
DepriXX
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Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von DepriXX »

Hallo Parvus

ich versuche zu akzeptieren, dass ich chron. depressiv bin.
Ich versuche damit zu leben, die depressiven Phasen sind unterschiedlich stark, aber depressiv bin ich leider immer.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von Lee »

Hallo, Paul!

>>>wieso kenne ich nur betroffene mit langjähriger nicht abgeschlossener "behandlungskarriere",

Zufall? Selbsterfüllende Prophezeiung? Selektive Wahrnehmung? Affinität? Dass du "nur" solche Leute kennst, ist kein Beweis. Wenn du z.B. auf einem Deich einem weißen Schaf begegnest, denkst du: "Aha, ein weißes Schaf." Ist das zweite und dritte auch weiß, denkst du: Alle Schafe sind weiß. Aber, sind wirklich alle Schafe weiß? Mal nicht nur an die Minderheit der schwarzen Schafe auf einem kleinen Nordsee-Deich gedacht, sondern alle Weiden und Rassen weltweit zusammengenommen?

>>> warum ist das örtlicher irrenhaus bei jedem aufenthalt voller alter "bekannter",

Weil die Gesunden nicht wiederkommen ... Ist doch logisch. Und weil Gesundete "draußen" nicht mit ihrem Psychiatrie-Aufenthalt hausieren gehen. Auch, wenn er positiv verlaufen ist. Vielleicht sogar gerade dann. Die meisten schlagen irgendwann ein neues Kapitel in ihrem Lebensbuch auf und möchten sich nicht mehr mit dem Thema "Depression" befassen. Finde ich sehr verständlich.

>>> warum tummeln sich hier im forum lauter chronisch depressive die seit jahren oder jahrzehnten an ihrer krankheit leiden, wenn das doch "gut behandelbar" ist?

Siehe Punkt 1 und 2. Wo Menschen sind, gibt es keine hundertprozentige Erfolgsquote. Verlass dich daher bitte nicht nur auf deinen bevorstehenden Klinikaufenthalt, sondern schaffe dir noch einen oder zwei zusätzliche Anker. Wenn du weiterhin nach negativen Belegen Ausschau hälst, wirst du immer die stärkeren Argumente haben. Damit schließt sich der (Teufels-)Kreis.

Von Herzen alles Gute

Lee
lowrider

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von lowrider »

Also, ich bin seit fast 20 Jahren trocken, seit ein paar Jahren weg vom Ketterauchen, seit dem Nikotinentzug krankgeschrieben und inzwischen EU-verrentet. Jetzt, da ich zur Ruhe gekommen bin und mir die Reha- und Gutachter-Statements durch den Kopf hab gehen lassen, denke ich, dass ich wohl auch langzeitdepressiv bin. Hab´s früher halt weggesoffen, anschl. weggelacht/weggeblödelt und durch Nikotin halbwegs in Schach gehalten.

Ich habe auch eine PS und sehe es so für mich, dass die Depression quasi aufgesetzt ist. Die PS werde ich nicht wegbekommen, daher muss ich mich auch mit der Depression einrichten. Das geht auch halbwegs mit Medikamenten und ohne die Belastungen durch die Arbeitswelt.
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von Liber »

Hallo Parvus,

danke für deine Offenheit!

Möchte mich revanchieren: bei mir gehen Depression und Sucht schon sehr sehr lange Hand in Hand (stoffliche und nichtstoffliche Süchte). Vom Alkohol trocken bin ich jetzt auch seit fast 5 Jahren. Wie tief die Sucht allerdings wirklich in mein Leben reicht, darüber bin ich mir erst im Laufe meiner PA klargeworden.

Die Sucht steht dabei für ein Suchen nach "Gefülltwerden" im Außen, das dort aber nie Erfüllung finden kann.


Hat dir nach dem Trockenwerden die Befreiung vom Zwang der Suchthandlung denn einige Freiräume eröffnet? Oder füllten diese sich mit neuer Sucht oder anderen Zwängen?
Bei mir war es so, dass ich erst nach der Befreiung von der vordergründigsten stofflichen Sucht die darunterliegenden Süchte und Zwänge entdecken konnte. Und diese wiederum verbargen das Gefühl innerer Leere und Angst, Auslöser und Ursachen der Depressionen.


Ich frage mich schon lange, was es denn eigentlich ist, was da nach Erfüllung sucht - und wo diese Erfüllung ist. Sie ist nicht im Außen.


Viele Grüße

Brittka
BeAk

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

lieber Lowrider, PS und Depression in Kombi ist sicherlich schwer zu beeinflussen.

Aber zu sagen, die werde ich nicht weg bekommen.
Das ist mein Schicksal, ich werde ewig weiter leiden, ist ja wohl ein bischen zu einfach.

Auch ein PSler mit Depri kann seine Situation verbessern, wenn er es denn möchte und Veränderungen will.
parvus_

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von parvus_ »

vom saufen bin ich weg, von der sucht nicht. eine zeit lang war ich heftigst kaufsüchtig unterwegs, ganz vorbei ist das noch nicht, aber es hat sich (vorübergehend?) abgeschwächt. kettenraucher bin ich auch und glaube nicht, daß ich das mal nicht sein werde.

mit zwängen habe ich ohnehin zu tun, ich bin selbstverletzer seit ich denken kann. ach ja, ne persönlichkeitsstörung habe ich sicher auch, lt. diagnose mal diese mal jene.

ich habe inzwischen gelernt, daß ich was wert bin. das leben das ich führe ist allerdings nichts wert, vor allem der vereinsamung wegen. ansatzpunkte dieses miese leben wirklich zu ändern kann ich keine greifbaren und konkreten erkennen.
Lee
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Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von Lee »

Nochmal hallo,

>>>ansatzpunkte dieses miese leben wirklich zu ändern kann ich keine greifbaren und konkreten erkennen.

Vielleicht guckst du in die falsche Richtung. Vielleicht sitzt du in einer Tasse auf dem Boden und kannst deshalb nicht sehen, welches Leben außerhalb der Tasse auf dich wartet. Du musst dir erst eine Leiter basteln.

Vielleicht hat Brittka aber auch ins Schwarze getroffen als sie meinte, dass du im Außen nichts erkennen KANNST. Nämlich dann, wenn das Außen für andere Menschen steht. Bei mir kommt rüber, dass andere dir den Weg weisen sollen. Und dann sagst du zu jedem Vorschlag: "Ja, aber meine bisherige Erfahrung spricht dagegen. Gib mir einen Beweis, dass die Zukunft anders wird." Wer könnte das, Paul?

Verhaltenstherapeuten, zum Beispiel, führen dich eine Zeitlang, ok, aber irgendwann ziehen sie die helfende Hand wieder weg. Freunde, die zu dir passen, können sie dir nicht beschaffen. Die musst du dir suchen, was mit zunehmendem Alter schwieriger wird. Zugegeben. Aber es ist nicht unmöglich. Das wäre schon mal ein Ansatzpunkt. Vermutlich hast du jetzt nicht die Kraft dazu, weil es dir zu schlecht geht, aber in oder nach der Klinik könntest du eventuell? Hm?

Die Depri sucht nach Beweisen, dass ihre schwarze Sicht die richtige ist. "Ja, aber" sind ihre Lieblingswörter. Das bist nicht du.

Grüße

Lee
lowrider

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von lowrider »

>> Aber zu sagen, die werde ich nicht weg bekommen. Das ist mein Schicksal, ich werde ewig weiter leiden, ist ja wohl ein bischen zu einfach.
Hab ich so doch auch nicht gesagt, Beatrix
Ich hatte in meinem Leben ca. 10 Jahre Psychotherapie, die 2. vor kurzem gerade beendet. Ich bin Mitte 50, und ich bin einfach endlos erschöpft!! Irgendwann muss der Mensch auch einmal ein Fazit ziehen und "... Dinge hin(zu)nehmen, die ich nicht ändern kann...". Für mich heisst das, dass mich die Arbeitswelt chronisch überfordert hat (konkreter: die Interaktion mit den Kollegen), und ich bin heilfroh, dass ich dort raus bin.

Hallo Parvus,

>> kettenraucher bin ich auch und glaube nicht, daß ich das mal nicht sein werde.
..., das glaubte ich auch NIE zu können,- ich hatte einfach immer ne Zigarette in der Hand. Irgendwann war dann doch die der Gedanke, dass das klare Selbsttötung auf Raten ist, nicht mehr zu verdrängen und es ging erstaunlich einfach dann. Allerdings hat mir der Nikotinentzug dann den Rest gegeben (die letzte Krücke weggehauen) und ich war seitdem nicht mehr auf Arbeit.
cool
Beiträge: 2797
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von cool »

Lieber Paul,

ich gehöre auch zu denen, die seit sehr vielen Jahren mit Depressionen geschlagen sind.
Und auch mich trifft man immer wieder ambulant oder stationär in diversen psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken an.
Und ich kann bestätigen, das ich dort immer wieder auf alte Bekannte treffe.

Und mir wurde bei meinem ersten Krankenhausaufenthalt fast gebetsmühlenartig eingetrichert, dass Depressionen "gut behandelbar" sind.

Das heisst wohl, dass Ärzte und Therapeuten therapeutische Mittel haben, die uns helfen können.
http://www.medizin-medien.info/dynasite ... aid=620496

Ich weiss jetzt nicht genau, ob du mit chronischen Depressionen das gleiche meinst wie therapieresistente Depressionen. Oder meinst du immer wiederkehrende Phasen ?

Ich will noch mehr schreiben, aber kann gerade nicht formulieren. Es ist diese Enttäuschung, wie mein Leben gelaufen ist.


Cool
Joy

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von Joy »

>Ich will noch mehr schreiben, aber kann gerade nicht formulieren. Es ist diese Enttäuschung, wie mein Leben gelaufen ist.<

Hallo Cool,

ein Satz, der mir wehtut, aber dem ich für mich selbst leider zustimmen muss.

Joy
parvus_

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von parvus_ »

mit chronischen depressionen meine ich, daß die depression ein dauerzustand ist. mag sein, daß sich dahinter eine art "depressive persönlichkeitsstörung" verbirgt, wer will das schon wissen.

den begriff der depressiven phase bzw, episode kann man da nicht wirklich brauchen, weil auch der zustand außerhalb der tiefen täler stets im bereich des depressiven bleibt.

was in dem link als therapierestistente depression beschrieben ist lese ich mal mit der gebotenen skepsis.
BeAk

Re: behandelbarkeit (chronischer) depressionen

Beitrag von BeAk »

Lieber Parvus,

dann meist Du wohl eine Dysthymie.

Ich habe auch beides, PS und Dysthymie plus reziedivierende Depression.

Auch ich werde wohl nie ganz frei von all dem werden. Aber das es nicht möglich ist, ein lebenswertes Leben zu führen, auch mit diesen Diagnosen, kann ich nicht glauben.

Wenn bei Dir sich herrausgestellt hat, das die Interaktion mit den Kollegen Dich immer wieder herrunterzieht, ist es sicher gut an diesem Punkt noch Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen.
Wenn eine Verhaltenstherapie mit Sozialtraining keine Erfolg hatte, dann vielleicht ein Arbeitsplatzwechsel mit weniger Kollegenkontakt oder die Verrentung.

Chronische schwer beeinflußbare Störungen zu akzeptieren und sich trotz allem oder gerade deswegen ein sinnvolles Leben führen, das ist zumindest für mich der richtige Weg.
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