depressives grübeln

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dore
Beiträge: 216
Registriert: 15. Mär 2006, 11:29

depressives grübeln

Beitrag von dore »

hallo,

ich weiß nicht, ob es hier hingehört und jemand etwas damit überhaupt anfangen kann, aber ich probier es mal.
ich bin seit ca. 10 jahren immer mal wieder depressiv und auch z.zt. mal wieder seit längerem in therapeutischer behandlung etc. seit ca. 7 1/2 jahren habe ich einen lieben freund, mit dem ich seit 5 jahren zusammenwohne.
früher war ich sehr beziehungsgestört und auch heute bin ich noch nicht so fit etc. es wäre zuviel, meine gesamten "baustellen" hier aufzulisten. aber es gibt etwas, was mich irritiert, und zwar ist es so, dass ich trotz "objektiv" gesehener glücklicher beziehung immer wieder an zwei bzw. v.a. an einen ex-freund (sofern man das mit nur 2-monatiger beziehungsdauer so nennen darf) denken muss, und zwar in schmerzvoller weise.
prinzipiell ist das jetzt ewig her, ich war viel jünger (ca. 20) und heute bin ich fast 32! und das ganze war 1996, doch ich muss immer wieder in all den jahren daran denken, wie toll er war etc. und wie schlimm, dass er mich hat fallen lassen etc. p.p. das war für mich damals schlimm, klar, er war mein "traummann" und so wie damals war ich nie wieder verliebt, glaube ich. aber man muss doch nach 12 jahren (!!) auch mal abschließen können, trennungsängste und depressionen etc. hin oder her. ich verstehe mich da selbst nicht, es entsteht dann immer ein sehr trauriges gefühl und ich fühle mich nur in der vergangenheit lebend. das will ich aber gar nicht!! diese gedanken halten mich auch vom leben und was ich eigtl. tun will manchmal regelrecht ab.
und auf der anderen seite will ich gar nicht drüber nachdenken, weil es eigentlich sowieso egal ist und ich es doof finde, darüber nachzudenken und letzten endes sowieso nie erfahren werde, warum das alles so war, wie´s war. ich war damals noch sehr jung und relativ unerfahren und viel gestörter als heute, von meiner seite aus weiß ich warum er gegangen ist. viell. mache ich mir selbstvorwürfe, bringt doch aber auch nix, udn wie gesagt, es ist ewig her und eigtl. sollte es mir heute mit festem partner und ganz anderem leben und wohnort etc. doch egal sein. ich glaube, ich hab entweder einen "knall" oder ist das viell. dieser depressive grübelzwang? bin mir da nicht sicher...weil es sich mir auch immer fast schon aufdrängt, und komplett runterzieht, und mein gegenwärtiges leben runtermacht so á la "hätte ich ihn gehabt würde es mir heute besser geehe" und " nie wieder werde ich so einen treffen" etc. dabei haben wir uns gar net so gut verstanden, wenn ich mich erinnere. und 2 monate sind keine wirkliche beziehung. also, was ich wissen möchte, ist, ob das so´n depressives gegrübel (grübelzwang) sein könnte oder etwas ganz anderes. viell. ist es die berühmte schwarze brille, welche die sicht auf alles, vergangenheit, und gegenwart verzerrt?

viell. merke ich das gar nicht, meinem freund hab ich das schon erzählt, er findet das jedenfalls krank und net normal, ich ja auch nicht.
vielleicht kennt der eine oder andere solche bescheuerten gedanken?

Gruß!



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-Immanuel Kant-
Shay
Beiträge: 357
Registriert: 5. Jan 2007, 14:06

Re: depressives grübeln

Beitrag von Shay »

Hallo Dorenberg, Du armes Grübelmonster *Wortwitz*

Du, das Gedankenkreisenlassen scheint irgendwie zu unserem Leben und den depressiven Denkstrukturen dazuzugehören - bei dem einen mehr und bei dem anderen weniger. Bei Dir (und auch bei mir) eher etwas mehr. Das belastet, es strengt an und es verhindert das wichtige Anders-Denken, das "An-etwas-anderes-Denken" und das Ablenken.

Ich vergleiche unsere depressiven Gehirne immer mit einem virenbefallenen Computer:

So ein Virus ist ein hinterhältiges Viech, es arbeitet im Hintergrund und fängt dort an, erst unbemerkt sein Unwesen zu treiben. Er verschickt e-Mails und beschäftigt den Hauptprozessor mit allerhand unsinnigem und überflüssigem Zeug. DerRechner ackert und ackert und soll ja nebenbei auch noch seine eigentlichen Aufgaben erledigen, aber der kleine gemeine Virus hat sich eingenistet und befällt immer mehr Cluster auf der Festplatte und immer mehr arbeitsspeicher, um ihn für seine Zwecke zu missbrauchen. Der Rechner ackert wie ein Gaul und wird doch immer langsamer, die Anforderungen steigen immer weiter, weil sich der Virus immer weiter ausbreitet, die Prozessorleistung sinkt, während im gleichen Maße die Kerntemperatur steigt, und irgendwann ----

BRRRRZ!!! PIEP!!!

Bluescreen.



Überlastet.






Depressiver Zustand, der jegliches Weiterdenken und -handeln im Ansatz erstickt.


Was jetzt vielleicht hilfreich wäre, wäre ein verhaltenstherapeutischer Ansatz, der uns lernen lässt, wie man diesen Teufelskreis aktiv durchbricht.

Ich gehöre zu den Menschen, die sich mit ihrer Stimmung zu sehr von dem abhängig machen, was andere über sie sagen. Ich lebe sozusagen nicht autonom, wie es ein psychisch gesunder Mensch normalerweise tut. Meine Spiralgrübelei hat mich aber dahin geführt, dass sich meine Stimmung und mein ganzes Selbstwertgefühl nur noch darauf stützt, was der andere denken könnte . Verdammter Konjunktiv! Mir muss man ständig sagen, dass man mich für okay hält, sonst glaube ich sofort das Gegenteil und fange wieder an, gedanklich zu kreisen.

Ich bin gerade dabei, zu lernen, nur das Gehörte, Gesagte, wirklich zu akzeptieren. Das, was mein krankes Hirn sich da zusammenspinnt, versuche ich als ungültig abzustempeln und nicht an meine Seele ranzulassen.

Hmmmm... bin wohl grade ein wenig vom Thema abgewichen. Wollte eigentlich nur sagen, dass solche kreisenden Gedanken was sehr belastendes sind und ich auch nicht wirklich ein Gegenmittel dazu weiß, außer, zu versuchen, sich auf die Realität zu beziehen,und zwar auf die Realität außerhalb unseres Kopfes...

Auf alle Fälle solltest Du das bei einem Therapeutengespräch zum Ausdruck bringen.
Gruß: Martin





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Doris1969
Beiträge: 6
Registriert: 13. Jan 2008, 15:40

Re: depressives grübeln

Beitrag von Doris1969 »

Hallo Dore,
ja, das Grübeln kenne ich auch, vor allem in Zeiten, wo ich nichts zu tun habe - es ist so zermürbend, weil man sich so unnötig fertigmacht auf diese Weise.
Bei einer Trennungsverarbeitung hat es mir oft geholfen, mir zu erlauben, ungerecht zu sein: mache dir klar, was an deinem Ex alles blöd war, finde Gründe, auf ihn wütend zu sein statt auf dich selbst. Sei unfair. Schreibe ihm vielleicht mal einen richtig bösen, ungerechten Brief, den du nicht abschickst. Aber vielleicht erleichtert es dir, Abstand zu bekommen, ihn weniger zu idealisieren.
Denn letztendlich ist es Schicksal und es hat schon seinen Sinn, dass du jetzt mit jemand anderem zusammen bist - mache dir vielleicht klar, was die Vorteile deines jetzigen Partners sind.
So weit meine ideen.
Ansonsten soll man sich immer ablenken, aber ich weiß, wie schwer das oft ist ...
Liebe Grüße
Doris
Doris
dore
Beiträge: 216
Registriert: 15. Mär 2006, 11:29

Re: depressives grübeln

Beitrag von dore »

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für die Beiträge, die ich sehr hilfreich finde, ehrlich.
@shay: sein eigenes Befinden von andeen abhängig machen kenne ich bestens, das ist echt einengend.
Aner ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich eine depressive grübelei ist oder ob es anzeigt, dass meine jetzige beziehung eigtl. doch nicht so gut sein könnte. das ist meine große Frage,hhm.. wobei ich es natürlich schon extrem gestört finde dass ich nach 12 Jahren noch an diesen Typi denke und mir fruchtlose Gedanken über das Warum mache und es wäre ja alles schöner mit ihm. weiß ich ja gar nicht, wie es gewesen wäre, wenn....
Werde es natürlich beim Thera mal ansprechen. Lustig ist dein Vegrleich mit einem Computervirus.. aber es trifft es ganz gut.
Wie lenkst du dich denn dann ab? Und kennst du es generell auch, dass du über Vergangenes nachgrübelst?
das Grübelmonster

@Doris
Lieben Dank für deinen Tipp mit dem Brief, ich glaube, das werde ich mal machen. Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass es seinen Sinn hat, mit wem man zusammen ist oder nicht. Vielleicht gibt es auch nicht nur die "eine große Liebe"..aber sowas spukt in meinem Kopf herum. So nach dem Motto, "wenn den nicht, dann niemals glücklich". Das ist eigtl. extrem, oder?!

Übrigens, ich habe auch gerade nicht viel zu tun, eigtl. bin ich frustriert über meine Arbeitslosigkeit und so ein paar Dinge aus meiner aktuellen Beziehung, die nicht mehr stimmen, vielleicht ist es das, was mich eigtl. so traurig macht.
Kannst du das Grübeln manchmal irgendwie abstellen? Vielleicht hilft auch Sport dagegen?

Viele Grüße,
dore



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lwsich
Beiträge: 97
Registriert: 8. Nov 2005, 16:00

Re: depressives grübeln

Beitrag von lwsich »

hallo dore.
ich kann das gut nachvollziehen.
bei mir sind auch 6 jahre her,wo eine beziehung kaputt gegangen ist,dauer ca. 1jahr.ich denke heute auch noch oft dadrüber.obwohl diese beziehung eigentlich nicht gut war,/früher habe ich die fehler nur bei mir gesucht und mich alleine für das scheitern verantwortlich gemacht),muß ich immer daran denken-manchmal denke ich,
wie ich mich hätte besser verhalten können,manchmal denke ich heute noch,wie es wäre,wenn wir nochmal zusammen kommen würden,wie es dann wäre.
aber ich will eigentlich gar nicht mehr zusammen kommen.
---------------
am meisten denke ich dadrüber nach,wenn ich micht schlecht und traurig fühle.
ich selbst verstehe das nicht,will nicht dadrüber denken,weil mich das auch runter
zieht,aber die gedanken kommen von alleine.
trotz therapie und eigentlich gut verarbeitet,überkommen mich diese gedanken.
es ist so,das ich damnals sehr unerfahren war und auch ein bischen beziehungsgestört war und heute viel dadrüber nachdenke,wie es hätte damals laufen sollen,das ich nämlich einen schlusstrich hätte ziehen sollen,anstatt mir die schuld daran zu geben.
und dieser gedanke,so wie damals wird es nicht mehr werden.aber gesund gesehen,kann die nächste bezeihung nur besser werden.
aber seit damals,war ich nie wieder richtig verliebt und hatte keinen partner mehr.
Wander
Beiträge: 295
Registriert: 16. Jan 2008, 14:43

Re: depressives grübeln

Beitrag von Wander »

Hallo Dore, das kenne ich natürlich auch aus depressiven Zeiten, die Grübelei und dass ich festhänge in einem Thema. Den Vergleich von Shay mit dem Virenbefall finde ich sowas von zutrefffend.

Dazu kommt noch, dass wir oft in der Vergangenheit festhängen, weil da unsere Hauptprägungen waren. Die ersten Liebesgeschichten sind auch sowas von intensiv, weil alles damals ja noch neu war. An den damaligen Träumen und unverbrauchten Idealen hängen wir besonders. Ich habe auch jahrzehntelang nie meinen Jugendschwarm nie vergessen und für ein Ideal gehalten. Als ich dann zufällig ein Foto sah, dass er heute gar nicht mehr schlank und schön ist, war dieses Ideal von jetzt auf gleich weg. Soviel nur zur Tiefe der jugendlichen Schwärmerei, die man sich erhält, wenn das Leben fortschreitet.

Allerdings ist auch interessant, welche Themen sich die Grübelei sucht. Das ist oft doch oft eine nicht genügend bearbeitete Baustelle der Vergangenheit. Die muss aber gar nicht tragisch sein, sondern einfach ungelebte Träume oder Ideale betreffen oder eine Seite in uns, die wir noch nicht entwickelt haben. Einfach als Apell, da mal hinzuschauen. Aber die Depression macht ein Riesenproblem aus allem.

Deine jetzige Partnerschaft kann ganz ganz glücklich sein und die Depression grübelt sie dir problemvoll. Meine letzte Depression begann in zufriedener guter Familiensituation. Alle Probleme, die sie mir vorgrübelte, hätte ich ohne Depression sowieso gelöst. Mit Depression sahen sie nur viel riesiger aus. Depression als als berechtigte Aufklärung, daran glaube ich nicht. Es ist eine Krankheit. Sie kann natürlich auch aus krankmachenden Lebensbedingungen entstehen, aber das merkt man dann auch.

Liebe Grüße! Düne
Shay
Beiträge: 357
Registriert: 5. Jan 2007, 14:06

Re: depressives grübeln

Beitrag von Shay »

Hallo Ihr Grübelmonster ,

nun, meine verflossene "Große Liebe"ist jetzt auch schon gute 11-12 Jahre her, aber auch ich denke immer wieder an sie zurück (ja, war 'ne Sie...). Aber diese Geschichte hatte ein Ende mit Schrecken, nachdem es zu einem Schrecken ohne Ende zu werden drohte. Sie ist mir fremd gegangen, ist durch vier verschiedene Betten gehüpft, und hat mir immer erzählt, sie könne "das" nicht, sie wäre nicht der Typ "dafür" (Ihr wisst schon...). Nun ja, ich war eifersüchtig, sie war eifersüchtig, beide hatten wir eigentlich keinen Grund dafür, und last but noct least hat sie Schluss gemacht. Ich habe sie seitdem nicht mehr wieder gesehen, ich habe eigentlich immer nur kurze Gerüchte gehört, von wegen, verheiratet, ein Kind, weggezogen Richtung Euskirchen usw., aber nichts konkretes, und schon gar nicht von Ihr.
Tja, und ich grübe heute noch, würde den ganzen Quatsch von damals gerne mal mit ihr bereden, aber ich kann es nicht, weil sie nicht auffindbar ist.

Was solls.

Glücklicherweise beschäftigt sie mich nicht mehr so sehr, wie noch in den ersten paar Jahren. Damals hat sie mir fast die Lust und die Freude an meiner Ehefrau verdorben, weil sie ständig durch meinen Kopf geisterte. Nin, das ist so nicht ganz richtig, es müsste heißen: weil ich sie hab geistern lassen...
Gruß: Martin





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