Was nun?

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legac/
Beiträge: 17
Registriert: 4. Mai 2008, 04:25

Was nun?

Beitrag von legac/ »

Hallo!
Ich habe schon einmal vor gut 2 1/2 monaten hier etwas unter dem namen eddard geschrieben,
konnte mich allerdings nicht mehr mit dem benutzernamen anmelden, also nun der neue name. nunja, habe versucht einige der tipps umzusetzen, allem voran stand natürlich der plan wieder einen geregelten tagesablauf hinzubekommen. so drastisch, wie es im letzten thread aufgefasst wurde (16:00 aufstehen oder ähnliches), war es sowieso nicht: ich besuche nach wie vor 5 tage die woche die uni (aufstehen um 6:30 bis spätestens 8:30, wenn ich einmal überhaupt nicht aus dem bett komme um etwa 10 uhr).

ansonsten habe ich versucht wieder etwas mehr ins unigeschehen hineinzukommen. habe mir über einen freund eine arbeit am wochenende gesucht, dass ich da schon einmal zum früheren aufstehen gezwungen werde und damit vielleicht auch wieder mehr zum lernen komme.
nunja, das ganze funktioniert eher schlecht als recht. vor ein paar wochen ist die ganze motivation wieder am völligen nullpunkt angelangt, da ich einfach unfähig erscheine komplexere denkweisen an den tag zu legen.
ich war die ganze schulzeit über immer mit der beste und im höchsten maße fleißig.

bin auch sehr ehrgeizig, war im frühen kindesalter kurzfristig in einer therapie, die meinen eltern die erkenntnis einbrachte, dass es mir nicht leicht fallen würde mit leistungen und mir selbst zufrieden zu sein. genaue diagnosen kann ich nicht liefern, war damals vielleicht 5 jahre alt. und genauso fühle ich mich heute: ich weiß jeden tag, dass ich mehr arbeiten kann und muss, ich sitze jeden tag vor meinen skripta (könnte mich ja andererseits auch mit hobbies oder sonstigem beschäftigen, dies ist aber bereits länger nicht mehr der fall). allerdings komme ich keinen tag wirklich weiter.

wenn ich texte lese, dann bin ich nach spätestens 10-15 minuten müde, egal wie lange ich davor geschlafen habe. mathematische probleme kann ich praktisch überhaupt nicht lösen, da gewisse denkblockaden (für mich nicht wirklich beschreibbar) es mir nicht ermöglichen, simpelste schlüsse ziehen zu können (mit simpel meine ich problemstellungen, mit denen ich selbst in der mittelschule keine schwierigkeiten gehabt hätte). ähnlich geht es mir auch bei anderen sachen.

in der neuen "nebenarbeit" am wochenende bin ich meist unheimlich gestresst. denke mir zumindest selbst immer, dass man unzufrieden mit mir sein könnte, auch da komme ich desöfteren einmal in zeitnot, da ich gerne einmal über eine längere phase keinen klaren gedanken fassen kann.

nun soll ich nächste woche in der verfassung 5 klausuren schreiben, weil die werten herren professoren verabsäumt haben die räume früh genug zu reservieren, um fairere randbedingungen zu schaffen. resultat wird sein, dass ich auch dieses jahr an der uni scheitern werde.

ich fühle mich körperlich unwohl (praktisch die ganze woche über bauchschmerzen), schlafe wieder nur minimal (kann nicht einschlafen, da ich weiß, dass noch arbeit offen ist) und komme wieder einmal nicht auf die problemursache. und jedes "teilscheitern" macht mich mehr und mehr wahnsinnig. da meine grundstimmung aktuell sowieso nicht rosig ist, besteht natürlich nebenher auch die furcht wieder in ein absolutes dauertief zu fallen.

im allgemeinen drehe ich mich seit jahren im kreis. irgendwann 2003/04 die erste wirklich richtig schlimme zeit, damals mit einer freundin ab und an darüber gesprochen. nach gesprächen (zwischen denen sowieso immer monate lagen) die ganze situation selbst belächelt und mir gesagt, ich darf eben einfach nicht alles so "schlecht" sehen, aber irgendwann war ich immer wieder am selben punkt angelangt, an dem ich nicht mehr wirklich weiter wusste. und die letzten 5 jahre hat sich daran nicht wirklich etwas geändert.

ich habe selbst schon desöfteren mit dem gedanken gespielt zumindest einen versuch zu starten ärztliche hilfe zu rate zu ziehen, allerdings ist mein hausarzt (und damit ja offensichtlich erster ansprechpartner) auch mein vater. über mein seelische befinden rede ich nur eben sehr ungern mit sehr nahe stehenden leuten, fühle mich dann immer noch schlechter, schäme mich irgendwie über meine schwierigkeiten mit dem leben im generellen klar zu kommen.

nunja, was würdet ihr sagen? ich versuche seit ende meiner schulzeit vergebens auch nur ansatzweise ein geregeltes leben zu führen. wenn ich daran denke, dass ich eigentlich keinen tag in der woche habe, den ich prinzipiell zum totalen ausrasten verwenden könnte, kommt mir desöfteren der gedanke einfach eine auszeit von allem zu nehmen.
genau das würde aber einem geregelten tagesablauf wieder völlig entgegenwirken, einige zeit ohne stress würde ich mir aber auch angenehm vorstellen.
diesen weg habe ich nur selbst noch nie versucht, da ich ihn mit mir nicht vereinbaren könnte. es würde mich wahnsinnig machen zu wissen, dass ich zeit vorsätzlich vergeude - ich brauche ja schon eine gute zeit um nur DAS ERSTE studienjahr in irgendeinem studiengang erfolgreich abzuschließen.

für mich ein teufelskreis, sozial bin ich mehr und mehr abgeschottet (freunde sind im studium weiter; an wochenenden kann ich nichts unternehmen, da ich weiß, wie viel noch zu tun wäre; wenn ich dann doch einmal unterwegs bin, dann ist meist viel alkohol im spiel, weil betrunken natürlich die meisten probleme vorerst unwichtig sind - dies kommt allerdings bei anderen personen auch nicht gerade gut an), weiß nicht wem ich mich anvetrauen könnte (deshalb hier die ausschweifenden erläuterungen) und lande mit allen bestrebungen mich aus der lage herauszuwinden immer wieder am selben tiefpunkt.
irgendwelche ratschläge?
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Was nun?

Beitrag von DepriXX »

hi
zu meinem vater als arzt würde ich auch nicht gehen.
suche dir einen anderen hausarzt oder geh direkt zu einem psychiater.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Was nun?

Beitrag von ndskp01 »

Hallo legac,

Ratschläge hab ich keine.

In der jüngeren Hirnforschung ist ziemlich deutlich geworden, dass das Lernen nur dann erfolgreich ist, wenn das Hirn genug Zeit hat, das Gelernte zu verarbeiten. Wenn du also im Wald spazierengehst, radfährst, oder dich im Freibad sonnst, arbeitet dein Gehirn und verarbeitet das Gelernte. Du musst folglich, um im Studium erfolgreich zu sein, Zeiten einbauen in denen du deine Scripte Scripte sein lässt....

Ist es erlaubt zu fragen, was du studierst? Ich habe Jura studiert, da bin ich auch immer über den Büchern eingeschlafen, weil ich es totenlangweilig fand. Und ich war mit dem Problem nicht alleine. Besonders gut schläft es sich über BGB, Allgemeiner Teil... Was ich damit sagen will: Bist du sicher, dass du dir das richtige Studium ausgesucht hast? Stimmt die Motivation?

Mach's gut und geh an diesem schönen Sommertag ein bisschen raus!

Lg Puk
FOKUS
Beiträge: 85
Registriert: 2. Apr 2008, 13:46

Re: Was nun?

Beitrag von FOKUS »

Hallo legac,
das, was Du aus deiner Lebenssituation geschildert hast, kenne ich aus meiner früheren Zeit, ich bin jetzt 48, nur zu gut.

Denk –und Lernschwierigkeiten, Selbstvorwürfe, verlorene Tagesstruktur, Schlafproble...Ehrgeiz nicht befriedigen könn...Leistungsansprüchen nicht genüg...Studieninhalte nicht aufnehmen können...

Das hat bei mir im weiteren Verlauf zu einer langen, schweren Depression geführt, wenn ich sage schwere Depression, dann meine ich es auch...

Ich denke, das es ein Trugschluss von Dir ist, zu denken, dass Du von „Außen“ etwas ändern könntest, also versuchst Dich zu disziplinieren, das hilft nur im begrenztem Masse und ändert nicht viel an Deinen Problemursachen...

Du hast selbst sinngemäß zum Ausdruck gebracht, dass Du Dich schon länger im Kreis bewegst...und dass Dein Vater für Dich nicht Ansprechpartner sein kann in Deiner Lage…hast Du auch selbst treffend festgestellt.
So ausführlich, wie Du Dich mitgeteilt hast, habe ich nicht den Eindruck, dass Du nun nicht generell handlungsunfähig bist…und bevor sich Deine psychischen Probleme weiter verfestigen, würde ich Dir empfehlen, je früher, desto besser, Dich in eine analytisch orientierte Psychotherapie zu begeben, um den Ursachen Deiner Probleme auf den Grund zu gehe...dabei solltest Du Dich auf einen längeren Prozess einstellen...es erfordert eine hohe Eigenmotivation, Disziplin und Durchhaltevermögen...

...parallel dazu, bzw. vorher würde ich Dir raten, Dir einen Psychiater mit tiefenpsychologischer Therapieausbildung zu suchen, der Dir bei Deiner Therapeutensuche behilflich sein und Dir vielleicht auch zwischenzeitlich begleitend medikamentös helfen kann...

Schwellenängste solltest Du überwinden können...Deine Problemlage gehört bei Psychiatern zum „Tagesgeschäft"...wenn man zudem bedenkt, dass etwa 10- 15 % der Bevölkerung unter Depressionen leiden, von anderen psychischen Erkrankungen mal ganz abgesehen, dann befindest Du Dich mit Deinen Problemen sozusagen in „bester Gesellschaft“…

viel Erfolg!

Gruß
FOKUS
Zephirina
Beiträge: 26
Registriert: 23. Apr 2008, 12:32

Re: Was nun?

Beitrag von Zephirina »

@legac:

Genau diese Promblematik kenne ich auch nur zu gut.
Jeder komplexere Text hat mich einfach überfordert, obwohl ich früher immer zu den besten in meinem Fach gehört habe und ich KONNTE mich einfach nicht damit abfinden, jetzt auf einmal leistungsmäßig so abzustürzen und nicht mehr gewohnt zu "funktionieren" (und an der Motivation konnte es nicht liegen, denn ich habe mein absolutes Wunschfach studiert).

Dass du nicht als erstes zu deinem Vater gehen willst, kann ich voll und ganz nachvollziehen, aber wie die anderen dir schon schrieben, kannst du auch einfach direkt beim Psychiater und Psychotherapeuten anrufen (musst halt nur ohne entsprechende Überweisung die 10 Euro Gebühr bezahlen). Da du ja studierst: Wie wäre es, wenn du zuerst zu der psychosozialen Beratungsstelle deiner Uni gehst? Normalerweise hat ja jede Uni sowas. Die dürften sich mit deiner Problematik auskennen und können dir bestimmt passende Adressen und Telefonnummern aus deiner Umgebung anbieten. Zudem hättest du einen kurzfristigen Ansprechpartner, bis du einen Termin beim Facharzt hast.

Liebe Grüße,
Zephirina
BeAk

Re: Was nun?

Beitrag von BeAk »

Lieber Legac,

Selbstdisziplin in Ehren.

Aber als Arztsohn dürftest Du eigendlich wissen, das sich mit Selbstdisziplin allein keine Krankheiten/Störungen heilen lassen.

Du brauchst fachärztliche Hilfe und psychotherapeutische Unterstützung.
legac/
Beiträge: 17
Registriert: 4. Mai 2008, 04:25

Re: Was nun?

Beitrag von legac/ »

Guten Abend!

Zuerst einmal ein Dankeschön für alle Antworten!

PUK: Ich bin mittlerweile bei Physik gelandet. Auch wenn das Studium selbst zu Beginn etwas trocken ist, ist es eigentlich doch das, was ich gerne machen / abschließen möchte.
Auch wenn es schwierig ist das zu sagen, da ich mich schon längere Zeit für nichts mehr wirklich begeistern habe können, ist grundlegendes Interesse schon vorhanden.
Gerade mathematische Problemstellungen haben mich schon immer fasziniert, genauso würde ich jetzt noch gerne hinter die aktuelle Materie blicken können.

Dass man nicht rund um die Uhr lernen kann, sondern durchaus einmal seine Auszeiten braucht ist mir natürlich klar. In der Schulzeit hätte es mir aber wenig bis gar nichts ausgemacht einfach 5 Stunden durchgehend zu lernen und dann eine Pause zu machen.
Irgendwann geht natürlich nichts mehr reinm soweit komme ich aber mittlerweile leider gar nicht mehr. Selbst wenn ich meine zumindest eine A4 Seite weitgehend gerlernt zu haben muss ich kurz darauf wieder zurückblättern und nachlesen. Es scheint einfach nichts mehr hängen zu bleiben, genauso schwierig tue ich mir beim Ziehen logischer Schlüsse oder ähnlichem.

Danke auch an FOKUS für alle Ratschläge. Das mit den Schwellenängsten ist mir objektiv betrachtet natürlich klar. Problematisch sehe ich prinzipiell meine Scheu vor dem Umgang mit fremden Menschen. Dass ein Psychiater solche und viele schlimmere Geschichten den lieben langen Tag rauf und runter hört, ändert daran nur wenig. Schriftlich kann ich mich soweit gut ausdrücken, da der direkte Kontakt fehlt, etwas Überwindung wird mich das also noch kosten. Aber das gehört natürlich dazu.

Ich versuche dann den heutigen Abend lerntechnisch noch mein Bestes.
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Was nun?

Beitrag von ndskp01 »

Und, rufst du jetzt bei einem Psychiater an und machst einen Termin aus? Aus deinem Posting habe ich rausgelesen, dass du nicht in Deutschland lebst; in Österreich? Wie ist es dort geregelt, kann man da den Hausarzt umgehen und direkt zum Psychiater gehen?
legac/
Beiträge: 17
Registriert: 4. Mai 2008, 04:25

Re: Was nun?

Beitrag von legac/ »

guten morgen.

österreich ist korrekt, ja. wie es bei uns geregelt ist weiß ich leider selbst noch nicht, muss mich dahingehend erst informieren. hätte nun gedacht ich versuche es einfach mit der psychologischen beratungsstelle der uni.
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Was nun?

Beitrag von ndskp01 »

Ja, tu das, da bist du erstmal gut aufgehoben, und sie hat nur eine niedrige Schwelle.
Allerdings kannst du dort vermutlich kein Medikament verschrieben bekommen. Ein AD ist hilfreich, um die Symptome zu lindern und die kreisenden Gedanken zu durchbrechen.

Lg und mach's gut, deine Puk
legac/
Beiträge: 17
Registriert: 4. Mai 2008, 04:25

Re: Was nun?

Beitrag von legac/ »

habe es nun wirklich einmal geschafft zumindest einen termin zu einem erstgespräch in einer guten woche zu ergattern. bin ja schon gespannt, die woche hat mich jedenfalls nun wie erwartet völlig aus der bahn geworfen.
KMB
Beiträge: 54
Registriert: 21. Feb 2007, 09:46

Re: Was nun?

Beitrag von KMB »

Hallo Legac.

Ich kenne mich weder mit der ärztlichen Regelung in Österreich aus, noch mit den dortigen Unistrukturen.

Generell würde ich mir ebenfalls einen anderen Hausarzt aussuchen, nichts gegen deinen Vater, aber ich bin der Meinung, dass du zumindest in der nächsten Zeit nicht so einfach über den eigenen Schatten springen kannst um dich ihm als Patienten ganz zu öffnen. Es gibt auch mehere Themen, bei denen man sich eine gewisse Distanz zum behandelnden Arzt wünscht.

Desweitern, wie andere schon gesagt haben, einen Fachmenschen (Psychologen, Therapeuten etc. - entsprechende Fachrichtungen werden oft von einem Hausarzt empfohlen) zu rate ziehen.

Und, warum gönnst du dir nicht ein Semester lang Pause? Ich denke schon, dass dich das zur Zeit massiv in deinem Studium behindert, ganz geschweige davon, dass die seelische Belastung sich auch auf den Körper manifestieren kann.
Ich z.B. bin über einen längeren Zeitraum krankgeschrieben worden, weil nichts mehr ging, und habe mich dann für 1 Semester beurlauben lassen.

Meine nächste Frage wäre, weißt du viell. einen Grund bzw. hast zumindest eine Ahnung, warum du dir selbst soviel Druck bereitest?
Das könnten z.B. Zukunftsängste sein.
Aber ich möchte dir da auf keinen Fall etwas in den Mund legen.

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute.

Liebe Grüße.
Onn
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